THEMA: April 2016: Von Maun nach Kasane als Lodgehopper
02 Aug 2016 08:49 #439428
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  • leofant am 02 Aug 2016 08:49
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Liebe Fomis,
gerade zurück aus einem Kurzurlaub in der Schweiz setze ich den RB fort. Wir hatten zwar wenig Regen, konnten also viel
unternehmen, trotzdem habe ich es geschafft, ein paar Reisetage "zu Papier" zu bringen.
Ich wünsche weiterhin (hoffentlich) viel Spass beim Lesen.
viele Grüsslis von Walter
Freitag 22.04.2016

Das erste Morgenlicht scheint in unser Chalet, es wird Zeit aufzustehen. In der Nacht gab es keine besonderen Vorkommnisse. Die Paviane haben sich mal wieder lautstark gestritten und Ruth wurde erneut von Moskitos angegriffen. Mich liessen sie auch diesmal so ziemlich in Ruhe.

Um 06:30 treffen wir uns mit den anderen Gästen zum Frühstück. Heute ist für uns noch einmal ein Bushwalk angesagt. Mit dabei sind Jenny und ein Paar aus England. Um 07:00 begleitet uns Zakes zum Boot, dort wartet bereits Big John auf uns. Kurze Zeit später fahren wir auch schon durch die Kanäle und freuen uns über das goldene Licht am Morgen. Der Graufischer in der Nähe des Anlegers ist jetzt schon ein guter Bekannter geworden, da und dort schwirren ein paar kleinere Vögel durch die Uferzone, sonst gibt es aber nichts Aussergewöhnliches zu entdecken. Dann erreichen wir Buffalo Island. Zakes kommuniziert über das Funkgerät, denn heute ist noch eine zweite Gruppe unterwegs. Sie gehen aber an einer anderen Stelle an Land. Wir wandern wieder durch das Wäldchen und überschauen bald darauf die Grasebene. Hier halten wir zunächst an, während Zakes und John die Gegend beobachten. Gar nicht weit von uns erscheint ein einzelner Büffel, ein sogenannter Dagger Boy. Diese Bullen sind sehr gefährlich. Gerade weil sie alleine unterwegs sind fühlen sie sich etwas unwohl und sind deshalb immer bereit für eine Attacke auf einen vermeintlichen Gegner. Zakes erklärt uns, dass es in der Regel riskanter ist zu Fuss auf einen Dagger Boy zu treffen, als auf einen Löwen. Dieser Bulle bemerkt uns jedoch nicht und läuft parallel zu uns durch das Grasland. Immer wieder bleibt er stehen, hebt den Kopf und zieht die Luft durch die Nüstern ein, um die verschiedenen Gerüche zu identifizieren und eventuelle Raubtiere in seiner Nähe rechtzeitig wahrzunehmen.

Wir wandern weiter, bleiben zunächst am Waldrand und überqueren etwas später die Ebene in Richtung einer Bauminsel. Hier stoppen wir erneut und scannen die Umgebung. Mitten in der Ebene können wir jetzt die zweite Gruppe erkennen. Es sind „unsere“ Neuseeländer Mike, Erin und die Kinder. Ausserdem sind noch zwei andere Gäste dabei. Ich bin erstaunt. Man wird eigentlich immer darauf hingewiesen, dass man bitte bei Bushwalks Kleidung in gedeckten Farben tragen soll, um nicht aufzufallen. Die eine Dame in der Gruppe trägt aber trotzdem ein knallrotes Hemd. Das leuchtet extrem in der hellen Sonne. Für alle Beutegreifer könnte das ein Zeichen sein: Hier bin ich! Ihr könnt mich nicht verfehlen :whistle:

Wir schauen uns weiter die Gegend an. Ein Stück entfernt, am Rand eines Wäldchens, steht eine Gruppe von etwa 30 Impalas. Die Tiere haben die andere Wandergruppe zwar bemerkt, aber die Entfernung ist sehr gross, es besteht für die Antilopen also keinen Grund, nervös zu werden. Während wir die Impalas beobachten, flüstert Zakes ganz aufgeregt: „Schaut mal, dort drüben mitten im Gras bewegt sich eine Katze. Ich glaube, es ist ein Löwe." Angestrengt schauen wir in die angegebene Richtung, nichts ist zu sehen. Aber jetzt! Ein Kopf taucht aus dem Gras auf und peilt den Standort der Impalas an. „Das ist kein Löwe, das ist ein Leopard!“, sagt Zakes. Jetzt können wir den gefleckten Körper für einen Moment erkennen, dann schleicht der Leo schon wieder perfekt getarnt weiter. Leider ist er so weit entfernt, dass ich keine vernünftigen Fotos machen kann. Zakes informiert über Funk die andere Gruppe. Die ändert daraufhin ihre Laufrichtung und steuert ebenfalls eine schattige Bauminsel in der Nähe an. Wieder taucht kurzzeitig der Kopf des Leos auf und verschwindet im Gras. Jetzt sind wir alle aufgeregt. So weit ist er nicht mehr von den Impalas entfernt. Wird er sich eins schnappen können? Während ich überlege, wo der Kopf auftauchen könnte, hören wir das Schnauben eines Impalas. Sofort wird der Warnruf von anderen Mitgliedern der Herde weiter gegeben. Dann rennt die ganze Gruppe los. Etwa fünfzig Meter weiter bleiben sie an einer übersichtlichen Stelle wieder stehen und alle Köpfe sind auf eine Stelle im hohen Gras fixiert. Aha! Der Leopard wurde rechtzeitig bemerkt. Jetzt hat er keine Möglichkeit mehr, ein Opfer zu überraschen. Ein Leopard ist eine Schleichkatze und keine Rennkatze. Er muss sich so nah wie möglich an seine Beute heranpirschen und dann den Überraschungsmoment für sich nutzen. Diese Chance hat er gerade vertan. Zwei Minuten später taucht der gefleckte Räuber in seiner ganzen Grösse auf. Während die Impalas ihn keine Sekunde aus den Augen lassen läuft er – natürlich in einem angemessenen Abstand – an ihnen vorbei Richtung Waldrand. Er benimmt sich als hätte er nie und nimmer vorgehabt, einer armen, wehrlosen Antilope etwas anzutun. Jetzt hat er das Wäldchen erreicht und verschwindet im dichten Busch. Die Impalas entspannen sich wieder. Aber wehe, sie lassen in ihrer Aufmerksamkeit nach und nähern sich dem Waldrand. Der Leopard wird bereit sein!

Wir verlassen unseren Standort und laufen quer über die Ebene. 30 Köpfe lugen über das hohe Gras, 60 Ohren sind aufgestellt und 30 Augenpaare verfolgen unsere Bewegungen. Dann haben wir uns weit genug entfernt, die Herde verliert das Interesse an uns und einige Antilopen fangen an, zu grasen.
Vor uns auf dem Boden leuchtet etwas auf. Es ist der ausgebleichte Schädel eines Büffels. In der Nähe liegen die restlichen Knochen bzw. das, was die Hyänen davon übrig gelassen haben. Zakes erklärt uns wie man anhand des Schädels herausfindet, ob es sich um einen Bullen oder eine Kuh handelt. Dann machen wir noch ein paar Touristenfotos mit dem Schädel in den Händen. So was muss auch mal sein ;)



Um kurz nach 10:00 – wir sind bereits auf dem Rückmarsch – machen wir eine kurze Rast im Schatten einiger Bäume. Um uns herum schwirren ein paar Smaragdspinte und versuchen spielerisch, sich während des Fluges zu fangen. Big John sitzt neben mir auf einem Baumstamm und wir üben noch ein paar Tiernamen auf Setswana. Ich freue mich, dass wir an unserem letzten Tag hier noch einmal so eine nette Wandergruppe hatten. Jenny mögen wir sowieso und auch die zwei Engländer erweisen sich als angenehme Zeitgenossen. Sie sind nicht laut, respektieren die Regeln während einer Wanderung im Busch und verfügen über den typischen englischen Humor. Wir haben an dieser Begleitung absolut nichts auszusetzen.

