THEMA: April 2016: Von Maun nach Kasane als Lodgehopper
15 Jul 2016 12:40 #437850
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Die Landschaft unter uns wirkt etwas weniger trocken. Es gibt inzwischen auch mehr schmale Wasserläufe, die sich da unten ihren Weg bahnen. Manchmal spiegelt sich die Sonne in grossen Wasserflächen, aber das ist eher die Ausnahme.







Es ist 12:00, als der Landestreifen von Camp Okavango in Sicht kommt. Wir haben also etwa 25 Minuten für den „Hüpfer“ benötigt. Die Maschine setzt problemlos auf und rollt Richtung Stellplatz. Auch Flug Nummer 4 gehört in die Kategorie „Kurz und schmerzlos“. Der Pilot stellt den Motor ab, dann können wir aus der Maschine klettern. Ein paar Meter entfernt sehen wir einen Unterstand mit Feuerlöschern, eine fahrbare Treppe und ein Schild „Camp Okavango“. Sonst entdecken wir keine Menschenseele. Der Pilot hat inzwischen unser Gepäck am Rand abgestellt. Wir schauen ihn fragend an. Er lächelt nur und sagt: „Macht euch keine Sorgen, gleich kommt jemand.“ Dann fährt ein Pickup vor. Man begrüsst uns mit freundlichem Kopfnicken, unser Gepäck wird auf die Pritsche geladen und der Wagen verschwindet. Und was ist mit uns? Endlich taucht doch noch jemand auf, aber ohne Fahrzeug. Jetzt werden wir mit Handschlag begrüsst und zum Unterstand geleitet. Dann warten wir, bis der Pilot zur Startbahn gerollt ist und die Maschine abhebt. Nun erscheinen zwei Frauen mit nassen Tüchern und kühlen Getränken, die nehmen wir dankbar an, es ist ziemlich heiss hier. Nachdem wir uns etwas abgekühlt haben, marschieren wir zu Fuss weiter. So etwas haben wir noch nie erlebt, der Airstrip liegt nur in Steinwurfweite vom Camp entfernt, deshalb können wir auch laufen.



Einige Schritte weiter kommen wir zu einem Holzsteg, der mitten durch das Camp gebaut ist. Überall gibt es Abzweigungen zu den Chalets, die alle auf Stelzen stehen. Etwa drei Minuten weiter erreichen wir die Main Area. Hier bietet man uns in der Bücherei bequeme Sitze an und wir erhalten von Umani, einer der Managerinnen, die nötigen Infos zu dem Camp.

Das Camp wurde – ähnlich wie Sandibe – von Grund auf neu aufgebaut. 12 ausgewachsene Chalets warten auf die Gäste. Die Anlage ist so neu, dass die Handwerker an einigen Stellen noch zugange sind. Das stört aber anscheinend nicht wirklich. An Aktivitäten werden Bootstouren, Mokorofahrten und Buschwanderungen angeboten. Gamedrives gibt es hier nicht. Der Tagesablauf ist genauso wir in den anderen D&D Camps, das heisst für uns, wir können morgens wieder eine halbe Stunde später aufstehen. Die Anlage sieht sehr nett aus, von der Ausdehnung vielleicht ein bisschen zu gross für meinen Geschmack, auch wenn hier nur maximal 24 Gäste anzutreffen sind. Es ist halt alles vorhanden, was das verwöhnte Touristenherz begehrt. Getränkestation, Bücherei, Aufenthaltsbereich, Boutique, Essensplatz, Feuerplatz, Pool, alles wirkt wie aus einem Guss. Auch hier habe ich einen ähnlichen Gedanken wie in Sandibe. Ich möchte das Camp gerne in ein paar Jahren sehen, wenn es nicht mehr so nagelneu wirkt.









Nach der Einführung haben wir keine Fragen mehr, deshalb bringt man uns zum Chalet. Es ist wirklich schön, aber irgendwie ist alles noch zu neu, ich kann meine Gefühle ganz schlecht beschreiben. Wenn man durch die Eingangstür tritt, befindet sich auf der rechten Seite das grosse Bett mit jeweils einem Schrank auf jeder Seite. Die Möbel sind in hellem Holz gehalten und durchaus ansprechend. Das Bett ist liebevoll mit Pflanzen und Glaskugeln dekoriert. Allerdings hat man noch keine Moskitonetze geliefert, das ist für meine Frau, die ja ein beliebtes Ziel der Moskitos ist, nicht so optimal. Auf der linken Seite sind zwei Waschbecken aus Stein und eine geflieste Doppeldusche mit viel Platz. Eine Aussendusche gibt es hier nicht. Der Toilettenraum ist auch dekoriert, alles wirkt stimmig. Die Wände des Raums sind aus dicken Zeltplanen, von der Front und den Seiten kommt viel Licht herein, die Öffnungen können aber mit Zeltplanen verschlossen werden. Ausserdem hat die Front grosse Türen, die man aufklappen kann. Davor befindet sich eine Terrasse, die von grossen Bäumen beschattet wird. Zwei Holzliegen runden die Ausstattung ab. Holz bestimmt den Charakter des Chalets, es passt alles und ist wirklich sehr nett gemacht.







Bevor wir uns hier einrichten gehen wir erst einmal zum Lunch. Es ist schliesslich 13:00 und wir haben Hunger. Ausser uns sitzt allerdings niemand an dem langen Tisch, die anderen Gäste haben wohl schon vorher gegessen. Der Speiseraum ist an den Seiten offen und man kann weit über die Ebene schauen. Wir geniessen unser Essen und den Weisswein, beides ist von wirklich guter Qualität. Nach dem Lunch laufen wir wieder zurück zum Chalet.

Nachdem wir unsere Kleidung eingeräumt haben gönnen wir uns erst einmal eine Dusche. Die funktioniert einwandfrei und wir möchten am liebsten gar nicht mehr aufhören. In unserer Behausung ist es inzwischen ganz schön warm geworden, der Ventilator läuft auf Hochtouren. Wir beschliessen, auf die Terrasse zu gehen und zu relaxen.

Die Zeit geht schnell vorbei, wir packen unsere Sachen für den Nachmittag zusammen. Ich mache noch ein paar Fotos von der Main Area, dem Pool usw, dann ist es auch schon 15:30, we are ready for teatime :) Während wir ein Stückchen Kuchen essen, stellt sich unser Guide vor. Sein Name ist Zakes. Ich brauche keine 10 Sekunden und ich weiss genau: Zakes und ich passen extrem gut zusammen. Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten 3 Tage. Und ich sollte Recht behalten.

An diesem Nachmittag schlägt man uns eine Mokorotour vor. Ausser uns ist noch eine grosse Gruppe aus Kanada und zwei Schweizerinnen im Camp. Alle sind Tour Operator, man ist also unter sich. Ein Teil der Kanadier und die schweizer Mädels begleiten uns. Zunächst gehen wir zum Unterstand am Airstrip. Dort hängen zwei Karten und man erklärt uns erst einmal wie das Delta entstanden ist, wo wir uns befinden usw. Dann verlassen wir das Camp, laufen quer über den Landestreifen und nach ein paar Minuten haben wir auch schon die Mokorostation erreicht. Wie gewohnt steigen jeweils 2 Gäste ins Boot. Begleitet werden sie vom sogenannten Poler, der mit einer langen Stange das Boot vorwärts bewegt und steuert. In der Regel haben die Poler ein gutes Fachwissen und auch ein gutes Auge für die kleinen Lebewesen, die sich im Schilf aufhalten. Wir legen ab und fahren einen der vielen Kanäle entlang. Der blaue Himmel wird von ein paar Schäfchenwolken geschmückt, die Temperatur ist jetzt am späten Nachmittag erträglich, es weht kein Lüftchen und die wundervolle Landschaft spiegelt sich im ruhigen, glasklaren Wasser des Okavango Deltas.







Wenn man so ohne Lärm dahingleitet kommt unweigerlich ein Hochgefühl auf und man möchte weiter und weiter fahren. Seerosen in weiss und violett säumen unseren Weg, hier und da sitzt ein Ornament Riedfrosch oder ein kleines Vögelchen an den langen Halmen, ab und zu fliegt ein Wasservogel davon und der Poler erklärt uns mit leiser Stimme die kleinen Geheimnisse des Deltas. Diese Welt ist so ganz anders, wie die manchmal etwas hektische Safariwelt auf dem „Festland“. Wenn man nach Afrika kommt und Körper bzw Puls erst einmal einbremsen will, dann sollte man vielleicht mal zwei Tage lang nichts anderes als Mokorotrips machen. Ich könnte mir vorstellen, das hilft bei der Stressbewältigung.





Der Nachmittag schreitet voran, wir müssen wieder umkehren. Die Spiegelungen im Wasser inspirieren mich immer wieder zu ein paar Fotos, auch wenn ich eigentlich schon genug davon habe. Wir werden von den schweizer Mädels überholt. Tamara hat inzwischen einen Hut auf, der wurde vom Poler aus einem Seerosenblatt gemacht. Gegen 18:00 sind wir wieder zurück. Zakes führt die kleine Karawane Richtung Camp. Bevor wir den Holzsteg erreichen, müssen wir anhalten. Nicht weit von uns entfernt steht ein Elefantenbulle und lässt sich ein paar Blätter schmecken. Wir unterhalten uns im Flüsterton, Zakes prüft die Windrichtung, dann führt er uns an eine andere Stelle. Nach ein paar Minuten ist der Eli weiter gelaufen und wir können weiter marschieren. Wir verlieren keine Zeit und laufen zum Aussichtsdeck, dort hat man bereits unsere Getränke für den Sundowner vorbereitet. Wir unterhalten uns ein wenig und merken, dass wir mit Tamara und Laura auf der gleichen Wellenlänge sind. Die Zeit hier könnte richtig gut werden!

Es ist dunkel geworden, wir werden zum Chalet gebracht, können uns frisch machen und gegen 19:15 holt man uns wieder ab. An unserem ersten Abend gibt es gleich eine Gesangs- und Tanzvorführung von der gesamten Staff, inklusive Managern und Guides. Man sieht ihnen an, dass sie wirklich Spass an der Sache haben. Danach nehmen wir am grossen Tisch Platz, unterhalten uns mit den Mädels aus der Schweiz und Manager Francois, der in unserer Nähe sitzt. Da Essen ist lecker und die Stimmung ist gut, wir sind absolut zufrieden mit dieser Unterkunft. Gegen 21:30 lassen wir uns zurück zum Chalet bringen. Mir wird bewusst, dass 1/3 unserer Reise schon wieder Geschichte ist. Ich werde kurz etwas melancholisch, bevor ich mich aber lieber wieder auf die bevorstehenden 2/3 freue…

... wird fortgesetzt ...
Letzte Änderung: 15 Jul 2016 12:56 von leofant.
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18 Jul 2016 08:17 #438037
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Mittwoch 20.04.2016

Irgendwann wache ich plötzlich auf. Draussen musizieren die Vögel, also beginnt der Tag. Ja fein, da wecke ich doch gleich mal meine Frau :laugh: Das muss ich gar nicht, denn sie döst nur noch. Wir haben halt „nur“ eine Zeltwand zwischen uns und der Natur, da wird man automatisch bei Tagesanbruch geweckt, aber so wollten wir es ja. Die Nacht war etwas unruhig. Im Areal des Camps gibt es verschiedene Paviangruppen und die haben irgendwann Streit bekommen. Natürlich wurden die Diskussionen lautstark ausgetragen, es war den Affen absolut egal, ob hier vielleicht die Gäste ihre Ruhe haben wollen oder nicht. Aber jetzt hören wir nur noch lieblichen Vogelgesang, also springe ich aus dem Bett. Ich freue mich auf den heutigen Tag, denn Zakes hat angekündigt, dass wir am Vormittag einen Bushwalk machen werden und das finde ich richtig gut!

Um kurz vor 06:30 laufen wir über den Holzsteg zur Main Area. Vor uns stehen zwei Frauen aus Kanada und trauen sich nicht weiter. Der Grund: zwei stattliche Pavianmänner sitzen auf dem Geländer und schauen scheinbar gelangweilt in der Gegend herum. Wir haben in der Vergangenheit bereits unsere speziellen Erfahrungen mit Pavian Männern gemacht und deshalb trauen wir ihnen nicht über den Weg. Jetzt bin ich gefordert, denn normalerweise haben die Paviane etwas mehr Respekt vor Männern. Hoffentlich funktioniert es! Ich gehe zwei Schritte nach vorne. Bauch rein, Brust raus, die Mädels halten sich hinter mir. Dann laufe ich mit festen, lauten Schritten auf die Paviane zu und siehe da: sie verziehen sich wirklich. Da hab ich Glück gehabt, denn ganz sicher war ich mir nicht. Aber manchmal muss man im Leben auch Pokern und (hoffentlich) gewinnen.

Zum Frühstück werden wir von Tanya erwartet. Sie gehört ebenfalls zum Management, wurde in Namibia geboren und lebt jetzt hier in Botswana. Sie ist eine unglaublich sympathische Person und Ruth hat sich schon gestern mit ihr angefreundet. Kurze Zeit später erscheinen noch Tamara und Laura. Zakes – ebenfalls anwesend – erklärt uns, die Wandergruppe sei jetzt vollständig. Ja besser geht´s ja gar nicht. Wir sind zu viert unterwegs und das mit Leuten, die wir sehr mögen.



Nach dem Frühstück schnappen wir unsere Sachen, Tanya wünscht uns viel (Sichtungs)glück und dann folgend wir Zakes zum Bootssteg. Wir werden nämlich mit dem Boot zu einer Insel mit Namen „Buffalo Island“ fahren und dort wandern. Das hört sich interessant an. Am Steg werden wir von einem zweiten Guide erwartet. Sein Name ist John „the Legend“. So beschreibt Zakes unseren Begleiter, denn er ist in der Gegend hier geboren, arbeitet schon seit ewigen Zeiten als Guide und auch schon seit ewigen Zeiten für Desert &Delta. Ich nenne ihn „Big John“, er schaut mich an, fühlt sich geschmeichelt und lächelt. Ich mag ihn sehr. Genau wie bei Zakes habe ich das Gefühl, dass uns in seiner Gegenwart da draussen in der Wildnis überhaupt nichts passieren kann. Wir steigen ins Boot und fahren durch einen der zahlreichen Kanäle. Ich frage mich immer wieder, wie man hier den richtigen Weg finden kann, aber für unsere Jungs ist das natürlich überhaupt kein Problem.







Etwa 20 Minuten später haben wir unser Ziel erreicht. Die Stelle, an der wir anlegen ist relativ dicht bewachsen. Während Zakes uns noch ein paar Regeln erklärt (immer schön in der Nähe bleiben, hintereinander laufen, nach Möglichkeit leise sein) checkt John die nähere Umgebung. Bald darauf ist er wieder da und gibt sein ok. Wir können also starten. Zakes läuft an der Spitze, es folgen die vier Gäste, am Schluss der „Schlange“ ist John zu finden. Dann passiert etwas für mich neues. Ein kleines Vögelchen kommt angeflogen, setzt sich in unserer Nähe auf einen Ast und macht lautstark auf sich aufmerksam. Ich schaue Zakes fragend an, er lächelt und sagt: „das ist ein Honeyguide (Honiganzeiger)“. Ich habe schon von dem Verhalten dieses Vogels gehört, aber noch nie einen gesehen. Jetzt sitzt er ungeduldig auf seinem Ast, flattert auf und ab und möchte unbedingt, dass wir ihm folgen. Sobald wir laufen, fliegt er laut zwitschernd vor uns her. Dann allerdings kommt die grosse Enttäuschung. Der Honeyguide fliegt nach links, Zakes entscheidet sich aber für die rechte Seite. Das Vögelchen versucht es noch einmal, fliegt zu uns und versucht alles, um auf sich aufmerksam zu machen. „Halt! Ihr lauft in die falsche Richtung! Zum Honig geht es hier lang!“ Irgendwie tut es mir leid, aber unsere Gruppe hat ein anderes Ziel. Sorry, kleiner Vogel, du musst dir einen anderen Partner suchen, der dir hilft. :S



Vor uns liegt jetzt eine Ebene, bewachsen mit relativ hohem Gras. Eine Herde Impalas starrt gebannt in unsere Richtung. Die Weibchen sind eng beisammen, ein paar Meter weiter steht der Chef der Truppe. Dann bewegen sie sich ohne Hast in eine andere Richtung. John schnuppert und sagt irgendetwas auf Setswana zu Zakes. Der nickt und wendet sich an uns. „Da vorne ist eine Büffelherde, wir versuchen jetzt, etwas näher heran zu kommen. Der Wind steht günstig, es könnte uns also gelingen. Aber seid bitte leise und bleibt dicht zusammen.“ John verschwindet zwischen den Bäumen. Kurze Zeit später taucht er wieder auf und unterhält sich mit Zakes. Der informiert uns. „In der Herde sind einige Kälber, deshalb haben die Büffel Wachposten postiert. Die halten sich am Rand der Herde auf und sind meistens nicht sichtbar. Die Wachposten sind immer kräftige Bullen. Deshalb müssen wir vorsichtig sein, denn die greifen sofort an. Ausserdem könnte es sein, dass sich hier in der Nähe ein Löwenrudel aufhält. Die folgen gerne einer Büffelherde.“ Ja, das habe ich auch schon öfter gehört. Also sind wir folgsam und bleiben immer schön in der Nähe unserer Guides. Wir fühlen uns bei ihnen sicher, auch wenn sie unbewaffnet sind. Vor uns liegt ein mächtiger Baumstamm, Zakes winkt uns und wir stellen uns neben ihn auf den Stamm. Von hier aus können wir gut die Büffel beobachten. Sie sehen recht entspannt aus und fast alle sind mit Fressen beschäftigt. Plötzlich taucht in unserer Nähe ein Nachzügler auf. Der Bulle humpelt entsetzlich, ich vermute, er hat starke Schmerzen. Ob er wohl diese Saison überlebt?





Zakes erzählt uns eine nette Geschichte. Vor einiger Zeit war er mit Gästen ebenfalls auf Buffalo Island unterwegs, um Büffel zu beobachten. Sie standen an einem ähnlichen Platz wie wir heute. Ein Büffel kam ihnen ziemlich nahe, er war aber entspannt und interessierte sich nur für seine Mahlzeit. Plötzlich tauchten drei Löwinnen hinter einem Busch in der direkten Nachbarschaft auf und schlichen sich an. Die Katzen waren so fokussiert auf den Büffel, dass sie die kleine Wandergruppe gleich nebenan gar nicht bemerkten. So konnte Zakes seine Gäste mit flüsternden Kommandos zurück hinter ein anderes Gebüsch dirigieren und die Sache ging ohne menschliche Verluste über die Bühne. Die Löwen wiederum wurden von dem Büffel rechtzeitig bemerkt und er floh. Glücklicherweise kehrten sie nicht um, sondern verfolgten weiterhin die Herde. Ich bin ein bisschen neidisch. Da gab es bestimmt Gelegenheit für ein paar schöne Fotos :whistle:

Wir laufen – immer gegen den Wind – durch die Grasebene. Auf einem Termitenhügel stoppen wir und können weiterhin die Herde beobachten. Auf der rechten Seite erkennen wir ein Warzenschwein. Wie üblich hat es die Vorderbeine eingeknickt, um besser fressen zu können. Jetzt bemerkt es uns, erstarrt kurz und entscheidet sich, den geordneten Rückzug anzutreten. Aus dem Schatten einiger Bäume tritt plötzlich ein grosser Bulle hervor. Er schaut in lange unsere Richtung. Das ist wohl einer der Wachposten. Dann trottet er langsam der Herde hinterher.

