THEMA: Botswana im September 2007
18 Sep 2007 22:10 #48714
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  • pme am 18 Sep 2007 22:10
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Hello all

Für diese Reise haben Jacorine und ich leider nur 12 Tage Zeit gehabt. Eine angemessene Selbstfahr-Tour war also nicht möglich, dafür haben wir uns für eine Spezialität entschieden: Walking Trails in der Selinda Concession www.selindareserve.com. Insgesamt eine Woche, wovon drei Nächte / vier Tage zu Fuss.

Über die Selinda Concession (NG 16) habe ich schon verschiedentlich geschrieben, jeweils im Zusammenhang mit dem Begriff \"Jagdkonzession\". Seit August 2004 wird dort nicht mehr gejagt und seit 2005 ist die Konzession offiziell in der Hand sehr erfahrener und professioneller Leute, welche sich stark für den Lebensraum- und Artenschutz unter Einbezug der lokalen Bevölkerung einsetzen. Gemeinsam mit Wilderness Safaris haben es die Halter der Selinda Concession nun geschafft, einen jagdfreien Korridor vom nordwestlichen Moremi GR bis nach Linyanti im Norden und Savuti im Osten zu errichten.

Im Selinda Reserve bestehen heue drei Camps und zwei Trail Camps. 30 Betten auf 1'350km2 verteilt. Im Gegensatz zu den Camps in Moremi und Chobe können in Selinda auch Walking und Kanu Trails angeboten werden.


In Kasane ist die Shell Tanke abgebrannt, sonst sieht alles so aus wie immer im September. Windig und trocken, heuer jedoch bereits bei über 35° Tagestemperatur. Der Chobe Bream im Old House Restaurant ist wieder super lekker.

Der Flug von Kasane zum Selinda Air Strip dauert ca. 1h und führt ab Ngoma dem Linyanti entlang, teilweise über NAM Gebiet. Dort sieht man eindrücklich, wie die Bauern über hunderte Quadratkilometer ihr Land abfackeln, damit im Frühsommer mit dem Regen neues Gras spriessen möge. Leider ist regelmässiges Abbrennen sehr schlecht für die Graskomposition, daher wachsen immer weniger nahrhafte Gräser nach und diese Störung in der Balance setzt sich entlang der Nahrungskette fort.

In Selinda, das ich bisher nur vom selber hinfahren gekannt habe, geht das übliche Camp Ritual los. Freundliche Begrüssung, Füsse hoch, ein Teeli mit Kuchen, mal hören, was so alles gesichtet worden ist in letzter Zeit.

Highlights auf den Game Drives:

Wildhunde mit Welpen beim Frühstück (Kudu-Weibchen), anschliessend bei Sonnenaufgang zum Selinda Spillway auf einen Schluck Wasser. 200m weiter stehen zwei, drei Impalas, einige der Hunde haben wohl noch Hunger. Die Jagd gelingt aber nur, wenn das ganze Rudel beteiligt ist und da ist nichts zu machen. Die Impalas bleiben verschont…

Zwei Löwinnen mit mehreren Jungen im Schatten, eine Löwin durch ein Büffelhorn verletzt, jedoch in der Lage, die Wunde selber zu „versorgen“

Goliath Heron im Sumpf, schön, aber nicht sehr anwenderfreundlich. Er fliegt weg als ich ihn mit der Kamera vorsichtig anvisiere.

Giraffen im Sonnenuntergang und frische Spuren eines Leoparden im Sand, danach nochmals die Wildhunde im Sonnenuntergang auf dem Heimweg und gleich noch eine Hyäne hinterher

Die Nächte im Selinda Camp sind Laut. Im Spillway streiten Hyppo Bullen um die besten Plätze und die Löwen sind nahe. Während dem Nachtessen frage ich unseren Guide, ob neulich Servale gesichtet worden sind. Er zeigt über meine Schulter und ich kann es kaum fassen: Keine 10 Meter neben mir spaziert ein Serval dem Spillway entlang und sucht nach Fröschen im Riet. Nehme mir vor, das nächste Abendessen mit der Kamera bei Fuss zu verbringen.

