Auf dem Weg zum Mababe-Gate entdeckten wir einen Raubadler, der die Reste eines Perlhuhnes rupfte.
Ein Freund sah ihm gespannt dabei zu. Vielleicht hoffte er auf einen kleinen Happen.
Eine willkommene Abwechslung war ein Pärchen Steinböckchen, sonst verlief die Fahrt ohne besondere Vorkommnisse.
Braundrossling an einem tropfenden Wasserhahn am Gate.
Am Gate registrierten wir uns für eine Nacht im Savuti. Eigentlich hatten wir die Marsh-Road nach Norden nehmen wollen, gerieten dann aber doch auf die Sandridge, da wir dachten, der Abzweig käme erst später. Wir sahen einige Giraffen.
Lange Zeit ging es auf guter Pad über winzige Hügelchen auf und ab. Dann folgten sandige Abschnitte, die wir nur sehr langsam fahren konnten. Die Dame am Gate hatte uns diese Strecke sogar empfohlen, da die Marsh-Road staubig und „bumpy“ sei. Aha! Was war das dann hier? Nicht staubig und nicht bumpy?! Neben dem Weg entdeckten wir einige europäische Bienenfresser. Die Freude war groß, Zumindest bei uns! Die hatten wir hier noch nie entdeckt.
Unsere Mitreisenden konnten unsere Begeisterung – wenn überhaupt – nur ansatzweise verstehen. In Affenhitze, im Gegenlicht, noch dazu in ziemlicher Entfernung zu versuchen, ein Vögelchen zu erwischen, hatte jetzt nicht unbedingt oberste Priorität. Sie machten sich einfach aus dem Staub (falls man das hier überhaupt so sagen kann) und wurden bis Savuti nicht mehr gesehen. Nach zig vergeblichen Versuchen, einen Bienenfresser in der Nähe der Spur mit richtigem Lichteinfall zu fotografieren, gaben wir auf und machten uns an die Verfolgung. Immer wieder standen einzelne Elefanten im Schatten unter Bäumen. Zweimal entdeckten wir nur ihre Überreste.
Die Strecke nach Savuti zog sich lange hin,
und wir waren wirklich froh, als wir endlich das Gate erreichten und aus den Autos steigen konnten. Wir checkten ein und erhielten tatsächlich den auf unserem Voucher vermerkten Stellplatz Nummer 9. Kein Wunder, denn dieser Platz war bei anderen Campern bestimmt nicht die erste Wahl. Er war total tiefsandig, so dass wir Mühe hatten, die Landcruiser dort zu parken, ohne uns festzufahren. Martin wollte kein Risiko eingehen und hielt lieber ein wenig am Rande.
Alle freuten sich auf eine leckere Stärkung nach der anstrengenden Fahrt und der ganzen Ruckelei. Tische, Stühle und Proviant wurden herbeigeschleppt. Als Ruth den im Stein versteckten Wasserhahn öffnen wollte, schoss eine Eidechse aus dem Loch, und sie stieß vor Schreck einen kleinen Schrei aus. Es kann nicht schaden hineinzusehen, bevor man seine Hand in dunkle, schmale Öffnungen steckt.
Wir setzten uns in den Schatten, ruhten uns aus und aßen Brote mit Avocado und Käse. Dazu schütteten wir viel Wasser in uns hinein. Mehrfach zogen wir mit unserem Tisch dem Schatten hinterher.
Uwe sicherte Fotos, und Ruth ging zur Dusche. Dort rettete sie einen kleinen Jungen, der sich, nachdem seine Mutter die Kabine verlassen hatte, eingeschlossen hatte und nun die Tür nicht mehr aufbekam. Bevor die Mutter panisch werden konnte, hatte Ruth mit Saras Räuberleiter die Trennwand zwischen den zwei Duschkabinen erklommen, war hinübergerutscht und auf der Türklinke wieder hinabgeklettert. Schnell war die Tür geöffnet und Mutter und Sohn wieder vereint. Ruth hatte bei ihrer heldenhaften Rettungsaktion ein sauberes T-Shirt eingebüßt und einen kleinen blutigen Ratscher am Bein davongetragen. Aber das kümmert echte Heldinnen natürlich nicht.
