THEMA: Botswanas Beasts & Beauty im April
10 Jun 2018 22:57 #523290
  • Rehema
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  • Rehema am 10 Jun 2018 22:57
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Off-Topic – oder doch nicht ganz….
Nach so vielen Tieren vertragt Ihr nochmal einen „kulturell-philosophischen“ Ausflug, oder? Mir brennt so während des Schreibens noch das eine oder andere auf der Seele, und Euren Reaktionen nach zu urteilen scheint es unter Euch doch einige zu geben, die sich gerne auch mal über solche Dinge austauschen.
Wen das nicht interessiert, der möge das bitte einfach überspringen und wieder mit an Bord kommen, wenn es nach Third Bridge weiter geht! Ich werde das in der Überschrift deutlich kennzeichnen.

Ich möchte über einige „Umwege“ nochmal den einen oder anderen Gedanken aus Diskussionen mit Euch aufgreifen. Auf Umwegen deshalb, weil Black Pools mich nochmal daran erinnert. Meine Gedankenschleifen sind manchmal etwas weitläufig, ich hoffe, Ihr könnt folgen…. :blink:

Ich hatte sehr lange gebraucht, um herauszufinden, wo in oder um den Moremi denn der „Gomoti River“ liegt, an dem die „Lion Children“ mit ihrer Mutter und Peter im Camp gelebt haben. Von den Beschreibungen her dachte ich, könnte es in der Nähe von South Gate liegen, fand aber nichts. Suchte dann Karten um den Khwai herum ab – vielleicht ist der Gomoti ja ein Nebenarm davon? Vergeblich. Ich suchte in google – auch nichts. Und wenn man DA so gar keine Ergebnisse bekommt, heißt das ja eigentlich, dass es unbedeutend klein und unbekannt sein muss. Also gab ich erst mal auf. Schade :( – wollte ich doch gerne, wenn wir dort sind, wissen, wo sie gelebt und „ihre“ Löwen erforscht haben!
Aber irgendwann fing ich wieder an. Ich hatte mir später neben einigen Auszügen der Tracks4Africa-Karte auch die Shell-Karte um die Black Pools ausgedruckt. Und plötzlich sah ich dort einen Fluss, der als „Gomoti River“ bezeichnet war! Endlich! Also DORT waren sie! Er liegt etwas süd/südwestlich der Black Pools.
Außerdem fand ich dann auch, dass auf der Strecke nach South Gate von Maun aus kommend die „Santawani Plains“ mit dem „Santawani Air Strip“ lagen, und unterwegs wies auch ein Schild zur „Santawani Lodge“. „Santawani“ hieß eines der von ihnen erforschten Löwenrudel – also mußte es ja dort im Umfeld sein!
Das freute uns alle irgendwie, und während wir um die Black Pools kreisten, stellten wir uns vor, dass sie u.a. hier ihre regelmäßigen gamedrives und Beobachtungen gemacht haben müssen! Irgendwo las ich auch, dass die Black Pools erst recht spät in den Moremi mit eingeschlossen wurden. Zur Zeit der Löwenforschung lag dieses ganze Gebiet also noch gar nicht innerhalb des Parks!
Das also ist meine Gedanken-Brücke zunächst zurück zu dem Buch der „Lion Children“.

Kurz bevor wir uns auf unsere Reise machten, sagten die Kinder, sie wüßten zu gerne, was aus den Kindern heute geworden ist (sie müssen so ca. 10 Jahre älter sein als unsere). Tja, und was machen Kinder heutzutage, wenn sie so etwas heraus finden wollen? Genau – sie „googlen“! Und Benni wurde auch schon bald fündig! Über die Kinder fand er wenig (dass der eine Biologie studierte, und Maisie auf einer Schauspielschule sei und…).
ABER er fand einen Zeitungsartikel über die Mutter, Kate Nicholls. Das allerdings waren recht traurige Nachrichten – mit dem Titel „Rape ruined my dream of Africa!“. [url=http://]www.dailymail.co.uk/.../Rape-ruined-dream-Africa...lions-Botswana.html[/url]
Einige Jahre nachdem das Buch herausgekommen war, wurde sie in Maun auf dem Weg zu einer Freundin (wohl noch bei Tageslicht), dreifach vergewaltigt. (wie sich später herausstellte wohl von einem Trio, das in dieser Zeit mehrere Frauen in Maun überfiel). Irrsinnigerweise fand sie dann recht professionelle Hilfe bei der Polizei, die sie selber viele Jahre zuvor während ihrer Zeit in Maun (in der sie in einem Projekt zur Unterstützung mißbrauchter Frauen mitarbeitete) angeleitet hatte! Immerhin hatte ihre Arbeit Frucht getragen…..
An den Folgen davon zerbrach letztlich dann auch ihre Beziehung zu Peter, die Botswanische Regierung gab ferner irgendwann keine Zustimmung mehr zu dem Löwenforschungsprojekt (weil die Löwen dermaßen in der Zahl abnahmen, dass sie darin keinen Sinn mehr sahen, obwohl es viele neue Erkenntnisse brachte. Auch hatten sie gehofft, daraus einen Beitrag zur HIV/AIDS-Forschung zu leisten, da sie herausgefunden hatten, dass ca. 80% der Löwen dort an dem FIV („Feline Immunodeficiency Virus“) erkrankt seien, damit aber weitaus besser überlebten als HIV-infizierte Menschen.)
Sie kaufte sich Land in Südafrika, wo sie wohl bis heute lebt.