Das nächste Nachtessen kommt, und mit ihm der Serval. Zwei, drei Bilder von der Seite, aber ohne Autofokus ins Dunkle ist nicht so einfach… Resultate in Kürze in meiner Gallerie.

Am dritten Tag dann der Start zu den Walking Trails. Habe schon diverse längere Bushwalks in Botswana und Südafrika gemacht, aber wir sind noch nicht mal fünf Minuten von Selinda weg, als sich aus dem Augenwinkel aussergewöhnlich viele Termitenhügel im Turpentine Grass vor uns bemerkbar machen. Es dauert keine Sekunde, bis wir die ersten goldenen Schwänze mit schwarzem Ende tanzen sehen. Drei Löwinnen mit fünf Jungen, einige können nicht älter als drei Monate sein. Nach kurzem Betrachten der Situation beschliessen die Guides, die Sache genauer anzuschauen. Zwanzig, dreissig Meter haben wir uns noch annähern können, dann wird es den Löwinnen zu viel und sie bringen die Jungen ins tiefe Turpentine Grass in Sicherheit. - Schlechte Erinnerungen an frühere Jagdzeiten? Die drei Löwinnen waren ca. 6 - 8 Jahre alt, die nächste Begegnung sollte folgen...

Weiter führen die Walking Trails durch Sand, Mopane-Busch, Gras und schliesslich Wald. Hin und wieder überlegt man sich, wo sich wohl die Herren des Rudels gerade aufhalten. Unterwegs scheuchen wir unabsichtlich grosse Vögel auf: Giant Eagle Owl. Wir erreichen das Tshwene Camp. Nach einem Brunch und einer kurzen Siesta geht es auf zum Spillway. Die Landschaft ist fantastisch, wilder Salbei überall, der angeknabberte Baobab (die müssen zwei Meter grosse Bieber haben dort) und schliesslich das Wasser vor uns in der Abendsonne, etwas weg vom Ufer eine Coolerbox mit Sekt, kühlen Bierchen, Wasser und Biltong… kurz nachdem wir uns zum Sundowner niederlassen erleben wir einen ganz grossen Elefantenmoment. Zwei Bullen und eine Kuh, einer der Bullen ist eindeutig an einer Romanze interessiert, nähern sich uns. Das Mädel geht gelassen vorbei, aber der „fünfbeinige“ Bulle möchte kurz seine Macht demonstrieren. Ich denke an die 60-Meter Regel und daran, dass das Tier nun mit wedelnden Ohren im Sand scharrt, oder besser gesagt den Sand mit seinen Vorderbeinen durchpflügt. Und dies keine 10 Meter vor uns. Er macht noch zwei Schritte auf uns zu und nun traue ich mich auch nicht mehr, auf den Auslöser zu drücken… es könnte das letzte Mal sein. Unsere Guides verhalten sich ruhig, der Bulle macht noch einen Schritt auf uns zu und wedelt wenige Schritte vor meiner Linse mit den Ohren, als der eine Guide mit ruhiger Stimme „NO“ sagt. Der Bulle dreht ab und widmet sich in einigen Metern Entfernung wieder seiner Romanze…

Aus dem Wald kommen nun zwei Herden zum Wasser und gestalten einige wundervolle Szenen, welche ich dankend mit der Kamera einfange. Zwei- dreihundert Meter nördlich am Spillway erkennen wir die Silhouetten der Hunde, welche vom Sonnenuntergang begleitet im flachen Wasser spielen… was für ein Tag.

