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23 Jun 2023 16:00
#668564
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Tag 14
Und wieder ein Stück näher an Botswana Für dieses Jahr hatten wir uns eigentlich für drei Übernachtung in der Divundu-Gegend entschieden; großräumig gesprochen. Grund hierfür war, daß wir drei, uns noch unbekannten Campsites einen Nächtigungsbesuch abstatten wollten. Denn bei unseren bisherigen Roundtrips und den damit einhergehenden Notwendigkeiten den gesamten Caprivi abzurocken, verschlug es uns zu Stop-over-Nächten stets ins Ngepi Camp; vermutlich aus Bequemlichkeit oder Gewohnheit – keine Ahnung. Dies sollte in diesem Jahr nicht nochmals so ablaufen, denn das Ngepi ist in die Jahre gekommen und die notwendigen Wartungs- und Erneuerungsarbeiten machten sich sehr rar. Ergebnis: Bei unserem letzten Aufenthalt dort 2018 war so ziemlich alles verlottert und runtergekommen und das ehemals so peppige Camp machte uns einen eher trostlosen Eindruck. Wobei wir vor fünf Jahren irgendwie auch intuitiv spürten, daß das Camp noch sehr fest an seinen, in der weiteren Vergangenheit etablierten Ruf als cool-unkonventionelle Herberge glaubte und sich, unserer Meinung nach, dabei völlig zu Unrecht in Selbstzufriedenheit wog. So zumindest unsere Einschätzung. Nun führte uns unsere Route dieses Jahr ja vom Etosha NP in den Moremi, und unweigerlich schlägt man dann aufgrund der einem individuell zur Verfügung stehenden Zeit einen eher direkten Weg ein. Somit wurde Divundu & Umgebung zu unserem kleinen Bermuda-Dreieck. Die Mobola Island Lodge, die Mahangu Safari Lodge und Drotsky’s Cabins wurden von uns also als Schlafstätten auserkoren. Wie es uns auf Ersterer erging, konnte dem Reiseberichtteil Tag 13 entnommen werden. Mahangu kam also als nächstes an die Reihe und da die Distanz zwischen Mobola und Mahangu mehr als überschaubar ist, ließen wir den heutigen Tag sehr gemächlich angehen.
Buongiorno - Italy meets Africa
Geplant hatten wir von unserem Auftritt in Mahangu einen Besuch der Buffalo Core Area des Bwabwata Nationalparks. Es sollte das erste Mal sein, daß wir dort Fuß bzw. Reifen auf den Boden setzten. Gegen kurz vor acht verließen wir Mobola und steuerten zunächst einen Geldautomaten in Divundu Business District an. Mit frisch gefüllten Gelbbörsen begaben wir uns zum Tanken, dann nix wie über die Okavango-Brücke und rechts in die Buffalo Core Area abgebogen. Zuvor aber, kurz hinter der massiven Betonflußüberführung, gab es einen Verkehrskontrollposten, an dem wir aber freundlichst durchgewinkt wurden. Wir kamen am Nationalparkgate an, zahlten im Office unser Eintrittsscherflein und gurkten gemütlich die erste Runde, die uns zunächst nach links runter zum Okavango bringen sollte. Leider stand das Gras meist zu hoch, um zu Tiersichtungserfolgen führen zu können. Unser Weg brachte uns immer wieder an alten Militärgebäuderuinen vorbei, die den Anschein machten, in Bezug auf Luftwurzeln und Lianen in Kompetition mit den Tempelanlagen rund um Angkor Wat & Kollegen treten zu wollen. Ein paar scheue Kudus und Impalas kamen uns vor die Augen und gelegentlich stapfte in Entfernung ein Elefant über einen der wenigen Wege im Park. Dem Elefantendung zufolge, mußten sich aber so einige dieser Artgenossen hier aufhalten. Weitere Fahrzeuge erblickten wir nicht. Am Eingang lasen wir schon im Gatebuch, daß heute erst zwei Fahrzeuge vor uns einfuhren; eins davon fuhr bereits aus dem Park raus, als wir gerade in diesen rollten. Bei der Frage, ob bis zur Delta Pan fahren oder nicht, knobelten wir um die Antwort, wobei das Ende des Fingerspiels zum Nachteil der Pan ausging und diese von uns dementsprechend nicht angesteuert wurde. Alles in allem, auch landschaftlich, riß uns die Buffalo Core Area nicht vom Hocker. So drehten wir ab und begaben uns auf unseren Weg zur Mahangu Safari Lodge. Nun mußten wir abermals den Traffic-Check-Point auf dem Caprivi Highway passieren; dieses Mal aus der anderen Richtung. Führerscheine, Fahrzeugpapiere und den Wisch bezüglich der namibischen Autoversicherung, wir hatten ja eine Karre mit südafrikanischem Kennzeichen, waren gleich zur Hand und dem Herrn Kontrolleur überreicht. Alles so weit so gut… Außer dem Versicherungsschein, den uns Bushlore bei der Wagenübergabe lediglich in Kopie gemeinsam mit einem original unterzeichneten Grenzpermit für Botswana mit auf den Weg gab. Mein lieber Herr Gesangsverein… Welch Zirkus der Officer veranstaltete. Nein, wir haben nicht das Original zum Vorlegen. Ja, man hat uns nur diese Kopie mitgegeben. Und nein, wir können nicht mal auf die Schnelle den Originalfetzen an Stück Papier besorgen. Oder vielleicht doch, wenn nach Windhoek und zurück als schnell erachtet werden könnte, dann wäre schnell zu schaffen. Nach gefühlt 35 Telefonaten mit Windhoek, dort vermutlich auch mit dem in Amtswürden stehenden Staatsekretär des Verkehrsministeriums und mit Gott weiß wem noch alles, kam der penible Inspektor zur An- und Einsicht, daß er sich mit der Kfz-Versicherungsscheinfotokopie begnügen mußte. Diese, ungefaltet, ohne Eselsohren und jungfräulich wie gerade aus dem Kopiergerät geworfen, ohne auch nur die geringsten Zeichen von versuchten Fälschungen, war sogar farbiger Natur und selbst eine an arger Weitsichtigkeit leidende Person hätte ohne Problem und auch ohne Brille die Zahlen des blau aufgestempelten Gültigkeitsbeginndatums lesen können, um dann dazu die Gültigkeitsdauer zu addieren und wäre demzufolge zur Erkenntnis gelangt, daß der Wisch gültigkeitstechnisch im Grünen Bereich lag. Klar, das, sofern die niedere Kunst der elementaren Grundschulmathematik beherrscht wurde. Dies alles nur mal so kurz nebenbei angemerkt... Jetzt konnten wir ja zu 100% den behördlichen Eifer nachvollziehen. Regel ist Regel. Doch keine Regel, nicht und gerade besonders in Namibia ohne Ausnahme. Bei Touristen, die einen ordentlichen wirschaftlichen Beitrag zum Wohle der Nation beisteuern, hätte man, sofern man nur die klitzekleinste Affinität zu makroökonomischen Zusammenhängen sowie zu Flexibilität hätte sein Eigen nennen können oder wollen, fünf an diesem Tage eben gerade sein lassen und die Touris, willens für ihre Reisezwecke die Geldbeutel mit Freude und Schwung weit zu öffnen und u. a. sogar ungerechtfertigte NWR-Preise für miserable Campsitebedingungen zu tolerieren, mit ihrem nicht den Autoritätsforderungen konform ausreichenden Beleg der wohlweislich gezahlten Versicherung weiterfahren lassen. Wir wollten nicht wissen, wie viele einheimische Autos ohne jeglichen Versicherungsschutz in der Zeit durchgewinkt wurden, in der wir bei Hitze und schwüler Luft eine knappe Stunde vor und in einem heruntergekommenen, mit hyperspartanischem Mobiliar und herunterhängenden Elektrokabeln ausgestatteten Betonkontrollhäuschen verweilen durften. Vorüber diese unschöne Episode, schwangen wir uns mit dicken Hälsen auf die Sitze unseres