Etwas später sitzen wir schon wieder im Boot und erreichen gegen 11:00 das Camp Okavango. Ich verabschiede mich von Big John, spreche meinen grössten Respekt vor seinem Wissen und seiner Erfahrung aus und sage ihm, dass ich mich darauf freue, ihn irgendwann in der Zukunft wieder zu treffen. Das hört er natürlich gerne und er setzt sein breitestes Grinsen auf. Ab geht es zum Chalet. Wir springen schnell unter die Dusche, achten beim Laufen auf den „Schlangenbaum“ und freuen uns, als wir um 11:30 unseren Hunger beim Lunch stillen können. Hier treffen wir auch die Neuseeländer wieder. Bei einem kurzen Plausch erfahren wir, dass sie uns am nächsten Tag zu unserer nächsten Unterkunft folgen werden. Danach suchen wir ein letztes Mal unser Chalet auf und packen die Sachen zusammen. Wir schnappen uns das Handgepäck und treffen uns mit Jenny in der Main Area, denn sie wird mit uns fliegen. Ruth macht noch ein paar Abschiedsfotos und ist froh als Managerin Tanya ihr erzählt, sie würde die Familie aus Neuseeland ins Camp Moremi begleiten. Sie wurde nämlich von Mike als zusätzliche Aufpasserin für deren Kinder engagiert. Also sieht Ruth ihre „Freundin“ Tanya schon am nächsten Tag wieder.

Auf Wiedersehen Umani, Francois (der übrigens kein Wort französisch spricht) und alles anderen. Wir haben uns im Camp Okavango sehr wohl gefühlt und ihr habt uns wirklich jede Minute das Gefühl gegeben, dass ihr für unsere kleinen Probleme ein offenes Ohr habt. Vielen Dank dafür. Und ich hatte es schon gesagt. Würden wir wieder kommen? Ja, aber erst in drei, vier Jahren, wenn das brandneue Camp ein klein wenig Patina angesetzt hat und dann vermutlich etwas „ursprünglicher“ wirkt, auch wenn so ein Eindruck natürlich sehr subjektiv ist.

Zakes begleitet unsere kleine Gruppe zum Airstrip. Um kurz nach 15:00 landet der 12-Sitzer der Safari Air. Es wird Zeit, sich von Zakes zu verabschieden. Wir umarmen uns schauen uns an: „Man, I´ll miss you!“ Das sage ich wirklich nur ganz selten zu einem Guide, aber in diesem Fall ist es halt so. Er nickt und sieht die Sache genauso. „Wir sehen uns irgendwann wieder und ich freue mich jetzt schon darauf!“ Das sind doch nette Abschiedsworte und dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Schnell wird das Gepäck verladen, wir klettern in die Maschine und zwei Minuten später brummt der Motor. Als wir auf der Startbahn beschleunigen können wir noch einmal winken, das Flugzeug gewinnt an Höhe, kippt über die Tragfläche und gibt den Blick auf das Camp frei. Ruth und ich seufzen. Eigentlich war unser Aufenthalt viel zu kurz. Wir müssen endlich mal die Sache mit dem Lottogewinn beschleunigen :woohoo:



Unter uns zieht die Landschaft vorbei. Ich habe das Gefühl, hier sind die Lagunen und Wasserflächen etwas zahlreicher, aber insgesamt erscheint es mir viel zu trocken.



15 Minuten später taucht der Xakanaka Airstrip auf. Wir landen auf der neuen Start- / Landebahn. Die ist etwas länger als die alte, um auch grösseren Maschinen eine Landemöglichkeit zu verschaffen. Wie immer überfliegen wir vor der Landung das Areal und können ein Safari Fahrzeug sehen, dass auf uns wartet. Kurz darauf rollen wir auch schon die Bahn entlang. Flug Nummer 5 war kurz und schmerzlos, diese kleinen „Hüpfer“ sind wirklich kein Problem. Wir werden von Fahrer „CT“ begrüsst, das Gepäck wird umgeladen und die Maschine rollt zum Startplatz. Zwei Minuten später hat sie sich auch schon wieder in die Lüfte geschwungen. Wir fahren los. Kurze Zeit später erreichen wir die Einfahrt zum Nationalpark.



Gegen 16:00 sind wir im Camp Moremi angekommen und werden von Managerin Mangwe sowie zwei weiteren Mitgliedern der Staff begrüsst. Nachdem wir uns mit einem kalten Getränk und feuchten Tüchern erfrischen konnten, bringt man uns zur Main Area. Dort erwartet uns Tazz - ebenfalls ein Manager - und gibt uns die nötigen Informationen zum Camp.

Camp Moremi ist ein „echtes“ Zeltcamp, besteht aus 12 Zelten und bietet 24 Gästen eine Unterkunft. Es liegt am Rande der Xakanaka Lagune und die meisten Zelte sind von schattigen Bäumen umgeben. Wir finden die Lage und die Umgebung sehr schön. Die Main Area besteht auf der einen Seite aus einem runden, an den Seiten offenen Gebäude, der sogenannten Boma. Hier werden Frühstück und Lunch serviert. Ein kleines Stück weiter steht ein einstöckiges Gebäude. Im unteren Teil befindet sich die Boutique, im 1. Stock trifft man sich für den Sundowner und das Dinner. Am Rand des Sumpfes steht eine Aussichtsplattform, ganz in der Nähe kann man an einem kleinen Pool relaxen. Der Tagesablauf ist der gleiche, wie auch in Leroo La Tau bzw. Camp Moremi. Im Unterschied zu unserem letzten Camp werden wir hier hauptsächlich mit dem Fahrzeug auf die Pirsch gehen. Allerdings liegen auch Boote für Wasserexkursionen bereit.









Die Zelte sind auf einem Podest errichtet, und über eine Treppe zu erreichen. Man öffnet eine Tür und betritt einen Vorraum. Von hier zweigen die Türen zum Bad und zum Schlafraum ab. Das Bad ist relativ einfach und kompakt gehalten, hat aber alles, was man benötigt. Toilette und Dusche funktionieren einwandfrei, nur eine Aussendusche gibt es nicht. Der Schlafraum hat ein Doppelbett, einen Holzschrank und einen Schreibtisch mit Wandspiegel. Man kann die Qualität der Einrichtung zwar nicht mit Camp Okavango vergleichen, aber wir vermissen nichts. Das Bett ist – wie in allen Camps – liebevoll dekoriert. Da wir uns in einem Zelt befinden gibt es keinen Decken-, sondern einen Standventilator. Der ist bei den Temperaturen im Zelt auch absolut nötig. Schiebt man eine Glastür auf, dann erreicht man die Terrasse mit Blick auf den Sumpf. Die zwei gepolsterten Stühle laden zum Relaxen ein.







Da wir ziemlich spät dran sind werden wir von Tazz gefragt, ob wir noch einen kurzen Gamedrive machen wollen. Da sind wir natürlich sofort dabei. Wir deponieren deshalb nur unser Gepäck im Zelt und machen uns sofort auf den Weg. Auch Jenny ist dabei und so starten wir gegen 16:30 den Gamedrive mit CT, denn unser „richtiger“ Guide Tuelo ist bereits mit einigen Gästen unterwegs.

Auch wenn die letzten Tage mit den Bushwalks toll waren, es macht auch mal wieder Spass, mit dem Landcruiser auf die Pirsch zu gehen. CT ist ein sympathischer Mann, der gerne lacht, wir fühlen uns wohl in seiner Begleitung. Wir fahren ein paar sandige Wege entlang, können aber ausser ein paar Impalas und Wasserböcken nicht viel entdecken. Einige Zeit später kommen wir an einen Teich. Hier wird uns etwas mehr Action geboten, denn eine Herde von ca. 100 Büffeln hat sich am Wasser versammelt. Als ständige Begleiter folgen ihnen zahlreiche Oxpecker und Kuhreiher. Diese Kombination bietet mir einige Motive, die ich gerne auf der Speicherkarte verewige. Wir beobachten die Büffel und die fliegenden Begleiter etwa eine halbe Stunde, dann fahren wir weiter.





