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19 Jun 2023 15:37
#668249
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Hi Alm,
bei einer Simba Cheese & Onion - Studie wär ich dabei (Spezialistin für die 25g Packung), bei Nuttikrust-Keksen muss ich leider passen. Vielen Dank für deinen witzig-kritischen Bericht; lese begeistert mit! Gruß Gina |
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20 Jun 2023 13:51
#668323
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Servus Gina,
nee, Simba-Chips... Das geht gar nicht. Die sind ja so dünn geschnitten, daß sie schon beim Anblick auf die Chipstüte im Innern derer zu bröseln beginnen. Resultat: Der Verzehr der Chipsbröckchen muß dann mit einem Suppenlöffel vorgenommen werden. Da ziehe ich dicke Kesselchipsscheibchen vor. Die sind brech- und zerbröseltechnisch doch viel robuster. Schön, daß Dir meine Zeilen gefallen - thanks. LG Alm |
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20 Jun 2023 13:59
#668324
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Tag 12
Gestern Abend hatten wir die Wecker ausgeschaltet, denn heute lag eine wirklich sehr übersichtliche, kurze Strecke vor uns und frühestmöglich aufzustehen, war absolut nicht notwendig. Trotzdem wurden wir gegen sechs Uhr wach, pellten uns aus unserem Bett und dem Wagen und blickten auf einen tiefdunkelblauen Himmel am westlichen Horizont; dort mußte es kräftig gewittern. Nach einer Stunde rollten wir aus Halali raus; unser heutiges Ziel war das Onguma Tamboti Camp. Ein Blick nach Westen gönnte uns einen Regenbogen. Wir entschieden uns, die C38 zu fahren, statt die „Gebirgsstrecke“ hintenrum. Die C38 führte direkt an der Pan entlang und war für uns Neuland, denn 2018 gurkten wir in entgegengesetzter Richtung über die hügelige Strecke gen Halali. Jetzt ist der Etosha NP ja landschaftlich im Vergleich zu vielen anderen großen Nationalparks im Südlichen Afrika eher ein eintöniges Modell, was uns vor fünf Jahren schon nicht vom Hocker reißen konnte. Die Pan jedoch fanden wir eigentlich sehr interessant und wären denn eine Handvoll mehr Tiere zugegen gewesen, hätte der Etosh NP ein paar Punkte gutmachen und somit ein wenig in höhere Gefilde unserer Nationalparkshighlightsliste erklimmen können; dem war aber nicht. Einige Gnus und Zebras sowie vereinzelt ein paar Springböcke, solitäre Giraffen in minderer Quantität und einen einzigen Elefanten, er sollte der erste und letzte anläßlich unseres Aufenthaltes hier sein. Das war es. Ach ja, zwei Strauße gab es dann doch auch noch. Bevor wir im Büro des Namutoni Camps unsere Zeche sprich Nationalparkeintritt zahlten, machten wir einen kleinen Abstecher zum Klein Namutoni Wasserloch. Auch dort tote Hose. Also nix wie ins Büro und blechen. Anschließend fuhren wir etwas den Fisher‘s Pan Drive ab. Dort wurden wir 2018 mit einer Gepardenmutti samt zweier Kinder beglückt, die sich spielend vor uns auf der Pad tummelten. Doch auch hier war tierisch nichts zu holen. So entscheiden wir uns zum Onguma Tamboti Camp zu fahren, um erst einmal etwas Deftiges zwischen die Zähne zu bekommen und dann den Tag entspannt dort am Swimming Pool zu verbringen. Fünf Jahre zuvor waren wir auf einer Campsite auf dem Hügelchen kurz oberhalb des Reception-Restaurant-Gebäudekomplexes untergebracht und bei der Buchung unseres diesjährigen Aufenthaltes hier wäre uns nicht in den Sinn gekommen nachzufragen, ob wir wieder „oben“ unsere Heimstatt einnehmen dürften. Wir wußten nämlich gar nicht, daß es auch Campsites „unten“ gab; und auf einer solchen sollten wir uns dieses Mal platzieren. Ob die zahlenmäßig größere Menge der unten gelegenen Stellplätze schon 2018 existierte, wissen