Bienchen Summ-Herum im Nirgendwo...
Heute klingelt mal kein Wecker, bzw. der würde schon klingeln, aber erst später. Wir werden wachgeklopft. Nach einem kurzen Blick über den Platz ist der so genannte „Weckspecht“ dann auch schnell gefunden.
Weckspecht
Grund genug also, nach der morgendlichen Routine und einem kurzen Frühstück , sich noch einmal in die stacheligen Büsche zu schlagen und nach ein paar gefiederten Freunden zu schauen.
(ich sag’s gleich… das Federvieh muss ich noch nachschlagen)
Der gesamte Platz dort ist übersät von kleinen Löchern im Boden. Das ist uns gestern Abend nicht aufgefallen, aber vielleicht weiß ja jemand was Näheres… ich tippe ja auf eine Neubausiedlung achtbeinigen Krabbelgetiers.
Wir müssen noch schnell zahlen, halten also beim Haus der Besitzer an und unterhalten uns noch kurz. Dabei fällt der Blick auf einen Baum mit interessanten Früchten, die wir flugs zum Probieren angeboten bekommen. Ich sag‘ nur seeeeehhhhrrr SAUER!!!
Richtung Maun zieht sich die Asphaltschlange weiter dahin, es ist jetzt nicht gerade eine spannende Strecke. Hier und da sind kleine Ansiedlungen zu sehen, aber außer zwei Kontrollen auf dem Weg passiert einfach nicht viel… auch bei den Kontrollen selber allerdings nicht:
#1 VET-Fence: Wir werden gar nicht kontrolliert. Ok, damit haben wir aber eigentlich auch gerechnet, weil wir von Süd nach Nord fahren
#2 Foot & Mouth Disease Control: Klingt schon wichtig und wir stellen uns gedanklich auf die eklige Schuhmatte ein, von der wir schon so viel gehört haben. Ein kurzer Blick und dann winkt man uns einfach weiter.
Da bleibt uns nicht viel anderes über, als einfach weiter Crossing-Striche für Kühe und Ziegen in unser Buch zu schreiben. In Maun sehen wir etwas, dass wir dieses Jahr auch
nur in Maun sehen werden. Eine echte Besonderheit:
STAU
Der Grund ist schnell ausgemacht. Die Streifen der Zebras werden dort im Moment nachgezogen. Die wissen halt was für Tourismus wichtig ist.
In erster Linie wollen wir Maun nur kurz zum Tanken nutzen. Direkt beim Ortseingang stehen wir zwar schon an der Säule, aber der nette Mann an der Säule gibt uns zu verstehen, dass irgendwas kaputt ist. Das ist sogar eher ein Glücksfall für uns. So fahren wir erst in den Ort und finden
Riley’s Garage, für uns ein Tipp, weil man dort alles bekommt. Botswanisches
„One-Stop Shopping“ quasi.
# Wir tanken auf und stellen den Wagen ab direkt dort ab…
# …Mara geht ein Stück die Straße runter in eine Art Haushaltsladen, vorbei am Geldautomaten am Zahltag und somit der Riesenschlange. Sie wollte nach einer Waschmaschine schauen und kommt erfolgreich mit einem schönen Modell in Blau zurück…
# …in den, der Werkstatt angeschlossenen, Shop, in dem ich weitere die 2 Dinge besorge, die ich noch gerne haben wollte. Panzertape
(kann man immer gebrauchen) und noch mal eine Handvoll Kabelbinder. Man weiß ja nie, wann und ob man noch mal unter dem Auto liegt.
# Zusammen geht es noch ins
„Delta Meat Deli“, dass auch direkt nebenan ist. Schön, auch das schon gefunden. Hier haben wir in 2 Tagen eine Fleischbestellung platzieren lassen. Grund genug sich den Laden schon mal anzuschauen und für heute Abend ein schönes Stück Impala mitzunehmen.
SCHÖN, Maun hat sich gelohnt. Alles bekommen was wir haben wollten und viel Zeit haben wir auch nicht verloren. Wir machen uns auf die A3 in Richtung Baines Baobabs. Mara hat das Steuer, wir sind beschwingt mit gut 100 km/h unterwegs und
RUUUUMMMSSSS…

kurzer Schreck und
RUUUUMMMSSSS…

die Bremse wird gequält und
RUUUUMMMSSSS 
… die Verzögerung hat schon gut eingesetzt, die Landschaft steht fast neben uns und wir werden belohnt mit einem deutlich schwächerem
RUMMS.
Wir sind voll in eine Schlaglochpiste reingebrettert. Für die nächsten 18 Kilometer ist es eine Mischung aus 30er Zone und Schrittgeschwindigkeit fahren. Ein paar hundert Meter nach den ersten Schlaglöchern kommt dann auch ein Warnschild.