Bald darauf müssen wir stoppen. Einige Rotschnabeltokos nehmen direkt in der Fahrspur ein Sandbad und lassen sich von uns auch nicht wirklich stören. Ein Stück weiter sitzt ein Woodland Kingfisher und posiert für uns. Wir verlassen den Wald und durchfahren offenes Land. Etwas später macht die Piste einen Bogen, dann erreichen wir buschiges Gelände. Hier stehen bereits drei Fahrzeuge, deren Insassen angestrengt in die Büsche starren. CT unterhält sich kurz mit dem Fahrer eines anderen Wagens. „In den Büschen hat sich ein junger Leopard versteckt. Seine Mutter ist wohl auf der Jagd. Wir können ja mal ein Weilchen warten und schauen, was passiert.“ Wir sind einverstanden, aber ich bin skeptisch. Warum sollte das Junge aus seiner Deckung kommen, wenn hier Menschen in Autos sitzen, sich unterhalten und ab und zu um die Büsche kurven, um vielleicht etwas mehr zu sehen? Nicht weit entfernt steht im Grasland ein Elefantenbulle und frisst in aller Ruhe das saftige Gras. Der kleine Leo ist garantiert nicht entspannt und wird einen Teufel tun und sich bei so viel Betrieb mit Autos, Menschen und Elefanten zeigen.



Wie erwartet tut sich nichts. Gegen 18:00 kehren wir um und fahren zurück zum Camp. Wir lassen uns zum Zelt bringen, packen unsere Sachen aus und waschen uns den Staub des Tages von der Haut. Um kurz nach 19:00 holt man uns ab und wir trinken noch einen Sundowner an der Bar, dann nehmen wir an einem Tisch für 8 Personen Platz. Auch hier gesellen sich die Manager zu den Gästen, an unserem Tisch sitzt Tazz, er ist sehr sympathisch und humorvoll. Dann folgt ein Ritual. Die Köche stellen das Dinner vor, der Weinkellner präsentiert die Rot- und Weissweine, die Gäste beklatschen die Ansagen.

Während wir das schmackhafte Essen und den guten Wein genießen, kommen wir mit unseren Tischnachbarn ins Gespräch. Da sitzen z.B. zwei deutsche Frauen. Sie bereisen ebenfalls fast jedes Jahr das südliche Afrika, der Virus steckt also auch bei ihnen schon sehr tief im Herzen. Während wir zwei bis drei Tage in jeder Unterkunft verbringen, bleiben sie ganze fünf Tage an einem Ort. Ich finde das sehr gut, denn dann kann man eine Gegend noch viel besser inspizieren. Sie erzählen uns, dass sie morgen abreisen und die nächsten Tage in der Savute Safari Lodge verbringen werden. Das ist ja auch unser nächstes Ziel, wir werden sie also dort wieder treffen. Dann gibt es noch ein Paar aus den USA. Sie sind noch relativ jung, haben aber bereits ein paar Jahre in Botswana für wissenschaftliche Studien wie z.B. Löwenprojekte verbracht und sind jetzt dabei, sich eine Existenz als Reiseveranstalter aufzubauen. Während der Unterhaltung merken wir schnell, dass wir uns gegenseitig sehr mögen und sie haben natürlich viele interessante Geschichten auf Lager. Leider sind wir in verschiedenen Fahrzeugen unterwegs, können uns aber wenigstens beim Dinner zusammensetzen.

So vergeht der Abend sehr schnell und gegen 21:30 ist es Zeit für uns, das Bett im Zelt zu testen. Wir werden zurück gebracht, setzen uns noch einen Moment auf unsere Veranda, schauen den Fledermäusen zu, die in halsbrecherischen Kurven um uns herum schwirren und lauschen den Geräuschen des Sumpfes. Natürlich glitzern die Sterne am Himmel und somit haben wir das perfekte Ende eines schönen Tages. Wir legen uns völlig entspannt ins Bett. So kann unsere Reise ruhig weiter gehen, ich bin jetzt schon gespannt, was wir morgen so alles erleben werden…

Samstag 23.04.2016

Piep, piep, piep… das passt nicht zu meinem Traum! Ich verlasse das Land der Träume und nähere mich der Realität. Ach ja, richtig. Ich liege in meinem Bett. Und das steht in einem Zelt in Camp Okavango. Und draussen begrüssen die Vögel den neuen Tag. Also schlüpfe ich aus dem Bett, und mache mich in unserem Badezimmer frisch. Als ich zurück komme ist Ruth auch schon aktiv. Als uns ein Angestellter um 06:00 wecken will, bereiten wir uns schon längst auf den Tag vor. Meine Frau zeigt mir einen neuen vermeintlichen Moskitostich am Ringfinger. Sie ist eigentlich nicht empfindlich, aber dieser Stich tut ihr ziemlich weh. Kurz vor 06:30 laufen wir ohne Begleitung zur Main Area. Es dämmert bereits und wir können deshalb unsere Umgebung bereits gut erkennen. Nahe am Weg grast ein Buschbock. Diese Antilopen suchen die Nähe der Camps, weil sie sich hier sicher fühlen.



Zum Frühstück haben sich schon einige Gäste versammelt. Wir begrüssen Jenny, leider ist sie in einem anderen Fahrzeug. Dann stellt sich unser Guide Tuelo vor. Er wird uns die nächsten zweieinhalb Tage begleiten. Das erfreuliche für uns: Wir werden den heutigen Tag mit ihm alleine verbringen. Also müssen wir wieder einmal keine Rücksicht auf Mitfahrer nehmen. Herrlich :) :)

Wir verlassen das Camp um 07:00. Zunächst steuern wir einen kleinen See an. Zu hören ist der uns so vertraute Schrei des Fisheagles. Eine Menge Kuhreiher halten sich hier auf, sonst sind allerdings keine Tiere zu sehen. Ein Stück weiter treffen wir auf eine Herde Impalas. Sie wirken entspannt und grasen. Plötzlich hören wir das typische Schnauben, dass eine Gefahr ankündigt, dann startet die ganze Gruppe. Einige springen mit hohen Sätzen davon, um einem möglichen Verfolger zu zeigen, dass man gesund, kräftig und nicht einfach zu fangen ist. Was ist da los? Wir beobachten die Gegend, denn es sollen Wildhunde in der Nähe sein, aber nichts ist zu sehen. Dann erscheint eine einzige Hyäne, sie überquert das Areal, schaut kurz in unsere Richtung und verschwindet dann wieder.



Wir durchqueren einen Wald. Hier halten sich ein paar Wasserböcke und Impalas auf, die Vogelwelt ist mit zwei Woodland Kingfishern vertreten, dann erreichen wir offenes Grasland. In diesem Gebiet sind zahlreiche Termitenhügel zu finden. Ab und zu sitzen Vögel auf der Spitze der Bauten. Von hier aus haben sie einen guten Überblick. Und wieder taucht ein Woodland Kingfisher auf, so viele haben wir auf einer relativ kleinen Fläche noch nie gesehen. Ein Stück weiter sitzen Glanzstare und auf der Erde laufen noch einige Kronenkiebitze herum.





