28. August 2021: Ein (neuer) Tag in der Khwai Concession (Campsite Magotho MAG7) / Teil 2
Dieses Kapitel handelt wirklich nur von der Leopardin, Ihr seid gewarnt!
Entdeckt haben wir sie übrigens völlig zufällig (ich habe zumindest nicht mitbekommen, dass oder ob Diteko Spuren getrackt hat) –wir sind einfach um eine leichte Biegung gefahren und da saß sie dann
! Wie gesagt genau dort, wo wir gestern ein paar 100 m entfernt fröhlich zu Fuß unterwegs waren
. Allerdings hatte ich gestern schon auch immer ein etwas komischen Gefühl und immer ein Auge darauf gehabt, wo unser Fahrzeug steht, falls ich mich schnell hätte in Sicherheit bringen müssen.
Schön an dieser Sichtung ist auch, dass wir sie ganz alleine genießen können (ein Fahrzeug voller Egoisten
!). Es wäre für jeden, der dort langfährt, ein leichtes gewesen, sie zu entdecken, man wäre ihr ja beinahe über die Pfoten gefahren. Aber es war eben niemand unterwegs außer uns zum richtigen Zeitpunkt.
Dieser richtige Zeitpunkt dauert auch gar nicht so lange. Madame ist zunächst etwas unentschlossen, was sie tun soll.
Hier mal die Gesamtsituation im Überblick. Links die Leopardin, recht am Bildrand eine kleine Impala-Herde.
Die Antilopen erregen durchaus ihr Interesse, aber trotzdem schaut sie auch immer wieder weiter nach links.
Gleich vorab: es wird keine Jagd und keinen Riss geben, nur damit niemand umsonst wartet!
Uns hat sie inzwischen auch entdeckt.
Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass sie wohl vor kurzem am Fluss (oder an einer Pfütze) zum Trinken war.
Es fehlt jetzt nur noch ein Snack zum Glücklichsein, also stalkt sie mal versuchshalber die Impalas.
Diese verziehen sich aber, und so macht sich auch die Katze aus dem Staub.
Ja schade, denken wir, das war’s auch schon wieder
, aber schön, dass wir sie wenigstens kurz erleben durften, und auch noch in diesem schönen Licht
.
Falsch gedacht, denn wir haben Diteko nicht auf dem Schirm
. Bei solchen Gelegenheiten durfte ich schon öfters sowohl sein feines Gespür dafür, was das Tier vorhat sowie seine Fahrkünste bewundern! Auch heute fährt er gezielt, aber nicht aggresiv der Leopardin nach, auch wenn man zeitweise keine Ahnung hat, wo sie ist und warum er gerade in diese Richtung fährt. Allerdings arbeiten alle mit, und so entdecken wir sie immer wieder zwischen Bäumen, Büschen und Gras.
Dieses Foto ist für mich auch Game-Drive-Realität, daher darf es mit in den Bericht. Mein Autofokus hat manchmal andere Sachen im Blick als ich
Ständig ändert sie ihre Richtung - wir haben aber nicht das Gefühl, dass sie vor uns davon läuft, sondern dass sie selber nicht so recht weiß, wohin sie genau will.
Manchmal verlieren wir sie aber ganz aus den Augen, denn selbst unser Landcruiser mit DT am Steuer kann nicht fliegen und oft müssen wir große Umwege fahren, um wieder freie Sicht zu haben.
Eine Viertelstunde später, als schon niemand mehr daran glaubt, finden wir sie im Gebüsch liegend.
Wer kennt das nicht? Panisch macht man solch bescheuerten Fotos
, weil man ja denkt, es wäre die letzte Chance.
Dann legt sie sich aber doch irgendwo frei hin, und schnell kann man ca. 30 Fotos wieder löschen
!
Was wir inzwischen schon fast vergessen haben: Madame hat noch Hunger! Sie erspäht irgendeine unsichtbare Beute (vermutlich sind im Gebüsch die Impalas unterwegs), aber die scheinen auch ganz schnell wieder zu verschwinden. Schnell entspannt sie sich dann wieder.
Nur die doofen Touristen sind noch da.
Also ist wieder eine Runde Hinlegen angesagt und Warten, was denn so des Weges kommt!
Dieses Mal erkennt Diteko (aber nicht wir), was die Katze stalkt: ein Frankolin.
Dieser ist aber auch nicht dumm und macht sich so schnell wie die Impalas aus dem Staub.
Völlig angepisst wendet sich die Leopardin ab.
Pffff, sie wollte eh keinen Frankolin fangen.
"Frankolin? Ich? Ich fresse doch keine Hühner, da sind nur Knochen und Federn dran. Soweit kommt es noch ."
Vor Ort wirkt ihre Körpersprache derart witzig, dass wir uns über ihren Frust leider das Lachen nicht verkneifen können, obwohl es für sie ja eine blöde Situation ist. Offensichtlich hat sie nämlich Junge, zumindest kann man ein Gesäuge erkennen (und nein, wir werden keine Leoparden-Cubs zu Gesicht bekommen – Entwarnung!) und umso mehr auf Nahrung angewiesen.
Nach der Frankolin-Pleite macht sie sich also zielstrebig wieder auf den Weg, teilweise mitten in der prallen Sonne
Hier sehen wir dann zuletzt auf einer etwas offeneren Stelle, bevor sie völlig im Busch verschwindet, in dem es für uns kein Durchkommen gibt.
Diteko wendet unseren Landcruiser und wir fahren einen großen Bogen, um auf eine andere Pad zu kommen, die grob in die Richtung führt, in die die Katze gelaufen ist. Die Chance, sie noch einmal zu treffen, schätze ich allerdings sehr gering ein, denn wir müssen uns zunächst wirklich weit von der Stelle, wo wir sie zuletzt gesehen haben, entfernen.
Nach 10 Minuten ist das Thema für mich durch und ich lehne mich gemütlich auf meiner Sitzbank zurück. Keine Ahnung mal wieder, wo wir eigentlich sind
, bei dem Hin- und Herfahren habe ich völlig die sowieso nicht vorhandene Orientierung verloren!
5 Minuten später ein Schrei von Petra:
DA!
Sie zeigt nach links – unglaublich, da steht die Leopardin wie gemalt auf einem umgestürzten Baum. Wo kommt die denn jetzt her?
Und weiter geht das Spiel, sie klettert hinunter, entfernt sich von uns, um kurz darauf wieder in unsere Richtung beizudrehen.
Ihr nächstes Ziel ist ein riesiger Baum, an dem wohl gerne markiert wird. Sie schnuppert und spritzt dann ebenfalls eine Ladung Urin gegen die Rinde.
Hier ist der Baum noch trocken
Auf frischer Tat ertappt
Alles gut eingenässt
Jetzt läuft sie direkt auf uns zu (wir wären ja eigentlich leichte Beute) und lässt uns kurz wissen, was sie von uns denkt.
Danach macht sie sich – nach knapp einer Stunde gemeinsamer Zeit mit uns - endgültig auf den Weg zu ihrem Nachwuchs und lässt uns staunend, hoch erfreut, dankbar, begeistert und voller Adrenalin zurück.
WOW
– was war das für ein Erlebnis, diese tolle Katze
und die spannende Fahrt auf der Suche nach ihr! Und es ist jetzt noch nicht mal 9 Uhr!