Gefährtes und peilten direkten Weges die Mahangu Safari Lodge für unser dortiges Debüt an. Unser Wagen wurde unter dem Schattendach vor dem Empfangstrakt des Anwesens geparkt und wir traten zum Check-In-Akt in ein mit sehr dunklem Holzinterieur ausgestattetes, in Finsternis getauchtes Gebäude ein. An der, aufgrund nicht eindringender Tageslichthelligkeit notwendigerweise mit viel Elektrizität geschaffener künstlicher Illumination ausgestatteten Rezeptionstheke wurden wir mit einem breiten Lächeln von einer jungen Frau herzlichst begrüßt. Die Gute, ein Verschnitt aus 80er-Jahre-Nena-Look und Antifa-Girly, präsentierte sich mit einem burschikosen, überbunten Kurzhaarschnitt, der unserer Meinung nach von einem übereifrigen, ohne ausreichend Erfahrung verfügenden, experimentierfreudigen Coiffeur mittels vermutlich über ihr Haltbarkeitsdatum weit abgelaufener Kolorierungsmittel in sämtlichen Regenbogenfarbtönen erschaffen wurde. Zumindest gab der Shorthairmulitneonfarbschopf dem düsteren Ambiente einen kleinen Anstrich an jovialer Behaglichkeit und Abwechslung. Wir checkten also ein und fragten, ob wir die 470 NAD Campsitekosten umgehend begleichen sollten; dies wurde nicht verlangt und so machten wir uns auf den Weg zu dem uns zugewiesenen Stellplatz am Ufer; es sollte der vorletzte gegen Ende des Campgeländes sein und war ebenso düster wie der Lodgehaupttrakt. Die hohen Bäume mit dichtem Laub und ebenfalls hohes, dazu noch dichtes Buschwerk ringsum wirkten auf uns wie eine pflanzliche Kapsel, in die wir einfuhren. Tageslicht erreichte die Kampierstelle ausschließlich über ein in die Blätterhülle geschnittenes, großes Loch auf Okavangoseite. Naturnah gefällt uns ja, aber schön war komplett etwas anders. Unsere Kutsche hatten wir in Windes Eile positioniert, doch die anschließende Suche und das spätere Auffinden von Strom und Wasser erwies sich als kompletter Reinfall. Der Wasseranschluß auf unserem Platz fand sich unpraktischerweise hinter dichtem Buschwerk und war komplett versiegt und so mußten wir uns mit einem Zapfhahn zufriedengeben, der eigentlich zur Campsite unserer liechtensteinischen Nachbarn, ausgestattet mit einem Superhypertoyota4x4-Bushcamper-Schlitten, der nicht ein, eher zwei Vermögen gekosten haben mußte, gehörte. Elektrizität hingegen erhielten wir, dank unseres von Bushlore überlassenen, superlangen Kabels von einem Strompunkt irgendwo im Nichts zwischen unserem Stellplatz und dem Letzten auf dem Campgelände, und den wir trotz unserer Sherlock Holms-Akribie nur durch reinen Zufall fanden. Nachdem wir unser Nest gebaut hatten, ja, Nest, denn der Stellplatz kam uns vor wie ein von Webervögeln gebautes Nest, bewegten wir uns erst einmal zum Restaurationsbereich der Lodge und bestellten jeder ein… Toasted Sandwich… Der Preis dessen mußte mit dem in der Palmwag Lodge vertilgten mal Zwei multipliziert werden, obwohl die Qualität und Köstlichkeit mittels des Divisors fünf bedacht werden mußte. Selbst die große, passable Terrassenfläche vor dem dahinfließenden Okavango konnte unsere Zufriedenheit des uns gastronomisch Angebotenen und unser generell schlechtes Wohlbefinden mit dem Camp nicht in höhere Sphären heben und schon spielten wir mit dem Gedanken, uns eine andere Bleibe für diese Nacht zu suchen. Es sollte aber bei diesem Gedankenspiel bleiben. Auch Lust, noch mal rasch zur Abwechslung in die Mahango Core Area des Bwabwata Nationalparks zu fahren hatten wir keine und so kehrten wir zurück zu unserer heutigen Dunkelheimstätte, zerrten unsere Badehosen aus dem Gepäck und dann ging es nix wie ab zum Swimming Pool. Der Schwimmbadbereich war jetzt nicht unbedingt als extrem unattrakiv zu bewerten, doch auch hier… Alles unter dicken, fetten, laubvollen Ästen, im Schatten gelegen und mehr schlicht als einladend. Die dort den Badegästen zur Verfügung gestellten farb- und musterdiversen Badetücher waren zwar aus dickem Bauwollstoff, doch quasi im Sich-Auflösen begriffen und mit ziemlich vielen Flecken gespickt, die offensichtlich bei vielen zuvor durchgelaufenen Waschvorgängen einfach nicht verschwinden wollten. Jetzt sollte man dem geschenkten Gaul ja bekannterweise nicht ins Maul schauen, doch wenn man als Lodge in dieser Gegend sich den vielen Mitwettbewerbern stellen muß, dann sollte man doch darauf achten, daß die complementary Gratiszusatzleistungen, wie die genannten dicken, baumwollenen Abtrockenlaken nicht nur sauber, denn das waren sie wirklich, eben nur reichlich befleckt, sondern auch in einem ordentlichen Zustand und farblich zumindest nicht allesamt verschieden kunterbunt sind und somit ein etwas einheitliches Bild abgeben. Ob die Chalets hier wohl auch mit diversem, ausgefranzenten Bunte-Zirkus-Frottee ausgestatten waren? Ein Handtuch rot-weiß-kariert das andere abgewetzt azurblau und die Duschtücher in senfgelbem Farbton mit sich selbstaufdröselnden Nähten? Das waren kleine Fragen, die uns kurzzeitig beschäftigten. Wir fügten uns dem uns Gebotenen und relaxten ausgiebig den Nachmittag über. Als es Zeit war, sich um das Abendbrot zu kümmern, schlenderten wir zurück zu unserem Campplatz, vorbei an den luxusaffinen, ihrem Fürsten untergebenen Liechtensteinern, mit denen wir dann ein wenig quatschten. Den Rest des Tages, der nicht der unsere heute war, bestand aus Grill samt Grillgut und Salat vorbereiten, essen und ein Glas leckeren Rotwein genießen. Ohne der Mahangu Safari Lodge bereits unsere endgültige Heimstättenwertung zuteilwerden zu lassen, war für uns am Ende des Tages, in Horizontale auf unserer Vehikelmatratze liegend, glasklar, daß es für das Etablissement schwer werden würde, einen Posten in der oberen Hälfte unserer Hitcampliste zu erreichen. |
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28 Jun 2023 15:09
#668882
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Tag 15
Der Tag des Herrn Auf unserem Programm stand heute die Aufsuchung der dritten Campsite der Autdit-Liste unseres ausgeschriebenen Divundu Area Campsite & Lodge-Facilities-Contests. Drotsky's Cabins. Auf direktem Weg von der Mahangu Safari Lodge in schlappen 44 km und kleinem Grenzverkehr zu erreichen. Wir mußten also den Tag nicht mit Hast und Eile beginnen. Trotzdem kaperten wir schon um Viertel vor sieben das Nationalparksgate der Mahango Core Area und gemütlich ging es auf die einzige Runde des Naturreservats. An der Stelle des dahingeschiedenen Riesenbaobabs legten wir eine sich gebotene Schweigeminute ein und, da an gleicher Stelle 2012 geschehen, gedachten wir auch dem damals dort getroffenen Rentnerpaar burischer Abstammung. Anläßlich unseres Kurzstopps zu jener Zeit an diesem Ort wurde die Pensionärsgattin nicht müde, ihrem vermutlich seheingeschränkten und schwerhörigen Gatten einen prächtigen Seeadler zu vermitteln, der sich im Geäst des Gigantenbaums ein Ruhepäuschen gönnte. Wir erinnerten uns lebhaft an ihre schrille, kreischende Stimme, die unaufhörlich