THEMA: April 2016: Von Maun nach Kasane als Lodgehopper
11 Jul 2016 21:39 #437391
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Liebe Fomis,
Danke für eure Kommentare, die motivieren mich natürlich sehr :)

@ Hanne
ja ... Meno a Kwena ... (träum). Das ist bei uns auch schon wieder 8 Jahre her. Damals war der Boteti noch trocken
und jeden Tag kamen unglaublich viele Zebras / Gnus / Kudus und auch Elis an die künstlichen Wasserlöcher
unterhalb der Zelte. Hanne, Meno hat uns sehr gut gefallen. Leider hatten wir diesmal keine Möglichkeit, in Zelten
zu übernachten, aber diese Zeit wird auch wieder kommen :woohoo:

@ Lotusblume
ich möchte noch mal ganz dezent darauf hinweisen, dass ich kein Millionär bin und nur das wahnsinnige Glück habe, in
diesen Unterkünften zu einigermassen akzeptablen Preisen zu nächtigen. Andernfalls hätte ich auch ein grosses Problem,
auf diese Weise zu reisen :unsure:
Ich weiss nur, dass in gewissen Preiskategorien immer mehr Unterkünfte umgebaut werden. Ich vermute, dann werden die Preise noch ein bisschen angehoben. Deshalb bin ich gespannt, ob sich das für die Betreiber rechnet.

@ Bele
das freut mich für dich, Bele. Ich finde, der April ist ein guter Reisemonat für Botswana. Wir hatten bisher immer Glück.
Ausser ein paar Regenschauern hatten wir meistens blauen Himmel. Allerdings sind Ruth und ich auch beide Sonntagskinder,
das hat sich auch auf dieser Reise wieder für uns ausgezahlt. Warum, das werde ich im RB noch beschreiben.
Weisst du schon, welche Gebiete du besuchen wirst ? Und mit wem wirst du unterwegs sein ? Wieder mit Bushways ?
Fragende Grüsse von
Walter
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12 Jul 2016 10:11 #437422
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Sonntag 17.04.2016

Der Wecker summt. Ich schaue auf die Uhr, es ist 05:30. Heute bin ich nicht vorher wach geworden, aber wir sind ja auch ½ Stunde früher dran. Was hilft´s! Raus aus den Federn und rein ins nächste Abenteuer. Meine Frau ist um diese Zeit noch etwas unwillig, aber zwei Minuten später hat sie den inneren Schweinehund erfolgreich bekämpft und steht auch auf. In den umliegenden Bäumen ist bereits lautes Zwitschern angesagt. Das ist schön, man hat also um diese Uhrzeit schon Musik :whistle: Nachdem ich mich angezogen habe öffne ich die Schiebetüren und trete hinaus auf die Terrasse. Hmmm … heute ist es etwas kühler als in den letzten drei Tagen, obwohl der Sand in der Kalahari üblicherweise weniger Wärme speichert und wir jetzt im Delta sind. Aber man darf auch nicht vergessen, dass es auf der südlichen Halbkugel um diese Zeit von Woche zu Woche kühler wird, weil wir ja hier dem Winter entgegen gehen.

Wir laufen zur Main Area. Heute sind wir nicht die ersten. Das Frühstücksbuffet ist bereits aufgebaut und wir können uns bedienen. Nach einer Minute ist auch Thusi schon mit dem Kaffee da. So früh am Morgen kann sie schon lächeln und gut gelaunt antworten als ich sie (auf Setswana) frage, ob sie gut geschlafen hat. Langsam erscheinen alle Gäste, auch unsere Mitfahrer aus Australien sind jetzt da. Pünktlich um 06:30 holt uns SK zum Gamedrive ab. Tracker City hat heute eine Wollmütze und eine dicke Jacke an, der sollte mal in einem kalten Winter nach Europa kommen :laugh:



Wir starten, passieren ein Palmenwäldchen und fahren eine grasbewachsene Ebene entlang. Knapp über dem Boden liegt ein Nebelschleier, es sieht tatsächlich fast aus, wie an einem Herbstmorgen in Deutschland! Ein Stück weiter erreichen wir wieder ein Wäldchen, fahren um die Kurve und ich rufe „STOP!“ SK hält sofort an und schaut fragend auf mich. „Bitte ein kleines Stück zurück“ sage ich, SK fährt zurück. Jetzt habe ich mein Traummotiv vor mir. Am Horizont geht gerade die Sonne auf. Sie wird teilweise von den Ästen eines Baums verdeckt, so dass sie nicht blendet. Der Bodennebel glüht in gelbem Licht. Jetzt verstehen auch Chrissie und Roland, warum ich unbedingt hier stoppen wollte. Sie zücken die Kamera und knipsen ebenfalls. Ich bin zufrieden, denn für so eine Morgenstimmung hat sich die frühe Abfahrt absolut gelohnt.
Anmerkung: Das von mir geplante Panoramabild weigert sich beharrlich, hier zu erscheinen. Na dann eben nicht!



