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Tag 11
Next stop: Halali Rest Camp Mittlerweile hatten wir uns wieder an unseren normale Afrika-Rhythmus gewöhnt. Normal = früh aufstehen, ohne den Wecker stellen zu müssen. So fuhren wir um kurz nach sieben durch das Tor von Olifantsrus, bewunderten mal wieder den genialen Sonnenaufgang, knabberten an unseren Nuttikrust-Keksen und verkrümelten so noch weiters die Fahrerkabine unseres Gefährtes. Alternativen zu Letzterem sind unserer Erfahrung nach nicht existent und es wäre einmal sehr interessant, eine Gesamtschau hierüber zu erhalten, sofern die Nuttikrust-frönenden Mitglieder dieses Forums sich an einer empirischen Studie diesbezüglich beteiligen würden. Unsere Expertise hinsichtlich des Verzehrs dieses Trockengebäcks lässt sich mit wenigen Fakten auf den Punkt bringen, die da wären: Sobald man die kartonierte Schachtelverpackung aufgemacht und den darin befindlichen silberfarbenen Umhüllungsbeutel in die Hand nimmt, hört man schon die darin von den einzelnen Keksen bereits abgefallenen Krümel rascheln. Das anschließende Öffnen des verblisterten länglichen Folienbehältnisses stellt die erste Herausforderung an die persönliche Geduld dar, denn dessen sachtes Aufreißen, um weitere Krümelbildung im Beutelinneren zu vermeiden, ist nahezu unmöglich. Ein Auseinanderziehen an den beiden, mittels Hitzevorgang zusammengeschweißten Seiten des Tütchens erweist sich in der Regel als Misserfolg und dem gemeinen Naschmund bleibt nichts anderes übrig, als dieser Folienverpackung mit den Zähnen eine kleine Öffnung zu verpassen, welche jedoch groß genug sein muß, um dann im gemeinsamen, symbiosenhaften Akt von linkem Daumen und linkem Zeigefinger sowie deren rechten Gegenparts die Folienschweißnaht behutsam aufzuziehen. Wer Pech hat, weil zu viel Kraft beim Vorgang des Öffnens angewandt, der findet nach diesem Vorgang den ersten Keks auf seinen Schoß fallen; selbstverständlich mit der Konsequenz einer durch den Aufprall des Süßgebäcks zwischen oder auf die Oberschenkel einhergehender Bröselbildung. Diejenigen, die es mit Geschick schaffen, das Beutelchen behutsam zu öffnen, werden jedoch feststellen, daß das Herausnehmen des ersten zuckerreichen Knusperbiskuits und dessen Heranführen an den Mund auch zum Abrechen von Krümeln führen kann. Denjenigen, die hier das Hindernis der Nuttikrustbröselvermeidung noch mit Bravour gemeistert haben, werden aber zugeben müssen, daß, auch wenn die Kekse erst einmal im Mund krümelsicher verstaut sind, so einige Gebäckkleinstteile aufgrund ihres hohen Anteils an Palmöl und synthetischer Zuckermasse an Daumen und Zeigefinger haften bleiben und somit die Gefahr eines Herabfallens von Gebäckrumen nicht zu 100% gebannt ist. Nun denkt sicher so mancher an eine vorhandene Bröselphobie unsererseits, doch selbst die Hartgesottensten unter den unvermeidlichen Krümelmonstern müssen zugeben, daß die fettigen und fakekaramellierten Trockenbiskuitkrumen sich in jedwedes Stoffgewebe mit dem Ergebnis festsetzen, daß bei nicht umgehender Enfernung selbiger kleine schmierige und klebrige Placken die Sitzbezüge des Miet- oder Eigenfahrzeugs in häßlicher und geruchsintensiver Art verunzieren. Speziell dann, wenn man mit der körpereigenen Wärme von Schenkeln und Gesäßen die Krümel noch darin aktiv unterstützt, sich halbzuverflüssigen, um als schmierig-klebriges Etwas zum Bösen überzugehen. Was wäre aber ein Problemchen, wenn man nicht umgehend in seinen Gedankengängen nach einer geeigneten Abhilfe kramen würde? Jammern hilft ja bekannlich meist nix. Uns fielen dazu nur zwei Optionen ein, wenn man eine dritte geflissentlich vernachlässigt: Entweder auf das überzuckerige und fettige Gebäck gänzlich verzichten oder aber eine nicht kostenintensive Investition tätigen, und sich einen kleinen, autogrößegeeigneten Akkustaubsauger zulegen. Die dritte Variante wäre, den Gott einen guten Mann sein lassen und das Fahrzeug einfach eben mit im Bezug imprägnierten Krümelflecken zu belassen; dieses Modell des Problem Solvings sortierten wir jedoch umgehend als unschicklich aus. Eine Entscheidung über die zwei von uns definierten akzeptablen Möglichkeiten wurde uns aber just in dem Moment abgenommen, als sich zu unserer Linken ein mächtiger, mit buschiger Frisur bestückter Panthera leo in horizontaler Position zeigte. Vermutlich wurde der stattliche Kerl durch die aus den weit geöffneten Fenstern der Fahrerkabine hallende Kekskonversation geweckt, denn er verbrachte sich auf alle Viere, kaum als wir den Fotoapparat in der Hand hielten. Mutmaßlich gelangweilt über unser törichtes, frühmorgendliches Diskussionsthema machte er sich auf den Weg hinter den nächsten hohen Busch. Wir waren überzeugt, dies machte er ganz nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. Denn was könnte ein Wesen sonst aus unserem einfältigem Keksgespräch als Quintessenz ziehen? Bloß weg von den irren Touris hier. Zugegebenermaßen hatte er diesbezüglich vollkommen recht. Weiter ging es mit uns von einem Wasserloch zum anderen. Ich glaube es war beim dritten, wollten wir schon wieder nicht unseren Augen trauen. Wir erblickten ein Herr Löwe und eine Frau der gleichen Gattung beim Vorspiel des Vorspieles. Da der Dame jedoch vermutlich der gegenwärtige Ort als Geschlechtverkehrsstätte nicht zusagte, bewegte sie sich vornweg, und er hintan, zu einem Schäferstündchenpöstchen, das mit zahlreichen halbhohen Dornenbüschen vor neugierigen Voyeurblicken ordentlich geschützt war. Nach wenigen Minuten sahen wir nur noch die vier Ohren der beiden und düsten gemütlich weiter Richtung Okaukuejo Rest Camp. Zweck dieses Stopps war das Stillen unserer Lust auf eine kleine Ruhepause am Wasserloch mit anschließendem Toasted Sandwich. Das Camp zeigte sich uns zu dieser Uhrzeit, es war so gegen kurz vor elf, ziemlich verlassen. Gemütlich und mit gefülltem Magen machten wir uns nach einer guten Stunde wieder auf unseren Weg. Am Nebrownii-Wasserloch tummelten sich Horden von Springböcken und Zebras und gaben vor karger, hellfarbener Kulisse gemeinsam zusammen ein tolles Bild ab. Über Rietfontain kutschierten wir langsam weiter zum Halali Rest Camp. Dort mußte es am Morgen so ziemlich geregnet haben, denn auf den befestigten Wegen des Camps standen um kurz nach eins noch Pfützen. Das Einchecken zu unser Campsite hatten wir ruckzuck hinter uns gebracht und schon waren wir auf dem kurzen Weg zum Campbereich, um uns dort ein lauschiges Plätzchen zu suchen. Die Stellplätze, die für uns hätten in Frage kommen können, waren aber leider schon alle besetzt und so kurvten wir ein paar Mal über den halbwüstenartigen Campingplatz, immer ein sorgsames Auge auf die ruiniert auf dem Boden liegenden oder noch halbwegs aufrecht stehenden Betoncampsitetische oder auf die sich im Totalzerfall befindlichen Stellplatzfeuerstellen, bis wir uns schlußendlich dann mit der Nummer 38 anfreunden konnten. Schon aus dem Wagen heraus erkannten wir, daß seit unserem letzten Ethosha-Aufenthalt im Jahr 2018 alles beim Alten zu sein schien. Wir sollten unserer diesbezüglichen Meinung in Gänze nicht enttäuscht werden; später hierzu mehr. Wir parkten also unsere Karre ab, öffneten deren Zeltdach und die seitliche Klappe, baukastelten unser Bett, nahmen einen Schluck aus der Fruchtsaftbottle und statteten dann dem Halali-Hide einen kurzen Besuch ab. Wieder zurück auf unserer Campsite verspürten wir keine Lust, unter dem wenigen Schatten unseres Campsitebaumes zu verweilen. Auch wollten wir nicht die aufgewickelte Vordachplanenvorrichtung, die an unserem Fahrzeug angebracht war, aufdröseln und gemeinsam mit den gefühlt hundertdreiundfünzig Steckstäben zu dem veritablen Schattendach machen, das wir während des Vorstellens des von uns gemieteten Autos in Windhoek bewundern durften. Nee, das 180° oder mehr Grad drehbare Dachdingens hatten wir seit dem Rückbau durch einen Bushlore-Mitarbeiter nach abgrschlossener Wagenübernahme nicht mehr angerührt. Dessen Aufbau konnten wir uns in unseren weniger schlimmen Träumen nur als schweißtreibende Arbeit vorstellen, und da wir ja von der Arbeit für dreieinhalb Wochen befreit waren, ließen wir die Vordachzusammenbauteile dort, wo sie im oder am Fahrzeug waren. So begaben wir uns bei knappen 35°C zum wenig einladenden Swimming Pool-Bereich. Dort angekommen sahen wir wieder das älteres Paar aus Frankreich, welches wir zuerst im Hobatere-Hide und am darauffolgenden Tag am Hide des Olifantrus Camps trafen. In Hobatere gaben die beiden sich mehr als zugeknöpft und wortkarg, in Olifantrus waren sie schon etwas aufgetauter und ein kleines Geplauder mit ihnen war möglich. Jetzt hier in Halali liefen die beiden zur Hochform auf und quasselten des Teufels Ohr ab. Aber nicht in unangenehmer Art und so entwickelte sich ein heißer Nachmittag an einem unprätentiösen Swimming Pool zu einem netten langen Gespräch, unterbrochen nur vom gelegentlich aufgrund der Hitze notwendigem Eintauchen in des Pools kühles Naß. Zu vorgerückter Feierabendstunde machten wir uns auf den Weg zu unserer Campsite und siehe da, da waren sie wieder, die NATO-affinen zwei Paare aus Hobatere, die mit Ihren Monstervehikeln auf den Halali-Campbereich mit nicht gerade flüsternden Motoren vor-, hin- und herfuhren und sich dann irgendwo zwischen daniederliegenden Betontischteilen platzierten. Wir hingegen machten es uns bei Savanna und Bitter Lemon sowie Kesselchips bequem und vertrieben uns die Zeit bis zum Abendessen mit Lesen. Da heute bei uns die Küche kalt blieb, wir aber keinen Wiener Wald um die Ecke fanden, zauberten wir uns einen gehaltvollen Griechischen Salat mit zugegebenermaßen sehr, sehr leckeren Kalamata-Oliven südafrikanischer Herkunft. Nach dem Abwasch machten wir uns auf den Weg zum Hide und bewunderten die sieben Rhinos, die sich in den eineinhalb Stunden blicken ließen. Wieder back zu unserem Wagen und dann noch schnell unter die Dusche, bevor es in die Federn ging. Schon beim ersten Aufsuchen nach unserer diesjährigen Ankunft durften wir feststellen, daß die sanitären Einrichtungen, sowie auch die Campsite-individuellen Facilities wie Zementtische, Feuerstellen und der gleichen sich nach wie vor in erbärmlichen Zuständen befanden. Egal welcher Ablution wir unsere Aufwartung machten, wir fanden die selben nicht mehr nachgefliesten Fliesenlücken wie vor fünf Jahren vor und dazu noch viele Kachelleerstellen mehr; auch wurden den ganzen Ablutionblocks keine Reparaturen oder Austausche von raumteilender Innenausstattung wie Toilettenzwischenwänden und schief oder halb in den Angeln hängenden WC-Türen, sich in ihren Keramikbohrungen drehenden, tropfenden Wasserarmaturen, et cetera pp zuteil kommen lassen. Waren die Campinganehmlichkeiten 2018 schon mehr als desolat, konnte deren Zustand jetzt im negativen Sinne als getoppt konstatiert werden. Der ganze verlotterte Campingspaß schlug mit 832 namibischen Talern in unserer Urlaubsrechnung zu Buche; inbegriffen die ramponierten Sitzbänke am Hide - wir wollen ja präzise aufrichtig bleiben. |
Letzte Änderung: 19 Jun 2023 23:47 von ALM.