dem armen Ehepartner entgegenschlug: It‘s a South African Sea Eagel, it’s a South African Sea Eagel, it’s a South African Sea Eagel!!! …. Look, look, look!!! Es war dem armen Mann nicht zu verdenken, daß er scheinbar schon vor der Silberhochzeit mit der Dame die Ohren auf Durchzug stellte oder einfach an einer, durch im Laufe der Ehejahre erfolgten dauerhaften Überschreitung der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen maximalen Dezibelzahl an Gehorchtem hervorgerufenen Vertaubung litt. Unsere aufrichtigsten Ehren erwiesen, schlenderten wir weiter unseres Weges und wurden mit schönen Tierbegegnungen beglückt. Die Mahango Core Area zeichnet sich durch eine offene Landschaft aus – genau nach unserem Geschmack. Kaum aus dem Nationalpark raus, befanden wir uns auch schon vor der Grenzübertrittsstelle von Namibia nach Botswana. Die bordertechnischen Notwendigkeiten auf namibischer Seite zeigten sich, wie immer bei unseren Grenzüberschreitungen von oder nach Namibia auch dieses Mal, an dem heutigen, will man großzügig sein, als tertiären zu bezeichnenden Grenzposten als sehr, sehr schleppend, schwerfällig und wenig professionell. Über den Demarkationsstreifen gerollt, parkten wir uns im Schatten großer Bäume ab, erklommen die Stufen des Grenzgebäudes mit hochgehißter Botswana-Flagge und unterzogen uns dem, was notwendig war. Reisepässe und ausgefüllte Einreisekarten = Stempel rein und weiter nach links. Zollabfertigung unserer gemieteten Kutsche = zackig und erfolgreich erledigt. Zahlung der BURS-Zeche = stockend und schlußendlich ohne Erfolg. Die Begleichung der paar Kröten für die Kfz-Versicherung in Botswana kam fürs Erste zu keinem guten Ende, da sich sämtliche, im länglichen Backsteingebäude befindlichen Kreditkartenzahlungs-POS-Geräte in einem scheinbar landesweiten nationalen Streik befanden. Leider reichten unser mitgebrachter Regen, in Form von Banknoten in Pula, nicht aus, die Rechnung zu saldieren. Es fehlten uns exakt 20 BWP. Euro, US Dollar, Rand, Namibische Dollar aus allen Taschen herausgezerrt halfen nicht, unserem kleinen Impasse ein nettes Ende zu bereiten. No foreign currency accepted, war die Devise. Nun gut. Wo gibt es den nächsten Cash-Wechsler, war unsere anschließende Frage. Die etwas korpulente und vollbußige BURS-Abfertigungslady zeigte mit ausgestrecktem Arm und langem Zeigefinger Richtung Osten. Hinter dem weißen Rolltor befände sich eine Wechselstube, bei der wir die gängigsten Währungen wechseln könnten. Alles quasi gut bis zu diesem Augenblick. Einer von uns, und das war ich, machte sich frohen Mutes per pedes auf den Weg hinter das weißgestrichene Metallgatter, um die Grenzbankfiliale aufzusuchen. Doch schon nach einigen Metern mußte ich mich ergeben. Kein Gebäude, das einer, auch noch so kleingeratenen Kreditinstitutaußenstelle hätte darstellen können. Stattdessen viel Natur und dann rechter Hand eine Ansammlung aus in Backsteinen hochgezogener Gebäude. Ich schlug sodann umgehend meinen Schritt in diese Richtung ein, als mir die Aufforderung lauthals in den Rücken geschrien wurde, ich sollte die Hauptstraße nicht verlassen und nur nach links schauen, dort befände sich die Valutentauschbörse, die Deutsch Marks und Dollars – Dankeschön, Tina Turner, Gott hab Dich selig, für diesen Ausdruck - entgegen nehmen würde. Ich folgte den geographischen Anweisungen der hinter dem weißen Gatter unter großen Bäumen im Schatten sitzenden Grenzbediensteten mit botswananischer Gehaltsabrechnung und folgte dem Asphaltband immer nach links schauend. Nach einigen Schritten erblickte ich zwei Gebäude. Das eine klein, das andere etwas größerer Art. Ich entschied mich für das baulich imposantere Häuschen, doch nix da, da war alles verrammelt. Also ein paar Meter weiter gedackelt und ich fand mich vor einer Art Hütte, die von der Größe her eher ein Stilles Häuschen hätte sein können. Die Tür stand sperrangelweit offen und ich trat in den Mikrokosmos eines Mikroräumchens. Außer der Eingangstür gab es noch ein mit ordentlich metallenen Gitterstäben ausstaffiertes Fenster ohne Glasscheibe. Mein Blick durch dieses ergab erst einmal nix. Dann, meine Augen zum zweiten Anlauf zusammengekniffen, erblickte ich in diesem, taxiert maximal 1,5 x 1,5 m großen Räumchen eine junge Frau, die quasi unterhalb des im Inneren ihres Kabuffs befindlichen Kundentresens irgendwas rührte. Bei meinem anschließend ausgesprochenem Good morning erschrak das magere Frauchen, schaute mich mit Pandaaugen an und schwieg. Meine freundliche Frage, ob ich hier Euro in Regen-Botswana-Pula wechseln könnte wurde mit einem großen Schweigen und einer Handbewegung beantwortet. Meine Fresse, dachte ich, auch die ist taubstumm, welch Glück. Ich folgte der Hand und erblickte eine Tafel mit darauf befindlichen Fremdwährungswechselkursen, wobei jetzt die Verwendung des Plurals zu Mißverständnissen führen könnte, denn von den vielen gängigen Währungen der Welt fanden sich nur zwei auf dem Schreibbord wieder: Rand und namibische Dollar. Um keine weiteren gegenseitigen Peinlichkeiten aufkommen zu lassen, zog ich aus meinem Geldbeutel 1000 Rand. Dies reichte, um das erwachsene Mädchen aufstehen zu lassen, einen Taschenrechner aus dem Nichts hervorzuholen, einen Blick auf den Gitterfenstertresen mit den 1000 Rand zu werfen, und wild auf dem Rechenapparat los zu tippen. Ich war froh, daß die junge, scheinbar aus der Provinz stammende Dame nicht großen Wert auf Outfit und Manicure legte, denn sie schnappte sich die südafrikanischen Bankscheine, ohne mit langen, mit Perlmut oder billigen Glitzersteinchen gespickten Fingernägeln ausstaffiert zu sein. Oftmals hat man es in solchen Bankgeschäftsetablissements ja mit Damen in eng anliegendem Tailleur zu tun, die ihre Fingernägel in Edward mit den Scherenhänden gleiche Krallen verwandeln. Und da muß man dann aufpassen und schnell seine eigene Hand zurückziehen, sonst läuft man Gefahr, daß das künstlerisch verzierte Frauenfingernagelhorn zwischen den Sehnen der eigenen Hande endet. Es folgte ein langes und lautes Tippern auf dem Casio-8oer-Jahre-Modell-Taschenrechner, dessen Zifferndisplay mir dann vor die Augen gehalten wurde. Einen Blick auf das Dashbord mit den heutigen, gültigen Wechselkurse schmeißend, erfuhr ich, daß sich die Bankfilialjungmanagerin vertan haben mußte. Der mit Edding-Stift angeschlagene Wechselkurs ZAR -> BWP war eindeutig nicht aktuell. Darauf von mir aufmerksam gemacht, bedachte mich die Finanzjongleurin mit einem bösen Blick und fuhr fort, zahlreiche Papiere mit Kugelschreibermine zu beschriften. Am Ende des administrativen Tauschaktes verlangte die Gute von mir meinen Reisepass, zog diesen mit schnellen Fingern unter der mit den Metallstäben ausgestatten Öffnung zu sich und füllte mit langsamer Akribie einen weiteren, scheinbar notwendigen Bargeldwechselwisch aus. Wortlos, wenn hätte es gewundert, wäre es anders gewesen, wurde mir von ihr