THEMA: Humphrey Bogart meets Coco Chanel
15 Mär 2016 08:02 #423571
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  • eggitom am 15 Mär 2016 08:02
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Hallo Hanne

herzlichen Dank für die Blumen :) Nachdem ich euch ein Jahr lang habe sitzen lassen, ist es nur selbstverständlich, dass ich fertig schreibe, so schnell es meine Zeit zulässt.
Hanne schrieb:
...hatten im Gegenteil zu Euch, ein Zusatz-Massage Zelt mit zwei Liegen...Hanne
Hatten wir auch, aber während unserer Massagezeit stand nur eine Masseurin für die Arbeit ausserhalb zur Verfügung. Dann hätte sie uns nacheinander massieren müssen, und dafür hatte sie zuwenig Zeit. Zudem: Wenn wir uns schon zusammen zur Massage anmelden, wollen wir das auch gemeinsam erleben. Deshalb der Umzug ins Zentrum. War ja auch nicht weit zu gehen.

Gruss
Thomas
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15 Mär 2016 08:21 #423575
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  • Sanne am 15 Mär 2016 08:21
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Lieber Thomas,

ganz lieben Dank fürs Weiterschreiben, ich bin dann mal wieder schnell aufgehüpft, der Bericht gerade zu Tembe kam genau zur richtigen Zeit ;)

Viele Grüße
Sanne
"Der letzte Beweis von Größe liegt darin, Kritik ohne Groll zu ertragen." Victor Hugo
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17 Mär 2016 22:06 #424034
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Mittwoch, 5. November 2014: St. Lucia

Irgendwann nachts muss ich auf die Toilette und sehe eher zufällig den Mond am wolkenlosen Himmel. So bin ich nicht ganz überrascht, als ich am Morgen aus dem Fenster schaue: Völlig entgegen der gestrigen Wetterprognose lacht uns die Sonne aus einem stahlblauen, wolkenlosen Himmel entgegen.

Wir machen Frühstück und sind kurz nach acht an der Reception, um uns nach den Waltour-Aussichten für morgen zu erkundigen. Heute morgen hat Debbie Dienst, eine ältere, resolute Dame mit einem grauen Rossschwanz und einer beeindruckenden Bassstimme.

Sie erkundigt sich und bucht für morgen 06:00h (!) eine Waltour für uns. Wenn wir via Kreditkarte bezahlen wollen, müssen wir ins Büro von St. Lucia Safaris, andernfalls können wir bei ihr bezahlen. Wir entscheiden uns für ersteres und machen die Verlängerung unseres Aufenthaltes um eine zusätzliche Nacht mit ihr ab. Sie verspricht, die Unterlagen bis am Abend bereitzustellen: Wir sollen jetzt einfach los und den Tag geniessen.

Bei St. Lucia Safaris wollen sie dann doch einen Teil als Barzahlung und sind schliesslich mit ZAR 500 zufrieden; der Rest geht auf die Kreditkarte. Dann fahren wir Richtung Isimangaliso Wetland Park los, bezahlen die Eintrittsgebühr und rollen den ganzen Vormittag lang durch eine wunderschöne grüne Küsten- und Dünenlandschaft. Links von uns ist der Lake St. Lucia, rechts sieht man von diversen Aussichtspunkten aus das Meer. Tiere sehen wir nicht allzuviele, aber diejenigen, die wir vor die Linse bekommen, geben mit dieser Umgebung ein prächtiges Bild ab.

























Beim letzen Loop – die Loops sind immer nur in einer Richtung befahrbar - kommt uns plötzlich ein ein Auto entgegen. Der Fahrer begrüsst uns beim kreuzen, ich achte aber nicht weiter darauf, grüsse zurück und fahre vorbei. Einen Kilometer weiter ist die Fahrt zu Ende: Ein umgestürzter Baum blockiert die Strasse, und zwar mitten im Wald, wo wenden unmöglich ist! Also fahre ich ein paar hundert Meter zurück, schalte dann den Allrad ein und wende bergauf im Unterholz. Dann fahren wir die Strecke zurück und warnen das ca. halbe Dutzend Autofahrer, die uns entgegenkommen.