Im Schatten von ein paar Bäumen halten wir für eine Kaffeepause. Nachdem ich Tuelo erzählt habe, dass ich gerne noch etwas mehr Setswana lernen will, hat er beschlossen, sich als mein Lehrer zu betätigen. Unser Guide glänzt nicht nur durch ein grosses Fachwissen was Flora und Fauna betrifft, jetzt werde ich auch noch mit einem Sprachkurs in die Mangel genommen. Das ist hart für mich, denn er gönnt mir keine Ruhe. Unerbittlich quält er mich mit neuen Wörtern oder ganzen Sätzen. Immer wenn ich ein Wort – seiner Meinung nach – gut ausspreche, kommt schon wieder das nächste dran. Ich mache aber gerne mit, auch wenn ich mir tatsächlich nur einen kleinen Teil behalten kann. Immerhin habe ich nach dem Crashkurs meinen Wortschatz auf Setswana mit Sätzen wie: „Ich habe Löwenspuren gesehen“ oder „Ich habe Elefantenkacke gesehen“ erweitert. Na wenn das kein Fortschritt ist :whistle: Eines meiner Lieblingswörter ist die Bezeichnung einer kleinen Antilope, dem Steinböckchen. Der Ausdruck auf Setswana lautet nämlich „Puhuduhudu“, das findet auch meine Frau toll und wir wiederholen das Wort immer wieder. Tuelo ist sichtlich stolz auf unsere Fortschritte.

Die Tiersichtungen halten sich in Grenzen. Ein paar Impalas, ein einsamer Elefantenbulle, im Busch, am Wegesrand sogar mal eine Gabelracke, das war es dann schon. Am Rand eines Wäldchens höre ich plötzlich einen bekannten Pfiff. Tatsächlich! In einer Baumhöhle brütet ein Paar Goldbugpapageien. Was für ein Glück! So lange bin ich hinter diesen Piepmätzen her und jetzt sehe ich sie schon das zweite Mal auf unserer Reise.
Wir fahren weiter. Noch ein paar Wasserböcke, noch ein paar Impalas, dann sind wir zurück im Camp. Es ist tatsächlich schon wieder kurz nach 11:00, obwohl wir gar nicht so viele Tiere gesehen haben, ging der Vormittag sehr schnell vorbei. Das lag vermutlich auch an Tuelos Sprachschule, die hat mich schliesslich ganz schön gefordert :ohmy:



Wir bringen unsere Sachen zurück, begrüssen „unseren“ Buschbock neben dem Zelt und schon sind wir wieder rechtzeitig zum Lunch in der Main Area. Ruths Ringfinger ist inzwischen weiter angeschwollen, diesmal helfen keine Salben, das ist schon komisch. Nach dem Essen werden wir von Manager Tazz durch das Camp geführt, dabei erklärt er uns noch einige Spezialitäten wie z.B. die Honeymoonsuite. Danach relaxt Ruth am Pool, während ich mal wieder bei 36° Temperatur im Zelt ein Powerschläfchen halte.

Um 15:00 erscheinen wir zum High Tea, bereit zum Gamedrive am Nachmittag. Wir treffen alte Bekannte wieder. Da sitzen Rosemarie sowie Mike und Familie und natürlich Ruths „Freundin“ Tanya, die – wie erwähnt - im Camp Moremi das Kindermädchen für die drei Jungs von Mike und Erin spielt. Es sind auch neue Gäste mitgekommen. Zum Beispiel ein Paar aus Kalifornien. Das ist mal wieder genau die Sorte von Gästen, die ich gar nicht brauche. Ich weiss ja, dass die USA ein grosses Land ist, aber muss man deshalb immer so laut sein? Und wieder haben wir einen vermeintlichen Witzbold vor uns, der – seiner Meinung nach – fast jede Sekunde was total lustiges sagt und seine Begleiterin bricht jedes Mal in ein meckerndes Lachen aus. Na toll! Zum Glück sind sie nicht in unserem Auto.

Jenny sitzt bei uns am Tisch und Ruth zeigt ihr den Finger, der sich inzwischen teilweise dunkelblau verfärbt hat. Jenny - sie hat als Australierin Erfahrung mit giftigen Tieren – schaut sich den Finger an, macht ein ernstes Gesicht und sagt: „ Das war kein Moskito, da hat dich eine Spinne gebissen. Du solltest dringend etwas dagegen tun.“ Also schalten wir Tanya ein, sie ist ja quasi die Aushilfsmanagerin. Die wiederum ist auch erschrocken und jetzt erweist es sich als absoluter Glücksfall, dass Mike mit uns im Camp ist. Er schaut sich die Verletzung an und beschliesst, seinen Arztkoffer zu holen, den hat er nämlich dabei. Ruth ist das alles unangenehm, denn eigentlich starten alle Gäste zum Nachmittags Gamedrive, aber Mike lässt sich nicht beirren. Das Problem: Der Ringfinger ist so stark angeschwollen, dass sich der Ehering nicht mehr über den Finger ziehen lässt. So verursacht er langsam aber sicher einen Blutstau. Der Ring muss also ab. Das sieht auch Mike so.

Wir haben uns inzwischen im Büro der Manager versammelt. Tazz, Tanya, Erin und ihre drei Jungs, die interessieren sich sehr für die Angelegenheit. Während Mike noch seinen Arztkoffer holt diskutieren wir, wie man Ruth Erleichterung verschaffen könnte. Der Ring muss aufgeschnitten werden! Das lehne ich ab, denn der Ring war teuer. Also hole ich mein grosses Messer mit Säge hervor und sage mit ernstem Gesichtsausdruck. "Ich säge jetzt den Finger ab!" Alle schauen mich total entsetzt an, nur meine Frau, die mich ja lange genug kennt, grinst. Dann ist auch den anderen klar, dass ich wohl einen Spass mache und sie entspannen sich etwas :whistle:

Mike ist inzwischen wieder da. Er holt aus seinem Koffer einen Bindfaden heraus. Den wickelt er ganz fest um die angeschwollene Stelle direkt vor dem Ring. Dadurch lässt sich der Ring ein kleines Stück vorschieben. Jetzt wiederholt er die Prozedur und der Ring wandert Millimeter für Millimeter vorwärts. Das tut zwar höllisch weh, aber meine Frau erträgt den Schmerz, sie will nur eins: Der Ring soll irgendwie runter, aber er soll nicht zerstört werden. Wenige Minuten später ist es vollbracht. Der Ring liegt unversehrt in meiner Hand. Danke Mike! Jetzt bekommt Ruth eine Salbe und Antibiotika. Mike ist sehr fürsorglich und wir haben grosses Vertrauen in ihn. Er sagt:“ So, das ist alles, was wir im Moment tun können. Ich schaue mir die Sache heute Abend noch mal an. Aber ich muss euch warnen. Sollte die Schwellung bis morgen früh nicht besser sein und sollte sich der Finger schwarz verfärben, dann muss Ruth nach Maun in Krankenhaus geflogen werden." Uuups! Das wäre wohl das Ende unserer Rundreise! Aber so weit wollen wir jetzt nicht denken.

Mike gibt Ruth den Rat, den Finger ruhig zu halten und so oft wie möglich den Arm nach oben zu strecken. Ich treffe eine Entscheidung, die mir schwerfällt. „Heute Nachmittag“ bleibst du hier!“ Ruth protestiert sofort. „Den Arm hochhalten kann ich auch im Auto“. Ich schaue Mike an uns sage: „Ich glaube, das Gerüttel ist nicht gut für dich. Wir wollen doch, dass du nicht ausgeflogen werden musst – oder?“ Mike nickt und ist der gleichen Meinung. Also fügt sich Ruth leise protestierend. Wir bedanken uns noch einmal bei Mike und entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten. Schliesslich haben sie wegen uns bereits 30 Minuten der Pirsch versäumt. Mike wiederum ist total entspannt. „No problem.“

Dann verabschiede ich mich von meiner Frau, schnappe meine Sachen und laufe mit Tuelo zum Fahrzeug. Es wird schon nicht so viel passieren an diesem Nachmittag. Ruth muss garantiert nicht neidisch sein. So denke ich zumindest. Wir fahren durch ein Wäldchen. Am Rand einer Lichtung sitzt eine Gruppe Paviane. Ein Männchen sitzt etwas abseits, lehnt sich an einen umgestürzten Baumstamm und döst. Es sieht total witzig aus, wie er ganz cool den rechten Arm über den Baumstamm gelegt hat, dieses Bild nehme ich gerne mit.