sowohl mein Reisepass als auch dieser Fetzen ausgefüllten Papiers zur Unterzeichnung letzterem zugeschoben. Ich tat, wie von mir nonverbal verlangt und schubste den Zettel anschließend mit spitzen Fingern zurück; im Gegenzug erhielt ich von der Frauenzimmer hinter dem westernfilmtauglichen Gitter das zuvor von ihr mehrfach durchgezählte Geldscheinbündel, wobei die mir überlassene Quantität an Pulascheinen aufgrund einer zweifelsohne unkorrekten Anwendung der nicht aktuellen Buy- und Sell-Kurse seitens der Wechselstubenbediensteten wertmengenmäßig nicht in Korrespondenz mit dem von mir vorgelegten Randgeldnoten stand. Unweigerlich stand für mich aber fest, daß mit der stummen Valutenlady ein Geradebiegen des offensichtlichen Finanztransaktionsfehlers kein Gut-Pula-Rand-Essen gewesen wäre und so verließ ich mit viel zu vielen Pula den Wechselkabuff und kehrte zu unserem Wagen zurück. Schon beim Durchgehen durch das große weiße Vetärinärgrenzkontrollschiebetor sah und hörte ich das neben unserem Auto versammelte Grüppchen fröhlich lachen. Ich gesellte mich zu der kleinen Menschenansammlung, die neben meinem Reisepartner aus der großbusigen BURS-Dame mit den nicht funktionierenden POS-Zahlungsgeräten, zwei anderen jungen, hübschen Grenzpostenbeamtinnen und einem weiteren, offensichtlich im Öffentlichen Staatsdienst angestellten jungen Mann, so schloß ich zumindest aufgrund des auf dem Oberarmärmelteil seines dicken, dunkelblauen Wollpullovers nähtechnisch applizierten offiziellen Staatswappenwimpels. Die weiblichen Personen des Pulks folgten mit offensichtlich großem Interesse den Ausführungen meines Reisepartners betreffend des antiken Lasagne-Rezeptes seiner Mutter, ihres Zeichens Schwester des zuvor genannten Onkel Ninis, wobei die anwesenden Damen zunächst ihre Schwierigkeiten damit hatten zu verstehen, von welchem Nudelteigplattiergerät die Rede war. Zu des Rätsels Auflösung trug glücklicherweise Google bei, denn das Smartphone des jungen männlichen Staatsdieners wurde mit einem aufgerufenen Foto einer Pastahandleiermaschine herumgereicht. Ohne den US-amerikanischen Konzern würden wir vermutlich noch heute am Grenzschlagbaum sitzen und uns in Beschreibungen von Lasagnenudelplattenherstellung unter Anwendung eines metallenen Drehapparates, welcher, so ließ uns Google auch wissen, selbst in Italien als Pasta Maker vermarktet wird, üben. Nachdem auch die Zusammensetzung der für die Lasagne-Soße notwendig zur Hand habenden Zutaten und deren rezeptorische Verarbeitungsprozesse eingehen erörtert und auf die Verweildauer des Lasagne-Rohlings bis zu seiner endgültigen Fertigstellung im Ofenrohr samt dessen maximaler Backtemperatur ausdrücklich hingewiesen wurden, meinte der wimpelbestückte Herr, daß er nun Hunger bekommen hätte; dieser Aussage schloß ich mich an. Die lebhafte Unterhaltung machte dann noch einen Schwenk zu wie wunderschön wir doch Botswana finden und wir deshalb immer wieder gerne hier her zurückkehren. Trotz daß sich mittlerweile zwei weitere Fahrzeuge vor dem schlichten Gebäude des Borderpostens abgeparkt hatten und die Insassen dieser Autos schnellen Schrittes und mit eindeutigen Zeichen eines ambitionierten Grenzübertritts im Inneren des langgestreckten Bauwerks verschwanden, ließ es sich die mit großer Oberweite ausgestatte BURS-Verantwortliche nicht nehmen, uns noch den Tuli Block als besonderes Reiseziel in Botswana zu empfehlen, denn sie kenne diese, für Botswana ungewöhnlich „gebirgige“ Gegend sehr gut, da sie am Grenzübertritt Pont Drift eine Zeit Dienst schob. Eine enttäuschte Mine legte sich dann auf ihr Gesicht, als wir ihr erzählten, schon 2012 im Tuli Blockgewesen zu sein und sogar in Ponts Drift grenzübertrittstechnisch von Botswana nach Südafrika durch den trockenen Limpopo rübermachten. Darauf fing sie laut zu lachen an und meinte, wir würden wohl Botswana besser kennen, als dessen eigene Bewohner. Mit dieser Aussage lag sie, unseres Erachtens nach, vermutlich nicht ganz falsch. Nun wollten wir auch weiter unseres Weges, deshalb unterbrachen wir sanft die angenehme und lustige Unterhaltung, marschierten mit der obenrum großzügig ausgestatteten BURS-Tussi in Ihren Bürotrakt und zahlten die noch fehlenden 20 BWP in cahs, steckten die uns dann überreichte Versicherungsurkunde ein und fuhren anschließend zur Veterinärkontrolle. Aus dem, in schlichtem Stil errichteten, weißen Betonhäuschen kam eine Frau mittleren Alters und bat um Öffnen des Wagens. Freundlichkeiten brauchten keinen ausgetauscht werden, da sie und ich uns ja schon wegen meines Ganges zur Valutentauschbörse zwei Mal gesehen und gegrüßt hatten und sie es war, die mir den Weg zur Wechselstube nachschrie. So öffneten wir die wagenrückseitige Tür und zogen auch unseren großen Kühlschrank links am Wagen aus seinem Verschlag. Die Kontrolleurin warf einen müden Blick ins Innere unserer Schlafwohnkabine und wendete sich dann der großen Fridge zu. Jetzt war diese aber so weit oben im Canopy eingebaut, daß ein Einblick in diese nur Personen mit einer Körpergröße von mindesten 1,85 m möglich war. Deshalb holten wir fluchs unseren Plastiktritthocker hervor, die Dame stieg drauf und der Kontrollvorgang konnte fortgesetzt werden. Fleischiges und Gemüsiges hatten wir keines mehr und so erblickte die zur Inspektion angestellte Staatsbedienstete nur auf gut gekühlte Savanna-, Weißwein-, Mineralwasser-, Fanta- und Colaflaschen sowie Tonic Water- und Bitter Lemon-Dosen. Ob der schon am frühen Vormittag herrschenden Bruthitze boten wir ihr eines der Erfrischungsgetränke an, welches sie aber zunächst ablehnte, doch dann schlußendlich dankend annahm. Jetzt kann man vermutlich darüber diskutieren, ob unser Akt des Anbietens eines gekühlten, alkoholfreien Sprudelgetränkes an eine Staatsangestellte schon unter Korruption fällt oder nicht. Fakt war jedoch, daß wir überhaupt keinen Grund hatten, irgendeinen Bestechungsversuch zu begehen. Denn die angebrochene 2-Liter-Plastikflasche mit Milch sowie eine noch jungfräuliche Packung Cheddar-Käse waren ebenfalls öffentlich im Kühlschrank zur Schau gestellt und riefen keine Beanstandung seitens der Kontrolldame hervor. So rollten wir durch das weiße, weit offenstehende Schiebetor und waren endlich da: Finalmente Botswana. In Shakawe sollten wir dann unsere Bargeldbestände auffüllen und ein paar frische Lebensmittel für den heutigen Tag und Abend besorgen, bevor wir zu Drotsky’s Cabins weiterfuhren. Dies erledigt, führte uns ein kurzer sandiger Weg von der asphaltierten A35 zur Herberge; dort parkten wir uns im Schatten vor dem imposanten, offen gehaltenen Hauptgebäude ab. Einmal die Treppe hochgelaufen, befanden wir uns in einem, mit dunklem Holz errichteten Open Space-Raum enormen Ausmaßes, erledigten das Check-Inn-Prozedere und warfen einen Blick auf den rückseitig, zum Okavango sich entfaltenden Garten… nein, eher Park, dessen Gras so perfekt unterhalten war, daß in Wales