Sonntag, 07.08.22: Zurück nach Namibia!
Um 6 Uhr klingelt der Wecker. Gegen 16 Uhr wird jemand von Namibia Car Rental unseren Wagen von Hohewarte abholen und wir müssen bis dahin noch knappe 510 km fahren und die Grenzformalitäten erledigen.
Nach einem schnellen Frühstück kümmern sich Lennard und Matthias um die Zelte und Matthis und ich packen Kartons mit unseren restlichen Lebensmitteln zusammen. Wir wollen mal schauen, ob die Sachen hier jemand gebrauchen kann, denn es ist wirklich noch einiges übrig (unter anderem Kartoffeln, Zwiebeln, Paprika, Zucker, etc…) und auf der Gästefarm Hohewarte erwartet uns Frühstück und Abendessen. Wir zuckeln also mit unserem Karton Richtung Küche im Haupthaus und rufen. Eine Dame kommt heraus und nach einem freundlichen „Dumela, Mmaa“ fragen wir sie mit Hilfe von Händen und Füßen, ob sie den Inhalt unserer Kiste haben möchte. Sie winkt uns in einen Vorraum, wo Matthis und ich ihr die eingepackten Dinge zeigen. Wir ernten ein glückliches Lächeln und als wir alles ausgepackt haben, fängt sie fast an zu tanzen.
Matthis und ich gehen glücklich zurück zum Auto. Jetzt räumen wir den kompletten Rest aus dem Kühlschrank auch noch aus.
Dort hält sich nämlich noch ein angebrochenes Stück Butter, etwas Käse und Aufschnitt auf. Ich kann die Sachen nicht wegschmeißen, auch wenn sie angebrochen sind. Also packen wir einen weiteren kleinen Karton zusammen mit angebrochenen Lebensmitteln. Bei unserer Rückkehr zur Küche werden wir bereits freudig erwartet. Es ist eine zweite Dame dazu gekommen und Matthis kann kaum begreifen, wie man sich dermaßen freuen kann über für uns so einfache Kleinigkeiten. Schließlich ist der Kühlschrank leer und ausgewischt und der restliche Kram im Auto verstaut. Wir müssen los…
Angekommen im Haupthaus wollen wir noch unsere Getränke von gestern bezahlen. Wir müssen warten, bis die Chefin da ist. Als sie kommt, kann ich es kaum glauben, denn es handelt sich um das junge Mädel von gestern, die von Lennard mit der Airsoft-Waffe verteidigt wurde…
Auch gut.
Schließlich sind wir auf Pad und Matthis darf das Farmtor öffnen.
Nach etwa 200 km erreichen wir den Grenzübergang Mamuno. Nachdem der Grenzübertritt in Ngoma so völlig einfach, zügig und unproblematisch war, haben wir uns im Vorfeld über den Grenzübergang hier keinerlei Gedanken gemacht. Durch diese Grenze führt ja auch nur einer der wichtigsten Handels- und Transportwege der Region…
Das erkennen wir dann auch recht bald:
Es herrscht Chaos auf den ersten Blick… LKWs und Fahrzeuge aller Art stehen kreuz und quer und keiner scheint wirklich zu wissen, wo man sich hier anstellen soll. Einige Mitfahrer steigen aus und erkunden die Situation. Es dauert etwas, da winkt uns jemand zur Seite und wir folgen ein paar anderen Fahrzeugen seitlich an den LKWs vorbei. Es ist schon mal ein gutes Gefühl, hier nicht mehr mittendrin im Gewusel der riesigen Brummer zu stehen. Wir halten also und sehen als erstes den Container, an dem unsere Impfpässe kontrolliert werden. Klappt…
Dann wird es wieder kompliziert. Es ist alles voller Menschen. Aber das nützt ja nun alles nix. Matthias stellt sich am ersten Häuschen hinten an, wo es um das Fahrzeug geht. Aus einem Gebäude weiter vorne hole ich mir schon mal die Formulare für die Ausreise. Hier scheinen Schüler einer kompletten Schule die Grenze überqueren zu wollen. Es wuselt wirklich alles durcheinander…
Ich möchte mich an die Seite setzen und schon mal mit dem Ausfüllen beginnen. Wo ist der Stift? Ich hatte ganz sicher mehrere Kulis extra für diese Situationen in meinem Rucksack. Natürlich lässt sich kein Stift finden. Die Jungs sind genervt. Es dauert ihnen jetzt schon zu lange… Mir auch…