Wir kurven durch die Gegend, aber es tut sich nicht viel. „Today, it´s really quiet in the bush …“ diesen Kommentar haben wir in der Vergangenheit schon sehr oft gehört. Aber mir ist es egal, ich geniesse die Fahrt durch diese unwirkliche Landschaft. Die Sonne steigt höher und höher, der Nebel verschwindet und dann tauchen ein paar Tsessebes und Zebras auf. City deutet auf die Pad. „Hier sind frische Spuren von einem Gepard“, sagt er. Ich schaue mir das hohe Gras um uns herum an und denke: „Den finden wir hier nie“. Falsch gedacht! City zeigt auf einen Termitenbau, der ein ganzes Stück entfernt aus dem Gras ragt. Was? Wo soll denn da was sein? Ruth nimmt das Fernglas und scannt die Umgebung. „Ja, da ist der Cheetah“, sagt sie. Und tatsächlich, wenn ich ganz genau hinschaue, dann sehe ich direkt hinter dem Bau einen Kopf und den Teil seines Schwanzes. Die Katze schaut jetzt sogar in unsere Richtung. „Gut gemacht, City“, loben wir unseren Tracker. SK fährt jetzt mitten durch das hohe Gras in Richtung des Geparden. Während dieser durch das hohe Gras läuft, kann man gerade noch den Kopf erahnen. Dann erreicht er einen Busch, sucht den Schatten und lässt sich auf den Boden fallen. Jetzt ist er komplett unsichtbar. Wir nähern uns vorsichtig. Die Rennkatze schaut uns etwas misstrauisch an, macht aber keine Anstalten, sich zu bewegen. Wären wir nur ein paar Minuten später hier entlang gekommen, dann hätten wir den Geparden niemals gesehen.

Wir machen unsere Fotos, während SK per Funk unseren Standort mitteilt. 20 Minuten später erscheint ein zweites Fahrzeug auf der Bildfläche. Jetzt wird es Zeit, dass wir uns zurückziehen, denn wir wollen die Katze nicht mehr als nötig stören und sie soll sich auf keinen Fall bedrängt fühlen.





Wir folgen der Pad und erreichen einen Teich mit einem einzigen Hippo darin. Es hebt bei unserer Ankunft noch nicht mal den Kopf und döst einfach weiter. Wir wissen, dass Hippos – bevorzugt in der kühlen Nacht – um die 30 Km zurücklegen können, deshalb überrascht uns das einsame Hippo im Nirgendwo gar nicht.



Eine halbe Stunde später stoppt SK für eine Kaffeepause. Wir steigen aus dem Wagen. Das ist eine schöne Stelle. Wir stehen unter schattigen Bäumen und vor uns erstreckt sich eine weite Sumpffläche. Am Rand steht ein Schild. Darauf steht, dass hier die Grenze des Moremi NP verläuft und dass man diese Grenze nicht passieren darf. Etwas später geht es für uns weiter. Die Pad windet sich durch dichtes Buschwerk. Wir erhalten einen Funkspruch. „Cheetah gesichtet!“ Allerdings handelt es sich nicht um unseren Einzelgänger, sondern um eine Mutter mit Kind. Zwanzig Minuten später erreichen wir das Areal. Wir können zwei Fahrzeuge sehen, die sich durchs dichte Buschwerk kämpfen. Einen Funkspruch später suchen auch wir uns einen Weg. Wir rangieren hin und her, müssen uns vor den Zweigen schützen, die in den Wagen peitschen. Es ist wirklich nicht einfach, hier die Übersicht zu behalten. Dann sehen wir Mutter und Kind. Die Mama schaut ziemlich hektisch, während sie bemüht ist, mit ihrem Jungen durch besonders dichtes Gestrüpp zu laufen. Dumm ist sie nicht, die Mama! Wir umfahren die Stelle und geben Gas. Ein Stück weiter stoppen wir und SK macht den Motor aus. Wenig später erscheint die kleine Familie tatsächlich in unserer Nähe. Als die Mutter uns entdeckt, ändert sie sofort die Richtung und wird immer schneller. SK schaut uns fragend an: „Wollen wir den Cheetahs hinterher fahren?“ Wir einigen uns mit unseren australischen Mitfahrern, dass wir genug von der „Jagd“ haben und Mutter und Kind nicht hetzen wollen. SK lächelt zufrieden und wir fahren zurück auf die Pad.

Als wollte Mutter Natur uns für diese Entscheidung belohnen, wird es plötzlich lebendig im grossen Freiluftkino. Eine Elefantenherde mit Jungtieren steht am Rand der Pad, es folgt ein Trupp Giraffen. Wie so oft schauen sie scheinbar gelangweilt und etwas hochnäsig auf uns herab. Hinter der nächsten Kurve erscheinen eine Menge Zebras, ebenfalls mit Jungtieren. Drei Strausse sprinten davon, als wir näher kommen. Dann müssen wir anhalten, denn einige Giraffen denken gar nicht daran, die Pad freizumachen. Und immer wieder schaue ich mir die tolle Landschaft an. Es hat schon seinen Grund, warum wir das Delta so lieben!





Eine halbe Stunde später sind wir zurück in der Lodge. Es ist ziemlich heiss geworden und wir freuen uns auf die Dusche. Meine Frau „springt“ unters Wasser und ich betrachte mir ihren Rücken. Oh, oh, aus kleinen Moskitostichen haben sich grosse, rote „Hügel“ auf ihrer Haut entwickelt. In den letzten Jahren reagiert sie immer sensibler auf Stiche. Mein Vorteil: Ich werde meistens von den Plagegeistern verschont, denn sie stürzen sich viel lieber auf Ruth. Gegen 12:30 laufen wir zur Main Area, denn der Magen knurrt. Es ist nicht viel los, wir haben freie Tischwahl. Thusi kommt auf uns zu, im Schlepptau hat sie einen männlichen Begleiter. Na den kenne ich doch! Tatayote kommt lächelnd auf mich zu und wir begrüssen uns. Ich war auf die Begegnung vorbereitet und zeige ihm das Bild, das ich vor ein paar Jahren gemacht habe. Jetzt grinst er wie ein Honigkuchenpferd. Wir plaudern noch ein wenig über alte Zeiten, dann kommt unser Lunch und TT muss wieder arbeiten. Er geht zu den Mitarbeitern und zeigt stolz sein Bild. Jetzt wissen sie, wie er in jungen Jahren ausgesehen hat :)

Das Essen ist wieder ganz nach dem Geschmack meiner Frau. „Mit Pfiff“, wie sie sagt. Danach sehe ich mich noch ein wenig auf dem Gelände um. Ich schaue mir den Fitnessraum (benutzt den jemand?) und den Wellnessbereich an, während Ruth auf die Boutique zusteuert und dort noch ein Schwätzchen hält. Was hat sie denn da in der Hand? Ach so, ein paar Schlüsselanhänger gehen immer. Etwas später relaxen wir auf unserer Terrasse. Es ist herrlich ruhig, nur ein paar Vögel singen ihre Lieder.