Etwas nach Mittag sind wir im Cape Vidal Camp. Entgegen der Behauptung des Beamten am Eingangsgate, im Park gebe es keine Einkaufsmöglichkeiten, hat es hier einen Shop, in welchem man auch etwas zu essen kaufen kann. Wir kaufen einen Mars-Ersatz und eine Packung Biscuits, melden bei der Reception des Campings die blockierte Strasse, was dankend entgegengenommen und an die Ranger weitergemeldet wird. Dann legen wir uns an den weissen Sandstrand und geniessen die Sonne, die allerdings mehr und mehr hinter einer schwarzen Wolke verschwindet. Ruth macht einen Versuch im Meer, kommt aber schnell zurück: Es ist noch ziemlich kalt.



Als es gegen zwei Uhr plötzlich zu regnen beginnt, packen wir zusammen. Schon fünf Minuten später beim Auto hat sich die Regenwolke allerdings in nichts aufgelöst. Wir fahren trotzdem zurück, denn wir wollen ja noch einkaufen.

So gemütlich wie wir hergefahren sind, geht es auch zurück und immerhin sehen wir auf dieser Fahrt noch ein Rhino und zwei Hippos. Nach dem Einkauf richten wir uns vor unserem Häuschen gemütlich ein, nehmen ein Savannah und ein paar Knabbereien, lesen und schreiben Tagebuch. Ich reinige meine Objektive und die Kamera, weil ich heute plötzlich Flecken auf einigen Bildern entdeckt habe. Zumindest provisorisch sieht das Resultat gut aus; wir werden ja morgen bei Tageslicht sehen, ob das stimmt.



Gegen sechs Uhr geht Ruth unter die Dusche und setzt dann das Spaghettiwasser auf den Herd. Nachdem ich auch geduscht habe, verdrücken wir den Rest des angebrochenen Spaghettipacks – natürlich viel zu viel! Während des Essens klingelt plötzlich mein Handy und ich befürchte schon, dass die Tour morgen abgesagt wird. Es ist aber „nur“ Patrick Ioset, der etwas zum Volleyball wissen möchte und natürlich nicht daran gedacht hat, dass ich in den Ferien bin.

Nach dem Essen studieren wir an unseren Möglichkeiten für die letzten drei Tage herum. Ithala Game Reserve ist zu weit; Imfolozi würde gehen. Ruth liest sich noch durch die diversen Badeorte zwischen hier und Durban.

Gegen acht Uhr wollen wir noch über die Strasse einen Espresso trinken und kurz ins Internet gehen, aber das Café hat geschlossen. Fahren wir halt mit dem Auto die Strasse runter zu Rick’s. Fehlanzeige, auch geschlossen. Dann halt zurück, weiterlesen, Tagebuch fertigschreiben und schon bald ins Bett, denn morgen müssen wir früh aus den Federn.
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Letzte Änderung: 17 Mär 2016 22:10 von eggitom.
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20 Mär 2016 17:37 #424262
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Donnerstag, 6. November 2014: St. Lucia

Der Handywecker würde uns zuverlässig wecken, wenn wir nicht schon wach wären. Der Himmel ist bedeckt, aber es hat wenig Wind und es regnet nicht.

Die beiden Gesellschaften, die hier die Waltouren anbieten, haben direkt gegenüber dem Stockiesdraai noch ein kleines Büro und dort ist auch der Treffpunkt. Zwei Personen sitzen schon da; dem Eintrag in der Liste zufolge sind es Deutsche. Später tauchen noch fünf weitere Leute auf, darunter eine Bernerin.