Wir wandern weiter, die Büffel sind inzwischen ausser Sichtweite. Plötzlich hören wir ein trauriges Blöken. Etwas weiter entfernt taucht ein Büffelkalb auf. Was ist denn da passiert? Wir können nur Vermutungen anstellen, auch Zakes und John sind überrascht. Wurde die Mutter von Löwen überwältigt? Hatte sich das Kalb verlaufen und die Herde ist weitergezogen? Oder hat es im hohen Gras geschlafen und wurde von der Mutter vergessen? Wir wissen es nicht. Das Kalb läuft im Halbkreis und blökt jämmerlich. „Warum holt mich keiner? Wo ist meine Mama?“ Eins ist klar. Falls wirklich Löwen in der Nähe sein sollten, dann hat es sich bald ausgeblökt. Sollten wir etwa Zeugen einer Tragödie werden? Zu seinem Glück läuft das Kalb in die richtige Richtung. Plötzlich hebt es die Nase in den Wind und zieht die Luft ein. Wenige Sekunden später fängt es an los zu sprinten. Es scheint die Herde zu riechen. Auf jeden Fall stimmt die Richtung. Glück gehabt, kleines Kalb! Deine Zeit scheint noch nicht abgelaufen zu sein.

Wir sind jetzt ca. 2 ½ Stunden unterwegs. Vor uns befindet sich ein Wäldchen. Unser „Schatten“ John verschwindet und checkt die Lage. Ein paar Minuten später gibt er grünes Licht. Wir laufen weiter, jetzt geben uns die Bäume Schatten. Am Rand einer Lichtung liegen ein paar Baumstämme, hier rasten wir. Zakes macht uns auf die Elefantenpfade in der Nähe aufmerksam. Sie führen ohne Umweg von einem Marulabaum zum nächsten, denn die grauen Riesen lieben die Früchte. Wir müssen gar nicht lange warten, da erscheint schon ein Eli auf der Bildfläche und reckt sich nach den Früchten am Baum. Wir brechen auf Richtung Boot. Vor uns knackt es in den Büschen. Zakes und John führen uns im Slalom weiter. Ein zweiter Elefant holt sich die Früchte von einem anderen Baum. Leise schleichen wir uns am Rand der Lichtung entlang.





Gegen 10:00 haben wir unser Boot erreicht, eine halbe Stunde später können wir das Camp Okavango sehen. Wir steigen aus und bedanken uns bei unseren beiden Guides. Bevor wir zum Chalet laufen wird es Zeit sich von „unseren“ Mädels aus der Schweiz zu verabschieden, denn die reisen weiter nach Mozambique. Macht´s gut, Laura und Tamara. Wir hatten eine Menge Spass zusammen und wir können euch richtig gut leiden! Wir verabreden uns mit den beiden für den August in Zürich, dann wird es Zeit, sich zu trennen.

Zurück in der Unterkunft wird schnell geduscht und noch vor 12:00 sitzen wir beim Lunch und lassen es uns gut gehen. Der Bushwalk war richtig gut und spannend, wir freuen uns schon auf den nächsten Vormittag, da werden wir die Wanderung auf einer anderen Insel wiederholen. Beim Essen lernen wir Mark kennen. Er kommt ursprünglich aus Deutschland, lebt jetzt seit über 10 Jahren in Botswana und ist von Beruf Koch. Seine Aufgabe ist es, von Lodge zu Lodge zu reisen, neue Menüfolgen zu kreieren und diese Menüs mit der Küchenmannschaft zu trainieren. Das macht er üblicherweise zweimal pro Jahr, und nicht nur für Desert & Delta. Mark liebt die Natur, für ihn als Koch ist es bestimmt eine schöne Aufgabe, seiner Leidenschaft nachzugehen und die herrlichen verschiedenen Landschaften und Tiere zu sehen.

Den Nachmittag verbringen wir auf der schattigen Terrasse unseres Chalets, der Innenraum hat sich auf locker 36° aufgeheizt, da hilft der Ventilator nur bedingt. Gegen 15:00 sind wir bereit für den Nachmittag. Auf dem Holzsteg treffen wir auf einen Angestellten. Er steht vor einem Baum, blickt hinauf und gibt uns zu verstehen, dass wir nicht weiter laufen sollen. Wir fragen ihn, was los ist. „Ich habe gerade eine schwarze Mamba gesehen“, sagt er. „Sie hat sich im hohlen Baum verkrochen.“ Aha! Das ist wirklich ein guter Grund, um erst einmal abzuwarten. Dann zeigt die Schlange sich ein Stück weiter oben, bevor sie erneut im Stamm verschwindet. Okay, ab jetzt werden immer schön die Augen offen halten, wenn wir hier entlang laufen. :(

Wir sitzen beim Nachmittagstee und beobachten die Leute um uns herum. Ein Teil der Reisegruppe aus Kanada hat das Camp verlassen, dafür sind neue Gäste gekommen. Da ist zum Beispiel Rosemarie aus München. Sie ist 83 Jahre alt und reist jedes Jahr alleine ins südliche Afrika. Botswana hat es ihr angetan und sie kennt alle D&D Lodge inzwischen auswendig. Respekt, Respekt! Sie scheint sich ja richtig intensiv mit dem Afrika-Virus infiziert zu haben :) Wir lernen Jenny aus Australien kennen. Ach, wieder mal Australien! Jenny ist eine sehr nette Frau, die mit etwas leiserer Stimme spricht, das ist – im Vergleich zu den Phonstärken der Kanadier und Amerikaner – sehr angenehm für uns. Ausserdem stellen sich noch Erin und Mike aus Neuseeland vor. Sie sind mit ihren drei Kindern unterwegs. Mike ist Arzt, war auf einem Kongress in Südafrika und macht jetzt mit der Familie noch eine Botswana Tour. Mike sollte noch eine wichtige Rolle für uns spielen, aber das konnten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wissen. Zunächst einmal stufen wir sie unter der Kategorie „absolut nett“ ein.

Um 15:30 laufen wir hinunter zum Steg, denn am Nachmittag wollen wir an einer Bootstour teilnehmen. Zakes ist unser Kapitän, auf Big John können wir jetzt verzichten, denn wir werden nicht wandern. Während die Mokorotouren eher auf offenen Gewässern stattfinden um besser gegen unvorhergesehene Begegnungen mit Hippos oder Elefanten geschützt zu sein, fahren wir jetzt durch die schmalen Kanäle, die links und rechts mit hohem, fast undurchdringlichen Papyrusgras bewachsen sind. Nach jeder Biegung haben wir eine neue Perspektive und – wie bei den Mokoros auch – spiegelt sich alles im glasklaren Wasser des Deltas. Es ist einfach traumhaft! Zakes mit seinen scharfen Augen deutet immer wieder an den Rand des Ufers. Unweit vom Boot lauert ein kleines Croc im Wasser. Es verhält sich absolut still, als wir uns langsam nähern. Erst als wir einen Schatten werfen, verschwindet es blitzartig unter den Wurzeln. Einige Bienenfresser sitzen auf den Papyrusgräsern und schauen uns neugierig an, auf einer kleinen Sandbank stehen zwei Wassertriele, steigen auf und fliegen einen kleinen Bogen, um gleich wieder zu landen.





Natürlich sehen wir auch viele der kunstvoll gefertigten Webervogelnester. Sie sind zwischen zwei Stängeln befestigt. Ich vermute, für Schlangen ist es schwierig, da hinauf zu klettern. „Schaut mal, da ist ein Malachite Kingfisher (Hauben Zwergfischer)“ sagt unser Guide. Wie immer dauert es noch ein paar Sekunden, bis auch wir das kleine hübsche Vögelchen mit seinen leuchtenden Farben im Papyrus ausgemacht haben. Zum Glück wartet er, bis wir einige Fotos machen können, bevor er innerhalb eines Wimpernschlags verschwindet.



Wir fahren ein Stück weiter, jetzt mündet der Kanal in eine Lagune. Und wieder bewundern wir diese perfekten Spiegelungen im Wasser. Für uns ist das ein 3-D Film, der nie langweilig wird. Bald darauf steuern wir auf das Ufer zu. Das ist ein wirklich schöner Platz für unseren Sundowner! Zakes holt eine Tischdecke, breitet sie auf der Bootsspitze aus und holt die Getränke und Häppchen aus der Kühlbox. Die Gäste laufen ein paar Schritte am Ufer entlang und betrachten die Landschaft im traumhaften, goldenen Licht. Man hat das Gefühl, diese besondere Stimmung am Nachmittag mitten im Okavango Delta verzaubert alle.





Es ist jetzt kurz vor 18:00, wir steigen wieder ins Boot und treten den Rückweg an. Jetzt fahren wir genau auf die Sonne zu, die bereits ganz knapp über dem Horizont steht und die ganze Szenerie rötlich einfärbt. Ich schaue meine Frau an, uns geht mal wieder das Herz auf. In so einer Situation muss man einfach tief durchatmen und seufzen. Ja! Das ist einer der unschlagbaren afrikanischen Sonnenuntergänge! Hoffentlich können wir noch viele, viele davon erleben. Und der Virus gräbt sich noch ein Stückchen tiefer in unsere Herzen ein … Dann ist die Sonne verschwunden und wird vom Vollmond abgelöst, wir tuckern weiter Richtung Camp.



Nach unserer Rückkehr fragt uns Zakes, was wir am nächsten Tag unternehmen wollen. „Wer ist morgen dabei? Wie gross ist die Gruppe?“ frage ich ihn. Er lächelt. „Es sind nur ihr zwei und Jenny.“ Wow! Das hört sich doch richtig gut an. Wir fragen Jenny: „Bushwalk?“. Sie nickt. Schon ist unser nächster Vormittag verplant und wir freuen uns mächtig drauf.

Jetzt werden wir zum Chalet gebracht, können uns frisch machen und um 19:15 sehen wir schon wieder das flackernde Licht einer Taschenlampe. Wir sind natürlich pünktlich fertig und stehen schon vor der Tür. Heute sitzen wir beim Dinner an mehreren kleineren Tischen, das finde ich auch ok. Die Reisegruppe aus Kanada sitzt zusammen, wir haben Rosemarie, Jenny und Zakes an unserem Tisch, eigentlich eine optimale Besetzung. Auch heute genießen wir wieder das gute Essen, haben kurzweilige Unterhaltungen und keine Sekunde Langeweile am Tisch. Nach dem Dinner setzen wir uns noch ans Feuer, gegen 21:45 beenden wir den heutigen Tag. Als ich den Besuch von Camp Okavango plante und erfuhr, dass es keine Gamedrives gibt, war ich zunächst ein wenig skeptisch. Jetzt, nach eineinhalb Tagen ist mir klar: Es geht auch wunderbar ohne Autos. Wie gesagt, ich freue mich schon auf unsere nächste Wanderung und auch auf die nächste Bootstour. Ok, ab ins Bett und neue Kräfte sammeln für den nächsten Tag. Höre ich da etwas im Dunkeln summen? Etwa ein Moskito? Das ist nicht ganz so schlimm – zumindest für mich. Ich habe ja meinen „Köder“ für die Stechmücken neben mir liegen. Arme Ruth. Ich hoffe, es wird nicht allzu schlimm für dich. Und während ich noch mit ihr fühle bin ich eingeschlafen.

Donnerstag 21.04.2016

Zwei Glanzstare diskutieren heftig miteinander. Träume ich? Nein! Das ist Realität! Der nächste Tag startet bereits. Ich schaue auf den Wecker. Es ist 05:45, eine gute Zeit um aufzustehen. Meine Frau ist auch schon in der Dämmerphase, kurz darauf sind wir auf den Beinen. Tatsächlich! Ruth hat heute Nacht ein paar Stiche abbekommen, ihre „Sammlung“ ist inzwischen schon ganz beachtlich :whistle:

Um kurz vor 06:30 laufen wir Richtung Main Area. An dem bewussten Baum schaue ich genau hin, keine Schlange in Sicht. Auch in den umliegenden Ästen kann ich nichts entdecken. Nur ein paar Paviane sind zu hören, der Chef muss sich scheinbar wieder mal bei der Jugend Respekt verschaffen. Heute sind wir wieder die ersten, scheinbar haben wir am Morgen den grössten Hunger von allen. Wir frühstücken in Ruhe, bald erscheint Jenny und um kurz vor 07:00 sind wir bereit.

Wir folgen Zakes zum Wasser, dort wartet schon Big John auf uns. Er freut sich über meine Konversation auf Setswana, schüttelt mir extra die Hand, dann steigen wir ins Boot. Heute ist nicht Buffalo Island unser Ziel, aber die Fahrtrichtung ist erst einmal die gleiche wie gestern. Kaum sind wir gestartet, sitzt zur Begrüssung doch tatsächlich ein Malachite Kingfisher gut sichtbar auf einem Halm und wartet sogar, bis ich ein Foto gemacht habe. Das war jetzt aber sehr nett, ich vermute, Zakes hat es für mich arrangiert ;)
Ein Stück weiter sitzt ein Graufischer. Er schaut uns argwöhnisch an, trippelt vom linken Fuss auf den rechten Fuss, fliegt kurz auf um dann doch wieder auf dem gleichen Halm zu landen. Das ist sein bevorzugter Platz, und er sieht gar nicht ein, dass er wegen uns darauf verzichten soll!



Ein paar Kurven weiter liegt ein mächtiges Krokodil am Rand der Uferböschung. Es denkt auch gar nicht daran zu fliehen, als wir uns dem Ufer nähern. Das Croc ist sich wohl sehr genau seiner Stärke und Grösse bewusst. Weiter geht es, der Kanal wird jetzt ziemlich breit. Vor uns taucht ein Elefantenbulle im Wasser auf. Was für ein Glück! So eine Begegnung hatten wir im Delta noch nie. Zakes stoppt sofort unsere Fahrt und lässt den Motor im Leerlauf tuckern. Der Eli scheint ein wenig zu träumen. Langsam treiben wir in seine Richtung. Jetzt schüttelt er den Kopf, so dass die Ohren gegen seinen Körper schlagen und schnaubt. Diese Art von Körpersprache kennen wir inzwischen in- und auswendig. Wenn man in einem Boot auf einen Eli zufährt, der im flachen Wasser steht, dann wirkt das aus unserer Perspektive durchaus beeindruckend. Der Bulle läuft jetzt ohne Hast auf uns zu. Zakes gibt kurz Gas, wir fahren langsam rückwärts, dann stoppen wir erneut. Dem Eli gefällt es nicht, dass wir immer noch da sind. Er läuft weiter genau in der Mitte des Kanals auf uns zu und fängt an, das Wasser mit seinem Rüssel aufzuwühlen. Es schäumt und spritzt und ich bin begeistert, denn das gibt natürlich schöne Bilder. Der Elefant schaut wieder in unsere Richtung. Irgendwie ist er jetzt enttäuscht, dass wir immer noch da sind. Nun dreht er scheinbar beleidigt ab, läuft Richtung Ufer und verschwindet im hohen Gras. Was für eine kurzweilige Bootstour am frühen Morgen :woohoo:



Wir tuckern weiter, John deutet nach links. Wir sehen erst einmal gar nichts. Dann taucht der Kopf eines Nilwarans im Gras auf. Er schaut kurz in unsere Richtung und verschwindet wieder.



Dann haben wir unser Ziel erreicht und verlassen das Boot. Ganz in unserer Nähe sitzen einige Paviane und mustern uns misstrauisch, bevor sie sich langsam zurückziehen. Wir erreichen bald darauf eine grasbewachsene Ebene, die wir überqueren. Auf der anderen Seite kommen wir an ein fast komplett ausgetrocknetes Wasserloch. Nur noch ein schlammiger Rest ist übrig. Rundherum sieht man die Spuren der Elefanten. Durch ihr Gewicht haben sie im Schlamm tiefe Löcher hinterlassen, die dann von der Sonne festgebacken wurden. Zakes zeigt uns ein paar leere Schneckenhäuser. Während der Regenzeit gab es wohl in dieser Wasserstelle reichlich Leben.





Wir laufen weiter. In einiger Entfernung sehen wir eine Herde Sumpfantilopen. Sie beobachten uns gespannt, bleiben aber an ihrem Platz und flüchten nicht. Mehrere Giraffen tauchen auf. Obwohl sie weit genug entfernt sind schauen sie zunächst in unsere Richtung, überlegen was sie machen wollen und rennen dann los. Wie immer sieht es aus, als würden sie sich in Zeitlupe bewegen. 30 Sekunden später stoppen sie wieder und schauen angestrengt zu uns herüber.





Wir ändern unsere Richtung und werden während unserer Wanderung argwöhnisch von Warzenschweinen, Gnus, Impalas und Lechwes beobachtet. Jetzt folgen wir einem Elefantenpfad, der mitten durch das Gras führt. Plötzlich stoppt Zakes. Auf dem Pfad sehen wir deutlich die Spuren einer Katze. Zakes öffnet seinen Rucksack. Er hat eine farbige Broschüre, auf der die Fussabdrücke der wichtigsten Raubkatzen zu sehen sind. Anhand der Broschüre zeigt er uns, worin sich die Spuren unterscheiden. In unserem Falle ist eine Löwin vor uns hier entlang gelaufen. Zu fortgeschrittener Stunde machen wir Rast unter ein paar Bäumen.





Es dauert nicht lange und wir werden beobachtet. Es sind zwei verschiedene Paviangruppen, die uns nicht aus den Augen lassen. Gegen 10:30 erreichen wir das Boot. Auf dem Rückweg gibt es wieder einiges zu sehen. Crocs liegen regungslos am Ufer, ein Mohrensumpfhuhn (Black Crake) läuft über die Seerosenblätter und sucht sein Futter, auch mein spezieller Freund, der Malachite Kingfisher zeigt sich noch einmal.

