THEMA: Botswanas Beasts & Beauty im April
23 Apr 2018 10:28 #519375
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Guten Morgen zusammen, und herzlichen Dank für alle Eure Beiträge! Ich möchte immer gerne auf alles eingehen, aber das schaffe ich nicht, und dieser (mein) Anspruch ist da wohl auch zu hoch.

In Kürze:

@Heike: Über Deine Bemerkung stutze ich erst mal, weil ich die Folgerungen, die dahinter stecken, nicht nachvollziehen kann. Unserer Ansicht nach ist es weder in Afrika noch in der westlichen Welt leicht, Kindern durchgängige Werte zu vermitteln. Aber ob ich mich hier nochmal mehr hineinvertiefe mit Beiträgen in diesem Forum, oder ob wir uns hier auf zu dünnes Eis begeben, darüber muß ich erst noch eine Weile nachdenken.

@Bele: also den Traum von der Brücke in diesem August kannst Du getrost aufgeben. Es sieht zwar wirklich nach was Gutem aus, aber Joels Recherchen nach ist die derzeitige Angabe, dass sie im Dezember 2019 fertig sein soll. Allerdings bezweifeln wir selbst das....
Ich fand diese alten kleinen Kähne auch "brenzliger" als den kleinen Ponton auf dem Boteti - denn im Boteti kann man nicht untergehen, aber wenn die Kazungula Fähre ihren Geist aufgiebt, treibt man schnell in Richtung VIc Falls :S
Ich wünsche Dir jedenfalls nochmal eine gute Fährfahrt!

@Dank auch Euch, Matthias, Doro, freshy, Mabe, Karsten, kitty, ....

Jetzt will ich Euch erst mal wieder mehr Lesestoff bieten, auch wenn ich Euch zunächst noch nicht mit allzu tollen Tierfotos beglücken kann.... Da müßt Ihr noch eine Weile Geduld haben - die brauchten wir auf dieser Fahrt leider auch..... Siehe Fortsetzung:
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23 Apr 2018 11:09 #519381
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Fortsetzung 01.04. Endlich in Botswana!

Insgesamt hat uns diese Grenze ca. 1h 45 min, gekostet – also sachlich betrachtet kann man sich eigentlich nicht beklagen! Über Botswana ist strahlend blauer Himmel, das hebt unsere Gemüter wieder!

Wir staunen noch ein bißchen über den Wahnsinn dieses Brückenbaus, und fahren dann wieder an endlosen Lasterschlangen vorbei. Es will gar nicht mehr aufhören! Auch hinter dem Abzweig nach Kasane geht es noch weiter! Am nächste Tag fahren wir hier ja noch ein paarmal lang (vom Senyati in den Chobe und wieder zurück und wieder hin…), und wir zählen, dass es über 100 sind!
Volker meint: „Die stehen hier doch mindestens 2 Tage, bis sie durch die Grenze dürfen!?“ Auf unserer Rückfahrt erhalten wir darauf eine Antwort: zurück auf zamibischer Seite werde ich von einem malawischen Lastwagenfahrer freundlich angesprochen (er freute sich einfach aufgrund unseres Nummernschildes, jemanden aus Malawi zu treffen!), und er sagt uns, dass er an dieser Grenze in der Regel 5 bis 6 Tage in seinem Lastwagen verbringt, bevor er an der Reihe ist!!!
Es würde mich wirklich sehr interessieren, in ein paar Jahren zu sehen, ob die fertige Brücke das Problem behoben hat, oder ob es auch ein Abfertigungsproblem der Grenzen ist!?

