Tag 38 – 7. November 2019 – Von Kieliekrankie nach Nossob oder 'Gepardentag', 173km
KTP, Nossob Chalet CH4, No. 4
Eine windige Nacht geht zu Ende. Es hat massiv abgekühlt, der Himmel ist strahlend blau. Ein kurzer Game Drive ins Auob-Tal ist heute früh eingeplant, bevor es mit Sack und Pack nach Nossob gehen soll.
Kaum biegen wir in den Auob ein (es ist viertel vor sechs) sichtet Dani oberhalb des Flussbetts eine Geparden-Silhouette. Genau das hatten wir uns im Auob doch erhofft!
Der Gepard ruft flussabwärts, erhält jedoch keine Antwort und verschwindet nach einigen Minuten hinter der Düne.
Wir lassen nicht locker, denn wir sind uns ziemlich sicher, dass es in der näheren Umgebung noch weitere Geparde haben muss. Wir fahren kurz zum Auchterlonie-Picknickplatz hoch - nix los. Weiter zum Auchterlonie Wasserloch - und wer kommt uns im Flussbett etwa 200m weiter südlich entgegen: zwei Gepunktete!
Die beiden stellen sich später als ein Weibchen und als ein Männchen heraus. Während das Männchen lange am Wasserloch trinkt, wirkt das Weibchen ziemlich nervös. Immer wieder suchen wir mit dem Fernglas die Richtung ab, wo wir vorhin den ersten Geparden gesehen haben...
Und keine zehn Minuten später taucht er hoch oben am Rand des Flussbetts auf!
Zielstrebig steuert er auf die beiden Katzen am Wasserloch zu. Sobald diese ihn jedoch entdecken nehmen sie Reissaus. Nun geht es Schlag auf Schlag
. Das Paar von vorhin sprintet über die Strasse, der dritte Gepard in einem Affenzahn hinterher und wir versuchen so gut es geht zu folgen. Zum Glück sind wir das einzige Auto!
Im schönsten Morgenlicht treffen die drei aufeinander. Das Einzeltier ist ebenfalls ein Männchen. Wir haben erwartet, dass sich die Männchen nun um das Weibchen streiten würden. Dem ist aber nicht so.
Gemeinsam bedrängen die beiden Herren nun das Weibchen, welches sich immer wieder lautstark wehrt.
Schnell ist klar, dass die beiden Männchen zusammengehören und es auf das ‚arme‘ Weibchen abgesehen haben. Während den nächsten mehr als eineinhalb Stunden erleben wir interessante Interaktionen zwischen den Dreien im besten Morgenlicht. So zusagen 'Cheetah-Dating' par exellence!
Es folgt nun eine Bilderflut, sorry!
Es wird gerufen,
gerauft,
und auch immer wieder mal durchgeschnauft.
Auch dies ist wieder eine Interaktion zwischen wilden Tieren, wie wir sie zuvor noch nie erleben durften
!
Unglaublicherweise sind wir immer noch das einzige Fahrzeug an dieser Sichtung. Was für ein Glück!
Gestört wird die Szenerie irgendwann gegen zehn vor sieben von einem Löwen, welcher aus Süden das Flussbett hochstapft.
Es ist 'One Eye' aus dem Rudel, welches wir bereits mehrmals bei Kamfersboom beobachten durfen. Er ist alleine unterwegs an diesem Morgen. Die Geparde haben den Löwen bald entdeckt und legen sich flach hin. Fertig Geplänkel!
Der Löwe hingegen hat nur das Wasserloch im Auge und übersieht die Geparde erstaunlicherweise. Für uns Nervenkitzel pur! Irgendwann legt sich der Löwe weiter weg in den Schatten. Er ist für uns nur noch zu hören und nicht mehr zu sehen.
Ein Schwalbenschwanzspint setzt sich in der Nähe auf ein Ästchen und sorgt für etwas Abwechslung in der ganzen Katzen-Hysterie
.
Nach einer halben Stunde geht die Plänkelei zwischen den drei Cheetahs etwas weniger intensiv, aber für uns nicht minder spannend weiter.
Mal wehrt sich das Weibchen gegen die Avancen der beiden Männchen, mal ohrfeigen sich die Männchen gegenseitig. Es ist grandios das zu erleben!
Um acht Uhr dann wieder Szenen-Wechsel
! Im Augenwinkel sehe ich, wie sich der Löwe von vorhin wieder flussabwärts bewegt. Auch den drei Gepunkteten auf der Düne entgeht dies nicht.
Kurz darauf hat er die Geparden erblickt – und wirkt alles andere als erfreut.
