Tag 4 – Dienstag, 12. Oktober – Moremi Süd – Teil 1
South Gate, Moremi
Noch bevor unser Wecker eine Chance hatte, uns aus dem Schlaf zu holen, erledigten dies die Hyänen mit ihrem Geheule. Auch die Drosslinge schnarrten bereits über unseren Platz. Da es außerdem angenehm warm war, hielt uns nichts mehr in den Schlafsäcken. Wir packten alles in Ruhe zusammen, tranken noch eine Tasse Tee bzw. Kaffee und machten uns dann auf.
Weißbrauen-Heckensänger
Grautoko
Auch unsere Freunde waren sehr schnell bereit, obwohl sie ja wieder zwei Dachzelte, noch dazu mit zwei verschlafenen Teenagern einzuklappen hatten. Doch von Klagen und Jammern keine Spur. Die Vier standen uns in nichts nach. Wir hatten ihnen zuvor angekündigt, etwas speziell zu sein. Erholungsurlaub würde es bei uns nicht geben, da wir das gute Fotolicht abpassen und deswegen jeden Morgen früh auf den Beinen sein wollten. Wir hätten sie aber gerne nach der ersten Runde wieder auf der Campsite eingesammelt. So war dies gar nicht nötig. Malusaka wollten nichts verpassen, und so starteten sie unmittelbar nach uns, und es ging gemeinsam wieder Richtung Black Pools.
Schon kurz hinter dem Camp entdeckten wir eine kleine Gruppe Kudus. Es waren ausschließlich Bullen mit wunderschön gedrehten Hörnern.
Auf dem Boden pickte eine Schar Blutschnabelweber. Ein paar Ammern waren auch unter ihnen. Jedes Mal, wenn wir anhielten, flogen sie wieder auf und ein paar trockene Äste weiter. Wir rollten langsam vor, die Vögel starteten in eine andere Richtung. So mussten wir leider mit diesem Foto vorlieb nehmen und auf eine der schön gefärbten Ammern im Großformat verzichten. (Und falls das gar keine Ammer war, liegt es daran, dass der Vogel einfach zu weit weg war!)
In rascher Abfolge entdeckten wir verschiedenes, kleines Getier. Buschhase, Swainsonfrankolin und Zwergmanguste wuselten neben der Pad. Letztere sonnten sich auf einem alten Termitenhügel, der wohl ihr Zuhause war.
Unsere Begleiter warteten geduldig, auch wenn wir wieder nur ein Vögelchen fotografieren wollten. Und davon gab es heute Morgen wirklich viele. Ein bisschen hat man ja doch ein schlechtes Gewissen, wenn die Freunde im toten Winkel stehen und so gar nichts sehen. Da ist es gut, wenn man ein Stück später mal die Positionen tauschen kann.
Mahaliweber
Nachtflughuhn
und doch noch eine Ammer
Als wir auf die Ebene vor der Picknick-Site kamen, stand dort nicht nur Wasser, sondern eine große Menge an Tieren: Wasservögel, Zebras, Leierantilopen und Impalas. Am anderen Ufer sehr weit entfernt streunte sogar eine Meute Hyänen herum. Die Tiere liefen scheinbar planlos durcheinander, mal nach links, dann wieder nach rechts. Nur näher kommen wollten sie leider nicht. Mit den Ferngläsern waren sie gut zu beobachten, aber wir konnten auch so nicht herausfinden, was sie genau trieben.
Das Tollste waren aber sicher drei Breitmaulnashörner, die nah beieinander auf der Ebene grasten. Zum Glück fühlten sie sich durch unsere Ankunft nicht gestört und marschierten weiter schnurstracks auf uns zu.
Wir hatten im Moremi noch nie Nashörner gesehen. Und wir sind uns nicht sicher, ob es sie immer noch dort gibt. Zwischenzeitlich haben wir gehört, dass sie bereits wieder umgesiedelt wurden, um sie vor Wilderei zu schützen.
Nach einiger Zeit trotteten sie an uns vorbei, und wir wendeten, um sie an der nächsten Kurve noch einmal zu sehen. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, gleich drei dieser beeindruckenden Tiere ohne störendes Gestrüpp drumherum am Tag zu beobachten?
Wir begleiteten sie noch ein Stück, bis sie in den angrenzenden Büschen verschwanden. Nun war es Zeit für ein erstes, schnelles Frühstück. Am mittlerweile schon arg verfallenen Picknick Spot stellten wir die Autos in den Schatten. Von Bänken und Tischen war nicht mehr viel übrig, und in Ermangelung dieser setzten wir uns einfach mit unseren Brötchen auf die Fahrspur in den Sand und sahen den Tieren zu, die zum Trinken kamen.