Tuelo greift zum Funkgerät und unterhält sich. Habe ich da gerade das Setswana Wort für „Wildhunde“ gehört? Ich frage ihn, er nickt und startet den Motor. Wir müssen gar nicht weit fahren, da sehen wir schon ein anderes Fahrzeug und der erste Wildhund kreuzt unseren Weg. Er hat ein Halsband mit Sender an, erinnert also ein bisschen an einen Haushund. Arme Ruth! Da muss sie einmal im Camp bleiben und schon sehen wir seltene Tiere. Der Wilddog läuft zu einer Baumgruppe und lässt sich erschöpft auf den Boden fallen. Jetzt können wir auch die anderen Mitglieder der kleinen Gruppe erkennen. Alle sehen sehr müde aus und verlassen nicht einmal ihren schattigen Platz. Also fahren wir nach etwa einer Viertelstunde weiter.



Wir kurven etwa eine Stunde einige Sandwege entlang, aber ausser ein paar Wasserböcken und Impalas lässt sich nichts blicken. Dann ändern wir die Richtung und durchqueren Buschland. Jetzt erhalten wir einen Funkspruch. „Löwen gesichtet!“ 10 Minuten später sind wir vor Ort. Ein müdes Löwenpaar liegt im Gras, also nicht wirklich etwas spannendes. Ein lustiges Bild ergibt sich allerdings, als der Löwe sich auf den Rückendreht und verträumt in den Himmel schaut. Klick! Das Bild habe ich im Kasten.





Eine Stimme meldet sich am Funkgerät. Höre ich da etwa das Wort „Nkwe“? Es bedeutet „Leopard“. Tuelo bestätigt meine Frage. Ja, sie haben ein Leopardenkind gesichtet. „Ich muss aber etwas mehr Gas geben, dann haben wir noch eine Chance, es zu sehen.“ Na dann! Ich verstaue mein Equipment und schon rumpeln wir mit Höchstgeschwindigkeit über die Pad. 10 Minuten später sehen wir drei Fahrzeuge an einem Baobab stehen. Das ist wohl unser Ziel! Wir umkurven den Baobab, dann taucht der Kopf eines jungen Leos auf. Oh, je! Der arme schaut ganz schön verschreckt in die Runde. So richtig wohl fühlt er sich nicht. Ich kann noch ein paar Fotos machen, dann klettert der kleine Leopard den Baobab hinunter und versteckt sich im dichten Buschwerk. Wir versuchen, ihn aufzuspüren, dass findet er aber gar nicht gut und läuft davon. Wir verzichten auf eine Verfolgung. Schliesslich soll der Leo nicht das Gefühl bekommen, Fahrzeuge sind etwas Böses, vor dem man sich immer verstecken muss.



Es ist kurz vor 18:00, die Dämmerung hat eingesetzt, Zeit um zum Camp zu fahren. Als wir zurückkommen bin ich fast ein wenig traurig. Wie soll ich das bloss meiner Frau beibringen? :dry: Da ist sie ein einziges Mal nicht dabei und schon sehen wir Wildhunde, Löwen und einen kleinen Leoparden. Als ich meine Frau sehe, weiss sie schon Bescheid. Die anderen Gäste waren früher im Camp und haben bereits über die Begegnungen berichtet. Dafür hat sie einen schönen Sonnenuntergang im Camp gehabt, na das ist doch auch was. Mike ist inzwischen auch da. Er begutachtet Ruths Finger und ist zufrieden. Die Schwellung ist etwas zurückgegangen und die Verfärbung des Fingers hat auch etwas nachgelassen. Alles scheint gut zu werden.

Wir lassen uns zum Zelt bringen, ich kann noch duschen und mich umziehen, um kurz nach 19:00 sind wir bereit für das Dinner. Heute werden wir von Tuelo abgeholt. Als wir anfangen, von dem tollen Sternenhimmel zu schwärmen, nimmt er uns mit auf die Wiese. Mein Respekt vor Tuelo wird immer grösser. Er kennt sich nicht nur mit Pflanzen und Tieren extrem gut aus, auch die Sternenbilder sind ihm alle geläufig und er garniert seine Erklärungen mit kleinen Geschichten. Wir haben unseren Guide inzwischen ins Herz geschlossen, auch wenn er mich als Sprachlehrer ganz schon quält. Aber ich will es ja so :S

Jetzt ist es 19:30, Zeit für das Dinner. Der Abend ist kurzweilig, das Essen ist gut, wir sitzen am „richtigen“ Tisch ohne nervige Nachbarn, wir sind also rundherum zufrieden und entspannt. Irgendwann bringt man uns zum Zelt, dort sitzen wir noch eine Viertelstunde auf unserer Veranda, dann wird es Zeit ins Bett zu gehen und noch einige Momente den Stimmen und Geräuschen des Okavango Deltas bei Nacht zu lauschen. Das sind ideale Voraussetzungen, um langsam ins Land der Träume hinüber zu gleiten...
Letzte Änderung: 04 Aug 2016 08:11 von leofant.
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04 Aug 2016 08:14 #439720
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Sonntag 24.04.2016

Es ist ein ruhiger Sonntagmorgen, sogar die Vögel scheinen sich daran halten zu wollen. Trotzdem sind wir schon vor dem Wakeup Call um 06:00 aufgestanden. Um 06:30 gibt es Frühstück, das Paar aus den USA glaubt, schon am frühen Morgen total witzig sein zu müssen. Mensch! Haltet doch mal um diese Tageszeit einfach eure Klappe! Meine Laune wird jedoch schlagartig besser als Tuelo erscheint und uns mitteilt, wir wären heute wieder den ganzen Tag alleine unterwegs. Das sind wirklich tolle Neuigkeiten :)

Ruth lässt sich den „bösen“ Finger von unserem Heroe Mike kontrollieren. Nachdem sie die Schwellung am gestrigen Abend noch mal aufgestochen hat und das Spinnengift aus dem Finger heraus konnte, sieht er heute schon ganz manierlich aus. Auch Mike ist der Meinung, meine Frau müsste nicht ausgeflogen werden. Ich hatte es schon einmal erwähnt. Ruth und ich sind beide an einem Sonntag geboren, also Sonntagskinder und auch dieser heutige Sonntag lässt sich wirklich gut an.
Um 06:45 sitzen wir bereits im Fahrzeug und starten den Gamedrive. Tuelo kennt bereits meine Ungeduld und findet das auch ganz ok, denn ich quäle ihn mit möglichst frühem Start, er wiederum quält mich mit Sprachunterricht. So hat jeder seinen Spass.

Nachdem wir das Camp verlassen haben fahren wir durch ein Wäldchen. Vor uns, direkt in der staubigen Sandpiste sitzen wieder ein paar Tokos, nehmen ein Staubbad und lassen sich auch gar nicht stören. Also warten wir höflich, bis sie fertig sind und fahren dann erst weiter. Es ist jetzt 07:00, die Sonne geht gerade auf und schickt ihre goldenen Strahlen durch die Bäume, das gibt dem Wald etwas Mystisches. Die Stille ist einfach herrlich, nur ein paar Vögel bilden den musikalischen Hintergrund; ein paar Baumhörnchen huschen durch die Gegend ansonsten bewegt sich nichts. Doch halt! Was ist das dort auf der Lichtung? Ein männlicher Wasserbock in Liebesstimmung beschnuppert die Dame seines Interesses, dann zeigt er uns, wie ein Wasserbock Nachwuchs produziert. Mensch, und das an einem Sonntagmorgen um kurz nach sieben! Dieser stramme Bock handelt wohl nach dem Motto der Pfadfinder: Allzeit bereit :whistle:

Wir erreichen eine offene Graslandschaft. In den Bäumen sitzen einige Grey Lories, ein Wiedehopf-Paar flattert durch die Luft und jagt sich spielerisch, zwei Rotschnabelfrancoline laufen durch das Gras, sie sind damit beschäftigt, etwas Fressbares zu finden. Eine Gabelracke fliegt laut schimpfend an unserem Auto vorbei, irgendetwas hat sie wohl gestört. Kaum sitzt sie auf einem anderen Baum, startet sie schon wieder laut zeternd und attackiert eine andere Gabelracke in der Nähe. Augenscheinlich will der Vogel sein Revier verteidigen und duldet deshalb keine Nachbarn. Selbst an einem ruhigen Sonntag wird auf Abstand geachtet.