Der nächste Morgen fängt früh an, wir haben ca. 10km durch den nördlichen Teil der Concession vor uns. Es ist dieses Jahr ungewöhnlich heiss im September, die Nächte sind warm genug für T-Shirt und Shorts. Auf dieser Strecken sehen wir nicht viel und erreichen nach vier Stunden das Mokoba Camp, rechtzeitig bevor die Mittagshitze so richtig einsetzt. Ein fantastischer Ausblick auf eine Grasebene, der Horizont palmengesäumt. Gnus, Kudus, Impalas, Elefanten, Warzenschweine verbringen den Tag in der scheinbaren Sicherheit des offenen Geländes… wir entscheiden, dass es um 16.00h immer noch zu heiss ist, um den Weg zum Wasser zu Fuss anzugehen und schnappen uns den Landcruiser, welcher uns vier Besucher und die Guides mit dem Notwendigen versorgt. Nach einem kleinen Loop wollen wir in etwa 200m vom Camps beim Wasser auf Action warten und finden dort im Schatten die beiden Herren des Selinda Pride. Runde Bäuche und Durst trügen nicht darüber hinweg, dass wir, wären wir zu Fuss geganen genau über die mächtig gebauten Jungs gestolpert wären. An diesem Abend speichere ich 2.5GB Bilddaten ab.

Der nächste Morgen führt von Mokoba aus zum Spillway. Vier Gäste und mittlerweile drei Guides. Wir beobachten die Vogelwelt, eine Gnu-Herde und einen Pool voller Hippos. Zurück ins Camp, Siesta und weil es wieder so heiss ist, wird der Nachmittags-Marsch wieder gegen einen Game Drive eingetauschtJ. Wir halten kurz an der Stelle, an welcher gestern die Löwen getrunken haben und untersuchen deren Abdrücke im Sand und im Schlamm. In der Nähe ertönen Alarmrufe aus der Pavian Truppe. Wir brauchen nur unsere Köpfe zu drehen und sehen, wie sich drei hellbraune Schatten durch das gelbe Gras auf uns zubewegen. Kein Laut, perfekte Abstimmung, die Löwinnen haben ihre Jungen in sicherer Distanz geparkt und sind auf der Jagd. Sie lassen sich hinter einem bewachsenen Termitenhügel nieder und beobachten die Szene. Im Osten das Wasser, im Westen eine sandige Insel, dazwischen nach Süden und Südwesten flaches Gelände und gegen Norden offen. Mitten darin die Gnu-Herde.

Wir entfernen uns einige Meter und genehmigen uns eine Erfrischung. Knapp eine Stunde später bewegen wir uns zurück zum Termitenhügel und erkennen, dass jetzt eine Löwin dort auf der Lauer liegt. Unsere Guides haben natürlich die Fähigkeit, durch den Busch zu sehen und erkennen sofort, wie der Angriffsplan ausgelegt ist. Noch bevor wir alles richtig verstanden haben fliegt eine Löwin aus Nordwesten auf die Gnus zu, zwei Löwinnen liegen in südlicher und südwestlicher Richtung auf der Lauer. Die Taktik wird jedoch von einem Impala Bock, der sich im Dickicht versteckt hält durchschaut und mit seinem Alarmruf fliehen die Gnus in die einzige ungedeckte Richtung. Die erste Angreiferin schafft es zwar noch in die Herde, kann aber kein Tier mehr reissen. Die Gnus kommen etwa 500m weiter nördlich zum Stillstand… im tiefen Gras, welches jetzt von Sonnenuntergang glühend orange gefärbt wird. Wir folgen den Löwinnen einige Meter in dieselbe Richtung, es wird eine spannende Nacht werden für sie.

Der Marsch von Mokoba zurück nach Selinda ist nur etwa 4km, wenn man eine direkte Linie gehen kann. Wenn man aber zwischen kreuzenden Elefantenherden ausweichen muss, kommen einige Meter zusätzlich zusammen. Etwa auf halber Strecke durchqueren wir eine von Palmen, Bäumen und Busch bewachsene Sandinsel. Vor uns liegen gut 500m x 500m tiefes Gras und linkerhand, vielleicht dreihundert Meter weg sind zwei Termitenhügel zu sehen, einer davon hat zwei Gipfel. Verdächtig? Durch das Fernglas ist sofort erkennbar, dass auch dieser Hügel nur einen Gipfel hat und der zweite Gipfel die Umrisse zweier Geparde, der Selinda Brothers ist. Sie visieren vier Strausse unten in der Grasebene an, welche den Braten aber schon gerochen haben und sich zügig entfernen. Für den Moment, auf jeden Fall. Unsere Guides beschliessen, die Cheetahs nicht zu beeinflussen und wir machen einen weiten Bogen um sie herum.