Kurz nach sechs Uhr taucht ein Pick-Up mit einem langen, gedeckten Anhänger auf, in welchem vorne eine Anzahl Regenjacken hängen. Er bringt uns an den Strand hinunter, wo ein Traktor den Anhänger übernimmt und uns über die Dünen hinweg zum Boot schleppt. Dort kriegt jeder eine Regenjacke und eine Rettungsweste verpasst, dann steigen wir ins Boot.







Der Kapitän ist Holländer, wird Dutchman, Dutch oder Skip genannt. Der Rest der Besatzung besteht aus einem jungen Afrikaner. Dutch erklärt das Vorgehen: Mit einer langen Stange stösst der Traktor das Boot in die Brandung, wo die beiden Aussenborder übernehmen und uns über die Brandungswellen hinausbringen sollen. Gut festhalten ist also angesagt. Und dann erklärt er noch ein wichtiges Detail: „This is inside my boat, this outside. Inside, outside. So if you get sick: Please outside!“

Foto- und weitere Taschen werden in einem Fach unter der Sitzbank untergebracht und dürften nach Dutch’s Einschätzung auch dort bleiben, denn die See ist ziemlich rauh und es sieht nach Regen aus. Und die Kamera ruinieren will ja keiner.

Und dann geht’s los: Der Traktor stösst uns ins Wasser, die Aussenborder brüllen auf, ein paar kräftige Hüpfer und wir sind draussen. Allerdings geht die Hüpferei draussen weiter, denn die Wellen sind ziemlich hoch. Mit Höchstgeschwindigkeit brettern wir die Küste entlang zur „Nursery“, einem etwas ruhigeren, flacheren Stück, wo er eine Mutter mit Baby zu finden hofft. Nach gut zehn Minuten drosselt er das Tempo und zeigt voraus: Eine Gischtwolke zeigt an, dass dort ein Wal am blasen ist. Und dann folgen wir eine gute halbe Stunde dieser Buckelwalmutter mit Baby, welches rund alle sechs Minuten zum Atmen auftauchen muss. Die Mutter würde es locker eine halbe Stunde aushalten.

Fotografieren oder Filmen liegt nicht drin: Das Meer ist so unruhig, dass immer wieder eine Welle über Bord schwappt. Und von oben öffnet Petrus immer wieder die Schleusen, so dass meine Hose binnen kurzem klatschnass ist – aber sobald es zu regnen aufhört, ebenso schnell wieder trocken.

Sukzessive nähert sich die Walmutter mit ihrem Sprössling unserem Boot. Dutch erklärt: An sich wird das Boot als Walmännchen wahrgenommen, welches für das Junge eine Gefahr darstellt. Gleichzeitig klingt es nicht wie ein Walmännchen, also kann man sich vorsichtig nähern um dem Nachwuchs zu zeigen, dass das Ding da nicht gefährlich ist.

Kurz bevor wir umdrehen, wird mir doch endgültig übel, aber ich mache vorbildlich das, was der Chef vorher verlangt hat: outside! Dann geht es mir wieder gut. Zurück geht’s im gleichen Tempo wie vorher oder noch schneller, denn mit den Wellen schlägt das Boot viel weniger auf. Vor der Küste bremst Skip kurz ab, erklärt wie wir an Land kommen, donnert dann volle Pulle auf’s Ufer los, hebt die Aussenborder im letzten Moment aus dem Wasser und rauscht mit der verbleibenden Energie problemlos auf den Sand hinauf. Abrupter Stop und auf Wiedersehen!

Da schon die nächste Gruppe wartet, kann ich das Startprozedere von aussen filmen, habe die Kamera also nicht umsonst mitgenommen.



Zurück ins Dorf bringt uns der Traktor. Beim Office, wo wir gestern gebucht haben, hält er an und schickt uns noch einmal hinein: Die Kreditkartenbuchung muss offenbar noch erledigt werden. Da ich meinen Geldbeutel nicht dabei habe, vertrösten wir die Dame auf später.