Nachdem auch Uwe geduscht hatte, brachen wir erneut auf. Zuvor tauschten wir unsere Campsite gegen die Nummer 8, die weiter außen lag, weniger tiefsandig und auch viel schöner war. Die Officer hatten uns bestätigt, dass der Platz noch frei war. Es ist schon seltsam, dass zuerst die unattraktiven Plätze vergeben werden und deutlich schönere Stellen frei bleiben. Vielleicht macht sich darüber aber auch niemand Gedanken, oder Schönheit wird unterschiedlich empfunden. Wir waren auf jeden Fall froh, dem grauen Tiefsand auf Nummer 9 zu entkommen und trugen unsere Ausrüstung rasch zum Nachbarplatz.
Zunächst fuhren wir über die Brücke und ein Stück nach Norden zur Harvey’s Pan. Außer vielen Waffenkiebitzen und zwei Geiern sahen wir an den verbliebenen Wassertümpeln nichts Spannendes.
Auf der Ebene lag der Kadaver eines kleinen Elefanten, bei dem noch wenige Geier wachten. Da er sehr stank, fuhren wir schnell weiter.
Riesentrappe
Rotschopftrappe
Wir wollten noch nach Süden in die Marsh fahren und bogen ab. Ein paar Hornraben standen beisammen im Schatten.
Zunächst versperrte uns ein einzelner Elefant den Weg, dann eine ganze Herde, und wir mussten längere Zeit warten und Umwege fahren.
Wann immer wir keine Fotos machten, hatten wir die Fenster geschlossen und die Klimaanlage an, da es wie mittags noch bis zu 39 Grad hatte und fürchterlich heiß war. Die Tiere versteckten sich wohl ebenfalls im Schatten der Büsche, denn wir konnten nicht viel entdecken. Einmal erspähten wir eine Gruppe männlicher Kudus.
Beim Rhino Wasserloch liefen nur ein paar Stelzenläufer und Perlhühner herum.
Mmmh?
Von dem hier ansässigen Löwenrudel oder sonstigen Vierbeinern fehlte jede Spur. Wir merkten, dass uns leider die Zeit fehlte, um weiter in den Süden zu fahren. Daher bogen wir nach Westen ab und durchquerten den trockenen Savuti-Channel. Danach kamen wir über eine große Fläche, die vollständig abgebrannt und schwarz war.
Nur an wenigen Stellen wuchs bereits wieder frisches Grün. Die Fahrt über die tote, schwarze Ebene war gespenstisch. Kein Wunder, dass hier alles tierleer war. Als Pflanzenfresser gab es bestimmt bessere Orte für ein Nachtmahl. Als die ersten zarten, grünen Hälmchen zu erblicken waren, kehrten auch die Impalas zurück. Endlich! Wir freuten uns über jedes einzelne Böckchen.
Auf dem weiteren Weg nach Norden zurück in Richtung Camp schimpfte Ruth ins Funkgerät, dass sich doch nun endlich mal der Leopard blicken lassen sollte. Schließlich hatte sie am Vorabend extra den Sichtungswilli getrunken, und uns lief ein wenig die Zeit davon. Etwa fünf Kilometer südlich des Camps sahen wir stattdessen ein paar Giraffen. Eine von ihnen hatte merkwürdige, dunkle Auswüchse über den Körper verteilt.
Auf dem Hauptweg wollten wir dann nach Norden fahren, um nochmal oberhalb des Camps den Sonnenuntergang anzuschauen. Da es sich anbot, fuhren wir aber nicht direkt zur Hauptstraße, sondern nahmen einen Parallelweg am Hügel vorbei. Unsere Freunde im zweiten Auto waren nicht weit hinter uns, als Lukas‘ Stimme aufgeregt aus dem Funkgerät quakte: Schnell! Schnell! Hier ist der Leopard, echt jetzt, das ist kein Witz! Dass das kein Witz war, hatten wir schon an den ersten paar Silben an seiner Stimmlage erkannt. Das konnte doch nicht wahr sein! Wir drehten schleunigst um und fuhren die paar hundert Meter zurück. Ein prächtiger Leo war zwischen unseren beiden Autos genau vor ihnen über den Weg gelaufen. Als wir sie erreichten, sahen wir den Kater gerade noch mit eingerolltem Schwanz von schräg hinten im hohen Gras verschwinden.
