Ein Tag im nThambo Tree Camp | Abenddrive
Tja, der Abenddrive. Gestern gab' es ja den Schoko-Minz Kuchen zu meinem Geburtstag und ganz im Geheimen hatte ich mir Geparden gewünscht. Die mal von näher zu sehen, wo wir doch schon das Glück hatten, in diesem Urlaub überhaupt mal welche zu sehen, das wäre stark.
Naja... der Wunsch war dann doch etwas zu viel, wie ich schon morgens erfahren hatte. In der Kaffeepause hatte ich Matt angesprochen, ob sie denn auch Geparde mal in ihrem Gebiet haben. Er verneint. Die letzten Geparde waren vor über 2 Monaten in ihrem Gebiet der Klaserie gesichtet worden und auch da nur kurz auf der Durchreise.
Meistens ist das Gebiet hier einfach zu verbuscht und es bietet kaum größere Flächen mit kurzem Gras, dass den Geparden vernünftige Jagdmöglichkeiten bieten würden. Außerdem gibt es ein Rudel aus 6 Löwen-Männchen in dem Areal, dass aber im Augenblick nicht bei nThambo ist, sondern weiter westlich im Park und dort wohl mit einem anderen Rudel zusammengestoßen sein. Dazu die beiden Löwinnen die wir gestern gesehen haben... zu viele andere Predatoren, als das sich Geparde hier wohl fühlen könnten.
Gut das klingt alles plausibel, ich hätte mir wohl doch besser Wildhunde gewünscht!
Wir rumpeln los, aber es ist wie ausgestorben. JC ist wieder unser Guide, Johanna sitzt auf dem Trackerstuhl. Die beiden geben sich Mühe und fahren die kleinen Seen und Wasserlöcher an. Aber es lässt sich kaum etwas blicken.
Yellow-billed Hornbill | Gelbschnabeltoko
Über den Schakal freuen wir uns dennoch, denn auch wenn das komisch klingen mag, wir haben noch nie so richtig schön mal Schakale zu Gesicht bekommen, wo alle anderen berichten, die würden ihnen fast das Fleisch von der Gabel nachts am Feuer klauen.
(mal übertrieben ausgedrückt... ) Es ist wohl wie mit den Gabelracken unser erstes Mal in namibia, die wir auch nie gesehen haben.
Black-backed Jakal - Schabrackenschakal
Unser Funkgerät knackt und JC meldet sich. Die Konversation können wir nicht verstehen, aber es ist das Gamedrive-Fahrzeug von der Schwesterlodge "Africa on Foot", mit dem wir gestern bei der Löwensichtung gestanden haben. JC hört aufmerksam zu und legt das Walkie Talkie zurück.
"Haltet euch fest, wir müssen jetzt Gas geben und sind bestimmt eine halbe Stunde unterwegs und es wird ziemlich ruppig!"
Johanna klettert von ihrem Behelfssitz auf der Motorhaube runter, glücklicherweise haben wir ja noch einen zusätzlichen Platz im Fahrzeug. Was jetzt kommt, möchte auch sie nicht quasi vor dem Fahrzeug erleben. JC wendet den Wagen und erklärt uns, dass wir uns beeilen müssen und komplett auf die andere Seite ihres Gebiets fahren.
Dazu fährt er jetzt einmal schnurstraks mit einem Affenzahn durch die kleinen PADs auf direktem Weg zur Asphaltstraße, die die Klaserie und Timbavati trennt. Vo da aus in Richtung Norden und dann wieder zurück in die Klaserie.
Warum wir uns so beeilen müssen?
Er hat gerade den Funkspruch bekommen das ein Brüderpaar Geparde so eben die Grenze von Timbavati überquert und ihren Weg ins Gebiet von "Africa on Foot" gefunden hat.
Das gibt es doch nicht. Wir klammern uns und die Kameras fest und los geht die wilde Fahrt, die Büsche rauschen an uns vorbei und mehr als einmal machen wir uns ganz klein im Wagen, damit wir nicht von Ästen und Dornen erwischt werden.