Nach dem Frühstück fahren wir denn auch sofort noch einmal hoch, begleichen unsere Schulden und drehen dann um, die Hauptstrasse hinunter zum Ezemvelo KNZ Büro, wo wir versuchen, im Hluhluwe-Imfolozi für die restlichen drei Nächte eine Unterkunft zu finden. Keine Chance, alles fully booked. Also fahren wir erst mal hinunter zum Strand und wandern üb er den Boardwalk, sehen zwei Krokodile und den Traktor, der gerade die nächste Gruppe nach ihrer Rückkehr aufsammelt.













In unserem Häuschen studieren wir Unterkunftsmöglichkeiten in der Nähe des Parks und stossen auf das Hluhluwe Backpackers. Die im Reiseführer angegebene Telefonnummer ist aber ungültig. Also geht Ruth an die Reception und sucht Hilfe. Debbie erklärt ihr aber, dass sie keine solchen Anrufe machen darf und schickt sie ein Büro weiter. Und dort geschieht dasselbe mit nächster Station Post und Telefonkarte… woraufhin Ruth wieder ins Häuschen zurückkommt. Ich selber lege mich derweilen einen Moment hin, denn ich bin plötzlich stinkmüde. Kaum eingeschlafen, schrecke ich hoch und glaube im ersten Moment, es sein Morgen früh und ich hätte die Tour verschlafen!

Nächster Versuch: Im Café gegenüber gibt’s Free Wifi sowie einen wirklich grossartigen Cappuccino und ein leckeres Muffin. Die richtige Telefonnummer ist einigermassen schnell herausgefunden und Ruth reserviert ein Doppelzimmer mit kleiner Küche für die restlichen drei Nächte. Dann schaue ich noch schnell in meine Mails: 72 ungelesene Mails, aber die meisten sind Kommentare zu einem Tagebuch im Namibia-Forum.

Ruth hat vorgestern bei der Herfahrt ausserhalb von St. Lucia ein „Cultural Village“ gesehen und Debbie bestätigt das. Also fahren wir dorthin und lassen uns während einer guten Stunde in Gebräuche und Traditionen der Zulu einführen. Den Abschluss machen mehrere Tänze, wozu wir ebenfalls beitragen dürfen. Beine werfen kann ich auch, was mir den Respekt der Zulu-Tänzer einbringt!








Gewisse Kulturen haben schon etwas für sich ... :whistle:



Dann geht’s zurück und an den Pool, denn mittlerweile scheint tatsächlich die Sonne! Ruth kauft vorher noch schnell Frühstück für morgen ein.

Gegen Abend fahren wir zum Pub des St. Lucia Ski Boat Club und geniessen die Abendstimmung über dem Estuary bei einem Sundowner. Nachtessen auf der gegenüberliegenden Strassenseite im Braza, dem portugiesisch angehauchten Restaurant direkt neben dem Ocean Basket. Zwischen den beiden Häusern scheint ohnehin eine enge Zusammenarbeit zu bestehen, denn da wird frischfröhlich über Kreuz serviert. Mein Rind ist so medium, wie ich es gewünscht habe und zart und Ruth’s Fisch ist ebenfalls nicht übel. Nicht wirklich first class, aber gut, und die Bedienung lässt nichts zu wünschen übrig. Und der Fleischspiess am Haken, den sie servieren, sieht auch lecker aus.

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Letzte Änderung: 20 Mär 2016 17:44 von eggitom.
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21 Mär 2016 12:37 #424368
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Für diejenigen, die allen Widrigkeiten zum Trotz bis hierher ausgehalten haben, folgt heute die Auflösung des Titels (bitte nicht enttäuscht sein...)