Punkt 16:00 sind wir „mit leichtem Gepäck“ zum High Tea anwesend. Um kurz vor 16:30 laufen wir mit Chrissie + Roland zum Auto. Auch heute Nachmittag liegt die Temperatur über 30°, Jacken sind also überflüssig. Es ist Sonntagnachmittag, das denken sich die Tiere wohl auch, denn es ist sehr ruhig im Busch. Na gut, dann müssen die Vögel halt wieder mal als Models herhalten. Rotschnabelfrankolin, Swainsons Frankolin, Hammerkop, Woodland Kingfisher und einige Glanzstare. Ach ja, da war ja noch die schöne Landschaft :) :) :kiss:






Eine Paviangruppe kreuzt unseren Weg. Der „Big Boss“ sitzt auf einem Termitenhügel, flankiert von zwei Palmen. Ein nettes Bild, das nehme ich gerne mit.








Sonst ist es absolut ruhig, kein anderes Tier will sich zeigen. SK erhält einen Funkspruch, den will er uns nicht vorenthalten. „Leopard im dichten Buschwerk gesichtet“. Wir müssten etwa eine halbe Stunde fahren und die Chance, den Leo noch zu sehen, ist ziemlich klein. Also entscheiden wir uns, darauf zu verzichten. SK steuert stattdessen den Airstrip an. Und siehe da: Hier haben sich einige „Darsteller“ versammelt. Spielerisch kämpfende Giraffen werden von drei Schakalen interessiert beobachtet. Im Hintergrund stehen Zebras, Impalas am Rande des Landestreifens. Etwa 20 Nilgänse suchen eifrig nach Futter, zwei Strausse überqueren den Airstrip, ein Stück weiter können wir die grauen Rücken von Elefanten im dichten Busch ausmachen. So ist es halt auf den Gamedrives. Eben ist es noch totenstill und im nächsten Moment ist Action angesagt.





Es ist 18:00, die Sonne sinkt immer tiefer und wir haben noch keinen Platz für einen Sundowner gefunden. Was ist los? SK denkt nicht daran anzuhalten. Wir fahren weiter und weiter. Er spricht in sein Funkgerät. Eine halbe Stunde später – die Sonne ist bereits untergegangen - kommen wir an die Wasserstelle, die wir bereits vom gestrigen Abend kennen. Am Boden stehen Sturmlaternen mit flackerndem Licht. Neben einem Termitenbau steht ein toter Baum. Dort hängt – an einem Seil aufgehängt – ein Tablett mit Gläsern und einer Sektflasche darauf. Ich glaub´s doch nicht, was ist das denn. SK grinst und hält an, jetzt können wir aussteigen. Er löst das Seil, lässt das Tablett herunter, Öffnet die Flasche und schenkt vier Gläser ein. Des Rätsels Lösung: Roland hat Geburtstag und Chrissie hat diese Überraschung für ihn organisiert. Als Mitfahrer dürfen wir selbstverständlich auch „einen Schluck aus der Pulle“ nehmen.





Eine Viertelstunde später ist es stockdunkel, es wird Zeit, ins Auto zu steigen. Man weiss ja nie, ob vielleicht ein paar Löwen in der Nähe sind. City hat den Spot schon ausgepackt und leuchtet unseren Weg ab, aber auf der Rückfahrt zeigt sich nichts Interessantes. Der Rest des Abends ist Routine. Aufhübschen, Dinner geniessen und zeitig ins Bett gehen. Als wir ins Zimmer kommen, ist es mit Teelichtern dekoriert. In einem Sektkübel steht eine Flasche, dekoriert mit zwei Gläsern. Hilfe! Wir können nicht mehr! Wollen die uns zu Alkoholikern machen? Dann fällt uns ein: Ach ja, es ist ja unser letzter Abend und der Sekt soll uns wohl den Abschiedsschmerz erleichtern :S

Wir gehen noch mal auf die Terrasse, schauen über den Sumpf und hören ein Plätschern. Irgendwo da draussen stapft ein Eli durch das Schilf. In der Ferne hören wir ein Hippo grunzen. Wir lieben diese Geräusche! Trotzdem ist es jetzt an der Zeit, die Sachen einzupacken und alles für unsere Abreise vorzubereiten. Dann geht es ins Bett.

... wird fortgesetzt ...
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Montag 18.04.2016

Heute früh schaffen es die Vögel, mich vor dem Wecker wach zu bekommen. Also stelle ich ihn ab, höre noch einen Moment dem Gesang zu und wecke dann meine Frau. Bereits vor dem Wakeup Call sind wir auf den Beinen. Nach dem Frühstück müssen wir nicht auf unsere Mitfahrer warten. Die haben heute noch einen Flug nach Johannesburg vor sich und wollen den Tag deshalb gemütlich in der Lodge angehen. Also sind es nur Ruth und ich, die mit City und SK auf die Pirsch fahren.

Heute am Morgen ist es mit ca. 14° ähnlich kühl wie gestern, trotzdem sehen wir keine Nebelschleier. Als wir auf einen Termitenbau zufahren, werden wir von einer Zebramanguste mit vorwurfsvollem Blick gemustert, dann verschwindet sie in einem der zahlreichen Löcher. Wir sehen Impalas, Elefanten, Paviane, Giraffen, Zebras und noch mehr Impalas.





