Irgendwo im Nirgendwo... das platte Land.
Die Sonne steht auf und wir sind schon wach... ne sind wir nicht. Heute ist ausschlafen angesagt. Durch die Fähre kommt man eh' nicht so schnell ins Gebiet und das nutzen wir aus um etwas bummelig zu sein vor unserem letzten Safari-Tag.
Wir hatten zum Anfang des Urlaubs geplant, dass wir auch einmal in die Makgadikgadi Pans fahren wollten, einfach um mal die großen Pfannen dort zu sehen. Meiner Meinung... also unfachmännischen Meinung nach, fährt man weg vom Boteti, ein Stück durch den Wald und dann kommt man zu den Pfannen und kann die kreuzen, also so ähnliches Bild wie da rund um Kubu Islands.
IST ES NICHT, weder das eine, noch das andere.
Dazu später mehr, aber erstmal geht es natürlich wieder an den Fluß und wir drehen zumindest eine kurze Runde, man weiß ja nie was man sieht, so zum Beispiel zwei Männer die einmal selber ihren Wagen über den Fluß ziehen wollten und die Arbeit der Fährmeister übernehmen.
(nach getaner Arbeit, aber die beiden stehen noch auf der Fähre, ein älterer Herr fährt den Wagen runter, er hat lieber zugesehen, wie er uns dann erzählte)
Ich steige zwar auch auf der Fähre aus, aber nur um moralisch zu unterstützen und mal wieder ein paar süße Grüße aus der Heimat unters Volk zu bringen. Die Männer freuen sich sehr, kleine Snacks für zwischendurch in Goldbärenform kommen eigentlich immer gut an.
(auch nach "getaner Arbeit")
Am Gate fragen wir nach dem Weg zu den Pans, auch wenn wir dafür eher skeptische Blicke ernten, wird uns zwar gesagt, wo es lang geht, aber auch die Frage angereiht, warum denn überhaupt und wenn schon, dann sollen wir früh losfahren.
Machen wir... NICHT. Erstmal wollen wir ja noch zum Fluß. Gesagt getan, drehen wir eine kleine feine Runde mit einem echten Spektakel am Ende. Raubtier und Beute kämpfen gute 15 Minuten miteinander, nach langem hin und her, wir hätten es nicht mehr gedacht, konnte der Jäger dann doch noch zum Kill ansetzen. Und das alles nur wenige Meter von unserem Wagen entfernt, kein anderes Fahrzeug weit und breit. Verrückt!!!
White-backed Vulture | Weißrückengeier
Spur-winged Goose | Sporngans
(nein... das ist nicht die Jagdszene... Kudus fressen keine Graufischer)
African Jacana | Blaustirn-Blatthühnchen
Yellow-billed Stork - Nimmersatt
ABER JETZT...
... eine geschlagene Viertelstunde und ca. 500 Fotos später... der Kampf der Supermächte, der Thriller of Boteti unser Hauptkampf des Abends und das obwohl es noch früh am Morgen ist.
In der rechten Ecke:
The Hammer, der braune Plattschädel... HAAAAAAAAMMMEEEEEEERRRR... KOPF!
Und in der linken Ecke:
eine Kröte...
Wahnsinn, wie hartnäckig der Kollege versucht hat die Kröte zu verschlingen. Sie bläht sich auf, er versucht sie zu betäuben oder ein Loch in den Bauch zu schlagen, so ganz sicher sind wir uns nicht. Auch ohne ihre Blähpower, erscheint uns dieser Leckerbissen dann aber doch etwas zu ambitioniert.
Ich geb' nur ein Foto zum besten, weil Mara das gefilmt hat. Am Ende fehlen nur die spastischen Anfälle des Hammerkop, bei denen wir kurz gedacht haben, jetzt erstickt er an der Kröte, aber dann hat es doch noch geklappt.
Nichts für schwache Nerven...
>>> klick führt zum Video <<<
Auf geht's in die Salzpfannen! (auf dem Schild hier steht, nur Deppen fahren diesen Weg... viel Spaß dabei ihr Idioten!)
Aus meinen berechneten 5km und dann kommen wir auf die Pfannen, werden fast 30km... auf irgendwelche Pfannen kommen wir dann aber auch nicht. Es geht mitten durch dichten Mopane, auf einer Piste, die gerade mal 50cm breiter ist als unser Auto. Es handelt sich nicht direkt um Wellblech, es ist eher Talblech oder, um in der Analogie des Meeres zu bleiben, Marianengrabenblech. Ja das passt, so kann man es nennen.