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Tag 12
Gestern Abend hatten wir die Wecker ausgeschaltet, denn heute lag eine wirklich sehr übersichtliche, kurze Strecke vor uns und frühestmöglich aufzustehen, war absolut nicht notwendig. Trotzdem wurden wir gegen sechs Uhr wach, pellten uns aus unserem Bett und dem Wagen und blickten auf einen tiefdunkelblauen Himmel am westlichen Horizont; dort mußte es kräftig gewittern. Nach einer Stunde rollten wir aus Halali raus; unser heutiges Ziel war das Onguma Tamboti Camp. Ein Blick nach Westen gönnte uns einen Regenbogen. Wir entschieden uns, die C38 zu fahren, statt die „Gebirgsstrecke“ hintenrum. Die C38 führte direkt an der Pan entlang und war für uns Neuland, denn 2018 gurkten wir in entgegengesetzter Richtung über die hügelige Strecke gen Halali. Jetzt ist der Etosha NP ja landschaftlich im Vergleich zu vielen anderen großen Nationalparks im Südlichen Afrika eher ein eintöniges Modell, was uns vor fünf Jahren schon nicht vom Hocker reißen konnte. Die Pan jedoch fanden wir eigentlich sehr interessant und wären denn eine Handvoll mehr Tiere zugegen gewesen, hätte der Etosh NP ein paar Punkte gutmachen und somit ein wenig in höhere Gefilde unserer Nationalparkshighlightsliste erklimmen können; dem war aber nicht. Einige Gnus und Zebras sowie vereinzelt ein paar Springböcke, solitäre Giraffen in minderer Quantität und einen einzigen Elefanten, er sollte der erste und letzte anläßlich unseres Aufenthaltes hier sein. Das war es. Ach ja, zwei Strauße gab es dann doch auch noch. Bevor wir im Büro des Namutoni Camps unsere Zeche sprich Nationalparkeintritt zahlten, machten wir einen kleinen Abstecher zum Klein Namutoni Wasserloch. Auch dort tote Hose. Also nix wie ins Büro und blechen. Anschließend fuhren wir etwas den Fisher‘s Pan Drive ab. Dort wurden wir 2018 mit einer Gepardenmutti samt zweier Kinder beglückt, die sich spielend vor uns auf der Pad tummelten. Doch auch hier war tierisch nichts zu holen. So entscheiden wir uns zum Onguma Tamboti Camp zu fahren, um erst einmal etwas Deftiges zwischen die Zähne zu bekommen und dann den Tag entspannt dort am Swimming Pool zu verbringen. Fünf Jahre zuvor waren wir auf einer Campsite auf dem Hügelchen kurz oberhalb des Reception-Restaurant-Gebäudekomplexes untergebracht und bei der Buchung unseres diesjährigen Aufenthaltes hier wäre uns nicht in den Sinn gekommen nachzufragen, ob wir wieder „oben“ unsere Heimstatt einnehmen dürften. Wir wußten nämlich gar nicht, daß es auch Campsites „unten“ gab; und auf einer solchen sollten wir uns dieses Mal platzieren. Ob die zahlenmäßig größere Menge der unten gelegenen Stellplätze schon 2018 existierte, wissen wir bis heute nicht. War und ist uns aber einerlei. Wohin gegen nicht ganz so egal war es uns mit dem uns dieses Mal unten zugewiesenen Nächtigungsplatz im Bush. Da trauerten wir schon ein wenig der Aussicht oben nach. Daß es sich mit der Aussicht von den oben gelegenen Campsites erledigt hatte, erfuhren wir erst später am Nachmittag, als wir einen kleinen Spaziergang vom Pool zu unserem „alten“ Campingplatz unternahmen und feststellen mußten, daß sich das ganze Buschwerk von vor fünf Jahren mittlerweile in mittelhohe Bäume transformiert - also dort nix mehr mit Bellevue Wir fuhren die wenigen Meter von der Reception durch den Busch und bezogen Stellung. Die wenigen Handgriffe, um den Wagen stellplatzfertig zu bekommen, waren rasch getan und schon saßen wir auf der Veranda des Empfangsgebäudes und bestellten unsere Toasted Sandwiches, was auch sonst?!? Gestärkt begaben wir uns zum Pool und verbrachten dort den lieben langen Tag in der Sonne, im Schatten und im Wasser. Als die Sonne schon kräftig an Höhenstand verloren hatte, schlenderten wir zurück zu unserer Campsite und siehe da, da waren sie wieder, die den Streitkräften ähnelnde, mit bundesdeutschen Kennzeichnen ausgestatteten Automobilkolosse. Wir setzten ein breites Grinsen auf und tauften sie sogleich „unsere nordwürttembergischen Campstalker“. Das Lachen sollte uns aber noch vergehen, wie sich im Lauf der nächsten halbe Stunde zeigen würde. Drei der vier Personen waren damit beschäftigt, den ersten Monsterwagen von der nicht unbedingt schmalen, aber auch nicht gerade breiten Pad in eine 90°-Abbiegung nach links einzuweisen, um auf das Zugangswegelchen des zugewiesenen Stellplatz zu kommen. Ein nicht zu unterschätzendes Unterfangen, berücksichtig man die noch geringere Breite des individuellen Zufahrtsweges zur Campsite. Von dröhnenden Dieselmotorgeräuschen begleitet, versuchte sich der Lenker damit, linkerhand einen rechten Winkel so einzuschlagen, daß er möglichst gerade auf den engen Campingstellplatzzugangspfad gelänge und nicht im hohen Gebüsch rechterseits würde landen müssen. Die als Einweiser fungierenden drei anderen Afrikaabenteuerer fuchtelten mit Händen und Füßen und riefen lebhaft Manövrierbefehle dem Lenkradsteuermann zu; jedoch gingen die lauten Fahranweisungen im Krach des Fahrzeugantriebes unter. Wir schlichen uns rechts an diesem Spektakel vorbei und bogen auf unsere Campsite ab. Nach einer, nicht gerade als kurz zu beschreibenden Zeitspanne waren die metallenen Ungetüme auf dem angepeilten Platz angekommen, die schweren Motoren wurden zum Schweigen gebracht und es kehrte wieder Ruhe ein. Von unserer Campsite aus durften wir dann aber einer Vorstellung beiwohnen, bei der uns wirklich das Lachen verging und die uns quasi in Schnappatmung versetzte. Mit Werkzeugen ausgestattet machte sich der erste Herr der Sechsachserstahlgiganten auf dem Dach des einen Riesenmonsters damit zu schaffen, an Bäumen die herunterhängenden und ausladenden Äste und Zweige mit Geschick und Fleiß zu tranchieren, die seiner Meinung nach oder der seiner mitreisenden Gesellschaft als störend für den Aufenthalt empfunden wurden. Zack war ein dicker, laubbehangener Ast gekappt; zack – dieses Mal traf es einige Zweige, die ihr Leben lassen mußten und zack wieder ein Ast, der mutmaßlich schief und krumm über oder an irgendwelche Fahrzeugaußenteile stieß oder einfach nur als überflüßig deklariert wurde, also weg damit. So ging das eine Zeitlang. Baum- und Buschteile, die scheinbar im Wege standen, wurden nach Gutdünken in akribischer Art und Weise und in kanadischer Baumfällermanier von ihren Lebensadern getrennt und im verbleibenden umliegenden Busch kurzerhand entsorgt. Mit offenen Mündern schauten wir sprachlos den, im nordwürttembergischen Stil ausgeführten Forstarbeiten zu. Am Ende dieses Aktes war das verbleibende Baum- und Buschwerk mit einem nicht zu übersehenden Haircut ausgestattet worden. Uns fehlten wirklich die Worte. Als wir uns wieder etwas gesammelt hatten, sinnierten wir darüber nach, wie es gemeinen Touristen in den Kopf steigen kann, an der Flora eines Gastlandes, dazu noch im Privatbesitz befindlich, Hand, Axt, Astschere und vermutlich Säge anzulegen. Unsereins, der bei Edeka, Rewe, DM-Drogerie und Bio-Märten jedes, aber auch wirklich jedes einzelne, beim Bezahlvorgang an der Kasse gratis überreichte Tütchen an Wiesenblumensamen froh einpackt und dann im eigenen Garten, um Straßenbaumschilde oder in öffentlichen Grünanlagen fleißig das Saatgut verstreut, um der immer rarer werden Insektenwelt eine kleine Lebensinsel zu gönnen und gleichzeitig das eigene Umweltgewissen etwas reinzuwaschen, ja, der konnte ob dieser Schamlosigkeit nur noch mit dem Kopf schütteln. Jetzt mag das zwar theatralisch und vielleicht auch überzogen klingen, ist es aber mitnichten. Übertrieben war alleine die Dreistigkeit, wie Campgäste hier auftraten und mit Nonchalance sich ihr Nest zurechtstutzen, um es praktisch und komfortabel zu haben und dann nach dem Motto „Nach mir die Sintflut“ wieder von dannen ziehen. Wenn alle Campgäste sich so verhielten, dann würde aus dem Onguma Tamboti Camp in Windeseile eine zweite Fisher’s Pan werden. Daß die schwäbische Holzhauergesellschaft eine vom Campbetreiber erteilte Genehmigung für die durchgeführten Arbeiten