Dann lassen wir die Grenze mit ihren Problemen hinter uns, und machen erst noch einen Abstecher nach Kasane. Wir brauchen einen ATM für botswanisches Geld und müssen unser Essen ein klein wenig auffüllen – wobei ja nicht zu sehr, denn vor Nata erwartet uns ja dann in ein paar Tagen noch die Veterinärs-Kontrolle!
Beides ist schnell erledigt, und vor dem SPAR sehen wir sogar noch einen KFC, der uns vielleicht morgen unser „Essensproblem“ beheben könnte: denn wir wollen vormittags mit dem Auto in den Chobe, und nachmittags eine Bootstour machen (Danke, freshy, für diesen wirklich sinnvollen Vorschlag, die Zeit in und um Senyati so zu gestalten!). Da werden wir aber abends erst spät zurück ins Camp kommen, so dass wir vielleicht etwas „halbwegs Vernünftiges“ mittags in Kasane essen könnten?
Volker und ich schlendern ein wenig durch die paar Läden um den Spar herum (die Kinder wollten einfach im Auto sitzen bleiben), und fühlen uns beide seltsam fremd. Komisch, das ging uns in Zambia (das uns ja auch nicht wirklich vertraut ist) nicht so, Ob es nun einfach doch in bisschen zu viel war die letzten Tage, oder ob Botswana doch nochmal etwas ganz anderes ist, was wir noch nicht recht greifen können, ist uns noch nicht klar. Es ist einfach mal so eine Wahrnehmung, mit der es uns beiden ähnlich geht.
Jetzt brauchen wir noch eine botswanische SIM-Card, was sich etwas schwieriger gestaltet als gedacht, aber nach einer gefühlten Ewigkeit scheint auch diese aktiviert, und wir machen uns mit viel Vorfreude auf den Weg in das schon vielfältig gelobte Senyati Safari Camp! Endlich Schluß mit nur Fahren, fahren, fahren – nun soll es schöne Tier-Erlebnisse geben!

Das Senyati gefällt uns auch auf Anhieb wirklich gut! Wir bekommen einen Platz am letzten hinteren Eck zugewiesen (Nr. 19), da das Camp ziemlich voll ist.



Das enttäuscht uns zunächst etwas, da wir damit so weit weg sind von dem Wasserloch und dem wirklich sehr schön gestalteten „Bar-/Restaurant-und BeobachtungsHäuschen“ (weiß nicht recht, wie man das nennen soll, aber wer dort war, weiß ja, wovon ich rede).





Aber am Ende ist das doch zweitrangig, und man ist ja auch mal schnell quer durch das Camp gelaufen. Außerdem – und hier kommt dann in diesen Tagen unsere erste größere Enttäuschung – sind sowieso zu unserer Zeit nie Tiere (außer diverser Vögel) am Wasserloch, und auch der Chobe möchte uns am nächsten Tag partout keine Elefanten vorstellen.



Botswana, das Land mit der höchsten Elefantendichte der Welt! Ca. 130.000 leben dort – Tanzania hat noch ca. 55.000 zu bieten, Kenyas Elefanten sind leider schon auf ca. 25.000 dezimiert, und Südafrika beherbergt wohl noch um die 18.000. Namibia, Zambia, Zimbabwe und Malawi haben dann auch noch ein paar an Bord. In den letzten 10 Jahren wurden ca. 144.000 Elefanten gewildert! Das sind schon erschreckende Zahlen!
Aber: in Botswana soll es ja noch davon wimmeln! 50.000 alleine im Chobe (in der Trockenzeit…..!), und wir bekommen in den nächsten Tagen bis kurz vor Nata nicht einen einzigen zu Gesicht!!!! Das müssen wir alle erst einmal schlucken!

Aber noch wissen wir nichts von der Enttäuschung der nächsten 2 Tage, und freuen uns über diesen schönen Ort! Obwohl das Camp sehr voll ist, finden wir alle Leute äußerst angenehm. Es gibt nirgends Gegröle, und v.a. vor dem Wasserloch wird immer nur geflüstert. Die Kinder sind total begeistert von dem Bunker, und Benni probiert schon aus, seine Kamera dort richtig zu positionieren. Immerhin – in der Ferne laufen 2 Giraffen vorbei, und ihnen folgen später noch ein paar Zebras. Alles aber viel zu weit weg für Fotos. (ich füge jetzt hier auf Bitten von Matthias mehr Fotos ein, als ich wollte - ich fand sie nicht so schön, aber vielleicht vermitteln sie dennoch, was wir sahen - und eben auch nicht sahen...)