Hm – so hatte Benni sich das Ergebnis seiner Recherche nicht vorgestellt, und war erst mal ziemlich bedrückt. Und wir hatten daraufhin manche nicht leichte Gesprächsthemen aufzuarbeiten…..
Andrerseits auch nicht nur schlecht, denn so hatte Botswana als das „Paradies“, das es für die Kinder bis dahin ein wenig gewesen war, einen Riss bekommen, bevor wir uns auf den Weg dorthin machten.

Wir wollen alle unseren Kindern am liebsten „das Paradies servieren“ – aber ich bin auch immer wieder froh, wenn wir Gelegenheiten haben, weniger schöne Orte und schwierige Erlebnisse gemeinsam zu verarbeiten, weil das sie lebenstüchtiger machen wird, als wie wenn wir uns nur „von Spaß zu Spaß“ hangeln! Denn DAS kann im wahren Leben nicht lange gut gehen….

Kate Nicholls wird u.a. in diesem Artikel zitiert:
“Rape is a fact of life in Africa…… If you live in a rural community, you are at the mercy of what the guys want to do….. Africa is a harsh place…. but I know where my passions lie."

(Ja, ich höre schon die Stimmen derer, die sagen, dass Vergewaltigungen/Gewalt an Frauen auch ein Problem in westlichen Ländern ist. Ohne das abstreiten zu wollen, muss ich aber doch klar anmerken, dass es in vielen anderen Kulturen auf diesem Globus weitaus mehr an der Tagesordnung steht!)

Und das bringt mich nochmal zurück zu einigen anderen Aussagen, die aus Eurer Runde kamen, und zu manchen Gedanken, die sich für mich daran anschlossen (S. 19/20 in meinem Bericht):

loser schrieb:
„Die Herumschlaferei der afrikanischen Herren der Schöpfung, die ständige Anbaggerei, die sugar daddies für junge Mädchen, erlaubte Polygamie etc. sind einfach eine Katastrophe für diese Länder.“

Matthias schrieb:
„Dass viele Kinder in Botswana ohne Eltern aufwachsen ist auch eher HIV zuzuschreiben als Teenagerschwangerschaften…..Es gibt viele Gründe für die Probleme in Afrika, Sex ist eher nicht das Hauptproblem….“

Wie immer man das Sexualverhalten einordnen will – es läßt sich jedenfalls nicht leugnen, dass HIV-Verbreitung eindeutig mit dem Sexualverhalten in Zusammenhang steht.
Ich weiß nicht, ob man ein „ranking“ der Probleme in Afrika aufstellen kann, aber ich persönlich denke sehr wohl, dass u.a. in dem Sexualverhalten viele Probleme begründet sind. Denn es hat sehr vielfältige Folgen.
Ein Beispiel hier aus Malawi, von dem ich übrigens über n-tv erfuhr, welches mir aber auf diverse Weise hier lokal von Einheimischen bestätigt wurde:
Vor längerer Zeit stieß ich auf n-tv auf einen Artikel mit einer Überschrift von: „Mann infiziert 100 Mädchen mit HIV“ – ich las, und stellte fest: es handelt sich um Malawi, in dem ich gerade lebe!
Es war die Rede von den sogenannten „Hyänen“. Das sind Männer, die dazu auserkoren sind, „rituellen Beischlaf“ zu vollziehen – natürlich obendrein gegen Bezahlung. Es gibt sehr viele verschiedene kulturelle Gründe, warum irgendwelche bestimmten Männer mit irgendwelchen bestimmten Frauen schlafen sollen. Z.B: wenn ein verheirateter Mann stirbt, muss der Bruder des verstorbenen Mannes mit der Frau schlafen, um böse Geister fern zu halten. In jenem Zeitungsartikel ging es nun mehr um junge Mädchen, mit denen die „Hyäne“ schlief (gegen Geld) für irgendwelche anderen rituellen Reinigungen. Hier war die Rede über einen spezifischen Mann, der nun hier in Malawi vor Gericht stand, da er 100 junge Mädchen dadurch HIV-infiziert habe. Laut malawischem Gesetz sind die Praktiken dieser „Hyänen“ nicht erlaubt. Aber diese „Hyäne“ sagte nach wie vor frei und frank, dass er Recht getan habe, und dass unabhängig vom malawischen Gesetz dies weiterhin in diesem Land praktiziert würde und so auch bleiben werde!
Und Letzteres ist nichts als die blanke Wahrheit! Buchstaben auf dem Papier sind eine Sache in Afrika – die Realität eine andere.

