Hallo alle zusammen,
nun ist schon wieder ein paar Tage mehr als gedacht vergangen und es wird Zeit, endlich den nächsten Routenabschnitt in Angriff zu nehmen. Susi hat schon mit mir gemeckert
.
Tag 14, Freitag 20.09.2013: vom Sirheni Bushveld Camp zum Pafuri River Camp
Der letzte Tag im Krüger bricht an. Kommende Nacht werden wir schon jenseits des Zaunes schlafen. Damit geht der wichtigste Abschnitt unserer Reise zu Ende
. Aber für uns steht schon längst fest, dass dies nicht der einzige Besuch des KNP bleiben wird
.
Wir wollen früh losfahren und sind kurz vor sechs Uhr am Gate. Der Ranger glänzt immer noch durch Abwesenheit. Schließlich haben wir keine Lust mehr hier herumzustehen und schauen uns das Gate näher an. Das Vorhängeschloss ist nicht eingerastet und das verstehen wir als Aufforderung, nicht länger auf die "Schlafmütze" zu warten
.
Auf der S57 fahren wir direkt zur H1-7, die uns weiter nach Norden bringen wird.
Das erste Highlight des Tages wartet nicht mal eine Stunde nach dem Verlassen des Camps auf uns:
Mitten in der gelb-bräunlichen Landschaft sehen wir zwei Bäume, die durch ihr kräftiges Grün einen schönen Kontrast bilden. Wir haben Zeit und halten kurz für ein Foto an.
Die Bilder sind im Kasten und ich will weiterfahren. Susi erzählt plötzlich etwas von Löwen, die ein Stück weiter rechts von den Bäumen im Gras liegen sollen. Die Arme: Der Wunsch nach Katzen ist jetzt so groß, dass ihr Trugbilder vorgegaukelt werden
. So muss es Menschen in der Wüste kurz vor dem Verdursten gehen. Trotzdem werfe ich einen Blick durch das Fernglas und kann es nicht glauben: Noch ein ganzes Stück hinter unseren Bäumen ist in einer kleinen Senke ein Wasserloch zu sehen. Und drum herum faulenzen fünf Löwen! Wie hat Susi die gesehen??? Egal… weg mit dem Fernglas und her mit dem Tele!
Wir freuen uns wie die Schneekönige: Da stehen wir mutterseelenallein mitten auf der H1-7 und können in aller Ruhe „unser eigenes“ Löwenrudel beobachten. Wir versuchen herauszubekommen, wie viele Tiere zum Rudel gehören. Da ein gemächliches Kommen und Gehen herrscht, ist das nicht so einfach. Hin und wieder verschwinden Familienmitglieder in der Senke und im angrenzenden Busch. Zwei Löwen und ungefähr fünf Löwinnen dürften es sein.
Nach einer Weile hält ein Auto neben uns und fragt, was wir beobachten. Die südafrikanische Ehepaar staunt nicht schlecht
: Good eyes – well spotted
. Aber die Großkatzen sind ihnen zu weit entfernt und sie fahren nach ein paar Minuten weiter. Auch wir machen uns eine Weile später auf den Weg. Viel schöner kann der Tag nicht anfangen.
Wir wollen noch einen Abstecher nach Punda Maria machen und biegen auf die S58 ab, um über die H13 zum Camp zu fahren. Eigentlich wollten wir hier unsere letzte Nacht im KNP verbringen. Aber die Zelte im Punda Maria waren schon ausgebucht und die anderen Unterkünfte klangen nicht so verlockend. Trotzdem sind wir neugierig, wie uns die Zeltunterkünfte gefallen hätten. Schließlich werden wir irgendwann noch mal wieder kommen
Bevor wir ins Camp hinein fahren, fahren wir noch den kleinen Loop (S99) von rund 20 Kilometern, der um das Camp herum führt. Die vielen verschiedenen Bäume machen den Weg interessant.
Es müssen ja nicht immer nur Katzen sein, die Begeisterung hervorrufen (ich denke cfm 2010 stimmt uns dazu
). Wann nimmt man sich schon die Zeit, in aller Ruhe die Flora um einen herum bewusst und in aller Seelenruhe zu genießen? So bummeln wir den Weg entlang und erfreuen uns an Farben und Formen. Hin und wieder sehen wie ein paar Affen und verschiedene Vögel….
(Graulärmvogel-Grey Go-away-bird)
(Haubenperlhuhn-Helmeted Guineafowl)
(Hammerkopf-Hamerkop)
(auch Miley Cyrus war vor Ort
)
Langweilig? Kein Stück
!!
Immer öfter sehen wir Geier über uns hinweg fliegen.
Zunächst denken wir uns nichts dabei und fahren weiter. Aber es werden immer mehr und schließlich haben wir ja vor langer Zeit Karl May gelesen. Daher wissen wir, dass es neben den gefährlichen Finanzgeiern auch gefiederte gibt und eine größere Anzahl auf ein größeres verendetes Tier hindeuten könnte. Die Pad führt genau in die Richtung, in der wir nun etliche Vögel kreisen sehen. Und wir haben tatsächlich Glück: Ein paar Kilometer weiter sehen wir einen toten Kudu nur rund 20 Meter neben der Fahrspur gut sichtbar liegen. Auf ihm und um ihn herum zanken sich rund ein Duzend Aasfresser. Es herrscht ein ständiges Verdrängen, Gehacke und Gezeter. Der Kadaver ist noch ziemlich frisch, nicht einmal aufgebläht. Eine Geier bearbeiten den Kopf, den wir nur schlecht sehen können. Andere haben sich den Weg zu den Gedärmen durch die Afteröffnung gebahnt und verschwinden immer tiefer in dem Körper, wenn sie neue Fleischfetzen herausreißen. Nichts für sensible Zuschauer (also wer das nicht sehen mag jetzt bitte runterscrollen
). Aber ein faszinierendes Schauspiel.