Nun, dann beschäftigen wir uns eben mit den diversen VogelViechern, die es hier so gibt: neben vielen ägyptischen Gänsen (die dem Joel besonders gut gefallen) tummeln sich insbesondere noch viele der großen Gänse („Spur winged goose“),





weiterhin diverse Tauben, deren Gefieder im Flug plötzlich hübsch und farbig aussieht,



immer wieder auch einer der wunderschönen Roller,





und dann auch mehrere red beaked Hornbills. Ich kenne von Kenya her nur die yellow beaked, und finde das von daher eine schöne Abwechslung!



Ganz besonders freut mich, wie sehr Joel sich an den verschiedenen Vögeln freut und immer wieder ruft: „OH, schau mal da, Mama! Der da ist auch schön!“. Er ist sonst derjeinge, der immer am meisten Action „fordert“, und dass er trotz anderer Erwartungen so dankbar ist, tut mir gut!



Benni ist ziemlich enttäuscht – er hat sich besonders auf Elefanten gefreut, und auf diesen besonderen „Foto-Bunker“ Doch Joel sagt mehrfach. „Ich finde es richtig schön hier! Und diese ganzen Vögel finde ich auch sehr schön!“. Benni erlaubt ihm, auch mal eine Weile mit seiner Kamera unterwegs zu sein, und zwei Hornbills lassen Joel erstaunlich nahe heran, was wir ganz besonders finden. Da wissen wir noch nicht, dass Hornbills (neben Impalas und Frankolin) in den nächsten 10 Tagen zu unserer treuen Begleitern werden!



Ein kleines „Problem“ habe ich jedoch noch zu lösen: Ich habe über Mwandi View in Kavimba eine Chobe River Cruise für morgen nachmittag gebucht. Mwandi View hat mir dafür am Ende einen unschlagbaren Preis geboten, so dass wir das reserviert haben. Amelia du Plessis (v. Mwandi View) hatte mir zuletzt per email geschrieben: „You will have your own boat for your family and your own guide, His name is BG; and you will meet him at Kasane Spar. Please phone him in the morning of that day to arrange the exact time”. Ich hatte also BGs Nummer. Aber: als wir im Senyati sind, funktioniert die neue botswanische SIM Card nicht. Inzwischen freuen wir uns wirklich sehr auf diese Bootstour, und nun – nachdem es schon am Senyati quasi nix zu sehen gibt – bangen wir drum, ob uns nun auch noch die Bootstour durch die Lappen gehen wird!
Wir wußten nicht welche SIM card wir kaufen sollen, und ließen uns dann einfach eine empfehlen – so landeten wir am Ende bei Mascom. Vermutlich hätten wir Orange nehmen sollen. Laut anderer wäre dieses Netz sehr viel verbreiteter. Keine Ahnung – vielleicht können die Botswana-Erfahrenen dazu etwas sagen?
Ich raufe mir jedenfalls innerlich die Haare, wie wir denn nun mit BG noch rechtzeitig in Kontakt kommen können – und da rettet mich am Ende, dass Senyati zwischen 5 und 9 Uhr abends WIFI für alle hat. Über mein smart phone schicke ich Amelia du Plessis sowohl eine email als auch eine Whatsapp – sehe aber, dass sie heute vormittag das letzte mal online war. Also schwindet meine Hoffnung, ob sie meine Nachricht heute noch rechtzeitig lesen wird? Lange bekomme ich keine Antwort, und ich bin innerlich schon ganz traurig, dass nun wohl auch noch unsere Bootstour flach fallen wird.
Und dann, um kurz vor 9, bekomme ich von Ihr Nachricht, dass wir um 14:30 am Shoprite sein sollen. BG würde morgen früh eine Reisegruppe in den Chobe nehmen, und da würde sie ihm das weitergeben. Ich solle keine Sorge haben, das würde klar gehen! Kaum gelesen und bestätigt, verabschiedet sich das WIFI – es ist Punkt 9 Uhr….. Ich bin so glücklich darüber, dass ich später wirklich schnell und fröhlich einschlafe, und am nächsten morgen ebenso schnell auch um 5:30 wieder aus dem Zelt krieche!
Als wir dann auf der Rückfahrt, also 9 Tage später, erst in Mwandi View sind, sagt Amelia mir, dass es „Zufall“ war, dass sie an jedem Abend meine Nachricht gelesen habe: sie hätte an dem Abend viele Gäste gehabt und wäre lange in der Restaurant Küche gestanden, und wollte dann vor Müdigkeit eine kurze Unterbrechung haben. Da sei sie in ihr Haus gegangen, und habe kurz mal in ihr email geguckt und so meine Nachricht gelesen! Sie schien selber sehr glücklich darüber, dass das alles noch so gut geklappt hatte!
Manchmal staune ich also auch wieder, wie inmitten mancher Enttäuschungen dann doch an so vielen Stellen Dinge auch wieder so gut gelaufen sind, dass wir viel Freude haben durften!