An einer Wasserstelle werden wir genauestens von einem Hippo beobachtet. Eine Paviangruppe von bestimmt 50 Tieren taucht aus dem Busch auf. Auch die Vogelwelt lässt sich nicht lange bitten. Woodland Kingfisher, Sporengänse, Klunkerkraniche, Strausse, Glanzstare, es gibt laufend etwas zu sehen. Wir kommen um eine Kurve und erreichen einen Tümpel. Die zahlreichen Nilgänse sind richtig erschrocken, ein wildes Gekrächze ertönt und sie retten sich flügelschlagend an den gegenüberliegenden Uferrand. Ein Stück weiter steht ein Baum, dekoriert mit vielen Webervogelnestern. Wir stoppen und beobachten die flinken Vögel. Es ist faszinierend, mit welcher Geschwindigkeit sie in die schmalen Eingänge fliegen. Jetzt kommen wir an ein Wäldchen. Das riesige Nest des Hammerkops in einer Astgabel ist unmöglich zu übersehen. Einer der beiden Vögel renoviert das Nest ausserhalb, während der zweite im Eingang sitzt und an einigen Zweigen herumzupft. Wir fahren weiter durch die Landschaft. Ich bin immer wieder von den unterschiedlichen Formen der Termitenhügel fasziniert. Es ist unglaublich, welch mächtige Bauwerke so kleine Tiere zustande bringen. SK stoppt für den Morgenkaffee. Mensch, ist es wirklich schon wieder so spät?









Ein Blick auf die Uhr bestätigt meine Befürchtung. Es ist 09:30. Dieser Morning Game Drive hatte einiges zu bieten, aber leider müssen wir langsam aber sicher zurück zur Lodge. Eine Stunde später haben wir Sandibe erreicht. Wir packen den Rest zusammen, erhalten noch eine kleine Mahlzeit, dann wird es Zeit, Abschied zu nehmen. Unsere Betreuerin Thusi bekommt eine längere Umarmung und ich verabschiede mich von ihr mit dem Satz: „Sala sentle, omunte mma“. (In etwa: Mach´s gut, schöne Frau). Sie lacht und bedankt sich bei mir. Ich glaube, spätestens jetzt kann sie mich richtig gut leiden ;) Die anderen Mitglieder der Staff haben es gehört, lachen und winken, draussen am Fahrzeug wird für uns noch mal zum Abschied gesungen. Würden wir Sandibe noch mal besuchen? Für meine Frau ist das überhaupt keine Frage, sie hat sich von Anfang an in diese Lodge verliebt. Ich würde gerne noch mal in 3, 4 Jahren hierher kommen um zu sehen, wie sich die „Ausstrahlung“ (ein besseres Wort fällt mir nicht ein) verändert hat.



Als wir starten ist es fast auf die Minute genau 11:30. Wir haben genügend Zeit, deshalb fahren wir nicht besonders schnell und stoppen hier und da für ein paar Fotos. Etwas wirklich Aufregendes sehen wir allerdings nicht mehr. Gegen 12:15 erreichen wir den Airstrip. 10 Minuten später landet auch schon unser Buschtaxi. Vier Leute steigen aus, Ruth und ich steigen ein. Die Maschine ist etwas grösser und es sitzen noch zwei Leute in der vorderen Sitzreihe. Das stört uns aber nicht besonders, denn wir sind ja nur etwa 20 Minuten in der Luft. Auch dieser Flug ist ruhig und die Landung ist sehr sanft. Flug Nummer 3 kann also auch abgehakt werden.





Wir werden bereits erwartet, schnell ist das Gepäck umgeladen, die Begrüssung unseres Fahrers sowie die Verabschiedung des Piloten gehen schnell vonstatten und schon rauscht der Flieger an uns vorbei und erhebt sich in den Himmel.

Auf geht´s nach Xudum. Uns ist diese Gegend des Deltas schon bekannt. Nicht weit von hier ist das Pom Pom Camp, bzw. Nxabega und in beiden Unterkünften waren wir schon. Aber auch hier wir den Eindruck: Es ist alles ziemlich trocken. Ich frage unseren Fahrer nach seiner Meinung und er bestätigt mir, dass das Wasser aus dem Norden nur sehr langsam vorankommt. Allerdings soll es ergiebige Regenfälle in Angola gegeben haben. Deshalb hofft man auf Wassernachschub.

Die Fahrt nach Xudum dauert knappe 45 Minuten. Bei unserer Ankunft um 14:30 werden wir von der Managerin begrüsst. Sie fragt uns, ob wir noch etwas essen wollen. Ja, das wäre nicht schlecht! Also setzen wir uns sofort an einen Tisch, während unser Gepäck zur Unterkunft getragen wird. Bald darauf können wir etwas essen und ich gönne mir ein kaltes Windhoek Lager. Das tut bei der Hitze richtig gut :woohoo: Nachdem wir gegessen haben gibt es noch die nötigen Infos zu Xudum. Das Camp bietet maximal 18 Gästen in 9 Chalets eine Übernachtungsmöglichkeit. Die Häuschen liegen nebeneinander mit Blick auf eine Lagune. Die war allerdings während unserer Anwesenheit so gut wie ausgetrocknet. Es ist genügend Abstand da, um sich ungestört vom Nachbarn zu fühlen. Die Zeiten für Frühstück, Lunch, Dinner und die Gamedrives sind genauso wie in Sandibe. Für die Mahlzeiten haben wir wieder einen Zweiertisch. Xudum ist im Gegensatz zu Sandibe nicht brandneu und ich mag den Charme dieses Camps. Es ist für mich ein Tick mehr das „richtige“ Afrika. Meine Frau, die ja eher „Sandibe-geprägt“ ist, findet Xudum „halt ok“. Richtige Begeisterung sieht bei ihr anders aus. Hier scheiden sich die Geister, denn ich fühle mich hier wohl.