Matthias schrieb:
„Da die "afrikanischen Herren der Schöpfung" ja nicht untereinander "herumschlafen" hat auch der weibliche Teil einen nicht unerheblichen Anteil daran.“
Ich würde auch nicht behaupten, dass Frauen bessere Menschen wären als Männer. Auch unter Frauen gibt es falsche Schlangen. Kürzlich erzählte mir eine deutsche Freundin hier, die mit einem Inder liiert ist:
In Indien gibt es ja wirklich viel schlimmen Mißbrauch an Frauen. Daraufhin wurden viele Projekte zur Stärkung der Frauenrechte durchgeführt. Das haben inzwischen einige hinterhältige Frauen für sich entdeckt, und schlagen Profit daraus! Denn wenn eine Anklage gegen einen Mann vorliegt, muss inzwischen der Mann seine Unschuld beweisen – was oft genug schlicht unmöglich ist. So laufen also zig „frei erfundene“ Rechtsverfahren, an denen diese Frauen super verdienen – und einige Rechtsanwälte haben dieses lukrative Geschäft auch längst für sich entdeckt!
Der Hinterhältige wird in jedem System eine Lücke finden, die seinen Vorteilen dient – egal ob Mann oder Frau!
Dennoch bleibt wohl undiskutabel bestehen, dass Frauen weltweit einen sehr viel schlechteren Stand haben und auch in sehr vielen Ländern machtloser sind - von der körperlichen Unterlegenheit ganz zu schweigen.
Ich persönlich habe es überdurchschnittlich gut, mit den Männern, mit denen ich aufgewachsen bin, und mit den Männern, die an meiner Seite leben – mein Mann und meine Söhne und viele andere Männer in unserem Bekanntenkreis! Aber ich sehe sehr viel anderes um mich herum….. Das zu leugnen wäre ein Unding!

Matthias schrieb:
„Dass die gegenwärtigen Moralvorstellungen westlicher Industrienationen nicht unbedingt zu denen anderer Kulturkreise passen sollte jetzt nicht so überraschen, schließlich ändern die sich andauernd und immer öfter. Ich würde daraus aber nicht die westliche Überlegenheit ableiten, die oben angedeutet wird.“

Ich denke nicht, dass loser hier eine westliche Überlegenheit an den Tag legt, sondern einfach gewisse Dinge in Frage stellt - was erlaubt sein sollte.
Ich habe ein Problem damit, dass man bei manchen Themen den Eindruck hat, man darf keine kritischen Töne anschlagen, denn die werden einem sofort negativ ausgelegt. Da gibt es für mich derzeit v.a. 2 Themengebiete, wo das ganz schnell und zu Unrecht passiert:
1) Afrika/westliche Welt. Aufgrund der Geschichte des Kolonialismus….
2) In Deutschland: kritische Stimmen gegen Ausländer und deren Kulturen. Auch aufgrund der Geschichte – des Holocausts in Deutschland.
Toleranz ist gut und wichtig, aber sie kann nicht bedeuten, dass alles erlaubt ist, oder dass alles möglich ist, oder dass alles gleich gut ist. Denn dann sind wir in der Anarchie und haben überhaupt keine Werte mehr.
Wer FÜR etwas ist, wird wohl oder übel auch ab und zu mal GEGEN etwas sein müssen. Sonst stehen wir auch nicht mehr FÜR etwas, denn manche Dinge schließen sich einfach gegenseitig aus.