Noch einige hundert Meter, weitere interessante Informationen über Flora, Fauna und Spoor und wir erreichen das Selinda Camp, wo wir bereits erwartet werden.

Weitere Game Drives folgen, noch einmal eine seltene Sichtung: Die kleine Scops Owl, deren wunderbaren Ruf wir Nacht für Nacht hören. Am Abend warte ich nochmals mit der Kamera in der Hand auf den Serval. Habe ihn wohl verpasst, dafür taucht plötzlich ein Small-Spotted Genet auf und sticht zielstrebig auf das Kuchenblech an der Bar zu. Rooibos Tart scheint für ihn genau richtig zu sein. Er bedient sich in Ruhe und gestattet mir, ihn fotographisch festzuhalten.

Der letzte Morgen hat es in sich. Wir liegen im Zelt 1, die Hippos und die Elefanten waren die ganze Nacht unterwegs und plötzlich sind seltsame Laute ganz aus der Nähe zu vernehmen. Mit meinem Maglite bewaffnet schleiche ich mich aus dem Moskito Netz zum Bad, der Genet ist dort am rumspringen, wohl auf der Suche nach einer sicheren Wasserquelle. Bis ich die Kamera wieder ausgepackt habe, ist er aber schon wieder durch das Strohdach entkommen.

Schliesslich stehen wir wieder mit gepackten Taschen auf dem Landing Strip und werden von einem Geparden (Weibchen?) verabschiedet, welches vom Piloten zuerst gesehen wird.

Es folgen zwei Nächte in Kasane (Water Lily), wo am zweiten Tag auch Paulinsche treffen. Die Bootstouren auf dem Chobe sind super und dank der Egotour am zweiten Tag (private Boat) habe ich genügend Zeit für die faszinierende Vogelwelt dort.

Der Rest ist Rückreise, Kazungula Fähre, Vic Falls, Jo’burg und die Nacht im Flieger nach Zürich.

Nun haben wir ja viel Zeit, um diese fantastischen Eindrücke und das neu Gelernte zu verarbeiten, Fotos (dieses Jahr erstmals in RAW Format) auszusuchen und die nächste Reise zu planen. Die Selinda Concession wird bestimmt wieder dabei sein, das nächste Mal vielleicht mit einer Kanu Safari vom Motswiri Camp aus.

Für weitere Infos stehen wir natürlich jederzeit zur Verfügung.

Schöne Grüsse, Patrick & Jacorine
Letzte Änderung: 18 Sep 2007 22:11 von pme.
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18 Sep 2007 22:20 #48716
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  • Goldmull am 18 Sep 2007 22:20
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Hi Patrick,
sehr schöner Bericht in Kurzfassung! War vor nicht allzu langer Zeit am Chobe und träume wieder von der Bootstour auf diesem Fluß und den Walking Trails im Delta.
Wir werden einiges von deinem Programm beim nächsten mal wohl übernehmen.
Und alles mit RAW-Dateien fotographiert ist bestimmt die richtige Entscheidung. Bin gespannt...!

Viele Grüße, Goldmull
Letzte Änderung: 18 Sep 2007 23:15 von Goldmull.
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18 Sep 2007 22:39 #48718
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  • Gorggi am 18 Sep 2007 22:39
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Hallo Patrick!

Vielen Dank für Deinen Reisebericht. Klingt ja nach einmaligen Tierbeobachtungen, die man hoffentlich auch auf Deinen Photos sehen wird können. Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt.

Liebe Grüße
Vroni
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