wir bis heute nicht. War und ist uns aber einerlei. Wohin gegen nicht ganz so egal war es uns mit dem uns dieses Mal unten zugewiesenen Nächtigungsplatz im Bush. Da trauerten wir schon ein wenig der Aussicht oben nach. Daß es sich mit der Aussicht von den oben gelegenen Campsites erledigt hatte, erfuhren wir erst später am Nachmittag, als wir einen kleinen Spaziergang vom Pool zu unserem „alten“ Campingplatz unternahmen und feststellen mußten, daß sich das ganze Buschwerk von vor fünf Jahren mittlerweile in mittelhohe Bäume transformiert - also dort nix mehr mit Bellevue Wir fuhren die wenigen Meter von der Reception durch den Busch und bezogen Stellung. Die wenigen Handgriffe, um den Wagen stellplatzfertig zu bekommen, waren rasch getan und schon saßen wir auf der Veranda des Empfangsgebäudes und bestellten unsere Toasted Sandwiches, was auch sonst?!? Gestärkt begaben wir uns zum Pool und verbrachten dort den lieben langen Tag in der Sonne, im Schatten und im Wasser. Als die Sonne schon kräftig an Höhenstand verloren hatte, schlenderten wir zurück zu unserer Campsite und siehe da, da waren sie wieder, die den Streitkräften ähnelnde, mit bundesdeutschen Kennzeichnen ausgestatteten Automobilkolosse. Wir setzten ein breites Grinsen auf und tauften sie sogleich „unsere nordwürttembergischen Campstalker“. Das Lachen sollte uns aber noch vergehen, wie sich im Lauf der nächsten halbe Stunde zeigen würde. Drei der vier Personen waren damit beschäftigt, den ersten Monsterwagen von der nicht unbedingt schmalen, aber auch nicht gerade breiten Pad in eine 90°-Abbiegung nach links einzuweisen, um auf das Zugangswegelchen des zugewiesenen Stellplatz zu kommen. Ein nicht zu unterschätzendes Unterfangen, berücksichtig man die noch geringere Breite des individuellen Zufahrtsweges zur Campsite. Von dröhnenden Dieselmotorgeräuschen begleitet, versuchte sich der Lenker damit, linkerhand einen rechten Winkel so einzuschlagen, daß er möglichst gerade auf den engen Campingstellplatzzugangspfad gelänge und nicht im hohen Gebüsch rechterseits würde landen müssen. Die als Einweiser fungierenden drei anderen Afrikaabenteuerer fuchtelten mit Händen und Füßen und riefen lebhaft Manövrierbefehle dem Lenkradsteuermann zu; jedoch gingen die lauten Fahranweisungen im Krach des Fahrzeugantriebes unter. Wir schlichen uns rechts an diesem Spektakel vorbei und bogen auf unsere Campsite ab. Nach einer, nicht gerade als kurz zu beschreibenden Zeitspanne waren die metallenen Ungetüme auf dem angepeilten Platz angekommen, die schweren Motoren wurden zum Schweigen gebracht und es kehrte wieder Ruhe ein. Von unserer Campsite aus durften wir dann aber einer Vorstellung beiwohnen, bei der uns wirklich das Lachen verging und die uns quasi in Schnappatmung versetzte. Mit Werkzeugen ausgestattet machte sich der erste Herr der Sechsachserstahlgiganten auf dem Dach des einen Riesenmonsters damit zu schaffen, an Bäumen die herunterhängenden und ausladenden Äste und Zweige mit Geschick und Fleiß zu tranchieren, die seiner Meinung nach oder der seiner mitreisenden Gesellschaft als störend für den Aufenthalt empfunden wurden. Zack war ein dicker, laubbehangener Ast gekappt; zack – dieses Mal traf es einige Zweige, die ihr Leben lassen mußten und zack wieder ein Ast, der mutmaßlich schief und krumm über oder an irgendwelche Fahrzeugaußenteile stieß oder einfach nur als überflüßig deklariert wurde, also weg damit. So ging das eine Zeitlang. Baum- und Buschteile, die scheinbar im Wege standen, wurden nach Gutdünken in akribischer Art und Weise und in kanadischer Baumfällermanier von ihren Lebensadern getrennt und im verbleibenden umliegenden Busch kurzerhand