Gegen 11:00 legen wir wieder an, bringen unsere Sachen ins Häuschen, ziehen uns um und schon ist es Zeit für das Lunch. Auf dem Weg vergessen wir nicht, in den Ästen nach Schlangen Ausschau zu halten, aber es droht keine Gefahr.
Nach dem Lunch gehe ich für ein Schläfchen zurück ins Chalet, während meine Frau sich zum Pool begibt, um dort zu relaxen. In unserem Zimmer ist es kühler als gestern, es sind nur noch 33° :whistle:

Natürlich sind wir um 15:00 wieder startbereit. Heute Nachmittag steht noch einmal eine Bootstour auf dem Programm. Das Besondere: Zakes fährt nur mit Ruth und mir hinaus. Ich liebe solche Touren! Ich kann für Fotos stoppen, wann und wo ich will und muss keine Rücksicht auf die Wünsche von anderen Gästen nehmen, einfach toll! Auf meiner Agenda stehen Seerosen und Reedfrogs, Zakes ist mit Eifer bei der Sache und weiss auch immer sofort, wie ich es gerne hätte. Geduldig fährt er zurück, wenn wir zu schnell an einem Objekt vorbei gefahren sind oder wenn ich etwas zu spät gesehen habe. Ich wusste es ja von Anfang an. Zakes ist mein Mann! Er erahnt meine Wünsche fast so gut wie mein Freund John (an der Chobe Riverfront) und das will etwas heissen. So brauchen wir für eine Strecke, die normalerweise in 20 Minuten zu bewältigen ist, heute etwa eine Stunde. Aber es ist egal, keiner beschwert sich, denn meine Frau ist ja schon viele Jahre mit mir unterwegs und ist deshalb Kummer gewöhnt :S









Dann fahren wir ein Stück extrem langsam, um die Vögel nicht aufzuschrecken und siehe da: es lohnt sich. Graufischer stehen wie Helikopter über dem Wasser und suchen nach kleinen Fischen, kleine schwarze Vögel mit bunten Schwänzen zeigen sich, Graulärmvögel sitzen in einem Baum und halten ein Schwätzchen und immer wieder bietet die vorüberziehende Landschaft neue tolle Perspektiven und perfekte Spiegelungen. Zakes möchte uns heute zu seinem Lieblings-Sundowner Platz bringen. Den erreichen wir kurz vor Sonnenuntergang. Er präpariert die kleine Bar vorne am Bug, der kalte Weisswein wird gekonnt von ihm serviert, wir sitzen zu dritt in einer tollen Umgebung, manchmal unterhalten wir uns, manchmal schweigen wir und schauen uns einfach nur die Landschaft an. Die Sonne sinkt tiefer, taucht die Szenerie in unglaubliche Farben und alles spiegelt sich im Wasser. Zakes, dein Lieblingsplatz hat es in sich!







Dann ist die Sonne verschwunden, es ist Zeit zurück zu fahren. Unser Guide wirft den Motor an und wir cruisen mit einer ganz speziellen heiteren, gelösten Stimmung durch die Kanäle Richtung Camp.



Der Rest ist schnell erzählt. Nach unserer Rückkehr werden wir zum Chalet gebracht, später abgeholt und gegen 19:30 versammeln sich die Gäste an der Feuerstelle. Heute ist wieder Gesang und Tanz angesagt, natürlich werden auch die Gäste mit einbezogen, aber Ruth und ich haben Glück und können uns quasi unsichtbar machen. Während die anderen Gäste zur Main Area laufen führt Tanya uns zum Pool. Überraschung! Dort ist heute ein Tisch ganz alleine für uns gedeckt. Der Pool ist mit Sturmlampen dekoriert und gibt der ganzen Angelegenheit eine wirklich romantische Atmosphäre. Nicht schlecht, dieser Abend mit VIP Behandlung wird uns in Erinnerung bleiben. Zur üblichen Zeit beenden wir unser Dinner und gehen glücklich und zufrieden in unser Bett. Das haben wir uns nach einem schweren Tag auch wirklich verdient. :whistle:

... wird fortgesetzt ...
Anhang:
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02 Aug 2016 08:49 #439428
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Liebe Fomis,
gerade zurück aus einem Kurzurlaub in der Schweiz setze ich den RB fort. Wir hatten zwar wenig Regen, konnten also viel
unternehmen, trotzdem habe ich es geschafft, ein paar Reisetage "zu Papier" zu bringen.
Ich wünsche weiterhin (hoffentlich) viel Spass beim Lesen.
viele Grüsslis von Walter
Freitag 22.04.2016

Das erste Morgenlicht scheint in unser Chalet, es wird Zeit aufzustehen. In der Nacht gab es keine besonderen Vorkommnisse. Die Paviane haben sich mal wieder lautstark gestritten und Ruth wurde erneut von Moskitos angegriffen. Mich liessen sie auch diesmal so ziemlich in Ruhe.

Um 06:30 treffen wir uns mit den anderen Gästen zum Frühstück. Heute ist für uns noch einmal ein Bushwalk angesagt. Mit dabei sind Jenny und ein Paar aus England. Um 07:00 begleitet uns Zakes zum Boot, dort wartet bereits Big John auf uns. Kurze Zeit später fahren wir auch schon durch die Kanäle und freuen uns über das goldene Licht am Morgen. Der Graufischer in der Nähe des Anlegers ist jetzt schon ein guter Bekannter geworden, da und dort schwirren ein paar kleinere Vögel durch die Uferzone, sonst gibt es aber nichts Aussergewöhnliches zu entdecken. Dann erreichen wir Buffalo Island. Zakes kommuniziert über das Funkgerät, denn heute ist noch eine zweite Gruppe unterwegs. Sie gehen aber an einer anderen Stelle an Land. Wir wandern wieder durch das Wäldchen und überschauen bald darauf die Grasebene. Hier halten wir zunächst an, während Zakes und John die Gegend beobachten. Gar nicht weit von uns erscheint ein einzelner Büffel, ein sogenannter Dagger Boy. Diese Bullen sind sehr gefährlich. Gerade weil sie alleine unterwegs sind fühlen sie sich etwas unwohl und sind deshalb immer bereit für eine Attacke auf einen vermeintlichen Gegner. Zakes erklärt uns, dass es in der Regel riskanter ist zu Fuss auf einen Dagger Boy zu treffen, als auf einen Löwen. Dieser Bulle bemerkt uns jedoch nicht und läuft parallel zu uns durch das Grasland. Immer wieder bleibt er stehen, hebt den Kopf und zieht die Luft durch die Nüstern ein, um die verschiedenen Gerüche zu identifizieren und eventuelle Raubtiere in seiner Nähe rechtzeitig wahrzunehmen.

Wir wandern weiter, bleiben zunächst am Waldrand und überqueren etwas später die Ebene in Richtung einer Bauminsel. Hier stoppen wir erneut und scannen die Umgebung. Mitten in der Ebene können wir jetzt die zweite Gruppe erkennen. Es sind „unsere“ Neuseeländer Mike, Erin und die Kinder. Ausserdem sind noch zwei andere Gäste dabei. Ich bin erstaunt. Man wird eigentlich immer darauf hingewiesen, dass man bitte bei Bushwalks Kleidung in gedeckten Farben tragen soll, um nicht aufzufallen. Die eine Dame in der Gruppe trägt aber trotzdem ein knallrotes Hemd. Das leuchtet extrem in der hellen Sonne. Für alle Beutegreifer könnte das ein Zeichen sein: Hier bin ich! Ihr könnt mich nicht verfehlen :whistle:

Wir schauen uns weiter die Gegend an. Ein Stück entfernt, am Rand eines Wäldchens, steht eine Gruppe von etwa 30 Impalas. Die Tiere haben die andere Wandergruppe zwar bemerkt, aber die Entfernung ist sehr gross, es besteht für die Antilopen also keinen Grund, nervös zu werden. Während wir die Impalas beobachten, flüstert Zakes ganz aufgeregt: „Schaut mal, dort drüben mitten im Gras bewegt sich eine Katze. Ich glaube, es ist ein Löwe." Angestrengt schauen wir in die angegebene Richtung, nichts ist zu sehen. Aber jetzt! Ein Kopf taucht aus dem Gras auf und peilt den Standort der Impalas an. „Das ist kein Löwe, das ist ein Leopard!“, sagt Zakes. Jetzt können wir den gefleckten Körper für einen Moment erkennen, dann schleicht der Leo schon wieder perfekt getarnt weiter. Leider ist er so weit entfernt, dass ich keine vernünftigen Fotos machen kann. Zakes informiert über Funk die andere Gruppe. Die ändert daraufhin ihre Laufrichtung und steuert ebenfalls eine schattige Bauminsel in der Nähe an. Wieder taucht kurzzeitig der Kopf des Leos auf und verschwindet im Gras. Jetzt sind wir alle aufgeregt. So weit ist er nicht mehr von den Impalas entfernt. Wird er sich eins schnappen können? Während ich überlege, wo der Kopf auftauchen könnte, hören wir das Schnauben eines Impalas. Sofort wird der Warnruf von anderen Mitgliedern der Herde weiter gegeben. Dann rennt die ganze Gruppe los. Etwa fünfzig Meter weiter bleiben sie an einer übersichtlichen Stelle wieder stehen und alle Köpfe sind auf eine Stelle im hohen Gras fixiert. Aha! Der Leopard wurde rechtzeitig bemerkt. Jetzt hat er keine Möglichkeit mehr, ein Opfer zu überraschen. Ein Leopard ist eine Schleichkatze und keine Rennkatze. Er muss sich so nah wie möglich an seine Beute heranpirschen und dann den Überraschungsmoment für sich nutzen. Diese Chance hat er gerade vertan. Zwei Minuten später taucht der gefleckte Räuber in seiner ganzen Grösse auf. Während die Impalas ihn keine Sekunde aus den Augen lassen läuft er – natürlich in einem angemessenen Abstand – an ihnen vorbei Richtung Waldrand. Er benimmt sich als hätte er nie und nimmer vorgehabt, einer armen, wehrlosen Antilope etwas anzutun. Jetzt hat er das Wäldchen erreicht und verschwindet im dichten Busch. Die Impalas entspannen sich wieder. Aber wehe, sie lassen in ihrer Aufmerksamkeit nach und nähern sich dem Waldrand. Der Leopard wird bereit sein!

Wir verlassen unseren Standort und laufen quer über die Ebene. 30 Köpfe lugen über das hohe Gras, 60 Ohren sind aufgestellt und 30 Augenpaare verfolgen unsere Bewegungen. Dann haben wir uns weit genug entfernt, die Herde verliert das Interesse an uns und einige Antilopen fangen an, zu grasen.
Vor uns auf dem Boden leuchtet etwas auf. Es ist der ausgebleichte Schädel eines Büffels. In der Nähe liegen die restlichen Knochen bzw. das, was die Hyänen davon übrig gelassen haben. Zakes erklärt uns wie man anhand des Schädels herausfindet, ob es sich um einen Bullen oder eine Kuh handelt. Dann machen wir noch ein paar Touristenfotos mit dem Schädel in den Händen. So was muss auch mal sein ;)



Um kurz nach 10:00 – wir sind bereits auf dem Rückmarsch – machen wir eine kurze Rast im Schatten einiger Bäume. Um uns herum schwirren ein paar Smaragdspinte und versuchen spielerisch, sich während des Fluges zu fangen. Big John sitzt neben mir auf einem Baumstamm und wir üben noch ein paar Tiernamen auf Setswana. Ich freue mich, dass wir an unserem letzten Tag hier noch einmal so eine nette Wandergruppe hatten. Jenny mögen wir sowieso und auch die zwei Engländer erweisen sich als angenehme Zeitgenossen. Sie sind nicht laut, respektieren die Regeln während einer Wanderung im Busch und verfügen über den typischen englischen Humor. Wir haben an dieser Begleitung absolut nichts auszusetzen.

Etwas später sitzen wir schon wieder im Boot und erreichen gegen 11:00 das Camp Okavango. Ich verabschiede mich von Big John, spreche meinen grössten Respekt vor seinem Wissen und seiner Erfahrung aus und sage ihm, dass ich mich darauf freue, ihn irgendwann in der Zukunft wieder zu treffen. Das hört er natürlich gerne und er setzt sein breitestes Grinsen auf. Ab geht es zum Chalet. Wir springen schnell unter die Dusche, achten beim Laufen auf den „Schlangenbaum“ und freuen uns, als wir um 11:30 unseren Hunger beim Lunch stillen können. Hier treffen wir auch die Neuseeländer wieder. Bei einem kurzen Plausch erfahren wir, dass sie uns am nächsten Tag zu unserer nächsten Unterkunft folgen werden. Danach suchen wir ein letztes Mal unser Chalet auf und packen die Sachen zusammen. Wir schnappen uns das Handgepäck und treffen uns mit Jenny in der Main Area, denn sie wird mit uns fliegen. Ruth macht noch ein paar Abschiedsfotos und ist froh als Managerin Tanya ihr erzählt, sie würde die Familie aus Neuseeland ins Camp Moremi begleiten. Sie wurde nämlich von Mike als zusätzliche Aufpasserin für deren Kinder engagiert. Also sieht Ruth ihre „Freundin“ Tanya schon am nächsten Tag wieder.

Auf Wiedersehen Umani, Francois (der übrigens kein Wort französisch spricht) und alles anderen. Wir haben uns im Camp Okavango sehr wohl gefühlt und ihr habt uns wirklich jede Minute das Gefühl gegeben, dass ihr für unsere kleinen Probleme ein offenes Ohr habt. Vielen Dank dafür. Und ich hatte es schon gesagt. Würden wir wieder kommen? Ja, aber erst in drei, vier Jahren, wenn das brandneue Camp ein klein wenig Patina angesetzt hat und dann vermutlich etwas „ursprünglicher“ wirkt, auch wenn so ein Eindruck natürlich sehr subjektiv ist.

Zakes begleitet unsere kleine Gruppe zum Airstrip. Um kurz nach 15:00 landet der 12-Sitzer der Safari Air. Es wird Zeit, sich von Zakes zu verabschieden. Wir umarmen uns schauen uns an: „Man, I´ll miss you!“ Das sage ich wirklich nur ganz selten zu einem Guide, aber in diesem Fall ist es halt so. Er nickt und sieht die Sache genauso. „Wir sehen uns irgendwann wieder und ich freue mich jetzt schon darauf!“ Das sind doch nette Abschiedsworte und dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Schnell wird das Gepäck verladen, wir klettern in die Maschine und zwei Minuten später brummt der Motor. Als wir auf der Startbahn beschleunigen können wir noch einmal winken, das Flugzeug gewinnt an Höhe, kippt über die Tragfläche und gibt den Blick auf das Camp frei. Ruth und ich seufzen. Eigentlich war unser Aufenthalt viel zu kurz. Wir müssen endlich mal die Sache mit dem Lottogewinn beschleunigen :woohoo:



Unter uns zieht die Landschaft vorbei. Ich habe das Gefühl, hier sind die Lagunen und Wasserflächen etwas zahlreicher, aber insgesamt erscheint es mir viel zu trocken.



15 Minuten später taucht der Xakanaka Airstrip auf. Wir landen auf der neuen Start- / Landebahn. Die ist etwas länger als die alte, um auch grösseren Maschinen eine Landemöglichkeit zu verschaffen. Wie immer überfliegen wir vor der Landung das Areal und können ein Safari Fahrzeug sehen, dass auf uns wartet. Kurz darauf rollen wir auch schon die Bahn entlang. Flug Nummer 5 war kurz und schmerzlos, diese kleinen „Hüpfer“ sind wirklich kein Problem. Wir werden von Fahrer „CT“ begrüsst, das Gepäck wird umgeladen und die Maschine rollt zum Startplatz. Zwei Minuten später hat sie sich auch schon wieder in die Lüfte geschwungen. Wir fahren los. Kurze Zeit später erreichen wir die Einfahrt zum Nationalpark.



Gegen 16:00 sind wir im Camp Moremi angekommen und werden von Managerin Mangwe sowie zwei weiteren Mitgliedern der Staff begrüsst. Nachdem wir uns mit einem kalten Getränk und feuchten Tüchern erfrischen konnten, bringt man uns zur Main Area. Dort erwartet uns Tazz - ebenfalls ein Manager - und gibt uns die nötigen Informationen zum Camp.

Camp Moremi ist ein „echtes“ Zeltcamp, besteht aus 12 Zelten und bietet 24 Gästen eine Unterkunft. Es liegt am Rande der Xakanaka Lagune und die meisten Zelte sind von schattigen Bäumen umgeben. Wir finden die Lage und die Umgebung sehr schön. Die Main Area besteht auf der einen Seite aus einem runden, an den Seiten offenen Gebäude, der sogenannten Boma. Hier werden Frühstück und Lunch serviert. Ein kleines Stück weiter steht ein einstöckiges Gebäude. Im unteren Teil befindet sich die Boutique, im 1. Stock trifft man sich für den Sundowner und das Dinner. Am Rand des Sumpfes steht eine Aussichtsplattform, ganz in der Nähe kann man an einem kleinen Pool relaxen. Der Tagesablauf ist der gleiche, wie auch in Leroo La Tau bzw. Camp Moremi. Im Unterschied zu unserem letzten Camp werden wir hier hauptsächlich mit dem Fahrzeug auf die Pirsch gehen. Allerdings liegen auch Boote für Wasserexkursionen bereit.









Die Zelte sind auf einem Podest errichtet, und über eine Treppe zu erreichen. Man öffnet eine Tür und betritt einen Vorraum. Von hier zweigen die Türen zum Bad und zum Schlafraum ab. Das Bad ist relativ einfach und kompakt gehalten, hat aber alles, was man benötigt. Toilette und Dusche funktionieren einwandfrei, nur eine Aussendusche gibt es nicht. Der Schlafraum hat ein Doppelbett, einen Holzschrank und einen Schreibtisch mit Wandspiegel. Man kann die Qualität der Einrichtung zwar nicht mit Camp Okavango vergleichen, aber wir vermissen nichts. Das Bett ist – wie in allen Camps – liebevoll dekoriert. Da wir uns in einem Zelt befinden gibt es keinen Decken-, sondern einen Standventilator. Der ist bei den Temperaturen im Zelt auch absolut nötig. Schiebt man eine Glastür auf, dann erreicht man die Terrasse mit Blick auf den Sumpf. Die zwei gepolsterten Stühle laden zum Relaxen ein.







Da wir ziemlich spät dran sind werden wir von Tazz gefragt, ob wir noch einen kurzen Gamedrive machen wollen. Da sind wir natürlich sofort dabei. Wir deponieren deshalb nur unser Gepäck im Zelt und machen uns sofort auf den Weg. Auch Jenny ist dabei und so starten wir gegen 16:30 den Gamedrive mit CT, denn unser „richtiger“ Guide Tuelo ist bereits mit einigen Gästen unterwegs.

Auch wenn die letzten Tage mit den Bushwalks toll waren, es macht auch mal wieder Spass, mit dem Landcruiser auf die Pirsch zu gehen. CT ist ein sympathischer Mann, der gerne lacht, wir fühlen uns wohl in seiner Begleitung. Wir fahren ein paar sandige Wege entlang, können aber ausser ein paar Impalas und Wasserböcken nicht viel entdecken. Einige Zeit später kommen wir an einen Teich. Hier wird uns etwas mehr Action geboten, denn eine Herde von ca. 100 Büffeln hat sich am Wasser versammelt. Als ständige Begleiter folgen ihnen zahlreiche Oxpecker und Kuhreiher. Diese Kombination bietet mir einige Motive, die ich gerne auf der Speicherkarte verewige. Wir beobachten die Büffel und die fliegenden Begleiter etwa eine halbe Stunde, dann fahren wir weiter.





Bald darauf müssen wir stoppen. Einige Rotschnabeltokos nehmen direkt in der Fahrspur ein Sandbad und lassen sich von uns auch nicht wirklich stören. Ein Stück weiter sitzt ein Woodland Kingfisher und posiert für uns. Wir verlassen den Wald und durchfahren offenes Land. Etwas später macht die Piste einen Bogen, dann erreichen wir buschiges Gelände. Hier stehen bereits drei Fahrzeuge, deren Insassen angestrengt in die Büsche starren. CT unterhält sich kurz mit dem Fahrer eines anderen Wagens. „In den Büschen hat sich ein junger Leopard versteckt. Seine Mutter ist wohl auf der Jagd. Wir können ja mal ein Weilchen warten und schauen, was passiert.“ Wir sind einverstanden, aber ich bin skeptisch. Warum sollte das Junge aus seiner Deckung kommen, wenn hier Menschen in Autos sitzen, sich unterhalten und ab und zu um die Büsche kurven, um vielleicht etwas mehr zu sehen? Nicht weit entfernt steht im Grasland ein Elefantenbulle und frisst in aller Ruhe das saftige Gras. Der kleine Leo ist garantiert nicht entspannt und wird einen Teufel tun und sich bei so viel Betrieb mit Autos, Menschen und Elefanten zeigen.