Inzwischen ist es 08:00 geworden. Wir erreichen eine mit Gras bewachsene Ebene. Wo man auch hinschaut, überall stehen tote Bäume. Das ergibt ein extrem surrealistisches Bild. Wir haben sogar das Gefühl, sämtliche Tierstimmen wären plötzlich verstummt. Wir durchqueren den toten Wald. Am anderen Ende sehen wir drei Elefanten grasen. Sie stehen relativ weit auseinander, bewegen sich aber trotzdem in die gleiche Richtung. Wir wissen, dass sie im Infraschallbereich kommunizieren. Diese Töne, sind so tief, dass sie das menschliche Ohr nicht wahrnehmen kann. Die von den grauen Riesen produzierten Töne können andere Elis viele Kilometer entfernt wahrnehmen und beantworten. Einer der Bullen läuft langsam in Richtung der toten Bäume. Auf seinem Rücken liegen Äste und Blätter. Hat er die vielleicht als Proviant für unterwegs mitgenommen? :laugh:

Die Landschaft wird grüner und buschiger. Viele Red Lechwes (Moorantilopen) sind hier zu finden. Was mir auffällt: Die Böcke lassen uns bis zu einem bestimmten Sicherheitsabstand herankommen. Dann senken sie jedes Mal erst den Kopf und traben dann davon. Auf einigen Bäumen sitzen Meerkatzen. Wie so oft werden wir kritisch von ihnen beäugt. Nur die Kleinen lassen sich nicht stören und tollen durch das Geäst. Gabelracken, Schwalben, Glanzstare, Bienenfresser und Turteltauben sind ebenfalls zu sehen. Auf dem Boden entdecken wir zwei Meerkatzen. Sie schauen uns an und starten ihr Liebesspiel direkt vor unseren Augen. Hmmm… dieser Sonntagvormittag scheint für einige Tiere sehr inspirierend zu sein :whistle:



Ein kleiner Falke sitzt auf der Spitze eines abgestorbenen Baums. Immer wenn wir uns nähern fliegt er ein, zwei Bäume weiter und setzt sich wieder hin. Das Spiel geht einige Male so, bevor er genug hat und verschwindet. An einem Wasserloch stoppen wir zur Kaffeepause. Ich steige aus und laufe zum Ufer. Erschrocken fliegen ein paar Rallenreiher davon. Tuelo möchte, dass ich auf ihn warte. Zunächst sucht er die Uferzone nach verräterischen Augen im Wasser ab. Er zeigt auf zwei Krokodilköpfe und spricht mit warnender Stimme: „Pass bitte auf, Walter. Crocs sind manchmal schneller als man vermutet. Und ich möchte meine Gäste wieder vollzählig ins Camp zurück bringen!“ Ok, ich habe verstanden und halte einen gewissen Abstand zum Wasser. Kuhreiher, Nilgänse und Stelzenläufer bevölkern die Uferzone. Eine Gruppe Löffler fliegt heran und landet in der Nähe. Dann folgt ein Graureiher. Und wieder taucht ein Augenpaar aus dem Wasser auf, der dazugehörige Kopf bleibt verborgen. Langsam schiebt sich das Krokodil in Richtung der Löffler. Sollte einer der Vögel etwas unvorsichtig sein, so könnte das ganz schnell sein Ende bedeuten.

Wir klettern wieder in den Landcruiser und fahren weiter. Immer mehr Red Lechwes tauchen zwischen den toten Bäumen auf. Manche grasen, andere liegen auf dem Boden und dösen. Die Gruppen werden hin und wieder durch ein paar Impalas aufgelockert. Aber die Moorantilopen sind klar in der Überzahl.
An einem kleinen Wasserloch treffen wir auf zwei Hammerköpfe (sagt man da so?). Die Vögel stehen am Wasser und trinken ein paar Schlucke, dann springt der eine auf den Rücken des anderen und breitet seine Flügel aus. Na dieses nette Bild nehme ich doch gerne mit! Ein anderer Hammerkopf sitzt auf der Spitze eines mächtigen Termitenbaus und schaut scheinbar hochnäsig auf uns herab. Und noch ein nettes Bild, das meine Sammlung vergrössert.



Schon zeigt die Uhr 10:30 an, es wird Zeit, zum Camp zu fahren. Etwa eine halbe Stunde später sind wir wieder „zuhause“. Auf dem Weg zum Zelt werden wir bereits von „unserem“ Buschböcken erwartet. Es schaut uns neugierig an. Täusche ich mich, oder hat es sogar gelächelt? ;)

Nach einer erfrischenden Dusche sind wir schon bald darauf zum Lunch unterwegs. Zunächst kontrolliert Mike den Finger von Ruth. Die Inspektion fällt zu seiner Zufriedenheit aus. Ruth hat noch mal die Blase aufgestochen, das hat dem Finger gut getan. Vermutlich ist jetzt das ganze Gift endgültig herausgeflossen. Am Nebentisch höre ich wieder mal ein aufdringlich, künstliches, hysterisches Lachen. Ach ja, die Amerikaner sind auch noch da! Bevor wir uns nach dem Lunch zurückziehen, verabschieden wir noch Jenny aus Australien. Mach´s gut Jenny, wir mögen dich gut leiden. Wir hoffen, du hast noch viel Spass auf deiner restlichen Reise. Heute Nachmittag wird uns Rosemarie, die wir ja schon aus Camp Okavango kennen, begleiten. Sie ist pflegeleicht und hoch erfreut, dass sie mit uns deutsch sprechen kann. Na den Gefallen tun wir ihr doch gerne. Der restliche Nachmittag wird wie gewohnt ausgefüllt. Ruth entspannt am Pool, liest ein wenig auf unserer Veranda, ich vertreibe mir die Zeit mit Fotos checken und ein wenig schlafen. Schon bald ist es wieder soweit: Auf geht´s zur nächsten Pirsch!

Heute Nachmittag sind die Impalas aktiv. Hier eine Herde, dort eine Herde, mit Jungen, ohne Jungen, eine Junggesellengruppe, alle möglichen Variationen begegnen uns auf unserem Weg. Zwischendurch lugt mal ein scheuer Riedbock aus dem hohen Gras hervor. Wir nähern uns dem Xakanaka Gate. Das ist scheinbar der bevorzugte Treffpunkt der Meerkatzen. Überall sitzen sie in den Bäumen und rennen durch das Gras, so als hätten sie ein Familientreffen an diesem Sonntagnachmittag. Die jüngsten erfreuen uns immer wieder mit ihren Turnübungen und Kunststückchen, deshalb kommen wir nur langsam vorwärts. Überall tauchen Meerkatzen auf. Neben dem Auto befindet sich ein Liebespaar. Und was machen die genau vor unseren Augen? Richtig! Dieser Sonntag hat es wirklich in sich! Auch Tuelo ist überrascht. So viel Liebes-Action passiert nicht alle Tage :laugh:







Vor uns gibt es viele grüne Bäume, dann sind wir plötzlich wieder in einem Areal, in dem fast nur tote Bäume stehen. An diese „Mondlandschaft“ schliesst sich ein Sumpfgebiet an. Ein einsamer Klunkerkranich stolziert durchs Gelände, im Sumpf sehen wir über 50 Moorantilopen. Einige stehen im Gegenlicht, das ist mir ein paar Bilder wert. Auf der Spitze eines toten Baums sitzt ein Schreiseeadler. Was will der denn hier? So richtig viel Wasser können wir nirgends entdecken! Ein einzelnes Zebra grast am Rand des Sumpfes. Drei Oxpecker sitzen auf seinem Rücken. Man kann erkennen dass es sich um ein Elternpaar mit einem Jungvogel handelt. Während die Eltern einen roten Schnabel haben, ist der beim Nachwuchs noch nicht ausgefärbt und wirkt grau. Smaragdspinte kreuzen unseren Weg. Wie so oft fliegen sie blitzschnell auf und vollführen kunstvolle Flugbewegungen. Ein Hauben-Bartvogel lugt zwischen den Blättern hervor. Sein gelber Kopf ist nicht schwer auszumachen.









