Hallo zusammen,
wie auch 2012/2013, als Ilona und ich das letzte Mal über die Weihnachtszeit in der Zentralkalahari waren, gibt es diesmal wieder einen Erfahrungsbericht.
Ilona habe ich am 22. Dezember morgens vom Flughafen abgeholt. Da ich zwei Tage eher in Windhoek war und die Zeit für die Besorgung der Verpflegung etc. genutzt hatte, konnte sich meine Frau nach dem anstrengenden Flug in das gemachte Nest setzen und sich geschmeidig von mir in das Thakadu-Camp, ca. 7 Km von Ghanzi entfernt, chauffieren lassen. Habe ich anstrengenden Flug geschrieben? Nix da.
Da ich vorher Monate lang das Dilemma um die Air Namibia verfolgt hatte, dachte ich mir, bevor die pleitegehen und unsere gesammelten Meilen in die Tonne wandern, versuche ich doch mal schnell noch ein Upgrade. Zwei Tage vor meinem Abflug in Frankfurt angerufen, das Upgrade für die Business-Class klargemacht (meine Meilen meiner Frau übertragen, 130,- Euro Restbetrag überwiesen und schließlich pünktlich das Ticket per Email erhalten). Aber nicht für mich, nein, nein. Ohne das Ilona davon etwas mitbekam, habe ich quasi ihr Ticket (Sitzplatz 11A) heimlich auf Sitzplatz 2A “geupgraded“. Ob ihr es glaubt oder nicht, sie hat es bis zum Schluss nicht bemerkt. Erst als sie im Eingangsbereich des Fliegers stand und üblicherweise nach rechts abbiegen wollte, machte das freundliche Flugpersonal sie auf ihren Fehler aufmerksam und zeigte ihr schließlich das Schlafsofa für die kommenden 10 Stunden. Ich hätte so gerne ihr Gesicht gesehen. Na ja, das Dauergrinsen hielt ja während der ganzen Fahrt zum Camp an. Mein kleines Weihnachtsgeschenk. Aber das nur am Rande!
Wir hatten nun Zeit bis zum 05. Januar (Rückflug), davon waren wir 10 Nächte/11 Tage in der Zentralkalahari.
Grenzübergang absolut unproblematisch, keine Kühlschrankkontrolle.
In Ghanzi vollgetankt, auch die 4 Kanister. Das war auch diesmal vollkommen unnötig. Es beruhigt aber den Kopf, zu wissen, dass man(n) Reserven hat. Ob ich bei der nächsten Tour auf volle Reservekanister verzichten werde...?
Das Thakadu-Camp ist sehr nett und ein idealer Startpunkt, wenn es über Xade in den CKGR geht.
Wir sind am nächsten Tag um 06:50 Uhr los, waren gegen 11:00 Uhr in Xade (Parkeingang), gegen 14:00 Uhr in unserem ersten gebuchten Camp Piper Pan 1.
Vom Thakadu-Camp bis nach New Xade normale Gravel Road (ca. 130 Km, ca. 70 Minuten). Ab New Xade (ca. 75 Km, gute 3 Stunden) zum Teil sehr sandige Sandpiste! Ab Xade bis Piper (ca. 70 Km, gute 3 Stunden) noch sandiger. Hinzu kam das zum Teil recht hohe Gestrüpp rechts und links. Man fährt die ganze Zeit mit einem Tunnelblick. Anstrengend!
Eintritt: 120 Pula p.P.p.T Parkgebühr + 50 Pula p.Fz.p.T. (Achtung: 1000 Pula für Fahrzeuge über 3,5 t) Soll ja auch vorkommen. Die 10 Übernachtungen hatten wir genau vor einem Jahr bei BigFoot gebucht (350 Pula p.P.p.T.).
Hier die aktuellen Telefonnummern der drei Gates, falls es mal ein Problem gibt (Stand Dezember 2019):
- Matswere: +2676530084 oder 85
- Tsau: +2676530086 oder 87
- Xade: +2676530088 oder 89
Ob im Falle eines Falles wirklich jemand kommt, kann ich nicht beantworten.
Piper Pan Camp 1 (drei Übernachtungen) entschädigt für die anstrengende Fahrt. Es ist und bleibt für uns einfach der beste Platz im Park. Vier schattenspendende Bäume, super Blick auf die Pan. Wir also das Lager aufgeschlagen. Die ersten dicken Regentropfen. Bei 38 Grad eine willkommene Erfrischung. Vor Freude halb nackt durch die Gegend gehüpft. Tja, und dann kam die Welle. Ein apokalyptischer Sturmregen setzte unser Camp innerhalb von wenigen Minuten komplett unter Wasser. Fußknöchelhoch. Unsere Stühle, zusammengeklappt und unter das Auto gelegt, um sie vor dem Regen zu schützen, komplett unter Wasser. Die beiden ausgelegten Solarpanele, vollständig unter Wasser. Die ursprünglich an vier Ecken befestigte Plane flatterte plötzlich im Sturm, nur noch von einem Gurt gehalten. Unfassbar. Wenn wir nicht die ganze Zeit bemüht gewesen wären, unser Hab und Gut vor dem Untergang zu retten, hätten wir auch gemütlich duschen können. Nach gut 15-20 Minuten war alles vorbei. Das Camp war nun ein See und für uns die nächsten drei Tage nicht zu gebrauchen. Aber gut, Camp Piper Pan 1 ist groß genug. Camp 2 hat übrigens die gleiche Ausstattung (Feuerstelle, Dusche, WC), liegt aber mitten im Busch und hat keinen direkten Blick auf die Pan.