oder Yorkshire sich so mach Gartenbesitzer hätte drei Scheiben abschneiden können. Alles war wie aus dem Bilderbuch: Das Lodgehauptgebäude architektonisch sehr, sehr ansprechend, mit geschmackvollem, im Gesamtkontext des Anwesens stehenden Mobiliar ausgestattet und wirklich alles übersauber. Unsere Nachfrage, ob wir denn noch einen Toast oder ähnlich Kleines erhalten könnten, wurde leider negativ beschieden und so machten wir uns zu der uns zugewiesenen Campsite. Hierzu mußten wir vom Hauptgebäude wieder etwas zurück Richtung A35, um dann gleich scharf links abzubiegen und durch eine Art subtropischen Wald zu fahren. Wir hatten die vorletzte Campsite zugeordnet bekommen. Diese, über dem Ufer des Okavangos gelegen, war gelinde gesagt riesengroß und trotz der vielen Bäume drang viel Licht auf den Stellplatz, komplett anders als auf der Mahangu Safari Lodge… Wir suchten eine, von uns als günstig erachtete Parkposition, begannen unser Campingmobiliar aus dem Wagen zu holen und bereiteten anschließend ein leichtes Mittagessen zu. Nun waren unsere Knurrmägen befriedet und nach einer kleinen Kabelsteckerreparatur machten wir uns auf den Weg zurück zum Hauptlodgegebäude, um nach einem spätnachmittäglichem Bootsausflug nachzufragen. Dort angekommen, wendeten wir uns an eine hellhäutige Dame fortgeschrittenen Alters, die sich mit Eileen vorstellte (so glaube ich mich zu erinnern). Ja, ein Boat Trip heute Nachmittag wäre möglich, der Preis würde 340 BWP pro Stunde und 200 BWP für die hierzu benötigten 10 Liter Kraftstoff kosten. Wir wurden handelseinig, machten den Deal klar und anschließend erzählt Eileen, daß sie deutsche Wurzeln hat, ihre Vorfahren zu Kaiser Wilhelms und Bismarcks Zeiten ans Kap zogen und der Urvater dabei als Arzt in Diensten stand; dann irgendwann im Laufe der Zeit ist die Familie im damaligen Betschuanaland aufgewallt und dort auch geblieben. Wir machten ihr unsere aufrichtigsten Aufwartungen hinsichtlich des wunderschönen, parkähnlichen, extrem gepflegten Geländes und den adretten festen Unterkünften und natürlich der großzügigen Campsites mit dazugehörigen blitzeblanken Toiletten- und Duschhäuschen. Eileen wies uns anschließend noch daraufhin, daß sich am heutigen Nachmittag eine Gesellschaft aus dem nahen Shakawe zu einem legeren Zusammentreffen auf dem Gelände angesagt hätte. Jetzt mußten wir uns erst einmal im zwischen Hauptgebäude und Okavangoufer befindlichen Swimming Pool die Hitze vom Leib fegen. Erfrischt kehrten wir dann zu unserem Campplatz zurück und vertrieben uns die Zeit mit Lesen. Während unsere Nasen in einem dicken Buch und einem E-Reader steckten, suchte uns ein älterer Herr auf, um uns ebenfalls über die zu erwartenden Shakawe-Gäste und einer etwaig damit in Zusammenhang stehenden Möglichkeit von ungewöhnlicher Lärmemission zu informieren. Mein Gott, was war man beflissen gewesen, uns auf diese, nicht aus der Ferne anreisenden Tagesbesucher der Anlage mehr als gebührend in zu Kenntnis zu setzten. Oder sollte hinter dem zweiten Avis sich eine zeitlich antizipierte Entschuldigung für eine eventuell unschön ausufernde Feier einer vielleicht allseits als randalierend bekannten, ortsansässigen Rabaukengroßfamilie mafiöser Art stecken? So unsere Gedanken. Als wir dann überpünktlich an dem bei den Campsites befindlichen Bootsanleger für den Start unseres Bootsausfluges ankamen, trafen wir auf die genannte große Gruppe an Gästen. Diese machte uns aber gar nicht den Anschein, als mochte sie sich negativ auffallend verhalten; eher das Gegenteil war der Fall. Vor uns präsentierte sich die Hautevolee Shakawes. Die Damen alle in stilvollen, blütenweißen Kleidern und Röcken steckend, auf hochhackigen Absätzen balancierend und mit großen mondänen Sonnenbrillen ausgestattet. Die Herren der feinen Gesellschaft hingegen in meist hellblauen Hemden und eleganten dunkelblauen Anzügen, wobei die Hosenbeine dem heutigen Modetrend entsprechend eng geschnitten waren und die Beinkleider mit nicht gerade billig aussehenden mittelbraunen Ledergürteln fest an den Hüften gehalten waren; dazu geschmackvolles, ebenfalls in Tonalität der Gürtel gehaltenes Schuhwerk. Die mitgebrachte Kinderschar zeigte in schickem, modischen zeitgenössischem Kidsgewand. Es wurde herzlichst gelacht, lebhaft geplaudert, doch nicht lautstark, an Prosecco-Gläsern genippt und Fotos geschossen. Wir freuten uns für das große Grüppchen und stiegen zu unserer Individualtour ins Boot. Zunächst ging es langsam schippernd den Okavango hoch, am Lodgehauptgebäude mit dem dortigen Bootsanleger vorbei. Am steilen Uferrand links erhaschten dann wir einen Blick auf einen King Fisher und weiter ging es flußaufwärts. Zu unserer Rechten saßen reihenweise Schlangenhalsvögel auf abgestorbenen, großen Bäumen und genossen die letzten Augenblicke der Sonne. Irgendwann lenkte unser Bootskapitän die Barkasse nach rechts in einen der vielen Arme des Okavangos und bremste abrupt ab; fast wären uns unsere Sonnenbrillen von den Nasen gefallen. Vor uns lag ein viele Meter langes Krokodil gemächlich vor einem Grasinselchen und inspizierte mit wachen Augen sämtliche Ecken des hinter dem kleinen Eiland hervorlaufenden Flußwassers. Ab und an hob der Riesenkaiman etwas den Oberkiefer und zeigte uns so eine lange Reihe an weißen Todeshauern. Der Kerl war bestimmt so groß wie unser Boot lang war. # Die Geschwindigkeit des Flußwassers in den kleinen Armen den Okavangos war viel höher als die des Hauptflußteils und deshalb hatte unser Bootsführer ziemliche Mühe, unseren Kahn gegen die Wasserfließrichtung zurück zum Hauptfluß zu bringen. Mittlerweile war die Sonne hinter den Bäumen verschwunden und auch die Schlangenhalsvögel hatten bereits das Weite gesucht. Im hohen Schilf zu unserer Linken präsentierten sich uns dann eine große Gesellschaft an Bee Eater; leider war das Tageslicht für unsere Kameraausrüstung nicht mehr geeignet, ein paar Fotos von diesen putzigen und bunten Federtierchen zu schießen. Nach guter eineinviertel Stunde bugsierte unser Tourguide das Boot an die kleine Mole und wir uns anschließend zu unserem Stellplatz. Die Bootstour empfanden wir jetzt als ok, aber nicht uns vom Hocker werfend. Von den vielbesagten tollen Vögelsichtungsmöglichkeiten, die man bei Drotsky haben kann, konnten wir nicht profitieren. Aber das ist ebenso, daß man am richtigen Ort zur richtigen Zeit sein und auch immer ein Quäntchen Glück auf seiner Seite haben muß – wir waren also vermutlich zwar am richtigen Ort, aber zur falschen Zeit und von Fortuna nicht wirklich mit Wohlwollen bedacht. Amen. In Dunkelheit stolperten wir zu unserem Auto und begannen mit unseren Abendessenpräparationen. Zum Grillgut reichten wir uns einen Avocado-Tomaten-Knoblauch-Salat und spülten unsere Gurgeln mit einem ordentlich gut gekühlten Weißwein, bevor wir mit Abwasch und Unter-die-Dusche-Hüpfen den Tag beendeten. |
Letzte Änderung: 29 Jun 2023 08:39 von ALM.
