THEMA: Südafrika im November 2010
02 Jan 2011 14:02 #167741
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Tag 10
Wir haben tief und fest geschlafen und waren wieder vor dem Wecken auf. Kühl war es heute morgen, den Pulli habe ich lieber gleich angezogen. Aber das sanfte Licht und der Duft des frühen Morgens waren genial. Auf ging es zum letzen drive. Kaum waren wir los gefahren, holte ich schon die Fleecejacke raus, ein frischer Fahrtwind wehte. Wir trafen auf einige vierbeinige Frühaufsteher, die sich über die staubfreien Blätter hermachten.

Dann sahen wir sie wieder: Die 3 Löwen vom Vorabend. Diesmal in Begleitung der Dame ihrer Herzen. Sie hatten wohl eine lange Nacht gehabt, alle dösten und öffneten gerade mal ein halbes Auge, um zu sehen, wer kam. Die Löwin stand auf, nur um sich drei Meter entfernt wenig elegant in den Sand zu schmeissen und tief Luft zu holen. Anstrengend, so ein Löwenleben... Die Bäuche waren wieder prall gefüllt und es sah sehr nach Verdauungsschlaf aus.













Stirnglatze drehte sich in Zeitlupe von einer Seite auf den Rücken, verharrte so, streckte alle viere in die Luft, sah uns auf dem Kopf stehen und blinzelte ein paar mal. Die Beine wurden langsam schwer und mit einem herzhaften Gähnen drehte er sich auf die andere Seite. Ansonsten passierte nichts, die vier waren einfach nur faul. Wir überlegten, ob es Sinn machen würde noch zu bleiben, hatten aber nicht das Gefühl, dass irgendwelche action in greifbarer Nähe wäre. Also verabschiedeten wir uns. Kaum hatten wir einige Büsche zwischen uns gebracht, da kam es von hinten - ein gewaltiges Brüllen aus mehreren Kehlen. Andrew schaltete den Motor aus und uns lief es kalt den Rücken runter, so laut war das Brüllen. Oh Mann, die Situation hatten wir nun verpasst! Wir fuhren aber auch nicht zurück, um noch mal nach zu sehen. Mit dem Brüllen noch im Ohr fuhren wir still weiter.

Mir wurde kalt, ich holte mein Stirnband raus. In der Morgensonne sahen wir sie wieder - Impalas, Bushbuck, Impalas. Auf einer großen freien Fläche stiessen wir dann auf die „grumpy old men“. 10 Büffel mit mächtigen Schilden, gezeichnet vom Leben im Busch. Irgendwie schien die Stimmung nicht so gut zu sein, sie gingen immer wieder in Scheinangriffshaltung aufeinander zu. Einer sonderte sich ab, kam aber auch immer wieder zur Gruppe zurück und suchte offensichtlich Streit. Dann sahen wir den Grund dafür: Ihm fehlte der Schwanz am Ansatz. Das sah gar nicht gut aus! Die Wunde war völlig verkrustet, Blutspuren waren auf seinem Hintern zu sehen, Oxpecker machten sich an der Kruste zu schaffen. Auf dem Rücken hatte er noch zwei weitere große Wunden, dazu etliche frische Krallenspuren. Und sein Blick war alles andere als gemütlich... Seine Schmerzen konnten wir nur zu gut erahnen. Es gab einige Keilereien, die Schädel knallten aufeinander. Wir fuhren noch ein Stück weiter weg, die Herren waren zu schlecht gelaunt. Erst als der verletzte Büffel sich wirklich von der Gruppe entfernte, trat Ruhe ein. Was aus ihm wohl inzwischen geworden ist...

Mittlerweile war mir so kalt, dass ich auch noch meine Regenjacke angezogen habe. Als Krönung kam dann noch mein beanie dazu - alles zusammen war sicher der letzte Schrei der „game drive haute couture“, aber wenigstens wurde mir jetzt wieder warm.
Wir fuhren noch einmal zum Sand River, bauten unseren Kaffeetisch auf und genossen einen heissen Ranger Special. Die Sonne kam durch die Wolken und schien auf eine Gruppe Hippos im Fluss. Ein Wooly-necked Stork stakste am Ufer entlang und Pied Kingfisher stürzten sich ins Wasser. Ein schönes, friedliches Bild. Auf unserem weiteren Weg begegneten wir noch 2 White Rhinos mit einem Kalb, die zuerst eine ganze Weile neben uns her grasten und sich dann entschlossen mitten auf dem Weg stehen zu bleiben, um die Morgensonne zu geniessen. Uns blieb nicht anderes übrig, als es ihnen nach zu machen.

Und dann kam sie noch einmal, die kleine Überraschung. Am Wegrand stand ein Gestell mit einer Waschschüssel, Jahrgang Diamantengräberzeit. In der Schüssel lagen eisgekühlte Erdbeer-Smoothies - lecker! So gestärkt machten wir uns auf zu einem letzten kurzen Fußmarsch zurück zur Lodge. Immer noch warm angezogen. Die Dusche an diesem Tag war seit langem mal wieder eine heisse und das üppige Frühstück schmeckte bei den kühlen Temperaturen noch besser. Der Abschied von Andrew und Eric war ausgesprochen herzlich mit Umarmung und Küsschen. Wir hatten eine tolle Zeit zusammen! Wir taten uns schwer, den Tisch zu verlassen, denn nun hiess es Koffer packen. Wir waren so voller Eindrücke, merkten aber auch, wie anstrengend die Tage gewesen waren. Und die Augen waren so müde...
Ihr ahnt es - hier würden wir jederzeit wieder her kommen, die Sichtungen der Tiere waren Spitze und die Tage waren für uns jeden ihrer vielen Cent wert!

