Wir nehmen Reißaus
Mittags beobachtete ich argwöhnisch einen Menschen, der schwer beladen mit rosafarbener Bettwäsche zum Puffboot schlurfte…
Als am frühen Nachmittag der Hausbootverkehr wieder losging – ein Auto nach dem anderen, denen Menschen mit Kühltaschen und Flaschenkörben entstiegen -, ahnten wir, dass die kommende Nacht wieder unruhig zu werden drohte.
Außerdem waren die ehemals gepflegten Ablution total vergammelt, in zweien gab es kein Wasser, überall war es dreckig und wegen der löchrigen Fliegengitter voller Mücken. Anstatt die Moskitogitter auszutauschen, stand überall Insektenspray herum
Das wollten wir uns am letzten Abend „wildes Afrika“ nicht mehr antun. Wir packten zusammen, zahlten die Rechnung und fuhren die paar Kilometer zu Drotzkys Cabin.
Es gab noch ein freies Chalet, das wir beziehen konnten.
Mit Blick auf das Gelände
Im Haupthaus verbrachten wir einen netten Abend beim Dinner – das wohl coronageschuldet etwas weniger üppig ausfiel als wir es vom letzten Mal in Erinnerung hatten - in gesprächiger Gesellschaft und viel aktuellem Klatsch. Es wurde auch über das Hausboot von Shakawe geklagt, das wohl auch Nachtfahrten auf dem Okavango mit lautstarken Partygästen unternimmt.
Allerdings waren wir so geschafft, dass wir früh zu Bett gingen.
Nach dem Frühstück, mit zahlreichen Warnungen vor der scheußlichen Schlaglöcherstrasse versehen, holperten wir in Richtung Maun. Besonders witzig fanden wir immer die „120“-Schilder am Rand, wo man höchstens mit 30km durchruckeln oder gar auf der Staubpad neben der eigentlichen Straße fahren konnte.
Am Spätnachmittag kamen wir in „The Waterfront“ an und etablierten uns wieder in einem der Erdgeschoßzimmer.
Abends am Feuer gab es ein großes Gelächter – da trafen wir die Karlsruher Familie wieder, mit denen wir in Mavunje zusammen die Bootsfahrt gemacht hatten.
Ihre ambitionierte Reisegeschwindigkeit hatten sie nicht ganz einhalten können – irgendwo vor Savuti mussten sie sich vier (?) Stunden lang aus dem Sand schaufeln und das PCR-Testergebnis nach 6 Stunden in Kasane hatte wohl auch nicht so geklappt, wie es vorgesehen war. Sie waren dennoch bester Laune und ich glaube, dass diese Reise nicht ihre letzte in das südliche Afrika gewesen ist. Vielleicht schreibst Du, liebe Helene, noch was dazu?
Anderntags – ausgeschlafen und ausgeruht – sortierten wir unseren Krempel und fuhren in die Stadt, weil ich unbedingt noch „etwas Schönes“ kaufen wollte. Voller Erwartungen ging ich in June Leversedges Geschäft und gleich wieder raus. Es war zusammengeschrumpft auf einen kleinen Raum und gab nichts mehr her als Fotobände und Postkarten.
Von den Drotzkys-Cabin-Eigentümern hatten wir schon erfahren, dass Tim Leversedge sehr krank ist. Das ist wohl auch der Grund, warum wir unsere für 2020 dort gebuchten Übernachtungen nicht auf 2021 übertragen konnten. "The Kraal" wird nicht mehr vermietet.
Der Rest ist schnell erzählt: Am 7.9. ging es zum PCR-Test, anschließend gab es zum letzten Mal Oryx-Carpaccio als Lunch bei „Marc’s Eatery“ (grrrr…), nachmittags holte ein junger Mann von Travel Adventure das Auto ab. Da wurden wir beinahe etwas sentimental.
Der Sonnenuntergang am letzten Abend über dem Thamalakane gab sein Bestes
Abends saßen wir in schwermütiger Stimmung am Feuer und hatten auch keinen Blick mehr für Vögel und anderes Getier.
Obwohl wir jede Menge Zeug aussortiert und verschenkt hatten, waren die Koffer immer noch schwer. Am 8.9. folgte dann nach der Verabschiedung von Patrick und dem freundlichen kleinen, halbblinden Hündchen Marley,
die übliche Warterei auf das Taxi, auf den Flug nach Johannisburg, dort auf den nach Frankfurt. Es gab in der Businessclass ein vorzügliches Abendessen und wir begossen unsere diesjährige Reise mit ordentlich viel Champagner.
vimeo.com/674440192
Unser Auto wurde uns in Frankfurt an den Terminal gebracht und wir rollten Richtung Zuhause. Die volle Autobahn war ein echter Kulturschock.
Sechs Wochen Auszeit waren im Nu vergangen.
Fazit: Wie immer fällt das Fazit zwiespältig aus.
Der Unfall hat uns etwas den Elan genommen, andrerseits entstanden dadurch auch interessante Begegnungen.