Wie erwartet tut sich nichts. Gegen 18:00 kehren wir um und fahren zurück zum Camp. Wir lassen uns zum Zelt bringen, packen unsere Sachen aus und waschen uns den Staub des Tages von der Haut. Um kurz nach 19:00 holt man uns ab und wir trinken noch einen Sundowner an der Bar, dann nehmen wir an einem Tisch für 8 Personen Platz. Auch hier gesellen sich die Manager zu den Gästen, an unserem Tisch sitzt Tazz, er ist sehr sympathisch und humorvoll. Dann folgt ein Ritual. Die Köche stellen das Dinner vor, der Weinkellner präsentiert die Rot- und Weissweine, die Gäste beklatschen die Ansagen.

Während wir das schmackhafte Essen und den guten Wein genießen, kommen wir mit unseren Tischnachbarn ins Gespräch. Da sitzen z.B. zwei deutsche Frauen. Sie bereisen ebenfalls fast jedes Jahr das südliche Afrika, der Virus steckt also auch bei ihnen schon sehr tief im Herzen. Während wir zwei bis drei Tage in jeder Unterkunft verbringen, bleiben sie ganze fünf Tage an einem Ort. Ich finde das sehr gut, denn dann kann man eine Gegend noch viel besser inspizieren. Sie erzählen uns, dass sie morgen abreisen und die nächsten Tage in der Savute Safari Lodge verbringen werden. Das ist ja auch unser nächstes Ziel, wir werden sie also dort wieder treffen. Dann gibt es noch ein Paar aus den USA. Sie sind noch relativ jung, haben aber bereits ein paar Jahre in Botswana für wissenschaftliche Studien wie z.B. Löwenprojekte verbracht und sind jetzt dabei, sich eine Existenz als Reiseveranstalter aufzubauen. Während der Unterhaltung merken wir schnell, dass wir uns gegenseitig sehr mögen und sie haben natürlich viele interessante Geschichten auf Lager. Leider sind wir in verschiedenen Fahrzeugen unterwegs, können uns aber wenigstens beim Dinner zusammensetzen.

So vergeht der Abend sehr schnell und gegen 21:30 ist es Zeit für uns, das Bett im Zelt zu testen. Wir werden zurück gebracht, setzen uns noch einen Moment auf unsere Veranda, schauen den Fledermäusen zu, die in halsbrecherischen Kurven um uns herum schwirren und lauschen den Geräuschen des Sumpfes. Natürlich glitzern die Sterne am Himmel und somit haben wir das perfekte Ende eines schönen Tages. Wir legen uns völlig entspannt ins Bett. So kann unsere Reise ruhig weiter gehen, ich bin jetzt schon gespannt, was wir morgen so alles erleben werden…

Samstag 23.04.2016

Piep, piep, piep… das passt nicht zu meinem Traum! Ich verlasse das Land der Träume und nähere mich der Realität. Ach ja, richtig. Ich liege in meinem Bett. Und das steht in einem Zelt in Camp Okavango. Und draussen begrüssen die Vögel den neuen Tag. Also schlüpfe ich aus dem Bett, und mache mich in unserem Badezimmer frisch. Als ich zurück komme ist Ruth auch schon aktiv. Als uns ein Angestellter um 06:00 wecken will, bereiten wir uns schon längst auf den Tag vor. Meine Frau zeigt mir einen neuen vermeintlichen Moskitostich am Ringfinger. Sie ist eigentlich nicht empfindlich, aber dieser Stich tut ihr ziemlich weh. Kurz vor 06:30 laufen wir ohne Begleitung zur Main Area. Es dämmert bereits und wir können deshalb unsere Umgebung bereits gut erkennen. Nahe am Weg grast ein Buschbock. Diese Antilopen suchen die Nähe der Camps, weil sie sich hier sicher fühlen.



Zum Frühstück haben sich schon einige Gäste versammelt. Wir begrüssen Jenny, leider ist sie in einem anderen Fahrzeug. Dann stellt sich unser Guide Tuelo vor. Er wird uns die nächsten zweieinhalb Tage begleiten. Das erfreuliche für uns: Wir werden den heutigen Tag mit ihm alleine verbringen. Also müssen wir wieder einmal keine Rücksicht auf Mitfahrer nehmen. Herrlich :) :)

Wir verlassen das Camp um 07:00. Zunächst steuern wir einen kleinen See an. Zu hören ist der uns so vertraute Schrei des Fisheagles. Eine Menge Kuhreiher halten sich hier auf, sonst sind allerdings keine Tiere zu sehen. Ein Stück weiter treffen wir auf eine Herde Impalas. Sie wirken entspannt und grasen. Plötzlich hören wir das typische Schnauben, dass eine Gefahr ankündigt, dann startet die ganze Gruppe. Einige springen mit hohen Sätzen davon, um einem möglichen Verfolger zu zeigen, dass man gesund, kräftig und nicht einfach zu fangen ist. Was ist da los? Wir beobachten die Gegend, denn es sollen Wildhunde in der Nähe sein, aber nichts ist zu sehen. Dann erscheint eine einzige Hyäne, sie überquert das Areal, schaut kurz in unsere Richtung und verschwindet dann wieder.



Wir durchqueren einen Wald. Hier halten sich ein paar Wasserböcke und Impalas auf, die Vogelwelt ist mit zwei Woodland Kingfishern vertreten, dann erreichen wir offenes Grasland. In diesem Gebiet sind zahlreiche Termitenhügel zu finden. Ab und zu sitzen Vögel auf der Spitze der Bauten. Von hier aus haben sie einen guten Überblick. Und wieder taucht ein Woodland Kingfisher auf, so viele haben wir auf einer relativ kleinen Fläche noch nie gesehen. Ein Stück weiter sitzen Glanzstare und auf der Erde laufen noch einige Kronenkiebitze herum.





Im Schatten von ein paar Bäumen halten wir für eine Kaffeepause. Nachdem ich Tuelo erzählt habe, dass ich gerne noch etwas mehr Setswana lernen will, hat er beschlossen, sich als mein Lehrer zu betätigen. Unser Guide glänzt nicht nur durch ein grosses Fachwissen was Flora und Fauna betrifft, jetzt werde ich auch noch mit einem Sprachkurs in die Mangel genommen. Das ist hart für mich, denn er gönnt mir keine Ruhe. Unerbittlich quält er mich mit neuen Wörtern oder ganzen Sätzen. Immer wenn ich ein Wort – seiner Meinung nach – gut ausspreche, kommt schon wieder das nächste dran. Ich mache aber gerne mit, auch wenn ich mir tatsächlich nur einen kleinen Teil behalten kann. Immerhin habe ich nach dem Crashkurs meinen Wortschatz auf Setswana mit Sätzen wie: „Ich habe Löwenspuren gesehen“ oder „Ich habe Elefantenkacke gesehen“ erweitert. Na wenn das kein Fortschritt ist :whistle: Eines meiner Lieblingswörter ist die Bezeichnung einer kleinen Antilope, dem Steinböckchen. Der Ausdruck auf Setswana lautet nämlich „Puhuduhudu“, das findet auch meine Frau toll und wir wiederholen das Wort immer wieder. Tuelo ist sichtlich stolz auf unsere Fortschritte.

Die Tiersichtungen halten sich in Grenzen. Ein paar Impalas, ein einsamer Elefantenbulle, im Busch, am Wegesrand sogar mal eine Gabelracke, das war es dann schon. Am Rand eines Wäldchens höre ich plötzlich einen bekannten Pfiff. Tatsächlich! In einer Baumhöhle brütet ein Paar Goldbugpapageien. Was für ein Glück! So lange bin ich hinter diesen Piepmätzen her und jetzt sehe ich sie schon das zweite Mal auf unserer Reise.
Wir fahren weiter. Noch ein paar Wasserböcke, noch ein paar Impalas, dann sind wir zurück im Camp. Es ist tatsächlich schon wieder kurz nach 11:00, obwohl wir gar nicht so viele Tiere gesehen haben, ging der Vormittag sehr schnell vorbei. Das lag vermutlich auch an Tuelos Sprachschule, die hat mich schliesslich ganz schön gefordert :ohmy:



Wir bringen unsere Sachen zurück, begrüssen „unseren“ Buschbock neben dem Zelt und schon sind wir wieder rechtzeitig zum Lunch in der Main Area. Ruths Ringfinger ist inzwischen weiter angeschwollen, diesmal helfen keine Salben, das ist schon komisch. Nach dem Essen werden wir von Manager Tazz durch das Camp geführt, dabei erklärt er uns noch einige Spezialitäten wie z.B. die Honeymoonsuite. Danach relaxt Ruth am Pool, während ich mal wieder bei 36° Temperatur im Zelt ein Powerschläfchen halte.

Um 15:00 erscheinen wir zum High Tea, bereit zum Gamedrive am Nachmittag. Wir treffen alte Bekannte wieder. Da sitzen Rosemarie sowie Mike und Familie und natürlich Ruths „Freundin“ Tanya, die – wie erwähnt - im Camp Moremi das Kindermädchen für die drei Jungs von Mike und Erin spielt. Es sind auch neue Gäste mitgekommen. Zum Beispiel ein Paar aus Kalifornien. Das ist mal wieder genau die Sorte von Gästen, die ich gar nicht brauche. Ich weiss ja, dass die USA ein grosses Land ist, aber muss man deshalb immer so laut sein? Und wieder haben wir einen vermeintlichen Witzbold vor uns, der – seiner Meinung nach – fast jede Sekunde was total lustiges sagt und seine Begleiterin bricht jedes Mal in ein meckerndes Lachen aus. Na toll! Zum Glück sind sie nicht in unserem Auto.

Jenny sitzt bei uns am Tisch und Ruth zeigt ihr den Finger, der sich inzwischen teilweise dunkelblau verfärbt hat. Jenny - sie hat als Australierin Erfahrung mit giftigen Tieren – schaut sich den Finger an, macht ein ernstes Gesicht und sagt: „ Das war kein Moskito, da hat dich eine Spinne gebissen. Du solltest dringend etwas dagegen tun.“ Also schalten wir Tanya ein, sie ist ja quasi die Aushilfsmanagerin. Die wiederum ist auch erschrocken und jetzt erweist es sich als absoluter Glücksfall, dass Mike mit uns im Camp ist. Er schaut sich die Verletzung an und beschliesst, seinen Arztkoffer zu holen, den hat er nämlich dabei. Ruth ist das alles unangenehm, denn eigentlich starten alle Gäste zum Nachmittags Gamedrive, aber Mike lässt sich nicht beirren. Das Problem: Der Ringfinger ist so stark angeschwollen, dass sich der Ehering nicht mehr über den Finger ziehen lässt. So verursacht er langsam aber sicher einen Blutstau. Der Ring muss also ab. Das sieht auch Mike so.

Wir haben uns inzwischen im Büro der Manager versammelt. Tazz, Tanya, Erin und ihre drei Jungs, die interessieren sich sehr für die Angelegenheit. Während Mike noch seinen Arztkoffer holt diskutieren wir, wie man Ruth Erleichterung verschaffen könnte. Der Ring muss aufgeschnitten werden! Das lehne ich ab, denn der Ring war teuer. Also hole ich mein grosses Messer mit Säge hervor und sage mit ernstem Gesichtsausdruck. "Ich säge jetzt den Finger ab!" Alle schauen mich total entsetzt an, nur meine Frau, die mich ja lange genug kennt, grinst. Dann ist auch den anderen klar, dass ich wohl einen Spass mache und sie entspannen sich etwas :whistle:

Mike ist inzwischen wieder da. Er holt aus seinem Koffer einen Bindfaden heraus. Den wickelt er ganz fest um die angeschwollene Stelle direkt vor dem Ring. Dadurch lässt sich der Ring ein kleines Stück vorschieben. Jetzt wiederholt er die Prozedur und der Ring wandert Millimeter für Millimeter vorwärts. Das tut zwar höllisch weh, aber meine Frau erträgt den Schmerz, sie will nur eins: Der Ring soll irgendwie runter, aber er soll nicht zerstört werden. Wenige Minuten später ist es vollbracht. Der Ring liegt unversehrt in meiner Hand. Danke Mike! Jetzt bekommt Ruth eine Salbe und Antibiotika. Mike ist sehr fürsorglich und wir haben grosses Vertrauen in ihn. Er sagt:“ So, das ist alles, was wir im Moment tun können. Ich schaue mir die Sache heute Abend noch mal an. Aber ich muss euch warnen. Sollte die Schwellung bis morgen früh nicht besser sein und sollte sich der Finger schwarz verfärben, dann muss Ruth nach Maun in Krankenhaus geflogen werden." Uuups! Das wäre wohl das Ende unserer Rundreise! Aber so weit wollen wir jetzt nicht denken.

Mike gibt Ruth den Rat, den Finger ruhig zu halten und so oft wie möglich den Arm nach oben zu strecken. Ich treffe eine Entscheidung, die mir schwerfällt. „Heute Nachmittag“ bleibst du hier!“ Ruth protestiert sofort. „Den Arm hochhalten kann ich auch im Auto“. Ich schaue Mike an uns sage: „Ich glaube, das Gerüttel ist nicht gut für dich. Wir wollen doch, dass du nicht ausgeflogen werden musst – oder?“ Mike nickt und ist der gleichen Meinung. Also fügt sich Ruth leise protestierend. Wir bedanken uns noch einmal bei Mike und entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten. Schliesslich haben sie wegen uns bereits 30 Minuten der Pirsch versäumt. Mike wiederum ist total entspannt. „No problem.“

Dann verabschiede ich mich von meiner Frau, schnappe meine Sachen und laufe mit Tuelo zum Fahrzeug. Es wird schon nicht so viel passieren an diesem Nachmittag. Ruth muss garantiert nicht neidisch sein. So denke ich zumindest. Wir fahren durch ein Wäldchen. Am Rand einer Lichtung sitzt eine Gruppe Paviane. Ein Männchen sitzt etwas abseits, lehnt sich an einen umgestürzten Baumstamm und döst. Es sieht total witzig aus, wie er ganz cool den rechten Arm über den Baumstamm gelegt hat, dieses Bild nehme ich gerne mit.



Tuelo greift zum Funkgerät und unterhält sich. Habe ich da gerade das Setswana Wort für „Wildhunde“ gehört? Ich frage ihn, er nickt und startet den Motor. Wir müssen gar nicht weit fahren, da sehen wir schon ein anderes Fahrzeug und der erste Wildhund kreuzt unseren Weg. Er hat ein Halsband mit Sender an, erinnert also ein bisschen an einen Haushund. Arme Ruth! Da muss sie einmal im Camp bleiben und schon sehen wir seltene Tiere. Der Wilddog läuft zu einer Baumgruppe und lässt sich erschöpft auf den Boden fallen. Jetzt können wir auch die anderen Mitglieder der kleinen Gruppe erkennen. Alle sehen sehr müde aus und verlassen nicht einmal ihren schattigen Platz. Also fahren wir nach etwa einer Viertelstunde weiter.



Wir kurven etwa eine Stunde einige Sandwege entlang, aber ausser ein paar Wasserböcken und Impalas lässt sich nichts blicken. Dann ändern wir die Richtung und durchqueren Buschland. Jetzt erhalten wir einen Funkspruch. „Löwen gesichtet!“ 10 Minuten später sind wir vor Ort. Ein müdes Löwenpaar liegt im Gras, also nicht wirklich etwas spannendes. Ein lustiges Bild ergibt sich allerdings, als der Löwe sich auf den Rückendreht und verträumt in den Himmel schaut. Klick! Das Bild habe ich im Kasten.





Eine Stimme meldet sich am Funkgerät. Höre ich da etwa das Wort „Nkwe“? Es bedeutet „Leopard“. Tuelo bestätigt meine Frage. Ja, sie haben ein Leopardenkind gesichtet. „Ich muss aber etwas mehr Gas geben, dann haben wir noch eine Chance, es zu sehen.“ Na dann! Ich verstaue mein Equipment und schon rumpeln wir mit Höchstgeschwindigkeit über die Pad. 10 Minuten später sehen wir drei Fahrzeuge an einem Baobab stehen. Das ist wohl unser Ziel! Wir umkurven den Baobab, dann taucht der Kopf eines jungen Leos auf. Oh, je! Der arme schaut ganz schön verschreckt in die Runde. So richtig wohl fühlt er sich nicht. Ich kann noch ein paar Fotos machen, dann klettert der kleine Leopard den Baobab hinunter und versteckt sich im dichten Buschwerk. Wir versuchen, ihn aufzuspüren, dass findet er aber gar nicht gut und läuft davon. Wir verzichten auf eine Verfolgung. Schliesslich soll der Leo nicht das Gefühl bekommen, Fahrzeuge sind etwas Böses, vor dem man sich immer verstecken muss.



Es ist kurz vor 18:00, die Dämmerung hat eingesetzt, Zeit um zum Camp zu fahren. Als wir zurückkommen bin ich fast ein wenig traurig. Wie soll ich das bloss meiner Frau beibringen? :dry: Da ist sie ein einziges Mal nicht dabei und schon sehen wir Wildhunde, Löwen und einen kleinen Leoparden. Als ich meine Frau sehe, weiss sie schon Bescheid. Die anderen Gäste waren früher im Camp und haben bereits über die Begegnungen berichtet. Dafür hat sie einen schönen Sonnenuntergang im Camp gehabt, na das ist doch auch was. Mike ist inzwischen auch da. Er begutachtet Ruths Finger und ist zufrieden. Die Schwellung ist etwas zurückgegangen und die Verfärbung des Fingers hat auch etwas nachgelassen. Alles scheint gut zu werden.