Im Camp unglaublich viele Skorpione. Sah man auf den ersten Blick nicht. Aber mit Hilfe einer kleinen UV-Lampe leuchtete es überall. Toll anzusehen. In diesem Camp waren sie aber alle ziemlich träge. Also Obacht, wer gerne ohne Schuhe durch die Gegend läuft.
Lekhubu Pan Camp 1 (eine Übernachtung) hat augenscheinlich 2 Stellplätze (ohne Gewähr), beide aber ohne Schatten, ohne Dusche oder WC, dafür aber auch wieder sehr viele Skorpione (dunkelbraune und sandfarbene), die allerdings nicht so schläfrig schienen wie die Jungs von Piper und kreuz und quer durchs Camp liefen. Gewöhnungsbedürftig. Das Wasserloch in der Nähe war ohne Wasser, schöner Ausblick zum Sonnenuntergang.
Sunday Pan Camp 4 (zwei Übernachtungen), (Feuerstelle, Dusche, WC), schöner Blick von oben auf die Pan, sehr nah an Nachbarcamp 3, Wasserloch mit Wasser, aber ohne Tiere (komisch, haben dort noch nie Tiere gesehen), im Camp keine Skorpione, Camp 1 in der Nähe der Leopard Pan mitten im Busch ohne Ausblick.
Passarge Pan Camp 2 (drei Übernachtungen), (Feuerstelle, Dusche, WC), zwei kleine, schattenspendende Bäume, viele Vögel, wenige und scheue Skorpione, Blick in die Ebene, entspannte und lohnenswerte Drives in östliche und westliche Richtung, jeweils ca. 45 Min. von Camp 1 und Camp 3 entfernt, Wasserloch weitere ca. 9 Km von Camp 3 entfernt, Camp 1 liegt auf einer Anhöhe, schöner Blick, Camp 3 liegt mitten im Busch, ist schattig und hat die kürzeste Anfahrt zur Passarge Pan (Wasserloch).
Motopi Pan Camp 2 (eine Übernachtung), (Feuerstelle, Dusche, WC), relativ schattig, sehr nah am Wasserloch, keine Skorpione entdeckt.
Am Tsau-Gate sind wir wieder raus, Übernachtung erneut im Thakadu-Camp.
Fast jeden Tag hatten wir zwischen 30 - 40 Grad. In der Zeit zwischen 12:00 Uhr bis 16:00 Uhr war es naturgemäß am heißesten und wir taten uns schwer, uns aufzuraffen und etwas zu unternehmen. Die restliche Zeit war temperaturmäßig überraschend angenehm. Selbst die Nächte waren diesmal kein Problem. Die einmal abgelesenen 28 Grad Außentemperatur empfanden wir sogar mal als zu frisch - verrückt.
Es hat in den 11 Tagen jeden Tag in der Ferne gedonnert und geblitzt, aber nur zweimal bei uns geregnet (Piper und Passarge).
Haben relativ viele Tiere mit Jungtieren gesehen und hatten wenig bis keine Probleme mit Moskitos oder Ameisen.
Sind von Ghanzi nach Ghanzi rund 1000 Km gefahren, davon ca. 600 Km in der Kalahari und haben in dieser Zeit ca. 172 l Diesel verbraucht. Für Freunde der Statistik: 2012 sind wir mit dem selben Fahrzeug 1150 Km, davon 850 Km im Park gefahren (Tsau-Gate rein und raus). Verbraucht hatten wir damals aber nur 160 l Diesel. Der Sand machts!
Zum Abschluss berichte ich noch von einem Erlebnis, welches uns ganz schön zu schaffen machte. Ein Fehler, der uns innerhalb von Sekunden in eine sehr hilflose und fast aussichtslose Lage gebracht hatte.
Neujahr 2020, Fahrt von Passarge Pan Camp 2 über die Passarge Pan zur Motopi Pan. Noch eine Übernachtung, müssen dann den Park verlassen. Abflug in vier Tagen. Den ganzen Morgen dunkle Wolken, blitzen und donnern, das übliche Kalahari-Sommer-Wetter halt. Geregnet hatte es nicht. Jedenfalls nicht bei uns. Gegen 10:30 Uhr kommen wir an der Weggabelung der Passarge Pan an. Eine Route führt zur Piper Pan, die andere zum Deception Valley und unsere eben zur Motopi Pan. Kurzer Stopp, Motor aus, aufs Dach und sehen auf einmal ganz viel Wasser. Überall Wasser. Und wir hören etwas, was wir so noch nicht gehört hatten. Klang irgendwie nach Rindern. Aber quatsch, hier können doch keine Rinder sein. Ins Auto gesetzt und losgefahren. Da wir am Vortag schon mal hier waren, machte ich mir auch zunächst keine Gedanken darüber, dass anstelle der Wege, die unter anderem auch zum Wasserloch führten, sich nun ein großer See vor uns ausbreitete.
