THEMA: Von Elefanten gejagt, von Katzen verlassen
27 Mai 2013 00:46 #289869
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  • erdferkel am 27 Mai 2013 00:46
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Wenn ihr nur den Reisebericht ohne Kommentare lesen wollt, bitte auf die Sonne klicken!

Nach unserem Madagaskar-Erlebnis 2012 hatten wir uns für 2013 noch nicht reif gefühlt, eine sofortige Fortsetzung der Knäckebrot-Saga in Angriff zu nehmen. Wir wollten uns noch ein bißchen Zeit geben, die Erlebnisse zu verarbeiten. Eigentlich wollten wir 2013 nicht mal nach Afrika, sondern im weitesten Sinne in Europa bleiben. Bis an einem Dezemberabend faustgroße Schneeflocken vom Himmel rieselten und wir uns gerade vorstellten, bei so einem Wetter bibbernd vorm Zelt auf dem Campingplatz zu sitzen, während wir nach Schneehippos und Gletschergiraffen Ausschau halten... also doch wieder nach Afrika. Moose machte sich an die Planung und so zimmerten wir eine Reise durch Südafrika zusammen, die uns von Johannesburg zu den Drakensbergen, St. Lucia, Hluluwe Imfolozi, Krüger, Panoramaroute, Mapungubwe und Marakele bringen sollte.

Der günstigste Flug (obendrein mit einer A380) geht mit Air France über Paris Charles de Gaulle. Den Marathon (1x durchs Irrwegweiserlabyrinth um den Flughafen laufen, dann 1x mit dem Bus drumherum fahren, dann noch 1x mit dem Flugzeug drumherum zur Startbahn rollen) kannten wir ja schon. Pustekuchen. Nachdem wir unseren Zubringer aus Berlin-Tegel verlassen, laufen wir nur wenige Minuten durch eine hyperfuturistische Landschaft aus Betontunneln entlang, die an das Centre Pompidou, einen Jean-Michel-Jarre Plattencover oder eine Kulisse für einen Star Trek Film erinnert, ohne uns zu verlaufen. Unser Weg führt uns in eine riesige, nagelneue, gläserne Halle mit Wellness-Bereich und Gourmet-Kiosken, vor der unser Flugzeug draußen schon bereit steht. An den Sitzreihen (aus Holz!) in der Halle befinden sich Ladesteckdosen fürs Handy, WiFi gibt es auch. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus - CDG ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Im Vergleich dazu kommt uns Berlin-Tegel wie ein DDR-Campingplatz mit Plumpsklo vor. Provinzieller ist eigentlich nur noch Windhoek (Antananarivo lassen wir hier mal außer Konkurrenz).

Erstaunlich ist auch der Flug, dessen Beginn wir rein zufällig an den draußen vorbei rasenden Gebäuden bemerken, weil die Triebwerke selbst bei Startschub nur ein leises Säuseln von sich geben. Als wir am nächsten Morgen aufwachen, begrüßt uns Afrika mit diesem grandiosen Ausblick:



Es ist der Zambezi, die Flugroute führt über Livingstone.
Letzte Änderung: 20 Jul 2014 19:45 von erdferkel.
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27 Mai 2013 19:53 #289951
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Unser fliegendes Kreuzfahrtschiff spuckt uns in Johannesburg in einen modernen, sauberen, großen Hauptstadtflughafen aus. Die Warteschlange bei der Einreise erscheint endlos, wird aber in atemberaubendem Tempo von zahllosen fleißigen BeamtInnen abgearbeitet. Der Einreisestempel fährt mit einem satten Zack zielgenau herab auf eine freie Stelle in meinem Reisepass, wie der Schnabel eines Geiers auf die Reste eines Gnukadavers. Wir sind wieder da. Auch das Aufgabegepäck ist wohlbehalten mit uns gekommen.

Einen Mietwagen haben wir von zu Hause aus gebucht. Da man für unsere Route kein 4x4-Geschoss braucht, aber ein normaler Straßen-PKW mir vor zwei Jahren auf dem Swartberg-Pass schon sehr grenzwertig erschien, haben wir uns für einen Daihatschihatsu Terios entschieden, ein Mini-SUV.

Nachdem wir Schlüssel und Papiere in Empfang genommen haben, laufen wir durch die riesige Garage und suchen unseren fahrbaren Untersatz. Moose erblickt ein knallrotes Auto und meint "na schön doof, wer den abbekommt, da laufen doch gleich die Tiere weg". Wir gehen weiter und finden unser Auto nicht und denken uns "bitte lass es nicht den roten sein, bitte nicht den roten, bitte nicht den roten, bitte nicht den ro... Schei..!" Es ist der rote! Wie peinlich! :blush: Warum haben sie nicht gleich noch Fußballmuster oder ein Hello Kitty Dekor draufgeklebt?