Ob es denn hier gar keine Löwen gäbe? Martin war ein wenig irritiert. Natürlich nicht! Die wissen schließlich, dass hier der Picknickplatz ist. Alles klar!
Während wir uns freuten, mimte Martin das Erdmännchen, welches sich fleißig im Kreis drehte und nach Feinden Ausschau hielt. Wenigstens die Kinder sollten früh genug gewarnt sein, um es bis ins Auto zu schaffen.
Tatsächlich haben wir es alle überlebt, zumal das eine Erdmännchen-Kind gerade in Kenia verweilt und morgens Eindrücke aus seinem Bodenzelt versendet, die uns grün vor Neid werden lassen: Mittwochs ein Teil der Zebra-Herde, dienstags steht die Giraffe im Schlafzimmer, am Freitag schauen die Löwen vorbei …
Dennoch ist es natürlich nicht verkehrt, mitten im Park Augen und Ohren offen zu halten, wenn man das Auto verlässt. An bekannten Stellen erwischen wir uns aber manchmal doch dabei, ein wenig selbstverständlicher als beim ersten Mal durch die Gegend zu spazieren. Man kennt sich ja aus!
Wir fuhren noch ein Stück weiter nach Süden zu den Hippo-Pools. Und tatsächlich lagen dort vielleicht ein Dutzend der dicken Klopse im Wasser und streckte ab und zu den Kopf über die Oberfläche. Manchmal riss auch eines sein Maul bis zum Anschlag auf. Die ganze Gruppe wirkte sehr entspannt. Es wurde getaucht und geprustet, mit den Öhrchen gewackelt und ab und zu zufrieden gegrunzt.
Eine ganze Weile standen wir dort und beobachteten Flusspferde und Krokodile, als eine Elefantenherde eintraf. Unser Timing war heute Morgen perfekt. Die Elefanten spazierten direkt vor uns zum Wasser, tranken, spritzten noch ein wenig herum und machten sich schon bald wieder auf den Weg zurück in den Busch.
Nach fünf Minuten war der Spuk vorbei, und das Wasser gehörte wieder den Nilgänsen und Hippos.
Danach fuhren wir in einem westlichen Bogen wieder nach Norden langsam zurück Richtung Camp. Ein beeindruckender Elefantenbulle genoss neben der Pad ein Staubbad. Wir warteten eine ganze Weile, bis wir an ihm vorbeifuhren. Trotzdem schüttelte er missbilligend den Kopf.
Immer wieder kamen wir an kleinen Wasserstellen vorbei, wo Vögel, Antilopen oder Elefanten anzutreffen waren. Als wir an einem sehr kleinen Wasserrest standen und einen Hammerkopf fotografierten, erhoben sich zwei männliche Löwen hinter einem Hügel und gingen gemächlich davon. Wir sind zwar nicht die großen Löwenexperten, kamen aber zum dem Schluss, dass es sich bei diesen beiden nicht um unsere Bekannten von gestern Abend handelte. Wir fanden, dass sie deutlich müder aussahen, eine andere Mähne und der eine außerdem einen recht markanten weißen Fleck unter dem rechten Auge sowie eine Schramme quer über die Nase hatte.
Die beiden schritten an uns vorüber und legten sich in großer Entfernung unter ein paar Büsche in den Schatten. Für uns ging es mit der nächsten Elefantenherde, einem übel gelaunten Hippo und einigen Wasservögeln weiter.
Höckerente
Sporengans
Rotflügel-Brachschwalbe
Um 12:00 Uhr waren wir wieder zurück am South Gate. Die Österreicher hatten Wort gehalten und unsere Campsite frei gegeben. So konnten wir die Autos unter dem großen Baum im Schatten parken. Das war wirklich viel wert, denn es war sehr warm geworden. Wir machten eine lange Mittagspause, aßen Brote, Möhren und Wildschinken und legten uns danach ein wenig ins Zelt um auszuruhen. Auch dort war es ziemlich heiß, und nur manchmal wehte ein kleines Lüftchen durch die offene Plane. Ein paar Drosslinge und Hörnchen kamen durch die offene Tür hineingesprungen und schauten sich neugierig in unserem Camper um. Auf dem Baum über uns gluckste permanent ein Gelbschnabel-Toko. Ein richtiger Mittagsschlaf kam so nicht zustande. Das war aber auch nicht weiter schlimm.
Fortsetzung folgt.