Dann fahren wir die letzten paar Kilometer nach Punda Maria. Vor dem kleinen Laden lassen wir das Auto stehen und sehen uns ein wenig um. Mit einem Eis in der Hand gehen wir zu den Zeltunterkünften weiter. Die gefallen uns auf Anhieb und sind gedanklich schon für die nächste Tour gebucht. Anschließend geht’s weiter Richtung Norden, unaufhaltsam dem Ende unseres Besuchs im KNP entgegen.
(nochmal ein bisschen Landschaft...)
(...ein bisschen Flora)
(...und noch mal ein paar Tiere)
So ganz mögen wir uns noch nicht trennen und biegen auf die S63 ab, um die letzte Gelegenheit für einen kleinen Abstecher zu nutzen. Die Rest Area soll noch aufgrund der Überflutungsschäden gesperrt sein, haben wir gehört. Trotzdem versuchen wir es, im Zweifelsfall drehen wir halt um. Es ist jedoch kein Problem, bis zu dem Picknickplatz zu fahren. Hier ist einiges los. Etliche Feuer brennen und der Duft von gebratenem Fleisch liegt in der Luft.
Unten im Wasser schauen wir eine ganze Weile einem einzelnen Elefanten zu, der eifrig dabei ist, die Uferböschung abzutragen.
Wir entschließen uns, die 63 weiterzufahren, weil wir zum Crooks Corner wollen. Doch irgendwann ist die Straße dann doch gesperrt und wir müssen zurückfahren.
(letzte Impressionen aus dem grünen Norden des Parkes)
Nun ist der erste Teil unseres Urlaubs unwiderruflich zu Ende und wir verlassen den Park durch das Pafuri Gate.
Es ist nur ein vorübergehender Abschied, da sind wir uns einig. Ich hätte nicht gedacht, dass mir der Park so gut gefällt. Da war am Anfang schon ein gewisses Maß an Skepsis, genährt durch Berichte von ungemütlichen großen Camps mit Massenabfertigung und Autorudeln bei den gesichteten Tieren mit ähnlichem Verhalten, wie es unsere gefiederten Freunde vor ein paar Stunden an den Tag gelegt haben. Umso größer ist unsere Freude darüber, wie sich der Park uns gegenüber präsentiert hat. Natürlich ist man hier nicht alleine unterwegs, aber um diese Jahreszeit hat man nicht das Gefühl, durch einen überfüllten Park zu fahren.
Gleich hinter dem Tor biegen wir links ab zum Pafuri Rivercamp.
Wir fahren eine ganze Zeit lang direkt am Zaun entlang und haben das Gefühl, uns auf der falschen Seite zu bewegen. Das Camp ist schon eine Nummer für sich. Unsere Betten sind mit einer Gewebeplane zeltartig überspannt und liegen sozusagen im ersten Stock, erreichbar über eine kurze Stiege.
(das Dusch und Klo"häuschen")
Unter drunter befindet sich die „Freiluftküche“. Affensicher mit Maschendraht befestigt, ausgestattet mit Spüle, Kochgelegenheit und einer riesigen Kühltruhe, die wir jedoch nicht nutzen, weil ich mir beim Öffnen sicher bin, dass drinnen schon manches Tier gestorben ist. Davon abgesehen ist alles in bester Ordnung. Wir kaufen zwei Packungen Eis und kühlen unsere Sachen halt in unserer Kühltasche und Kochtöpfen, die wir dafür zweckentfremden
.
Abends genießen wir das leckere Essen im Camp. Wir sitzen mit einer Gruppe von fünf Österreichern an einem langen Tisch in einer Art Boma. Eine originelle Truppe mit einem nach Capetown ausgewanderten „Rübezahl“ und – gegensächlicher geht es kaum – drei Damen aus Wien, die ein wenig etepetete wirken und so viel Natur pur kaum fassen können.
(Susi hat einen neuen "Kerl" Namens Bonsai
)
Nach dem Essen gehen wir durch die Dunkelheit zurück zu unserer Unterkunft. Während wir gegessen haben, hat jemand mehrere Petroleumlampen angezündet, die unser kleines Camp jetzt geradezu romantisch beleuchten. Wir setzen uns noch ein wenig vor unsere Unterkunft und lassen den Tag mit einem Gin Tonic ausklingen.
Susi gelingt es noch, eine knuffige Klein-Flecken-Ginsterkatze (Small- Spotted Genet) zu fotografieren.
Dann entern wir zu unseren Betten auf und schlafen tief und fest.
Gefahrene Kilometer: 192
Kosten der Unterkunft: 1.000,00 ZR inkl. Frühstück und Abendessen
Viele Grüße
Michael