Hier ist unser feuerrotes Spielmobil, mit außen montierter GoPro-Kamera, um ein paar Episoden unserer Fahrt auch filmen zu können:



Nach anfänglichen Versuchen mit Innenmontage sind wir auf die Idee gekommen, dass man die Spiegelung und Verzerrung beim Filmen durch die Windschutzscheibe dadurch vermeidet, dass man die Kamera außen :woohoo: anbringt, dem Saugnapf ist es schließlich wurscht, ob er auf der Innen- oder Außenseite halten muss:



Ohne Dachreling hätte ich mich das allerdings nicht getraut: an dieser binden wir den Saugnapf mit einer Wäscheleine fest und fixieren das etwas unbeholfen mit Duct Tape, damit die Kamera nicht auf die Straße fällt, wenn er sich mal lösen sollte. Er hat sich übrigens nie gelöst, sondern das ganze Geschüttel prima überstanden. Allerdings gab es Versuche, die Kamera zu entwenden:



Zum Glück haben wir aufgepasst. Das Auto hat auf der Reise die unangenehme Eigenschaft entwickelt, das Kondenswasser der Klimaanlage in den Beifahrerfußraum zu entsorgen, sodass bei längerer, langsamer Fahrt Moose regelmäßig mit Überschwemmung zu kämpfen hatte. Das war aber eigentlich auch die einzige negative technische Eigenschaft (von dem ästhetischen Problem der Farbe abgesehen). Ansonsten ist das Auto fantastisch, mit dem kurzen Radstand und der Bodenfreiheit auf beinahe-Bakkie-Niveau kommen wir überall sicher über Stock&Stein, der enge Wendekreis macht Manöver möglich, bei denen ich mein Fahrrad schon rückwärts schieben würde. Nur wenn wir mal Landstraße fahren, heißt es bei jedem Überholmanöver "Ruhe bewahren, Luke... die Macht ist mit Dir!". Der durchzugsschwache Benziner sorgt dort für Nervenkitzel, wo Elefanten und Rhinos fehlen.

Immerhin hat während der Fahrt das Rot noch einen netten Braunton dazu bekommen:



Zumindest die vegetarischen drei der Big Five haben sich von der Farbe nicht stören lassen...
Letzte Änderung: 17 Jul 2013 20:00 von erdferkel.
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28 Mai 2013 18:34 #290096
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Hallo Ihr Lieben,

wir freuen uns sehr, dass Ihr alle mit dabei seid. Das spornt uns an! :woohoo:
Kostproben der Gopro wird es geben. Versprochen. Aber das wird noch etwas dauern... Mit der Bitte um Geduld.
Wir werden Euch viele Fotos zeigen, die eine oder andere Geschichte erzählen, und unsere Reise so auf diese Weise noch ganz laaange nachbrennen lassen.

Hier noch mal der Vollständigkeit halber unsere Tour, damit Ihr wißt, worauf Ihr Euch einlaßt. :whistle:

28.04.13 Royal Natal NP - Berghouse and Cottages
29.04.13 Royal Natal NP - Berghouse and Cottages
30.04.13 St. Lucia - Lodge Afrique
01.05.13 St. Lucia - Lodge Afrique
02.05.13 St. Lucia - Lodge Afrique
03.05.13 Hluhluwe iMfolozi - Mpila camp
04.05.13 Hluhluwe iMfolozi - Mpila camp
05.05.13 Swaziland – Hlane NP - Ndlovu Camp
06.05.13 Krüger NP - Biyamiti
07.05.13 Krüger NP - Biyamiti
08.05.13 Panorama-Route - Graskop: Zur alten Mine
09.05.13 Panorama-Route - Graskop: Zur alten Mine
10.05.13 Krüger NP - Olifants
11.05.13 Krüger NP - Mopani
12.05.13 Krüger NP - Mopani
13.05.13 Krüger NP - Punda Maria
14.05.13 Krüger NP - Punda Maria
15.05.13 Mapungubwe - Leokwe
16.05.13 Mapungubwe - Leokwe
17.05.13 Marakele - Tlopi Tented Camp
18.05.13 Marakele - Tlopi Tented Camp –
19.05.13 Abflug