Freitag, 7. November 2014: St. Lucia – Hluhluwe

Frühstücken, zusammenpacken, abrechnen. Noch während wir die letzten Dinge im Auto verstauenh, beginnen die Angestellten mit Besteck zählen!Allerdings verabschiedet sich Debbie ganz herzlich von uns (von Ruth sogar mit einer Umarmung), ohne das Resultat abzuwarten.

Zuerst Richtung Mtubatuba, dann nordwestwärts auf der R618 fahren wir direkt zum Nyalazi Gate und dort in den Hluhluwe Imfolozi Park; dies allerdings nicht, ohne für einen Elefanten zu bremsen, der die Strasse überquert. Bei der Reception melden wir uns an; trotz Wild Card muss ich aber den Bestätigungsbrief aus dem Auto holen, weil sie noch nicht am System angeschlossen sind und die Karte nicht lesen können! Als wir zum Auto zurückkommen und einsteigen wollen, werden wir von einer Angestellten ganz energisch unter das Dach gescheucht: Ein Elefantenbulle in der Must, der am Wasserloch unten stand, hat offenbar an etwas Anstoss genommen und ist mit flatternden Ohren in unserer Richtung unterwegs. Als sich plötzlich nichts mehr bewegt, schaut er noch einen Moment, und dreht dann ab.





Das Nyalazi Gate ist in der Mitte zwischen den beiden Parkteilen. Da wir für heute Abend ja in der Nähe des Memorial Gate reserviert haben, welches den nördlichen Ausgang aus dem Hluhluwe bildet, fahren wir zuerst südwärts in den Imfolozi-Teil. Die geteerte Strasse ist in einem miserablen Zustand; streckenweise sind die Schlaglöcher so zahlreich oder so breit oder zumeist beides, dass man nicht darum herum kommt. Erst hinter dem Mpila Camp, wo die Strasse in Schotter übergeht, wird das Fahren etwas angenehmer.

Über verschiedene Loops fahren wir den südlichen Teil einigermassen ab; teilweise durch Buschland, teilweise durch Steppe. Grössere Flächen sind abgebrannt; den Grund dafür habe ich schon vor den Ferien gegoogelt, aber nichts richtiges herausgefunden. Elefanten, Giraffen, viele Nashörner (!), diverse Vögel und mehr sind die Ausbeute.











Gegen 14:00 fahren wir zurück Richtung Gate und machen einen Abstecher zum Memorial Center. Habt der Park bisher keine Erinnerungen an 2002 wachgerufen, so ist es hier anders: an den runden Souvenir-Pavillon erinnern wir uns noch genau, der Rest ist uns ebenfalls fremd. Soviel zum menschlichen Erinnerungensvermögen! Um es vorwegzunehmen: Im Hlhuhluwe-Teil wird es uns genau gleich gehen!

Unter der R618 durch, welche die beiden Parkteile voneinander trennt, wechseln wir nordwärts in den Hluhluwe-Teil. Nach der ersten Kurve sieht Ruth in einem Stück Wiese einen Geparden, welcher mit den Resten seiner heutigen Hauptmahlzeit (Impala) beschäftigt ist. Der erste Gepard der diesjährigen Reise: man schlage KTP 2011 nach, wo wir an einem Tag gleich fünf Stück gesehen haben!





Die geteerte „Hauptstrasse“ ist auch hier teilweise in einem miserablen Zustand, was einige Autofahrer nicht daran hindert, in übersetztem Tempo durchzubolzen. Was die hier sehen wollen, ist mir schleierhaft.

Auch hier bekommen wir vornehmlich Rhinos zu sehen. Es ist unglaublich, aber es scheint das Jahr des Breitmaulnashorns zu sein! Natürlich sehen wir auch andere Tiere: Zebras, Giraffen, Impalas, Nyalas, aber die Menge an Rhinos überrascht doch auch hier.