Wir lassen uns zum Zelt bringen, ich kann noch duschen und mich umziehen, um kurz nach 19:00 sind wir bereit für das Dinner. Heute werden wir von Tuelo abgeholt. Als wir anfangen, von dem tollen Sternenhimmel zu schwärmen, nimmt er uns mit auf die Wiese. Mein Respekt vor Tuelo wird immer grösser. Er kennt sich nicht nur mit Pflanzen und Tieren extrem gut aus, auch die Sternenbilder sind ihm alle geläufig und er garniert seine Erklärungen mit kleinen Geschichten. Wir haben unseren Guide inzwischen ins Herz geschlossen, auch wenn er mich als Sprachlehrer ganz schon quält. Aber ich will es ja so :S

Jetzt ist es 19:30, Zeit für das Dinner. Der Abend ist kurzweilig, das Essen ist gut, wir sitzen am „richtigen“ Tisch ohne nervige Nachbarn, wir sind also rundherum zufrieden und entspannt. Irgendwann bringt man uns zum Zelt, dort sitzen wir noch eine Viertelstunde auf unserer Veranda, dann wird es Zeit ins Bett zu gehen und noch einige Momente den Stimmen und Geräuschen des Okavango Deltas bei Nacht zu lauschen. Das sind ideale Voraussetzungen, um langsam ins Land der Träume hinüber zu gleiten...
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04 Aug 2016 08:14 #439720
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Sonntag 24.04.2016

Es ist ein ruhiger Sonntagmorgen, sogar die Vögel scheinen sich daran halten zu wollen. Trotzdem sind wir schon vor dem Wakeup Call um 06:00 aufgestanden. Um 06:30 gibt es Frühstück, das Paar aus den USA glaubt, schon am frühen Morgen total witzig sein zu müssen. Mensch! Haltet doch mal um diese Tageszeit einfach eure Klappe! Meine Laune wird jedoch schlagartig besser als Tuelo erscheint und uns mitteilt, wir wären heute wieder den ganzen Tag alleine unterwegs. Das sind wirklich tolle Neuigkeiten :)

Ruth lässt sich den „bösen“ Finger von unserem Heroe Mike kontrollieren. Nachdem sie die Schwellung am gestrigen Abend noch mal aufgestochen hat und das Spinnengift aus dem Finger heraus konnte, sieht er heute schon ganz manierlich aus. Auch Mike ist der Meinung, meine Frau müsste nicht ausgeflogen werden. Ich hatte es schon einmal erwähnt. Ruth und ich sind beide an einem Sonntag geboren, also Sonntagskinder und auch dieser heutige Sonntag lässt sich wirklich gut an.
Um 06:45 sitzen wir bereits im Fahrzeug und starten den Gamedrive. Tuelo kennt bereits meine Ungeduld und findet das auch ganz ok, denn ich quäle ihn mit möglichst frühem Start, er wiederum quält mich mit Sprachunterricht. So hat jeder seinen Spass.

Nachdem wir das Camp verlassen haben fahren wir durch ein Wäldchen. Vor uns, direkt in der staubigen Sandpiste sitzen wieder ein paar Tokos, nehmen ein Staubbad und lassen sich auch gar nicht stören. Also warten wir höflich, bis sie fertig sind und fahren dann erst weiter. Es ist jetzt 07:00, die Sonne geht gerade auf und schickt ihre goldenen Strahlen durch die Bäume, das gibt dem Wald etwas Mystisches. Die Stille ist einfach herrlich, nur ein paar Vögel bilden den musikalischen Hintergrund; ein paar Baumhörnchen huschen durch die Gegend ansonsten bewegt sich nichts. Doch halt! Was ist das dort auf der Lichtung? Ein männlicher Wasserbock in Liebesstimmung beschnuppert die Dame seines Interesses, dann zeigt er uns, wie ein Wasserbock Nachwuchs produziert. Mensch, und das an einem Sonntagmorgen um kurz nach sieben! Dieser stramme Bock handelt wohl nach dem Motto der Pfadfinder: Allzeit bereit :whistle:

Wir erreichen eine offene Graslandschaft. In den Bäumen sitzen einige Grey Lories, ein Wiedehopf-Paar flattert durch die Luft und jagt sich spielerisch, zwei Rotschnabelfrancoline laufen durch das Gras, sie sind damit beschäftigt, etwas Fressbares zu finden. Eine Gabelracke fliegt laut schimpfend an unserem Auto vorbei, irgendetwas hat sie wohl gestört. Kaum sitzt sie auf einem anderen Baum, startet sie schon wieder laut zeternd und attackiert eine andere Gabelracke in der Nähe. Augenscheinlich will der Vogel sein Revier verteidigen und duldet deshalb keine Nachbarn. Selbst an einem ruhigen Sonntag wird auf Abstand geachtet.





Inzwischen ist es 08:00 geworden. Wir erreichen eine mit Gras bewachsene Ebene. Wo man auch hinschaut, überall stehen tote Bäume. Das ergibt ein extrem surrealistisches Bild. Wir haben sogar das Gefühl, sämtliche Tierstimmen wären plötzlich verstummt. Wir durchqueren den toten Wald. Am anderen Ende sehen wir drei Elefanten grasen. Sie stehen relativ weit auseinander, bewegen sich aber trotzdem in die gleiche Richtung. Wir wissen, dass sie im Infraschallbereich kommunizieren. Diese Töne, sind so tief, dass sie das menschliche Ohr nicht wahrnehmen kann. Die von den grauen Riesen produzierten Töne können andere Elis viele Kilometer entfernt wahrnehmen und beantworten. Einer der Bullen läuft langsam in Richtung der toten Bäume. Auf seinem Rücken liegen Äste und Blätter. Hat er die vielleicht als Proviant für unterwegs mitgenommen? :laugh:

Die Landschaft wird grüner und buschiger. Viele Red Lechwes (Moorantilopen) sind hier zu finden. Was mir auffällt: Die Böcke lassen uns bis zu einem bestimmten Sicherheitsabstand herankommen. Dann senken sie jedes Mal erst den Kopf und traben dann davon. Auf einigen Bäumen sitzen Meerkatzen. Wie so oft werden wir kritisch von ihnen beäugt. Nur die Kleinen lassen sich nicht stören und tollen durch das Geäst. Gabelracken, Schwalben, Glanzstare, Bienenfresser und Turteltauben sind ebenfalls zu sehen. Auf dem Boden entdecken wir zwei Meerkatzen. Sie schauen uns an und starten ihr Liebesspiel direkt vor unseren Augen. Hmmm… dieser Sonntagvormittag scheint für einige Tiere sehr inspirierend zu sein :whistle:



Ein kleiner Falke sitzt auf der Spitze eines abgestorbenen Baums. Immer wenn wir uns nähern fliegt er ein, zwei Bäume weiter und setzt sich wieder hin. Das Spiel geht einige Male so, bevor er genug hat und verschwindet. An einem Wasserloch stoppen wir zur Kaffeepause. Ich steige aus und laufe zum Ufer. Erschrocken fliegen ein paar Rallenreiher davon. Tuelo möchte, dass ich auf ihn warte. Zunächst sucht er die Uferzone nach verräterischen Augen im Wasser ab. Er zeigt auf zwei Krokodilköpfe und spricht mit warnender Stimme: „Pass bitte auf, Walter. Crocs sind manchmal schneller als man vermutet. Und ich möchte meine Gäste wieder vollzählig ins Camp zurück bringen!“ Ok, ich habe verstanden und halte einen gewissen Abstand zum Wasser. Kuhreiher, Nilgänse und Stelzenläufer bevölkern die Uferzone. Eine Gruppe Löffler fliegt heran und landet in der Nähe. Dann folgt ein Graureiher. Und wieder taucht ein Augenpaar aus dem Wasser auf, der dazugehörige Kopf bleibt verborgen. Langsam schiebt sich das Krokodil in Richtung der Löffler. Sollte einer der Vögel etwas unvorsichtig sein, so könnte das ganz schnell sein Ende bedeuten.

Wir klettern wieder in den Landcruiser und fahren weiter. Immer mehr Red Lechwes tauchen zwischen den toten Bäumen auf. Manche grasen, andere liegen auf dem Boden und dösen. Die Gruppen werden hin und wieder durch ein paar Impalas aufgelockert. Aber die Moorantilopen sind klar in der Überzahl.
An einem kleinen Wasserloch treffen wir auf zwei Hammerköpfe (sagt man da so?). Die Vögel stehen am Wasser und trinken ein paar Schlucke, dann springt der eine auf den Rücken des anderen und breitet seine Flügel aus. Na dieses nette Bild nehme ich doch gerne mit! Ein anderer Hammerkopf sitzt auf der Spitze eines mächtigen Termitenbaus und schaut scheinbar hochnäsig auf uns herab. Und noch ein nettes Bild, das meine Sammlung vergrössert.



Schon zeigt die Uhr 10:30 an, es wird Zeit, zum Camp zu fahren. Etwa eine halbe Stunde später sind wir wieder „zuhause“. Auf dem Weg zum Zelt werden wir bereits von „unserem“ Buschböcken erwartet. Es schaut uns neugierig an. Täusche ich mich, oder hat es sogar gelächelt? ;)

Nach einer erfrischenden Dusche sind wir schon bald darauf zum Lunch unterwegs. Zunächst kontrolliert Mike den Finger von Ruth. Die Inspektion fällt zu seiner Zufriedenheit aus. Ruth hat noch mal die Blase aufgestochen, das hat dem Finger gut getan. Vermutlich ist jetzt das ganze Gift endgültig herausgeflossen. Am Nebentisch höre ich wieder mal ein aufdringlich, künstliches, hysterisches Lachen. Ach ja, die Amerikaner sind auch noch da! Bevor wir uns nach dem Lunch zurückziehen, verabschieden wir noch Jenny aus Australien. Mach´s gut Jenny, wir mögen dich gut leiden. Wir hoffen, du hast noch viel Spass auf deiner restlichen Reise. Heute Nachmittag wird uns Rosemarie, die wir ja schon aus Camp Okavango kennen, begleiten. Sie ist pflegeleicht und hoch erfreut, dass sie mit uns deutsch sprechen kann. Na den Gefallen tun wir ihr doch gerne. Der restliche Nachmittag wird wie gewohnt ausgefüllt. Ruth entspannt am Pool, liest ein wenig auf unserer Veranda, ich vertreibe mir die Zeit mit Fotos checken und ein wenig schlafen. Schon bald ist es wieder soweit: Auf geht´s zur nächsten Pirsch!

Heute Nachmittag sind die Impalas aktiv. Hier eine Herde, dort eine Herde, mit Jungen, ohne Jungen, eine Junggesellengruppe, alle möglichen Variationen begegnen uns auf unserem Weg. Zwischendurch lugt mal ein scheuer Riedbock aus dem hohen Gras hervor. Wir nähern uns dem Xakanaka Gate. Das ist scheinbar der bevorzugte Treffpunkt der Meerkatzen. Überall sitzen sie in den Bäumen und rennen durch das Gras, so als hätten sie ein Familientreffen an diesem Sonntagnachmittag. Die jüngsten erfreuen uns immer wieder mit ihren Turnübungen und Kunststückchen, deshalb kommen wir nur langsam vorwärts. Überall tauchen Meerkatzen auf. Neben dem Auto befindet sich ein Liebespaar. Und was machen die genau vor unseren Augen? Richtig! Dieser Sonntag hat es wirklich in sich! Auch Tuelo ist überrascht. So viel Liebes-Action passiert nicht alle Tage :laugh:







Vor uns gibt es viele grüne Bäume, dann sind wir plötzlich wieder in einem Areal, in dem fast nur tote Bäume stehen. An diese „Mondlandschaft“ schliesst sich ein Sumpfgebiet an. Ein einsamer Klunkerkranich stolziert durchs Gelände, im Sumpf sehen wir über 50 Moorantilopen. Einige stehen im Gegenlicht, das ist mir ein paar Bilder wert. Auf der Spitze eines toten Baums sitzt ein Schreiseeadler. Was will der denn hier? So richtig viel Wasser können wir nirgends entdecken! Ein einzelnes Zebra grast am Rand des Sumpfes. Drei Oxpecker sitzen auf seinem Rücken. Man kann erkennen dass es sich um ein Elternpaar mit einem Jungvogel handelt. Während die Eltern einen roten Schnabel haben, ist der beim Nachwuchs noch nicht ausgefärbt und wirkt grau. Smaragdspinte kreuzen unseren Weg. Wie so oft fliegen sie blitzschnell auf und vollführen kunstvolle Flugbewegungen. Ein Hauben-Bartvogel lugt zwischen den Blättern hervor. Sein gelber Kopf ist nicht schwer auszumachen.









Wir fahren in ein Wäldchen. An einer kleinen Wasserstelle steht ein Sattelstorch. Als wir uns nähern breitet er seine mächtigen Schwingen aus und fliegt ein Stück weiter. Und wieder beobachten wir einige Tokos beim Staubbad, sie werden von einer Gruppe Meerkatzen erschreckt, die über die Piste rennen. In affenartiger Geschwindigkeit (Wortspiel) klettern sie auf die nächsten Bäume und beobachten uns sehr genau. Zeit für mich, noch ein paar Schnappschüsse zu machen. Zwei Minuten später durchfahren wir erneut das Xakanaka Gate und Tuelo schau nach einem schönen Platz für den Sundowner. Das ist natürlich ganz in Ruths Sinn  Auf einer freien Fläche stoppen wir, Tuelo öffnet die Heckklappe und zwei Minuten später hat die Bar geöffnet. Wir nehmen unsere gefüllten Weingläser, drehen uns um etwa 90 Grad und haben den roten Feuerball direkt vor uns. Ich glaube, ich schreibe es zum hundertsten Mal: Wir seufzen tief und nehmen auch diesen tollen Sonnenuntergang in uns auf. Schliesslich will der Virus Africanensis zwischendurch auch mal gefüttert werden :)





Um kurz nach 18:00 Ist die Sonne verschwunden und wir fahren Richtung Camp. Wie immer haben wir noch genügend Zeit, unser Zelt zu besuchen und uns frisch zu machen, gegen 19:15 sind wir in der Main Area. Mike checkt Ruths Finger und ist sehr zufrieden, nach einem Drink an der Bar sitzen wir schon wieder für das Dinner am Tisch. In unserer unmittelbaren Umgebung sind die zwei „Löwen-Projekt“ Amerikaner und Rosemarie, mehr kann man für ein entspanntes und kurzweiliges Dinner nicht verlangen. Dann habe ich noch ein paar schreckliche Minuten. Tazz kommt an unseren Tisch. „Walter, es gab da eine organisatorische Änderung, morgen werden euch die Gäste aus Kalifornien begleiten.“ „Wie bitte? Tazz, du sprichst von dem lauten und nervigen Paar?“ „Ja, sorry, es geht nicht anders.“ Ich schaue ihn an und ich denke, ich sehe aus wie ein angeschossenes Reh. „Lieber Tazz, ich möchte dich wirklich nicht unter Druck setzen, aber wenn es irgendeine andere Möglichkeit gibt, dann ändere diesen Plan – BITTE, BITTE! Diese Leute sind absolut nicht unser Ding und es wäre schon ein Desaster für uns, wenn wir die im Auto hätten.“ Tazz schaut ein wenig verzweifelt, dann antwortet er: „Ok, ich schaue, was ich machen kann.“ Etwa zehn Minuten später erscheint er wieder. „Walter, ich konnte etwas ändern. Ihr fahrt morgen mit Rosemarie und eurem Guide Tuelo raus – ist das ok?“ Ich hätte ihn am liebsten umarmt, das möchte ich vor den ganzen Gästen aber dann doch nicht machen. Also bedanke ich mich überschwänglich und sage: „Tazz, you are my heroe! I will never forget it!“ Auch Ruth tätschelt ihm den Arm und bedankt sich. Jetzt lächelt er und lässt uns wieder allein. Oh Mann! Was für ein Glück! Der Abend wird genauso schön, wie ich es mir vorgestellt habe. Die zwei Amerikaner haben schöne Geschichten aus der Wildnis auf Lager und wir haben eine Menge Spass. Trotzdem wird es gegen 22:00 Zeit für uns, das Bett aufzusuchen. Ein paar Minuten Fledermäuse auf der Veranda beobachten und den Tierstimmen lauschen, dann fallen wir zufrieden ins Bett. Auch der nächste Vormittag mit Rosemarie und unserem „Freund“ Tuelo wird ganz sicher richtig gut. Da können wir doch ganz beruhigt einschlafen :kiss:

Montag 25.04.2016

Wieder einmal wache ich mit gemischten Gefühlen auf. Auf der einen Seite bin ich traurig, weil wir heute Camp Moremi verlassen werden und ich zu Guide Tuelo inzwischen ein sehr intensives Verhältnis aufgebaut habe. Ich denke da an unserer Diskussionen, als es um den Überbestand an Elefanten in Botswana ging, oder an unsere „kleine Sprachschule Setswana“, ich habe ihn in den 2 ½ Tagen wirklich zu schätzen gelernt. Auf der anderen Seite freue ich mich schon riesig auf die Savute Region. Wir haben die Savute Safari Lodge bereits vor vier Jahren besucht und ich weiss in etwa, was mich dort erwarten wird.

Wie dem auch sei, wir verlassen das Bett und bereiten uns auf den Gamedrive am Vormittag vor. Wir sind bereits vor 06:30 in der Main Area, Tuelo und Mitfahrerin Rosemarie sind auch schon da. Deshalb starten wir schon vor allen anderen. So habe ich das gern :) :)

Kurz nach dem Start müssen wir schon wieder anhalten, denn die Sonne lugt über dem Buschwerk hervor und das müssen wir ein letztes Mal in uns aufnehmen. Heute fahren wir etwa eine Dreiviertelstunde mit relativ hoher Geschwindigkeit, denn laut Funkspruch wurden an einer anderen Ecke die Wildhunde gesehen und da wollen wir hin. Aber wie es so ist, als wir am angegebenen Punkt eintreffen sind die Wilddogs schon längst wieder über alle Berge.





Wir überqueren eine Brücke aus Holzplanken, die durch ein Sumpfgebiet führt, fahren hin und fahren her, aber es tut sich nichts. Also kehren wir wieder um. Kaum haben wir die Brücke hinter uns gelassen, taucht ein Löwenmann auf. Er hatte vorher im hohen Gras gelegen, war also kaum zu entdecken. Jetzt kommt er auf unser Auto zu, läuft dicht an uns vorbei und lässt sich im hohen Gras auf den Boden fallen. Wenn wir nicht wüssten wo er sich befindet hätten wir keine Chance, ihn zu finden. Tuelo hat unseren Standort per Funk weiter gegeben. Kurz darauf trifft noch ein Fahrzeug ein. Der Löwe spitzt die Ohren, steht auf, läuft in aller Ruhe zum Rand eines Busches, um ihn zu markieren, gähnt herzhaft und legt sich quer über die Sandpiste. Je ein Wagen steht auf jeder Seite und wir haben alle eine sehr gute Sicht. Die Katze gähnt immer wieder, reibt sich mit der Pfote scheinbar den Schlaf aus den Augen, dann legt sie sich platt auf den Boden, streckt sich lang aus und schaut uns verträumt an. In solchen Situationen hat selbst ein grosser Löwenmann so gar nichts Bedrohliches an sich und wenn wir es nicht schon selbst erlebt hätten dann würden wir nie glauben, dass eine müde, schläfrige Katze im Ernstfall innerhalb von 1/10 Sekunde auf den Beinen sein und blitzschnell davon rennen kann.





Wir haben den Löwen eine knappe halbe Stunde beobachtet, langsam wird es Zeit, Richtung Camp zu fahren. Als wir einen Baum passieren, stoppt Tuelo. Auf einem Ast sitzt ein Goldbugpapagei und schaut uns neugierig an. Im Baumstamm befindet sich ein Loch, dort schaut jetzt der zweite Papagei heraus. Kopf und Hals werden lang und länger und Schwupps! Ist er auch schon davon geflogen. Der zweite Papagei bleibt noch einen Moment sitzen, dann startet auch er und verschwindet. Sehr nett, vielen Dank, liebe Papageien :kiss:



Fünf Minuten später wird unsere Fahrt wieder unterbrochen. Vor uns tauchen Büffelköpfe im hohen Gras auf und dann überqueren die Tiere langsam die Piste. Es sind auch einige Kälber dabei, die manchmal, wenn sie auf der Piste stehen bleiben wollen, von ihren Müttern mit der Schnauze angeschubst werden. „Los, geht weiter, vielleicht ist das grosse Ding auf der Piste gefährlich! Wir wollen kein Risiko eingehen!“ Immer wieder hält ein Büffel an und schaut aufmerksam in unsere Richtung. Begleitet wird die Herde von vielen „blinden Passagieren“ den Madenhackern. Die befreien die Büffel von Maden und Zecken und sind auch als Alarmgeber bei drohender Gefahr nicht zu verachten.