Liebe Grüße,

Moose.
Letzte Änderung: 17 Jul 2013 17:40 von MooseOnTheLoose.
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28 Mai 2013 21:59 #290141
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Nachdem wir unseren Elefantenscheucher feuerrotes Spielmobil beladen und mit Handy zum navigieren verkabelt haben, wagen wir uns in den Verkehr, Richtung Drakensberge. Der erste Versuch, sich in die richtige Richtung einzufädeln, geht schief, unser Osmand (das Navigations-App auf dem Handy mit open street map Karten) sucht noch verzweifelt nach Satelliten, weil er immer noch denkt, er sein in Berlin, und schon sind wir auf einem großen Verkehrsknoten und verlieren völlig die Orientierung, bis sich unser elektronisches Helferlein gefangen und einmal um den Airport herum in die richtige Richtung gelenkt hat. Puuuh.

Unterwegs decken wir uns mit den absolut lebensnotwendigsten Nahrunsmitteln (Biltong, Droewors und Wasser) an einer Tankstelle ein. Den schönen Imbiss-Stand ignorieren wir, weil wir uns an unsere Zeit vor zwei Jahren erinnerten, als man an den Landstraßen auf der Garden Route in diesen schönen Farmstalls einkehren konnte, mit Kaffee, Scone + Clotted Cream. Leider mussten wir feststellen, dass es die hier in der Gegend nicht gibt. So halten wir notgedrungenermaßen wieder an einer Tankstelle und kehren bei Wimpy ein, bestellen uns unbedarfterweise jeder einen Cheeseburger. Das bunte 3D-Labyrinth nebenan sieht genauso aus wie die Kinderspielplätze einer amerikanischen Fast Food-Kette. Den Cheeseburger hätte ein Bulettenmonteur auf einem Wannsee-Ausflugsdampfer auch nicht schlimmer hinbekommen, nur die süß-saure Soße ruiniert ihn endgültig :sick: Fairerweise muss man sagen, dass man bei Wimpy gut frühstücken kann, Kaffee und Spiegeleier sind einwandfrei, wie wir später herausgefunden haben.

Die Landschaft wird immer öder, wir fahren durch eine vollkommen konturlose Prärie, es sieht irgendwie aus wie Saskatchewan oder Sachsen-Anhalt. Wir fahren irgendwo auf der Strecke noch mal von der Fernstraße herunter, kaufen in einem namenlosen Ort Proviant für die Wanderung morgen. Die Bäume haben bunte Blätter, ein sehr seltsamer Anblick für Afrika, aber richtig, wir haben ja Herbst hier!

Über eine üble Baustellenstrecke nähern wir uns schließlich den Drakensbergen, genießen einen wunderschönen Blick bei goldenem Sonnenschein (Fotos gibt's leider keine, wir wollten einfach nur noch ankommen) und finden dann im letzten Dämmerungslicht unsere Unterkunft, Berghouse Cottages, eine halbe Autostunde vom Royal Natal National Park entfernt. Die Entscheidung, nicht im Park zu übernachten, war goldrichtig, zum Torschluss hätten wir es garantiert nicht mehr geschafft. Wir beziehen eine gemütliche Hütte, das Abendessen wird uns aufs Zimmer gebracht und gut gesättigt gehe ich noch mal mit Kamera und Stativ raus auf die Wiese, wo mich ein weißes Pony misstrauisch anschnaubt, und genieße den Blick bei Vollmond in die Drakensberge:

Letzte Änderung: 17 Jul 2013 20:00 von erdferkel.
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Der nächste Morgen weckt uns mit schönstem Wetter und mit dem ersten Tageslicht stapfen wir schon über die Farm und begrüßen die Berge, die Hunde, die Ponys und die Pferde.



Dieser vorwitzige kleine Kerl hat es uns besonders angetan. Nur nicht zu weit von Mama weglaufen, aber ein bißchen neugierig sein muss man schon!



Der Anblick der Berge war phantastisch in dieser frühen Morgenstunde. Da kann man schon mal vergessen, dass man eigentlich so früh wie möglich zur Wanderung aufbrechen wollte. Huch, schon 7 Uhr? Das Frühstück wird gleich auf unser Hüttchen gebracht...

Letzte Änderung: 17 Jul 2013 17:44 von MooseOnTheLoose.
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Früh aufstehen hat seine Vorteile: im goldenen Morgenlicht haben wir einen umwerfenden Ausblick in die Drakensberge:











und die Gegend drumherum:





Das macht uns Vorfreude auf die Wanderung zur Tugela Gorge... :woohoo:
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