Nachdem wir alle Infos haben, werden wir von der sehr sympathischen Hausdame zu unserer Unterkunft gebracht. Die Chalets haben einen Hauptraum mit grossem Doppelbett und ein etwas tiefer gelegtes Badezimmer mit Dusche und Badewanne. Eine Aussendusche gibt es natürlich auch. Die Terrasse liegt in Richtung der Lagune, dort befindet sich auch der kleine private Pool. Hier draussen gibt es auch noch eine kreisrunde Liege, auf der man wunderbar relaxen kann. Einen Stock höher, unter einer überdachten Aussichtsplattform, finde ich ein Bett, es ist also möglich im Freien zu übernachten, wenn man möchte. Wir finden, das Chalet hat alles, was wir so brauchen und sogar meine Frau ist jetzt zufrieden. Nachdem die Hausdame alles erklärt hat lässt sie uns allein.









Schnell sind unsere Sachen untergebracht, meine Frau nutzt die Gelegenheit, um erst einmal ein Bad im Pool zu nehmen. Während sie also entspannt im Wasser steht, raschelt es plötzlich im Gebüsch. Ich bin neugierig und komme zum Pool, leider, leider ohne Fotoapparat. In diesem Moment erscheint ein Eli direkt vor dem Pool. Er schaut uns kurz an, dann wandert er langsam weiter. Ahhhhh! Ich bekomme Schnappatmung! Nicht weil es eine gefährliche Situation wäre, sondern weil ich ein richtig gutes Foto verpasst habe. Meine Frau im Pool und vielleicht drei Meter weiter der Elefant, der sie auch noch anschaut. Und wieder einmal heisst es für mich: Knapp daneben ist auch vorbei :evil:

Ich renne hinein und hole die Kamera. Der Eli steht nur wenige Meter entfernt im Busch und frisst. Ich hoffe, dass er vielleicht noch mal zurück kommt und befehle meiner Frau, auf jeden Fall im Pool zu bleiben. So warten wir und warten, aber der Spielverderber beschliesst, in die andere Richtung zur Main Area weiterzuwandern. Das ist gemein! Ich gebe auf und erlaube Ruth, den Pool zu verlassen und sich für den Nachmittag vorzubereiten. Pünktlich zum High Tea um 15:30 inspizieren wir den Kuchen und die Häppchen, die wir als kleine Stärkung angeboten bekommen. Jetzt lernen wir auch unseren Guide TG und unsere Mitfahrer kennen. Wir werden mit zwei Engländern und zwei Südafrikanern unterwegs sein. Gegen 16:00 brechen wir auf, unser Tracker Eric erwartet uns schon beim Fahrzeug.

Kaum sind wir gestartet wird Ruth und mir schon klar, dass uns nicht die Idealbesetzung begleitet. Die anderen Gäste sind ziemlich laut, auch wenn wir anhalten, um Tiere zu betrachten. Einer macht gerne Witze und besonders die zwei weiblichen Gäste brechen dann sofort in schallendes Gelächter aus. Zack! verschwindet das Warzenschwein im hohen Gras und Zack! rennen die Mangusten beim ersten Gelächter sofort davon. Oh je! Das ist so gar nicht unsere Welt. Eigentlich ist es ganz gut, dass wir nur eine Nacht hier sind, denn diese Gruppe bleibt noch zwei Tage :S

Zumindest was die Tiere betrifft, verläuft der Nachmittag ziemlich ruhig. Erst suchen wir ein Löwenrudel, das die anderen am Vormittag aufgespürt hatten, aber die Tiere sind verschwunden Wir sehen viele Lechwe Antilopen, stoppen an einem Hippopool und können bald darauf auf einer freien Fläche zum Sundowner aussteigen.







Auch hier hält sich heute unsere Kommunikation in Grenzen, die vier sind halt nicht unsere Welt. Dann halte ich mich doch lieber an den Guide bzw. Tracker. Als wir wieder ins Auto klettern ist es bereits dunkel geworden. Eric holt den Scheinwerfer hervor und leuchtet die Gegend ab. Wir sehen eine kleine Eule am Boden sitzen. Sie schaut uns mit grossen Augen an (wer hätte das gedacht?). Ein Stück weiter treffen wir auf einen Löwen. Eric schiebt einen roten Filter vor den Spot, jetzt wird die Katze rot angeleuchtet. Damit soll eine unnötige Blendung vermieden werden. Nach einer Viertelstunde fahren wir weiter Richtung Camp, dort kommen wir gegen 20:30 an. Obwohl wir also über vier Stunden unterwegs gewesen waren, haben wir nicht sehr viele neue Eindrücke sammeln können.

Wir gehen nicht zurück zum Chalet, sondern waschen uns nur kurz Gesicht und Hände und setzen uns dann an den Tisch. Der steht auf der Aussichtsterrasse völlig im Freien. Ein schöner Platz, das kann man schon sagen. Die anderen vier Gäste sitzen ein gutes Stück von uns entfernt, das ist auch gut so! Ausser uns übernachtet heute noch eine Gruppe von Reiseveranstaltern aus den USA in Xudum. Auch die sitzen etwas weiter weg, deshalb hat unser Dinner schon einen privaten Charakter. Das Essen ist gar nicht schlecht, der Wein schmeckt natürlich auch wieder und so sind wir eigentlich ganz zufrieden. Das Highlight für meine Frau: Hier funktioniert das W-LAN, sie kann sich mit ihrem Smartphone einloggen und mit der Heimat kommunizieren! So geht der Abend schnell zu Ende und gegen 22:00 lassen wir uns zu unserer Unterkunft bringen. Wir packen die meisten Sachen bereits ein, denn morgen verlassen wir das Camp. Dann geht es ab ins Bett und bald darauf befinden wir uns bereits im Reich der Träume.