Die PCR-Testerei und das Warten auf das Ergebnis war nervig – vor allem, weil man nie genau wußte, ob das Ergebnis tatsächlich auch per mail and die entsprechende Unterkunft gesendet werden würde. Aber es hat in allen Fällen prima geklappt – vielleicht sogar besser als bei uns???
Wir haben diese Reise insgesamt sehr entspannt (wenn man mal von zu nahen Elefanten absieht
) genossen. Wie Kinder freuten wir uns über jeden Vogel, auch wenn wir ihn schon x-mal gesehen hatten.
Dennoch: Es war anstrengend. An einem kalten Morgen mit klammen Fingern die widerspenstige Plane über das Dachzelt zu ziehen, gehört zu den Erlebnissen, auf die wir in Zukunft verzichten würden. Es kam hinzu, dass das Zeltequipment eindeutig schon ziemlich bejahrt war.
Auch das Kühlschrankproblem gehört nicht zu den Highlights – wie der Wagen generell auch. Er soff wie ein Pferd – 20l/100 km im Moremi waren normal. Travel Adventure hatte wohl aufgrund der Pandemie seine Flotte reduziert, deshalb konnten wir keinen Diesel-Landcruiser bekommen.
Ansonsten können wir uns über deren Service nicht beschweren. Die Kommunikation vorher war vorbildlich, alle unsere Sonderwünsche wurden aufgenommen und umgesetzt.
Die Anschaffung eines Stativs für das Wagenfenster mit inkludiertem Bohnensack stellte sich als eine gute Investition heraus.
www.berlebach.de/de/?bereich=details&id=645
Warum wir so viele Male ohne Hängematte in Namibia/Botswana unterwegs gewesen waren - völlig unverständlich von heute aus gesehen
Unterkünfte/Campsites
The Waterfront: Ohne Einschränkung zu empfehlen
Tented Camp Third Brigde: Würden wir nach der jetzigen Erfahrung immer wieder bevorzugen.
Khumaga/Boteti: Schöner Platz (wenn es nicht zu voll ist). Es gab ein paar Probleme mit dem Bewegungsmelderlicht in der Ablution, das tagsüber funktionierte aber einige Male im Dunklen nicht.
South Camp/Nxai: War o.k. – die Ablution in Ordnung, gute Einrichtung zum Abwaschen
Baines Baobabs: Können wir leider nicht beurteilen.
Gweta Lodge: Dort wurden gerade einige kleine Bungalows renoviert. Wir wollten aber nicht in den fertiggestellten bleiben, da der Wandfarbe irgendein insektenabweisendes Mittel zugesetzt worden ist und es noch furchtbar chemisch roch. Das angebotene und bezogene Zimmer war ziemlich heruntergerockt, ebenso wie das Bad. Es war aber insgesamt o.k. Das Küchen-und sonstige Personal war sehr nett und hilfsbereit und freute sich sichtlich über Gäste .Das Gelände wird gepflegt (inkl. Pool), aber es sah so aus, als ob die Campsite auf Dauer geschlossen ist.
Nata: Die Ablutions sind etwas in die Jahre gekommen. Service im Restaurant o.k.
Kubu Logde/Kazungula: Würden wir immer wieder gerne wählen. Das nächste Mal (?!) aber ein Chalet beziehen – man wird ja nicht jünger…
Muchenje: Tolle Lage am Chobe. Die Stellplätze sehr schön, aber auch hier könnten wir uns vorstellen, eine der dort angebotenen festen Unterkünfte zu beziehen. Sehr empfehlenswert.
Mavunje: Mir hat es dort sehr gefallen. Ein Tag weniger hätte allerdings auch genügt, aber dann wären wir um das Vergnügen der Bootstour mit Dan gekommen.
Shametu: Sehr gerne immer wieder – egal ob im Chalet oder auf der Campsite. Letztere hat natürlich den Nachteil, dass man keine Sicht auf den Fluss hat.
Shakawe: Nie wieder, solange das Bordellschiff dort liegt. Es soll angeblich nicht zur Lodge gehören. Nach diesem Erlebnis habe ich verstanden, warum Dan/Mavunje beim Einblick eines ähnlich großen Schiffs, das im Kwando ankerte, sagte, er würde davon träumen, das Monstrum abzufackeln.
Drotzkys Cabin: Seitdem wir das erste Mal dort auf der Campsite gewesen sind, aber Dinner im Haupthaus hatten, wollte ich immer „once in a lifetime“ dort komfortabel in den sehr hübschen Chalets unterkommen. Nun hat es geklappt – leider nur für eine Nacht. Daher Empfehlung ohne Einschränkung….
So, jetzt habe ich wieder Zeit, in den vielen interessanten neuen Reiseberichten zu stöbern.
Vielen Dank für Eure durch die Länge doch etwas strapazierte Geduld.
Bleibt alle gesund, unternehmungslustig und interessiert.
Schöne Grüße
Friederike