Abends, als es dunkel geworden ist, gehen wir alle nochmal nach vorne zu dem Wasserloch, sitzen dort und genießen die Stille der afrikanischen Nacht. Aber wir sind auch alle enttäuscht, denn es kommen keine Elefanten, und auch keine Büffel. Es bleibt bei den paar ägyptischen Gänsen und Konsorten.
Ein besonderes Geschenk ist von daher, dass gegen 19.40, also eine knappe Stunde nach Sonnenuntergang, direkt über dem Wasserloch zwischen den beiden Bäumen, der Mond auf geht! Er ist heute sogar voll, und es entspannt sich eine magische Stimmung!









Die genießen wir einfach, und schauen dem Mond bei seiner Wanderung zu! Dann kommt noch eine große Eule und setzt sich passend auf einen Aststumpf. Leider sind Bennis erste Versuche, bei Nacht zu fotografieren, alle nix geworden – so gibt es nur einige unscharfe „Beweisbilder“.









Ein bisschen „versöhnt“ durch dieses ungewöhnlich schöne und passend abgestimmte Naturschauspiel gehen wir alle schlafen – morgen wollen wir früh aus den Federn, um möglichst bald am Gate des Chobe NP zu sein!

Anhang:
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Danke Topbär! Aber genau das irritiert mich ja, bzw. macht mich hilflos - denn alle Fotos sind auf dem Rechner richtig: Waagerechte sind waagerecht, und hochkant sind hochkant. Und wenn ich hochkant Bilder dann in meinen Bericht einfüge, "legen sie sich hin". UAf dem Forum habe ich schon gesucht nach Einstellungen dazu, oder ob ich ein Bild dann nochmal anklicken und in irgendeiner Form bearbeiten kann. NIchts.
Also müssen wir wohl nochmal bei den Einstellungen unserer Bilder auf dem Rechner gucken, ob es da noch was verstecktes gibt, das das Bild mir zwar richtig anzeigt, aber dennoch irgendwo nicht als Hochkant abgespeichert ist? :blink: Macht zwar für mich alles keinen Sinn, aber das hat man ja mit Computern manchmal :silly:....
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23 Apr 2018 17:32 #519431
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Jetzt wage ich doch eine Äußerung zu Deinem Beitrag, Heike (und der sich daran anschließenden kleinen Diskussion), auch wenn ich denke, dass dieses sehr komplexe Thema hier nur angerissen werden kann. Sollte ich den Eindruck bekommen, es „läuft in eine falsche Richtung“ (Menschen fühlen sich angegriffen etc., weil in dem Schriftverkehr eines Forums, wo man sich in der Regel nicht kennt, zu viele Zwischentöne fehlen), werde ich es einfach nicht mehr weiter „bedienen“. Das heißt dann nicht, dass ich mich dem entziehen möchte, sondern dass ich eine unkonstruktive Schlammschlacht vermeiden will.

Vorneweg: Leute, die meinen, dass das hier „weder ein „Polit- noch Literatur- oder Ethikforum“ ist, mögen das ganze bitte erst gar nicht lesen.
Ich habe das hier extra farblich anders gekennzeichnet, um den Reisebericht in sich übersichtlich zu halten.