Dienstag 19.04.2016

Auch hier werden wir schon vor dem Wakeup Call um 05:30 von Vogelgezwitscher geweckt. Aber das macht mir nichts aus. Das ist allemal schöner als das Gegackere der Francolins! Um kurz vor 06:00 stehen wir vor unserem Häuschen, kurz darauf flackert das Licht einer Taschenlampe. Wir werden zum Frühstück abgeholt. Auf dem Weg zur Main Area raschelt es auf dem Boden. Dann laufen zwei Stachelschweine vor uns über den Weg. Unser Begleiter folgt ihnen, aber sie haben es mächtig eilig und verschwinden in einer Höhle. Ich würde diese Tierchen mal wirklich gerne bei Tageslicht sehen.

Nach dem Frühstück starten wir in der gleichen Besetzung wie gestern zum Gamedrive. Draussen im Busch tut sich noch nicht viel. Um 06:45 lugt die rote Sonnenscheibe hinter ein paar Büschen am Horizont hervor, 10 Minuten später stoppen wir an einem kleinen, flachen See. In der Mitte tummeln sich etwa 20 Hippos, am Rand haben sich zahlreiche Vögel versammelt. Marabus, Nimmersatte und Reiher laufen in der Uferzone herum und fressen, Pelikane schwimmen zwischen ihnen. In den Bäumen rundherum sitzen Fisheagle. So viele Adler auf einem Fleck habe ich noch nie gesehen. Alleine in einem Baum kann ich 10 Fisheagle zählen! Der Grund: Das Gewässer trocknet langsam aber sicher aus und die Fische darin können sich nicht mehr verstecken. Ein Paradies für alle Fischfresser! Pausenlos fliegen die Fisheagle herum und stossen auf die Wasseroberfläche herab. Fast immer sind sie erfolgreich.



Wir sehen uns das Spektakel eine gute halbe Stunde an, dann kommt ein Funkspruch: „Leopard gesichtet“. Also startet TG den Motor und wir fahren weiter. Eine knappe halbe Stunde später erreichen wir die Stelle. Am Rand eines Wäldchens steht ein anderes Fahrzeug. TG informiert sich, wo der Leo sein könnte. Er hat sich in den dichten Busch zurückgezogen. Eric verlässt seinen Sitz ausserhalb und kommt ins Auto. Also heisst es für uns wieder einmal: Augen und empfindliche Stellen schützen und ab geht´s durch die Mitte. Es kracht ziemlich laut, als wir uns den Weg durch die Büsche bahnen. Wenn ich der Leo wäre, dann hätte ich schon längst das Weite gesucht. Aber dem ist nicht so. Wir kommen an eine kleine Lichtung und da taucht er auf. Er schaut uns nur kurz mit einem – wie ich finde – arroganten Blick an, dann schaut er in der Gegend herum.



Keine 20 Sekunden später taucht er wieder ab. TG nimmt die Verfolgung auf. Es kracht und knackt. Wir müssen umgestürzte Bäume umfahren, zwängen uns zwischen dichten Büschen hindurch, dann sehen wir den Leo wieder. Er blickt kurz in unsere Richtung, fast schaut es aus als würde er hämisch grinsen, dann verschwindet er wieder im dichtesten Teil des Buschwerks. Wir haben uns jetzt so fest gefahren, dass TG zentimeterweise rangieren muss, um wieder herauszufinden. Wir umfahren ein paar Büsche, der Leo bleibt verschwunden. Dann entscheiden wir gemeinsam, dass wir genug von der Verfolgung haben.

Die nächste Stunde bleibt es extrem ruhig. Einige Impalas, ein paar Tsessebes, eine Gruppe Paviane, das war´s. An einer Wasserstelle halten wir für die Kaffeepause. Bald darauf hält ein Landcruiser mit Aussichtsplattform auf dem Dach. Darauf sitzt eine junge Frau. Es handelt sich um Wissenschaftler, welche die Löwenpopulation in der Gegend überwachen. Hmmm… da würde ich jetzt auch gerne mitfahren. Natürlich oben auf dem Dach. Leider haben sie heute noch keine Katzen gesehen.

Irgendwann starten wir, um zum Camp zu fahren. Gegen 10:15 sind wir wieder zurück, verabschieden uns von unseren Mitfahrern (das fällt uns gar nicht so schwer), erhalten ein Brunch, dann holen wir unsere Sachen. Würden wir hierher wiederkommen? Ich eigentlich schon. Eine Nacht war definitiv zu wenig, um einen guten Eindruck zu bekommen, aber ein längerer Zeitraum war halt planungstechnisch nicht möglich. Für meine Frau war es nicht so der Brüller. Ich vermute, das Camp in seiner jetzigen Form wird nicht mehr lange bestehen. Nachdem Sandibe und Nxageba gerade völlig umgebaut wurden kann ich mir vorstellen, dass Xudum auch schon auf der Liste steht. Aber das ist nur eine Vermutung.

Um 10:45 sitzen wir im Auto und TG fährt uns zum Airstrip. Den erreichen wir um 11:30. Als wir ankommen, steht unser Flieger bereits da und zwei Gäste steigen aus. Na das nenne ich eine Punktlandung! Zwei Minuten später ist unser Gepäck verladen, wir verabschieden uns von TG und klettern in die kleine Maschine. Heute sitze ich mal wieder auf meinem Lieblingsplatz neben dem Piloten, Ruth auf der Rückbank. Um 11:40 schwingen wir uns die Lüfte und steuern unserem nächsten Ziel, dem Camp Okavango, entgegen.
... wird fortgesetzt ...