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29 Jun 2023 14:50
#668954
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Tag 16
Next Stop Maun… ohne besondere Vorkommnisse – oder vielleicht doch ![]() Auch heute hatten wir keine Eile an den frühen Sonntag legen müssen, denn auf unserer To-Do-Liste stand lediglich: In Maun volltanken, ins SKL Crocodile Camp fahren und dabei, selbstredend, einen Einkehrschwung bei Hilary einlegen. Basta così für heute. Mit Eileen hatten wir Tags zuvor über den Zustand der asphaltierten A35 gesprochen und die Gute beschrieb diesen als anfänglich schlecht, doch je näher man sich an die Kreuzung zur A3 bei Sehithwa ranpirschen würde, wäre die Teerdecke in einem ordentlichen Zustand. So zogen wir nach unserem Kaffee von dannen und tingelten das lange Bitumenband Nr. 35 ab. Da wir zum ersten Mal den Panhandle befuhren, wunderten wir uns über Dorfbezeichnungen wie Etsha 1 und Etsha 6 usw. Was es damit auf sich hatte, erfuhren wir am nächsten Tag dank Wikipedia. Die Straße zeigte sich, so wie von Eileen beschrieben. Je weiter wir südwärts fuhren, desto weniger Potholes gab es. An der zuvor genannten Kreuzung überlegten wir einen Moment, ob wir nicht dem Lake Ngami einen kurzen Besuch abstatten sollten; entschieden uns aber dagegen. Grund hierfür war unsere Lust auf Hilary’s Leckereien. So düsten wir gemächlich weiter nach Maun, und zuerst schlugen den Weg zum DWNP-Office ein, denn dieses hatte sonntags nur Vormittags geöffnet. Dort also um 11.38 Uhr angekommen, legten wir unsere Reservierung für die Khwai North Gate Campsite vor und gaben einer der beiden jugen Frauen hinter dem Tresen sowohl den exakten Tag unserer Einreise in den Moremi als auch den genauen Ausreisetag aus diesem bekannt. Die langen lackierten Krallen einer der Damen flogen wild über die Tastatur und schon wurde uns ein DIN A 4 – Blatt als Rechnung für die Nationalparkseintrittsgebühr unter die Nase geschoben. Drei Kalendertage für zwei internationale Gäste und einem Fahrzeug machten nach bostswanischem Adam Riese und dessen Eva Zwerg 1.845,00 Pula. Wir beglichen die Zeche mit der Kreditkarte und noch bevor wir das POS-Maschinenpapierzettelchen im Portemonnaie verstaut hatten, wurde von der, unsere Zahlung entgegennehmenden, öffentlichen Bediensteten die Lichtschalter für alle im Gebäudeteil befindlichen Neonlampen auf Aus gedreht und der Tresen geschlossen. Die Handtasche geschnappt, schlenderte die gazellenartig grazile Dame seelenruhig mit ihrer ebenso elfenhaften Kollegin an uns vorbei und ließ uns ohne ein weiteres Wort im Halbdunkeln stehen. Die Uhr zeigte 11.52 Uhr. Jetzt aber nix als los zum Mittagessen bei Hilary und schon schlugen wir den uns seit Jahren bekannten Weg zur Lukullusstätte ein. Bereits beim Einbiegen auf dessen Parkplatz stockte uns der Atem, denn dieser lag leer und verlassen vor uns. Ein wirklich böses Omen. Dann die Gewissheit: Ja, Hilary war geschlossen, es war ja Sonntag. Jetzt wäre so manch einer nicht so vor diese vollendete Tatsache gestellt worden, nämlich der, der sich bereits im Vorfeld seiner Reise ausgiebigst mit allerlei Öffnungszeiten beschäftigt hätte. Da wir grundsätzlich nicht zu dem Schlag Reisender gehören, die vornherein alles, aber auch wirklich alles bis ins letzte Detail wissen wollen oder müssen… denn was wäre uns eine Reise wert, wenn uns eigentlich alles schon zu 100% bekannt sein würde?... haben wir selbstverständlich nicht tagelang das Internet bemüht, um uns von Tod und Teufel und/oder Öffnungszeiten von Gastwirtschaften ein klares Bild zu verschaffen. Auch und gerade, weil wir desöfteren in unserer Afrikavergangenheit erleben durften, daß das geschriebene Wort oder die gedruckten Zahlen keinen Pfifferling wert waren, und wir eines besseren belehrt wurden. Mit langen Gesichtern drehten wir eine Ehrenrunde auf dem komplett freien Parkgelände und bogen nach rechts auf die vor dem Flughafen befindliche Straße ab. Jetzt mußte eine alternative Location zum Speisen gesucht werden. Am Hauptportal des Flughafens angekommen, sahen wir zur Rechten, daß die dort einmal existierten Ladengeschäfte und das Lokal direkt an der Ecke nicht mehr vorhanden waren. Die kleine Gebäudezeile war komplett leergeräumt. An der Eckkneipe hatten wir 2011 eine kleine Pause eingelegt; damals teilten wir uns dort einen Außentisch mit einer jungen Japanerin, die ausdruckslos an ihrem, schon mehr als schal geworden Bier süffelte. Sie fragte uns, ob wir mit ihr gemeinsam eine Runde mit dem Flieger über das Delta drehen wollten. Leider hatten wir keine Zeit hierzu und außerdem, selbst wenn Zeit vorhanden gewesen wäre, dann hätten wir einen solch luftigen Ausflug bestimmt nicht mit einer so emotionslos dreinblickenden, flüsternden Person unternommen. Die junge Nippondame blieb uns über all die Jahre rege in Erinnerung und ab und an, wenn wir ein nicht gut gekühltes Getränk serviert bekommen, ziehen wir unser mentales Bild dieses trostlosen Geishaverschnittes hervor und fragen uns scherzhaft, ob das reizlose, fade Frauenzimmer aus dem Land der aufgehenden Sonne wohl immer noch in Maun an der Eckkneipe vor ihrer warmen Gerstensaftplörre sitzt und auf eine Mitfluggelegenheit wartet. Schlußendlich kehrten wir dann im Dusty Donkey Café ein und waren ob der leckeren Speisen positiv überrascht; auch der Iced Coffee war ein Iced Coffee und trug zumindest ein bißchen zu unserer Zufriedenheit bei. Doch die sehr guten Snacks an Essen sowie das eiskalte Koffeingetränk konnten unsere Enttäuschung über die heute geschlossene Hilary nicht kompensieren. Bevor wir die Hühner sattelten und in die Erdbeeren ritten, um zum Crocodile Camp zu gelangen, füllten wir unsere Kutsche an der Tanke um die Ecke noch kräftig mit Treibstoff auf. Das von SKL betriebene Camp befindet sich nördlich des Zentrums von Maun, schon auf dem Weg Richtung Moremi/Khwai und bietet außer Chalets auch einen großen Campingplatz mit vielen schattenspendenden, hohen Bäumen. Wir checkten ein, suchten uns eine Campsite, absolvierten die baulichen Campaufbaurüstarbeiten und peilten den Swimming Pool an. Dieser lag genau wie ein großer Barbereich mit Terrasse direkt über dem Thamalakane River. Ein Blick von der Terrasse auf das schmal dahinfließende Flüßchen werfend erblickten wir dann im Uferbereich direkt unter der Bar eine tote, schon gut aufgeblähte Ziege. Pfui, daß verblichene Tier sollte schnellstens entsorgt werden. Wenn nicht, dann müßte man den Bargästen des Camps wohl rasch Absint zur Verkostung reichen, um den zu erwartenden Verwesungsgestank