Fortsetzung Tankwa Karoo Elandsberg / Leuberg 4x4 Trail
Nach einer sehr warmen Nacht ist Heute Morgen Frühstück im Häuschen angesagt. Der abgedeckte Pool wimmelt heute von Bienen und Mäusen. Sie tun uns nichts (die Bienen) und halten sich schwerpunktmäßig nur dort auf.
Den heißen Tag verbringen wir wieder mit Nichtstun. Gegen 14:00 Uhr starten wir dann in Richtung des heutigen Ziels, dem Leuberg 4x4 Trail. Die Beschreibung hörte sich bis auf eine angeblich sehr steile Abfahrt am Ende ganz easy an.
Zuerst geht es die altbekannt Rüttelpad in Richtung NP Office, dann biegen wir nach Rechts auf eine kleine Pad ab.
Die 50 KM von Elandsberg bis zum Beginn des Tracks führen uns durch absolut einsame, wunderschön gebirgige Wüstenlandschaft. Hier ist außer uns weit und breit niemand.
Der Weg ist gleichzeitig auch die Zufahrt zum Varschfontain Cottage, das kurz nach dem allerletzten Abzweig zum Leuberg 4x4 Trail liegt.
Auf dem Weg dorthin sehen wir ganz überraschend eine Herde Red Hardebeest, in weiter Entfernung rennt eine Herde Bergzebras vor uns weg. An einem Wasserloch sind Baboons und Springböcke. Mit Tieren hatten wir hier gar nicht gerechnet. Die Sandpad führt dann noch an einem weiteren rietbewachsenen Wasserloch vorbei, in dessen Nähe die Reste einiger alter Lehmhäuser stehen.
Dann erreichen wir den Abzweig zum 4x4 Trail.
Zuerst ein Kindergeburtstag, nach einer Biegung stehen wir dann aber plötzlich vor einem größeren Sandkasten. Er ist ziemlich tief ausgefahren und geht einige Meter bergauf. Das geht ja noch, aber an der oberen Kante sind mehrere ordentliche Felswacker freigefahren. Da wir nicht mit Sand gerechnet hatten und plötzlich etwas aufgeregt sind, denke ich natürlich nicht an den Reifendruck und schon gar nicht ans Fotografieren. Kerstin will direkt umkehren, weil es hier echt einsam ist. Verschiedene Südafrikaner hatten uns eh für etwas verrückt gehalten. Ein einigermaßen normaler Einheimischer würde wohl nicht Mitten im Sommer in die Wüste fahren.
OK, mit so einem Sandkasten habe ich bisher keine Erfahrung. Mit Anlauf bleibe ich zweimal stecken, kann das Auto aber im Geländegang locker wieder rückwärts herausfahren. Beim dritten Versuch klappt es dann. Ich nehme mehr Schwung und rausche zackig über die Felswacker.
Der treue Nissan hüpft mit ächzenden Blattfedern über die Felsen, ohne das ich irgendwas wichtiges zerstört habe. Uff, geschafft ! Nach einigen hundert Metern kommt dann eine Strecke mit übel spitzen Steinen. Als normaler Asphaltfahrer hält man das für unpassierbar, das Auto ruckelt mit äußerster Gelassenheit drüber. Unsere Wirbelsäulen werden hier etwas gelockert. Jetzt wird es spannend. Im Internet hatte ich die hügelige Auffahrt schon gesehen. Das sah harmlos aus.
Jetzt geht es beängstigend steil bergauf. Auf den Photos kommt das übrigens nicht annähernd rüber.
Vom Beifahrersitz kommt ein sehr eindringlicher Befehl:
Kerstin : „Hier werden wir NICHT hochfahren !
Carsten : „Willst Du zurück über die spitzen Steine und die felsige Sandgrube?“
Kerstin : „NEEEEIN !!!“
Carsten: „Wir fahren da jetzt hoch ! „
Also Geländeuntersetzung rein und schön gleichmäßig losfahren. Am Ende des ersten Hügels sehen wir nur noch Himmel ! Keine Ahnung wie die Pad weitergeht. Also Aussteigen und nachschauen. Ah, etwas Rechts und gerade runter.
Dann das Gleiche noch zwei oder dreimal und wir stehen auf dem höchsten Hügel. Eigentlich kein Problem, aber wir haben so etwas eben noch nie gemacht und fragen uns so langsam, was noch auf uns zukommen wird ! Warum tun wir überhaupt so etwas ??? Jetzt stehen wir erstmal vor einer seeeeehr steilen Abfahrt. Also erst einmal die schöne Aussicht geniessen, dann läuft Kerstin den Weg herunter. Sie möchte mich bei der Abfahrt filmen.
Ich entschließe mich für den zweiten Gang und die Geländeuntersetzung und merke schnell, das der zweite Gang einer zu viel ist. Ich erinnere mich an die 4x4 Tipps im Forum, bremse ganz vorsichtig und rausche tendenziell einige KM zu schnell an meiner bleichen Frau vorbei.
Auf dem Film ist hauptsächlich Himmel und Erde zu sehen. Über den Ruf von Kerstin „BREEEEEEEMS“ lachen wir uns inzwischen kaputt.
Der Rest der Strecke ist bequem zu fahren und führt in einem großen Bogen zurück zu dem Wasserloch und dem verlassenen Dorf.
Für Offroadfreaks ist der Trail sicher keine große Herausforderung, für uns war es wieder eine neue Erfahrung. Das nächste Mal würden wir da auch locker durchfahren. Etwas stolz über das Geschaffte geht’s weiter in Richtung der verlassenen Siedlung Nahe des Wasserloches. Dort halten wir an. In totaler Stille laufen wir einige Meter zu einem kleinen Gräberfeld.
Es ist sauheiß. Ohne Wasser hätte man hier keine große Lebenserwartung.Von was haben die Menschen hier wohl gelebt ? Im Fenster eines halb zerfallenen Hauses entdecke ich eine große Eule, die aber leider sofort das Weite sucht.
Nach kurzer Zeit geht es die 50 KM zurück nach Elandsberg. Die Fahrt auf den Elandsberg-Viewpoint brechen wir ab, da es wieder sehr ruckelig über zahlreiche spitze Steine geht. Das hatten wir Heute genug.
Nach dem kleinen Abenteuer schmeckt das Savannah besonders gut ! Unser kleiner gefiederter Freund ist auch wieder da und leistet uns Gesellschaft. Es gibt Heute Speckwürstchen, selbst eingelegtes Rindersteak, griechischen Salat und Gemsquash mit Knobibutter.
Beim Auspacken der garen Gemsquash merke ich, daß ich das Anstechen vergessen hatte. Angeblich können die Dinger dann explodieren. Also lasse ich beim Auspacken aus der Folie äußerste Vorsicht walten und steche das pralle Ding von der mir abgewandten Seite an.
Mit lautem Zischen verabschiedet sich ca. ein Drittel des Fruchtfleisches in einem lauten Zischen aus dem kleinen Kürbis. Echt lustig und Gott sei Dank ist auch dieses kleine Abenteuer gut ausgegangen ! Ich sah uns schon mit den heißen Kürbisbrocken im Gesicht schreiend durch die Wüste rennen. Der Diemersfontain Voignier ist ein würdiger Wein für unseren letzten Abend in Elandsberg.
Wir hatten hier genug Zeit, um in Afrika anzukommen. Ein wunderschöner, einsamer Platz.
Die Unterkünfte bewerte ich am Ende des Berichtes.