Um 11.00 waren wir startklar. Gift und Leisha verabschiedeten uns mit einem Snack-Paket voller Leckerchen für die Fahrt und los ging es. Jetzt zeigte das Thermometer nur 25° - was für ein Unterschied zu den letzten Tagen. Darüber waren wir nicht zu traurig, denn uns stand ein langer Fahrtag bevor. Zuerst sagte aber auch unser Hippo im dam noch Good Bye und kurz vor dem gate kamen wieder die 3 großen Elefantenbullen auf uns zu.





Sie blieben stehen, beäugten uns und alle waren unentschlossen, wer denn nun zuerst unsere Kreuzung passieren solle. Als alle 3 dann die Ohren aufstellen und die Rüssel hoben fuhren wir weiter, denn wir wollten nicht riskieren, hinter ihnen eventuell lange auf dem Weg fest zu sitzen.

In Hazyview nahmen wir im KUKA noch einen letzten Abschieds- Cappu. Der Service dort war von anderer Art. Alle Mitarbeiter liefen emsig hin und her, sahen aber geflissentlich durch uns hindurch. Nach gefühlten 10 Minuten griff ich mir dann einen Schürzenzipfel um endlich zu bestellen, was bei der jungen Dame einen ziemlichen Schreck auslöste. Wir waren alle traurig, dass unsere gemeinsamen Tage nun zu Ende gingen, beschlossen aber, dass das nächste Wiedersehen nicht zu lange hin sein solle. Und es gibt ja noch so viel zu sehen... Beim Abschied drückten wir dann alle eine Träne weg und fuhren unserer Wege.

Wir zwei hatten den langen Weg nach Ermelo vor uns. Über Nelspruit, Barberton und Badplaas ging es durch abwechslungsreiche, grüne Landschaften nach Süden. Der Himmel war verhangen, es gab einige Schauer. Es war Sonntagnachmittag und kaum Verkehr. Unterwegs gab es einige Sonntagsmärkte am Straßenrand, hier liefen die Geschäfte gut. Die Straße war teilweise gut, teilweise voller Schlaglöcher, die den Beifahrer immer wieder aus dem Schlummer rissen. In Lochiel änderte sich Alles. In diesem Nest empfing uns das pralle Leben. Es machte den Eindruck, als sei gerade der erste Container seit Monaten mit frischen Lebensmitteln angekommen. Das ganze Dorf und alle aus mindestens 20km Umkreis waren auf den Straßen, ein jeder schwer bepackt. Und wir hatten Megastress mit Katrin. „Biegen Sie rechts ab... Biegen Sie rechts ab...“ Dem habe ich heftig widersprochen. Denn das sah mir gar nicht geheuer aus: Es ging nur in schmale, löcherige Trampelpfade zwischen wackeligen Hütten. Die Wege sahen aus, als ob wir nach 50m fest stecken würden. Aber mein Schatz wollte da reinfahren - Katrin wird sich schon auskennen... Da fahren wir nicht rein... Es kann nur eine von euch Recht haben... Ja, und das bin ich jetzt!!! Schließlich hatte ich jahrelang gesagt, wo es lang ging - und das nicht schlecht. Hätte ich ihm gesagt, er solle da rein fahren - er hätte mich für verrückt erklärt. Und nun wollte er Katrin folgen. Hatten wir Zoff! Wir fuhren also mehrmals im Kreis in diesem Kaff ohne Hinweisschilder und waren irgendwann auf einer Piste Richtung Mbabane. Die wunderschönen Berge im Hintergrund halfen auch nicht. Falsche Richtung, zurück. Aber wo lang? Da sind wir auch schon gewesen... Also noch mal von vorne. Lochiel konnte man sicher in 3 Minuten durchfahren, wir irrten ca 30 Minuten umher, bis wir - von Zauberhand geleitet - auf die richtige Straße kamen. Daraufhin beschlossen wir, dass es wohl sinnig wäre, wenn wir uns parkenderweise noch mal genauer mit Katrin auseinander setzen würden.
Um 18.00 erreichten wir schließlich Ermelo und es fing an zu regnen. Unsere Unterkunft, das „West Street Guesthouse“, fanden wir problemlos. Dann wurde es komplizierter, denn die junge Mitarbeiterin der Nachtschicht konnte unsere Reservierung nicht finden. Wir heissen Sie? Unser - für Südafrikaner unaussprechlicher - Nachname half ihr auch nicht weiter. Aber kein Problem, sie zeigte uns unser Zimmer. Nur, das hatten wir nicht bestellt, wir wollten ein twin bed und kein double bed. Auch kein Problem, wir bekamen das nächste Zimmer. Das war ok, einfach, aber sauber und für eine Nacht sollte es reichen. Wenn man sich mit dem Motel-Charakter des Hauses anfreunden kann, dann ist es für einen Zwischenstop ok - mehr Zeit muss man hier nicht verbringen. Zumal während unseres Aufenthaltes ein Großteil des Hauses Baustelle war. Alle der ca 25 Zimmer werden renoviert. Zum Essen fuhren wir um die Ecke in die Stadt - die war wenig einladend: Im strömenden Regen, fast ohne Straßenbeleuchtung suchten wir ein Restaurant. Das ist an einem Sonntagabend im Hinterland nicht ganz einfach. Unser Bedarf, in der Dunkelheit lange durch die Gegend zu irren, hielt sich in etwa bei Null. Also sind wir im DROS eingekehrt. Das Essen war ok, wir waren eh noch ziemlich satt vom Angebot der letzten Tage. Zurück im Zimmer sind wir nur noch in die Betten gefallen und haben bis 6.30 geschlafen - Luxus!
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03 Jan 2011 16:31 #167874
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Tag 11
Die Koffer waren schnell im Auto verstaut. Der große Frühstücksraum war offensichtlich auch frisch renoviert und auf einem riesigen Buffet dampften alle möglichen Zutaten für ein englisches Frühstück. Die Auswahl war gut, allerdings war man hier auf Geschäftsreisende eingerichtet, alles hatte ein bisschen Kantinencharakter. Beim Auschecken fragten wir unsere Gastgeber noch nach dem besten Weg, denn wir hatten schon von unendlichen, zeitraubenden Baustellen auf den Hauptstrecken gehört. Um Baustellen würden wir nicht herumkommen, es wäre nur die Frage, wie viele wir davon mitnehmen wollten? Seit 5 Jahren würde um Ermelo herum gebaut, und wenn sie eines Tages fertig würden, dann könnten sie sofort wieder von vorne beginnen. Denn Ermelo liegt mitten im Kohle-Revier und im Schnitt rollen 2200 riesige Kohle-LKW durch die Stadt. Daher die riesigen potholes.