Wir fahren in ein Wäldchen. An einer kleinen Wasserstelle steht ein Sattelstorch. Als wir uns nähern breitet er seine mächtigen Schwingen aus und fliegt ein Stück weiter. Und wieder beobachten wir einige Tokos beim Staubbad, sie werden von einer Gruppe Meerkatzen erschreckt, die über die Piste rennen. In affenartiger Geschwindigkeit (Wortspiel) klettern sie auf die nächsten Bäume und beobachten uns sehr genau. Zeit für mich, noch ein paar Schnappschüsse zu machen. Zwei Minuten später durchfahren wir erneut das Xakanaka Gate und Tuelo schau nach einem schönen Platz für den Sundowner. Das ist natürlich ganz in Ruths Sinn  Auf einer freien Fläche stoppen wir, Tuelo öffnet die Heckklappe und zwei Minuten später hat die Bar geöffnet. Wir nehmen unsere gefüllten Weingläser, drehen uns um etwa 90 Grad und haben den roten Feuerball direkt vor uns. Ich glaube, ich schreibe es zum hundertsten Mal: Wir seufzen tief und nehmen auch diesen tollen Sonnenuntergang in uns auf. Schliesslich will der Virus Africanensis zwischendurch auch mal gefüttert werden :)





Um kurz nach 18:00 Ist die Sonne verschwunden und wir fahren Richtung Camp. Wie immer haben wir noch genügend Zeit, unser Zelt zu besuchen und uns frisch zu machen, gegen 19:15 sind wir in der Main Area. Mike checkt Ruths Finger und ist sehr zufrieden, nach einem Drink an der Bar sitzen wir schon wieder für das Dinner am Tisch. In unserer unmittelbaren Umgebung sind die zwei „Löwen-Projekt“ Amerikaner und Rosemarie, mehr kann man für ein entspanntes und kurzweiliges Dinner nicht verlangen. Dann habe ich noch ein paar schreckliche Minuten. Tazz kommt an unseren Tisch. „Walter, es gab da eine organisatorische Änderung, morgen werden euch die Gäste aus Kalifornien begleiten.“ „Wie bitte? Tazz, du sprichst von dem lauten und nervigen Paar?“ „Ja, sorry, es geht nicht anders.“ Ich schaue ihn an und ich denke, ich sehe aus wie ein angeschossenes Reh. „Lieber Tazz, ich möchte dich wirklich nicht unter Druck setzen, aber wenn es irgendeine andere Möglichkeit gibt, dann ändere diesen Plan – BITTE, BITTE! Diese Leute sind absolut nicht unser Ding und es wäre schon ein Desaster für uns, wenn wir die im Auto hätten.“ Tazz schaut ein wenig verzweifelt, dann antwortet er: „Ok, ich schaue, was ich machen kann.“ Etwa zehn Minuten später erscheint er wieder. „Walter, ich konnte etwas ändern. Ihr fahrt morgen mit Rosemarie und eurem Guide Tuelo raus – ist das ok?“ Ich hätte ihn am liebsten umarmt, das möchte ich vor den ganzen Gästen aber dann doch nicht machen. Also bedanke ich mich überschwänglich und sage: „Tazz, you are my heroe! I will never forget it!“ Auch Ruth tätschelt ihm den Arm und bedankt sich. Jetzt lächelt er und lässt uns wieder allein. Oh Mann! Was für ein Glück! Der Abend wird genauso schön, wie ich es mir vorgestellt habe. Die zwei Amerikaner haben schöne Geschichten aus der Wildnis auf Lager und wir haben eine Menge Spass. Trotzdem wird es gegen 22:00 Zeit für uns, das Bett aufzusuchen. Ein paar Minuten Fledermäuse auf der Veranda beobachten und den Tierstimmen lauschen, dann fallen wir zufrieden ins Bett. Auch der nächste Vormittag mit Rosemarie und unserem „Freund“ Tuelo wird ganz sicher richtig gut. Da können wir doch ganz beruhigt einschlafen :kiss:

Montag 25.04.2016

Wieder einmal wache ich mit gemischten Gefühlen auf. Auf der einen Seite bin ich traurig, weil wir heute Camp Moremi verlassen werden und ich zu Guide Tuelo inzwischen ein sehr intensives Verhältnis aufgebaut habe. Ich denke da an unserer Diskussionen, als es um den Überbestand an Elefanten in Botswana ging, oder an unsere „kleine Sprachschule Setswana“, ich habe ihn in den 2 ½ Tagen wirklich zu schätzen gelernt. Auf der anderen Seite freue ich mich schon riesig auf die Savute Region. Wir haben die Savute Safari Lodge bereits vor vier Jahren besucht und ich weiss in etwa, was mich dort erwarten wird.

Wie dem auch sei, wir verlassen das Bett und bereiten uns auf den Gamedrive am Vormittag vor. Wir sind bereits vor 06:30 in der Main Area, Tuelo und Mitfahrerin Rosemarie sind auch schon da. Deshalb starten wir schon vor allen anderen. So habe ich das gern :) :)

Kurz nach dem Start müssen wir schon wieder anhalten, denn die Sonne lugt über dem Buschwerk hervor und das müssen wir ein letztes Mal in uns aufnehmen. Heute fahren wir etwa eine Dreiviertelstunde mit relativ hoher Geschwindigkeit, denn laut Funkspruch wurden an einer anderen Ecke die Wildhunde gesehen und da wollen wir hin. Aber wie es so ist, als wir am angegebenen Punkt eintreffen sind die Wilddogs schon längst wieder über alle Berge.





Wir überqueren eine Brücke aus Holzplanken, die durch ein Sumpfgebiet führt, fahren hin und fahren her, aber es tut sich nichts. Also kehren wir wieder um. Kaum haben wir die Brücke hinter uns gelassen, taucht ein Löwenmann auf. Er hatte vorher im hohen Gras gelegen, war also kaum zu entdecken. Jetzt kommt er auf unser Auto zu, läuft dicht an uns vorbei und lässt sich im hohen Gras auf den Boden fallen. Wenn wir nicht wüssten wo er sich befindet hätten wir keine Chance, ihn zu finden. Tuelo hat unseren Standort per Funk weiter gegeben. Kurz darauf trifft noch ein Fahrzeug ein. Der Löwe spitzt die Ohren, steht auf, läuft in aller Ruhe zum Rand eines Busches, um ihn zu markieren, gähnt herzhaft und legt sich quer über die Sandpiste. Je ein Wagen steht auf jeder Seite und wir haben alle eine sehr gute Sicht. Die Katze gähnt immer wieder, reibt sich mit der Pfote scheinbar den Schlaf aus den Augen, dann legt sie sich platt auf den Boden, streckt sich lang aus und schaut uns verträumt an. In solchen Situationen hat selbst ein grosser Löwenmann so gar nichts Bedrohliches an sich und wenn wir es nicht schon selbst erlebt hätten dann würden wir nie glauben, dass eine müde, schläfrige Katze im Ernstfall innerhalb von 1/10 Sekunde auf den Beinen sein und blitzschnell davon rennen kann.