entsorgt. Mit offenen Mündern schauten wir sprachlos den, im nordwürttembergischen Stil ausgeführten Forstarbeiten zu. Am Ende dieses Aktes war das verbleibende Baum- und Buschwerk mit einem nicht zu übersehenden Haircut ausgestattet worden. Uns fehlten wirklich die Worte. Als wir uns wieder etwas gesammelt hatten, sinnierten wir darüber nach, wie es gemeinen Touristen in den Kopf steigen kann, an der Flora eines Gastlandes, dazu noch im Privatbesitz befindlich, Hand, Axt, Astschere und vermutlich Säge anzulegen. Unsereins, der bei Edeka, Rewe, DM-Drogerie und Bio-Märten jedes, aber auch wirklich jedes einzelne, beim Bezahlvorgang an der Kasse gratis überreichte Tütchen an Wiesenblumensamen froh einpackt und dann im eigenen Garten, um Straßenbaumschilde oder in öffentlichen Grünanlagen fleißig das Saatgut verstreut, um der immer rarer werden Insektenwelt eine kleine Lebensinsel zu gönnen und gleichzeitig das eigene Umweltgewissen etwas reinzuwaschen, ja, der konnte ob dieser Schamlosigkeit nur noch mit dem Kopf schütteln. Jetzt mag das zwar theatralisch und vielleicht auch überzogen klingen, ist es aber mitnichten. Übertrieben war alleine die Dreistigkeit, wie Campgäste hier auftraten und mit Nonchalance sich ihr Nest zurechtstutzen, um es praktisch und komfortabel zu haben und dann nach dem Motto „Nach mir die Sintflut“ wieder von dannen ziehen. Wenn alle Campgäste sich so verhielten, dann würde aus dem Onguma Tamboti Camp in Windeseile eine zweite Fisher’s Pan werden. Daß die schwäbische Holzhauergesellschaft eine vom Campbetreiber erteilte Genehmigung für die durchgeführten Arbeiten vorliegen hatte, glaubten wir nicht im Geringsten. Vielmehr stellten wir uns vor, wie es wäre, wenn wir als Gäste bei den Niederschwaben auftauchen und, um bequem mit weit geöffneter Tür aus dem Auto aussteigen zu können, der württembergischen Unterlandherrschaften herrliche Pfingstrosen kurz und klein schneiden und den anfallenden Blumenschnitt einfach ins nebenanliegende Gemüsebeet katapultieren würden. Oder was wäre, wenn man als Sommergast im Lokal des Osnabrücker Rathauses einen der Außentische direkt unter der mit kaskadenartig behangenen Geranien verzierten Gebäudefront anlaufen würde, um dann, bevor man es sich gemütlich auf einer der mit dicken Sitzkissen bestückten Bänken oder Stühlen bequem macht und mit Hungergefühl und knurrendem Magen sich der Speise- und Getränkekarte widmet, erst einmal die Handtasche öffnet und die Rosen- oder Rebenschere hervorholt, um der rot-rosa-violetten Geranienpracht hinter und über einem erst einmal einen ordentlichen Schnitt zu verpassen. Alles nur, um auch ja kein Risiko aufkommen zu lassen, daß einzelne Geranienblütenblättchen in die cremige Spargelsuppe oder auf den Teller, gut befüllt mit Westfälischem Hinterschinken und dazu gereichten Petersiliensalzkartoffeln und dezent scharfer Meerrettichsoße, fallen können. Anschließend wird bezahlt, ein klägliches Trinkgeld dem Kellner in die Hand gedrückt und man zieht weiter. Und die, die anschließend im vorgerückten Sommer an selbige Stelle zum Speisen und Trinken kommen, die sitzen dann vor einer blanken, beigefarbenen Steinmauer eines stolzen, historischen, geschichtsträchtigen Gebäudes mit Weltenruhm und dürfen ihr frisch gezapftes Bier in trostlosem Ambiente genießen. Wir schüttelten noch immer den Kopf, als wir uns ans Vorbereiten unseres Braais machten. Heute wurde ordentlich Fleischiges in den gußeisernen Pott gehauen und eine Extraportion Bier gab es auch noch; die spätnachmittäglichen Vorkommnisse waren ja irgendwie runterzuspülen. Die Nacht wurde vom Onguma Tamboti Camp mit 810 NAD berechnet. |
Letzte Änderung: 20 Jun 2023 16:24 von ALM.