Das konnte unmöglich alles gewesen sein! Ruth lehnte sich weit aus dem Fenster und sah, wie das Männchen mehrere Bäume markierte und dann hinter Büschen verschwand. In Windeseile wurde die Lage gecheckt. Wenn der Leo beim Markieren seines Reviers die ungefähre Richtung, die er eingeschlagen hatte, beibehalten würde, dann müsste er einen guten Kilometer weiter unterhalb wieder auftauchen. Wir wendeten und fuhren in einem großen Bogen um eine Pfanne mit niedrigem Bewuchs herum, um ihn evtl. noch einmal abzufangen. Unsere Freunde sollten hier warten, wir wollten noch ein Stück weiterfahren, um sicher zu gehen, dass wir ihn nicht verpassen würden, auch wenn er seinen Kurs leicht ändern würde. Nach unserer Einschätzung musste der Leo bald erneut zwischen unseren Autos auftauchen. Wir warteten und spähten angestrengt zwischen vereinzelte Büsche. Die Sonne begann unterzugehen, es wurde langsam dämmrig und wir ungeduldiger und unsicherer.
Hatten wir uns verkalkuliert? Vielleicht war es dem Leo auch zu dumm geworden, und er lag lächelnd hinter einem Busch und sah uns dabei zu, wie wir langsam vor und zurück rollten. Erste Zweifel machten sich breit. Wo blieb der denn so lange? Mit unserem ersten Blick auf die Karte des GPS waren wir uns sicher gewesen, dass wir ihn auf jeden Fall noch einmal treffen würden. Natürlich würde er genau die von uns angedachte Richtung anpeilen und nun – weit und breit kein Leo. Wieder drehen, nochmal ein paar Meter nach vorne oder doch wieder zurück?
Abermals war es das Funkgerät, das uns zurückholte. Sara meldete, dass sie den Leoparden am Rande der Lichtung erspäht hatten. Juhuu! Hatten wir uns doch nicht geirrt. Wir beeilten uns zurückzufahren. Schon von weitem sahen wir den Leo entspannt die Pfanne überqueren. Nun mussten wir nur noch warten, denn er lief direkt auf uns zu.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, dieses schöne Tier aus nächster Nähe sehen zu können, und wir freuten uns riesig.
Als er an unserem Auto vorüber war, verschwand er wieder im Dickicht. Wie zuvor auch schon wurde die Karte zu Rate gezogen, und wir nahmen noch einmal die Verfolgung auf. Wir warteten im Savuti-Channel auf ihn. Doch dieses Mal tauchte er dort nicht mehr auf, und wir hatten seine Spur verloren. Wir fuhren ein Stück durch den Channel. Auf einem kahlen Ast eines abgestorbenen Baumes saß ein großer Milchuhu.
Völlig euphorisch machten wir uns auf den Rückweg, da die Sonne bereits untergegangen war. Wir waren hoch zufrieden. Dafür, dass wir Leoparden einfach nicht können, war das schon gar nicht so schlecht. Es lohnt sich einfach immer, mit zwei Autos unterwegs zu sein. Als wir auf den Hauptweg abbogen, sahen wir noch eine einzelne Löwin. Wer hätte gedacht, dass der Gamedrive, der so ruhig begonnen hatte, noch so schön enden würde. Einmal mehr war Ruth überzeugt von der Kraft des Sichtungswillis.
Zum Abendessen kochten wir Nudeln mit der üblichen Soße aus Möhren, Paprika und roten Bohnen im Potije. Unser letzter Abend im Busch ging zu Ende.
Kilometer: 150