Zielstrebig steuert er auf die grazilen Katzen zu.
Zuerst machen sich die Geparde klein. Da sie aber sowieso bereits entdeckt wurden, richten sie sich irgendwann wieder auf und schauen dem Löwen gespannt entgegen. Der Löwe zögert keinen Augenblick und schreitet zackigen Schrittes die Böschung hoch. Als er noch etwa 50m von den Geparden entfernt ist, nehmen diese Reissaus. Zack, zack und weg sind sie!
Der Löwe hinterher, jedoch gemächlichen Schrittes. Mit der Geschwindigkeit dieser ausgewachsenen Geparde kann er es sowieso nicht aufnehmen...
Nach einem kurzen Durchatmen verlassen wir diese tolle Sichtung und rollen etwas weiter südlich, um einen geeigneten Platz zum Wenden zu finden. Wir kommen mit einem sehr netten älteren südafrikanischen Paar ins Gespräch und gerade als wir wegfahren wollen, kommt uns der Löwenmann von vorhin wieder im Flussbett entgegen.
Mit dem haben wir noch eine Rechnung offen! So ergeben sich einige schöne Fotomöglichkeiten und später nochmals ein etwas längeres Gespräch mit dem südafrikanischen Paar. Was für ein Zufall, dass der Herr im selben Bereich wie Dani arbeitet. Die Männer tauschen Visitenkarten aus und wollen in Kontakt bleiben…
Um viertel vor neun überlassen wir den Löwen sich selbst, fahren noch bis Gemsbokplein hoch und schon geht es zurück nach Kieliekrankie. Schnell das Auto einräumen, uns von Jacques verabschieden und auf der Lower Dune Road nach Osten.
Bei Kij Kij haben die Huftiere wieder Überhand gewonnen. Im Beisein von grossen Oryx- und Gnuherden verspeisen wir ein kleines Frühstück. Vom gestrigen Eland-Kadaver ist nicht mehr viel über. Wahnsinn, wie schnell das geht!
Mit erlaubter Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h fahren wir danach gen Nossob. Die Tiere haben sich in den Schatten zurückgezogen. Wir klappern alle Wasserlöcher auf dem Weg ab und machen bei Dikbaardskolk einen kurzen Toiletten-Stopp.
Kurz nach zwei sind die über 120km nach Nossob fast geschafft. Einige hundert Meter südlich des Camps wartet aber noch eine weitere Überraschung auf uns: eine Geparden-Dame mit Springbock-Kill! Das gibt es nicht - wochenlang keine Geparde weit und breit und am heutigen Tag bereits vier Stück…
Wir bleiben eine Weile bei ihr, entscheiden uns dann aber den Check-in zu erledigen sowie unsere diversen elektronischen Geräte und Akkus in unserem Häuschen einzustecken.
Mahaliweber / White-browed Sparrow-Weaver
Gleich darauf, um drei Uhr, sind wir wieder auf Pad. Vom Licht her müsste die Gepardin mit ihrem Kill je länger je mehr in die Sonne geraten.
Zwar zieht sie den bereits stark malträtierten Springbock immer mehr in den Schatten, mit der Zeit ergeben sich jedoch einige tolle Fotomöglichkeiten.
Obwohl die Gepardin sehr vollgefressen aussieht und sich kaum noch bewegen kann, beginnt sich kurz nach vier nochmals zu fressen. Acht Schakale warten derweil darauf, auch einen Happen abzubekommen. So richtig traut sich aber keiner ran.
Um halb fünf verlässt die Gepardin ihren Kill und legt sich in unserer Nähe unter einen Baum.
Es vergehen keine drei Sekunden und schon hat sich der Trupp Schakale den Kill geschnappt.
Obwohl es archaisch zu und her geht scheint eine gewisse Rangordnung vorzuherrschen.
Nicht minder spannend anzusehen! Bereits nach einer viertel Stunde ist kaum noch etwas vom Kill zu erkennen!
Wir fahren südlich bis Marie Se Gat und stehen dort eine Weile. Das Licht wäre fantastisch, ausser einigen Schakalen und Oryx herrscht jedoch gähnende Leere.
So kehren wir heute bereits eine halbe Stunde vor Torschluss ins Camp zurück. Wir sind gesättigt für den Tag!
Nach einem kurzen Besuch im Shop grillen wir leckere Braajbrodjies. Später sitzen wir noch eine Weile im Hide am Wasserloch. Ein Löwe brüllt regelmässig, scheint sich mal zu nähern, ist dann aber länger nicht mehr zu hören. Und uns zieht es langsam aber sicher in unsere gemütlichen Betten im Chalet...