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21 Jun 2023 16:18
#668438
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Tag 13
Botswana kommt näher Heute stand uns ein langer Fahrtag bevor, denn wir hatten als Ziel die Mobola Island Lodge am Okavango im Caprivi als Campherberge ins Visier gefaßt. Dies forderte unweigerlich ein sehr frühes Aufstehen und aus diesem Grund nahmen wir bereits um kurz vor halb sechs frühmorgens unseren Kaffee zu uns, verstauten die wenigen, noch nicht am Vorabend verbrachten Dinge in unsere Karre und verließen um kurz vor sechs Onguma Tamboti. Da es erst jetzt anfing zu dämmern, fuhren wir mit verminderter Geschwindigkeit das Asphaltband Richtung Tsumeb ab. Es wurde heller und mit viel, zu unserem großen Erstaunen, sehr guter Wachmach-80er-Jahre-Musik präsentiert von Hitradio Namibia wälzten wir uns gen Tsumeb. Kaum auf der C42 Richtung Grootfontain änderte sich die Landschaft zu unserem Wohlwollen; grüne Hügel und saftes Bergpanorama prägten das Bild. Irgendwann um kurz vor acht trudelten wir in Grootfontain ein und steuerten den erstbesten, bereits geöffneten Supermarkt zum Auffüllen unserer Nahrungsmittel und Getränke an. Es sollte Woermann sein. Ok, die Kutsche abgeparkt sowie ordentlich verschlossen und kein im Inneren der Fahrerkabine sichtbar deponiertes Zeugs gelassen, begaben wir uns in die Nahrungsmittelkaufhalle, welche mit dröhnender Afro-Pop-Musik beschallt wurde. Ich fand es klasse, so früh am Tag zwischen lautem Sound und donnernden Klängen die Auswahl der von uns zu kaufenden Sachen aus der Kühltheke zu wählen. Mir war nach Tanzen; ein Drang mir eigentlich völlig unbekannt. Egal, ich freute mich an den wenigen weiteren im Supermarkt eintreffenden Kunden, die unbewußt mit den Hüften zur lauten Musik wippten mit dem Erfolg, daß deren bunt kolorierten Kleidungsstücke auf ihren Körpern tänzelten. Ich erwischte mich beim Mitsummen von mir unbekannten Melodien. Alle Supermarktanwesenden inklusive mir waren frohgestimmt und gut drauf, trotz daß aufgrund einer potenten Klimaanlage alles auf arktische Temperaturen runtergekühlt war und sich an Wänden und Warenregalen des enormen Tante-Emma-Einkaufsladens quasi Raureif bildete. Einzige Ausnahme: Mein nach wie vor verpennt-dreinblickender Reisepartner, der meiner und der uns umgebenden frühmorgendlichen Fröhlichkeit so gar nicht folgen konnte. Mit noch zugekniffenen Augen und genervter Stimme wurde ich mehrfach kernig dazu aufgefordert, den Einkaufsakt zeitlich so kurz wie möglich zu halten und mit dem Fußgewippe aufzuhören. Ich entschloß mich, um des lieben Urlaubsfriedens Willen dessen Folge zu leisten und wir bewegten uns zum Kassenbereich. Vorher aber noch erblickte ich ein reichhaltiges Wischmoppangebot in einem Displayständer und animierte fluchs meinen Morgenmuffelsafariabenteuergefährten, etwas Spaß mit den Reinigungswerkzeugen zu haben. Wir schnappten uns also jeder einen andersfarbigen Putzfeudel, klemmten diesen zwischen unsere Beine und gedachten der uns bevorstehenden Walpurgisnacht. Es war klar, daß wir uns damit zum Pflaumenaugustduo des morgendlichen Grootfontains machten. Doch, inspiriert von unserer infantilen