Deine Äußerung fragt ja nach „Werten“. Werte vermitteln, Werte (vor-)leben, und „verlangt“ berechtigter maßen ein konsequentes Vorgehen darin.
Indirekt höre ich heraus, dass Deiner Ansicht nach in Afrika Werte wie Ehrlichkeit und Verlässlichkeit sehr viel weniger vorkommen und viel mehr betrogen und gelogen wird, als in der westlichen Welt.
Ferner „unterstellt“ es ein Stück weit, dass wir Werte wie „Ehrlichkeit“ und „Regeln einhalten“ an der botswanischen Grenze nicht konsequent gelebt haben.

Zu Ersterem:
In der westlichen Welt wird zwar sicher weniger auf Behörden, aber doch im täglichen Leben, in Beziehungen und so ziemlich überall auch kräftig gelogen, betrogen und der eigene Vorteil gesucht – und auch auf Kosten anderer durchgesetzt. Das zieht sich unserer Erfahrung nach durch Schule und Arbeitsstellen wie auch „Privat-bzw. Freizeitleben“.
Wenn ich ehrlich und authentisch leben möchte, fordert mich dieser Spagat in Deutschland ebenso – auch in der Kindererziehung.
Ein Beispiel: eine Lehrerin macht unseren Kindern klar (und das wird nicht mal als persönliche Meinung vermittelt, sondern: „so ist es“), dass es in vielen Situationen besser wäre „weiße Lügen“ zu erzählen, als die Wahrheit. Ihr Beispiel dafür: Jemand fragt: „Steht mir mein neues Kleid nicht wunderbar?“ und ihr Rat lautet: da sollte man antworten: „ja, du siehst wundervoll aus!“, auch wenn man findet, es sei häßlich. Wir finden so etwas weit aus bedenklicher, als mit manchem freundlichen Palver hier in Afrika zu versuchen, eine Situation zu lösen. (es gäbe für die genannte Kleid-Situation verschiedene gute Möglichkeiten, ehrlich, authentisch und dennoch nicht verletzend zu reagieren – abhängig davon, wie meine Beziehung zu dieser Person ist)

Zu unserem Vorgehen an der botswanischen Grenze:
Ich habe den Eindruck, dass Du sehr stark aus dem „Regel-Hintergrund“ kommst. Der alleine macht jedoch keine authentischen, ehrlichen und für andere verläßliche Persönlichkeiten aus uns.
Einer von Volkers Chefs in Deutschland sagte mal, es gäbe in Europa keinen Staat, der so viele Regeln aufgestellt hat, um das persönliche Leben vorzugeben, wie Deutschland. (Ich glaube, es war im Zusammenhang, als damals die U-Untersuchungen für Kinder mit Nachweispflicht eingeführt wurden, und wenn man sein Kind nicht rechtzeitig zu dieser Untersuchung zum Kinderarzt bringt, flattert danach ein Brief vom Jugendamt ins Haus mit einer Mahnung, und wenn man der nicht in Kürze nachkommt, steht das Jugendamt vor der Haustür. Wir waren damals als Eltern von Kleinkindern und gleichzeitig als Ärzte davon unmittelbar betroffen)

Ich persönlich bin nicht der Meinung, dass „Regeln dazu da sind, um gebrochen zu werden“. Aber wir erleben in Deutschland ein oftmals „starres Regelwerk“, das das Leben auch wieder sehr einengen kann. Manchmal steht auch „Regeln einhalten“ über allem anderen. Dann stimmt irgendwas nicht mehr: Regeln sollen dazu da sein, das gemeinsame Leben auf gute Weise zu beeinflussen. Sie sollen eine Hilfe sein. Sie können aber ebenso benutzt werden, um zu schickanieren (auch das funktioniert in Afrika wunderbar!). Und aus meiner Sicht ist das Leben einfach zu komplex, um alles mit „Schwarz oder Weiß“ lösen zu können.
Auch die Pharisäer haben versucht, Jesus in eine Falle zu locken, mit „Regeln“. Äußerlich waren sie Leute, die immer sorgsam auf alle REGELN bedacht waren (und sich damit selbst gerecht sprechen wollten). Innerlich waren sie unehrliche Typen, die ihr Eigenes suchten. Und Jesus macht deutlich: „Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden – und nicht der Mensch um des Sabbats willen“. Und wenn es darum geht, einem Menschen in Not Gutes zu tun, dann steht das sicherlich über dem Gebot „Du sollst am Sabbat ruhen“.

