500m am Leopard vorbei?!
Wir kommen an den Hippo Pools an und der Zahn der Zeit nagt weiterhin beständig an den Konstruktionen vor Ort. Es ist heiß und sich an den "Tisch" unten zu setzen kommt nicht in Frage.
Also schauen wir uns erst einmal um und die Namensgeber dieses Gewässers sind mehr als zahlreich vor Ort und tummeln sich im Wasser. Aus den Augen lassen sie uns natürlich nicht, wie wir da so am Rand stehen.
Wenn uns Hippos aus nächster Nähe beobachten dann doch lieber rauf auf den Turm, die abenteuerliche Treppe hoch. Wir schnappen uns Picknick-Material, ein paar Getränke und die Kameras und ab geht es... oder doch noch kurz abbiegen?
Kurzer Blick, nein eher nicht.
Oben auf dem Ausguck geht ein wenig Wind und man steht im Schatten. Hier lässt es sich gut aushalten. Wir verspeisen unsere Mitbringsel und auch hier werden wir scharf beobachtet. Der Hausbesitzer guckt genau hin, dass wir auch nicht krümmeln und hier was dreckig machen. Wenn es doch passieren sollte, dann säubert er den Boden unverzüglich.
Meves Starling | Mevesglanzstar
Blinder Passagier
Great Egret | Silberreiher
Nach der Pause gehen wir wieder runter zum Wasser und lichten noch ein paar der Uferbewohner ab. Hier gibt es einiges zu sehen, denn überall wimmelt es nur so von Libellen auf dem Boden. Die Hippos grunzen, Wasservögel laufen durch den Uferbewuchs. Es ist schon schön hier, aber aus unserer Idee einer längeren Pause wird nichts, dafür ist es einfach zu heiß und so entscheiden wir uns eher dafür, dass wir doch recht bald wieder weiterfahren.
African Jacana | Blaustirn-Blatthühnchen
Black-winged Stilt | Stelzenläufer
Wir machen uns wieder auf. Kaum raus aus den Hippo-Pools sehen wir wieder unsere Lieblinge. Mehrere Elefanten tummeln sich in einem Seitenarm der Pools und bespritzen sich mit Wasser. Sie sind nicht gut zu sehen, was kein Grund ist, nicht dennoch wenigstens ein Bild zur Erinnerung zu machen.
(die Zählung des Tages führe ich einfach weiter...)
Wir überlegen noch wo es als nächstes lang gehen könnte. Wir wollen jetzt ein kleines Stück der Hauptpiste folgen und dann wieder links in Richtung der Samahundu Plains abbiegen und ab hier wieder eine ausgedehnte Entdeckungstour bis Northgate starten. Unser Walkie Talkie meldet sich und Martin und Claudia wollen lieber ihre, durch die Wildhunde heute morgen, verpasste Ruhepause nachholen. Mal früh im Camp sein. Sortieren, Daten sichern, Seele baumeln lassen und dann Abends noch mal los. Können wir gut verstehen, wir waren ganz schön viel unterwegs die letzten beiden Tage mit unserem Umweg über ThirdBridge.
Wir bleiben bei unserem Plan und verabschieden uns beim geplanten Abzweig von den beiden und verabreden uns, dass sie nicht auf uns warten sollen, wenn es sie zum Abenddrive zieht. Wir planen zwar bis dahin im Camp zu sein, aber man weiß ja nie.
Sie fahren die Hauptpiste weiter und wir rumpeln eine kleine PAD raus auf die Plains. Einen klaren Plan haben wir nicht und nur ein paar hundert Meter weiter teilt sich der weg. Nach norden zweigt ein zugewachsener Pfad ab. Laut Karte müsste das ein Weg sein, wir schauen uns kurz an und biegen ab. Bei dieser schönen Szenerie...
... schnappen wir uns das WalkieTalkie und funken die beiden hektisch an.
"Seid ihr noch da, Hallo hallo??!"
Nur Rauschen in der Leitung. Wir versuchen es weiter, aber außer einem Knacken ist nichts zu hören.
"Wir haben einen Leoparden entdeckt, hallo??!"
Es hilft alles nix. Die kleine Reichweite der Technik nutzt zwar, wenn man zusammen unterwegs ist, aber in nur wenigen Minuten haben wir eine zu große Entfernung und keine Verbindung mehr.