Wir werden sowas von übel durchgeschüttelt und sobald ich versuche nur ein bisschen schneller zu fahren wird es direkt noch schlimmer. Aber selbst bei Schritttempo fliegt einem alles von links nach rechts. Dazu Mopane soweit das Auge reicht. Noch sind wir nicht weit gekommen und ich erinnere mich an unsere Wellblech-Schreibübungen in Namibia. Ab 60km/h wird's besser. Einen Versuch ist es wert und tatsächlich wird es nicht gerade snaft, aber doch erträglich. Ich halte das Steuer so fest, dass mir nach 25km die Hände so verkrampfen, dass ich auf einer Anhöhe anhalte.... es ist die 5. oder 6. solcher Anhöhen und jedes Mal hofft man auf einen anderen Blick, aber vor einem liegt nur wieder noch mehr Mopane und die Piste geht schnurstracks da durch.
Ich plädiere für umdrehen, Mara will uns noch 5km geben. Na gut, ein wenig geht noch. keine 2 km und eine Anhöhe später entpuppt sich das als sehr gute Entscheidung. Endlich raus aus dem Wald und wieder Blick vor einem.
Und auch die Piste ist jetzt viel entspannter zu fahren. Was eine Wohltat. Tierisch ist kaum etwas unterwegs, ein Oryx schaut uns mal blöd an, der Vogel Strauß steckt lieber seinen Kopf in den Sand und winkt uns weiter.
Wir folgen den Wegen in die weite Graslandschaft und kommen bei unserem anvisierten Zwischenziel, den Njuca Hills vorbei. Der Platz #2 hat einen tollen Blick über die Grasebenen und den merken wir uns mal vor, für irgendwann einmal.
Als wir weiterfahren sehen wir ein paar Herden Zebras und auch Gnus. Schon auf weite Distanz ergreifen die Tiere die Flucht als wir uns nähern. Aber nicht dieses typische mal eben ein paar Meter rennen, umgucken ob man bleibt wo der Pfeffer wächst und dann weitermachen... sie rennen davon, über mehrere Hügel, bis sie komplett außer Sichtweite verschwinden und wir nur noch die Staubwolke sehen, die sich immer weiter entfernt.
Komisch, aber naja, anscheinend kommen hier nicht oft Autos vorbei. Wir schätzen irgendwann leider, dass in den letzten Jahren hier eher niemand durchgekommen ist und wenn, dann nicht in guter Absicht. Eine reine Vermutung, aber auch hierbei könnte es sich um Poaching gehandelt haben.
Warum dieser Gedanke... naja, ganze Herden rennen kilometerweit davon und dann treffen wir auf die ersten Elefanten. Aus bestimmt 300m Entfernung fangen auch sie an zu rennen, obwohl wir uns ganz langsam annähern. Vor uns wegrennende Elefanten, dass haben wir noch nie gesehen und es kommt nicht nur einmal vor. Und auch die Elis, die wohl ansonsten eher gerne klar machen, wer hier der Boss ist, laufen und laufen und laufen einfach immer weiter weg. Last but not least, stellen wir später fest, dass die Gates überhaupt nicht besetzt sind. Niemand ist zu sehen, die Tore stehen offen und die gebäude sind verwaist.
Genug Trübsal und dunkle Gedanken. Aber der Exkurs musste sein, da uns die Reaktion allen jagbaren Wilds und Warmblütern doch sehr komisch vorkam. Wir fahren auf jeden Fall weiter und der Karte entnehme ich meinen Fehler, es ist eben keine Salzpfanne, sondern Grasland... die Pfannen fangen erst weiter östlich an.
UND DANN... denkt man an nichts besonderes mehr, wir fahren über einen kleinen Hügel, biegen in einer Senke um die Ecke und
In einer kleinen Pfanne hat es Wasser,
WARUM AUCH IMMER.
Es stehen tausende Flamingos im knöcheltiefen Wasser und durchwühlen den Schlick. Was für ein irres Bild, damit haben wir sowas von gar nicht gerechnet, dass wir total platt sind und gar nicht sagen können was geschieht. Wir fahren später noch zu größeren Pfannen, aber nichts... nur an dieser einen gab es Wasser, nirgends sonst. So eine coole Sichtung, ganz klar die Sichtung des Tages.