vorliegen hatte, glaubten wir nicht im Geringsten. Vielmehr stellten wir uns vor, wie es wäre, wenn wir als Gäste bei den Niederschwaben auftauchen und, um bequem mit weit geöffneter Tür aus dem Auto aussteigen zu können, der württembergischen Unterlandherrschaften herrliche Pfingstrosen kurz und klein schneiden und den anfallenden Blumenschnitt einfach ins nebenanliegende Gemüsebeet katapultieren würden. Oder was wäre, wenn man als Sommergast im Lokal des Osnabrücker Rathauses einen der Außentische direkt unter der mit kaskadenartig behangenen Geranien verzierten Gebäudefront anlaufen würde, um dann, bevor man es sich gemütlich auf einer der mit dicken Sitzkissen bestückten Bänken oder Stühlen bequem macht und mit Hungergefühl und knurrendem Magen sich der Speise- und Getränkekarte widmet, erst einmal die Handtasche öffnet und die Rosen- oder Rebenschere hervorholt, um der rot-rosa-violetten Geranienpracht hinter und über einem erst einmal einen ordentlichen Schnitt zu verpassen. Alles nur, um auch ja kein Risiko aufkommen zu lassen, daß einzelne Geranienblütenblättchen in die cremige Spargelsuppe oder auf den Teller, gut befüllt mit Westfälischem Hinterschinken und dazu gereichten Petersiliensalzkartoffeln und dezent scharfer Meerrettichsoße, fallen können. Anschließend wird bezahlt, ein klägliches Trinkgeld dem Kellner in die Hand gedrückt und man zieht weiter. Und die, die anschließend im vorgerückten Sommer an selbige Stelle zum Speisen und Trinken kommen, die sitzen dann vor einer blanken, beigefarbenen Steinmauer eines stolzen, historischen, geschichtsträchtigen Gebäudes mit Weltenruhm und dürfen ihr frisch gezapftes Bier in trostlosem Ambiente genießen. Wir schüttelten noch immer den Kopf, als wir uns ans Vorbereiten unseres Braais machten. Heute wurde ordentlich Fleischiges in den gußeisernen Pott gehauen und eine Extraportion Bier gab es auch noch; die spätnachmittäglichen Vorkommnisse waren ja irgendwie runterzuspülen. Die Nacht wurde vom Onguma Tamboti Camp mit 810 NAD berechnet. |
Letzte Änderung: 20 Jun 2023 16:24 von ALM.
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Tag 13
Botswana kommt näher Heute stand uns ein langer Fahrtag bevor, denn wir hatten als Ziel die Mobola Island Lodge am Okavango im Caprivi als Campherberge ins Visier gefaßt. Dies forderte unweigerlich ein sehr frühes Aufstehen und aus diesem Grund nahmen wir bereits um kurz vor halb sechs frühmorgens unseren Kaffee zu uns, verstauten die wenigen, noch nicht am Vorabend verbrachten Dinge in unsere Karre und verließen um kurz vor sechs Onguma Tamboti. Da es erst jetzt anfing zu dämmern, fuhren wir mit verminderter Geschwindigkeit das Asphaltband Richtung Tsumeb ab. Es wurde heller und mit viel, zu unserem großen Erstaunen, sehr guter Wachmach-80er-Jahre-Musik präsentiert von Hitradio Namibia wälzten wir uns gen Tsumeb. Kaum auf der C42 Richtung Grootfontain änderte sich die Landschaft zu unserem Wohlwollen; grüne Hügel und saftes Bergpanorama prägten das Bild. Irgendwann um kurz vor acht trudelten wir in Grootfontain ein und steuerten den erstbesten, bereits geöffneten Supermarkt zum Auffüllen unserer Nahrungsmittel und Getränke an. Es sollte Woermann sein. Ok, die Kutsche abgeparkt sowie ordentlich verschlossen und kein im Inneren der Fahrerkabine sichtbar deponiertes Zeugs gelassen, begaben wir uns in die Nahrungsmittelkaufhalle, welche mit dröhnender Afro-Pop-Musik beschallt wurde. Ich fand es klasse, so früh am Tag zwischen lautem Sound und donnernden Klängen die Auswahl der von uns zu kaufenden Sachen aus der Kühltheke zu wählen. Mir war nach Tanzen; ein Drang mir eigentlich völlig unbekannt. Egal, ich freute mich an den wenigen weiteren im Supermarkt eintreffenden Kunden, die unbewußt mit den Hüften zur lauten Musik wippten mit dem Erfolg, daß deren bunt kolorierten Kleidungsstücke auf ihren Körpern tänzelten. Ich erwischte mich beim Mitsummen von mir unbekannten Melodien. Alle Supermarktanwesenden inklusive mir waren frohgestimmt und gut drauf, trotz daß aufgrund einer potenten Klimaanlage alles auf arktische Temperaturen runtergekühlt war und sich an Wänden und Warenregalen des enormen Tante-Emma-Einkaufsladens quasi Raureif bildete. Einzige Ausnahme: Mein nach wie vor verpennt-dreinblickender Reisepartner, der meiner und der uns umgebenden frühmorgendlichen Fröhlichkeit so gar nicht folgen konnte. Mit noch zugekniffenen Augen und genervter Stimme wurde ich mehrfach kernig dazu aufgefordert, den Einkaufsakt zeitlich so kurz wie möglich zu halten und mit dem Fußgewippe aufzuhören. Ich entschloß mich, um des lieben Urlaubsfriedens Willen dessen Folge zu leisten und wir bewegten uns zum Kassenbereich. Vorher aber noch erblickte ich ein reichhaltiges Wischmoppangebot in einem Displayständer und animierte fluchs meinen Morgenmuffelsafariabenteuergefährten, etwas Spaß mit den Reinigungswerkzeugen zu haben. Wir schnappten uns also jeder einen andersfarbigen Putzfeudel, klemmten diesen zwischen unsere Beine und gedachten der uns bevorstehenden Walpurgisnacht. Es war klar, daß wir uns damit zum Pflaumenaugustduo des morgendlichen Grootfontains machten. Doch, inspiriert von unserer infantilen Albernheit, gesellten sich gestandene Hausfrauen mittleren Alters des kleinen Städtchens im namibischen Nirgendwo mit gut gefüllten Einkaufswagen zu uns und fingen an, ebenfalls mit den Aufwischbesen in salopper Weise zu tänzeln. Wir lachten alle herzlich und als wir genug hatten von der kindsköpfigen Lustigkeit, reihten wir uns brav in die Schlange einer offenen Kasse ein und zahlten das von uns ausgewählte Zeugs. Nachdem der ganze Krempel im Auto gut verstaut war, ging es noch kurz zum Spritauffüllen zur nächst gelegenen Tanke und schon fanden wir uns mit nach wie vor erstaunlich guter Hitradio Namibia-Musik in den Ohren auf dem langen, langweiligen Teerstreifen, genannt B8, auf dem Weg nach Rundu. Irgendwo kurz hinter Grootfontain gerieten wir in eine Fahrzeugkontrolle und reduzierten die Lautstärke des Autoradios signifikant. Nachdem wir die von der polizeilichen Autorität geforderten Fahrzeugpapiere und Führerscheine vorgelegt hatten und diese gewissenhaft von der Verkehrsbehörde kontrolliert waren, fragte uns eine Ladyofficer, ob wir nicht eine ihrer Freundinnen ein Stück des Weges mitnehmen könnten. Sicher doch. So winkte sie die Frau mittelalten Alters zu unserem Wagen ran, diese nahm auf unserer Rückbank bequem Platz und los ging es. Das verunsichert dreinschauende Frauchen machte uns den gleichen Eindruck unsere zu unserem Bedauern viel zu früh verblichen Zia (Tante) Maria, Gott habe sie selig, ihres Zeichens die aus Venetien stammende, in unsere Familie eingeheiratete Schwippschwägerin meines Schwiegervaters. Mit biederem, jedoch sehr akkurat gepflegtem Gewand - wie es auch bei Tante Maria ausnahmslos stets der Fall war - bekleidet, machte sie, ein altes Ericson-Handy in fest in den Händen haltend, Kilometer um Kilometer Wegesstrecke nicht den kleinsten Mucks. Auch auf unsere Frage, wo wir sie denn aussteigen lassen sollten, reagierte die Dame weder verbal noch nonverbal. Schon fachsimpelten wir darüber, ob sie denn taubstumm wäre und wir damit rechnen müßten, kurz vor dem Ankommen an ihrer Destination wild gestikulierend dazu aufgefordert würden, unser Vierradgefährt umgehend anzuhalten. Damit lagen wir nicht ganz falsch, denn kurze Zeit spätere bewegte sich ihr rechter Arm mit sich auf und ab bewegender Hand zwischen Fahrer und Beifahrer – ein unmißverständliches Zeichen, daß wir den Wagen stoppen sollten. Wir erwiderten dem Ersuchen, hielten an und sie stieg aus, ohne auch nur ein Dankeschön zum Ausdruck zu bringen, weder stimmlich formuliert noch körperlich artikuliert. Verdutzt schauten wir uns an, drehten das Autoradio wieder auf und starteten. Zu unserem Leidwesen kroch aus den Autoradioboxen jedoch nur noch ein Krächzen. Das war es dann für heute mit Gutelaunemusik; die Hitradio Namibia sendenden Wellen waberten nicht mehr um uns herum. Wir