Nach unserer völlig übertriebenen Leopardendichte im Krügerpark, sagte Martin immer scherzhaft, wir wären dafür zuständig, den beiden einen Leoparden in freier Wildbahn zu zeigen. Und ausgerechnet jetzt und kaum 500m nachdem wir uns getrennt haben... da passiert es. Ich habe gar nichts gesehen, aber Maras scharfer Blick hat ihn im Baum ausfindig gemacht. Das Foto oben war schon aus besserer Position aufgenommen. Sie hat einfach etwas vom Ast hängen sehen und es war der Schwanz des Leos zwischen dem Gestrüpp.
Hier mal selbes Bild, aber näher dran und dann sieht man ihn auch mal.
Offensichtlich ist das sein Lieblingsbaum im Revier. Eine schmale Fahrspur führt direkt am Baum vorbei. Nicht sonderlich befahren, aber man merkt, dass hier doch öfter mal jemand vorbeikommt. Die Guides der Lodges hier kennen den Baum ganz offensichtlich und schauen immer mal vorbei ob er da ist. Wir haben das Glück und niemand ist sonst zu sehen.
Wir rollen ganz langsam und Stück für Stück näher um ihn nicht zu verschrecken. Dann machen wir den Motor aus, werden teils recht argwöhnisch beäugt, dann wieder mit Desinteresse ignoriert. Was ein Glück.
Wir stehen lange hier und beobachten die Katze und wissen sehr genau, wie viel Glück es bedarf auf eigene Faust einen Leoparden in diesen Gegenden zu entdecken. Also verbringen wir soviel Zeit wie möglich. Irgendwann wird es dem Leo wohl zu warm auf seinem Ast oder er mag uns nicht mehr länger in der Nähe haben. Er steht auf, springt auf die andere Seite auf einen großen Ast und zieht sich in die Mitte des Baums zurück. Ein letzter Blick, wir freuen uns sehr über diese Sichtung, starten den Motor und rollen langsam weg vom Baum.
An dieser Stelle wird es Zeit für einen nächsten Eintrag in der "Anti-Bucket-List" für Botswana. Sorry Martin und Claudia. Aber da haben wir ja schon lange genug drüber geflachst und geklönt.
Kaum sind wir vom Baum weg schaut uns eine Herde Lechwes an... vielleicht wollte Herr Leo auch einfach nur nicht sein Abendessen vergraulen.
Für den weiteren Gamedrive in Richtung Northgate haben wir nichts mehr notiert. Wir mögen diese Gegend, große Weite Flächen mit Gras bewachsen, immer mal wieder Wälder dazwischen. Die Wege ziehen sich meistens an den Rändern der Grasflächen entlang, manchmal kreuzen sie auch quer darüber. Es gibt immer etwas zu sehen und die Landschaft ist wunderschön. So rollen wir von einer der Flächen zur nächsten und jede Plain hat einen anderen Namen. Es geht über die Sexugu Plains, hoch ans Ufer des Khwai. Hier blicken wir rüber auf die Xharaxhasa und Segama Gebiete und schlußendlich fahren wir eine große Schleife durch die Khwai Plains, bevor wir bei Northgate ankommen.
Die Namen in der Tinkers Map helfen uns die vielen Elefanten, einzelne Bullen oder große Herden. Nah neben uns oder in weiter Entfernung nur mit Fernglas zu zählen, in unserer Liste ganz genau zu erfassen und aufzuschreiben, wo wir sie gesehen haben... deswegen bin ich jetzt mal still und ihr könnt einfach unserer Gamedrive in Bild und wenig Worten begleiten.
Afrika von Hinter(n) in Reinkultur
Zu süß, wie das kleine Zebra gerne den Kopf auf Mamas Poppes ablegen möchte, aber noch geht's nicht so wie bei den Großen.
Sexugu Plains
Xharaxhasa Plains
In einer Sackgasse steht ein einzelnes Hippo vor uns und grast. Es ist über und über besiedelt von Madenhackern. So ein Tier mit dicker Haut kann das nicht stören denken wir, aber ganz plötzlich schüttelt es sich, schmeißt den Kopf rum und wir werden Zeuge wie schnell so ein Hippo rennen kann... es hat echt genug von den Quälgeistern, aber kaum steht es wieder, da sind die Vögel auch schon wieder überall.
Namaqua Dove | Kaptäubchen
Coppery-tailed Coucal | Kupferschwanzkuckuck
Elefantenspuren kreuzen immer wieder die Pfade...
Reedbuck | Riedbock... die mögen wir sehr, leider nur selten gesehen bisher
Wir kommen in den Khwai Plains an. Der Mond steht schon am blauen Himmel. Heute ist er sehr früh und am helligten Tag schon zu sehen. Ein Hubschrauber fliegt über das Gebiet, Türen auf und Leute schauen raus. Irgendeine Lodge hier bietet Rundflüge an. Wir haben seit wir uns getrennt haben kein anderes Fahrzeug mehr in diesem Gebiet gesehen. Eine letzte Runde über die Plains machen wir noch, bevor es zum Northgate und der Campsite geht.