Albernheit, gesellten sich gestandene Hausfrauen mittleren Alters des kleinen Städtchens im namibischen Nirgendwo mit gut gefüllten Einkaufswagen zu uns und fingen an, ebenfalls mit den Aufwischbesen in salopper Weise zu tänzeln. Wir lachten alle herzlich und als wir genug hatten von der kindsköpfigen Lustigkeit, reihten wir uns brav in die Schlange einer offenen Kasse ein und zahlten das von uns ausgewählte Zeugs. Nachdem der ganze Krempel im Auto gut verstaut war, ging es noch kurz zum Spritauffüllen zur nächst gelegenen Tanke und schon fanden wir uns mit nach wie vor erstaunlich guter Hitradio Namibia-Musik in den Ohren auf dem langen, langweiligen Teerstreifen, genannt B8, auf dem Weg nach Rundu. Irgendwo kurz hinter Grootfontain gerieten wir in eine Fahrzeugkontrolle und reduzierten die Lautstärke des Autoradios signifikant. Nachdem wir die von der polizeilichen Autorität geforderten Fahrzeugpapiere und Führerscheine vorgelegt hatten und diese gewissenhaft von der Verkehrsbehörde kontrolliert waren, fragte uns eine Ladyofficer, ob wir nicht eine ihrer Freundinnen ein Stück des Weges mitnehmen könnten. Sicher doch. So winkte sie die Frau mittelalten Alters zu unserem Wagen ran, diese nahm auf unserer Rückbank bequem Platz und los ging es. Das verunsichert dreinschauende Frauchen machte uns den gleichen Eindruck unsere zu unserem Bedauern viel zu früh verblichen Zia (Tante) Maria, Gott habe sie selig, ihres Zeichens die aus Venetien stammende, in unsere Familie eingeheiratete Schwippschwägerin meines Schwiegervaters. Mit biederem, jedoch sehr akkurat gepflegtem Gewand - wie es auch bei Tante Maria ausnahmslos stets der Fall war - bekleidet, machte sie, ein altes Ericson-Handy in fest in den Händen haltend, Kilometer um Kilometer Wegesstrecke nicht den kleinsten Mucks. Auch auf unsere Frage, wo wir sie denn aussteigen lassen sollten, reagierte die Dame weder verbal noch nonverbal. Schon fachsimpelten wir darüber, ob sie denn taubstumm wäre und wir damit rechnen müßten, kurz vor dem Ankommen an ihrer Destination wild gestikulierend dazu aufgefordert würden, unser Vierradgefährt umgehend anzuhalten. Damit lagen wir nicht ganz falsch, denn kurze Zeit spätere bewegte sich ihr rechter Arm mit sich auf und ab bewegender Hand zwischen Fahrer und Beifahrer – ein unmißverständliches Zeichen, daß wir den Wagen stoppen sollten. Wir erwiderten dem Ersuchen, hielten an und sie stieg aus, ohne auch nur ein Dankeschön zum Ausdruck zu bringen, weder stimmlich formuliert noch körperlich artikuliert. Verdutzt schauten wir uns an, drehten das Autoradio wieder auf und starteten. Zu unserem Leidwesen kroch aus den Autoradioboxen jedoch nur noch ein Krächzen. Das war es dann für heute mit Gutelaunemusik; die Hitradio Namibia sendenden Wellen waberten nicht mehr um uns herum. Wir hatten noch ca. 150 km bis Rundu auf Bitumen abzurackern, da machte sich der Hunger bei uns breit. Da ich heute jedoch den Internationalen Antinuttikrusttag ausgerufen hatte, verbot sich für alle im Fahrzeug Reisenden der Verzehr des verruchten Gebäcks. Mit knurrenden, aufbegehrenden Mägen rollten wir in Rundu ein und bewegten uns dirketen Weges zum Shoprite in der Rundu