hatten noch ca. 150 km bis Rundu auf Bitumen abzurackern, da machte sich der Hunger bei uns breit. Da ich heute jedoch den Internationalen Antinuttikrusttag ausgerufen hatte, verbot sich für alle im Fahrzeug Reisenden der Verzehr des verruchten Gebäcks. Mit knurrenden, aufbegehrenden Mägen rollten wir in Rundu ein und bewegten uns dirketen Weges zum Shoprite in der Rundu Shopping Mall. Dort wurden Pies und gefüllte Blätterteigrollen gekauft und, sicher doch, um der Krümelvermeidung wegen, außerhalb unseres Vehikels im Stehen auf dem Parkplatz vertilgt. Während wir so aßen, erblickten wir um uns auf dem Autostellplatz vor der Mall all die vielen jungen Männer mit Fotoapparaten um den Hals hängend. Wir konnten uns nicht erinnern, je solch ein Aufgebot an Lichtbildknipser gesehen zu haben. Wen und was wollten die denn ablichten? Und um diese mittägliche Uhrzeit erst... Diese Frage sollte uns unbeantwortet bleiben, denn in der ganzen Zeit, in der wir so neben unserem Auto speisten, wandte sich niemand, aber auch wirklich keine Menschenseele zu einem der vermeintlichen Fotographen, um sich zu ablichten zu lassen. Seltsam… Egal, für uns mußte es weitergehen, hatten wir doch noch mindestens zwei Stunden Fahrt vor uns. Deshalb wollten wir auch nicht riskieren, unsere Neugierde zu befriedigen, indem wir einen der Lichtbildkünstler nach seinem Motiv - Motiv im doppelten Sinne versteht sich - und das seiner Mitwettbewerberschar zu fragen, um dann sogleich in einen ausufernden Diskurs verwickelt zu werden. So beließen wir es bei unserer Perplexität und setzten unsere heutige Tagesreise fort. Es muß dann so gegen gegen 14.30 Uhr gewesen sein, als wir in der Mobola Island Lodge vorfuhren. Die äußerst nette Rezeptionistin schäkerte mit uns und wir zahlten unseren Eine-Nacht-Aufenthalt in bar. Eine Campsite sollten wir uns einfach aussuchen, so ihre Anweisung. Den Weg zu den Campstellplätzen zeigte uns anschließend ein vermutlich für die Landschaftsgartenpflege der Lodge verantwortlicher Mitarbeiter, der uns dann auch riet, daß, sollten wir ein halbwüchsiges Hippo auf einer der Campsites erblicken, wir einfach kräftig hupen sollten. Dies würde das pubertierende, offensichtlich sich auf den hier sehr gepflegten Kampierlagerstellen gut aufgehobene Flußpferd dazu bewegen, sich in die Wogen des vor derselbigen langsam dahinfließenden Okavangos zu schmeißen. Wir dankten für die nützliche Information und fuhren im Schritttempo zu den flußseitig gelegenen Campplätzen. Kaum diese vor unseren Augen, erblickten wir schon das eben angesprochene Tier, doch bevor wir von Weitem hupen sollten, verzog sich das Dickerchen schon ins sichere Flußnaß. Wir fuhren die wenigen Meter nach unten, inspizierten die sich uns präsentierenden Stellplätze und fragten den uns nachgelaufenen Lodgegärtner, ob dem Flußpferd ein Name von der Lodge erteilt wurde. Unsere Frage wurde mit breitem Grinsen verneint und so schlugen wir einige, unseres Erachtens der Statur des Tieres passende Namen vor. Bei unserer Auswahl orientierten wir uns an den uns bekannten dickleibigen Herren. Am Ende unserer Vorschlagsliste gefiel dem für die Grünanlagenunterhaltung verantwortlichen Bediensteten Ernesto am besten und lachte, als wir ihm auf einem unserer Smartphones ein Foto von Zio (Onkel) Ernesto (genannt Nini) zeigten, dem mehr als gut im Fleisch stehenden Bruder meiner Schwiegermutter. Eine Übereinstimmung der körperlichen Ausmaße vom Lodgedickerchen und die meines angeheiraten Onkels war nicht zu verleugnen. Eine Campsite war so schön wie die andere und zum Schluß war es dann der Stellplatz in der Mitte aller direkt am Flußufer liegenden, der unsere heutige Heimstatt werden sollte. Auf dem übergrünen Rasen, der jeder Zeltplatz als Unterlage aufwies, war ein horizontal vertretbar akzeptables Abstellen unseres Wagens eine kleine Herausforderung, denn wir mußten auch noch die schön als Pflanzinseln ringsum vorhandenen hohen bambusartigen Gräserrabatte hinsichtlich sämtlicher Öffnungen unseres Automobils berücksichtigen. Nach einigem sehr umsichtigen Hin- und Hermanövrieren unserer Kutsche fanden wir endlich ein quasi perfektes Pöstchen in tolerierbarer Waagerechten. Noch bevor unser Mobilheim nutzungsgerecht mit Dachaufhub und Bettseitenteilklappzeltauslage zurecht gemacht wurde und die Stühle sowie der Tisch aus dem Wagen gezurrt wurden, mußte ich erst einmal unter die direkt an der Campsite vorhande Dusche hüpfen und mich erfrischen. Derweil kurvte schon ein weiteres 4x4+Dachzelt-Vehikel auf den Campingbereich zu. Es war ein, der Verrentung nicht mehr weit entferntes teutonisches Paar. Wir quatschen ein wenig miteinander und dann machten wir uns auf den Weg zur Okavangoinsel, die zur teilweisen Namensgebung der Lodge hatte herhalten müssen. Zwischen Lodgechalets mit einwandfrei gepflegten Grünbereichen inklusive ebenfalls tadellos mit Steinen konstruierten Grünbereichseinfriedungen ging es den schmalen Weg hinab zum Fluß. Rechterseits gab es dann einen kleinen, wirklich kleinen Pool mit im Hintergrund befindlichem ebenso kleinen Wasserfall; auch dies alles sehr, sehr geschmackvoll und äußerst gepflegt. Auf die Insel gelangte man über eine mit Brettern ausgelegte schmale, wackelige Hängebrücke. Nun waren wir auf dem Eiland und suchten die uns beschriebene Bar. Nach wenigen Schritten auf dem Inselsandweg durch dschungelartige Flora schlendernd fanden wir diese; genauso schmuckvoll und reizvoll wie bisher alles andere auch. Da es noch zu früh war für den Getränkeausschank, die kleine Kneipe noch geschlossen und wir so rein gar kein Gesöff mit uns trugen, liefen wir kurz über das Wackelviadukt zu unserem Wagen zurück und besorgten uns aus unserem 80 Liter-Kühlschrank etwas Erfrischendes für unsere ausgedorrten Kehlen. Zurück auf des Lodges Eiland verweilten wir eine ganze Weile, genossen dabei das beruhigend wirkende Geplätscher des unter unseren Augen sanft dahinfließenden Okavangos. Mittlerweile öffnete der fesche Sohn der Lodge-Betreiber die kleine Inselkneipe und so mußten wir nicht wieder zum Auto zurück, um uns weitere Kaltgetränke zu besorgen. Kaum war die Sonne untergegangen, gesellten sich die beiden Deutschen, die zuvor eine kleine Lodge-River-Cruise unternahmen, zu uns. Bei einigen Sundownern verquasselten wir uns mit den beiden, sodaß wir dann um kurz nach sieben keine Lust mehr hatten, großartig Feuer zum Grillen zu machen und deshalb beließen wir es bei Kurzgeschmortem aus dem Gußeisentopf, der kurzweg auf den Gaskocher gestellt wurde. Etwas später wurde nochmals geduscht und wir krochen recht müde in unser Schlafgemach; der lange Fahrtag hatte deutliche Spuren bei uns hinterlassen. Noch ein paar zusammenfassende Worte zur Mobola Island Lodge… Es ist eine wirklich sehr, sehr reizvolle Location, und das für schlappe 380 NAD. Alles empfanden wir mehr als gepflegt und besonders ästhetisch angelegt. Man sieht, daß dort mit viel Geschmack ausgestattete Köpfe am Werk waren und daß fleißige Hände für die notwendige dauerhafte Pflege des Ganzen sorgen. Chapeau! Wäre noch ein tauglicher Poolbereich vorzufinden gewesen, dann hätte sich Mobola ohne Wenn und Aber mit Lode auf den ersten Platz unserer diesjährigen Übernachtungsstättenhitliste gehievt. Das derzeitige Naßbecken war zum Abkühlen oder Erfrischen nicht gerade einladend, weil es a) drumherum keinen ausreichenden Platz zum Verweilen im Liegen bot und b) das Wasser aus dem Okavango stammte (so zumindest unsere Vermutung). Da das Lodgegelände aber über ausreichend Quadratmeter verfügt, sollte, unseres Erachtens nach, der Betreiber sich überlegen, nicht vielleicht doch noch eine weitere finanziell überschaubare Investition zu tätigen und eine smartere und zweckmäßigere Swimming Pool-Zone zu etablieren; dies würde dem Wohlfühlgefühl auf Mobola einen weiteren positiven Schub verleihen. Und so erklimmte die Location die mehr als verdiente zweitoberste Stufe unseres heurigen Siegertreppchens. |
Letzte Änderung: 21 Jun 2023 22:19 von ALM.
