THEMA: Auf großer Fahrt (SA-NAM-BOT-ZIM 2014/2015)
11 Feb 2015 14:38 #373020
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5.Tag (Mi. 24.12.2014)
Kuboes – Richtersveld National Park
132km


Der Wind hat sich über Nacht zum Glück gelegt und so können wir ein entspanntes Frühstück genießen. Während dessen kommt auch der schwarze Farmer von gestern wieder vorbei und erkundigt sich, ob wir die Nacht gut verbracht haben. Ein sehr angenehmer Mensch, mit dem wir uns nett unterhalten, während seine Schar niedlicher Enkelkinder uns aus neugierigen Kinderaugen beobachtet.

Von Kuboes nach Sendelingsdrift geht‘ fix auf gutem Gravel.

Die ersten Kilometer im Nationalpark sind noch geschobene Piste mit starkem Wellblech. Das hat dann auch ein Ende, als wir die Auffahrt zum Akkekis Pass erreichen. Ab hier ist man in 4x4-Gelände.




Als Liebhaber karger Landschaften gefällt es mir hier im Richtersveld National Park auf anhieb. Nach dem Pass kommen wir auf eine große Hochfläche. Hier fallen mir eigenartige Blumen auf, die mich stark an See-Anemonen erinnern. Weiß jemand, was das für Blumen sind?



Von der Hochfläche in Richtung Oranje fahren wir über den Domorogh Pass. Man könnte ihn auch als van Zyl‘s light bezeichnen. Wie beim großen Bruder gibt es am Beginn des Passes einen sehr schönen Aussichtspunkt und dann geht es steil nach unten. Die Stufen sind nicht ganz so groß und es besteht keine seitliche Absturzgefahr, aber genauso steil wie beim Original ist es schon.




Bei den Köcherbäumen scheint es sich hier im Richtersveld National Park um eine andere Art zu handeln, als diejenigen, die wir aus der Gegend von Keetmannshop kennen. Die Bäume haben viel weniger Äste und die Verzweigung der Äste erfolgt schon kurz über dem Boden.



Von Süden erreichen wir durch ein Seitental des Oranje unser heutiges Tagesziel, die Richtersberg Campsite, welche traumhaft direkt am Flussufer liegt. Die auf dem Hochufer gelegenen Ablutions sind einfach, aber zweckmäßig und sauber.

Wir sind schon kurz nach Mittag auf der Campsite angekommen und genießen es, hier einen entspannten Nachmittag zu verbringen. Unsere Campsite hat dafür einen perfekten Schattenbaum zu bieten.




Von unserm Sitzplatz können wir gut die Wasservögel am Fluss beobachten. Hauptsächlich African Darter und Pied Kingfisher. Zwischenzeitlich taucht auch ein Goliathreiher auf. Leider muss ich zu Hause auf dem Computerbildschirm feststellen, dass die Fotos dieses schönen Vogels alle nicht richtig scharf geworden sind, da der Autofocus sich leider für das Schilf hinter dem Vogel entschieden hat.
:(

Eigentlich hatte ich mich schon im Vorfeld auf ein schönes Bad im Oranje gefreut. Leider erweist sich der Fluss vor Ort als ziemlich trüb und schlammig, so dass mir die Lust vergeht und ich mich doch für die Dusche entscheide.

Unser Schattenbaum beherbergt auch eine Gruppe grüner Meerkatzen. Zu Anfang sind sie noch scheu und vor allem die Halbwüchsigen sind echt niedlich. Mit der Zeit werden die kleinen Biester aber immer dreister und versuchen permanent uns zu beklauen. Kathrin sieht sich sogar fortgesetzter sexueller Belästigung durch den Clanchef ausgesetzt. So kommt unsere Schleuder erstmals auf dieser Reise zum Einsatz und innerhalb kürzester Zeit ist das Kräfteverhältnis wieder klargestellt und wir haben unsere Ruhe.




Einen wirklichen Sonnenuntergang erleben wir nicht, da die Sonne schon lange vor Einbruch der Dunkelheit hinter den Bergen verschwunden ist. Dafür werden die Berge am namibischen Ufer in goldenes Licht getaucht.



Wieder geht ein perfekter Sommertag zu Ende. Hier am Fluss hatte es bis zu 34°C und auch nach Sonnenuntergang bleibt es angenehm warm. Wir grillen wieder. Es gibt Lamm mit Gemüsereis.

