Metsi - Die Quelle des Lebens III
Wir kommen an der Campsite an und beziehen nun doch endlich unsere gewählte #6. Es ist weiterhin kein anderes Fahrzeug zu erspähen, also rödeln wir erstmal kräftig auf.
Die # 8-10 sind auf den anderen Seite der Ablutions gelegen, ohne so direkten Zugang und anscheinend Plätze für größere Gruppen. Die anderen Plätze liegen inmitten eines Waldes und Gewirr aus Bäumen. Jeder Platz ist mit ein paar Klötzen abgetrennt, aber den eigentlichen Weg sehen wir erst beim rausfahren. Wir fahren einfach quer durch die Campsites.
Kaum sind wir ausgestiegen sitzt auch schon ein Toko im Baum neben uns. Niedlicher kleiner Racker... und da schau an. Schwupps sitzt noch einer daneben.
TOLL
Klar, auf Campsites fällt immer mal was ab, logisch das das Vögel anzieht. Wir nennen die ansässigen dann immer gerne die eigentlichen "Campsite Besitzer" UND SCHWUPPS... da ist ja noch einer. UND DA, auch noch einer...
Es gleicht einer kleinen Invasion, der Platz hier gehört nicht einem Tokopaar, nein, es ist die gesamte Sippschaft.
Der Herr der Tokos!
Yellow-billed Hornbill | Gelbschnabeltoko
Wir legen los, mit den Dingen, die so getan sein wollen. Speziell, da wir planen heute das Licht auszukosten und später noch einmal mit einem kühlen Getränk zum Sundowner in Richtung Wasserloch zu fahren.
- also erstmal Abwasch machen... wir gehen manchmal dazu über, unseren dreckigen Kram einfach mitzunehmen, wenn es morgens früher losgehen soll
- dann wird die Waschmaschine geleert und alles zum trocknen aufgehängt, natürlich unter den strengen Augen der Hausherren, ob Mara auch alles richtig macht
- das ganze Feuerholz raus aus der Karre, schonmal vorschichten und alles bereit legen... ein großartiger, neuer Ausguck ist geschaffen.
- und schonmal vorschnippeln für das Abendessen. Es gibt ein Curry mit Couscous und Gemüse. Das Gemüse bereiten wir schon vor, so geht es heute Abend schneller. Eigentlich wäre ja Reis dazu geplant, aber mit Couscous kriegen wir das schneller zusammen und können nur mit Topf und Gaskocher arbeiten und müssen nicht auf's Feuer warten, bis wir Kohle für den Potje haben.
Vor der Abendrunde geht es zu den Ablutions. Ich kenne die Geschichten, dass hier die Elefanten aus den Toiletten getrunken haben sollen. Die "neuen" Verteidigungsanlagen verhindern dies aber effizient. Es bleibt nur ein kleiner Fußweg zwischen den Abwehrplatten frei, in den man gerade so einen Fuß reinstellen kann. Ob wir den Schildern am Zaun glauben schenken sollen, wissen wir nicht, ausprobieren wolllen wir das aber auch nicht, also lieber ganz behände wenn man zum Tor greift.
Ich sehe jetzt gerade erst beim Korrekturlesen, dass sich auf dem bild ja auch ein Toko eingeschlichen hat... das ist mir beim Entwickeln der Bilder noch gar nicht aufgefallen...
Wir sind fertig, ein kaltes Getränk wird nach vorne in den Wagen geholt und mit Beginn des schönen Abendlichts rollen wir aus dem Wald der Campsite wieder los. Ein letzter Blick... sieht alles gut aus und der Sicherheitsbeamte hat auf einem Holzpflock Platz genommen und schaut pflichtbewusst drein. Ich denke, er wird gut auf unsere Sachen aufpassen.
Ich wundere mich immer wieder, wie wir dieses schöne Licht bislang so selten nutzen konnten. Einfach herrlich und alles wirkt so viel schöner mit den sanften Schatten. Eine Riesentrappe streift durch das hohe Gras, Gnus grasen in den Flächen und Zebras schauen uns hinterher, während wir uns unseren Weg vorbei an den Schlaglöchern suchen.