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Tag 14
Und wieder ein Stück näher an Botswana Für dieses Jahr hatten wir uns eigentlich für drei Übernachtung in der Divundu-Gegend entschieden; großräumig gesprochen. Grund hierfür war, daß wir drei, uns noch unbekannten Campsites einen Nächtigungsbesuch abstatten wollten. Denn bei unseren bisherigen Roundtrips und den damit einhergehenden Notwendigkeiten den gesamten Caprivi abzurocken, verschlug es uns zu Stop-over-Nächten stets ins Ngepi Camp; vermutlich aus Bequemlichkeit oder Gewohnheit – keine Ahnung. Dies sollte in diesem Jahr nicht nochmals so ablaufen, denn das Ngepi ist in die Jahre gekommen und die notwendigen Wartungs- und Erneuerungsarbeiten machten sich sehr rar. Ergebnis: Bei unserem letzten Aufenthalt dort 2018 war so ziemlich alles verlottert und runtergekommen und das ehemals so peppige Camp machte uns einen eher trostlosen Eindruck. Wobei wir vor fünf Jahren irgendwie auch intuitiv spürten, daß das Camp noch sehr fest an seinen, in der weiteren Vergangenheit etablierten Ruf als cool-unkonventionelle Herberge glaubte und sich, unserer Meinung nach, dabei völlig zu Unrecht in Selbstzufriedenheit wog. So zumindest unsere Einschätzung. Nun führte uns unsere Route dieses Jahr ja vom Etosha NP in den Moremi, und unweigerlich schlägt man dann aufgrund der einem individuell zur Verfügung stehenden Zeit einen eher direkten Weg ein. Somit wurde Divundu & Umgebung zu unserem kleinen Bermuda-Dreieck. Die Mobola Island Lodge, die Mahangu Safari Lodge und Drotsky’s Cabins wurden von uns also als Schlafstätten auserkoren. Wie es uns auf Ersterer erging, konnte dem Reiseberichtteil Tag 13 entnommen werden. Mahangu kam also als nächstes an die Reihe und da die Distanz zwischen Mobola und Mahangu mehr als überschaubar ist, ließen wir den heutigen Tag sehr gemächlich angehen.
Buongiorno - Italy meets Africa
Geplant hatten wir von unserem Auftritt in Mahangu einen Besuch der Buffalo Core Area des Bwabwata Nationalparks. Es sollte das erste Mal sein, daß wir dort Fuß bzw. Reifen auf den Boden setzten. Gegen kurz vor acht verließen wir Mobola und steuerten zunächst einen Geldautomaten in Divundu Business District an. Mit frisch gefüllten Gelbbörsen begaben wir uns zum Tanken, dann nix wie über die Okavango-Brücke und rechts in die Buffalo Core Area abgebogen. Zuvor aber, kurz hinter der massiven Betonflußüberführung, gab es einen Verkehrskontrollposten, an dem wir aber freundlichst durchgewinkt wurden. Wir kamen am Nationalparkgate an, zahlten im Office unser Eintrittsscherflein und gurkten gemütlich die erste Runde, die uns zunächst nach links runter zum Okavango bringen sollte. Leider stand das Gras meist zu hoch, um zu Tiersichtungserfolgen führen zu können. Unser Weg brachte uns immer wieder an alten Militärgebäuderuinen vorbei, die den Anschein machten, in Bezug auf Luftwurzeln und Lianen in Kompetition mit den Tempelanlagen rund um Angkor Wat & Kollegen treten zu wollen. Ein paar scheue Kudus und Impalas kamen uns vor die Augen und gelegentlich stapfte in Entfernung ein Elefant über einen der wenigen Wege im Park. Dem Elefantendung zufolge, mußten sich aber so einige dieser Artgenossen hier aufhalten. Weitere Fahrzeuge erblickten wir nicht. Am Eingang lasen wir schon im Gatebuch, daß heute erst zwei Fahrzeuge vor uns einfuhren; eins davon fuhr bereits aus dem Park raus, als wir gerade in diesen rollten. Bei der Frage, ob bis zur Delta Pan fahren oder nicht, knobelten wir um die Antwort, wobei das Ende des Fingerspiels zum Nachteil der Pan ausging und diese von uns dementsprechend nicht angesteuert wurde. Alles in allem, auch landschaftlich, riß uns die Buffalo Core Area nicht vom Hocker. So drehten wir ab und begaben uns auf unseren Weg zur Mahangu Safari Lodge. Nun mußten wir abermals den Traffic-Check-Point auf dem Caprivi Highway passieren; dieses Mal aus der anderen Richtung. Führerscheine, Fahrzeugpapiere und den Wisch bezüglich der namibischen Autoversicherung, wir hatten ja eine Karre mit südafrikanischem Kennzeichen, waren gleich zur Hand und dem Herrn Kontrolleur überreicht. Alles so weit so gut… Außer dem Versicherungsschein, den uns Bushlore bei der Wagenübergabe lediglich in Kopie gemeinsam mit einem original unterzeichneten Grenzpermit für Botswana mit auf den Weg gab. Mein lieber Herr Gesangsverein… Welch Zirkus der Officer veranstaltete. Nein, wir haben nicht das Original zum Vorlegen. Ja, man hat uns nur diese Kopie mitgegeben. Und nein, wir können nicht mal auf die Schnelle den Originalfetzen an Stück Papier besorgen. Oder vielleicht doch, wenn nach Windhoek und zurück als schnell erachtet werden könnte, dann wäre schnell zu schaffen. Nach gefühlt 35 Telefonaten mit Windhoek, dort vermutlich auch mit dem in Amtswürden stehenden Staatsekretär des Verkehrsministeriums und mit Gott weiß wem noch alles, kam der penible Inspektor zur An- und Einsicht, daß er sich mit der Kfz-Versicherungsscheinfotokopie begnügen mußte. Diese, ungefaltet, ohne Eselsohren und jungfräulich wie gerade aus dem Kopiergerät geworfen, ohne auch nur die geringsten Zeichen von versuchten Fälschungen, war sogar farbiger Natur und selbst eine an arger Weitsichtigkeit leidende Person hätte ohne Problem und auch ohne Brille die Zahlen des blau aufgestempelten Gültigkeitsbeginndatums lesen können, um dann dazu die Gültigkeitsdauer zu addieren und wäre demzufolge zur Erkenntnis gelangt, daß der Wisch gültigkeitstechnisch im Grünen Bereich lag. Klar, das, sofern die niedere Kunst der elementaren Grundschulmathematik beherrscht wurde. Dies alles nur mal so kurz nebenbei angemerkt... Jetzt konnten wir ja zu 100% den behördlichen Eifer nachvollziehen. Regel ist Regel. Doch keine Regel, nicht und gerade besonders in Namibia ohne Ausnahme. Bei Touristen, die einen ordentlichen wirschaftlichen Beitrag zum Wohle der Nation beisteuern, hätte man, sofern man nur die klitzekleinste Affinität zu makroökonomischen Zusammenhängen sowie zu Flexibilität hätte sein Eigen nennen können oder wollen, fünf an diesem Tage eben gerade sein lassen und die Touris, willens für ihre Reisezwecke die Geldbeutel mit Freude und Schwung weit zu öffnen und u. a. sogar ungerechtfertigte NWR-Preise für miserable Campsitebedingungen zu tolerieren, mit ihrem nicht den Autoritätsforderungen konform ausreichenden Beleg der wohlweislich gezahlten Versicherung weiterfahren lassen. Wir wollten nicht wissen, wie viele einheimische Autos ohne jeglichen Versicherungsschutz in der Zeit durchgewinkt wurden, in der wir bei Hitze und schwüler Luft eine knappe Stunde vor und in einem heruntergekommenen, mit hyperspartanischem Mobiliar und herunterhängenden Elektrokabeln ausgestatteten Betonkontrollhäuschen verweilen durften. Vorüber diese unschöne Episode, schwangen wir uns mit dicken Hälsen auf die Sitze unseres Gefährtes und peilten direkten Weges die Mahangu Safari Lodge für unser dortiges Debüt an. Unser Wagen wurde unter dem Schattendach vor dem Empfangstrakt des Anwesens geparkt und wir traten zum Check-In-Akt in ein mit sehr dunklem Holzinterieur ausgestattetes, in Finsternis getauchtes Gebäude ein. An der, aufgrund nicht eindringender Tageslichthelligkeit notwendigerweise mit viel Elektrizität geschaffener künstlicher Illumination ausgestatteten Rezeptionstheke wurden wir mit einem breiten Lächeln von einer jungen Frau herzlichst begrüßt. Die Gute, ein Verschnitt aus 80er-Jahre-Nena-Look und Antifa-Girly, präsentierte sich mit einem burschikosen, überbunten Kurzhaarschnitt, der unserer Meinung nach von einem übereifrigen, ohne ausreichend Erfahrung verfügenden, experimentierfreudigen Coiffeur mittels vermutlich über ihr Haltbarkeitsdatum weit abgelaufener Kolorierungsmittel in sämtlichen Regenbogenfarbtönen erschaffen wurde. Zumindest gab der Shorthairmulitneonfarbschopf dem düsteren Ambiente einen kleinen Anstrich an jovialer Behaglichkeit und Abwechslung. Wir checkten also ein und fragten, ob wir die 470 NAD Campsitekosten umgehend begleichen sollten; dies wurde nicht verlangt und so machten wir uns auf den Weg zu dem uns zugewiesenen Stellplatz am Ufer; es sollte der vorletzte gegen Ende des Campgeländes sein und war ebenso düster wie der Lodgehaupttrakt. Die hohen Bäume mit dichtem Laub und ebenfalls hohes, dazu noch dichtes Buschwerk ringsum wirkten auf uns wie eine pflanzliche Kapsel, in die wir einfuhren. Tageslicht erreichte die Kampierstelle ausschließlich über ein in die Blätterhülle geschnittenes, großes Loch auf Okavangoseite. Naturnah gefällt uns ja, aber schön war komplett etwas anders. Unsere Kutsche hatten wir in Windes Eile positioniert, doch