„Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt“, heißt es. In diesem Fall mit jenem, von der Gangway herab aufs Rollfeld. – Doch schon beim zweiten Schritt, der erste Stau: Fieberkontrolle, Gesichtskontrolle, diesmal eine Art Video Casting. Und natürlich der Fotokoffer: „What‘s that? - Open please – you wana take pictures“? - So ein Fuchs, wär‘ ich nicht draufgekommen.
Die Ankunftsnacht verbrachten wir auf „Ondekaremba“, einer Guestfarm, nur wenige Kilometer vom Flughafen entfernt gelegen. Sehr hübsch, ruhig, geräumige Rondavels, aufmerksames Personal, und eine gute Küche! –Hauptvorteil aber: Du bist gleich beim Autovermieter, musst also nicht erst 35 km nach Windhoek und wieder zurück fahren – so die Überlegung.
Herrlich ausgeschlafen ließen wir uns um 8 Uhr zum Flughafen bringen.
So, noch ein paar NAD aus dem ATM zupfen, außerdem brauchten wir eine Handy-SIM Card + Prepaidkontingent. Eigentlich einfach, aber so früh hatte der ATM noch keine Lust. Und als ich
Mr. Handyman seine geforderten 10$ mit einer 50 NAD Note bezahlen wollte, war’s völlig aus. Er verschwand für längere Zeit in die Tiefe des Raumes, wohl verzweifelt nach Wechselgeld suchend. Immerhin, wir reden hier über den Gegenwert von 4 €, die es zu wechseln galt.
Draußen hatte ein Flughafen Cop unserem Shuttle inzwischen eine Wegfahrkralle verpasst und war verschwunden. Eine Situation, die selbst den 4X4 überforderte.
Zum Glück hatte der Autovermieter im Flughafen auch ein Büro und übernahm die restlichen 200m bis zum Fahrzeugpark. Die Absonderlichkeiten der Formularschlacht um die Fahrzeugübergabe erzähl ich hier nicht. Aber was wir gelernt haben: Gegen die Schwerkraft der örtlichen Bürokultur ist absolut kein Kraut gewachsen!
Nach insgesamt gut 4 Stunden war’s dann endlich soweit. Ich durfte den Schlüssel im Zündschloss drehen, und mit einem jungenhaften Wägelchen von gerade mal 19.000 Kilometerchen verließen wir glücklich aber weichgekocht den Hof. Ach wat schön!
„Äh, Moni, gib doch bitte mal „Super Spar“ ins NAVI ein – puh, hab‘ ich schon, aber der findet nichts – ach komm, gibt’s doch nicht, versuch mal Maerua Mall – hm, findet schon wieder nichts“!
Ich links ran, „kann ich mal haben“? – Mir klar, diese Unart ist nicht unbedingt bindungsverstärkend, aber hier war Notstand!
Namibiareise ohne NAVI? – Absolut unmöglich!
Beim Autovermieter hatten sie was von Stör-Funk im Flughafenbereich erzählt; kam mir durchaus seltsam vor, aber was hofft man nicht alles in der Not. Inzwischen fing es draußen an zu schütten, Straßennamen lesen – unmöglich – und doch, mit der winzigen Detailkarte im Iwanowski fand meine Frau die Maerua Mall, Respekt!
Gut, Hauptsache wir verhungern nicht, dann schauen wir weiter! – An der Ladenkasse war es 14:30h, ach du Scheibe, wir müssen heut‘ noch bis Mariental (Bagatelle Lodge). Also nix wie raus, alles wild ins Auto geworfen - so und wie rausfinden, aus Windhoek?
Tja, was war das jetzt?
Stand ich mir mit meiner Trotteligkeit nur selbst im Wege? –Oder fällt mir langsam das Laub aus der Krone?
Ich hatte noch die Europakarte im Navi eingestellt! Aber bis ich endlich das richtige Drückerchen im Menü gefunden hatte – bitte nicht weitersagen.
Über die B1 bis Mariental gibt’s nicht viel zu erzählen, Blitze, Donner und Regengüsse, aber was ist das schon gegen die beruhigende Konserven Stimme: „In 200m, biegen sie in den graaavel errdee“ – nix lieber als das.
Am nächsten Morgen hatten wir uns zum „Bushman Walk“ angemeldet.
Erst zwei, dann vier spärlich bekleidete junge Männer, samt Übersetzer führten uns durch das Gelände in den roten Dünen. Die Klicksprache der SAN ist was für Zungenakrobaten, kann man das erlernen?
Sie zeigten uns die Fähigkeiten der Ahnen, als Fährtenleser, Fallensteller und Kenner pharmakologisch wirksamer Pflanzen.
Hier ein alter Osterbrauch, die Eier werden nicht nur versteckt, sondern eingegraben (Level for advanced searchers).
So nach einer Dreiviertelstunde erreichten wir ein paar Grashütten, wo rein zufällig die Bushman Family mit einem kleinen Basar aufwartete. Es gab allerlei Pretiosen aus Straußeneiern und Stachelschweinborsten, von denen wir auch was erwarben. Im Angebot auch eine Art „Reiseflitzbogen“ im Kuh Horn Köcher. Mit dieser Liebesartillerie zielten SAN-Jünglinge auf den Allerwertesten ihrer Angebeteten – hieß es.
Hob sie das Pfeilchen auf und steckte es zwischen ihren Busen, war Amor erfolgreich, und der Hochzeit stand praktisch nichts mehr im Wege.
Knickte sie den Pfeil aber, galt dies als ungünstiges Zeichen, womöglich gar Beginn eines ungewollt zölibatären Lebens?
LG.
Rolf