zu unterdrücken. Doch das Barpersonal machte nicht den Anschein, sich großartig um das Geruchswohlbefinden der Gäste zu scheren. Na denn, wohl bekomm‘s! Wir lümmelten uns ausgiebig auf den Liegen und sprangen zum Abkühlen in das Wasserbecken. Nachdem die Sonne arrivederci gesagt hatte, gingen wir zurück zu unserem Stellplatz, ausgestattet mit einem großzügigen Außenküchenbereich sowie einem sich daran anschließenden Toiletten-und Duschhäuschen. Alles war so ziemlich sauber, auch war die Campsite ordentlich gerecht, denn kein einziges trockenes Blättchen lag umher. Während wir in den Abendessenvorbereitungen steckten, füllte sich der Camplagerplatz so langsam. Unsere Nachbarn, ein junges botswanisches Pärchen, hatten sichtlich Probleme, daß von ihnen mitgebrachte Ground Tent zusammenzubasteln und so boten wir unsere Hilfe an, welche auch gerne angenommen wurde. Im Halbdunkeln spielten wir als zu viert Mikado und, kaum war das große Bodenzelt errichtet, entschwanden die beiden mit ihrem hochzylindrigen Pickup-Schlitten zum Diner in einem, so vermuteten wir, der angesagtesten Restaurants des Feinen Mauns. Nach dem Abendbrot und den anschließend verrichteten Abwascharbeiten gingen wir nochmals unseren Ablaufplan für den nächsten Tag durch. Auf unserer Agenda stand: SIM-Karte besorgen, mittelgroßer Supermarkteinkauf, Savanna- und Weinvorräte auffüllen, zahlen einer Campsite im Khwai Development Trust Office. Unser Vormittag des nächsten Tages war also bestens ausgefüllt. Ach ja... Die Kosten für die Campsiteübernachtung auf dem Crocodile Camp betrugen 500 BWP. |
Letzte Änderung: 29 Jun 2023 15:07 von ALM.
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29 Jun 2023 16:48
#668963
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Lieber Andreas,
wenn Du meine Anmerkungen über Maun im 2021-RB so gründlich gelesen hättest wie ich Deinen gesamten RB genüßlich zu mir nehme,, wärt Ihr vom geschlossenen Hilary schnurstracks zu Marc‘s Eatery gefahren…..-bitte keine Bemerkung über das Deppen-Apostroph ![]() Schade auch, dass Ihr nur so kurz in Drotzkys Cabin gewesen seid- die Bootstour am Morgen wäre sicherlich ergiebiger gewesen. Liebe Grüße Friederike |
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30 Jun 2023 09:36
#669007
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Moin Friederike,
Marc's Eatery ist uns in dem Moment nicht auf den Schirm gekommen und vor lauter Hunger hätten wir dort auch nicht unsere Aufwartung gemacht, denn dann hätten wir ja quasi durch halb Maun fahren müssen. Unser Leeremagenproblem war aber mehr als akut, sodaß wir bei der erstbesten annehmbaren Location scharf abbremsten und uns auf die Speisekarte stürmten. Dein Hinweis, herzlichen Dank dafür, hat mich aber jetzt dazu verleitet, doch mal das weltweite Netz zu bemühen und siehe da.... Closed Saturdays and Sundays ![]() Umgehend habe ich unsere Afrikabibel hervorgeholt und bei Marc's Eatery einen entsprechenden Vermerk hinzugefügt. In Zukunft werden wir unsere Touren so gestalten, daß wir nur wochentags in Maun aufwallen; somit ist dann ein Besuch Hilarys gesichert und, sollte dort alles brechend voll sein, wird dann halt Marc mit Deppenatostroph und anschließendem s angesteuert. Liebe Grüße Alm |
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02 Jul 2023 11:08
#669091
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Tag 17
Auf nach Khwai Die am Vortag nochmals akribisch durchgecheckte Pflichtenliste wurde von uns früh, aber nicht Herr-Gotts-früh-gleich abgearbeitet, wobei wir zunächst, weil auf unserem Weg gelegen, zum relativ neuen Superspar Boseja fuhren, um den Punkt Einkauf von Gemüse, Fleisch, Milch, Olivenöl und Kesselchips abzuhaken. Wer jetzt bei neu auch gleich an opulent dachte, der wurde enttäuscht, denn der von uns angesteuerte Superspar war zwar neu, aber was die Ausmaße der Verkaufsfläche und die Großzügigkeit des Warensortiments anbelangt in keiner Weise dem Uraltspar in Zentrum Mauns auch nur einen Deut überlegen; im Gegenteil. Das Angebot an zerlegten Teilen toter Tiere war in Quantität und Auswahl auf ein wirkliches Minimum reduziert. So blieb uns nix anderes übrig, als später den guten alten Spar im Zentrum des alten Mauns aufzusuchen, denn Lust auf einen Besuch der Meat Boys hatten wir keine, obwohl wir Kerle ja nicht wirklich snobben würden. Nun denn, so folgten wir unserer abzuarbeitenden Liste und begaben uns zum BTC-Shop an der nach Ghanzi führenden Hauptstraße. Nach 20 Minuten und einem lustigen Vornamensauswahlgeplänkel mit einer hochschwangeren Telekommunikationsgesellschaftsangestellten, die auf unsere Nachfrage hin, was es denn werden würde, verzweifelt mit einem „Once again a boy“ antwortete, bugsierten wir, mit einer SIM-Karte ausgestattet, unsere Karre zum Oldy, but goldy Spar, tätigten dort unseren Einkauf und fuhren dann zum Büro des Khwai Development Truts, um zwei zukünftige Übernachtungen auf einer Mogotho Campsite zu saldieren. Jetzt wäre ja die Möglichkeit gewesen, Hilary heute aufzusuchen, um unserer Tradion frönen zu dürfen, doch dafür war uns der Tag noch zu jungfräulich und so bewegten wir uns nordwärts auf zuerst Aspahlt und dann ab Shorobe auf der uns bekannten Gravelroad, die mitnichten und mitneffen bestimmt keine Klagen ausgesprochen hätte, wäre ihr ein Grader mal ordentlich über die Leber gelaufen. Das leidige Thema "Hilary" war noch immer nicht von unserem Tisch und, im Auto sitzend und dort kräftig durchgerüttelt, überlegten wir lebhaft, ob wir es denn auf unserem Rückweg nach Windhoek schaffen würden, in besagter Gaststätte einzukehren, um so an unserer langjährigen Gewohnheit anzuknüpfen. Wochentagstechnisch hätte dies kein Problem dargestellt, doch ob wir dafür die Zeit haben würden, war unser großes Fragezeichen. Denn an dem uns möglichen Tag würden wir eine lange Strecke vom Mogotho Camp zu Kalahari Bush Breaks vor uns haben und trotz eines mehr als frühen Abfahrens kämen wir unseres Erachtens kaum vor, eher nach Sonnenuntergang auf der Campsite des Kalahari Bush Breaks an. Wortlos und mit versteinerter Miene trugen wir unser diesjähriges Essen bei Hilary zu Grabe. Nach einer dreiviertel Stunde auf der Rappelrüttelwackelpiste erreichten wir um Punkt High Noon Kaziikini, unser heutiger Übernachtungsstopp. An der Reception stand schon in großen Lettern unser Name sowie die uns zugewiesene Lagerstelle. Wir checkten bei einer sehr, sehr sympathischen jungen Frau ein und begaben uns zu der uns zugewiesenen, nomen est omen, Campstelle Elephant Grove, die unsere Reisekasse um 700 Pula erleichterte. Jetzt haben wir mit Kaziikini seit gefühlten Jahrzehnten ja eine besondere Relationship. 