Wir entschließen uns durch die Gates den Park wieder zu verlassen und außen rum die Teerstraße bis zum Nord-Süd Einstieg Richtung Boteti wieder runter zu nehmen. Damit umgehen wir den Rückweg durch den Mopanewald, auch wenn es ein Umweg ist. Kurz vor'm Gate sehen wir auf der Karte, dass es noch ein Wasserloch dort gibt. Kurzer Umweg, den nehmen wir noch mit.
An einem völlig unscheinbaren Busch stoppe ich den Wagen...
"Mara, schnapp' dir deine Kamera."
"Warum?"
"Unter dem Busch sind Geparde!"
Auf dem Bild kann man es halbwegs erahnen. Der eine sitzt ganz gut, einer schaut unter dem Busch hervor und durch's Geäst erkennt man ein paar Schemen. Das sind nochmal drei weitere, einer davon noch mit aufgestelltem Rückenfell, deutlich jünger als der Rest. Kaum bemerken sie uns gehen sie stiften und rennen davon. Die Fotos sind eigentlich alle nix, eines ist noch halbwegs brauchbar.
Die Hitzeschlieren sind zu intensiv. Wir fahren das kleine Stück bis zum Wasserloch, wenden dort den Wagen und Mara hat mit dem Fernglas die Geparde im Blick. Wir wollen ihnen etwas Vorsprung lassen und mal schauen, ob sie sich in eine Richtung bewegen, auf der sich noch einmal ein Pfad befindet.
Pamtam... pantam... pantam...
"Ich glaube wir haben einen Platten?!"
Ich gucke nach hinten...
"Nein, das ist nur das Laptopkabel, das an die Tür schlägt."
Pamtam... pantam... pantam... VERDAMMT, es ist ein Platten.
Da folgt man gerade 5 Geparden, steht mitten im Nirgendwo und dann das... aber
Wo ein Wille ist, ist oft KEIN Weg!
Es hilft nix. Anhalten, Schaden begutachten, Geparden beobachten... die sind schon weg. Außen hat sich hinten links ein kleiner Stachel in den Reifen gebohrt, zumindest lässt die Größe des Loches diese Vermutung zu. So ein Reifenwechsel dauert etwas mehr als eine Stunde. Zumindest wenn man die 15min mit einberechnet, die ich mir in den Kopf gesetzt habe die Stelleeinfach mit einem Feuerzeug und einen Stück Metall, das ich erhitze, zu kauterisieren.
Na gut, hat nicht geklappt, also ist kurbeln angesagt.
Da haben wir sie noch, unsere Unterleghölzer... das war das einzige, was bei der Wagenübergabe dann fehlte.
Flying Bateleur... bitte weiterfliegen, wir bewegen uns noch, kein Futter!
Nachdem der Reifen gewechselt ist, müssten wir eigentlich auch einmal die Klamotten wechseln. Wir sind gut durchgebraten, dreckig und völlig verschwitzt. Aber egal, geschafft und jetzt heißt es nur noch zurück zum Camp. Durch den Park und über die Fähre macht keinen Sinn, also geht es komplett außenrum über Asphalt, bis zurück nach Khumaga.
Unterwegs treffen wir noch ein paar erfinderische Elefanten, die irgendwelche Wasserleitungen/Kanäle geöffnet haben.
Ein letztes Mal werden uns schöne Ohren gemacht, aber das sehen wir nur noch im Rückspiegel... stellvertretend steht dieser Kollege, für die Elefantensichtungen des Tages und damit auch unserer Reise.
Wer hätte das gedacht... damit toppen wir sogar noch unsere Zählung von 2018 und landen bei sagenhaften:
Wir kommen zurück ins Camp und verbringen einen kurzen, unspektakulären Abend. Erstmal duschen, eine Kleinigkeit essen und früh ins Zelt, denn morgen müssen wir sehr früh los um in Ghanzi rechtzeitig unsere PCR Tests machen zu können. Ich suche also noch Mish, damit wir schon heute Abend zahlen können und morgen früh raus sind.
Die beleuchteten Ablutions geben noch eine Chance, auf ein letztes Foto des Tages. Eine mächtig große Heuschrecke sitzt auf dem Boden, ein ganz schön dicker Brummer.
Los Jungs, knattern! fällt mir direkt ein, falls es wer kennt.
Sala Sentle,
Robin & Mara