Shopping Mall. Dort wurden Pies und gefüllte Blätterteigrollen gekauft und, sicher doch, um der Krümelvermeidung wegen, außerhalb unseres Vehikels im Stehen auf dem Parkplatz vertilgt. Während wir so aßen, erblickten wir um uns auf dem Autostellplatz vor der Mall all die vielen jungen Männer mit Fotoapparaten um den Hals hängend. Wir konnten uns nicht erinnern, je solch ein Aufgebot an Lichtbildknipser gesehen zu haben. Wen und was wollten die denn ablichten? Und um diese mittägliche Uhrzeit erst... Diese Frage sollte uns unbeantwortet bleiben, denn in der ganzen Zeit, in der wir so neben unserem Auto speisten, wandte sich niemand, aber auch wirklich keine Menschenseele zu einem der vermeintlichen Fotographen, um sich zu ablichten zu lassen. Seltsam… Egal, für uns mußte es weitergehen, hatten wir doch noch mindestens zwei Stunden Fahrt vor uns. Deshalb wollten wir auch nicht riskieren, unsere Neugierde zu befriedigen, indem wir einen der Lichtbildkünstler nach seinem Motiv - Motiv im doppelten Sinne versteht sich - und das seiner Mitwettbewerberschar zu fragen, um dann sogleich in einen ausufernden Diskurs verwickelt zu werden. So beließen wir es bei unserer Perplexität und setzten unsere heutige Tagesreise fort. Es muß dann so gegen gegen 14.30 Uhr gewesen sein, als wir in der Mobola Island Lodge vorfuhren. Die äußerst nette Rezeptionistin schäkerte mit uns und wir zahlten unseren Eine-Nacht-Aufenthalt in bar. Eine Campsite sollten wir uns einfach aussuchen, so ihre Anweisung. Den Weg zu den Campstellplätzen zeigte uns anschließend ein vermutlich für die Landschaftsgartenpflege der Lodge verantwortlicher Mitarbeiter, der uns dann auch riet, daß, sollten wir ein halbwüchsiges Hippo auf einer der Campsites erblicken, wir einfach kräftig hupen sollten. Dies würde das pubertierende, offensichtlich sich auf den hier sehr gepflegten Kampierlagerstellen gut aufgehobene Flußpferd dazu bewegen, sich in die Wogen des vor derselbigen langsam dahinfließenden Okavangos zu schmeißen. Wir dankten für die nützliche Information und fuhren im Schritttempo zu den flußseitig gelegenen Campplätzen. Kaum diese vor unseren Augen, erblickten wir schon das eben angesprochene Tier, doch bevor wir von Weitem hupen sollten, verzog sich das Dickerchen schon ins sichere Flußnaß. Wir fuhren die wenigen Meter nach unten, inspizierten die sich uns präsentierenden Stellplätze und fragten den uns nachgelaufenen Lodgegärtner, ob dem Flußpferd ein Name von der Lodge erteilt wurde. Unsere Frage wurde mit breitem Grinsen verneint und so schlugen wir einige, unseres Erachtens der Statur des Tieres passende Namen vor. Bei unserer Auswahl orientierten wir uns an den uns bekannten dickleibigen Herren. Am Ende unserer Vorschlagsliste gefiel dem für die Grünanlagenunterhaltung verantwortlichen Bediensteten Ernesto am besten und lachte, als wir ihm auf einem unserer Smartphones ein Foto von Zio (Onkel) Ernesto (genannt Nini) zeigten, dem mehr als gut im Fleisch stehenden Bruder meiner Schwiegermutter. Eine Übereinstimmung der körperlichen Ausmaße vom Lodgedickerchen und die meines angeheiraten Onkels war nicht zu verleugnen. Eine Campsite war so schön wie die andere und zum