Durch “staatliche“ Regeln, die in der westlichen Welt stärker befolgt und bei nicht Befolgung (so man erwischt wird...) geahndet werden, wird bei uns Betrug und Unehrlichkeit sicherlich entgegen gewirkt – und das ist GUT so! Und es ist furchtbar, was in afrikanischen Staaten läuft, weil hier ein wildes Durcheinander herrscht!
Allerdings habe ich hier schon auch die Frage an uns in des westlichen Welt, ob man manchmal „nicht stiehlt“, „nicht den Versuch macht, Steuern zu hinterziehen“ und und und, weil man nicht im Kittchen landen möchte (das wäre dann nämlich persönlich nachteilig), oder wirklich weil es Werte sind, für die ICH mich entschieden habe, zu leben und einzustehen – auch wenn es mir evtl. keinen Vorteil oder sogar einen Nachteil einbringt!?

Letzteres ist doch die große Herausforderung an uns – und die begegnet mir überall auf der Welt! Bin ich bereit, etwas zu tun (oder auch nicht zu tun), auch wenn es mir u.U. sehr weh tun wird, weil ich authentisch leben möchte?
Darum gehen unsere Diskussionen in der Familie, und dafür haben wir genügend „Lehrstoff“, egal in welchem Staat oder unter welcher Kultur wir gerade leben. Des Menschen Herz ist überall gleich egoistisch. Und unser Bedürfnis, ehrliche, authentische Menschen vor uns zu haben, ist ebenfalls überall gleich. Interessanterweise haben wir noch in keiner Kultur Menschen erlebt, die es toll fanden, von ihrem Gegenüber betrogen zu werden!?

Nun noch kurz zu der auslösenden Situation an der botswanische Grenze und unseren nicht vorhandenen Geburtsurkunden:
Du interpretierst das so: Geburtsurkunden vorlegen ist dort eine Regel, gegen die haben wir verstoßen, damit sind wir nicht konsequent in unserem Werten (Du gehst davon aus, dass wir ehrlich sein wollen, danke) und in unserem Leben. Was machen Kinder dann aus solch „widersprüchlichen“ Handlungsweisen?
Möglich dass der ein oder andere Leser nun denken mag, ich winde mich hier, aber unsere Interpretation ist folgende:
Erstens: wir hätten der Beamtin auch ein „Geschenk“ anbieten können. Das wäre der gängige Weg in Afrika!!! Das haben wir nicht getan, und das hätten wir nicht getan! Hier sind wir konsequent. Wäre das am Ende die „einzige Lösung“ gewesen, wären wir tatsächlich zurück auf die Fähre gegangen. Auch wenn uns das sehr (und ich betone SEHR!!!) weh getan hätte. (emotional UND finanziell, denn ein mögliches „Backschisch“ wäre wesentlich geringer gewesen, als alles, was wir bereits für die Camps in Botswana überwiesen hatten). Ich habe das vielleicht etwas humorvoll geschrieben – aber in jenem Augenblick war das tatsächlich meine realistische Befürchtung!!!
Zweitens: wir haben nicht gelogen, oder wilde Geschichten erzählt (was hier an der Tagesordnung ist. Von meinem Gärtner muß ich mir zur Zeit fast täglich solche Dinger anhören, weil er nicht zu dem stehen will, was er falsch gemacht hat…). Ich habe nicht gesagt: „Oh, I had them with me, but on the ferry the wind ripped them out of my hands and blew them into the Zambezi River! Please, go and look for them with a boat! Quickly, before they vanish into Vic Falls!”
Ihr meint jetzt vielleicht, ich übertreibe – aber es ist wirklich so: Geschichten in ähnlich unsinnigem Ausmaß müssen wir uns hier in Malawi ständig anhören – und bei meinem Mann im Krankenhaus geht es dann oft darum, dass ein Patient tot ist, weil einer einfach keine Lust hatte, ihn nachts zu operieren…. Aber Geschichten hat man erstaunliche parat!
Ich habe gesagt, wo die Geburtsurkunden sind. Ich habe mein Versäumnis eingestanden. Ich habe zwar gesagt, dass ich das nicht wußte (und ich wußte es wirklich nicht sicher – aber ich hätte sie ja mal sicherheitshalber mit haben können). Und habe um ein bißchen Nachsicht und Gnade gerungen.