Es ist schön und löblich, dass Deutschland sich verpflichtet hat, Andersdenkende aufzunehmen. Aber ich beobachte die deutsche Politik mit Sorge, denn man möchte gerne „alle und ALLES umarmen“, nur um bloss nicht wieder den selben Fehler wie in der Geschichte zu machen. Wer da mal seine Fragezeichen anmeldet, wird ganz schnell als „Rassist“, oder gar als „Nazi“ verschrien.
Werte lassen sich jedoch nur in einem gesunden Maße von Abgrenzung erhalten. Ich habe den Eindruck, die Schweizer wissen besser darum Bescheid, dass Abgrenzung auch gut sein kann!
Demokratie muss auch den Raum bieten, dass man mal sagen darf: “So weit und nicht weiter!“, oder „So nicht!“. Ich wünsche dringlich, dass unsere Politiker der westlichen Welt alle mindestens mal 3 Jahre in einer dieser grundverschiedenen Kulturen verbringen, bevor sie interkulturelle Politik betreiben! (und auch unsere Innenpolitik ist inzwischen interkulturell…) Und zwar 3 Jahre in solchen Kulturen nicht zwischen 5-Sterne-Hotels, Roten Teppichen und Grünen Tischen, sondern dort, wo der Alltag sich abspielt! Dann wären auch sie manchmal nicht mehr weit entfernt von Mzeekenyas Zitat: „Die ersten vier Wochen ist der Besucher ein Tourist. Nachher ein Rassist".
Ich möchte hier klar betonen (und Ihr habt es in meinem Schreiben ja auch schon bemerkt), dass ich diesen Kontinent und seine Menschen nach wie vor auf eine besondere Art liebe. Ja, sie liegen mir wirklich am Herzen! Und ich vermisse sie, wenn ich längere Zeit in Deutschland bin! Und es gibt auch vieles an ihren Kulturen, das ich schätze, und Dinge, die mein Leben bereichert haben und die ich von ihnen gelernt habe und nicht missen möchte!!!!
Aber es gibt hier auch viele Dinge, die sind desaströs, schlicht weg lebensfeindlich. Und die muss man doch auch mal benennen oder in Frage stellen dürfen, ohne gleich als „Rassist“ oder als „überheblich“ abgestempelt zu werden???
Es ist nicht hilfreich, als Gegenzug zu vorherigem (eigenem, oder politisch geschichtlichem) Fehlverhalten nun zu allem einfach den Kopf zu nicken.

Eine Predigt über „Kultur“ unseres malawischen Pastors in der Baptisten Kirche vor einigen Wochen hat mich schwer beeindruckt. Ich muss ihn doch noch um seine Notizen bitten – so brillant, feinfühlig, liebevoll und gleichzeitig geradlinig, das kann ich gar nicht wieder geben! Aber vielleicht gelingt es mir, einige Kern-Gedanken weiter zu geben, die ich in diesen Diskussionen als unabdingbar ansehe:
Sein Aufhänger war eine Zeitungskolumne, in der hier immer einer (recht patent) etwas schreibt, was diese Woche in Malawi „good“ und was „bad“ war. Da hatte dieser (von unserem Pastor sonst geschätzter) Kolumnist sich positiv geäußert zu einem „Aufstand/Erklärung“ des Ngoni Chiefs in der nördlichen Gegend um Livingstonia Mission: Der oder die Chiefs haben der dortigen Kirche (Nachfolger von David Livingstone, dort ist eine der sehr guten Sekundarschulen, aus der schon so mancher kluge Kopf in Malawi hervor gegangen ist) erklärt, dass sie NICHT aufhören werden mit dem Bier trinken und Sich-Betrinken und mit der Polygamie. Pastor Chirwa sprach nun über „Kultur“ – was das ist, und wie wir verschiedene Kulturen bewerten (sollten). Er bemängelte auch viele seiner Landsleute, die, wenn er fragt: „Warum macht ihr dies oder jenes?“ einfach nur antworten: „Weil es unsere Kultur ist! Weil wir es schon immer so gemacht haben!“. Aus seiner Sicht genügt das nicht, um sein Handeln zu begründen. Kultur und Riten hätten viel Gutes – wenn es Sinn ergibt. Aber einfach „weil man es schon immer so gemacht hat“?
Und er macht deutlich: jede Kultur habe Gutes und Schlechtes. Keine Kultur ist irgendwie „insgesamt“ einer anderen überlegen oder unterlegen – aber so wie „ die westliche Welt“ inzwischen versuche, afrikanische Kulturen gut zu reden, nur weil man sie früher belächelt und als minderwertig eingestuft habe, das wäre auch nicht hilfreich. Denn es gäbe in afrikanischen Kulturen sehr wohl sehr schlechte und schädliche Dinge, und die müsse man ansprechen! Er selber ist Ngoni – und dort um Livingstonia herum aufgewachsen. Und er wisse um das viele Leid, das durch die Saufgelage und die Polygamien verursacht wird! Kulturelle Werte/Riten gehören dann bewahrt, wenn sie dem Leben dienen – Saufen und Vielehe bauen nicht auf, sondern zerstören, so seine Beobachtung. Wieso soll man solche zerstörerische Sitten erhalten? Um ein weiteres Beispiel zu nennen: es sei ferner bekannt, so sagt er, dass es bei den Ngoni Sitte ist: wenn ein Ngoni-Chief stirbt, kann er nicht alleine „gehen“. Irgendein junger Mensch (meist eine Frau) wird dazu auserkoren, ihn im Grabe zu „begleiten“. Sie wird dann mit dem Chief bei lebendigem Leibe begraben. „These things are still happening today in Malawi! And the Chiefs vowed to continue with all these habits! What a BAD week for Malawi!“.