Letzte Änderung: 14 Jul 2016 10:49 von leofant.
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Coucou Leofant,

Mensch so ein Urlaub La Crème de La Crème! :cheer:

Da will Keiner mehr aussteigen...... :P

Ich geniesse! :lol:

Liebe Grüsse
Annick
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Hi Annick,

schön dass du auch dabei bist. Ja, die Reise war schon interessant, auch wenn ich unterwegs
wiklich hart arbeiten musste. Aber was will man machen, irgendjemand muss es ja tun :whistle:
Liebe Grüsse
von Walter
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Die Landschaft unter uns wirkt etwas weniger trocken. Es gibt inzwischen auch mehr schmale Wasserläufe, die sich da unten ihren Weg bahnen. Manchmal spiegelt sich die Sonne in grossen Wasserflächen, aber das ist eher die Ausnahme.







Es ist 12:00, als der Landestreifen von Camp Okavango in Sicht kommt. Wir haben also etwa 25 Minuten für den „Hüpfer“ benötigt. Die Maschine setzt problemlos auf und rollt Richtung Stellplatz. Auch Flug Nummer 4 gehört in die Kategorie „Kurz und schmerzlos“. Der Pilot stellt den Motor ab, dann können wir aus der Maschine klettern. Ein paar Meter entfernt sehen wir einen Unterstand mit Feuerlöschern, eine fahrbare Treppe und ein Schild „Camp Okavango“. Sonst entdecken wir keine Menschenseele. Der Pilot hat inzwischen unser Gepäck am Rand abgestellt. Wir schauen ihn fragend an. Er lächelt nur und sagt: „Macht euch keine Sorgen, gleich kommt jemand.“ Dann fährt ein Pickup vor. Man begrüsst uns mit freundlichem Kopfnicken, unser Gepäck wird auf die Pritsche geladen und der Wagen verschwindet. Und was ist mit uns? Endlich taucht doch noch jemand auf, aber ohne Fahrzeug. Jetzt werden wir mit Handschlag begrüsst und zum Unterstand geleitet. Dann warten wir, bis der Pilot zur Startbahn gerollt ist und die Maschine abhebt. Nun erscheinen zwei Frauen mit nassen Tüchern und kühlen Getränken, die nehmen wir dankbar an, es ist ziemlich heiss hier. Nachdem wir uns etwas abgekühlt haben, marschieren wir zu Fuss weiter. So etwas haben wir noch nie erlebt, der Airstrip liegt nur in Steinwurfweite vom Camp entfernt, deshalb können wir auch laufen.



Einige Schritte weiter kommen wir zu einem Holzsteg, der mitten durch das Camp gebaut ist. Überall gibt es Abzweigungen zu den Chalets, die alle auf Stelzen stehen. Etwa drei Minuten weiter erreichen wir die Main Area. Hier bietet man uns in der Bücherei bequeme Sitze an und wir erhalten von Umani, einer der Managerinnen, die nötigen Infos zu dem Camp.

Das Camp wurde – ähnlich wie Sandibe – von Grund auf neu aufgebaut. 12 ausgewachsene Chalets warten auf die Gäste. Die Anlage ist so neu, dass die Handwerker an einigen Stellen noch zugange sind. Das stört aber anscheinend nicht wirklich. An Aktivitäten werden Bootstouren, Mokorofahrten und Buschwanderungen angeboten. Gamedrives gibt es hier nicht. Der Tagesablauf ist genauso wir in den anderen D&D Camps, das heisst für uns, wir können morgens wieder eine halbe Stunde später aufstehen. Die Anlage sieht sehr nett aus, von der Ausdehnung vielleicht ein bisschen zu gross für meinen Geschmack, auch wenn hier nur maximal 24 Gäste anzutreffen sind. Es ist halt alles vorhanden, was das verwöhnte Touristenherz begehrt. Getränkestation, Bücherei, Aufenthaltsbereich, Boutique, Essensplatz, Feuerplatz, Pool, alles wirkt wie aus einem Guss. Auch hier habe ich einen ähnlichen Gedanken wie in Sandibe. Ich möchte das Camp gerne in ein paar Jahren sehen, wenn es nicht mehr so nagelneu wirkt.









Nach der Einführung haben wir keine Fragen mehr, deshalb bringt man uns zum Chalet. Es ist wirklich schön, aber irgendwie ist alles noch zu neu, ich kann meine Gefühle ganz schlecht beschreiben. Wenn man durch die Eingangstür tritt, befindet sich auf der rechten Seite das grosse Bett mit jeweils einem Schrank auf jeder Seite. Die Möbel sind in hellem Holz gehalten und durchaus ansprechend. Das Bett ist liebevoll mit Pflanzen und Glaskugeln dekoriert. Allerdings hat man noch keine Moskitonetze geliefert, das ist für meine Frau, die ja ein beliebtes Ziel der Moskitos ist, nicht so optimal. Auf der linken Seite sind zwei Waschbecken aus Stein und eine geflieste Doppeldusche mit viel Platz. Eine Aussendusche gibt es hier nicht. Der Toilettenraum ist auch dekoriert, alles wirkt stimmig. Die Wände des Raums sind aus dicken Zeltplanen, von der Front und den Seiten kommt viel Licht herein, die Öffnungen können aber mit Zeltplanen verschlossen werden. Ausserdem hat die Front grosse Türen, die man aufklappen kann. Davor befindet sich eine Terrasse, die von grossen Bäumen beschattet wird. Zwei Holzliegen runden die Ausstattung ab. Holz bestimmt den Charakter des Chalets, es passt alles und ist wirklich sehr nett gemacht.