Um 10:30 sind wir wieder im Camp. Wir haben das meiste schon gepackt, deshalb verlassen wir bald unser Zelt und erhalten noch ein kleines Brunch. Um 11:15 ist es dann soweit. Wir verabschieden uns von der Staff und von Rosemarie, Ruth bedankt sich noch einmal herzlich bei Mike und Familie. Ich habe während einer Löwenbeobachtung ein paar Fotos von ihnen machen können, die werde ich Mike natürlich schicken. Das ist das Mindeste, was ich nach seiner Rettungstat für ihn tun kann. Ein letztes Mal schaut er sich Ruths Finger an und ist sehr zufrieden, meine Frau hat alles richtig gemacht. Auch Manager Tazz erhält ein Sonderlob von mir, ich bin ihm schliesslich sehr dankbar, dass er mir den Gamedrive mit unsympathischen Gästen erspart hat, das werde ich auch noch mal an „höherer Stelle“ bei D & D erwähnen.

Die Fahrt zum Airstrip verläuft ohne nennenswerte Erlebnisse. Ein paar Minuten später können wir die Maschine am stahlblauen Himmel ausmachen, bald darauf landet sie auch schon. Wieder einmal ist es Zeit für einen Abschied. Der fällt mir bei Guide Tuelo richtig schwer, wir tauschen unsere Mailadressen aus und versprechen, uns zu schreiben (das habe ich nach unserer Rückkehr auch wirklich getan und er hat auch geantwortet), dann klettern wir in die Maschine, die Tür wird geschlossen, der Pilot steigt ein und wir rollen bald darauf zur Startbahn. Um 11:50 röhrt der Motor und wir heben ab. Ein letzter Blick und ein letztes Winken für Tuelo, wenig später gleiten wir über den grünen Sumpfteppich des Okavango Deltas.

Würden wir hierher zurückkommen? Ja, jederzeit. Gerade die Übernachtung in den Zelten hat – nach all den Chalets in den vergangenen Tagen – wieder etwas mehr „Wildnisflair“ gehabt und so etwas gefällt mir gut. Allerdings bin ich gespannt, wie lange uns Camp Moremi noch in diesem „ursprünglichen“ Zustand erhalten bleiben wird, denn immer mehr Camps im Delta werden umgebaut.





Unter uns ändert sich allmählich die Landschaft, jetzt überwiegt nicht mehr das Grün, sondern ein helles Beige, gesprenkelt mit vielen grünen Punkten. Die Gegend ist hier viel trockener, an den Wasserstellen halten sich hin und wieder Elefanten auf, trinken, baden oder dösen in der Mittagshitze. Irgendwann überqueren wir den ausgetrockneten Savute Channel, dann geht die Maschine in den Sinkflug über. Während wir noch eine sanfte Kurve fliegen, können wir unter uns sehr gut die Savute Safari Lodge erkennen, gleich darauf ist vor uns die Landepiste zu sehen. Um 12:30 setzen wir sanft auf, auch Flug Nummer 6 ist sehr angenehm zu Ende gegangen.
... wird fortgesetzt ...



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  • leofant am 15 Jul 2016 12:40
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Das wartende Safari Fahrzeug nähert sich der Maschine, wir sind bereits ausgestiegen. Mit uns kommt noch ein weiterer Gast aus Kanada. Wir stellen uns gegenseitig vor, sein Name ist Bogdan. Hmmm… so richtig kanadisch hört sich das aber nicht an ;-) Bald darauf werden wir vom Fahrer begrüsst, in minutenschnelle ist unser Gepäck im Auto und schon ist das Flugzeug wieder startbereit. Während wir den Startvorgang beobachten, haben wir bereits eine Flasche Wasser erhalten. Kaum ist die Maschine in der Luft, fahren wir los in Richtung Lodge.



Die Landschaft links und rechts des Weges sieht recht trocken aus, hin und wieder flattern ein paar Vögel vorbei, sonst gibt es nicht viel zu sehen. Wir waren in der Vergangenheit bereits zweimal in der Savute Region und jedes Mal hatten wir interessante Tiersichtungen. Ich bin gespannt, welche Überraschungen Mutter Natur diesmal für uns bereithält.
Um 13:00 haben wir die Lodge erreicht und werden von den Managern Phet und Letti in Empfang genommen. Feuchte Tücher, ein kühles Getränk, ein herzlicher Empfang, eigentlich ist es wie in bisher jeder Unterkunft: sehr angenehm, sehr familiär. Man fragt uns, ob wir hungrig sind, die Antwort ist ganz klar: JA! Also wird für uns etwas vorbereitet, während wir noch die nötigen Infos zur Lodge erhalten.

Die Savute Safari Lodge liegt am Rand des Savute Channels. Maximal 24 Gäste können in 12 Chalets untergebracht werden. Die Chalets haben verglaste Fronten, man schaut von Wohnzimmer, Bad und Dusche auf den Kanal. In der Main Area befindet sich im Erdgeschoss der Frühstücksraum und ein Aufenthaltsbereich und im 1. Stock eine Leseecke mit einem „öffentlichen“ PC. Ein paar Schritte weiter kommt man zum Pool. Dort haben wir schon vor 4 Jahren die Erfahrung gemacht: Am Pool kann man sehr schön relaxen und den Tieren zuschauen. Unterhalb des Pools wird auf einer grossen Plattform High Tea und Dinner serviert. Man hat die ganze Zeit die Wasserlöcher und die Tiere im Blick. Der Tagesablauf ist der gleiche, wie in den anderen Desert & Delta Camps, allerdings kann man hier nur mit dem Fahrzeug auf die Pirsch, denn der Savute Channel, der das letzte Mal noch Wasser führte, ist inzwischen wieder ausgetrocknet.

Ich spreche Letti an und erwähne, dass wir vor 4 Jahren eine ernste Reklamation hatten. „Letti, Ruth war über Mittag am Pool und wollte ein Buch lesen. Sie kam aber nicht dazu, weil dauernd die Elefanten am Wasser erschienen, miteinander spielten und kämpften. So fand sie keine Zeit, die Geschichte im Buch fertig zu lesen.“ Zunächst schaut Letti etwas kritisch, dann lacht sie. „Ja, das ist immer noch so, wir haben den ganzen Tag über und am Abend Kino“ sagt sie.









Die Kurzeinführung ist beendet, wir können jetzt an einem Tisch auf der Terrasse platznehmen und einen knackigen Salat mit Fisch geniessen. Danach werden wir zu unserer Unterkunft gebracht. Sie liegt nicht weit von der Main Area entfernt, deshalb sind wir schon nach wenigen Schritten angekommen. Das helle, geräumige Chalet bietet einen Wohn-/Schlafraum mit einem bequemen Doppelbett, Korbsesseln, Schreibtisch und einem Ankleidebereich. Die Einrichtung ist stimmig und gefällt uns. Auch das Bad mit Waschbecken, grossem Glasspiegel, Innendusche und Toilette hat alles was man braucht. Die gesamte Front ist verglast, wenn man die Schiebetüren aufmacht, steht man auf einer Terrasse mit Blick auf zwei Wasserlöcher. Auch jetzt können wir einige Elis beobachten, die sich mit Wasser vollspritzen. Wir sind sehr zufrieden mit der Lage unseres Chalets.









Um 15:00 erscheinen wir auf der Aussichtsplattform zum Nachmittagstee. Jetzt treffen wir auch die beiden deutschen Frauen wieder, die wir in Camp Moremi kennen gelernt haben. Dann stellt sich unser Guide vor. Moment mal, den kennen wir doch! Es ist tatsächlich der Guide, der uns bereits vor vier Jahren betreut hat. Sein Name ist Metal.
Ziemlich genau um 15:30 geht es endlich los, die wilden Tiere rufen! Wir sind allerdings nicht alleine unterwegs, sondern vier weitere Gäste sind im Fahrzeug. Sie sind zusammen nach Botswana gereist. Ein Paar ist aus Deutschland, ein Paar ist aus Dänemark. Um es vorweg zu nehmen. Wir verstehen uns gut mit ihnen. Sie sind weder aufdringlich noch laut, sondern sie möchten sich an der Landschaft und den Tieren erfreuen. Das sind genau die richtigen Leute für uns :)

Zunächst müssen wir eine Tiefsandpassage durchfahren, das Auto schaukelt hin und her. Das hilft einem, geschmeidige Hüften zu behalten. Dann wird die Piste etwas besser. Aus den Büschen am Rand taucht ein Giraffenkopf auf. Etwas näher am Wagen stehen noch drei Giraffen und schauen uns mit fragendem Blick an: „Was wollt ihr denn schon wieder hier?“ Sorry, ich möchte ein paar Bilder machen, denn zwei Tiere stehen eng zusammen und wirken, wie ein Körper mit zwei Hälsen und Köpfen. Wir passieren einen Baobab (Den kenne ich! Da haben wir damals eine Pause gemacht) und erreichen offenes Grasland. Hier tummeln sich Zebras und Gnus, danach sehen wir etliche Gnus und Zebras. Metal erklärt uns, das goldgelbe Gras steht zwar hoch, ist aber nicht mehr besonders nahrhaft, deshalb werden die Herden schon bald nach Linyanti abwandern.





Am Rand der Piste wartet ein Elefantenbulle auf uns und schaut uns irgendwie herausfordernd an. Metal sieht das genauso, verlässt die Pad und fährt mit etwas Abstand durch das Gras um dem Eli zu zeigen, dass wir seine Anwesenheit respektieren. Er lässt uns zwar nicht aus den Augen, macht aber keinerlei Anstalten, uns herauszufordern. Das haben wir in der Vergangenheit schon anders erlebt. Metal greift zum Funkgerät, es gibt Neuigkeiten: In der Nähe wurde ein Leopard auf einem Baum gesichtet. Ja, das kann man sich mal anschauen, für solche Bilder bin ich durchaus zu haben. Dann erreichen wir die Stelle. Am Pistenrand stehen zwei Fahrzeuge, die Insassen haben die Ferngläser an den Augen und starren angestrengt zu einem ziemlich weit entfernten Baum. Ich schiesse ein Foto und vergrössere es auf dem Display. Ja, tatsächlich kann man einen Leo erkennen. Er liegt völlig entspannt auf einem dicken Ast und beobachtet die Gegend. Allerdings ist er so weit entfernt, dass man ohne Fernglas oder eben ohne Vergrösserung auf dem Display die Katze nur erahnen kann. Nun ja, das ist nicht unbedingt das Motiv, das ich mir vorstelle.

Wir warten noch ein paar Minuten, aber nichts Entscheidendes passiert. Also fahren wir weiter. Wir sehen Zebras und Gnus und noch mehr Zebras. Ein klein wenig erinnert es mich an die Serengeti, aber wirklich nur ein kleines bisschen. Dann kommt der nächste Funkspruch. Diesmal wurden Löwen gesichtet. Wir machen uns auf den Weg. Gegen 17:00 erreichen wir eine Wasserstelle. Nicht weit davon entfernt sehen wir ein Löwenrudel im dichten Buschwerk. Metal ist richtig aufgeregt. „Das ist das Rudel mit den jungen Löwen. Leider sieht man sie nicht, weil sie sich im Busch verstecken.“ Toll, Metal, ich glaube dir das ja gerne, aber noch schöner wäre es, wenn sie sich mal zeigen würden. Unter einem weiteren Busch sehen wir eine Bewegung; eine Löwin tritt hervor, läuft zu einer Artgenossin und sie reiben nach Katzenart die Köpfe aneinander. Die zweite Löwin steht auch auf und beide Katzen strecken sich. „Schaut nur, unter dem Busch ist auch ein Löwenmann!“ Ja, wenn man ganz angestrengt hinschaut, dann sieht man eine dunkle Mähne im dunklen Schatten. „Dort sind auch die Kleinen!“ sagt Metal. Irgendetwas bewegt sich unter dem Busch, das ist wahr. Eine Löwin verlässt die Stelle und läuft langsam aber bedächtig in Richtung Wasserloch. Jetzt ist Metal nicht mehr zu bremsen. „Wir müssen unbedingt zum Wasserloch, damit wir eine gute Position haben!“ ruft er und startet gleichzeitig den Motor. Während die Löwin plötzlich stoppt und sich hinlegt, erscheint ein noch nicht ausgewachsener Löwenmann und marschiert ebenfalls Richtung Wasser. „Warum bleiben wir nicht hier und hoffen darauf, dass die anderen Rudelmitglieder sich zeigen?“ frage ich mich. Aber dann denke ich: „Metal ist der Mann mit jahrelanger Erfahrung, er wird schon wissen, was er da macht.“

Wir umrunden das Wasserloch und stellen uns so, dass wir über das Wasser hinweg die Büsche mit den Löwen sehen können. Der junge Löwenmann hat inzwischen das Wasser erreicht und trinkt. Sein Körper spiegelt sich im Wasser. „Gar nicht so schlecht“ denke ich und mache ein paar Fotos. Ich mag Tiere, die sich im Wasser spiegeln. Und dann passiert etwas, dass mich an die Dramaturgie eines Kurzfilms erinnert. Er fängt moderat an, steigert sich bis zum Höhepunkt und klingt dann moderat wieder aus. Und Mutter Natur hat die Regie übernommen.

Der Junglöwe am Wasserloch trinkt und trinkt. Immer wieder schaut er misstrauisch zu uns herüber, während seine Zunge das Wasser ins Maul „löffelt“. Jetzt nähert sich die Löwin, die sich auf halbem Weg hingelegt hatte und trinkt ebenfalls. Sie hält allerdings etwas Abstand zum Männchen. Während beide noch am Ufer sind, tauchen noch eine Löwin und ein junger Löwenmann auf und platzieren sich in der Mitte der Gruppe. Im Hintergrund erscheint der Chef des Rudels. Zunächst kommt noch eine Löwin ans Wasser und trinkt. Eng beisammen stehen bzw liegen sie am Ufer, rechts die zwei Junglöwen, daneben die drei Löwinnen. Löwe Nummer 6, also der Big Boss kommt ans Wasser und trinkt ebenfalls. Dann erscheinen zu unserer grossen Freude drei Löwenbabys und drängen sich auch zum Wasser. Einer der Junglöwen geht zu einer Löwin und reibt seinen Kopf an ihrem Kopf. Das gefällt dem Herrscher des Rudels überhaupt nicht und der (vermutlich) Sohnemann bekommt drei, vier Ohrfeigen verpasst. Schnell läuft er wieder zu seinem Bruder an den Rand der Gruppe. Dem Chef ist das immer noch zu nah und er verscheucht sie. Die Löwenbabys bleiben dicht beim Herrscher und trinken noch ein paar Schlucke. Jetzt schaut der Chef zu uns herüber als wollte er sagen: „Schaut nur her, wenn ihr näher kommen wollt, dann kriegt ihr auch einen Satz heisse Ohren!“







Auf der linken Seite, an einem kleinen Tümpel, hat sich – von uns zunächst unbemerkt – ein Elefantenbulle genähert. Er steht da, stochert mit seinem Rüssel etwas lustlos in der Brühe herum und dreht seinen Kopf zu den Löwen. Elefanten haben ja normalerweise eine ziemlich deutliche Körpersprache und auch bei diesem Bullen können wir ganz klar erkennen: Die Situation passt im gar nicht. Plötzlich wechselt er in den Angriffsmodus, trompetet kurz, rollt den Rüssel ein und rennt – eine Staubfahne hinter sich herziehend - auf das Rudel zu. Sechs grosse und drei kleine Löwen treten zunächst einmal den Rückzug an. Der Eli stoppt, geht ans Wasser und trinkt scheinbar genussvoll das bessere Wasser aus dem grossen Wasserloch. Den Löwen ist wohl gerade eingefallen, dass sie in der Überzahl sind, denn plötzlich drehen sie sich um und greifen den grauen Riesen an. Der lässt sich auch tatsächlich beeindrucken und rennt jetzt wieder zum Tümpel zurück.





Inzwischen ist einer der Junglöwen dem Chef zu nahe gekommen und in der Hitze des Gefechtes bekommt der jetzt erst einmal richtig seine Haue. Nach dem Motto: Wenn ich als Chef dem Eli keine Ohrfeige geben kann, dann bekommst du es halt ab. Der Sohn wirft sich auf den Rücken, wirbelt eine Menge Staub auf und wir können ein wildes Fauchen und Grollen hören. Das wiederum nimmt „unser“ Eli als Signal, um noch einmal anzugreifen. Diesmal rennt er durch das Wasser, das erhöht natürlich die Geräuschkulisse! Wieder weichen die Löwen zurück und der Bulle hat seinen Platz am klaren Wasser wieder zurück erobert. Eine der Löwinnen geht - allerdings mit gewaltigem Respektabstand – auch wieder ans Wasser und trinkt, natürlich hat sie den Eli immer im Blick. Der ist jetzt aber zufrieden und so können beide ihren Durst stillen, ohne dass es noch weitere Diskussionen gibt.





Wir sind absolut begeistert von dieser Vorführung, auch unser Adrenalinspiegel hat unerwartete Höhen erreicht. Das war doch ein gelungener Einstand in Savute! Zufrieden verlassen wir das Wasserloch und Metal sucht uns einen schönen Platz für den Sundowner. Ich habe es doch geahnt. Unser Guide mit all seiner Erfahrung wusste genau, wann er wo zu stehen hatte, um uns diese gute Perspektive zu ermöglichen. Danke Metal, das war ein richtig guter Job! Wir steigen aus dem Fahrzeug und unser Guide serviert uns die Getränke. Nicht weit von uns sitzt ein Sekretär in der Spitze eines Baums und schaut zu uns herunter. Normalerweise sieht man diese Vögel eher am Boden, aber der hier hat sich einen guten Ausblick über die Ebene verschafft.

Ruth und ich nehmen unsere Weissweingläser und gehen um das Fahrzeug herum. Wir stehen in der Nähe eines kleinen Wasserlochs und die Sonne spiegelt sich darin. Es ist genauso, wie es meine Frau am liebsten hat. Ein toller Nachmittag und ein perfekter Sundowner! Und wieder setzt sich der Afrika-Virus noch ein Stück tiefer im Herzen fest. Ich will hier nie wieder weg! Ein letztes fabelhaftes Bild, bevor wir zur Lodge zurück fahren: Die Sonne ist bereits untergegangen, färbt den Himmel noch einmal rosa ein. Auf einem Hügel in der Nähe steht ein einsamer Elefant und scheint das Farbspektakel ebenfalls zu geniessen. That´s Africa! Genauso und nicht anders.