Wir machten uns also auf den Weg über Amsterdam, Piet Retief und Vryheid nach Harrismith. Als i-Tüpfelchen landeten wir 2 Minuten nach unserer Abfahrt in der ersten Baustelle. Der blanke Horror! Normalerweise sind Baustellen in Südafrika ja recht gut organisiert und abgesperrt, hier waren offenbar aber bloody beginnner am Werk. Von der Hauptstraße wurden wir auf eine bereits aufgebrochene Nebenstraße geleitet. Hier ging es ca 500m über Asphaltbrocken, Steine etc. Eine hohe Bodenfreiheit war von Vorteil. Dann mündete die Piste in einen Olympia-Pool: Vor uns lag eine riesige Pfütze unbekannter Tiefe, rechts und links Schlamm so weit das Auge reichte. Dem Regen der letzten Nacht sei Dank... Wir konnten nicht mehr zurück, da wir auf beiden Seiten von Erdwällen begrenzt waren und hinter uns bereits eine lange Schlange stand. Wir starrten also auf die Brühe vor uns und sagten beide nur „nie im Leben fahren wir da rein...“, denn der Kohle-LKW, der uns entgegen kam, versank bis zu den Achsen im Wasser. Aber wohin dann? Rechts daneben führte eine Schlammspur vorbei, in der sich erst mal ein bakkie festfuhr. Ok, das geht also auch nicht. Hinter uns stiegen mehrere einheimische Fahrer aus und schimpften wie die Rohrspatzen, was aber auch nicht wirklich half. Die Baustellenarbeiter neben uns scherte das Ganze überhaupt nicht. Daneben gab es noch eine Schlammspur, in die wir uns dann mutig hinein gestürzt haben und aus der wir mit etlichem Glitschen auch irgendwie wieder rauskamen. Geschafft! Aber nur so weit, denn nun kam die nächste Herausforderung: Unsere Piste führte eine Böschung hinunter auf die neu vorbereitete einspurige Fahrbahn. Die wäre wohl zu schaffen, aber von links kamen uns ununterbrochen LKW‘s entgegen. Es gab am anderen Ende offenbar niemanden, der den Verkehr regelte. Über die unten liegende Fahrbahn hinaus wären wir auch nicht gekommen, denn sie war wieder von einem Erdwall und Asphaltbrocken rechts begrenzt. Also warten, gucken, gemeinsam schimpfen. Alle Bauarbeiter starrten uns nur verständnislos an. Irgendwann erspähten wir am Ende dieser immerhin ca 1 km langen Piste eine Lücke und sind los gebrettert, denn unsere Nerven lagen mittlerweile ziemlich blank. Diese paar Meter hatten uns ca 30 Minuten gekostet, und wir hatten ja noch was vor an dem Tag. Die Sandpiste liess sich recht gut fahren, hinter uns fuhr eine lange Schlange her, wir erreichten die Hauptpiste und direkt danach einen unbeschrankten Bahnübergang. Von links kam ein Zug und wir hielten brav an. Der Zug hielt auch an - mitten auf dem Bahnübergang und der Lokführer stieg aus und scherzte volle 7 Minuten ausgelassen mit den Bauarbeitern!!! Wir haben beide nach unseren Beißhölzern gesucht und uns aus dem Auto heraus bei den am nächsten stehenden Arbeitern laut über soviel Unaufmerksamkeit und fehlende Koordination beschwert. Wohl wissend, dass Südafrikaner so was gar nicht gerne mögen. Aber der Frust musste augenblicklich raus. Mein Schatz gab dann Gas, nur um so schnell wie möglich aus dieser Stadt raus zu kommen. Wir versuchten danach, uns mit der schönen Landschaft um uns herum abzulenken, was auch recht gut gelang. Kleine Wölkchen am blauen Himmel, weite grüne Wiesen mit Blumen, Schafen und Rindern, dazwischen Getreidesilos, Kohle-LKW und potholes.





Die Bergkette um Swaziland bot einen schönen Hintergrund. Sehr idyllisch das Ganze. Aber langwierig und anstrengend war die Fahrt, denn durch die Abwechslung zwischen potholes und Baustellen kamen wir nur langsam voran und mussten sehr auf die Fahrbahn achten. Eine Fahrzeit von 9 Stunden für knapp 500km - das brauchen wir nicht jeden Tag.

Um 18.00 erreichten wir unsere Unterkunft "Amadudu" in Harrismith. Und es fing mal wieder an zu regnen. Kurzes Fazit zu Harrismith vorweg: Einmal und nie wieder! Hier ging so ziemlich alles schief, was irgendwie schief gehen konnte. Das Amadudu liegt in 3-Stein-Wurf-Weite von der N3, unser Zimmer mit Aussicht auf selbige. Ich gebe zu, bei der Auswahl der Unterkunft hatte ich nur nach einem großen Bett geschaut. Dass sie in diesem großen Land, außerhalb einer Großstadt direkt an der Autobahn liegen könnte, kam mir gar nicht in den Sinn. Unsere Gastgeberin hatte es ziemlich eilig uns abzufertigen und wir bezogen unser Zimmer. Und das Bett war doch zu klein. Es war mit 1,9m zwar extra lang, aber kein king size. Nachdem ich noch mal meine Buchungsunterlagen zu Rate gezogen hatte, wusste ich auch den Grund: Wir waren in Zimmer 6 und ich hatte Zimmer 5 gebucht. Leider war unsere Gastgeberin - ihren Namen haben wir vergessen - nicht mehr da, auch war sie telefonisch nicht erreichbar. Also mussten wir wohl mit dem queen size bed vorlieb nehmen.