Schluß war es dann der Stellplatz in der Mitte aller direkt am Flußufer liegenden, der unsere heutige Heimstatt werden sollte. Auf dem übergrünen Rasen, der jeder Zeltplatz als Unterlage aufwies, war ein horizontal vertretbar akzeptables Abstellen unseres Wagens eine kleine Herausforderung, denn wir mußten auch noch die schön als Pflanzinseln ringsum vorhandenen hohen bambusartigen Gräserrabatte hinsichtlich sämtlicher Öffnungen unseres Automobils berücksichtigen. Nach einigem sehr umsichtigen Hin- und Hermanövrieren unserer Kutsche fanden wir endlich ein quasi perfektes Pöstchen in tolerierbarer Waagerechten. Noch bevor unser Mobilheim nutzungsgerecht mit Dachaufhub und Bettseitenteilklappzeltauslage zurecht gemacht wurde und die Stühle sowie der Tisch aus dem Wagen gezurrt wurden, mußte ich erst einmal unter die direkt an der Campsite vorhande Dusche hüpfen und mich erfrischen. Derweil kurvte schon ein weiteres 4x4+Dachzelt-Vehikel auf den Campingbereich zu. Es war ein, der Verrentung nicht mehr weit entferntes teutonisches Paar. Wir quatschen ein wenig miteinander und dann machten wir uns auf den Weg zur Okavangoinsel, die zur teilweisen Namensgebung der Lodge hatte herhalten müssen. Zwischen Lodgechalets mit einwandfrei gepflegten Grünbereichen inklusive ebenfalls tadellos mit Steinen konstruierten Grünbereichseinfriedungen ging es den schmalen Weg hinab zum Fluß. Rechterseits gab es dann einen kleinen, wirklich kleinen Pool mit im Hintergrund befindlichem ebenso kleinen Wasserfall; auch dies alles sehr, sehr geschmackvoll und äußerst gepflegt. Auf die Insel gelangte man über eine mit Brettern ausgelegte schmale, wackelige Hängebrücke. Nun waren wir auf dem Eiland und suchten die uns beschriebene Bar. Nach wenigen Schritten auf dem Inselsandweg durch dschungelartige Flora schlendernd fanden wir diese; genauso schmuckvoll und reizvoll wie bisher alles andere auch. Da es noch zu früh war für den Getränkeausschank, die kleine Kneipe noch geschlossen und wir so rein gar kein Gesöff mit uns trugen, liefen wir kurz über das Wackelviadukt zu unserem Wagen zurück und besorgten uns aus unserem 80 Liter-Kühlschrank etwas Erfrischendes für unsere ausgedorrten Kehlen. Zurück auf des Lodges Eiland verweilten wir eine ganze Weile, genossen dabei das beruhigend wirkende Geplätscher des unter unseren Augen sanft dahinfließenden Okavangos. Mittlerweile öffnete der fesche Sohn der Lodge-Betreiber die kleine Inselkneipe und so mußten wir nicht wieder zum Auto zurück, um uns weitere Kaltgetränke zu besorgen. Kaum war die Sonne untergegangen, gesellten sich die beiden Deutschen, die zuvor eine kleine Lodge-River-Cruise unternahmen, zu uns. Bei einigen Sundownern verquasselten wir uns mit den beiden, sodaß wir dann um kurz nach sieben keine Lust mehr hatten, großartig Feuer zum Grillen zu machen und deshalb beließen wir es bei Kurzgeschmortem aus dem Gußeisentopf, der kurzweg auf den Gaskocher gestellt wurde. Etwas später wurde nochmals geduscht und wir krochen recht müde in unser Schlafgemach; der lange Fahrtag hatte deutliche Spuren bei uns hinterlassen. Noch ein paar zusammenfassende Worte zur Mobola Island Lodge… Es ist eine wirklich sehr, sehr