Dann brechen wir endgültig auf. Metal muss aufs Gas drücken, denn auch wir müssen den Nationalpark pünktlich verlassen haben. Zwei Minuten vor der „Sperrstunde“ erreichen wir die Lodge. Wir lassen uns aufs Zimmer bringen, machen uns frisch für den Abend und versammeln uns um 19:00 zu einem Drink an der Bar. Die Staff und die Guides verschwinden, wenige Minuten später erscheinen alle wieder. Sie singen und tanzen und ich habe das Gefühl, alle die hier sind, haben richtig gute Laune, egal ob es sich um die Staff, die Guides oder die Gäste handelt. Dann laufen wir zum Dinner auf dem Viewing Deck. Die drei Wasserlöcher werden durch Scheinwerfer angestrahlt. Während wir das vorzügliche Essen und den Wein geniessen, plätschern zwei Elefanten am Wasser. Später erscheinen sogar noch zwei Büffel, um zu trinken. Gegen 22:00 – wir haben noch am Feuer gesessen und „Bush TV“ geschaut – bringt uns ein Guide zum Chalet. Wie üblich sitzen wir noch ein paar Minuten auf unserer Terrasse, dann geht es ins Bett. Nach diesem aufregenden Nachmittag und einem kurzweiligen Abend brauchen wir nur ein paar Minuten, bevor wir eingeschlafen sind.

Dienstag 26.04.2016
Heute früh sind die Geräusche der Natur wieder etwas gedämpfter, denn wir schlafen ja nicht mehr im Zelt, sondern in einem Chalet. Ich wache aber trotzdem bei Tagesanbruch auf, denn ich habe die Vorhänge nicht komplett zugezogen. Ich bleibe noch einen Moment liegen, dann öffne ich die verglaste Schiebetür, um die kühle Morgenluft herein zu lassen. Natürlich wird Ruth davon wach, aber das ist ok für sie. Der frühe Vogel fängt schliesslich den Wurm :whistle:
Ab ins Bad, den Körper etwas aufmöbeln, anziehen und schon bald darauf sind wir startbereit. Unser Chalet ist nur ein paar Schritte von der Main Area entfernt, deshalb sind wir die ersten beim Frühstück. Ich beobachte die Leute vom Service genau, aber keiner von ihnen zieht genervt die Augenbrauen hoch, sondern wir werden freundlich mit einem „Dumela Mma, Dumela Rra“ begrüsst. Wie meistens stelle ich (auf Setswana) die Frage: „Wie haben sie geschlafen, Mma?“ Ich erhalte ein Kichern und ein „Ich habe gut geschlafen – und wie haben sie geschlafen?“ als Antwort. Wie ich geschlafen habe? „Ke robetse sentle“ (ich habe gut geschlafen), wie fast immer in Afrika.
Während wir schon frühstücken kommen nach und nach auch die anderen Gäste. Unsere deutsch-dänischen Mitfahrer lassen nicht lange auf sich warten und so können wir pünktlich starten.

Die Luft ist klar und frisch und die Landschaft ist immer noch in ein zartgoldenes Licht getaucht. Ich liebe diese Ausfahrten am Morgen! Wir können über eine grasbewachsene Ebene blicken. Eine Straussenfamilie sucht sich ihr Frühstück, gleich nebenan grasen die allgegenwärtigen Zebras. Ein Stück weiter werden wir von einer Truppe Zebramangusten genauestens beobachtet, dann verschwinden sie wieder in ihrem Bau. In der Nähe eines Wasserlochs stehen drei „Dagger Boys“ also männliche Büffel dicht beisammen und dösen vor sich hin. Nicht weit entfernt sitzt ein Raubadler auf einem Termitenhügel und wartet auf ein sorgloses Opfer. An einem Tümpel betreiben die Nilgänse Körperpflege und machen sich hübsch für den restlichen Tag. Am Ufer steht ein Francolin und schaut kritisch auf das von Algen grüngefärbte Wasser. Ich habe das Gefühl, sauberes Trinkwasser wäre dem Vogel jetzt lieber.







Wir fahren weiter und entdecken noch mehr Büffel hinter dichten Büschen. Vor uns rennen ein paar Zebras über die Piste. Natürlich warten sie nicht, bis wir vorbei sind, sondern müssen unbedingt noch knapp vor uns die Seite wechseln. Die Äste eines abgestorbenen Baums sind mit einigen Perlhühnern „dekoriert“. Die Vögel scheinen noch keine Lust zu haben, auf den Boden zu fliegen um nach etwas Fressbarem zu suchen. Kurz darauf stoppt Guide Metal das Fahrzeug. Am Rand liegen die Reste eines Elefantenschädels und ein paar ausgebleichte Knochen. Metal zeigt uns ein Einschussloch im Schädel, der graue Riese wurde vor einiger Zeit gewildert.





Jetzt erreichen wir eine weite Ebene, die mit kurzem grünen Gras bewachsen ist. Hier tummeln sich zahlreiche Zebras. Das Gras scheint ihnen gut zu schmecken. Wir erhalten einen Funkspruch. Nicht weit von uns wurden Löwen gesichtet, also machen wir uns auf den Weg. Etwa zehn Minuten später sehen wir zwei weitere Fahrzeuge und halten an. Auf der Piste stehen zwei Löwen. Sie sind noch nicht ganz ausgewachsen, haben aber schon eine beachtliche Grösse erreicht. Die beiden Katzen beobachten die Gegend, dann läuft die Löwin in der Fahrspur auf unser Auto zu und passiert den Landcruiser direkt an der Seite, an der meine Frau sitzt. Ruth findet das gut und macht Fotos mit ihrem Smartphone. Ich sollte vielleicht noch erwähnen dass die Bordwand neben dem Sitz meiner Frau ausgeschnitten ist, damit man ins Auto klettern kann. Jetzt hat auch der Löwenmann die Richtung zu unserem Wagen eingeschlagen. Ganz dicht läuft er am Fahrzeug vorbei. Meine Frau wollte eigentlich wieder ein paar Bilder schiessen, jetzt ist der Löwe aber so nah bei ihr, dass sie ihren Arm lieber nicht mehr bewegen will. Auch Guide Metal murmelt eindringlich: „Ruth, don´t move and please be quiet.“ Kein Problem für meine Frau, sie wollte in dieser Situation garantiert nicht herumzappeln oder pfeifen um auf sich aufmerksam machen. Als der Löwenmann genau neben ihr ist, hält er inne und schnuppert am Blech des Autos. Wenn meine Frau wollte, könnte sie jetzt ihren Fuss aus dem Auto strecken und den Löwen am Rücken kitzeln. Komischerweise macht sie keine Anstalten, das jetzt mal auszuprobieren :whistle:
Der Löwe hat genug geschnuppert, verliert das Interesse und folgt seiner Löwenfrau. Ruth kann einmal richtig durchatmen. Jetzt fangen wir alle an, zu kichern. Na das nenne ich eine „Begegnung hautnah“! Wobei ich sagen muss, dass meiner Frau so etwas nicht zum ersten Mal passiert. Sie wurde in der Vergangenheit im Delta auch schon von einer Hyäne und am Chobe von einer neugierigen Elefantendame beschnuppert. Wobei ich mir bei der Hyäne so meine Gedanken gemacht habe… Aber diese Gedanken möchte ich jetzt nicht hier ausführen :laugh: :laugh:





Metal beschliesst, dass es langsam Zeit für eine Kaffeepause wäre. Wir drehen um und fahren zurück zur grünen Ebene. Hier ist ganz klar ein Treffpunkt der Tiere. Viele, viele Zebras, ein paar Elefanten, Tssesebes (Leierantilopen) und Impalas. Ein Tsessebe steht auf einem zugewachsenen Termitenhügel, um die Landschaft besser zu überblicken. Das erinnert mich an das Verhalten der Topis, seiner ostafrikanischen Verwandten. An einem schattigen Platz halten wir an, steigen aus und Metal baut einen Tisch auf. Dann serviert er Kaffee, Tee und Kakao. Dazu gibt es einige Cracker. Die Zebras und Tsessebes in unserer Nähe schauen ziemlich erstaunt, machen aber keine ernsthaften Anstalten, zu fliehen. Also sind wir während unserer Pause von zahlreichen Tieren umgeben, das freut uns natürlich sehr. Metal ist übrigens mit dem Begriff „Leierantilopen“ nicht einverstanden. Er benutzt den deutschen Begriff „Halbmondantilopen“. Die Leierantilopen sind seiner Meinung nach die Topis in Ostafrika. Bei diesen Feinheiten halte ich mich mal lieber etwas bedeckt, denn unser Guide ist der Fachmann, nicht ich.









Die Pause dauert über eine halbe Stunde. Wir haben keine Eile, denn das hier ist ein schöner Platz mit vielen Tieren um uns herum, wir haben viel zu beobachten. Irgendwann starten wir dann doch. Auf dem Rückweg sehen wir – oh Wunder – viele Zebras. Das kleine Highlight sind drei Riesentrappen, die ziemlich entspannt in unserer Nähe nach Futter suchen.



Um kurz vor 11:00 sind wir wieder in der Lodge, eine halbe Stunde später sitzen wir beim Lunch. Ruth verbringt die Mittagszeit am Pool. Hier kann sie in einer der Liegen bequem ein Buch lesen und gleichzeitig die Elefanten am Wasserloch beobachten. Ich habe noch einen Besichtigungstermin, dann entspanne ich auf unserer privaten Terrasse. Schliesslich haben wir unser eigenes Wasserloch und dort üben einige halbstarke Impalas, wie sie sich später in der „Rutting Season“ gegen männliche Gegner behaupten können. Es müssen ja nicht immer nur die Elis sein! Und was passiert? Drei Elefantenbullen erscheinen auf der Bildfläche, vertreiben die Impalas und schon bin ich wieder im „Elefantenkino“ :laugh:

Der Nachmittag beginnt mit dem High Tea auf dem Beobachtungsdeck. Gegen 15:30 sitzen wir wieder zu sechst im Fahrzeug und sind gespannt, was sich so tun wird. Zunächst ist es ruhig, ein paar Zebras, einige Giraffen, das war es dann schon. Ein paar Vögel wie Gabelracken, zwei Sekretäre, und etwa 15 Glanzstare in einem Baum sorgen für Abwechslung. Ich hatte es schon vorher erwähnt, ich mag es auch, einfach durch die Landschaft zu fahren. Das schöne Licht jetzt am Nachmittag lässt das goldgelbe Gras noch mehr aufleuchten. Hin und wieder steht eine sattgrüne Akazie mitten im Gras, das ist ein netter Kontrast zu dem blauen Himmel.



Die Gegend wird buschiger. In unserer Nähe steht ein toter Baum, der Stamm ist etwa in der Mitte gebrochen und die obere Hälfte hat sich ins Gras gesenkt. Darauf liegt eine Löwin. Sie benutzt den umgestürzten Stamm als Aussichtspunkt und schaut sich sehr genau um. Ihr Bauch sieht gut gefüllt aus, ich glaube nicht, dass sie nach möglicher Beute sucht. Jetzt klettert sie hinunter, läuft langsam und bedächtig durchs Gras und dann sehen wir einen zweiten Löwenkopf. Der gehört zu einer Katze, die flach im Gras gelegen und vermutlich gedöst hat. Sie wird von der Löwin begrüsst, dreht sich auf den Rücken, streckt alle vier Pfoten in die Luft und zeigt der Artgenossin den weissen Bauch. Beide Löwen liegen jetzt Seite an Seite und es wird herzhaft und lange gegähnt. Wie gesagt, besonders hungrig sehen sie nicht aus.

Wir fahren weiter, sehen noch mal Giraffen und eine kleine Elefantenherde, dann wird es Zeit für unseren Sundowner. Da wir etwas weiter von der Lodge entfernt sind stoppen wir heute schon um 17:30, damit wir pünktlich wieder zurück sind, denn auch für uns gelten die Öffnungszeiten des Parks. Die Giraffen und die Elis sind noch in unserer Nähe, deshalb haben wir immer noch etwas zu beobachten. Die Sonne nähert sich langsam dem Horizont und färbt den Himmel ein, für uns ist es Zeit, ins Auto zu steigen. Wir kommen um eine Kurve, es dämmert schon, aber der rote Feuerball ist immer noch zu sehen, da treffen wir auf eine Giraffengruppe. Ich rufe „Stop!“, denn ich erkenne sofort, dass man hier ein paar nette Fotos schiessen kann. Metal hält an und ich dirigiere das Fahrzeug. „Metal, my friend, bitte fahre etwas zurück. Noch ein wenig, noch ein wenig, so ist es perfekt!“ Die Giraffen haben sich etwas gedreht, die Hälse kreuzen sich und dazwischen lugt die rote Sonnenscheibe hervor. So will ich es haben! Auch unsere Mitfahrer haben inzwischen erkannt, warum ich hier stoppen wollte und fotografieren eifrig. Ich wiederum beeile mich, denn ich weiss, dass Metal ja nicht ohne Grund so früh unseren Stopp eingelegt hat. Wie gesagt, auch er muss sich an die Parkregeln halten. Fünf Minuten später gebe ich ihm das erlösende Signal: „Vielen Dank, Metal, zeig uns, wie schnell du fahren kannst!“ Das lässt er sich nicht zweimal sagen und wir schaukeln über die wellige Piste.







Wenige Minuten vor der offiziellen Zeit verlassen wir den Park und kurz darauf erreichen wir die Lodge. Wir haben ja nur wenige Meter bis zum Chalet, deshalb warten wir nicht, sondern verabreden uns mit Metal und laufen schon mal los. Unser Guide ist einverstanden, dass wir ohne Begleitung starten. Einmal geduscht, etwas aufgehübscht und schon sind wir gegen 19:00 an der Bar. Es dauert nicht lange und die zwei Berlinerinnen, die wir schon in Camp Moremi kennen gelernt haben, tauchen auf. „Na, habt ihr die Wildhunde auch gesehen?“ Hmmm… „Nee, diese Tiere sind uns nicht über den Weg gelaufen.“ „Es waren mehr als zehn Hunde, sie haben unseren Weg gekreuzt und sind wohl gerade auf die Jagd gegangen. Aber wir mussten zur Lodge zurück.“ Das hätte mir auch gerade noch gefehlt, dass es den anderen Gästen gelungen wäre, die Wildhunde auf der Jagd zu fotografieren. Das will ich schon seit ewigen Zeiten und bis heute ist es mir nicht gelungen. Es gibt da ein Bild, das hängt in einem Camp mit Namen Kwando Lagoon (Linyanti Gebiet). Man sieht ein rennendes Kudu, eskortiert von zwei Wildhunden. Dieses Foto hat in mir den Wunsch geweckt, so etwas auch mal fotografieren zu können. Also wenn so etwas möglich ist, dann bitte in meiner Anwesenheit! Meine Frau schaut etwas traurig, denn sie hatte die Wildhunde ja schon in Camp Moremi verpasst. Ich muntere sie auf. „Mach dir keine Gedanken, wir werden die Wilddogs auf dieser Reise schon noch sehen.“ Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht wissen, dass sich meine Vorhersage tatsächlich noch erfüllen sollte.

Es ist 19:30, wir werden zur Aussichtsplattform am Savute Channel zum Dinner gebeten. Zunächst singt und tanzt die Staff noch für die Gäste. Ruth und ich sitzen bereits am Tisch, plötzlich werden wir an die Hand genommen und in die tanzende Gruppe integriert. Oh, Mann! Die ganze Zeit war es uns gelungen, uns zu „verstecken“, aber jetzt haben wir keine Wahl. Wir müssen mitmachen. Komischerweise wird ausser uns zwei kein anderer Gast aufgefordert, mitzumachen – warum? Mit schwingenden Hüften und kleinen Tanzschritten folgen wir unseren Vorderleuten. Plötzlich schlägt die Tanzgruppe eine Richtung ein, die weg von den anderen Tischen führt. Was haben die bloss vor? Nach einigen Metern wird die Sache klar. Wir haben heute einen separaten Tisch, der auf einem erhöhten Deck aufgebaut wurde. Das ist eine nette Überraschung! Ach ja, stimmt! Es ist unser letzter Abend und den sollen wir wohl besonders in Erinnerung behalten. Da hat scheinbar Freundin Petra von zuhause aus etwas organisiert. Wir freuen uns über unser „Chambre séparée“ an diesem lauschigen Abend. Über uns sehen wir die glitzernden Sterne der südlichen Hemisphäre, unterhalb am Wasserloch stehen zwei Elis, eine sehr sympathische, aufmerksame Dame kümmert sich um Essen und Getränke, wir wüssten nicht, was wir in diesen Minuten noch vermissen könnten. Die einzige Reklamation: Dieser Abend geht viel zu schnell vorbei :(

Gegen 21:30 sitzen wir auf schon wieder auf unserer Terrasse, entspannen noch ein wenig, bevor wir uns ins Bett kuscheln. Das darf doch nicht wahr sein! Morgen steuern wir schon wieder die letzte Station unserer Reise an! Wo ist bloss die Zeit geblieben? Werden wir jemals die Möglichkeit haben, mehr als drei Wochen am Stück in dieser Region zu verbringen? Mit einem tiefen Seufzer schliessen wir die Augen und lassen uns von den Stimmen der afrikanischen Nacht in den Schlaf singen.

Mittwoch 27.04.2016

Selbstverständlich sind wir wieder kurz vor dem Wakeup Call um 05:30 wach. Zwei Nächte in Savute sind eindeutig zu kurz, naja – besser als gar nichts. Wir packen unsere Sachen zusammen, finden uns noch einmal um 06:00 zum Frühstück ein. Ab morgen werden wir den Tag etwas später beginnen, denn in der Garden Lodge beginnt die Pirsch gegen 08:30, also etwa zwei Stunden später als hier. Während wir frühstücken, wird unser Gepäck bereits ins Safarifahrzeug verladen. Dann wird es Zeit, dass wir uns von der Staff und den Managern verabschieden. „Wir wären gerne noch etwas länger geblieben!“, über diesen Kommentar freuen sich die Manager natürlich sehr.

Heute sind wir nur 5 Personen im Fahrzeug. Unserem Mitfahrer aus Dänemark geht es nicht so gut und auch in meinem Magen rumpelt es mächtig. Ich habe allerdings keine Idee, was diese Magenprobleme verursacht haben könnte, zumal ich das gleiche gegessen habe, wie meine Frau und die hat überhaupt keine Probleme. Also kann es nicht am Essen liegen. Um 06:45 halten wir noch einmal an, damit ich ein paar Bilder von dem wunderschönen Sonnenaufgang schiessen kann. Wir atmen die herrlich kühle Luft am frühen Morgen ein, lassen die Ruhe auf uns wirken, dann geht es in gemütlichem Tempo weiter. Durch die Grasebene streift eine Hyäne, sie schaut uns mit scheinbar müden Augen an. Auch die drei Dagger Boys tauchen wieder auf, die haben wir schon gestern früh getroffen; heute haben sie einige Oxpecker auf dem Rücken. Metal erhält einen Funkspruch: „Leopard gesichtet!“ Na gut, dann nehmen wir dieses Kätzchen auch noch mit. Nach knappen 10 Minuten Fahrt erreichen wir die Stelle. Es haben sich bereits mehrere Fahrzeuge versammelt und alle Insassen starren auf ein paar Büsche. Dort soll sich der Leo aufhalten. Also heisst es für uns: Motor abstellen und warten. Tatsächlich verlässt der gefleckte Räuber kurz darauf das dichte Gebüsch und läuft langsam zu einem Stein. Genau hinter dem Stein legt er sich hin. Der Platz ist einfach perfekt! Von hier aus überschaut er eine grasbewachsene Ebene, ohne selbst gesehen zu werden. In etwas weiterem Abstand weidet eine Herde Impalas. Die Impalas müssen schon sehr genau hinschauen, wenn sie die zwei Ohren und den oberen Teil des Kopfes entdecken wollen. Inzwischen nähern sich weitere Fahrzeuge. Der Platz ist jetzt mit ca. 10 Autos gefüllt, es wird langsam eng hier. Wie das so ist, wenn relativ viele Leute zusammen sind, werden die Stimmen auch immer lauter. Kein idealer Platz für einen Leoparden, denn die Impalas sind ja nicht taub. Warum sollten sie sich den Menschen nähern, wenn es überall um sie herum Gras zum, Fressen gibt?