Eine gute halbe Stunde später kommen wir über die Teerstraße und sehen dort schon drei oder vier Wagen stehen. JC fährt an allen vorbei und biegt ins Gebiet ab. Er erklärt uns, dass immer nur 2 Fahrzeuge gleichzeitig an einer Sichtung erlaubt sind und da die Geparde sich auf ihrem Gebiet befinden, haben wir und das Fahrzeug von "Africa on Foot" das Vorrecht auf die Sichtung, die anderen Lodgefahrzeuge müssen warten. Wären die Geparden in einem anderen Gebiet, wäre es entsprechend umgekehrt.
Wir fahren also von der Straße und schon nach ein paar hundert Metern laufen sie vor uns eine Böschung entlang. JC folgt ihnen und setzt uns dann vor sie, etwas abseits in ihren Weg. Perfekt für ein paar Bilder, wie sie durch das hohe Gras streifen.
Die beiden zeigen sich auch einzeln im wunderschönen Licht, diese Katzen sind so elegant und einfach schön anzuschauen. Meine absoluten Lieblinge unter den Großkatzen, eine richtig schöne Begegnung und tolle Lichtstimmung. Safariherz was willst du mehr?
Besonders stark, als einer der beiden direkt auf uns zusteuert und man ihn von vorne aufnehmen kann, ganz so als ob er gerade auf Beutezug wäre. Der hängt hier auch an der Wand bei uns.
Zu unserem Glück machen die beiden es uns dann noch einfacher und sie legen sich oben auf die Böschung um die Sonne zu genießen und noch ein paar wärmende Strahlen vor der kühlen Nacht einzufangen. JC positioniert uns wieder perfekt ins rechte Licht und genießen unsererseits diese Sichtung.
Man beachte hier die Harlekinschrecke, die sich mit ins Bild gemogelt hat.
Im Endeffekt sind wir hier nur eine Viertelstunde, vielleicht zwanzig Minuten, aber zum einen müssen wir ja wieder zurück und zum anderen wollen auch die anderen Fahrzeuge zum Zug kommen, was ja auch vollkommen in Ordnung so ist. Die beiden liegen jetzt noch im schönen Licht, wir konnten sie sogar noch in Bewegeung sehen.
Der wichtigste Grund ist aber, dass der eine der beiden mit einem leisen knurren verlauten lässt:
"Keine Fotos mehr bitte!"
Was für ein riesiger Glücksfall. JC ist auch völlig überrascht, sie hatten schon so lange keine Geparden mehr und auch er glaubt nicht, dass die lange bleiben würden, schon am nächsten Morgen gibt es keinerlei Meldungen mehr von ihnen.
Für uns geht es jetzt erstmal wieder eine längere Strecke zurück, bis wir einen hübsches Plätzchen für den obligatorischen Sundowner finden. Es wird geklönt über die tolle Sichtung, nach der ganzen Rumpelei von fast jedem der dazu auserkorene Busch genutzt und der Sonnenuntergang genossen. Danach schnappt sich Johanna wieder ihre Megafunzel für den letzten Teil des Drives, der ja immer, wir kennen uns an Tag 2 jetzt schon aus, im Dunkeln stattfindet.
Wir sehen nichts mehr, Johanna aber.
Da sitzt ein Chamäleon im Baum!
Wirklich keiner sieht irgendwas und erst mit der Vergrößerung der Kamera kann ich es ausmachen. Auf die Frage, wie sie das denn im Vorbeifahren entdecken konnte, antwortet sie mit:
"Man sieht gar nicht das Chamäleon an sich, aber der etwas andere Grünton ist auffällig und dann musss man eben genau schauen."
Ja ne, is klar!
Aber seht selbst...
Flap-necked Chameleon | Lappenchamäleon
Heute ist Braii Abend angesagt und JC dreht sich um, ob wir noch Lust hätten, würde dann aber etwas später. Das andere Fahrzeug hat die beiden Löwinnen entdeckt, die auf der Jagd sind. Ach... da sagen wir nicht nein.