Schnell machten wir uns fertig, um zum Essen in das von unserer Gastgeberin empfohlene Restaurant zu fahren. Die Stadt war mittlerweile ausgestorben. Und das Restaurant hatte geschlossen. Es machte auch nicht den Eindruck, dass dort an dem Abend noch etwas passieren würde. Ratlos standen wir auf einer der menschenleeren Hauptstraßen und überlegten, wen wir denn nun fragen könnten. Die schwarzen Jungs an der Tankstelle? Hm. Wir fuhren los und im Restlicht guckten wie in jedes Fenster. Kein Restaurant weit und breit. Eine Joggerin erklärte mir dann, zuerst etwas widerstrebend, dass es am Ortsrand das Bergview Centre mit einigen Restaurants gäbe. Das Bergview Centre entpuppte sich als eine Autobahn-Tanke, mit Wimpy‘s, Nando‘s, Mugg & Bean und - wie wir zu spät sahen - Spur. Das war eigentlich nicht das, was ich suchte, aber wohl alles, was die Stadt hergab. Bei Nando‘s wurden wir zumindest satt und sind schnell in unser Zimmer zurück gefahren.

Das Zimmer war ansonsten ja ok, aber das Haus war ein voll gestopftes Durcheinander. Am Unangenehmsten war der dreckige, übel riechende Teppichboden am Eingang, um den wir nicht herum kamen. Wir waren alleine im Haus und gingen früh ins Bett. Der heftige Regen dämpfte die Geräusche von der Autobahn und wir versuchten, uns im engen Bett zu arrangieren.
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04 Jan 2011 15:58 #167997
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Tag 12
Beim Frühstück teilten wir unserer Gastgeberin mit, dass ihre Restaurantempfehlung ein Flopp gewesen sei und dass wir ein anderes Zimmer gebucht hätten. Das geschlossene Restaurant konnte sie sich nicht erklären und von der Reservierung für Zimmer 5 wisse sie nichts. Sie hätte den Job vor wenigen Wochen erst übernommen und wechseln könnten wir auch nicht, denn Zimmer 5 sei für mehrere Wochen an einen Monteur vermietet... Nun wurde ich doch ungehalten, denn über solch eine Veränderung meiner Buchung möchte ich informiert werden, zumal ich ca 3 Wochen vorher noch mal nachgefragt hatte. Das folgende Frühstück war spärlich, abgemessen und nicht wirklich lecker. Unsere Gastgeberin verschwand schon wieder zu wichtigen Geschäften.

Und es goss in Strömen. Was tun an solch einem Tag in einem Kaff in wunderschöner Landschaft? Es soll doch ein Museum geben und die Town Hall soll man besichtigen können. Gesagt, gefahren. Die Town Hall und die Schilder der dortigen Municipality Tourist Information haben wir sofort gefunden. Aber wo war der Eingang? Alle Türen waren verschlossen. Wir fanden gegenüber ein Gebäude der Municipality und gingen rein, um nach zu fragen. In der Halle lümmelten einige Angestellte, ins Gespräch vertieft, auf Stühlen und ignorierten uns geflissentlich. Erst nach der dritten, lauteren Ansprache starrten sie uns mit aufgerissenen Augen an. Diese Touris waren aber hartnäckig! Ein stummer Fingerzeig schickte uns in die Tiefen der Halle an die Rezeption. Noch mal von vorne - wir suchen die Tourist Information. Die Lady hinter der Glasscheibe dort rief etwas, vermutlich auf Zulu, zu den Kollegen nach vorne, die aber nichts mitbekamen. Wir mussten einen heran holen, der daraufhin wiederum stumm über den Flur schlurfte und eine Tür öffnete. Wir gingen neugierig hinterher. Das war nicht die Info, das war das Kabuff des Hausmeisters. Der gute Mann bekam nun den Auftrag, mit uns nach draußen und über die Straße zu gehen. Nur um ebenfalls am verschlossenen Gitter der Town Hall zu rütteln. Wir kamen uns vor wie in einem Film und wussten nicht, ob wir lachen oder heulen sollten. Ein Wortwechsel zwischen einigen Schwarzen folgte, irgendwo war doch eine Tür im Zaun offen. Wir gingen zusammen hindurch und standen vor einer zerschlagenen Glaseingangstür der Town Hall. Na ja, sehr einladend! Diese Tür war nicht verschlossen, die dahinter liegende Tür war wieder verschlossen. Nun zuckte unser guide wortlos die Schultern, schenkte uns ein zahnloses Lächeln und ging weg. Auch das nennt sich Black Empowerment. Bei der Municipality konnte oder wollte also niemand wissen, wo sich denn die hauseigene Tourist Information befand.

Bevor er explodieren konnte habe ich meinen Schatz schnell ins Auto gezerrt und zum Wegfahren aufgefordert. Vertraue mir - ich zeige dir, wo wir finden können was wir suchen... Wieder ging es zum Bergview Centre, denn dort hatte ich am Vorabend ein typisches Info-Schild gesehen. Und richtig, es gibt dort eine private Infostelle zum gesamten Gebiet der Drakensberge. Die Damen dort sagten uns, dass es die städtische Info schon seit langem nicht mehr gäbe. Dafür waren sie um so hilfsbereiter, versorgten uns mit vielen Karten, guten Tipps und lieben Wünschen. Blieb die Frage, was tun an diesem verregneten Tag? Draußen war Schietwetter und drinnen gab es nichts, denn auch das Museum hatte seine Pforten vor geraumer Zeit geschlossen. Also zurück in unsere Unterkunft und vom SPAR-Markt noch was zum Naschen mitnehmen. Der Regen wurde immer schlimmer, uns fielen die Augen zu und wir verlegten die Siesta vor. Danach haben wir versucht, uns mit Kaffee und Kuchen zu stärken. Leider war der Kuchen ungenießbar. Wenigstens hatte es um mittlerweile 16.00 aufgehört zu regnen und die Sonne kam sogar durch. Wir beschlossen, es zu wagen und in Richtung Drakensberge zu fahren, nur um raus zu kommen. Und das hat sich gelohnt. Wir konnten die Landschaft sehen. Selbst der Platberg, an dessen Fuss Harrismith liegt, war in voller Pracht zu bestaunen. Die Tafelberge und „Nippelberge“, die aus der Ebene ragen, finde ich faszinierend.