So ist es dann auch. Wir warten ein knappe halbe Stunde, aber die Impalas denken nicht daran, in Richtung der Steine zu wandern, hinter denen sich der Leo versteckt hat. Im Gegenteil. Jetzt ziehen sie sogar langsam aber stetig in die entgegengesetzte Richtung. Der Leopard gibt auf und verlässt seine Deckung. Erstaunlicherweise kommt er genau auf uns zu, dann läuft er zwischen zwei wartenden Autos hindurch, um auf der anderen Seite im hohen Gras zu verschwinden. Er dreht seinen Kopf nicht einmal in Richtung der Menschen, so als würde die Ansammlung von vielen Fahrzeugen einfach nicht existieren. Ich mag seine scheinbare Arroganz :laugh:



Die Versammlung löst sich auf und auch wir fahren weiter. Insgesamt bleibt es ruhig um uns herum, nur zwei Hornraben sind zu sehen. Sie mögen aber unsere Anwesenheit nicht besonders und laufen schnell davon. Etwas später erscheinen drei Riesentrappen. Metal stoppt für eine Kaffeepause, das kann die Vögel aber nicht beeindrucken und so können wir sie gut bei der Futtersuche beobachten. Dann hören wir Motorgeräusche und ein Fahrzeug der Lodge hält an. Unser Taxi ist da! Wir verabschieden uns von den Mitfahrern und natürlich von Metal. Nachdem wir unseren Guide bereits zum zweiten Mal getroffen haben, sind Metal und ich uns sicher: Aller guten Dinge sind drei! Wir werden sehen, ob das Schicksal mitspielt.

Los geht es Richtung Airstrip. Mir geht es immer noch nicht wirklich gut, auch der Tee hat nicht geholfen. Aber was hilft´s, den letzten Flug muss ich noch durchstehen, auch wenn er noch mal relativ lang ist. Wir schaukeln die Piste entlang, nach einem Funkspruch stoppen wir. Nein, es wurde kein seltenes Tier gesichtet, sondern ein weiteres Fahrzeug der Savute Safari Lodge nähert sich uns. Darin befinden sich zwei Gäste aus den USA. Es sind übrigens die zwei aus Kalifornien, die uns schon in Camp Moremi genervt haben, aber jetzt ist es mir egal, denn wir sind ja gerade dabei, abzureisen. Das Gepäck wird umgeladen, die Gäste steigen zu, dann fahren wir weiter. Das Paar ist heute überhaupt nicht lustig und witzig, denn dem Mann geht es auch nicht gut. Komisch, warum haben nur wir Männer ein Magenproblem?

Am Airstrip angekommen, parken wir an der Seite und warten. Es ist heiss und der Flieger hat anscheinend etwas Verspätung. Mir ist immer noch schlecht. Was mache ich bloss, wenn es im Flugzeug schlimmer wird? Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, entscheidet mein Magen für mich. Ich steige aus und entferne mich etwas vom Fahrzeug. Dann wird alles, was ich noch im Magen habe, ans Tageslicht befördert. Das ist zwar erst einmal unangenehm, aber danach geht es mir schon etwas besser.
Inzwischen können wir unser Lufttaxi bereits am Himmel erkennen. Kurz darauf landet es schon, das Gepäck wird eingeladen und wir verabschieden uns von unserem Fahrer. Zum Glück ist die Maschine etwas grösser, ich habe also mehr Platz und kann mich etwas ausstrecken. Ziemlich genau um 10:00 zieht der Pilot die Cessna hoch und wir steuern unser letztes Ziel, das Städtchen Kasane an.

Würden wir wieder kommen? Ja, keine Frage. Savute finde ich toll und die Lodge hat eine nette Lage. Es ist zwar nicht optimal, wenn man bei einer interessanten Tiersichtung ziemlich viele Autos neben sich hat, aber so ist das halt in Nationalparks und eigentlich sind wir von der Chobe Riverfront noch viel schlimmere Menschenansammlungen gewohnt.

Während wir an Höhe gewinnen, kann man auf der rechten Seite noch einmal die Goha Hills sehen, etwas später kommt ein Zaun, der die Grenze des Nationalparks bildet, aber irgendwie habe ich heute keinen Blick für die Landschaft, die unter uns vorbei zieht. Ich möchte eigentlich nur noch aussteigen und mich ausstrecken. Minute um Minute vergeht, ab und zu schaue ich doch hinaus und erkenne ein paar Wegpunkte. Auf der linken Seite taucht der Chobe auf, dann kann man den Grenzpunkt Ngoma Bridge erkennen. Ab hier durchschneidet die Teerstrasse von Ngoma (Namibia) nach Kasane (Botswana) den Chobe Nationalpark. Irgendwann tauchen vertraute Bilder auf. Auf der gegenüberliegenden Seite des Chobe sehe ich die Chobe Savanna Lodge, auf „unserer“ Seite kommt die Chobe Game Lodge ins Blickfeld, dann liegt direkt vor uns auch schon die Rollbahn des Kasane International Airport, wir verlieren schnell an Höhe und bald darauf setzen wir gegen 11:00 sehr sanft auf der Landebahn auf. Auch Flug Nummer 7 verlief problemlos und ich bin heilfroh, dass ich keine Spucktüte gebraucht habe und dass ich mich in absehbarer Zeit erst einmal ausruhen kann.

Wir verlassen die Maschine und laufen mit unserem Handgepäck über das Rollfeld, das übrige Gepäck folgt schnell. Da wir uns bereits in Botswana befinden, entfällt die Einreiseprozedur. Als wir das Empfangsgebäude betreten, werden wir von einer vertrauten Person mit breitem Lächeln erwartet. Es ist John, unser Freund und Guide. Er hat es sich nicht nehmen lassen, uns abzuholen, obwohl er mittags eigentlich frei hat. Wir umarmen uns herzlich und er schnappt sich sofort unser Gepäck. Während wir uns unterhalten, laufen wir zum Wagen. Ruth und ich schauen uns an. Der Grossteil unserer Reise ist zwar vorbei, aber trotzdem: Es ist schön, wieder in einer sehr vertrauten Umgebung zu sein :)

... wird fortgesetzt ...
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  • leofant am 15 Jul 2016 12:40
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Mittwoch 27.04. – Sonntag 01.05.

Unsere Zeit in der Garden Lodge fasse ich zusammen und gehe nur auf ein paar Erlebnisse etwas ausführlicher ein. Ich habe es in früheren Reiseberichten schon geschrieben: Wir kommen seit 2007 regelmässig hierher, sind mit den Besitzern Gabi und Phil befreundet und sind – laut deren Aussage – inzwischen zu einem Teil des Inventars geworden. Deshalb halte ich mich mit einer Beurteilung der Lodge zurück, ich kann unmöglich objektiv sein. Guide John kenne ich, seitdem er in der Garden Lodge angeheuert hat und wir sind inzwischen befreundet, falls man so etwas behaupten kann, wenn man sich circa zweimal pro Jahr für einige Tage sieht. Wenn wir hier sind, dann bin ich jeden Tag im Nationalpark, egal ob mit dem Boot oder mit dem Fahrzeug. Mein Lieblingsspruch lautet: Die Bühne ist immer dieselbe, aber die Darsteller wechseln jeden Tag. Obwohl es an der Riverfront manchmal laut und hektisch ist, ich bin trotzdem gerne hier und wir hatten in den letzten Jahren schon einige wirklich beeindruckende Erlebnisse. Auf der einen Seite bin ich manchmal traurig wenn ich sehe, dass z.B. ein Löwenrudel auf die Jagd geht und dabei von vielen Fahrzeugen verfolgt wird, oder das der arme Leopard, der sich ins tiefe Buschwerk zurückgezogen hat, regelrecht belagert wird. Auf der anderen Seite sind viele Tiere hier die Autos und die Boote gewöhnt und rennen nicht so schnell weg. Deshalb gelingen einem öfter mal schöne Nahaufnahmen, denn die Fluchtdistanz ist hier viel geringer, als in anderen Gegenden.

Der Vollständigkeit halber kommt hier noch eine kurze Beschreibung der Lodge:
Die Garden Lodge hat 8 Zimmer, wobei drei Zimmer im 1. Stock mit je zwei Zusatzbetten ausgestattet werden können. Dort ist es für Familien möglich, zusammen zu übernachten. Gegessen wird an einem langen Tisch in der Main Area, kleinere Gruppen können auch auf der Terrasse mit Blick auf den Chobe ihr Dinner geniessen. Von einer Lounge im 1. Stock aus überblickt man der Garten und schaut bis zum Chobe. Man kann ein Private Dinner organisieren, das hier oben stattfindet. Neben einem halboffenen, überdachten Raum befindet sich der Pool. Im Garten in der Boma wird der Nachmittagskaffee bzw. Tee serviert. Tagsüber kann man Warzenschweine, Mangusten und viele Vögel im Garten beobachten, nachts kommen hin und wieder Flusspferde oder Elefanten vorbei. Der Garten ist mit einem Zaun gesichert, das hält die schwergewichtigen Besucher (Hippos + Elis) normalerweise auf Distanz zu den Gästen. Ausnahmen bestätigen die Regel (das schreibe ich aus eigener Erfahrung). Ach ja, hin und wieder ist auch eine Python zu Gast. Seitdem Gabi die Enten abgeschafft hat, sind diese Besuche jedoch seltener geworden. Trotzdem musste neulich unsere liebe Freundin Knödel (eine alte Jack-Russel-Dame, die wir seit 2007 gekannt haben) ungewollt Abschied nehmen. Und die Moral von der Geschichte: In der Not frisst eine Python nicht nur Fliegen. Sorry, Knödel, ich wollte jetzt nicht pietätlos sein :blush:







Wir sind Mittwoch angekommen, haben alle Freunde und Bekannten begrüsst und ich hatte Zeit, mich etwas auszuruhen. Ob wohl ich Fieber habe denke ich keine Sekunde darüber nach, eventuell am Nachmittag im Bett zu bleiben. Der Boatcruise am Nachmittag ist ein absolutes Muss, Magenprobleme hin oder her! Und deshalb starten wir pünktlich um 15:30. Es fahren sonst keine Gäste mit, also sind nur John, Ruth und ich auf dem Boot.

Nachdem wir am Ufer entlanggetuckert sind und einige Vögel beobachtet haben, entfernen wir uns vom vorderen Abschnitt des Parks. Es dauert nicht lange und die grossen Tiere tauchen auf. Neben uns befindet sich eine Gruppe Hippos im Wasser, von denen werden wir keine Sekunde aus den Augen gelassen. Immer wieder tauchen sie auf und ab und blasen den Wassernebel durch ihre Nüstern in die Luft. Weiter vorne am Ufer trinken einige Elefanten, wir fahren langsam heran und ich kann ein paar Fotos machen. Wieder ein Stück weiter befinden sich etwa 20 Meter vom flachen Ufer entfernt dichte Büsche. John schaut plötzlich sehr interessiert in diese Richtung. „Schaut mal da rüber“ sagt er. Dann bewegt sich ein Busch und ein Löwenkopf lugt hervor. Treffer! Auf John ist Verlass, er weiss wann wir an welcher Stelle sein sollten.
Die Löwin scheint Entwarnung gegeben zu haben, denn jetzt tauchen fünf weitere Katzen auf. Alle laufen zum Ufer, um zu trinken. Das gibt für mich ein paar nette Bilder, die ich natürlich gerne auf die Speicherkarte banne. Die ersten 5 Minuten sind wir ganz alleine mit den Raubkatzen, dann allerdings haben die Insassen der anderen Boote in der Nähe auch bemerkt, was hier los ist. Deshalb dauert es nur noch wenige Minuten und es herrscht richtig Betrieb. Boote rangieren hin und her, um den besten Ausblick zu haben. Jetzt nähert sich sogar ein grosses, Boot mit Aussichtsdeck, und es wird lauter und lauter. Die Löwen fangen an, etwas hektisch in die Runde zu schauen. Von der Seite kommt das erste Fahrzeug angefahren. Eigentlich ist da gar keine Piste und Offroad fahren wird auch geahndet, aber natürlich nur, wenn auch ein Ranger in der Nähe ist und zurzeit ist hier niemand zu sehen. Immerhin stoppt das Fahrzeug mit etwas Abstand und fährt die Löwen nicht platt.











Nach etwa 20 Minuten wird es uns zuviel und wir entfernen uns. John fährt einen Bogen, dann erreichen wir den Kanal, der an der namibischen Seite entlang zur Parkgrenze zurückführt. Hier liegen zwei Hausboote, genaugenommen sind es schwimmende Hotels. Eins davon gehört Pangolin. Man kann also eine mehrtägige Fotosafari buchen, übernachtet auf dem Boot und macht tagsüber seine Safaris auf den Fotoboot oder im Unimog.

Wir erreichen den Anfang bzw. die Ausfahrt des Parks. Hier stoppen wir und John richtet das Boot in Richtung Sonne aus. Die Flasche Weisswein wird geöffnet, die Weinkelche aus Metall werden gefüllt, wobei ich mich bei der Menge noch stark zurückhalte. Mein Magen soll sich lieber noch etwas erholen. Die untergehende Sonne färbt den Himmel rot ein, auch das Wasser des Chobe verfärbt sich rot und gold, die letzten Vögel fliegen als pechschwarze Scherenschnitte zu ihren Schlafplätzen, ein Sonnenuntergang auf dem Chobe ist einfach genial; wir waren schon so oft hier, aber es ist wie mit den Pirschfahrten, sie werden einfach nie langweilig. Das Farbenspiel am Himmel und auf dem Wasser löst in uns immer wieder ein Hochgefühl aus, dass nur sehr schwer zu beschreiben ist. Ich glaube das sind die typischen Argumente von Afrika-Süchtigen. Und ich bin heilfroh, dass wir in der Lage sind, unserer Sucht zumindest zweimal pro Jahr Nahrung zu geben





Am nächsten Tag fahren wir noch einmal mit dem Boot raus, denn die meisten Gäste sind jetzt auf dem Gamedrive, da haben wir den Fluss fast ganz für uns alleine.













Auch am Nachmittag nehmen wir noch mal das Boot. Wir gleiten gemütlich dahin, beobachten Reptilien, Vögel und andere Tiere. Während wir uns langsam fortbewegen schaut John plötzlich aufmerksam zum Ufer und steuert das Boot in diese Richtung. Ich schaue ihn fragend an, denn ich kann absolut nichts entdecken. „Da ist eine Schlange, direkt auf 12 Uhr“ sagt er. Angestrengt blicke ich ans Ufer direkt vor uns, aber erst als wir vielleicht drei Meter entfernt sind, kann ich die kleine grüne Schlange auch erkennen. Ruth kommt zu mir an den Bug und wir sind fasziniert. Die Schlange hat nämlich einen Frosch gefangen, der steckt jetzt quer im Maul. Allerdings ist sie gerade etwas nervös, denn wir sind für ihren Geschmack zu nahe gekommen. Ein paar Sekunden können wir sie beobachten, dann ist sie im Gebüsch verschwunden. „Wie konntest du die Schlange vom Wasser aus sehen?“ frage ich John. Er antwortet: „Ich habe ein leises Quieken gehört und wusste, das war ein Frosch. Deshalb war mir klar, wo ich schauen musste.“ Ich kann nur verständnislos den Kopf schütteln. Wie konnte er den Frosch hören und dann die Schlange sehen? Es ist mir völlig unbegreiflich. Aber natürlich freuen wir uns, dass wir Dank Johns Aufmerksamkeit so eine seltene Situation erleben durften.









Ein Stück weiter stehen drei Elis bis zum Hals im Wasser und fressen sich an den grünen Gräsern in der Mitte des Chobe satt. Das sind natürlich Motive, die ich dankbar mitnehme. Während immer mehr Boote die Elefanten im Wasser „umzingeln“ gibt John Gas und wir fahren ein ganzes Stück weiter. Wir kommen an eine Steilwand. Hier haben die Weißstirnspinte ihre Bruthöhlen. Sie sitzen überall in den Bäumen, kommen im Sturzflug hinunter, krallen sich in der Wand fest, verschwinden mit Futter in den Höhlen, füttern die Jungen und fliegen kurz darauf wieder davon. Uns bietet sich ein tolles Schauspiel, das mit einem vielstimmigen Gepiepse untermalt wird.











Am nächsten Morgen nehmen wir den Landcruiser. Um 08:45 erreichen wir das Sedudu Gate, die meisten Safari Fahrzeuge verlassen um diese Zeit den Park. John redet kurz mit einem Guide, dann dreht er sich zu uns. „Wir haben anscheinend richtig Glück!“ Unten am Ufer haben die Wildhunde ein Kudu erlegt. Da fahren wir doch mal direkt hin!“ Wow, ich bin begeistert! Ich hatte versucht, meine Frau in Savute wegen der verpassten Wildhunde aufzumuntern und jetzt haben wir eine Chance. Eine Viertelstunde später haben wir die Stelle erreicht. Es sind zwar immer noch einige Autos da, aber wir sind nah genug, um die Wild Dogs zu sehen. Einige Rudelmitglieder liegen im Schatten, während andere immer wieder hinter einem grossen Busch verschwinden. Nach ein paar Minuten umrunden wir Busch und suchen uns neue Beobachtungsposition. Die Reste des Kudus liegen gar nicht so weit weg. Überall sitzen die Geier und möchten an dem Festmahl teilhaben. Immer wieder erscheint ein Wildhund auf der Bildfläche, der die Geier verscheucht. So gibt es eine Menge Action. Die Geier landen, wollen etwas fressen, der nächste Wildhund schiesst um die Ecke und versucht, einen Geier zu erwischen. Alle Geier fliegen auf, um aber nur ein paar Meter entfernt wieder zu landen und einen neuen Versuch zu starten. Etwa 30 Minuten sind wir Zeuge dieses Schauspiels, dann geben die Wildhunde auf und die Geier übernehmen das Kommando.









Wir beschliessen, ein künstliches Wasserloch in der Nähe zu besuchen. Als wir die tiefe Sandpiste durchfahren, sehen wir irgendwann einen Geländewagen neben der Pad stehen. Wir nähern uns vorsichtig und erleben etwas für uns völlig neues. Im Schatten der Bäume stehen ungefähr 15 junge Rappenantilopen, bewacht werden sie von 4 älteren „Aufpassern“. Ich wusste bisher nicht, dass diese Antilopen auch einen Kindergarten haben, das kenne ich nur von Impalas. Als wir anhalten, bleiben sie noch einen Moment stehen, dann zieht sich die ganze Gruppe etwas tiefer in den Busch zurück.

... wird fortgesetzt ...















Letzte Änderung: 11 Aug 2016 08:16 von leofant.
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