Viel davon zu sehen ist nicht, ich habe eh' festgestellt, dass sich bei den Nightdrives eher Videos lohnen, aber die Szene ist schon beeindruckend. Im Scheinwerfer- und Safari-Funzel Licht schleichen die beiden Katzen durch das hohe Gras. Johanna erklärt uns, dass sich hier Nachts immer die Impalas sammeln, in der Nähe eines Wasserlochs und die Löwinnen hier sicher ihr Glück versuchen. Kleinere Herden sind hier versprengt im Gras unterwegs und wir hören sie auch manchmal davon jagen. Die Katzen aber sind ihnen nicht auf den Fersen, ihre Anwesenheit reicht dennoch vollkommen aus, dass überall Unruhe aufkommt.
Wo genau wir aktuell sind, keine Ahnung. Gut, dass man selber nicht im Dunkeln unterwegs ist. Wir haben keine Orientierung, aber hier steht eine andere Lodge. Ein 2-stöckiges Gebäude mit umlaufenden Verandas auf jdem Stockwerk. Komisch, dass keine Gäste rausschauen, wenn 2 Löwen quasi vor Tür ihre Beute ausspähen.
JC und Johanna wollen den beiden ihr Jagdglück nicht verhageln und meinen auch, dass es noch nicht nach einer Jagd aussehen würde. Wir sind auch schon mehr als eine halbe Stunde über unserer Zeit und das Essen wartet. Der Wagen wird gewendet, wir fahren an der ominösen Lodge nach rechts, einen kleinen Bogen und sind keine 2min später auf dem Deck unserer Lodge. Das Feuer am Braii Platz brennt schon hoch und neben unserem kleinen, beleuchteten Wasserloch liegen zwei Löwinnen.
Das war gar keine andere Lodge, dass war das Haus des Lodgebesitzers bei dem wir standen. Es gibt also Braii, wir sitzen auf Deck wieder alle zusammen an der langen Tafel und am Wasserloch dösen die beiden Löwinnen. Völlig verrückt und irgendeiner aus der Lodge schnappt sich regelmäßig die große Taschenlampe und schaut mal, wo die Löwinnen liegen, denn sie wechseln immer mal wieder ihre Schlafposition.
Ein erneut sehr ereignisreicher Tag geht dann auch irgendwann zu Ende. Nach und nach verabschieden sich die Gäste und werden zu ihren Zelten begleitet. Die Katzen haben sich zwischenzeitlich verzogen, andauernd angestrahlt werden, war wohl nicht so toll.
Der Sohn der Familie wohnt im Zelt neben uns, die einzigen beiden die links neben dem Haupthaus liegen. Wir brechen zusammen mit Johanna auf, bringen ihn zum Zelt und gehen dann zu unserem. Zwischen den Zelten liegen vielleicht 50m, und jetzt sehen wir wenigstens wo sich unsere beiden Hauskatzen hin verzogen haben. Sie liegen gute 30m neben unserem Kiesweg im Gras und dösen.
Johanna leuchtet in die Richtung und geht voraus, auf halbem Weg frage ich sie nach unserer Exit-Strategie. Nach vorne zu unserer Hütte oder wieder zurück? -
"Einfach laufen! " lautet ihre Antwort und in dem Moment steht die vordere der beiden Löwinnen auf.
Wir stocken alle und ich für meinen Teil kann sagen, dass einem da das Herz in die Hose rutscht. Sie bewegt sich sehr langsam und träge und dreht sich direkt von uns weg, geht 10m weiter weg und legt sich direkt zu ihrer Schwester wieder ins Gras.
Wir sehen zu, dass wir zur Hütte kommen und Johanna tritt den Rückweg alleine an, die arme. Unsere Stirnlampen sind nicht stark genug um die Löwinnen zu entdecken, aber wir können die nächste Stunde immer mal wieder einen Blick erhaschen, wenn Johannas Taschenlampe die beiden streift. Sie hat Nachtdienst und räumt die letzten Sachen weg, schließt alles ab etc., wie sie uns am nächsten Morgen erzählt. Alleine dort an Deck, mit den beiden Löwinnen direkt an der Lodge war ihr nicht geheuer, also hat sie andauernd geleuchtet ob die beiden noch da liegen, wo wir sie zuletzt gesehen hatten.
Nachts werden wir öfter mal wach, unter unserem Zelt rennen Antilopen her. Ansonsten bleibt es ruhig und es gab' keine oder zumindest keine erfolgreiche Jagd mehr in der Nacht.
Gruß,
Robin