Kori Bustard | Riesentrappe
Näher am Wasserloch laufen tiefe Rillen über die Fahrbahn, die waren uns schon mittags aufgefallen. Da gibt es kein drumherum. Da heißt es runterbremsen und einmal durch... reduziert man hier nicht die Geschwindigkeit, dann rumpelt es, aber gewaltig. Ich weiß gar nicht warum, aber tagsüber ist uns das noch gar nicht aufgefallen. Jetzt schauen wir genauer hin und diese Rillen sind nicht natürlich geschaffen... es sind Elefantenstraßen. Ein eindrucksvoller Beweis, dass Elefanten immer die selben Wege nehmen. Ich schätze wohl über Jahrzehnte, wenn nicht länger wurde diese
"Fantenbahnen" in die Erde eingetreten.
Sogar bei GoogleMaps kann man diese Spuren sehen. Irre.
Schon auf der Anfahrt sehen wir, dass wir kaum enttäuscht werden können. Es haben sich schon wieder einige Elefanten versammelt am Wasserloch. Und ein Blick in die Ferne zeigt, es sind noch weitere unterwegs. Wir positionieren uns geschickt mit der Sonne und haben dann auch unsere Lieblinge im besten Licht.
Da hat man auch wieder mal Gelegenheit, die Serie
"Afrika von Hintern" zu erweitern.
Hierüber freue ich mich besonders... sich einstaubende Elefanten im Abendlicht wollte ich auch mal erwischen, leider schauen sie nicht, dafür aber wunderbar synchron.
Es ist wieder ein ähnliches Bild, alles was keinen Rüssel hat umlagert das Wasserloch und sucht nach Lücken um sich dem Wasser zu nähern. Insgesamt sind aber weniger andere Tiere vor Ort. Der Abend gehört den grauen Riesen, der Rest ist eher in den weitläufigen Graslandschaften verstreut.
Auch jetzt ist es wieder kaum möglich mal
keinen Elefanten mit auf dem Bild zu haben. Vielleicht wollen das die Fotografen aber auch einfach nicht.
Dann geht es mit dem Schlammbaden los, nochmal eine letzte, schützende Schicht auflegen, die gegen die Parasiten bis zum nächsten Morgen schützt. Jetzt ist richtig was los. Wir haben ganze Serien davon, eine kleine Auswahl davon habe ich zusammen gestellt.
Das hier war das erste Bild, dass ich direkt nach dem Urlaub entwickelt habe. Das hatte ich schon beim ersten sichten vor Ort im Auge.
Das Sonne wandert immer weiter in Richtung Horizont... es ist aber auch herrlich hier.
Mit schwindendem Licht, schwinden auch langsam ein paar der Elefanten. Das ist die Chance, dass auch die Zebras mal zum Zuge kommen und flugs starten sie in Richtung Wasserloch...
... ohhhh.
Doch noch nicht!
Aber auch wenn noch einige Elefanten sich hier tummeln, so ziehen sich doch alle auf die rechte Seite in Richtung der Schlammgrube zusammen, Der Weg zum Wasser ist damit doch frei und einige Gnus und Zebras finden dort einen Flecken um ihren Durst zu stillen. Langsam schwindet das Licht.
Wir machen uns jetzt auch langsam auf, aber nach nur wenigen Metern müssen wir noch einmal anhalten. Von hier aus haben wir einfach die perfekten Bedingungen. Die Silhouetten der Tiere am Wasserloch mit tiefstehender Sonne dahinter und am Himmel haben wir jetzt auch die sich immer stärker ausbildenden Wölkchen mit im Bild. Fotografenherz, was willst du mehr... zumindest wenn man es auf kitschige, afrikanische Sonnenuntergänge abgesehen hat.
Auf dem Rückweg lassen wir uns treiben. Wir werden eh nur noch mit dem allerletzten Licht ankommen. Natürlich zählen wir alle Elefanten auf dem Rückweg, die unseren Weg kreuzen, so viel Zeit muss sein.
Am Camp angekommen greifen die gewohnten Automatismen. Es ist fast schon dunkel, aber wir sind gut vorbereitet. Ich starte ein kleines Feuer und nutze das letzte Licht um unser Dachzelt aufzubauen. Mara schnappt sich den Gaskocher und setzt das Curry auf. Nachdem das Zelt steht wird Wein eingeschüttet und angestoßen. Das Feuer wird geschürrt und unsere Camplampen an taktisch guten Positionen als zweiter Lichtkreis verteilt. Wir sehen ein paar Elefanten die am Camp vorbei in Richtung Norden ziehen, vielleicht wollen sie auch noch zum Wasserloch.
Schon bald sitzen wir am Feuer, genießen unsere Getränke und das Essen.