Selbstbewusst (heute weiß ich: dumm und fahrlässig) fahren wir in den See. Da war ich noch konzentriert. Doch nach wenigen Metern, oh je, es war total schwer, überhaupt die Spur zu finden. Ach, was sag ich, es war gar nicht möglich, aus dem Auto heraus überhaupt einen Weg zu erkennen. Stattdessen sehen wir links von uns die Verursacher der ‘Rindergeräusche‘. Bestimmt 15 - 20 Ochsenfrösche schwammen im Wasser. Groß sind die. Und laut. Toll.
Wir hatten bisher noch nie Ochsenfrösche gesehen. Abgesehen von den zweibeinigen in der Zivilisation. Und dann war es passiert. Festgefahren. Mitten in einem See. Und nun? Aussteigen, die Tür schiebt das Wasser beim Öffnen weg. Schadensbegutachtung. Fahrzeug steht leicht gekippt auf der rechten Seite, die beiden rechten Reifen zu zweidrittel unter Wasser, der Auspuff (Gott sei Dank) befindet sich auf der linken Seite außerhalb des Wassers.
Motor läuft. Wasser dringt (noch) nicht in das Fahrzeug ein. Wir stehen an manchen Stellen bis zum Knie im Wasser. Sind außer den Ochsenfröschen ganz allein. Nun ruhig bleiben, überlegen, nach Lösungen suchen. Rausfahren klappt nicht, wir graben uns nur noch mehr ein. Auch Holz unterlegen ist albern. Sandbleche! Helfen aber leider auch nicht. Für die Seilwinde ist der nächste Baum zu weit weg. Der HighJack hilft auch nicht weiter. Das Auto kommt einfach nicht hoch. Langsam wird es einem mulmig. Du realisierst, dass du ohne Hilfe hier nicht wegkommst. Auf einmal ein Auto. Zwei deutsche Touristen. Von der anderen Seite des Sees kommend. Spenden uns einen Sack Holz für die Räder. Bringt nichts. Es kommen doch tatsächlich zwei weitere Fahrzeuge. Südafrikaner. Die bringen die Nachricht mit, dass weiterer Regen angesagt ist. Oh je. Die beiden Jungs schauen sich das Dilemma an und los geht’s. Ich kürze ab. Nach insgesamt sechs Stunden hatten wir wieder festen Grund unter den Rädern.
Die Rettung war letztlich die Entscheidung, nach einigen anderen Ideen, die beiden Fahrzeuge an den weichen Rand zu fahren (das hintere hatte das vordere Fahrzeug zur Sicherheit am Abschleppseil) und mit der Seilwinde des südafrikanischen Fahrzeugs sowie sechs verbundene Abschleppseile uns letztlich langsam die ca. 50 Meter herauszuziehen. Das klappte, weil der Motor unseres Landcruisers nicht verreckt war und wir somit auch unterstützen konnten. Ich bezweifle, dass die Seilwinde alleine uns hätte herausziehen können. Zum Teil war die ganze Angelegenheit sehr zwickelig, weil an einigen Stellen der Wagen während der Rettungsaktion drohte, auf die Seite zu kippen. Kann sich sicher jeder vorstellen, wie erleichtert wir waren, als es endlich vorbei war und wie lecker das Rettungsbier schmeckte.
So sehr ich auch immer mal wieder über Südafrikaner schimpfe, ich war noch nie so froh, dass zwei südafrikanische Pärchen unseren Weg kreuzten.
Warum erzähl ich das? Vermutlich als eine Art Selbsttherapie. Ich mache mir natürlich große Vorwürfe, weil ich uns niemals in die Fluten hätte stürzen dürfen. Mit dieser Leichtsinnigkeit hätte ich beinahe unser Auto versenkt. Ich halte uns mittlerweile für einigermaßen erfahren. Trotzdem habe ich die Situation nicht richtig eingeschätzt, bin nicht ausgestiegen und habe nach dem Weg geschaut. Ganz bestimmt wäre die Entscheidung dann gewesen, nicht durch den See zu fahren. So aber nur Augen zu und durch. Großer Fehler. Die Ochsenfrösche haben mich sicher abgelenkt, klar. Aber das darf keine Entschuldigung sein.
Ok, das soll es gewesen sein. Nur noch mal der Hinweis, dass dies unsere gemachten Erfahrungen respektive Meinungen sind. Der ein oder andere wird sicher manche Dinge ganz anders sehen und vielleicht auch über die Schilderung der (nicht ganz so lustigen) Seefahrt mit dem Kopf schütteln. Das wäre aber ok. Wie sag ich immer so schön: Jeder Jeck is anders. In diesem Sinne
Gruß von Ilona und Guido