die anschließende Suche und das spätere Auffinden von Strom und Wasser erwies sich als kompletter Reinfall. Der Wasseranschluß auf unserem Platz fand sich unpraktischerweise hinter dichtem Buschwerk und war komplett versiegt und so mußten wir uns mit einem Zapfhahn zufriedengeben, der eigentlich zur Campsite unserer liechtensteinischen Nachbarn, ausgestattet mit einem Superhypertoyota4x4-Bushcamper-Schlitten, der nicht ein, eher zwei Vermögen gekosten haben mußte, gehörte. Elektrizität hingegen erhielten wir, dank unseres von Bushlore überlassenen, superlangen Kabels von einem Strompunkt irgendwo im Nichts zwischen unserem Stellplatz und dem Letzten auf dem Campgelände, und den wir trotz unserer Sherlock Holms-Akribie nur durch reinen Zufall fanden. Nachdem wir unser Nest gebaut hatten, ja, Nest, denn der Stellplatz kam uns vor wie ein von Webervögeln gebautes Nest, bewegten wir uns erst einmal zum Restaurationsbereich der Lodge und bestellten jeder ein… Toasted Sandwich… Der Preis dessen mußte mit dem in der Palmwag Lodge vertilgten mal Zwei multipliziert werden, obwohl die Qualität und Köstlichkeit mittels des Divisors fünf bedacht werden mußte. Selbst die große, passable Terrassenfläche vor dem dahinfließenden Okavango konnte unsere Zufriedenheit des uns gastronomisch Angebotenen und unser generell schlechtes Wohlbefinden mit dem Camp nicht in höhere Sphären heben und schon spielten wir mit dem Gedanken, uns eine andere Bleibe für diese Nacht zu suchen. Es sollte aber bei diesem Gedankenspiel bleiben. Auch Lust, noch mal rasch zur Abwechslung in die Mahango Core Area des Bwabwata Nationalparks zu fahren hatten wir keine und so kehrten wir zurück zu unserer heutigen Dunkelheimstätte, zerrten unsere Badehosen aus dem Gepäck und dann ging es nix wie ab zum Swimming Pool. Der Schwimmbadbereich war jetzt nicht unbedingt als extrem unattrakiv zu bewerten, doch auch hier… Alles unter dicken, fetten, laubvollen Ästen, im Schatten gelegen und mehr schlicht als einladend. Die dort den Badegästen zur Verfügung gestellten farb- und musterdiversen Badetücher waren zwar aus dickem Bauwollstoff, doch quasi im Sich-Auflösen begriffen und mit ziemlich vielen Flecken gespickt, die offensichtlich bei vielen zuvor durchgelaufenen Waschvorgängen einfach nicht verschwinden wollten. Jetzt sollte man dem geschenkten Gaul ja bekannterweise nicht ins Maul schauen, doch wenn man als Lodge in dieser Gegend sich den vielen Mitwettbewerbern stellen muß, dann sollte man doch darauf achten, daß die complementary Gratiszusatzleistungen, wie die genannten dicken, baumwollenen Abtrockenlaken nicht nur sauber, denn das waren sie wirklich, eben nur reichlich befleckt, sondern auch in einem ordentlichen Zustand und farblich zumindest nicht allesamt verschieden kunterbunt sind und somit ein etwas einheitliches Bild abgeben. Ob die Chalets hier wohl auch mit diversem, ausgefranzenten Bunte-Zirkus-Frottee ausgestatten waren? Ein Handtuch rot-weiß-kariert das andere abgewetzt azurblau und die Duschtücher in senfgelbem Farbton mit sich selbstaufdröselnden Nähten? Das waren kleine Fragen, die uns kurzzeitig beschäftigten. Wir fügten uns dem uns Gebotenen und relaxten ausgiebig den Nachmittag über. Als es Zeit war, sich um das Abendbrot zu kümmern, schlenderten wir zurück zu unserem Campplatz, vorbei an den luxusaffinen, ihrem Fürsten untergebenen Liechtensteinern, mit denen wir dann ein wenig quatschten. Den Rest des Tages, der nicht der unsere heute war, bestand aus Grill samt Grillgut und Salat vorbereiten, essen und ein Glas leckeren Rotwein genießen. Ohne der Mahangu Safari Lodge bereits unsere endgültige Heimstättenwertung zuteilwerden zu lassen, war für uns am Ende des Tages, in Horizontale auf unserer Vehikelmatratze liegend, glasklar, daß es für das Etablissement schwer werden würde, einen Posten in der oberen Hälfte unserer Hitcampliste zu erreichen. |
Letzte Änderung: 24 Jun 2023 09:40 von ALM.
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Tag 15
Der Tag des Herrn Auf unserem Programm stand heute die Aufsuchung der dritten Campsite der Autdit-Liste unseres ausgeschriebenen Divundu Area Campsite & Lodge-Facilities-Contests. Drotsky's Cabins. Auf direktem Weg von der Mahangu Safari Lodge in schlappen 44 km und kleinem Grenzverkehr zu erreichen. Wir mußten also den Tag nicht mit Hast und Eile beginnen. Trotzdem kaperten wir schon um Viertel vor sieben das Nationalparksgate der Mahango Core Area und gemütlich ging es auf die einzige Runde des Naturreservats. An der Stelle des dahingeschiedenen Riesenbaobabs legten wir eine sich gebotene Schweigeminute ein und, da an gleicher Stelle 2012 geschehen, gedachten wir auch dem damals dort getroffenen Rentnerpaar burischer Abstammung. Anläßlich unseres Kurzstopps zu jener Zeit an diesem Ort wurde die Pensionärsgattin nicht müde, ihrem vermutlich seheingeschränkten und schwerhörigen Gatten einen prächtigen Seeadler zu vermitteln, der sich im Geäst des Gigantenbaums ein Ruhepäuschen gönnte. Wir erinnerten uns lebhaft an ihre schrille, kreischende Stimme, die unaufhörlich dem armen Ehepartner entgegenschlug: It‘s a South African Sea Eagel, it’s a South African Sea Eagel, it’s a South African Sea Eagel!!! …. Look, look, look!!! Es war dem armen Mann nicht zu verdenken, daß er scheinbar schon vor der Silberhochzeit mit der Dame die Ohren auf Durchzug stellte oder einfach an einer, durch im Laufe der Ehejahre erfolgten dauerhaften Überschreitung der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen maximalen Dezibelzahl an Gehorchtem hervorgerufenen Vertaubung litt. Unsere aufrichtigsten Ehren erwiesen, schlenderten wir weiter unseres Weges und wurden mit schönen Tierbegegnungen beglückt. Die Mahango Core Area zeichnet sich durch eine offene Landschaft aus – genau nach unserem Geschmack. Kaum aus dem Nationalpark raus, befanden wir uns auch schon vor der Grenzübertrittsstelle von Namibia nach Botswana. Die bordertechnischen Notwendigkeiten auf namibischer Seite zeigten sich, wie immer bei unseren Grenzüberschreitungen von oder nach Namibia auch dieses Mal, an dem heutigen, will man großzügig sein, als tertiären zu bezeichnenden Grenzposten als sehr, sehr schleppend, schwerfällig und wenig professionell. Über den Demarkationsstreifen gerollt, parkten wir uns im Schatten großer Bäume ab, erklommen die Stufen des Grenzgebäudes mit hochgehißter Botswana-Flagge und unterzogen uns dem, was notwendig war. Reisepässe und ausgefüllte Einreisekarten = Stempel rein und weiter nach links. Zollabfertigung unserer gemieteten Kutsche = zackig und erfolgreich erledigt. Zahlung der BURS-Zeche = stockend und schlußendlich ohne Erfolg. Die Begleichung der paar Kröten für die Kfz-Versicherung in Botswana kam fürs Erste zu keinem guten Ende, da sich sämtliche, im länglichen Backsteingebäude befindlichen Kreditkartenzahlungs-POS-Geräte in einem scheinbar landesweiten nationalen Streik befanden. Leider reichten unser mitgebrachter Regen, in Form von Banknoten in Pula, nicht aus, die Rechnung zu saldieren. Es fehlten uns exakt 20 BWP. Euro, US Dollar, Rand, Namibische Dollar aus allen Taschen herausgezerrt halfen nicht, unserem kleinen Impasse ein nettes Ende zu bereiten. No foreign currency accepted, war die Devise. Nun gut. Wo gibt es den nächsten Cash-Wechsler, war unsere anschließende Frage. Die etwas korpulente und vollbußige BURS-Abfertigungslady zeigte mit ausgestrecktem Arm und langem Zeigefinger Richtung Osten. Hinter dem weißen Rolltor befände sich eine Wechselstube, bei der wir die gängigsten Währungen wechseln könnten. Alles quasi gut bis zu diesem Augenblick. Einer von uns, und das war ich, machte sich frohen Mutes per pedes auf den Weg hinter das weißgestrichene Metallgatter, um die Grenzbankfiliale aufzusuchen. Doch schon nach einigen Metern mußte ich mich ergeben. Kein Gebäude, das einer, auch noch so kleingeratenen Kreditinstitutaußenstelle hätte darstellen können. Stattdessen viel Natur und dann rechter Hand eine Ansammlung aus in Backsteinen hochgezogener Gebäude. Ich schlug sodann umgehend meinen Schritt in diese Richtung ein, als mir die Aufforderung lauthals in den Rücken geschrien wurde, ich sollte die Hauptstraße nicht verlassen und nur nach links schauen, dort befände sich die Valutentauschbörse, die Deutsch Marks und Dollars – Dankeschön, Tina Turner, Gott hab Dich selig, für diesen Ausdruck - entgegen nehmen würde. Ich folgte den geographischen Anweisungen der hinter dem weißen Gatter unter großen Bäumen im Schatten sitzenden Grenzbediensteten mit botswananischer Gehaltsabrechnung und folgte dem Asphaltband immer nach links schauend. Nach