> Uneven Road<… AHA. Danke für den Tipp. Die Bezeichnung „Uneven“ übersetzt sich übrigens mit:
„Sehr geehrter Verkehrsteilnehmer. Sie haben vor ca. einem halben Kilometer die, im engeren Sinne, befestigte Straße verlassen und wir heißen Sie herzlich Willkommen auf der neuen Elchtest-Teststrecke Botswanas. Wir bitten Sie, ab diesem Zeitpunkt die vollständige Straßenbreite, stellenweise auch die Böschung, zu nutzen. Durch die innovative und durchdachte Konstruktion und Lage der Schlaglöcher können Sie sich ab jetzt voll und ganz dem Ausweichen selbiger widmen. Der Gegenverkehr mag Ihnen zwar Abschnittsweise auf Ihrer Spur entgegen kommen, aber dann fahren Sie einfach auf seiner Spur und Grüßen freundlich. Dabei Auszusteigen, ein kurzes Schwätzchen zu halten und danach in Ihr immer noch fahrendes Auto zurückzukehren ist möglich… Sie schleichen ab jetzt sowieso im Schneckentempo weiter.
PS. Bitte halten Sie sich an die „Erlaubte Maximalgeschwindigkeit“ von 120 km/h, diese reduzieren wir nicht. Haben Sie Spaß!“
Eigentlich sind wir ja guter Dinge, aber wir ahnen schon, wenn es so weiter geht wird es wieder Zeit für ein „ABER… Irgendwas ist ja immer!“, aber noch sind wir nicht so weit.
Ein sich häufendes Bild auf der Strecke… Safety First, folks!
Nach einer gefühlten Ewigkeit und dicker Luft im Auto,
(… ein Teilnehmer dieser Reise hat anscheinend jedes getroffene Schlagloch mit einem dummen Spruch von links außen kommentiert…, aber kein Kommentar wer das wohl gewesen sein könnte.
) kommen wir wieder auf eine normale Piste und das lange ersehnte, einsam im Nirgendwo stehende Gebäude, das den Parkeingang markiert, taucht links des Weges an der Straße auf.
Endlich da. Wir checken uns am Gate ein, parken den Wagen im Schatten und machen uns daran Luft abzulassen. Die erste Tiefsand-Etappe steht uns bevor und was man so hört, eine lange, die es in sich hat. Uns wird am Gate geraten am ersten Abzweig links zu fahren, geradeaus ist es sehr tiefsandig. Von zwei Wagen die gerade aus dem Gebiet kommen erfahren wir noch, dass wir die nördliche Route zu den Baines nehmen sollen. Die ist zwar etwas länger, aber nicht so ausgefahren. Immer wieder schön, Camper sind halt so, man kommt fast immer sofort ins Gespräch.
Natürlich nehmen wir am ersten Abzweig dann doch den kurzen Weg geradeaus…
…ist zwar tiefsandig, aber mit wenig Luft gut machbar. Und Vögel hat es auch: „Gabar Goshawk | Gabar Habicht“
Wegen dem weißen Fleck oben am Flügel, denke ich es ist ein „Ant-Eating Chat | Termiten-Schmätzer“
Wenn man im Gebiet rund um die Baines unterwegs ist, stellt man schnell fest, dass es nach vorne, wie nach hinten einfach nur flaches, weites, trockenes Land hat. Man steht wirklich so ein bisschen im Nirgendwo. Wir sind nicht super spät dran, aber auch nicht so früh. Die Leute haben diese Passagen entweder schon vor uns in den Park genommen oder mussten schon früher raus. Wir sind hier das erste Mal auf der Reise allein unterwegs. Ein klein wenig auf Safari, auch wenn wir uns hier nicht viel ausgerechnet haben und nicht enttäuscht werden… es ist so brutal trocken, dass wir außer ein paar Vögeln keine Lebewesen entdecken.
Wir schauen natürlich immer ob man irgendwo die Baines schon sehen kann, im Hitzeflimmern verschwindet der Horizont aber immer als eine, große Masse. Doch irgendwann schält sich eine Insel aus dem Einheitsbrei und endlich wissen wir, wo unser Ziel liegt.
Auch der Blick nach hinten zeigt nur Leere
Das kann so ziemlich alles sein, meiner Meinung nach
„Ant-Eating Chat | Termiten-Schmätzer“
Baines Baobabs
Die Baobabs sind schon beeindruckend. Wir sind auch hier alleine und da müssen natürlich ein paar Fotos gemacht werden. Relativ schnell wird klar, man braucht irgendwie eine Referenz im Bild, damit man die Größe überhaupt erfassen kann. Mara fasziniert hingegen in erster Linie die große Pfanne und die damit verbundene Leere. Sie nimmt also lieber mich al Motiv im Nichts.
Links neben meinem Kopf müsste man den Baobab von Baines Campsite #3 sehen.
Größenvergleich in allen Variationen, mal mit Auto…
…dann mit Mara…
…und mir…
…und uns als Schatten.