Die Schlange vor Matthias scheint auch nicht kleiner zu werden. Nun weise ich Lennard und Matthis an, sich schon mal in die Menschenschlange für die Ausreise zu stellen. Ein Stift ist immer noch nicht aufzufinden… Ich laufe rüber zu meinem Mann und hole mir den Autoschlüssel. Wahrscheinlich liegt der Stift vorne im Auto. Falsch gedacht… Tut er natürlich nicht…
Ich gehe nochmal in das für die Ausreise zuständige Gebäude und sehe tatsächlich auf einer Art Fensterbank einsam und verlassen einen blauen Kugelschreiber liegen…
Möglichst unauffällig schleiche ich zu ebendieser Fensterbank und hole mir den Schatz. Jetzt muss er nur noch schreiben… Klappt…
Nun sitze ich mit einem debilen Grinsen im Gesicht draußen auf der Treppe und kann mit dem Ausfüllen der Formulare beginnen. Matthis setzt sich zu mir. Bei Matthias geht es nun auch langsam voran. Schließlich können wir uns mit ausgefüllten Formularen anstellen. Wer hat noch gleich die Pässe? Und wo sind die Papierschnipsel, die wir am Container als Corona-Impf-Bestätigung bekommen haben???
Es dauert nochmal eine halbe Stunde, dann kommt Matthias völlig genervt angelaufen. Er hätte sich gar nicht dort anzustellen brauchen. Dort müssen nur LKW-Fahrer, die gewerblich unterwegs sind, Gebühren entrichten…
Ich schaue auf die Uhr… Die Schüler scheinen nicht weniger zu werden vor uns… Was ist eigentlich mit dem Auto? Steht das da sicher?
Nach fast 2 Stunden sind wir in Namibia angekommen und können weiterfahren… Den blauen Kugelschreiber habe ich noch in Botswana schön wieder auf die Fensterbank gelegt, auf dass er weitere Menschen glücklich mache… Mir reicht es für heute an Grenzübergängen… Und ich brauche dringend eine Dusche… Und einen ruhigen Platz…
Erstmal fahren… Wir haben noch einiges an Strecke vor uns. Gegessen wird im Auto, was man eben so während der Fahrt essen kann. Mit dem Fahren wechseln wir uns ab und erreichen schließlich um 16.15 Uhr ein großes verschlossenes Tor: Das Eingangstor der Gästefarm Hohewarte.
Nach einigem Suchen entdecken wir einen Knopf für eine Art Gegensprechanlage. Es ertönt ein lautes Geräusch und das Tor öffnet sich.
Ich hasse es zu spät zu kommen und rechne schon damit, dass ein Mitarbeiter von Namibia Car Rental auf uns wartet.
Wieder falsch gedacht…
Wir fahren auf das uns freundlich erwartende Farmhaus, eine ehemalige Polizei- und Poststation, zu und werden aufs herzlichste von Kathrin begrüßt. Sie und ihr Mann haben die Gästefarm zu Beginn des Jahres erst übernommen, erzählt sie uns später. Von Namibia Car Rental ist noch nichts zu sehen und es hat sich wohl auch keiner gemeldet bis jetzt. Puh…
Wir beziehen zwei Doppelzimmer im Bungalow mit gemeinsamer Terrasse.
Sehr schön! Matthias kümmert sich mit Lennard hinter dem Bungalow um eine grobe Reinigung unseres Autos, während Matthis und ich uns ums Gepäck und die Dinge kümmern, die die beiden ausladen. So langsam kommen wir hier an und es gefällt uns sehr.
Kathrin ruft mich irgendwann, um etwas mit mir zu besprechen. Unsere Jungs haben morgen Geburtstag und werden 14 Jahre alt. Kathrin wurde von Nina (Namibia Click&Travel) darüber informiert und fragt mich nun nach einem Lieblingskuchen und dem Lieblingsessen der Jungs, damit sie sich darauf vorbereiten kann.
Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. Mit Lennard und Matthis war besprochen, dass wir alles, was mit Geburtstag zu tun hat, auf zu Hause verschieben. Hier erleben wir eine ähnliche Gastfreundschaft, wie wir sie immer auf Omandumba empfunden haben... Es ist einfach schön...
Fortsetzung folgt…