2011 letztmalig zur Inspektion für einen nationalen Fernsehrreisebericht von uns aufgesucht, und damals wenig von uns gewürdigt was Zustand und Preis-Leitungsverhältnis anbelangte, dachten wir uns bei der Planung unserer diesjährigen Tour, daß wir diesem Nächtigungsplatz nochmals die Chance einräumen sollten, sich aktuell zu präsentieren und, wir glauben ja stets nur an das Gute in der Welt, gegebenenfalls eine Revidierung der von uns damals abgefassten Bewertung erhaschen zu können. Der Anfang war schon einmal ordentlich in trockenen Tüchern und bescherte die ersten Pluspunkte. Auf unserem, Elefantenwäldchen genannten Lagerplatz angekommen nahmen wir unsere Umgebung kurz in Augenschein und konnten dann feststellen, daß man die Ablutions einer ordentlichen Roßkur mit ebesolch ordentlichem Resultat unterzogen hatte. Smart, wirklich smart, so unser zweiter Urteilsspruch. Wir begannen, unsere Heimstätte auszurichten und aufzubauen, und bevor wir uns unserem Mittagessen schmatztechnisch zuwendeten, mußte die Barzahl unserer Reifen auf eine Moremi-geeignete Zahl verringert werden. Vermutlich lag es an dieser, daß wir die Gravel Pad von Shorobe bis zu Kaziikini als äußerst nervig empfanden, denn von uns am Point of End of Tar Road nicht reduziert. Egal – einer bückte sich, um vier Reifen auf den notwenigen Wert einer für die nächsten Tage bequemen Tire Pressure zu bringen, der andere um bei Windstille Speck und Eier in die Pfanne zu schleudern. Beide erreichten das Ende ihrer Aufgabe mit einem, mit Lode ausgezeichneten Ergebnis und so verspeisten wir die in unserem gußeisernen Brat- und Fritierbehältnis hergestellten Nahrungsmittel bei gleichzeitiger Zufriedenheit über die für die nächsten Tage in Ordnung gebrachten Wagenpneus. Den letzten Streifen Eigelbs mit billigem, unspektakulärem Toastbrot von den Tellern aufgesaugt und das letzte Fitzelchen an kross ausgebratenem Supermarktbauchspeck aufgepickt, hörten wir in nicht großer Ferne die Laute von grauen Dickhäutern. Die Gabel noch in den Mündern, sprangen wir aus unseren bequemen Campstühlen und sahen in nicht weiter Distanz eine Familie an Elefanten, die sich direkten Weges in Richtung unserer Campsite machte. Zack die Bohne hatten wir Geschirr & Konsorten im Inneren unserer Heimstätte verstaut und lugten nach den grauen Riesentieren. Die machten aber Gott sei Dank schnittig eine rechtwinklige Kurve, um somit unsere Nachbarcampsite anzusteuern. Dort angekommen öffnete eine der älteren Elefantendamen den dort befindlichen rudimentären Wasserhahn mittels Schulter und einigem Geschick und die ganze Elefantenschar vergnügte sich ausgiebig für 20 Minuten am dahinplätschernden Naß. Selbstverständlich sorgten die grauen Riesen nicht dafür, daß dem Wasseraustritt ein Stop verpasst wurde und so floß das kostbare Gute und ergoß sich in die sandige Erde. Dieser Zustand traf mich ins Herz und so machte ich mich von meinem Posten aus auf den Weg, dem Elend ein Ende zu bereiten. Doch hinter einem mittelgroßen Baum mit davor platzierten dichten Büschen tauchte vor meinem Gesicht einer der pubertären Elefanten der Familienbande auf und macht mir mit unmißverständlichen, non verbalen Zeichen klar, daß das Terrain für mich noch nicht freigegeben war. Ich ergab mich der grauen, jungenhaften Eminenz und versteckte mich hinter dem Buschwerk, das ich links vorfand. Nachdem auch dieser junge Koloss von danne schritt, eilte ich ruck zuck zum offenen Wasserhahn und drehte diesen gut ab. Zurück auf unserer Campsite wurde ich von meinem kleinen Italiener als Held gefeiert und zum Dank der Rettung von Wasserressourcen wurde mir eine gut gekühlte Flasche Bier aus unserem mobilen Kühlschrank überreicht. Als heutiger Retter des botswanischen Wasserhaushaltes schickte ich mich an, auch die zweite und letzte Flasche des uns zur Verfügung stehenden Gerstensaftes zu verköstigen. Diese hatte ich mir doch wirklich verdient. Die Gurgel gespült und mit Wespen im Hintern wegen der Hitze, stattete ich unserem Duschkabuff ein Besuch ab. Ohh… welch ein Wohltat. In Windes Eile war meine Körpertemperatur von geschätzten 57 auf 35° C runtergekühlt. Der restliche Nachmittag verlief unspektakulär, jetzt mal abgesehen von den vielen grauen Dickhäutern, die der Ansicht waren, im kurz hinter unserem Campplatz vorbeiziehen zu müssen. In der offenen Besuchergaststätte der Campanlage nahmen wir noch kühle süße Erfrischungsgetränke zu uns, plauderten dort mit unserer Rezeptionistin über dies und das. Dabei brachten wir auch zur Sprache, daß wir im Zusammenhang mit unserer Campsitereservierung hier unter anderem auf etwas dubiose Buchungsmethoden gestoßen sind, die, unserer festen Überzeugung nach, dem wirtschaftlichen Wohlergehen der Kaziikini-Einrichtung nicht unbedingt Positives entgegenbringen, eher das Gegenteil. Sehr überhöhte Preise, die teilweise namibische Wald-und-Wiesen-Booking-Broker für eine Nacht auf Kaziikini aufriefen, tragen dazu bei, daß potentielle Übernachtungsgäste abgeschreckt werden. Denn wer wird mit Freuden den Geldbeutel zücken und bis zu sage und schreibe 1.080 NAD pro Person für eine simple Campsite auf den Tisch legen wollen, wenn Kaziikini selbst „nur“ Der ganze leidige Zinnober liegt aber selbstverständlich auch an vielen Eigenbetreibern selbst, die noch immer im heutigen 2023 nicht in der Lage oder willens sind, sich in ordentlicher Art und Weise mittels eines Internetauftritts zu präsentieren, um dadurch für Transparenz und Bequemlichkeit auf Kundenseite beizutragen und im Gegenzug weitere eingehende Finanzmittel für sich zu generieren, um die Anlage in Schuß halten, Arbeitsplätze sichern und vielleicht sogar auch neue schaffen zu können. Wieder zurück auf unserem Lagerplatz wurde etwas gelesen, ein paar Fotos geschossen und immer wieder mal unter die Dusche gehüpft. Unser heutiges Feuer zündeten wir recht früh an, bereiteten unser Abendessen vor und genossen die langsam sinkende Lufttemperatur. Mit dem letzten Licht wurde auch der letzte Happen verdrückt, anschließend das Geschirr gesäubert, bevor wir uns letztmalig an diesem Tag, dieses Mal mit biologisch abbaubarem 2-in-1-Duschgel+Shampoo, unter die Dusche stellten und es uns dann in unserer Kajüte horizontal bequem machten. Die Geräusche aus dem afrikanischen Busch wogen uns rasch in den Schlaf und somit war auch dieser Tag vorüber. |
Letzte Änderung: 11 Jul 2023 10:59 von ALM.
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