reizvolle Location, und das für schlappe 380 NAD. Alles empfanden wir mehr als gepflegt und besonders ästhetisch angelegt. Man sieht, daß dort mit viel Geschmack ausgestattete Köpfe am Werk waren und daß fleißige Hände für die notwendige dauerhafte Pflege des Ganzen sorgen. Chapeau! Wäre noch ein tauglicher Poolbereich vorzufinden gewesen, dann hätte sich Mobola ohne Wenn und Aber mit Lode auf den ersten Platz unserer diesjährigen Übernachtungsstättenhitliste gehievt. Das derzeitige Naßbecken war zum Abkühlen oder Erfrischen nicht gerade einladend, weil es a) drumherum keinen ausreichenden Platz zum Verweilen im Liegen bot und b) das Wasser aus dem Okavango stammte (so zumindest unsere Vermutung). Da das Lodgegelände aber über ausreichend Quadratmeter verfügt, sollte, unseres Erachtens nach, der Betreiber sich überlegen, nicht vielleicht doch noch eine weitere finanziell überschaubare Investition zu tätigen und eine smartere und zweckmäßigere Swimming Pool-Zone zu etablieren; dies würde dem Wohlfühlgefühl auf Mobola einen weiteren positiven Schub verleihen. Und so erklimmte die Location die mehr als verdiente zweitoberste Stufe unseres heurigen Siegertreppchens. |
Letzte Änderung: 21 Jun 2023 22:19 von ALM.
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22 Jun 2023 15:02
#668501
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Mein Lieber,
nun habe ich hier auch mal reingespickt und amüsiere mich köstlich ob deiner Wortschöpfungen. Leider kann ich mir die Bandwurmwörter nicht merken. Du hast Glück, dass Nini hier vermutlich nicht mitliest, sonst hast du vielleicht Sympathien verspielt?! Wir hatten mal ähnliche Brachialtouristen auf der White Lady Lodge. Sie entstiegen einem Overlander und entasteten die Bäume als gebe es kein Morgen. Wir haben das der Rezeption mitgeteilt. Aber es gab nur ein Schulterzucken mit der Bemerkung, sie würden sich davon nicht abhalten lassen, auch wenn man sie zurechtwies. Ich hätte dann auch gern noch ein Foto vom Feudeltanz LG von der anderen Seite |
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23 Jun 2023 15:52
#668563
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Liebe andere Seite ,
ich habe dieses Mal erwogen, einen Reisebericht der etwas anderen Art abzufassen. Oftmals sind Reiseberichte ja etwas abstrakt, denn es fehlen die vielen kleinen persönlichen Emotionsmosaiksteinchen, die die erlebte Einzelbegebenheit auch lebhaft beschreiben. Dies wollte ich dieses Mal anders haben und unsere ureigensten Gefühle und Gedanken betreffend der vielen einzelnen Geschehnisse genau so aufs Papier bringen, wie es in unseren Köpfen und Herzen abspielte. Den Feudeltanz habe ich leider nicht als Filmchen aufgenommen, denn da war ich ja selbst involviert und hatte beide Hände im Einsatz. Beim vorausgegangenen Aussuchen des Zeugs in den Kühltheken lief jedoch mein Smarthphone und es existiert ein kurzes Video, welches ich aber aus Pietätsgründen unveröffentlich lassen muß. Sonst wird der Morgenmuffel zum Ganztagesmuffel und dieses Risiko möchte ich lieber nicht eingehen Herzlichst Alm |
Letzte Änderung: 23 Jun 2023 17:14 von ALM.
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