Hallo ihr Lieben,
tut mir leid, dass ihr so lange warten musstest. Die Woche war leider völlig voll gestopft. Dafür gehts die nächsten Tage hoffentlich umso schneller weiter.
Noch eine kurze Anmerkung zu meinen Fotos: Die sind natürlich qualitativ nicht immer berauschend. In diesem Fall hab ich sie aber auch nicht mit dem Anspruch ausgewählt, euch die schönsten Motive zu zeigen sondern Fotos, die die Stimmung der Reise am besten einfangen.
Liebe Grüße und einen schönen Restsonntag
Marie
16. Mai 2007 – Balule
Meine erste und einzige Aufgabe als Master Of Administration ist der Weckdienst am nächsten Morgen für alle Teilnehmer. Auf dem Programm steht ein Morning Bushwalk und es ist verflucht früh. (Wie früh, verrät mir meine Erinnerung leider gerade nicht mehr. Es dämmert auf jeden Fall.) Beim Verlassen des Spinnen-verseuchten Zeltes stellt sich heraus, dass meine Dienste überflüssig sind – alle anderen sind vor mir aufgestanden. Ups! Also schnell zwei Tassen Kaffee schütten und ein bisschen Zwieback knabbern, dann geht’s los. „Schnell“ ist sowieso das Stichwort unserer Reise: Erasmus hat das Talent immer ein wenig Hektik zu verbreiten, selbst dann, wenn es gar nicht nötig ist.
Das Balule Game Reserve
Zu Fuß steigen wir mit ihm und unserem lokalen Guide (dessen Name mir leider auch entfallen ist. Mein Gedächtnis wird alt.) hinab ins Flußbett. Große Tiere sehen wir zwar nicht, dafür lernen wir eine Menge über
poo von verschiedenen Tieren – Hyänenkot ist weiß – und sehen Spinnen in Erdlöchern und beeindruckend großen Netzen. Außerhalb meines eigenen Wohnbereichs mag ich sie eindeutig lieber.
Zurück im Camp gibt es erst einmal Frühstück, obwohl es in diesem Fall eher Brunch ist. Bis zum Nachmittag, an dem unser heiß ersehnter erster Gamedrive stattfinden soll, haben wir frei. Ich erwäge kurz mich noch eine Runde schlafen zu legen, ziehe dann aber doch die Gesellschaft meiner Mitreisenden der meiner achtbeinigen Mitbewohner vor. Wir verbringen den Mittag damit, das Wasserloch zu beobachten und (nicht-alkoholische!) Kaltgetränke zu konsumieren. Die Tierausbeute ist abgesehen von einem Impala, Warzenschweinen und ein paar Vervet Monkeys eher gering. Die Stimmung innerhalb der Gruppe ist hingegen ganz hervorragend, tatsächlich ist Erasmus' Prognose „in a few days you'll be family“ ziemlich genau eingetroffen.
Trotzdem versucht unser Guide die Dynamik unter den Teilnehmern mit ein paar Ratespielchen weiter anzutreiben. Beispiel: Wir müssen fragen „Can I go to Paris/USA/Timbuktu (
=beliebige Stadt oder Land)?“ und er antwortet mit Yes oder No. Ziel des Ganzen ist es, herauszufinden, wann er sich für ja und wann für nein entscheidet. Im Endeffekt ist die Lösung sehr trivial: Sagt man „Can I go to
ääähm Paris?“ lautet die Antwort Ja. Entscheidend ist also nicht der Zielort selbst, sondern der seltsame Laut den man macht, während man überlegt. Klingt simpel und doof, lässt aber einige von uns (hauptsächlich mich und Adam) ziemlich verzweifeln und die Zeit im Fluge vergehen.
Am frühen Nachmittag geht es dann im offenen Safarifahrzeug endlich auf Tour. Alle sind hibbelig und Grinsen still in sich hinein. Offensichtlich bin ich nicht die Einzige, für die Tierbeobachtungen der Hauptreisegrunde waren. Balule liegt im Gebiet des Greater Kruger und ist hochoffiziell Big Five Gebiet. Allerdings ist das Gebiet dort stark verbuscht und die Tiere relativ scheu. Aber als Overlander-Reisender hat man ja nicht so hohe Ansprüche.
Das Fahrzeug ruckelt auf kaum vorhandenen Wegen durchs Gelände und als erstes kommt uns eine Giraffe – wenn auch gut versteht hinterm Gebüsch – vor die Linse. „That's like Jurassic Park“ sagt Karen und tatsächlich trifft es das Gefühl, wenn man das erste Mal Auge in Auge mit dem Giganten ist, ziemlich gut.
Kurz darauf treffen wir auf eine Gruppe von drei Büffeln. Die majestätischen Tiere sind sehr nah und im Wagen macht sich ehrfurchtsvolles Schweigen breit. Die großen Jungs werfen uns allerdings nur einen kurzen, desinteressierten Blick zu. Kurz darauf wird es dunkel. Zeit für einen Sundowner, obwohl von der Sonne hinter Büschen und Wolken nicht viel zu sehen ist. Luxuriöse Cocktails gibt es hier übrigens nicht – wir begnügen uns mit Cola und Bier. Vom restlichen Drive gibt es leider keine Bilder mehr. Erasmus gelingt es aber noch, kurz bevor wir umkehren müssen, eine Elefantenkuh mit ihrem halb erwachsenen Kälbchen aufzuspüren. Und bei der Heimfahrt entdecken wir in der Nähe des Camps noch eine African Civet – das ist zwar kein Gepard, macht mich aber trotzdem ziemlich glücklich. Später können wir sogar noch vom Camp aus beobachten, wie sie im Gebüsch auf Jagd ist.