Tag 23 – 23. Oktober 2019 – Eine Bootstour auf dem Kwando, 0km
Njazanga Island
Aufgrund der Hitze haben wir letzte Nacht nicht wirklich gut geschlafen. Um sechs Uhr hält mich nichts mehr im Dachzelt
. Dani folgt kurz darauf. Auch die ersten hyperaktiven Drosslinge, Bülbüls und Graulärmvögel sind unterwegs.
Vor dem Beginn unserer Bootstour wollen wir uns noch etwas in die Lounge am Kanal setzen.
Heftiger Wind verhindert dieses Vorhaben erfolgreich. Sandgestrahlt im Caprivi soll der Titel des heutigen Tages nicht heissen
. So verkriechen wir uns in unser geschütztes Freiluftwohnzimmer, schreiben Tagebuch, lesen und quatschen.
Kurz nach zehn ist es endlich so weit. Gemeinsam mit Lynne und Brian, einem Ehepaar aus Simbabwe und zwei deutschen Pärchen, welche 'nur' einen Tagestrip geplant haben, geht es los in Richtung Bootsanlegestelle. Die Fahrt hinten auf dem Pick-up ist rumplig. Immerhin sehen wir unterwegs einen hübschen Zimtroller. Diesen eher seltenen Vogel mögen wir sehr gerne. Aufgrund der Trockenheit kann Dan seine Bootstouren leider nicht mehr direkt vom Campingplatz aus starten.
Wir verteilen uns auf die beiden Boote und richten uns ein. Toll haben sich Lynne und Brian sich spontan dazu entschlossen, mit uns auf den Bootstrip zu kommen. Es entstehen sogleich spannende Gespräche und wir sind einmal mehr baff, wie offen, positiv und interessiert Leute häufig sind, wenn man ihnen auf dieselbe Art und Weise begegnet
.
Gleich um die Ecke treffen wir auf einen grossen Pod Hippos mit einem Schwarm Klaffschnäbel im Schlepptau.
Hippos, Klaffschnäbel und ein Nimmersatt
Einige Brachschwalben (Collared Pratincoles, Erstsichtung) sitzen auf der Sandbank nebenan. Was für schöne Vögel!
Wir dürfen runter vom Boot und uns den Tieren langsam zu Fuss nähern. Das gibt tolle Fotomöglichkeiten
.
Dan kennt 'seine' Hippos und ist total gelassen.
Lynne, Dani und die Hippos:
Dan steuert das Boot geschickt durch die Untiefen im Kwando und stellt sich als sehr behutsamer Bootsführer heraus. Die Flusspferde haben sich an seine ruhige und langsame Fahrweise in ihrer Nähe gewohnt und sind eher neugierig als aggressiv. Wenn wir ihnen zu nahe kommen tauchen sie ab und gut ist es.
Obwohl es auch heute brüllend heiß ist, sind die Tiere am Kwando recht aktiv.
Purpurreiher / Purple Heron
Klaffschnäbel im Vorder- und Lechwes im Hintergrund
Das Mittagessen ist bereits aufgetischt, als wir auf Njazanga Island ankommen. Clement hat wunderbare Arbeit geleistet! Wir sitzen im Schatten eines grossen Baumes und geniessen. Zwischen dem Paar aus Simbabwe, Dan und uns zweien entwickeln sich angeregte Diskussionen. Die Dürre ist natürlich ein grosses Thema, ebenso die Schwierigkeiten im Tourismussektor hier im Caprivi und die angespannte Lage in Simbabwe. Die Zeit vergeht wie im Fluge, denn wir verstehen uns trotz Altersunterschied prächtig.
Schon ist zwei Uhr und wir schippern weiter flussabwärts, in Richtung der Grenze zu Botswana.
Klunkerkraniche / Wattled Cranes
Die Klunkerkraniche kriegen wir noch besser als im Moremi vor die Linse.
Senegalkiebitz / African Wattled Lapwing
Ebenso einen Malachiteisvogel. Dani ist mit den Fotos aber noch nicht ganz zufrieden
.
