Kapitel 2
Endlich auf Pad und die ersten Eindrücke
Dienstag, 8. Januar 2019
Windhoek - Kalahari Transfrontier Park (Mata Mata Restcamp)
Morgens um 4 Uhr werde ich wach und plötzlich fällt mir ein, dass wir die Reservationsunterlagen (Vouchers) von Bwana Tucke Tucke gar nicht erhalten haben. Diese hätten nämlich gestern bei uns im Hotel abgegeben werden sollen.
Um 6 Uhr stehen wir auf und richten noch unsere Fahrgastkabine ein mit dem Zeugs, das wir so brauchen für unterwegs. Gegen 7 Uhr versuchen wir mit Hilfe von Frau Pfaffenthaler, Carsten Möhle zu erreichen, was dann auch bald schon klappt. Er will schauen, was da los ist und will sich nachher nochmals melden. Derweil gehen wir schon mal zum Frühstück, das man im wunderschönen Garten unter Palmen geniessen kann.
Unser vierter Aufenthalt insgesamt im Palmquell. Der schöne Garten alleine ist der Aufenthalt schon wert und das Frühstück wird jeweils an den hier auf dem Foto sichtbaren Tischen im Hintergrund serviert. Birder können hier schon auf Betriebstemperatur kommen, die Kapturteltauben sind natürlich schon zu hören und dieses Mal haben wir sogar auch Lovebirds entdeckt.
Dann kommt tatsächlich schon bald die SMS, dass er unterwegs sei. Wir machen uns reisefertig und Carsten mit seinem legendären Land Rover tuckert auf den Hof. So können wir gar nicht mal so viel später als vorgesehen los, halten noch kurz beim Cymot (für die Spannsets und eine Dose unverzichtbares WD40
) und um 08:55 Uhr sind wir definitiv auf Pad.
Zuerst geht es auf der B1 südwärts bis kurz vor Mariental und dann ostwärts nach Stampriet alles auf Teer und schön flüssig bei 120km/h mit Tempomat praktisch ohne Verkehr. An der Tanke in diesem Kaff mitten im Nirgendwo lassen wir den Reifendruck absenken, denn jetzt biegen wir ein in die C15 auf die Schotterpiste und ziehen praktisch ohne Pausen durch. Der Grenzposten in Mata Mata schliesst schon um 16:30 Uhr und so sind wir halt etwas unter Zugzwang. Das wussten wir aber und ist für uns bei solchen Überbrückungsetappen auch völlig in Ordnung. Aus dem Autofenster nimmt man die schöne Landschaft im Auobtal ja trotzdem wahr. Als wir für eine kurze Pause aus dem Auto steigen, werden wir von der Hitze beinahe erschlagen. Aber wir hören zum ersten Mal so richtig die Geräusche der Natur, Zikaden zetern, Vögel zwitschern, ein heisser Wind lässt die Äste der Bäume und das spärliche Gras sanft hin und her wogen. Ich schliesse die Augen, sauge es tief in mich auf und mit einem tiefen Seufzer der Zufriedenheit geht es hurtig zurück ins klimatisierte Auto.
Einschub: jetzt beim nochmaligen Sichten und Aufbereiten der Fotos fällt mir auf, dass ich am ersten Tag noch sehr fotofaul gewesen bin. Von der Fahrt nach Mata Mata habe ich kein einziges Bild geschossen (wir haben nur ein paar Videos mit der Gopro gemacht). Wie gesagt mussten wir uns etwas ranhalten und daher haben wir fast keine Pausen gemacht. Was aber natürlich nicht heissen soll, dass die Fahrt durch das Auobtal nicht schön wäre...
Um 15:50 erreichen wir den Grenzposten und weil natürlich absolut niemand sonst da ist, sind wir in weniger als fünf Minuten durch. Selbst der südafrikanische Polizist will sich nicht mehr als nötig aus seinem klimatisierten Office bewegen und kommt nach Erledigung der Papiere nur rasch raus, um uns den Schlagbaum zu öffnen. Die sonst obligate Frage nach dem Feuerholz - es ist verboten, welches aus Namibia einzuführen - bleibt aus.
Die Campsite von Mata Mata ist heute sehr gut belegt und die besten Stellplätze bei den grossen Schattenbäumen sind alle schon weg. So müssen wir mit einer Site etwas näher zur Tankstelle vorlieb nehmen, die auch sehr nah an den anderen liegt. Wir bauen kurz die Zelte auf und machen uns dann noch auf zu einem ersten kleinen Gamedrive. Endlich wieder zuhause!
Dieses Bild würde ich normalerweise niemals auswählen, um es in einem Reisebericht zu zeigen. Es ist aber das allererste, das ich auf diesem ersten Gamedrive gemacht habe und damit es hier nicht ganz so fotoarm bleibt, erhält dieser Springbock einen Ehrenplatz. Und was mir auch beim zweiten Blick aufgefallen ist; er hat sogar einen kleinen Passagier auf dem Gesicht.
Es ist äusserst trocken hier und das Gras ist, anders als in anderen Jahren, noch ganz Gelb und ziemlich kurz. Es hat sehr wenig Wild, wie uns schnell auffällt. Wir fahren bis zum «Craig Lockhart»-Wasserloch und wieder zurück. Ein paar Schakale, Springböcke, Gnus, im ein und demselben Baum zwei
Cape Eagle-Owl und eine Spotted Eagle-Owl, den ersten
Pale Chanting Goshawk mit Riss am Boden bekommen wir zum Auftakt zu sehen.
Die schöne Spotted Eagle-Owl und...
... der etwas verstrubbelt dreinschauende Nachwus verbringen den Tag im Schatten
Der erste «PCG» (oder auch «Kalahari Chicken») für dieses Jahr und das gleich mit einem Riss! Sehr schwierige Lichtverhältnisse mit der grellen Sonne und dem Schatten. Musste stark aufgehellt werden. Was ist der Riss? Borstenhörnchen?
Das Licht ist fantastisch, die Kalaharidünen leuchten Rot und das goldgelben schimmernde Gras wiegt sich im leichten Wind. Wir sind froh und zufrieden, aber langsam auch sehr hungrig.
Zurück im Camp kaufen wir uns im kleinen Shop noch neues Eis und zwei kalte Ginger Beer. Der Mitarbeiter fragt, ob wir die Löwen gesehen hätten, da seien welche gleich hier beim Camp vorbeigelaufen. Auf der Campsite dann macht uns eine Nachbarin darauf aufmerksam, dass diese grad vorhin am Wasserloch gewesen wären, jetzt aber hinten im Gebüsch verschwunden sind. Nach dem Eindunkeln kommen sie dann tatsächlich zurück, es sind zwei Erwachsene (Männchen und Weibchen) und zwei noch ziemlich kleine Jungtiere.
Wir grillen uns herrliche Chickenwings an einer Peri Peri-Marinade, dazu einen leckeren Safranrisotto *. Als Vorspeise und zum überbrücken des ärgsten Hungers einen Salat aus Gurken, Peperoni, Zwiebeln und Feta.
* Den Safran und Risottoreis haben wir von zuhause mitgebracht.
Bis wir schliesslich essen, ist es schon fast 21:30 Uhr und gleich danach schleichen wir direkt in unsere Zelte. Schon nach zwei oder drei Minuten höre ich nebenan aus Beenie’s Zelt leises Schnarchen.
Tageshöchsttemperatur: 40° C
Tageskilometer: 589,3km (Etappe: 554,8km / Gamedrive #1: 34,5km)