Am Sterkfontein Dam mussten wir noch mal einen Fotostop machen. Der Wind wehte uns zwar fast von den Füssen und kalt war eiskalt, aber immerhin war es trocken.





Wir fuhren noch bis vor den Eingang zum Royal Natal NP, dann wurde es leider schon Zeit für den Rückweg.

Für das Dinner starteten wir einen zweiten Versuch im besten Restaurant am Platze, "La Maree". Und es war geöffnet! Auf unsere Bemerkung, dass wir am Vorabend vor verschlossenen Türen gestanden hätten, bekamen wir ein ehrlich betrübtes „we are always closed on a Monday...“. Das Essen war ziemlich fettig, meine Lasagne schaffte ich nur zur Hälfte.

Und in der Nacht kam der Nachbrenner: Eine ganz üble Attacke von Sodbrennen, so dass ich dachte, es zerreißt mich. Nachdem ich mich eineinhalb Stunden gequält hatte, bat ich doch um die Fahrt ins Krankenhaus. Auf diese Erfahrung hatte ich ja überhaupt keine Lust in diesem gastlichen Ort! Und auf einen Apothekennotdienst wagte ich gar nicht erst zu hoffen. Den gab es auch nicht. Nach einigem Suchen fanden wir das Krankenhaus. Und ich war angenehm überrascht: Ein ziemlich neuer Komplex, relativ gut riechend und, soweit wir es im schummerigen Licht sehen konnten, recht sauber. Die Notaufnahme war nicht ausgeschildert, wir folgten einfach den Lichtern und fanden sie schließlich auch. Das Ganze war auf den ersten Blick in einem Top-Zustand. Dort schreckten zwei Nachtschwestern aus dem Schlaf und sahen uns etwas irritiert an, wir sahen wohl noch zu gut aus für diesen Ort. Ich erklärte, was mich plagte und was ich gerne hätte. Sie stellten einige Fragen zum Verlauf und wollten wissen, ob ich einen Arzt sprechen möchte. Nein, das muss nicht sein, ich hätte nur gerne etwas, was ich sonst auch in einer Apotheke bekommen könnte - wenn es denn eine gäbe. Ich bekam die Auswahl zwischen 2 Medikamenten, deren Inhaltsstoffe wir studierten. Beim einen entfuhr uns ein „Aha, das kennen wir, das nehmen wir“. Ich bekam noch die Dosierung genannt und ein „Good well soon!“ und wir wurden entlassen. Und meine Personalien? Und was kostet das? „Oh no, that‘s okay. Keep well!“ Ich konnte es kaum glauben und fragte noch mal nach. Doch die beiden blieben standhaft. Das Ausfüllen der Papiere hätte vielleicht zu viel des kostbaren Schlafes gekostet - wir wissen es nicht, denn wir sind mit einem artigen „Thank‘s a lot“ schnell verschwunden. Das war nun die unerwarteste und beste Erfahrung in Harrismith. Obwohl - ich hätte gerne drauf verzichtet! Auf jeden Fall half das Medikament, ich war innerhalb kürzester Zeit eingeschlafen und ich hatte nach zweimaliger Einahme auch keine Probleme mehr. Der Übeltäter war bestimmt der fette Plastikkäse auf meiner Lasagne. Die Nacht war also mal wieder recht kurz, und wir wurden vom Regen geweckt.
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Letzte Änderung: 20 Jul 2013 12:47 von Beate2.
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04 Jan 2011 16:07 #167999
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Tag 13
Das Frühstück war wie zuvor minimalistisch und wir beeilten uns, um zu unserer nächsten Etappe aufzubrechen. Vorher sollten wir aber noch einen deutlich höheren Restbetrag als vereinbart zahlen. Die Preise hatten sich seit meiner Buchung halt erhöht. Ein deutliches Nein meinerseits reichte aber, und es blieb bei dem bestätigten Preis. Nichts wie weg hier!

Es war 08.40 Uhr und unser Autothermometer meldete einen neuen Temperaturrekord: 09° Celsius, der schiere Wahnsinn!!! Kein Wunder, dass mir so kalt war! Die Regenwolken hingen zum Anfassen tief, den Weg in die Drakensberge konnten wir uns wohl schenken. Schade! Dann also auf schnellstem Weg über die N5 weiter nach Clarens. Mit jedem Kilometer verbesserte sich das Wetter, bei Kestel gab es etliche Löcher in den mittlerweile weißen Wolken und wir beschlossen über die R57 und R712 weiter zu fahren. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt... Und wir gewannen - einen ziemlich schönen Tag mit blauem Himmel, viel Sonne und vielen Tieren im Golden Gate National Park. Wir waren begeistert von den grünen Bergen, den bizarren Felsformationen mit ihrem irren Farbverlauf - und endlich wieder Sonnenschein.



Auf einer weiten Ebene sahen wir viele Elen, Blesbok und Black Wildebeest mit ganz vielen Jungtieren dabei. Auch danach grasten an den Hängen noch viele Tiere. In einem engen Tal lag eine Gruppe Elen. Leider wurde das Wetter wieder schlechter, zu grau für Fotos. Wir brauchten recht lange für unsere Fahrt durch den Park, weil wir immer wieder anhalten und staunen mussten. Denn wir wussten nicht wie das Wetter am nächsten Tag sein würde.