Neben uns kommt etwas um den Wagen geschlichen... wir sehen den Schatten zuerst und es taucht ein Schakal auf. Er schaut uns an, wir schauen ihn an. Dann schleicht er weiter, direkt am Feuer vorbei und hat keinerlei Scheu. Wir schauen uns überrascht an und sind noch wesentlich perplexer, als er sich uns gegenüber direkt am Feuer zusammenrollt, seinen Kopf auf die Pfoten legt und es sich am wärmenden Feuer bequem macht. Solange er uns nicht stört, lassen wir ihn auch in Ruhe und freuen uns über unseren nächtlichen Besuch, bis er sich irgendwann aufrafft und verschwindet.
Plötzlich hören wir wütendes Schnauben.
Zwei große Elefantenbullen haben sich am Zaun der Ablutions eingefunden. Wir leuchten in Richtung der Ablutions um zu sehen was los ist, immer darauf bedacht, nur genug Licht in die Nähe zu bringen und nicht direkt die Elefanten anzuleuchten. Wir können zwei Schemen erkennen, die vor dem Zaun stehen und es hört sich fast an, als seien sie frustriert, dass die ehemalige Wasserquelle unerreichbar ist. Sie stehen dort und schnauben, aber in einiger Entfernung zwei Campsites weiter. Wir widmen uns unserem Tagebuch und Wein und schreiben noch ein paar Zeilen.
Es vergeht einige Zeit und dann knackt es fürchterlich laut hinter uns. Irgendwas großes ist mitten durch die Büsche am Rande der Campsites gebrochen. Keine Frage was das wohl gewesen sein könnte. Wir stehen auf und spähen über den Wagen, nichts zu sehen im fahlen Licht des Feuers und unserer Solarlampen. Die große Funzel wollen wir nicht direkt nutzen und dann kommt auch schon ein gewaltiger Bulle aus dem Nichts.
Nachts sind alle Elefanten grau... wie auch am Tage, aber nachdem er durch die Büsche war, bewegte er sich so lautlos über den Sand und war im Zwielicht nicht auszumachen. Wir wollen die Tür am Auto aufmachen und uns nach drinnen verziehen, aber der Wagen hat sich selber zugesperrt. Ich habe den Knopf nicht betätigt der den Wagen offen hält. Ansonsten schließt er sich nach einer Weile automatisch ab. Leider hat unser Wagen die dumme Angewohnheit zu piepen und wild zu blinken, wenn man ihn aufschließt.
Der Bulle steht schon neben dem Wagen und kommt gerade an der Motorhaube vorbei. Wir wollen ihn nicht erschrecken mitten in der Nacht und während er uns aus seinen großen Augen beobachtet und nur wenige Meter an uns vorbeigeht, stehen wir wie angewurzelt neben dem Wagen. Auch ohne Absprache, sind wir beide jederzeit bereit in Richtung Ablutions zu verschwinden und ich höre mich sagen:
"Ruhig Dicker, hier gibt es nichts zu sehen."
Er zieht langsam am Feuer vorbei, vorsichtig und bedacht seine Schritte setzend. Dann verschwindet er wieder in der Nacht, als ob er nie dagewesen wäre.
Wir atmen erleichtert auf und wie das dann so ist, muss man auch erstmal die Anspannung weglachen. Wir lieben ja Elefanten, aber das war sogar uns dann doch etwas zu nah. Es ist kurz vor 22.00 Uhr. Ich lege einen letzten Scheit auf das Feuer, wir gehen zu den Ablutions und gönnen uns eine kalte, frische Dusche. So kriecht es sich schöner ins gemütliche Zelt.
Kaum stehen wieder aber am Zaun zeigt sich schon wieder ein Elefant. Zwischen ihm und uns liegen aber gute zehn Meter dieser Bodenplatten. Also geht es geschwind zum Feuer, Lampen löschen und ab ins Zelt. Der Abend war aufregend genug.
Wir ziehen den Reißverschluss zu und hören immer wieder Elefanten, wie sie nahe des Zauns der Ablutions stehen, aber es ist Ruhe eingekehrt. Sie brummen und wummern, aber schnauben nicht mehr lautrüsselnd. Mit diesem sonoren Brummen im Ohr, schlummern auch wir zügig ein.
Zeit für eine kleine Zwischenbilanz nach einem so
"elefantösen Tag".
Sala Sentle,
Robin & Mara