einigen Schritten erblickte ich zwei Gebäude. Das eine klein, das andere etwas größerer Art. Ich entschied mich für das baulich imposantere Häuschen, doch nix da, da war alles verrammelt. Also ein paar Meter weiter gedackelt und ich fand mich vor einer Art Hütte, die von der Größe her eher ein Stilles Häuschen hätte sein können. Die Tür stand sperrangelweit offen und ich trat in den Mikrokosmos eines Mikroräumchens. Außer der Eingangstür gab es noch ein mit ordentlich metallenen Gitterstäben ausstaffiertes Fenster ohne Glasscheibe. Mein Blick durch dieses ergab erst einmal nix. Dann, meine Augen zum zweiten Anlauf zusammengekniffen, erblickte ich in diesem, taxiert maximal 1,5 x 1,5 m großen Räumchen eine junge Frau, die quasi unterhalb des im Inneren ihres Kabuffs befindlichen Kundentresens irgendwas rührte. Bei meinem anschließend ausgesprochenem Good morning erschrak das magere Frauchen, schaute mich mit Pandaaugen an und schwieg. Meine freundliche Frage, ob ich hier Euro in Regen-Botswana-Pula wechseln könnte wurde mit einem großen Schweigen und einer Handbewegung beantwortet. Meine Fresse, dachte ich, auch die ist taubstumm, welch Glück. Ich folgte der Hand und erblickte eine Tafel mit darauf befindlichen Fremdwährungswechselkursen, wobei jetzt die Verwendung des Plurals zu Mißverständnissen führen könnte, denn von den vielen gängigen Währungen der Welt fanden sich nur zwei auf dem Schreibbord wieder: Rand und namibische Dollar. Um keine weiteren gegenseitigen Peinlichkeiten aufkommen zu lassen, zog ich aus meinem Geldbeutel 1000 Rand. Dies reichte, um das erwachsene Mädchen aufstehen zu lassen, einen Taschenrechner aus dem Nichts hervorzuholen, einen Blick auf den Gitterfenstertresen mit den 1000 Rand zu werfen, und wild auf dem Rechenapparat los zu tippen. Ich war froh, daß die junge, scheinbar aus der Provinz stammende Dame nicht großen Wert auf Outfit und Manicure legte, denn sie schnappte sich die südafrikanischen Bankscheine, ohne mit langen, mit Perlmut oder billigen Glitzersteinchen gespickten Fingernägeln ausstaffiert zu sein. Oftmals hat man es in solchen Bankgeschäftsetablissements ja mit Damen in eng anliegendem Tailleur zu tun, die ihre Fingernägel in Edward mit den Scherenhänden gleiche Krallen verwandeln. Und da muß man dann aufpassen und schnell seine eigene Hand zurückziehen, sonst läuft man Gefahr, daß das künstlerisch verzierte Frauenfingernagelhorn zwischen den Sehnen der eigenen Hande endet. Es folgte ein langes und lautes Tippern auf dem Casio-8oer-Jahre-Modell-Taschenrechner, dessen Zifferndisplay mir dann vor die Augen gehalten wurde. Einen Blick auf das Dashbord mit den heutigen, gültigen Wechselkurse schmeißend, erfuhr ich, daß sich die Bankfilialjungmanagerin vertan haben mußte. Der mit Edding-Stift angeschlagene Wechselkurs ZAR -> BWP war eindeutig nicht aktuell. Darauf von mir aufmerksam gemacht, bedachte mich die Finanzjongleurin mit einem bösen Blick und fuhr fort, zahlreiche Papiere mit Kugelschreibermine zu beschriften. Am Ende des administrativen Tauschaktes verlangte die Gute von mir meinen Reisepass, zog diesen mit schnellen Fingern unter der mit den Metallstäben ausgestatten Öffnung zu sich und füllte mit langsamer Akribie einen weiteren, scheinbar notwendigen Bargeldwechselwisch aus. Wortlos, wenn hätte es gewundert, wäre es anders gewesen, wurde mir von ihr sowohl mein Reisepass als auch dieser Fetzen ausgefüllten Papiers zur Unterzeichnung letzterem zugeschoben. Ich tat, wie von mir nonverbal verlangt und schubste den Zettel anschließend mit spitzen Fingern zurück; im Gegenzug erhielt ich von der Frauenzimmer hinter dem westernfilmtauglichen Gitter das zuvor von ihr mehrfach durchgezählte Geldscheinbündel, wobei die mir überlassene Quantität an Pulascheinen aufgrund einer zweifelsohne unkorrekten Anwendung der nicht aktuellen Buy- und Sell-Kurse seitens der Wechselstubenbediensteten wertmengenmäßig nicht in Korrespondenz mit dem von mir vorgelegten Randgeldnoten stand. Unweigerlich stand für mich aber fest, daß mit der stummen Valutenlady ein Geradebiegen des offensichtlichen Finanztransaktionsfehlers kein Gut-Pula-Rand-Essen gewesen wäre und so verließ ich mit viel zu vielen Pula den Wechselkabuff und kehrte zu unserem Wagen zurück. Schon beim Durchgehen durch das große weiße Vetärinärgrenzkontrollschiebetor sah und hörte ich das neben unserem Auto versammelte Grüppchen fröhlich lachen. Ich gesellte mich zu der kleinen Menschenansammlung, die neben meinem Reisepartner aus der großbusigen BURS-Dame mit den nicht funktionierenden POS-Zahlungsgeräten, zwei anderen jungen, hübschen Grenzpostenbeamtinnen und einem weiteren, offensichtlich im Öffentlichen Staatsdienst angestellten jungen Mann, so schloß ich zumindest aufgrund des auf dem Oberarmärmelteil seines dicken, dunkelblauen Wollpullovers nähtechnisch applizierten offiziellen Staatswappenwimpels. Die weiblichen Personen des Pulks folgten mit offensichtlich großem Interesse den Ausführungen meines Reisepartners betreffend des antiken Lasagne-Rezeptes seiner Mutter, ihres Zeichens Schwester des zuvor genannten Onkel Ninis, wobei die anwesenden Damen zunächst ihre Schwierigkeiten damit hatten zu verstehen, von welchem Nudelteigplattiergerät die Rede war. Zu des Rätsels Auflösung trug glücklicherweise Google bei, denn das Smartphone des jungen männlichen Staatsdieners wurde mit einem aufgerufenen Foto einer Pastahandleiermaschine herumgereicht. Ohne den US-amerikanischen Konzern würden wir vermutlich noch heute am Grenzschlagbaum sitzen und uns in Beschreibungen von Lasagnenudelplattenherstellung unter Anwendung eines metallenen Drehapparates, welcher, so ließ uns Google auch wissen, selbst in Italien als Pasta Maker vermarktet wird, üben. Nachdem auch die Zusammensetzung der für die Lasagne-Soße notwendig zur Hand habenden Zutaten und deren rezeptorische Verarbeitungsprozesse eingehen erörtert und auf die Verweildauer des Lasagne-Rohlings bis zu seiner endgültigen Fertigstellung im Ofenrohr samt dessen maximaler Backtemperatur ausdrücklich hingewiesen wurden, meinte der wimpelbestückte Herr, daß er nun Hunger bekommen hätte; dieser Aussage schloß ich mich an. Die lebhafte Unterhaltung machte dann noch einen Schwenk zu wie wunderschön wir doch Botswana finden und wir deshalb immer wieder gerne hier her zurückkehren. Trotz daß sich mittlerweile zwei weitere Fahrzeuge vor dem schlichten Gebäude des Borderpostens abgeparkt hatten und die Insassen dieser Autos schnellen Schrittes und mit eindeutigen Zeichen eines ambitionierten Grenzübertritts im Inneren des langgestreckten Bauwerks verschwanden, ließ es sich die mit großer Oberweite ausgestatte BURS-Verantwortliche nicht nehmen, uns noch den Tuli Block als besonderes Reiseziel in Botswana zu empfehlen, denn sie kenne diese, für Botswana ungewöhnlich „gebirgige“ Gegend sehr gut, da sie am Grenzübertritt Pont Drift eine Zeit Dienst schob. Eine enttäuschte Mine legte sich dann auf ihr Gesicht, als wir ihr erzählten, schon 2012 im Tuli Blockgewesen zu sein und sogar in Ponts Drift grenzübertrittstechnisch von Botswana nach Südafrika durch den trockenen Limpopo rübermachten. Darauf fing sie laut zu lachen an und meinte, wir würden wohl Botswana besser kennen, als dessen eigene Bewohner. Mit dieser Aussage lag sie, unseres Erachtens nach, vermutlich nicht ganz falsch. Nun wollten wir auch weiter unseres Weges, deshalb unterbrachen wir sanft die angenehme und lustige Unterhaltung, marschierten mit der obenrum großzügig ausgestatteten BURS-Tussi in Ihren Bürotrakt und zahlten die noch fehlenden 20 BWP in cahs, steckten die uns dann überreichte Versicherungsurkunde ein und fuhren anschließend zur Veterinärkontrolle. Aus dem, in schlichtem Stil errichteten, weißen Betonhäuschen kam eine Frau mittleren Alters und bat um Öffnen des Wagens. Freundlichkeiten brauchten keinen ausgetauscht werden, da sie und ich uns ja schon wegen meines Ganges zur Valutentauschbörse zwei Mal gesehen und gegrüßt hatten und sie es war, die mir den Weg zur Wechselstube nachschrie. So öffneten wir die wagenrückseitige Tür und zogen auch unseren großen Kühlschrank links am Wagen aus seinem Verschlag. Die Kontrolleurin warf einen müden Blick ins Innere unserer Schlafwohnkabine und wendete sich dann der großen Fridge zu. Jetzt war diese aber so weit oben im Canopy eingebaut, daß ein Einblick in diese nur Personen mit einer Körpergröße von mindesten 1,85 m möglich war. Deshalb holten wir fluchs unseren Plastiktritthocker hervor, die Dame stieg drauf und der Kontrollvorgang konnte fortgesetzt werden. Fleischiges und Gemüsiges hatten wir keines mehr