Tag 10 – 22. Oktober 2018 – Khwai at its best
Khwai Concession – North Gate, Moremi
Was für eine Nacht! Nach dem Abzug des Gewitters hatten wir noch bei Regen das Zelt aufgeklappt und uns endlich in unsere warmen Schlafsäcke gekuschelt. Draußen prasselten die Tropfen auf das Dach des Bushcampers. Da wir todmüde waren, dauerte es trotzdem nicht lange, bis wir eingeschlafen waren. Mit Sonnenaufgang standen wir auf. Der Regen hatte aufgehört, aber der Himmel war weiterhin wolkenverhangen, und die Sonne hatte ihre liebe Mühe, sich hindurch zu kämpfen, was für eine dramatische Färbung sorgte.
Von unserer überhasteten Flucht in den Camper war an diesem Morgen nicht mehr viel zu sehen. Unsere Feuerstelle war nicht mehr erkennbar, lediglich Stühle und Tisch lagen zusammengeklappt draußen im Staub oder im Gras. Wir hatten wirklich Glück gehabt, zu Beginn des Unwetters bereits in unserem Camp gewesen zu sein. Beim Aufklappen von Ruths Stuhl entdeckten wir einen kleinen, gutgelaunten Frosch, der hier Unterschlupf gesucht hatte.
Wir räumten alle Sachen auf und ordneten die Dinge im Auto. Uwe kochte Kaffee und Tee, und Ruth putzte die Scheiben. Die Luft war frisch und klar, der Himmel vollständig bewölkt.
Wir fuhren am Khwai entlang Richtung Südwesten. Im Gegensatz zu gestern Nachmittag sahen wir keine Elefanten. Als von rechts ein Gamedrive-Fahrzeug aus dem Gebüsch kam, deutete der Fahrer in die Richtung, aus der er gekommen war. Wir folgten seinem Tipp und schlugen die Fahrspur ein. Bereits nach hundert Metern sahen wir noch andere Autos im Dickicht stehen. Dort lag ein Elefantenkadaver und müffelte vor sich hin. Lebendig sind sie uns eindeutig lieber!
Im Gebüsch schlief ein großes Löwenmännchen und bewachte mehr oder weniger motiviert seine Beute. Meist hielt es die Augen geschlossen und bewegte sich kaum. Weißrücken- und Kappengeier saßen auf den Bäumen bzw. machten sich an dem Aas zu schaffen.
Kappengeier
Hatten sich die Vögel endlich vorsichtig bis zum Kadaver vorgepirscht, musste der Löwe sichtlich widerwillig seiner Arbeit nachkommen, aufspringen und die Futterkonkurrenten verscheuchen.
Nach zwei halbherzigen Attacken auf die Geier entschied er schließlich, dass die Vögel seine Anstrengungen nicht wert waren und legte sich erschöpft unter einen Busch. Zuvor scharrte er allerdings mehrfach verärgert Sand über den Elefanten und kratzte auch an verschiedenen Stellen den umliegenden Boden auf. Wir haben keine Ahnung, ob er wirklich verärgert war. Vielleicht weiß jemand sein Verhalten besser zu erklären.
Schmarotzermilan
Auch Helga und Michael trafen bald ein, und obwohl der Löwe ziemlich inaktiv war und meist nur herumlag, blieben wir doch fast eineinhalb Stunden vor Ort.
Der Elefant war aus naheliegenden Gründen ebenfalls sehr träge und stank bestialisch nach Verwesung. Regelmäßig wehte eine süßlich-moderige Schwade durch unser Auto. Es war widerlich. Wir rangierten ein wenig herum. Aus einer anderen Perspektive war der Gestank ein wenig besser zu ertragen, und so nutzten wir die Wartezeit, um den restlichen Obazda von gestern mit Schwarzbrot zu verspeisen. Als wir schließlich selbst nicht mehr so genau wussten, auf was wir eigentlich warteten, tat uns der Kater den Gefallen, noch einmal seinen Kopf zu heben, und wir verabschiedeten uns.
Weiter ging es durch die Khwai Concession. Eigentlich wollten wir immer am Fluss entlang fahren. Es gab jedoch noch ein paar Seitenarme, die wir uns nicht trauten zu durchqueren. An einer Stelle hatten wir schon andere Fahrzeuge bei der Wasserdurchfahrt gesehen. So konnten wir ebenfalls erfolgreich einen Wasserarm überwinden. Michael zeigte uns eine Giant Eagle Owl (Milchuhu) in einem Baum.
An einer Stelle standen mehrere Autos in der Nähe eines Baumes. Schon von weitem war der Grund hierfür schnell ausgemacht: Wir sahen einen Leoparden auf einem Ast liegen.
„Leopard im Baum“ – so sehen Safariträume aus. Mit Leoparden waren wir in unseren Urlauben bisher nicht so reich gesegnet, mit solchen im Baum erst recht nicht. Daher freuten wir uns sehr über diese Sichtung. Das schöne Tier lag zunächst entspannt, gähnte von Zeit zu Zeit und besah sich den Trubel unter ihm.
Mittlerweile hatten sich mit uns bereits sieben Autos unter seinem Ausguck versammelt. Das war ihm dann wohl doch ein wenig viel. Der Leopard erhob sich,
besah sich die Lage erst von der einen,
dann von der anderen Seite
und sprang vom Baum. Für einen kurzen Moment entschwand er unserem Blickfeld, lief um die Autos herum und kam direkt vor uns wieder aus dem Gras heraus. Das war wirklich ausgesprochen kooperativ von ihm.
Er lief ein Stück entlang der hohen Gräser parallel zu unserer Spur, leckte sich hin und wieder seine Schnauze, auf welcher sich ein kleiner blutiger Kratzer befand und überquerte schließlich vor uns die Pad, bevor er im Gebüsch verschwand.
Außer uns suchten noch drei Guides nach dem Leo. Bisher waren wir rückwärts vor ihm her gefahren. Nun wendeten wir und konnten ihn tatsächlich noch einmal zwischen den Büschen und ein kurzes Stück dahinter auf dem Weg entdecken.
Seine Verfolger zerstreuten sich, und wir wogen unsere Möglichkeiten ab. Würde der Leo seine Richtung beibehalten, so würde er irgendwann den Fluss erreichen. Bis dahin war es jedoch noch ein ziemliches Stück. Trotzdem beschlossen wir, es zu versuchen und auf seinen Durst zu setzen.
Um die von uns auf der Karte auserwählte Stelle zu erreichen, mussten wir einen ziemlichen Umweg auf uns nehmen, aber unsere Hartnäckigkeit wurde belohnt. Nach einigem Warten und Suchen, entdeckten wir das Fleckentier erneut. Der Leopard saß etwas erhöht neben einem Baum auf einem Termitenhügel und beobachtete die Umgebung.
Als er sich niederlegte, verabschiedeten wir uns und fuhren weiter. Wieder einmal verloren wir uns im verwirrenden Wegenetz. Bis wir einen gewünschten Abzweig realisiert hatten, waren wir auch schon daran vorbei gefahren. Nicht schlimm – alle Wege führen zum Khwai!
Wir begegneten noch einem Trupp Elefanten, der ebenfalls am Fluss seinen Durst löschte
und mussten noch eine etwas tiefere Furt überwinden,
bevor wir irgendwann die Hauptstraße Richtung Khwai erreichten. Auf allen Straßen standen kleine und große Pfützen vom gestrigen Regen.