Bevor wir uns hier einrichten gehen wir erst einmal zum Lunch. Es ist schliesslich 13:00 und wir haben Hunger. Ausser uns sitzt allerdings niemand an dem langen Tisch, die anderen Gäste haben wohl schon vorher gegessen. Der Speiseraum ist an den Seiten offen und man kann weit über die Ebene schauen. Wir geniessen unser Essen und den Weisswein, beides ist von wirklich guter Qualität. Nach dem Lunch laufen wir wieder zurück zum Chalet.

Nachdem wir unsere Kleidung eingeräumt haben gönnen wir uns erst einmal eine Dusche. Die funktioniert einwandfrei und wir möchten am liebsten gar nicht mehr aufhören. In unserer Behausung ist es inzwischen ganz schön warm geworden, der Ventilator läuft auf Hochtouren. Wir beschliessen, auf die Terrasse zu gehen und zu relaxen.

Die Zeit geht schnell vorbei, wir packen unsere Sachen für den Nachmittag zusammen. Ich mache noch ein paar Fotos von der Main Area, dem Pool usw, dann ist es auch schon 15:30, we are ready for teatime :) Während wir ein Stückchen Kuchen essen, stellt sich unser Guide vor. Sein Name ist Zakes. Ich brauche keine 10 Sekunden und ich weiss genau: Zakes und ich passen extrem gut zusammen. Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten 3 Tage. Und ich sollte Recht behalten.

An diesem Nachmittag schlägt man uns eine Mokorotour vor. Ausser uns ist noch eine grosse Gruppe aus Kanada und zwei Schweizerinnen im Camp. Alle sind Tour Operator, man ist also unter sich. Ein Teil der Kanadier und die schweizer Mädels begleiten uns. Zunächst gehen wir zum Unterstand am Airstrip. Dort hängen zwei Karten und man erklärt uns erst einmal wie das Delta entstanden ist, wo wir uns befinden usw. Dann verlassen wir das Camp, laufen quer über den Landestreifen und nach ein paar Minuten haben wir auch schon die Mokorostation erreicht. Wie gewohnt steigen jeweils 2 Gäste ins Boot. Begleitet werden sie vom sogenannten Poler, der mit einer langen Stange das Boot vorwärts bewegt und steuert. In der Regel haben die Poler ein gutes Fachwissen und auch ein gutes Auge für die kleinen Lebewesen, die sich im Schilf aufhalten. Wir legen ab und fahren einen der vielen Kanäle entlang. Der blaue Himmel wird von ein paar Schäfchenwolken geschmückt, die Temperatur ist jetzt am späten Nachmittag erträglich, es weht kein Lüftchen und die wundervolle Landschaft spiegelt sich im ruhigen, glasklaren Wasser des Okavango Deltas.







Wenn man so ohne Lärm dahingleitet kommt unweigerlich ein Hochgefühl auf und man möchte weiter und weiter fahren. Seerosen in weiss und violett säumen unseren Weg, hier und da sitzt ein Ornament Riedfrosch oder ein kleines Vögelchen an den langen Halmen, ab und zu fliegt ein Wasservogel davon und der Poler erklärt uns mit leiser Stimme die kleinen Geheimnisse des Deltas. Diese Welt ist so ganz anders, wie die manchmal etwas hektische Safariwelt auf dem „Festland“. Wenn man nach Afrika kommt und Körper bzw Puls erst einmal einbremsen will, dann sollte man vielleicht mal zwei Tage lang nichts anderes als Mokorotrips machen. Ich könnte mir vorstellen, das hilft bei der Stressbewältigung.





Der Nachmittag schreitet voran, wir müssen wieder umkehren. Die Spiegelungen im Wasser inspirieren mich immer wieder zu ein paar Fotos, auch wenn ich eigentlich schon genug davon habe. Wir werden von den schweizer Mädels überholt. Tamara hat inzwischen einen Hut auf, der wurde vom Poler aus einem Seerosenblatt gemacht. Gegen 18:00 sind wir wieder zurück. Zakes führt die kleine Karawane Richtung Camp. Bevor wir den Holzsteg erreichen, müssen wir anhalten. Nicht weit von uns entfernt steht ein Elefantenbulle und lässt sich ein paar Blätter schmecken. Wir unterhalten uns im Flüsterton, Zakes prüft die Windrichtung, dann führt er uns an eine andere Stelle. Nach ein paar Minuten ist der Eli weiter gelaufen und wir können weiter marschieren. Wir verlieren keine Zeit und laufen zum Aussichtsdeck, dort hat man bereits unsere Getränke für den Sundowner vorbereitet. Wir unterhalten uns ein wenig und merken, dass wir mit Tamara und Laura auf der gleichen Wellenlänge sind. Die Zeit hier könnte richtig gut werden!

Es ist dunkel geworden, wir werden zum Chalet gebracht, können uns frisch machen und gegen 19:15 holt man uns wieder ab. An unserem ersten Abend gibt es gleich eine Gesangs- und Tanzvorführung von der gesamten Staff, inklusive Managern und Guides. Man sieht ihnen an, dass sie wirklich Spass an der Sache haben. Danach nehmen wir am grossen Tisch Platz, unterhalten uns mit den Mädels aus der Schweiz und Manager Francois, der in unserer Nähe sitzt. Da Essen ist lecker und die Stimmung ist gut, wir sind absolut zufrieden mit dieser Unterkunft. Gegen 21:30 lassen wir uns zurück zum Chalet bringen. Mir wird bewusst, dass 1/3 unserer Reise schon wieder Geschichte ist. Ich werde kurz etwas melancholisch, bevor ich mich aber lieber wieder auf die bevorstehenden 2/3 freue…

... wird fortgesetzt ...
Letzte Änderung: 15 Jul 2016 12:56 von leofant.
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