Letzteres würde unser Leben auch in Deutschland meiner Ansicht nach oft angenehmer machen, ohne dass wir dabei unsere Ehrlichkeit oder Authentizität aufgeben müssen – beides Dinge, die in unserer Familie einen hohen Stellenwert haben, weshalb wir hier reichlich Diskussionsstoff haben…. Weil sich diese Eigenschaften eben nicht alleine mit “Regeln befolgen“ abhaken lassen….
Auch diverse Expats lösen „Konflikte“/“Probleme“ hier sehr unterschiedlich… und verschiedene Leute in Deutschland lösen solche „ethischen“ oder „inneren“ Konflikte sehr unterschiedlich.
Wie wollen wir, wie will ICH es lösen? Dieser Frage bin ich ausgesetzt, egal wo ich lebe. Und ich habe nicht immer leichte Antworten darauf.

Nun habe ich mich weit aus dem Fenster gelehnt und damit auch sehr angreifbar gemacht….
Nachdenkliche Grüße,
Antje
Letzte Änderung: 23 Apr 2018 17:34 von Rehema.
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24 Apr 2018 13:03 #519531
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Hallo Ihr Lieben,

nein, es geht leider noch nicht weiter - auch wenn die nächste Etappe in meinem word schon geschrieben ist - jetzt muß ich noch ein bisschen an den Fotos "spielen", bevor ich das ganze zusammen bastele. Hat es sich ja doch gelohnt, dass ich in einem extra thread heute mal experimentiert habe - und einige was dazu gesagt haben! Dann kommen künftig die hochkant Bilder nicht mehr "schlafend"! :side:

@Heike: danke für deine lieben "erklärenden" Worte! Dann hatte ich Dich also doch ein wenig mißverstanden, und der Austausch hat sich gelohnt! Schön, dass es uns gelungen ist, einander zu verstehen, und nicht anzuschwärzen - wie das eben hin und wieder mal dann in Foren leider endet...

@Die "nicht perfekten Bilder": danke für Euer Verständnis und die Ermutigungen! Man sieht hier im Forum halt zu viele schöne, gute Bilder - und der eigene Anspruch, den gibt es ja auch noch... Ich werde das nun etwas entspannter nehmen! ;)

@freshy und Mattias: ja, wir hatten später noch mehr Glück mit den Tiersichtungen! Zwar auch im Moremi insgesamt weniger als erhofft, und immer in diesem dichten "Gestrüpp" - es war halt Ende Regenzeit! Aber auch wenn ich jetzt die vielen Fotos durchgehe, dann muß man doch festhalten: wir haben gaaaanz viel Schönes gesehen und erlebt!
Elefanten: auch von denen haben wir noch reichlich gesehen - ab kurz hinter Elephant Sands. Dann wunderschön viele am Boteti, und auch eigentlich immer wieder im Moremi. Und dann besonders viele noch auf der Strecke zwischen Mababe-Gate und Savuti!
Aber noch mehr wird jetzt nicht verraten! :unsure:
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24 Apr 2018 21:48 #519596
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Hallo Doro,
ja, dass die Elefanten in der Regenzeit auch woanders glücklich sind, hat uns ja auch eingeleuchtet... aber dass es gar keine gab - und auch am Senyati nicht (die beiden Abende bevor wir kamen, wären welche noch am Wasserloch gewesen, sagten mir unsere CampNachbarn...), das war halt schade. Aber so ist Natur: unberechenbar, und nicht von uns "zu bändigen", und das ist auch gut so!