Ebenso erwähnt er die “Hyänen”, über die ich schon geschrieben habe – u.v.m.
Ein weiteres Problem ist, dass sehr viele Männer auf diesem Kontinent ihren Verantwortungen nicht nachkommen. In jener Gemeinde gab es vor einiger Zeit mal eine Gottesdienst-Reihe: ein Gottesdienst wurde von Kindern gestaltet, einer von Frauen, und einer von Männern. An dem „Männer-Gottesdienst“ waren so viele Männer auf der Bühne, die einen wunderschönen Chor ergeben haben! Wie liebe ich diese afrikanischen Chöre – aber besonders afrikanische Männerchöre haben für mich unvergleichlich schöne Klänge!!! Und ich fragte mich: wo sind die alle eigentlich sonst??? Von denen singt sonst nie einer mit. Wie schade!!!
Das ist nur ein Mini-Ausschnitt. Aber was für ein Potential bleibt hier ungenutzt, wenn Männer statt Verantwortung zu übernehmen ihre Zeit in Saufgelagen verbringen!? Dies und vieles andere zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten, und findet seinen Höhepunkt wohl in selbstherrlichen Präsidenten, von denen dieser Kontinent in den letzten 70 Jahren viel zu viele gesehen hat!!! Diese sind nur die Eisbergspitzen einer Kultur, die im Kleinen im Alltag überall gelebt wird.

Ich schreibe das hier, weil ich der Meinung bin, dass es dringend notwendig ist, nicht immer sofort mit der angeblichen „westlichen Überheblichkeit“ zu kommen. Afrikanische Kulturen schön zu reden (obwohl man oft genug gar keine Ahnung von vielen nach wie vor praktizierten Abscheulichkeiten hat), das ist eine ebenso ungesunde Reaktion wie früher die Unterdrückung und Abwertung der Afrikaner. Mir scheint manchmal, wir „Westler“, aber insbesonders die Deutschen, leiden an einem ungesunden Komplex: wegen schlimmer Geschichte unserer Vorfahren, meinen wir, jetzt umgekehrt alle „Anderen“ in Schutz nehmen zu müssen.
Jede Kultur hat Gutes und Schlechtes. Und Schön-reden von Letzterem hilft nichts.
Es ist natürlich aufgrund der Geschichte eine schwierige Angelegenheit – und es ist gut und unbedingt notwendig, wenn aus den eigenen afrikanischen Reihen Menschen aufstehen und diese Dinge ansprechen. Ich denke nicht, dass es meine Aufgabe ist, das zu tun. Aber ich denke, dass sich in einem deutschsprachigen Forum über Afrika durchaus auch kritische Stimmen melden dürfen, ohne dass man als Leser daraus gleich Überheblichkeit heraus hört.
Das schmälert meine Liebe zu diesem Kontinent und seinen Menschen nicht! Und ich möchte nicht als ein reiner „Afrika-Kritiker“ herüber kommen. Aber ich denke, wer meine Beiträge liest, hat bereits gespürt, dass ich hier auch immer wieder zwischen Liebe und Schmerz hänge – und Schmerz fühlt man auch nur da, wo man liebt!