Khwai Plains
Wenn ich mich nicht bewege, kann man mich nicht sehen...
Denkste, vor unserer Zählung kann man sich nicht verstecken.
African Hoopoe | Afrikawiedehopf
Wir kommen am Gate an, fahren hindurch und finden direkt dahinter die Anmeldung für die Campsite. In den letzten Tagen haben uns immer wieder andere Camper vor den Affen und dem aktuellen Hyänenproblem bei Northgate gewarnt.
Beim Check-In fragen wir, ob wir die Campsite tauschen können, da wir dann zwei Tage dieselbe haben. Sie prüft das Ganze und wir fangen etwas SmallTalk an, während wir warten. Sie ist, sagen wir mal stämmig, hat ein rundes Gesicht, lachende Augen und spricht überraschend gutes Englisch und lässt auch die oft typische Mürrigkeit vermissen.
Wir fragen sie einfach direkt nach den Hyänenproblemen, während sie die Bücher prüft und schaut, dass wir zwei Nächte dieselbe Campsite haben.
Sie: "Ja die sind ein Problem... Camper haben sie angefüttert."
Wir: "Kann das gefährlich werden."
Sie: "Nein, einfach ignorieren, dann gehen sie wieder."
Wir: "Aber wurde nicht letzte Woche jemand gebissen?"
Sie: "Tatsächlich, ein Südafrikaner. Er hat versucht eine Hyäne aus der Hand zu füttern, da hat sie ihm in den Unterarm gebissen."
Wir schauen ungläubig ob der Dummheit mancher Menschen und auch sie schüttelt nur den Kopf.
Es geht etwas hin und her und dann sagt sie uns, dass wir die Campsite tauschen können heute Abend und verabschiedet uns mit den Worten:
"Und passt auf die Hunde auf, wenn ihr Abends zu den Ablutions geht."
Wir: "Kommen auch Wildhunde ins Camp?"
Sie: "Nein, die Hyänen."
Ich: "Klar machen wir, aber Hyänen sind Katzen..." und drehen uns um, um zu gehen.
Sie: "Das kann nicht sein. Hyänen sind Hunde, da irrst du dich."
Nun habe ich ja 2018 mit Fußbruch ca. 150 Stunden Safari-Live gesehen und da gab es gerade junge Hyänen in Kenia und die wohl Hyänen vernarrteste Guide überhaupt, also habe ich sehr viele Stunden Hyänen live bei Youtube beobachtet und dieses Detail hat sich festgesetzt.
Ich: "Nein ganz bestimmt nicht, Hyänen zählen zu Unterordnung der katzenartigen Raubtiere."
Mara verdreht mittlerweile die Augen...
Sie: "Ich lebe hier, aber das habe ich noch nie gehört."
Ich: "Ich würd's ja googeln."
>> hier sei erwähnt, dass wir in einer sehr heiteren Stimmung waren und das ganze Gespräch ein sehr freundschaftlicher und lustiger Schlagabtausch war <<
Sie: "Aber ICH kann es googeln. Ihr wartet solange hier."
Sie holt ihr Handy raus, und sucht ein paar Minuten im Netz, schaut uns an:
"Das gibt es doch nicht!!!"
Wir lachen herzlich, sie kann kaum glauben, dass da einer aus Europa kommt und ihr was erzählen kann über den Busch, was sie nicht weiß und fängt an zu tippen:
"Das muss ich meinen Freundinnen schreiben."
Wir verabschieden uns, sie wünscht uns eine gute Nacht und wir ihr auch. Wir tuckern zur Campsite und finden Martin und Claudia. Die beiden haben doch noch auf uns gewartet, denn Martin hat einen heißen Tipp bekommen, dass am südlichen Khwai, Löwen in einem Gebüsch direkt am Khwai liegen sollen.
Wir beichten den beiden unsere Leoparden-Sichtung und überlegen zusammen ob es sich lohnen könnte, da am nächsten Morgen nochmal vorbeizufahren. Irgendwann des Abends haben wir uns dagegen entschieden, so viel Zeit auf pures Glück zu verwenden.
Wir gehen kurz auf Toilette und unermüdlich satteln wir wieder auf. Martin reckt seinen Löwenriecher in den Wind. Wir hängen uns an die beiden dran und versuchen den Hattrick für den Tag.
- Wildhunde
- Leopard
-
Löwen?
Sala Sentle,
Robin & Mara