Unsere Unterkunft in Clarens, das „Riverwalk B&B“ war dann wieder ein Highlight. Hannetjie begrüßte uns herzlich und wir waren auf Anhieb begeistert vom Haus. Unser Zimmer lag mit Blick zum Garten, an dessen hinterer Grenze hohe Weiden das Flussufer säumen. Und direkt dahinter lagen die Berge. Ein toller Blick und eine absolut ruhige Lage.



Die Einrichtung des Hauses war sehr neu, geschmackvoll und mit vielen liebevollen Details.



Mit dem Tee in der Sonne genossen wir leckere complementary Kekse und Sherry und machten uns dann auf, den Ort zu erkunden. Clarens ist ein bezauberndes Künstlerdorf mit hübschen Häuser in üppigen Gärten, vielen Galerien mit recht gutem Angebot und einer Menge Läden für Souvenirs etc. Man kann herrlich durch die Straßen bummeln. Hier gefiel es uns!
Und die Kirschen waren reif. Überall am Straßenrand standen Frauen mit einigen Joghurtbechern voller knackig roter Kirschen - waren die lecker! Leider traute ich mich nach der Erfahrung der letzten Nacht nicht so richtig, sie zu genießen. Zum Essen gingen wir ins „Highlander“. Es ist ein recht einfach gehaltenes Restaurant, aber mit leckerem Essen und akzeptabler Weinkarte. Für meinen lädierten Magen gab es gegrillte Forelle - köstlich! Wir waren sehr zufrieden mit diesem Tag und haben tief und fest geschlafen.


Tag 14
Am nächsten Morgen strahlte die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Es war sofort klar, wohin es heute gehen würde - nochmals in die Drakensberge. Aber vorher gab es ein excellentes, ganz liebevoll bereitetes Frühstück, so dass wir gut gestärkt los fuhren.



Wir machten wieder viele Stops unterwegs, um alles zu bestaunen.







Beim Rest Camp des Golden Gate NP entrichteten wir unseren Obolus für den Tag. Die Durchfahrt durch den Park ist kostenfrei, da es sich um eine öffentliche Straße handelt. Nur für die Wanderwege und die beiden loops muss man beim Rest Camp Eintritt zahlen. Mit unserer alten Wildcard gab es kein Problem.



Der Wind pfiff eisig und in Sturmstärke, was uns aber nicht davon abhielt, immer wieder auszusteigen und zu geniessen. Von den lookout points gab es beeindruckende Aussichten in die Berge, gekrönt von weißen Wolken. Irgendwann fiel mir ein, dass wir ja auch auf knapp 2000 m Höhe waren, da durfte es schon kälter sein. Und das Schönste am Ganzen: Wir waren alleine auf den loops! So hatten wir genügend Ruhe, eine Gruppe Zebras nah am Weg zu beobachten. Das wohl einjährige Junge trug noch sein Winterfell: Das Fell war viel länger als bei den Alten, insbesondere die dunklen Streifen standen wie bei einem Relief in die Höhe. Und das jüngste hatte noch etliche lange Haare im Fell, die im Wind wehten und in der Sonne glänzten. Toll anzusehen!





Eine Gruppe Baboons tobte ausgelassen über eine Blumenwiese, ein Secretary stolzierte langsam an uns vorbei. Wir trafen noch mehrmals auf Elen und Black Wildebeest. Da sich die Wolken über den Drakensbergen mittlerweile fast aufgelöst hatten, fuhren wir nun zügig wieder um den Sterkfontein Dam herum in Richtung Amphitheater.



Auf der R74 begannen sie an diesem Tag, eine zweite lange Baustelle vorzubereiten. Das war bei dem Zustand der Straße auch dringend angesagt. Die potholes waren mal wieder vom Feinsten! Unterwegs sahen wir viele der wunderschönen Long-tailed Widow Männchen im Brutkleid. Ihre langen Schwänze flatterten im Wind und es sah aus, als ob es mit diesem Anhängsel nicht so leicht sei, voran zu kommen. Leider zog sich die Fahrt von Clarens zum Royal Natal NP doch ziemlich hin, so dass wir erst mittags dort ankamen.





Da wir aber nach den Regenfällen der letzten Tage eh keine große Wanderung machen wollten, beliessen wir es bei kurzen Gängen von den Parkplätzen aus und machten ein Picknick mit Blick auf den dam. Dies ist definitiv ein Ort, an den wir zurück kehren werden - und dann mit mehr Zeit. Der Blick auf das Amphitheater ist einfach nur genial!



Gemächlich fuhren wir zurück nach Clarens, genossen wieder einen Tee in der Sonne und ruhten etwas. Dinner gab es wieder im "Highlander", das war auch heute wieder eine gute Wahl. Mein Beef Curry war wohl das Beste, das ich je hatte, und dazu noch ein riesige Portion. Und auch meinem Schatz schmeckte das Eisbein gut. Sehr zu empfehlen!
Am Abend überlegten wir nur noch kurz unsere Route für den nächsten Tag und fielen wieder früh in den Tiefschlaf. Die Ruhe im Riverwalk tat gut!!!
Letzte Änderung: 20 Jul 2013 12:48 von Beate2.
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05 Jan 2011 20:00 #168269
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Tag 15
Beim Frühstück empfing uns der Duft von frischen Muffins, riesige Obstplatten erwarteten uns und wir hatten zum Glück auch schon wieder Hunger. Gut gestärkt, und mit guten Wünschen versehen, ging es auf zur letzten Etappe. Hannetjie und Johan versprachen wir, wieder zu kommen.

Auf der R 26 fuhren wir über Ficksburg und Ladybrand erst einmal um Lesotho herum - was für eine Kulisse!







In Ladybrand haben wir uns im dortigen Supermarkt, der sehr gut sortiert war, mit Sandwiches zum lunch eingedeckt. Die meisten Kunden im Laden kamen aus Lesotho und waren mit ihrem Wochenendeinkauf beschäftigt. Alle waren ausgesprochen schick angezogen, es war wohl das Erlebnis der Woche für sie.