Malaria: wir nehmen nix als Prophylaxe ein!
Früher in Kenya, da haben wir in Nairobi gelebt, wo es ja keine gab - da haben wir Paludrine genommen, wenn wir mal an die Küste sind (allerdings zunehmend weniger regelmäßig über die Jahre, und irgendwann auch keine mehr, egal wo wir waren). Ich hab damals ein einziges Mal eine Malaria gehabt, als ich in Lokichoggio (an der sudanesischen Grenze) jemanden besucht habe,
Als Volker und ich mit unseren 4 kleinen Kindern im Dorf in Süd-TZ gelebt haben, haben wir auch nix genommen. Dort gibt es viel Malaria, und wir waren alle mal dran...
Hier in Malawi nehmen wir auch nichts.
Wir haben aber immer ein paar Packungen Therapie zu Hause (Mischung von Lumefantrin und Artemeter -gängiges Mittel, das es in TZ und hier zu kaufen gibt). Das hat bei uns bisher immer gewirkt (einmal mussten wir in TZ einem unserer Kinder Chinin i.v. geben, da er die Tabletten nicht runter bekam und langsam ernsthaft delirant wurde).
Hier in Malawi kamen wir bisher gut weg, obwohl es auch in Blantyre viel Malaria gibt. Aber die Mücken können ja nicht so weit fliegen, und die Theorie ist, dass wir da, wo wir wohnen, wohl wenig Austausch mit Malaria haben - ich habe mir die Mücken auch mal genauer angeschaut und noch nie eine Anopheles Mücke in unserem Haus entdeckt!
Vor 2 Jahren habe ich mir eine ordentliche Malaria aus Zambia mitgebracht - vermutlich Luangwa-Tal. Bin ich aber auch mit Artemeter-Lumefantrin los geworden.
Erst heute dachte ich darüber nach, dass wenn wir nun noch paar Tage gesund bleiben, wir uns von dieser Fahrt wohl nix mitgebracht haben! Da hab ich nix dagegen! :lol:

Wir haben außerdem inzwischen auch immer Schnelltests zu Hause und unterwegs mit.
Das sind Antigen-Tests, die eine sehr hohe Verläßlichkeit haben! Kann jeder halbwegs vernünftig denkende Mensch selber machen - ist unsere Empfehlung immer dabei zu haben, und selber zu testen!

Zu Malaria und Prophylaxe usw. gäbe es noch viel zu sagen, und man kann es unterschiedlich handhaben.... Wir gehen damit eher relaxed um! Allerdings ist es schon immer blöd, wenn ein Kind hohes Fieber hat und mies dran ist (Im Dezember gab es hier mal diverse Virus Wellen, da hab ich ständig Malaria Tests gemacht...), da im Hinterkopf schon auch mitschwingt, dass man nicht zu spät handeln sollte - dann kann es schnell ganz blöd ausgehen... Von daher haben wir unseren Kindern sicher öfter mal zu viel mit AntiMalariaMitteln therapiert (auch negative Blutausstriche sind ja nicht verläßlich) - wenn es ihnen richtig dreckig geht, und der Verdacht einfach im Raume steht, dann kriegen sie Tabletten! Ist unserer Meinung nach immer noch besser, als diese viele Prophylaxe, die außerdem nur neue Resistenzen bewirkt!

Aber wenn man "nur" ein paar Wochen reist, sieht es wiederum anders aus.
Wichtig ist einfach unserer Meinung nach, dass man NACH dem Urlaub daran denkt, dass es Malaria sein kann, und in Europa das auch seinem Arzt sagt!!! Man kann diese Schnelltests sich hier billig kaufen (ca. 1 Euro) und mitnehmen! Würde ich immer tun! (Mehrere! Und wenn negativ, dann ggf. am nächsten Tag wieder testen, wenn es einem nicht besser geht). Wir hatten in Stuttgart mal das Problem, dass eines unserer Kinder möglicherweise Malaria hatte - und selbst im Olgahospital (Kinder-KH) schien es ultra kompliziert und keiner konnte damit umgehen! Da sind wir wieder gegangen und haben ihm Tabletten eingeworfen... damals hatten wir die Schnelltests noch nicht. Nun sind wir beide immerhin Ärzte - ich würde Nicht-medizinern schon empfehlen, einen Arzt aufzusuchen.

Äääh, und jetzt hör ich auf..... ist eh schon zu lang geworden.
Hoffe, es beantwortet Deine Frage in bisschen!?
Antje
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