Kurz vor fünf Uhr fahren wir beim Memorial Gate aus dem Park und finden nach einem ersten vergeblichen Versuch das Hluhluwe Backpackers. Was wir da aber zu sehen bekommen, ist nicht wirklich erste Sahne: Ein zwar einigermassen sauberes, aber heruntergekommenes Gebäude in „freier Wildbahn“ ohne irgendwelche Sicherheitsmassnahmen. Das Zimmer ist klein und spartanisch eingerichtet, Dusche und Küche sind in separaten Räumen. Und wir wären die einzigen Gäste. Dankend verzichten wir und fahren weiter Richtung Hluhluwe (das Dorf, nicht der Park).

Eingangs Hluhluwe stossen wir auf das in Ruth’s Reiseführer erwähnte Protea Hotel, welches einen sehr gepflegten Eindruck macht. Hat der Torwächter noch zuversichtlich gemeint, wir werden auf jeden Fall etwas kriegen, klingt es an der Reception anders: Fully booked! Sie hat aber eine Lösung: Im Fever Tree Guest House ganz in der Nähe seinen eventuell noch Zimmer frei. Und sie ruft auch gleich dort an, kriegt eine Zusage und erklärt uns den Weg. Unsere Frage, ob wir am Buffet teilnehmen können (denn eingekauft haben wir ja nichts), wird zustimmend beantwortet.

Nach einigem Herumsuchen finden wir das Haus dort, wo es sein sollte – man muss halt auf der richtigen Strassenseite suchen! – und klingeln am Gittertor. Zuerst tut sich nichts, dann kommt eine Dame ungefähr in unserem Alter und öffnet uns. Drinnen werden wir von zwei kleinen Hunden begrüsst: HUMPHREY BOGART und COCO CHANEL! Die Dame, die geöffnet hat, stellt sich als Tracey vor und zeigt uns das Zimmer: Hier bleiben wir!




Humphrey Bogart und...



Coco Chanel!

Auf unsere Frage nach dem Nachtessen rät uns Tracey ab: Das Buffet im Protea sei die ZAR 190 nicht wert. Wir können aber für ZAR 120 bei ihr an den Tisch sitzen; es gibt einen Dreigänger. Dann stellt sie uns auch noch Alec, ihren Mann sowie zwei anwesende Freunde, Justin und Sharon vor.

Während wir unter der Dusche stehen, sorgt Alec für Biernachschub und dann werden wir ohne weiter Umstände an den runden Tisch im Garten zum Sundowner komplimentiert. Und von da an gehören wir zur Familie.

Übrigens: Als wir von unserem Abenteuer mit dem Hluhluwe Backpackers erzählen, lachen Tracey und Alec. Vor ein paar Jahren sei das tatsächlich eine gute Adresse gewesen, aber inzwischen sei es völlig heruntergekommen. Vor ein paar Jahren wollten sie es dem Besitzer abkaufen, aber er gab es nicht her. Und inzwischen haben sie das Fever Tree gekauft und zu einer guten Adresse gemacht.

Eigentlich wäre das Nachtessen für ca. 19:30h geplant, aber plötzlich erhält Tracey einen Anruf vom Flugplatz in Richards Bay. Zwei Schwedinnen, welche für eine eine Stage bei einem Aids-Präventionsprojekt hergekommen sind und hier ein Zimmer haben werden, stecken dort fest: Der Abholdienst, den sie organisiert haben, ist nicht gekommen. Also setzen sich Alec und Justin in Alec’s Auto und holen die beiden ab: Eine Stunde hin, eine zurück.

Gegen halb zehn sind sie dann tatsächlich mit den beiden jungen Damen da; wir haben uns die Zeit mit Bier und Gesprächen vertrieben. Sharon ist OP-Schwester; für Gesprächsstoff zwischen den beiden Frauen ist also gesorgt. Und Justin führt einen Farm, auf welcher 32 geistig behinderte Personen betreut werden.