Bei Jammersdrif hatten wir die Qual der Wahl: Wir konnten die 75 km gravelroad R701 geradeaus nach Smithfield nehmen, oder den Umweg über die geteerte R 26 via Rouxville mit 140 km. Wir nahmen die R26 und lernten hier: Teerstraßen müssen nicht besser sein als Schotterpisten... Es war grausam! Zum Glück hatten wir recht wenig Verkehr, so dass wir bei einigen potholes auf die Gegenfahrbahn ausweichen konnten. Aber schneller waren wir garantiert nicht! Dies waren die anstrengendsten Kilometer der gesamten Reise. Und um uns herum wurde es immer vertrockneter, trister und heißer.



Wir konnten es kaum erwarten unser Ziel, den Gariep Dam, zu erreichen. Aber die Fahrt zog sich elend lang hin. Gegen 16.00 erreichten wir nach knapp 500km unsere Unterkunft, die „Waschbank Game Lodge“ am Orange River. Die Waschbank Lodge hatte ich aus zwei Gründen ausgesucht: Die Lage am Fluss reizte mich und wir hatten zwei double beds in unserem cottage, also die Hoffnung auf einen guten Schlaf. Bei der Lage gab es auch nichts zu meckern. Unser cottage lag wirklich direkt am Fluss, mit einer tollen Aussicht. Das cottage, wie auch der Rest der Lodge, enttäuschte uns aber maßlos. Und dies war, nach der Luxus Lodge Dulini, mit ZAR 500.00 pP B&B die teuerste Unterkunft dieser Reise. Das ist in der Pampa eine Menge Geld. Ich hatte mich auf eine rustikale Game Lodge eingestellt. Dass rustikal hier aber oll und ungepflegt bedeutete, war ärgerlich. Das Wasser im pool war so trübe wie der Orange River. Das Mobiliar war alt und zusammengewürfelt. Die Betttuch-Vorhänge hatten Löcher und waren viel zu klein, um die Fenster abzudecken. Das Geschirr war schmierig. In den Betonfußböden klafften riesige Löcher, aus denen die Armierung hervorguckte. Die Leitungen in der Dusche lagen auf den Fliesen - aua, das war heiss beim Duschen!



Der Hit waren aber die Schlafzimmer: Die Wände bestanden aus 2 m hohen Abtrennungen, die ich ansonsten nur von Toilettenkabinen kenne, nach oben offen. Eins der Mini-Schlafzimmer hatte kein Fenster, dafür aber eine Monster-Klimaanlage direkt neben dem Bett. Oh, wie gemütlich!!!

Das Restaurant war eine große, laute Halle. Und das Essen - na ja... Das einzige game, dass es auf der Speisekarte gab, war Springbok Carpaccio. Das Lammcurry bestand zur Hälfte aus Knochen und Fett und das Steak war auch nicht der Rede wert. Nur die Weinkarte war gut sortiert und preislich absolut ok.

Wir verliessen diesen gastlichen Ort schnell mit unserer Flasche Rotwein und machten es uns auf dem durchgesessenen Sofa bequem. Wir wollten uns das Bilderbuch ansehen, dass unsere Freunde uns geschenkt hatten. Die Freude wurde sehr schnell durch viele winzige Insekten getrübt, die sich zu Dutzenden auf dem weißen Papier niederließen. Miniaturmücken griffen an!!! Die Zimmerdecke war schwarz, auf dem Wein schwamm ein Insektenteppich. Wir hatten wohl eine Brutstation im cottage. Schnellstens löschten wir das Licht, dieselten uns mit einer Dose Peaceful Sleep ein, dass uns die Luft wegblieb und krochen in die Betten. Zum Glück gaben die Biester im Dunkeln schnell Ruhe, aber sehr erholsam war die Nacht nicht.
Anhang:
Letzte Änderung: 20 Jul 2013 12:49 von Beate2.
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09 Jan 2011 15:06 #168843
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Tag 16
Bei den ersten Sonnenstrahlen fing das Metalldach durch die Erwärmung an zu krachen, so dass an Schlaf nicht mehr zu denken war.
Wir waren gespannt auf unser Frühstück. Es gab weder Obst, noch Müsli, noch Joghurt, noch Saft. Nur das heiße englische Frühstück mit Toast wurde angeboten. Und ein plunger halbvoll mit Kaffee für uns zwei mit einem Fingerhut voll Milch. Zum Glück hatten wir noch Kekse... Wenigstens stellte der Manager einen Kontakt für uns her. Wir wollten gerne die Staumauer des Gariep Dams besichtigen und er arrangierte für uns das Treffen mit Mr. Murphy. Mr. Murphy ist seit über 40 Jahren Angestellter beim Gariep Dam und kennt das Bauwerk wie seine Westentasche. Dies ist der größte Stausee des Landes, er versorgt weite Gebiete mit Trinkwasser und Elektrizität. Die gewaltige Staumauer ist 88m hoch, 914 m lang und es gibt insgesamt 13 km Gänge in ihr.





Außer uns war noch ein südafrikanisches Paar bei der Führung, der Bus mit 20 angemeldeten Damen stand leider im Stau. Mr. Murphy führte uns zuerst an den Sockel der Staumauer, von wo aus man sich den Hals verrenken kann, um die Krone oben zu sehen. Hier öffnete er extra für uns eins der riesigen Ventile, in dem unser Auto quer locker Platz gehabt hätte. Ein enormer Wasserstrahl schoss heraus. Treppauf, treppab und mit Fahrstühlen ging es ins Innere dieses Giganten, wo er uns die ganze Technik erläuterte. Wir löcherten ihn mit Fragen und hatten viel Spass miteinander. So wurden aus den geplanten 45 Minuten fast 90 Minuten Führung. Ein Erlebnis der Spitzenklasse und auch für Nicht-Techniker sehenswert!