und so erblickte die zur Inspektion angestellte Staatsbedienstete nur auf gut gekühlte Savanna-, Weißwein-, Mineralwasser-, Fanta- und Colaflaschen sowie Tonic Water- und Bitter Lemon-Dosen. Ob der schon am frühen Vormittag herrschenden Bruthitze boten wir ihr eines der Erfrischungsgetränke an, welches sie aber zunächst ablehnte, doch dann schlußendlich dankend annahm. Jetzt kann man vermutlich darüber diskutieren, ob unser Akt des Anbietens eines gekühlten, alkoholfreien Sprudelgetränkes an eine Staatsangestellte schon unter Korruption fällt oder nicht. Fakt war jedoch, daß wir überhaupt keinen Grund hatten, irgendeinen Bestechungsversuch zu begehen. Denn die angebrochene 2-Liter-Plastikflasche mit Milch sowie eine noch jungfräuliche Packung Cheddar-Käse waren ebenfalls öffentlich im Kühlschrank zur Schau gestellt und riefen keine Beanstandung seitens der Kontrolldame hervor. So rollten wir durch das weiße, weit offenstehende Schiebetor und waren endlich da: Finalmente Botswana. In Shakawe sollten wir dann unsere Bargeldbestände auffüllen und ein paar frische Lebensmittel für den heutigen Tag und Abend besorgen, bevor wir zu Drotsky’s Cabins weiterfuhren. Dies erledigt, führte uns ein kurzer sandiger Weg von der asphaltierten A35 zur Herberge; dort parkten wir uns im Schatten vor dem imposanten, offen gehaltenen Hauptgebäude ab. Einmal die Treppe hochgelaufen, befanden wir uns in einem, mit dunklem Holz errichteten Open Space-Raum enormen Ausmaßes, erledigten das Check-Inn-Prozedere und warfen einen Blick auf den rückseitig, zum Okavango sich entfaltenden Garten… nein, eher Park, dessen Gras so perfekt unterhalten war, daß in Wales oder Yorkshire sich so mach Gartenbesitzer hätte drei Scheiben abschneiden können. Alles war wie aus dem Bilderbuch: Das Lodgehauptgebäude architektonisch sehr, sehr ansprechend, mit geschmackvollem, im Gesamtkontext des Anwesens stehenden Mobiliar ausgestattet und wirklich alles übersauber. Unsere Nachfrage, ob wir denn noch einen Toast oder ähnlich Kleines erhalten könnten, wurde leider negativ beschieden und so machten wir uns zu der uns zugewiesenen Campsite. Hierzu mußten wir vom Hauptgebäude wieder etwas zurück Richtung A35, um dann gleich scharf links abzubiegen und durch eine Art subtropischen Wald zu fahren. Wir hatten die vorletzte Campsite zugeordnet bekommen. Diese, über dem Ufer des Okavangos gelegen, war gelinde gesagt riesengroß und trotz der vielen Bäume drang viel Licht auf den Stellplatz, komplett anders als auf der Mahangu Safari Lodge… Wir suchten eine, von uns als günstig erachtete Parkposition, begannen unser Campingmobiliar aus dem Wagen zu holen und bereiteten anschließend ein leichtes Mittagessen zu. Nun waren unsere Knurrmägen befriedet und nach einer kleinen Kabelsteckerreparatur machten wir uns auf den Weg zurück zum Hauptlodgegebäude, um nach einem spätnachmittäglichem Bootsausflug nachzufragen. Dort angekommen, wendeten wir uns an eine hellhäutige Dame fortgeschrittenen Alters, die sich mit Eileen vorstellte (so glaube ich mich zu erinnern). Ja, ein Boat Trip heute Nachmittag wäre möglich, der Preis würde 340 BWP pro Stunde und 200 BWP für die hierzu benötigten 10 Liter Kraftstoff kosten. Wir wurden handelseinig, machten den Deal klar und anschließend erzählt Eileen, daß sie deutsche Wurzeln hat, ihre Vorfahren zu Kaiser Wilhelms und Bismarcks Zeiten ans Kap zogen und der Urvater dabei als Arzt in Diensten stand; dann irgendwann im Laufe der Zeit ist die Familie im damaligen Betschuanaland aufgewallt und dort auch geblieben. Wir machten ihr unsere aufrichtigsten Aufwartungen hinsichtlich des wunderschönen, parkähnlichen, extrem gepflegten Geländes und den adretten festen Unterkünften und natürlich der großzügigen Campsites mit dazugehörigen blitzeblanken Toiletten- und Duschhäuschen. Eileen wies uns anschließend noch daraufhin, daß sich am heutigen Nachmittag eine Gesellschaft aus dem nahen Shakawe zu einem legeren Zusammentreffen auf dem Gelände angesagt hätte. Jetzt mußten wir uns erst einmal im zwischen Hauptgebäude und Okavangoufer befindlichen Swimming Pool die Hitze vom Leib fegen. Erfrischt kehrten wir dann zu unserem Campplatz zurück und vertrieben uns die Zeit mit Lesen. Während unsere Nasen in einem dicken Buch und einem E-Reader steckten, suchte uns ein älterer Herr auf, um uns ebenfalls über die zu erwartenden Shakawe-Gäste und einer etwaig damit in Zusammenhang stehenden Möglichkeit von ungewöhnlicher Lärmemission zu informieren. Mein Gott, was war man beflissen gewesen, uns auf diese, nicht aus der Ferne anreisenden Tagesbesucher der Anlage mehr als gebührend in zu Kenntnis zu setzten. Oder sollte hinter dem zweiten Avis sich eine zeitlich antizipierte Entschuldigung für eine eventuell unschön ausufernde Feier einer vielleicht allseits als randalierend bekannten, ortsansässigen Rabaukengroßfamilie mafiöser Art stecken? So unsere Gedanken. Als wir dann überpünktlich an dem bei den Campsites befindlichen Bootsanleger für den Start unseres Bootsausfluges ankamen, trafen wir auf die genannte große Gruppe an Gästen. Diese machte uns aber gar nicht den Anschein, als mochte sie sich negativ auffallend verhalten; eher das Gegenteil war der Fall. Vor uns präsentierte sich die Hautevolee Shakawes. Die Damen alle in stilvollen, blütenweißen Kleidern und Röcken steckend, auf hochhackigen Absätzen balancierend und mit großen mondänen Sonnenbrillen ausgestattet. Die Herren der feinen Gesellschaft hingegen in meist hellblauen Hemden und eleganten dunkelblauen Anzügen, wobei die Hosenbeine dem heutigen Modetrend entsprechend eng geschnitten waren und die Beinkleider mit nicht gerade billig aussehenden mittelbraunen Ledergürteln fest an den Hüften gehalten waren; dazu geschmackvolles, ebenfalls in Tonalität der Gürtel gehaltenes Schuhwerk. Die mitgebrachte Kinderschar zeigte in schickem, modischen zeitgenössischem Kidsgewand. Es wurde herzlichst gelacht, lebhaft geplaudert, doch nicht lautstark, an Prosecco-Gläsern genippt und Fotos geschossen. Wir freuten uns für das große Grüppchen und stiegen zu unserer Individualtour ins Boot. Zunächst ging es langsam schippernd den Okavango hoch, am Lodgehauptgebäude mit dem dortigen Bootsanleger vorbei. Am steilen Uferrand links erhaschten dann wir einen Blick auf einen King Fisher und weiter ging es flußaufwärts. Zu unserer Rechten saßen reihenweise Schlangenhalsvögel auf abgestorbenen, großen Bäumen und genossen die letzten Augenblicke der Sonne. Irgendwann lenkte unser Bootskapitän die Barkasse nach rechts in einen der vielen Arme des Okavangos und bremste abrupt ab; fast wären uns unsere Sonnenbrillen von den Nasen gefallen. Vor uns lag ein viele Meter langes Krokodil gemächlich vor einem Grasinselchen und inspizierte mit wachen Augen sämtliche Ecken des hinter dem kleinen Eiland hervorlaufenden Flußwassers. Ab und an hob der Riesenkaiman etwas den Oberkiefer und zeigte uns so eine lange Reihe an weißen Todeshauern. Der Kerl war bestimmt so groß wie unser Boot lang war. # Die Geschwindigkeit des Flußwassers in den kleinen Armen den Okavangos war viel höher als die des Hauptflußteils und deshalb hatte unser Bootsführer ziemliche Mühe, unseren Kahn gegen die Wasserfließrichtung zurück zum Hauptfluß zu bringen. Mittlerweile war die Sonne hinter den Bäumen verschwunden und auch die Schlangenhalsvögel hatten bereits das Weite gesucht. Im hohen Schilf zu unserer Linken präsentierten sich uns dann eine große Gesellschaft an Bee Eater; leider war das Tageslicht für unsere Kameraausrüstung nicht mehr geeignet, ein paar Fotos von diesen putzigen und bunten Federtierchen zu schießen. Nach guter eineinviertel Stunde bugsierte unser Tourguide das Boot an die kleine Mole und wir uns anschließend zu unserem Stellplatz. Die Bootstour empfanden wir jetzt als ok, aber nicht uns vom Hocker werfend. Von den vielbesagten tollen Vögelsichtungsmöglichkeiten, die man bei Drotsky haben kann, konnten wir nicht profitieren. Aber das ist ebenso, daß man am richtigen Ort zur richtigen Zeit sein und auch immer ein Quäntchen Glück auf seiner Seite haben muß – wir waren also vermutlich zwar am richtigen Ort, aber zur falschen Zeit und von Fortuna nicht wirklich mit Wohlwollen bedacht. Amen. In Dunkelheit stolperten wir zu unserem Auto und begannen mit unseren Abendessenpräparationen. Zum Grillgut reichten wir uns einen Avocado-Tomaten-Knoblauch-Salat und spülten unsere Gurgeln mit einem ordentlich gut gekühlten Weißwein, bevor wir mit Abwasch und Unter-die-Dusche-Hüpfen den Tag beendeten. |
Letzte Änderung: 29 Jun 2023 08:39 von ALM.
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