Während des Nachtessens gehen die Gespräche weiter: Auch Tracey und Alec wissen vieles zu erzählen. Tracey war unter Anderem Wahlkampfmanagerin der südafrikanischen Politikerin Helen Suzman.

Noch vor dem Nachtessen hat uns Tracey übrigens gefragt, ob sie uns ein Frühstück zum einpacken vorbereiten soll. Nehmen wir natürlich gerne an!

Und nach dem Essen sind alle müde, denn Tracey steht in der Regel um fünf Uhr auf!
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21 Mär 2016 21:31 #424476
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Samstag, 8. November 2014: Hluhluwe

Nach einer gut durchschlafenen Nacht kriegen wir morgens um halb sieben einen Tee und auch das Picknick-Frühstück ist bereit. Tracey und Alec wollen mit Justin und Sharon in die Mkuze Private Game Reserve. Und wir machen uns westwärts auf Richtung Hluhluwe. Dort klappern wir alle verfügbaren Loops ab und sehen und erleben schon so Einiges: Einen jungen Kampfadler (hoffentlich liege ich richtig), den ich sehr schön im Flug erwische, jede Menge weitere Rhinos, darunter drei, welche auf der Strasse lustwandeln, einen Verkehrsstau wegen eines einzelnen Elefanten...











Beim ersten Picknickplatz vernichten wir das grosszügige Frühstück: Müesli mit Joghurt, dick belegte Sandwiches und drei Muffins. Und den Tee dazu machen wir uns natürlich selber, denn wir haben ja immer noch unseren Camper.

Nach dem Frühstück fahren wir westwärts weiter, immer den Loops nach, denn die sind nicht asphaltiert = keine Schlaglöcher. Die Ausbeute: Büffel, zwei Hammerköpfe an einer Furt, ein prächtiger Wiedehopf. Später fahren wir an zwei Giraffen heran, welche ganz danach aussehen, als möchten sie dasselbe tun, wie die Löwen vor ein paar Tagen. Aber offenbar mögen sie Voyeure nicht so gern...









Irgendwann am Nachmittag im iMfolozi dann DAS HIGHLIGHT der diesjährigen Ferien: Ein neugeborenes Impala-Baby liegt im Busch und macht soeben seine ersten Aufsteh- und Gehversuche, kräftig unterstützt von der Mama! Die ersten Versuche enden mit einem Sturz auf die Nase oder sogar einem Überschlag. Dann klappt’s irgendwann: Es steht mit zitternden, weit gespreizten Beinen da und fällt beim ersten versuchten Schritt – pardon – gleich wieder auf die Schnauze. Irgendwann bleibt es dann tatsächlich stehen, torkelt je länger je sicherer der Mama nach in den sicheren Busch und verschwindet.



Meine Frau verdrückt vor Ergriffenheit ein paar Tränen; ich komme nicht dazu, weil ich ca. eine Viertelstunde lang pausenlos filme. Danach habe ich einen Krampf in beiden Armen, aber der ist es mir mehr als wert!

Später auf dem Sontulu Loop sehen wir noch drei Löwinnen, von welchen eine ihre verletzte Pfote leckt. Und dann viele Giraffen, Nyalas und Elefanten. Und als wir auf der Rückfahrt zusammenzählen, was wir so an Rhinos gesehen haben, kommen wir auf gegen 40 Stück. Gut, einige davon mögen wir mehrfach gesehen haben, aber trotzdem... Der einzige, der sich immer noch vor uns versteckt, ist der Leopard.











Als wir am Abend im Fever Tree das Impala-Video herumzeigen, sind alle begeistert; so etwas zu erleben, ist schon einmalig.

Dass wir eine weitere Nacht hier bleiben, ist schon abgemacht. Nach den Dingen, die uns von Mkuze erzählt werden, wollen wir morgen auch dorthin. Und am Montag fahren wir dann direkt vom Fever Tree aus nach Durban zum Flughafen; die Zeit reicht längstens aus.
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