Es war später Vormittag und 38°heiss. Als nächstes folgte ein kurzer Abstecher zum De Stijl Gariep Hotel, denn dort wollten wir für unser Abendessen einen Tisch reservieren. Auf unserer Lodge war ein Event mit Weinprobe und 6-Gänge-Menü geplant. Darauf hatten wir keine Lust. Das ganz neue Hotel liegt auf einem Hügel mit tollem Blick über den See und gefiel uns ausgesprochen gut. Ich hätte uns dort einmieten sollen.

Wir machten uns auf, den Stausee zu umrunden.



Das machte gut 150 km, die sich aber nicht wirklich lohnten. Denn man kommt nur an 3 oder 4 Stellen an den See heran, an zwei Resorts und dem Nature Reserve. Ansonsten gab es nur viel trockene Landschaft zu sehen. Und es war absolut tote Hose, trotz Wochenende gähnende Leere überall. Auch auf dem See war nur ein Boot unterwegs. Damit wirkte in der vertrockneten Umgebung auch der winzige Ort wie eine Geisterstadt. Fazit: Die Staumauer lohnt einen Besuch, als Übernachtungsstop ist das Hotel zu empfehlen aber mehr muss man hier nicht planen. In den Ferien ist dann wahrscheinlich das Gegenteil der Fall: Das Nest wird aus allen Nähten platzen.

Zurück in unserem Cottage folgte eine Hitze bedingte Siesta. Den Tee gab es danach auf unserem Deck am Fluss, das war sehr schön mit der untergehenden Sonne über dem gegenüber liegenden Ufer.



Als wir zum Abendessen aufbrachen, strömten die Einheimischen in Scharen zum Event, die Damen teilweise in langer Abendrobe, die Herren teilweise in Safarishorts und Latschen... Typisch Südafrika halt.
Unser Dinner im Restaurant des De Stijl Hotels war ausgezeichnet. Eine grosse Auswahl, lecker und frisch. Und endlich mal wieder unterschiedliche Beilagen zu den einzelnen Gerichten! Wir hatten Salat mit Räucherlachs, Lamb Shank und Tiger Prawns mit frischer Pasta - alles üppige Portionen. Die Weinliste war enorm und zu moderaten Preisen. Dies war ein sehr schönes Abschlussessen für unseren Urlaub, denn am nächsten Tag sollte es nach Hause gehen. Zuerst aber hiess es, den Weg zurück durch die tiefschwarze Karoo zu finden. Auf dem Gelände der Lodge stiessen wir auf einen Grey Duiker, der sich überhaupt nicht durch uns stören liess. Er trippelte immer auf dem Weg vor dem Wagen entlang und liess sich jede Menge Zeit beim Fressen. Zwischendurch guckte er uns nur mal an, als ob er sagen wollte „nun mal langsam, ich war zuerst hier...“ Mit dem kleinen Kerl verbrachten wir also einige Zeit. Wir sind dann gleich im Dunkeln in die Betten gekrochen - bloss keine Mücken aktivieren!


Tag 17
Die Nacht war besser und am frühen Morgen weckte uns wieder das knallende Dach. So hatten wir genügend Zeit, noch etwas von der Morgenstimmung am Fluss zu geniessen. Um 8.00 waren wir fertig für das Frühstück. Ich war irgendwie irritiert von der eigenwilligen Tischdekoration im Speiseraum und zögerte, wo ich mich denn setzen wollte. Hinter mir erschallte ein „da willst du dich doch wohl nicht hinsetzen“ meines offenbar besorgten Ehemannes. Daraufhin sah ich mir den Tisch genauer an und war sprachlos: Es lagen noch die Reste vom Vorabend herum! Servietten, Platzsets, Besteckteile und Papierschnipsel, die Stühle standen kreuz und quer... Teller und Gläser hatte man zwar abgeräumt, aber ansonsten sah es auf den Tischen aus, als wären die Gäste vor 5 Minuten gegangen! Das hatten wir auch noch nicht erlebt. Auf einem Tisch erspähte ich dann ein ansatzweises Frühstücksgedeck für uns: 2 Tassen, 1 Teller, 1 Messer, irgendwie hingeworfen. Der Angestellte schrieb wieder unsere Bestellung in sein großes Buch, inklusive der fehlenden Teller, Gabeln, Marmelade etc. Der Kaffee war wie schon bekannt, heute gab es auch Saft - der war wohl übrig geblieben. Der braune Toast war nach 2 Scheiben alle. Das Ei, das 15 Minuten später serviert wurde, musste also pur gegessen werden. Alles dauerte eine Ewigkeit, in der die Angestellten inklusive Manager lieber Löcher in die Luft guckten, als mal etwas mehr aufzuräumen. Oh Mann!!! Also - hier nie wieder!!!

Bei der Abfahrt hatten wir bereits wieder 36°. Wenigstens liess es sich auf der N1 gut fahren, trotz der vielen LKW und einiger zeitraubender Baustellen. Für die ca 750 km brauchten wir 8 Stunden. Wir machten nur kurze Pausen, es zog uns nach Hause. Auch war die Landschaft ausgesprochen öde und trocken, selbst die wenigen Schafe und Rinder unterwegs waren arg mager.

Die Einfahrt ins Hex River Valley war dann ein Genuss: Die dam randvoll mit Wasser, blühende Jacaranda und Bougainvilleen, sattgrüne Weinstöcke. Das tat gut und wir wussten sofort wieder, warum wir diese Gegend so lieben. Uns entfuhr immer wieder ein „ist es nicht schön?!“
Ungewohnt für uns war es, dass uns unser Rückweg nach einem längeren SA-Urlaub zum ersten mal „nach Hause“ in Südafrika führte. So schön der Urlaub war, es war auch toll wieder zu Hause zu sein. Und dass wir gut abgeschaltet hatten, merkten wir in der ersten Nacht, als uns ein Geräusch aus dem Schlaf riss. Wir sassen senkrecht im Bett und wussten nicht, was los war. Es war das Telefon, das klingelte. Lange nicht mehr gehört...
Anhang:
Letzte Änderung: 20 Jul 2013 12:50 von Beate2.
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