Zwischen den Bäumen ist es schattig, aber man wird sofort von Fliegen belagert. Kann ich schon verstehen, die versuchen bestimmt rücksichtslose Touris zu vertreiben. Ob hier oder später im Caprivi, findet man einen Baobab, bei dem man aussteigen kann und an den man direkt rangehen kann… aber seht selbst. Verstehen muss man das nicht, die stehen seit Jahrhunderten unbehelligt da rum und dann das.
Ganz toll, dass du da warst…
Lange Zeit haben wir ja gedacht man fährt um die Pfanne herum und nicht mitten durch die Pfanne hindurch um zu den Campsites zu kommen. Das gefällt uns natürlich richtig gut, Mara besonders. So sieht sie viel von der Pfanne und es ist wirklich eine ganz eindrückliche Landschaft hier. Aufgeplatzte Erde, sandige Böschungen und hier und da stehen vereinzelt Baobabs. Die perfekten Wegweiser um die entsprechenden Campsites zu finden.
Unsere Heimstatt für die nächste Nacht
Ablutions-Schnecken
Longdrop
Eimer-Dusche
Longdrop und Eimer-Dusche muss ich hier zeigen, weil wir vom Folgenden keine Fotos haben. Ich schaue mich noch auf dem Platz um und Mara nimmt den Longdrop in Angriff, bzw. versucht es zumindest. Bienen haben sich hier breit gemacht. Es ist mehr oder minder die einzige Wasserquelle auf weiter Flur.
Naja. Was soll’s. Wir haben Licht, es ist immer noch heiß, also mal auspacken. Tisch und Stühle platzieren. Etwas Salat aufschneiden und nebenher Brauchwasser in unsere „Waschmaschine“ und einen leeren 5l Kanister umfüllen, damit wir schön warm die Eimerdusche nutzen können.
Denkste,… Pustekuchen! – kaum drehe ich das Wasser ab und stelle die Gefäße ab schwirrt es überall um uns herum. Nicht übertriebene, hunderte Bienen stürzen sich auf den nassen Fleck unter dem Brauchwasser Hahn und ebenso auf den Eimer und den 5l Kanister. Beides zwar verschlossen, aber die Tropfen am Rand reichen aus. Rund um offenes Wasser ist sofort eine Quarantäne-Zone. Man kann sich gar nicht mehr nähern.
Todesmutig versucht Mara zwar ein bisschen zu Schnibbeln, aber auch das muss bald aufgegeben werden. Tja…
ABER, irgendwas ist ja immer!
Man kann es eh‘ nicht ändern und da wir uns vom heimischen Balkon mit einem nervigen Wespenvolk auskennen, hoffen wir mal darauf das auch afrikanische Hautflügler sich zur Ruhe begeben, sobald das letzte Sonnenlicht verschwindet. Wir fahren also noch mal los und schauen uns noch etwas um. Ein Stück die Pfanne runter gibt es ja noch Baines #3, mal sehen wie der Platz so ist.
Unsere #2 ist schöner als die #3, hier liegen aber überall Früchte der Baobabs rum, was wiederum ganz cool ist, wir haben die schließlich noch nie gesehen.
Auf dem Weg zurück fahren wir wieder in Richtung Baines, man kann rechts die Campsite #2 bei den großen Baobabs erkennen und links im Hintergrund liegen die Baines. Maras Favourit wäre die Campsite #1, das ist die einzige direkt an der Pfanne mit Blick über die endlose Weite und die Baines.
Es ist immer noch hell als wir zurück kommen und so bauen wir erst mal auf, richten das Zelt her und entzünden das Feuer. Damit sind wir dann in der Dämmerung fertig, aber noch gehört der Platz den Bienen.
Hinten rechts sieht man die Wasser-Kanister für’s Duschen, aber an die ist kein rankommen.
An den Sundowner-Drink gehen auch die Bienen nicht ran und wir nutzen die Szenerie am Feuer um einen Blick in Richtung Pfanne zu genießen, wo sich die Sonne verabschiedet und den Himmel in tiefes lila tunkt.
Mit den letzten Sonnenstrahlen verlassen dann auch endlich die letzten „Summser“ unseren Platz. Das Feuer brennt ja schon, also können wir auch erst mal was zu Essen machen. Zwischendurch gehen wir endlich Duschen, das Wasser hat fast noch einen Anflug von lauwarm. Schön… kalt.
Der Abend mit Blick auf’s Feuer und den mächtigen Baobabs um einen herum ist einfach wieder schön und die Bienen schnell vergessen. Wir sind einfach glücklich, dass es jetzt so richtig losgehen kann.
FAZIT – Campsite #2 Baines Baobabs
Die Campsites hier sind wunderschön. Einsam gelegen, es gibt nur die 3 und somit sehr Exklusiv. Eimerdusche ist ein Highlight und wie wir später gehört haben, waren die anderen Plätze „Bienenfrei“. Wir hatten wohl einfach Pech, dass die dort zu der Zeit gerade ansässig waren. Wenn wir das außen vor lassen und mit einberechnen, dass wir die #1 aufgrund des Blicks noch besser fänden, gibt es
4,5 von 5 Sternen.
Gruß,
Robin