Malachiteisvogel / Malachite Kingfisher
Bindenschwalben, ein Rotbauchreiher sowie ein Nachtreiher (Erstsichtungen) sind nur einige unserer speziellen Vogelsichtungen an diesem Nachmittag.
Nachtreiher / Black-crowned Night Heron
Wie immer sitzt der Graufischer äusserst fotogen auf seinem Ast...
In der Nähe der Namushasha Lodge treffen wir auf ein Kudu-Weibchen mit frisch gebrochenem rechtem Vorderlauf
. Scheinbar ist sie das Flussbord runtergestürzt. Wie kann das einem sonst so geschickten Tier nur passieren? Dan ist sich unsicher, ob ein Krokodil schneller sein wird, oder sie durch die Wildhüter erlegt wird, um ans begehrte Fleisch ranzukommen.
Bei der Kolonie der Weissstirnbienenfresser herrscht Hochbetrieb...
...und bei uns fliessen die gekühlten Getränke in Strömen. Weiter geht es mit freudigen Sichtungen: Flusspferde, Krokodile, jede Menge Vögel und ein Nilwaran auf der Suche nach einem Snack.
Wie schön, haben Lynne und Brian dieselben Interessen wie wir. Geduldig warten wir, was wohl geschehen wird.
Dann gehts ganz schnell und wir erleben für uns die Sichtung des Tages - einen 'Kill':
Danach zeigen sich nochmals Lechwes, Wasserböcke, Büffel, Buschböcke, Sitatunga, Reed Bucks und Kudus. Nur die Elefanten kommen heute Nachmittag nicht an den Fluss zum trinken. Dafür manövriert Dan unser Boot nochmals geschickt in die Nähe eines Malachiteisvogels.
Wir sind zufrieden
.
Gegen Abend auf der Rückfahrt in Richtung Campsite dürfen wir uns ein kurzes Bad im Kwando gönnen. Scheinbar halten sich hier um die Ecke
meist keine Hippos und Krokodile auf
. Die Abkühlung ist mehr als willkommen. Die Lufttemperatur ist auch nach fünf Uhr nachmittags kaum auszuhalten!
Während dem Sonnenuntergang beobachten wir mehrere Giraffen, welche ans Wasser kommen möchten. Sie sind wie gewohnt zögerlich. So ist es beinahe dunkel, als sie das Wasser erreichen.
Im letzten Licht ist uns auch noch ein Elefant vergönnt. Was für ein schöner Tag und was für eine friedliche Abendstimmung. Die Strapazen von gestern sind vergessen
.
Später lassen wir das Boot lange in der Nähe eines Elefantenkadavers stehen. Dan hofft auf Hyänenbesuch. Gemäss einer Forschergruppe war gestern Abend ein ganzes Rudel vor Ort. Wir warten lange und tauschen während dieser Zeit Geschichten aus.
Besonders eindrücklich sind für uns die Erzählungen von Lynne und Brian, welche beide Farmer waren in Simbabwe, bevor sie vom Staat gewaltsam enteignet wurden! Auch sonst erfahren wir viel zur Situation in Simbabwe, aber auch zu den Schwierigkeiten, die Dan im Caprivi tagtäglich meistern muss. Wir sind beeindruckt, was diese Leute hier in Afrika teilweise durchmachen und dass sie den Glauben ins Gute im Menschen trotzdem nicht verloren haben. Chapeau!
Leider tut sich am Elefantenkadaver rein gar nichts. Im Stockdunkeln und mit Hilfe unserer Taschenlampen manövriert Dan das Boot nach acht Uhr zurück zum Camp. Abgesehen von einem halbherzigen Hippo-Angriff gibt es keine Aufreger
. Auf 'unserer' Insel wartet Clement bereits mit einem leckeren Chicken-Potje auf uns. Dazu gibt’s Mealie Meal. Das Essen schmeckt wunderbar!
Wir sind alle zu müde, um noch lange am Feuer zu sitzen und legen uns schon bald in unsere Zelte. Es ist heiss!