Tag 12 – Mittwoch, 20. Oktober – Rote Vögel
Senyati Camp, Kazungula – Zambezi Mubala Camp, Katima Mulilo
Wir standen besonders früh auf und packten rasch alles zusammen. Mit Kaffee und Tee gingen wir nochmal zum Wasserloch und beobachteten die ersten Elefanten dieses Tages.
Auch dem Bunker statteten wir noch einen Besuch ab. Einem Elefanten aus dieser Perspektive ganz nah zu sein, ist wirklich ein besonderes Erlebnis.
Als die Sonne aufging, verabschiedeten wir uns so langsam, obwohl wir gerne noch länger hier geblieben wären. Gerade waren die letzten Elefanten davongezogen, da näherten sich schon die nächsten.
Dennoch kehrten wir zurück zum Auto und fuhren zusammen mit Katrin und ihrer Familie los.
Durch den Sand ging es zur Hauptstraße nach Kazungula. Kasane ließen wir per Umgehungsstraße rechts liegen und erreichten um kurz nach halb sieben das Sedudu-Gate. Nach dem Einchecken fuhren wir an die Chobe-Riverfront. Im Baumgürtel vor der Abfahrt begegneten uns schon die ersten Kudus.
Ein Stück weiter rutschte ein Trupp Paviane von den Bäumen, und die einzelnen Tiere suchten nach den ersten Frühstückshäppchen.
Die besonderen Tiersichtungen blieben heute leider aus, aber wir freuten uns auch an den vielen Impalas, die auf der Flutebene neben dem Fluss grasten.
Weiter entfernt sahen wir Elefanten, Zebras und Büffel. Einige Wasservögel fischten oder pickten. Der Himmel war bewölkt, so dass nur ab und zu die Sonnenstrahlen hindurchkamen.
Wassertriel
Nimmersatt
Brauner Sichler
Eine Zeitlang standen wir neben einem Busch und fotografierten ein paar Zwergbienenfresser.
Als sich plötzlich von hinten ein Fahrzeug näherte und sich noch zwischen uns und die Vögel drängte.
Na toll! Was waren denn das für welche? Auf der anderen Seite unseres Autos war doch nun wirklich genug Platz, um uns zu umfahren. Ruth erschrak noch mehr, als sie im nächsten Moment ein gut gelauntes „Hallo Ruth“ vernahm. Verrückt! So klein ist die Welt. Im südlichen Afrika begegnet man immer mal wieder Leuten aus dem Forum. Diesmal waren es Biggi und Manfred, die fröhlich zu uns herüberwinkten. Wir wechselten ein paar Worte. Bestimmt würden wir uns entlang des Flusses noch einmal sehen.
Weiter ging es Richtung Osten. Die Fahrt am Wasser oder die Aussicht über die Flussebene war sehr schön. Wir entdeckten viele Vögel. Lukas war ganz erfreut über einen Waran. Wir waren eher froh darüber, dass er sich in entgegengesetzter Richtung einiger Nilgans-Küken bewegte.
Schopffrankolin
Orange-breasted Bushshrike
Angolaschmetterlingsfink
Weidelandpieper
Ein einzelner Ohrengeier saß auf einem toten Baum, und wir sahen auch schon vereinzelte Karminspinte.
Brachschwalbe
Bei Serondela machten wir eine Frühstückspause. Dort trafen wir auch Manfred und Biggi wieder. Nachdem wir unsere Nutella- und Marmeladenbrote aufgegessen hatten, pirschte Ruth bereits wieder den ersten Vögeln hinterher.
Gelbbrustbülbül
Holub’s Golden Weaver
Sie warnte, dass die Meerkatzen im Anmarsch seien. Tatsächlich erschien aber nur ein einzelnes Muttertier mit einem Baby unter dem Bauch. Unbeteiligt näherte es sich und kratzte ein wenig im Sand neben dem Tisch, als suche es nach Essensresten oder Krümeln. Wir wunderten uns, wie nah uns die Meerkatze mit ihrem Baby kam, weil sie direkt neben Katrins Crocs hockte. Können die Affen hier Tollwut haben? Würden sie uns womöglich anspringen oder Katrin in den Fuß beißen? Noch während wir uns diese Gedanken machten, huschte die Meerkatze samt Baby vorne unter dem Tisch hindurch. Es muss lustig ausgesehen haben, wie sich unsere ganze Gruppe vornüber beugte, um das Tier unter dem Tisch zu erblicken, während es längst auf der anderen Seite hinaufgesprungen war und sich Saras Tüte mit den Rusks gegriffen hatte. Neben den leeren Tellern und Saftbehältern war diese Tüte der einzige Schatz mit essbarem Inhalt. Bevor jemand von uns reagieren konnte, war der Affe schon auf dem nächsten Baum. Man vergisst immer wieder, wie frech diese Räuber sind. Da half auch kein Fluchen und Schimpfen. Genüsslich saß die Diebin in sicherer Höhe und stopfte sich die Rusks in die Backen.
So ein Mist! Dass uns das nach so vielen Jahren noch passieren konnte. Zu unserer Schande kam auch noch ein Gamedrive vorbei. Der Fahrer wies uns recht unwirsch darauf hin, dass wir die Tiere nicht füttern dürften. Das war uns leider schon vorher klar. Wir erklärten, dass es sich nur um eine Unachtsamkeit gehandelt hatte (was die Sache im Ergebnis nicht besser macht) und wir darauf hofften, die leere Plastiktüte einsammeln zu können, wenn der Affe alles aufgefressen hätte. Der Fahrer glaubte uns, und wir gelobten Besserung.
Das gierige Tier blieb von all der Aufregung unter seinem Baum völlig unbeeindruckt. Auch der letzte Rusk verschwand in seinen Vorratstaschen. Ein Wunder, dass es nicht an dem trockenen Gebäck erstickte.
Den Gefallen, uns wenigstens den Müll entsorgen zu lassen, tat uns die Meerkatze auch nicht. Sie hatte die Tüte irgendwie in den Ästen verhakt und trollte sich nach dem letzten Krümel sehr zufrieden Richtung Nachbarpicknick-Platz. Nun denn, dann konnten wir hier auch nichts weiter ausrichten, außer zu lernen, noch vorsichtiger zu sein.
Wir verabschiedeten uns von Biggi und ihrem Mann und fuhren über eine Querverbindung zur Hauptstraße.