Wir haben den Löwen eine knappe halbe Stunde beobachtet, langsam wird es Zeit, Richtung Camp zu fahren. Als wir einen Baum passieren, stoppt Tuelo. Auf einem Ast sitzt ein Goldbugpapagei und schaut uns neugierig an. Im Baumstamm befindet sich ein Loch, dort schaut jetzt der zweite Papagei heraus. Kopf und Hals werden lang und länger und Schwupps! Ist er auch schon davon geflogen. Der zweite Papagei bleibt noch einen Moment sitzen, dann startet auch er und verschwindet. Sehr nett, vielen Dank, liebe Papageien :kiss:



Fünf Minuten später wird unsere Fahrt wieder unterbrochen. Vor uns tauchen Büffelköpfe im hohen Gras auf und dann überqueren die Tiere langsam die Piste. Es sind auch einige Kälber dabei, die manchmal, wenn sie auf der Piste stehen bleiben wollen, von ihren Müttern mit der Schnauze angeschubst werden. „Los, geht weiter, vielleicht ist das grosse Ding auf der Piste gefährlich! Wir wollen kein Risiko eingehen!“ Immer wieder hält ein Büffel an und schaut aufmerksam in unsere Richtung. Begleitet wird die Herde von vielen „blinden Passagieren“ den Madenhackern. Die befreien die Büffel von Maden und Zecken und sind auch als Alarmgeber bei drohender Gefahr nicht zu verachten.



Um 10:30 sind wir wieder im Camp. Wir haben das meiste schon gepackt, deshalb verlassen wir bald unser Zelt und erhalten noch ein kleines Brunch. Um 11:15 ist es dann soweit. Wir verabschieden uns von der Staff und von Rosemarie, Ruth bedankt sich noch einmal herzlich bei Mike und Familie. Ich habe während einer Löwenbeobachtung ein paar Fotos von ihnen machen können, die werde ich Mike natürlich schicken. Das ist das Mindeste, was ich nach seiner Rettungstat für ihn tun kann. Ein letztes Mal schaut er sich Ruths Finger an und ist sehr zufrieden, meine Frau hat alles richtig gemacht. Auch Manager Tazz erhält ein Sonderlob von mir, ich bin ihm schliesslich sehr dankbar, dass er mir den Gamedrive mit unsympathischen Gästen erspart hat, das werde ich auch noch mal an „höherer Stelle“ bei D & D erwähnen.

Die Fahrt zum Airstrip verläuft ohne nennenswerte Erlebnisse. Ein paar Minuten später können wir die Maschine am stahlblauen Himmel ausmachen, bald darauf landet sie auch schon. Wieder einmal ist es Zeit für einen Abschied. Der fällt mir bei Guide Tuelo richtig schwer, wir tauschen unsere Mailadressen aus und versprechen, uns zu schreiben (das habe ich nach unserer Rückkehr auch wirklich getan und er hat auch geantwortet), dann klettern wir in die Maschine, die Tür wird geschlossen, der Pilot steigt ein und wir rollen bald darauf zur Startbahn. Um 11:50 röhrt der Motor und wir heben ab. Ein letzter Blick und ein letztes Winken für Tuelo, wenig später gleiten wir über den grünen Sumpfteppich des Okavango Deltas.

Würden wir hierher zurückkommen? Ja, jederzeit. Gerade die Übernachtung in den Zelten hat – nach all den Chalets in den vergangenen Tagen – wieder etwas mehr „Wildnisflair“ gehabt und so etwas gefällt mir gut. Allerdings bin ich gespannt, wie lange uns Camp Moremi noch in diesem „ursprünglichen“ Zustand erhalten bleiben wird, denn immer mehr Camps im Delta werden umgebaut.





Unter uns ändert sich allmählich die Landschaft, jetzt überwiegt nicht mehr das Grün, sondern ein helles Beige, gesprenkelt mit vielen grünen Punkten. Die Gegend ist hier viel trockener, an den Wasserstellen halten sich hin und wieder Elefanten auf, trinken, baden oder dösen in der Mittagshitze. Irgendwann überqueren wir den ausgetrockneten Savute Channel, dann geht die Maschine in den Sinkflug über. Während wir noch eine sanfte Kurve fliegen, können wir unter uns sehr gut die Savute Safari Lodge erkennen, gleich darauf ist vor uns die Landepiste zu sehen. Um 12:30 setzen wir sanft auf, auch Flug Nummer 6 ist sehr angenehm zu Ende gegangen.
... wird fortgesetzt ...



Letzte Änderung: 04 Aug 2016 08:30 von leofant.
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04 Aug 2016 13:10 #439770
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....."aufdringlich, künstliches, hysterisches Lachen...."
...oh, my god.....

Hallo Leofant, Eure Reise begleite ich schon eine ganze Weile und freue mich an den Bildern aus einer Region, die wir kennen und in die wir im nächsten Jahr wieder reisen werden. Das hält die Vorfreude am Kochen! Danke!
Eine Frage zu dem Spinnenbiss: Hat Deine Frau den Biss bemerkt oder konntet Ihr später nachvollziehen, wo bzw. bei welcher Gelegenheit das passiert ist? Das ist jetzt der dritte Fall, den ich erfahre, wo durch einen Spinnenbiss beinahe ein Finger geopfert werden musste.
Gruß
Friederike
Letzte Änderung: 04 Aug 2016 13:11 von CuF.
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05 Aug 2016 07:53 #439843
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Hallo Friederike,

ihr reist nächstes Jahr in diese Gegend? Mensch, da bin ich jetzt schon neidisch.
Ich "muss" im Frühjahr 2017 vermutlich nach SA und in den KTP ;)
Als Afrika-Süchtiger bin ich im Prinzip auf jeden neidisch, der sich in meiner Traumregion
aufhält, während ich in Deutschland meinem normalen Tagesablauf nachgehe.

Was die Spinnen anbetrifft. Nein, wir können es nicht genau nachvollziehen wann es passiert ist.
Unser Anhaltspunkt: Freundin Gabi (sie lebt in Botswana) wurde auch mal von einer Spinne gebissen.
Es ist eine unscheinbare Spinnenart, man käme nie darauf, dass sie giftig ist. Den Namen habe ich leider vergessen.
Sie sitzt gerne in dunklen Ecken. Gabi hat morgens etwas zum Anziehen aus dem Schrank geholt. Da hatte sich die
Spinne wohl in der Kleidung versteckt, denn sie wurde auf der Rückseite gebissen. Die genaue Stelle will ich jetzt
nicht näher beschreiben :whistle:
Es kann also sein, dass auch Ruth beim Griff in den Schrank gebissen wurde. Dass die Spinne meine Frau heimtükisch in der
Nacht angefallen hat, das halten wir für äusserst unwahrscheinlich. Laut Gabi ist es wichtig, dass man so schnell wie möglich
mit Antibiotika behandelt wird, sonst wird das Fleisch rund um die gebissene Stelle schwarz und verrottet.

Die Wahrscheinlichkeit, dass man gebissen wird, stufe ich (als Laie) als sehr gering ein. Aber wie das halt so ist. Wir halten uns in
den Tropen auf, da gibt es mehr Risiken als in Deutschland. Ruths Finger jedenfalls ist wieder komplett hergestellt und auch
Gabi hat von dem Biss damals nichts zurückbehalten.

Liebe Grüsse
Walter
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05 Aug 2016 12:49 #439904
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  • CuF am 04 Aug 2016 13:10
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Ich "muss" im Frühjahr 2017 vermutlich nach SA und in den KTP

Hallo, Leofant, dann bist Du ja noch eher im südlichen Afrika als wir - bei uns geht es erst im September 17 los. Ich beneide mal zurück: KTP, aber da wir acht Wochen zur Verfügung haben, ist diese Region auch im Paket!
Bei den mir bekannten Spinnenbissen ist es vermutlich jedesmal beim Hantieren mit Feuerholz passiert.
Gruß + schönes Wochenede
Friederike
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  • leofant am 02 Aug 2016 08:49
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Hallo Friederike,
ACHT WOCHEN !!!
Da träumen wir noch davon ... aber vielleicht ... eines Tages :woohoo:

Und was die Spinnen anbetrifft: Ich denke mal, sie sind nur dann gefährlich, wenn man sie stört.
Also immer schön vorsichtig sein :)

Liebe Grüsse
Walter
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