Ich grüße Euch aus dem „Warm heart of Africa“, Malawi, das neben momentanen Nachttemperaturen von 10 Grad auch menschlich gesehen für uns leider oft genug eiskalt ist. Jede Kultur bietet Wärme und Kälte, Weichheit und Härte in unterschiedlichen Erscheinungsformen. Hinterfragen wir doch weiterhin (das ist gut und wichtig!) - zu allererst uns, und dann auch andere – und möge es uns gelingen, die Guten Dinge festzuhalten und zu fördern!
Antje
Letzte Änderung: 10 Jun 2018 23:02 von Rehema.
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10 Jun 2018 23:03 #523291
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  • Rehema am 10 Jun 2018 22:57
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uuups - das mit dem link zu dem Zeitungsartikel hat nicht geklappt. Da hab ich wohl was falsch gemacht... Vielleicht kann mir einer helfen, wie ich das richtig einfüge?
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11 Jun 2018 08:02 #523296
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  • Esthi71 am 11 Jun 2018 08:02
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Liebe Antje
Dein Off-Topic hat mich tief beeindruckt und da dafür kein Danke Button reicht, hier noch mal in Buchstaben! MERCI

Liebe Grüsse
Esther
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11 Jun 2018 09:40 #523298
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  • franzicke am 11 Jun 2018 09:40
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Liebe Antje,
schon vor einiger Zeit hab ich mich bei euch ins Auto gemogelt und genieße eure Reise sehr! Danke für die vielen schönen Momentaufnahmen und den Einblick in euer Familienleben auf der Reise.
Mit den Gedanken und Hintergründen in deinem Off-Topic hast du auch mir sehr berührt und so ist es allerhöchste Zeit, ganz offiziell einen Fahrschein bei dir zu lösen und ein ausgeschriebenes DANKE zu platzieren.
Herzliche Grüße aus Stuttgart
Ingrid
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11 Jun 2018 10:36 #523299
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  • freshy am 11 Jun 2018 10:36
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Rehema schrieb:
uuups - das mit dem link zu dem Zeitungsartikel hat nicht geklappt. Da hab ich wohl was falsch gemacht... Vielleicht kann mir einer helfen, wie ich das richtig einfüge?

Guten Morgen liebe Antje,
erstmal zum Link: Vorne scheinen die eckigen Klammern nicht zu stimmen. Kannst du das noch einmal kontrollieren? Falls es trotzdem nicht klappt, frage ich meinen Mann, der jedoch im Moment nicht "greifbar" ist.

Zu deinem OT:
Du hast dir umfängliche Gedanken gemacht, die nicht in einem Rutsch beantwortet werden können. Deine Sicht der Dinge kann nur bei Menschen entstehen, die intensiver als der "gemeine" Tourist Afrikaner - nicht zuletzt Afrikanerinnen - erleben. Ich weiß, dass wir als Touristen höchstens an der Oberfläche kratzen. Wobei ich eine ohnmächtige Wut empfinde, wenn ich daran denke, welchen Stellenwert Frauen und Mädchen in vielen Ländern dieser Erde haben. Wenn es schon schwierig ist, jenen verknöcherten Machos unter unseren Männern beizubringen, Frauen als gleichberechtigt anzusehen, scheint mir das z. B. in afrikanischen Ländern schier unmöglich zu sein. Tiefer will ich an dieser Stelle nicht einsteigen.

Herzlichen Dank an Benni, dessen Forschergeist nicht ruhte, bis er Näheres über die Lion Children erfahren hatte. Das ist eine traurige Geschichte, die andererseits zeigt, dass das Leben die abenteuerlichsten Kapriolen drehen kann. So betroffen deine Kinder sein mögen, die Kenntnis über das Auseinanderbrechen einer für sie erst einmal beneidenswerten Familie und die Gründe, die dazu führten, wird für ihren Erfahrungsschatz wichtig sein.

Meine spontane Antwort bleibt damit an der Oberfläche, dabei geben deine Gedanken viel Diskussionsstoff her. Mir scheint das Forum jedoch ein ungeeigneter Platz dafür.

Ich wünsche euch ein gutes Gelingen eurer anstehenden Veränderungen!

Herzliche Grüße
freshy
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11 Jun 2018 14:47 #523319
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  • Topobär am 11 Jun 2018 14:47
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Hallo Antje,

gerade die off Topics sind es, die Deinen Reisebericht zu etwas ganz besonderem machen.

In Deinem Exkurs über afrikanische Kulturen hast Du perfekt auf den Punkt gebracht, was mir auch immer wieder durch den Kopf geht, ohne das ich es so gut ausdrücken könnte.
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