Im Dunkeln sind zahlreiche Glühwürmchen unterwegs. Gegen diese fliegenden Blinklichter sehen unsere europäischen Vertreter im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich blass aus.
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13 Feb 2015 12:05 #373222
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6.Tag (Do. 25.12.2014)
Richtersveld National Park – Fishriver Canyon
288km


Der Frühstückstisch übt mit seinen vielen Leckereien eine enorme Anziehungskraft auf die Meerkatzen aus. Wir werden von der ganzen Bande regelrecht belagert. Selbst das Drohen mit der Schleuder hilft nichts. Erst als ich gezielt schieße können wir ungestört Frühstücken.

Nachdem wir zusammengepackt haben, fahren wir entlang des Oranje bis zur De Hoop Campsite. Wir wurden am Parkeingang vor dieser Strecke gewarnt, da sie sehr tiefsandig sei. Ich persönlich fand das nicht so dramatisch, da es für fast alle tiefsandigen Stellen eine feste Umfahrung gab. Viel störender war der Bulldust, der häufig den ganzen Wagen in eine Staubwolke hüllte. Landschaftlich lohnt sich diese Strecke aber auf jeden Fall.



Auf der De Hoop Campsite war fast jeder Stellplatz belegt. Dagegen war es bei uns auf der Richtersberg Campsite richtig einsam – nur noch ein weiteres Auto. Vermutlich liegt es daran, dass sich die Anfahrt zur De Hoop Campsite nicht so anspruchsvoll wie bei der Richtersberg Campsite ist.

Über das Tal des Kooksriver verlassen wir den Oranje. Für ein kurzes Stück verwandelt sich dieses Tal in eine grüne Oase, da es hier eine Quelle gibt, die einen kleinen Bach speißt. Dieser versickert jedoch schon nach wenigen hundert Metern wieder.



Bezüglich Tieren hatte ich im Richtersveld Nationalpark keinerlei Erwartungen, aber ich wollte unbedingt einen Halfman sehen. Wenn man die Berichte und Fotos des Parks sieht, scheinen diese skurrilen Pflanzen hier an jeder Ecke zu wachsen. In der Praxis sieht das anders aus. Es gibt Massen an Aloen, aber ein Halfman wollte sich nicht zeigen.



Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, da entdeckte ich, kurz bevor wir den Park verließen, auf der Abfahrt vom Akkekis Pass, oben am Hang, einen einzelnen Halfman. So kam ich heute noch zu ein bisschen Bewegung, um die Pflanze ablichten zu können.



In Sendelingsdrift überqueren wir für 110R mit der Fähre den Oranje und erreichen schon bald die kleine namibische Grenzstation. Die Ausreise aus Südafrika erfolgte bereits in Sendelingsdrift direkt neben dem Visitors-Center. In Namibia werden für unser südafrikanisches Auto erst einmal 220N$ Roadtax fällig.

Die Strecke entlang des Oranje in Richtung Aussenkehr gefällt uns sehr gut. Das grüne Band des Flusses in dieser ansonsten kargen Berglandschaft ist ein toller Kontrast. Kurz vor Aussenkehr verlassen wir das Tal in Richtung Ai-Ais.

Inmitten einer absolut vegetationslosen Hochebene stelle ich dann unseren nächsten Platten fest. Wieder haben wir uns ein Metallteil in den Reifen gefahren. Wo kommt bloß der ganze Schrott auf den Straßen her? In Deutschland passiert mir das einmal in 10 Jahren. Da wir ein eingespieltes Team sind, ist der Reifenwechsel in weniger als 10min. über die Bühne gegangen. Trotzdem ist man danach bei der herrschenden Hitze und dazu noch in der prallen Sonne vollkommen verschwitzt und entsprechend durstig.



Den Fishriver-Canyon besuchen wir am Haupt-Aussichtspunkt, wo ein großes Visitors-Center mit zahlreichen Infotafeln steht. Sehr informativ. Unter den Schattendächern machen wir Picknick und entdecken dabei mit dem Fernglas ein einsames Pferd, welches an einem der Tümpel im Canyon trinkt. An dieser Stelle hätte ich kein Wildpferd vermutet.



Zur Übernachtung haben wir uns heute für die Campsite des Canyon Roadhouse entschieden. Wir stehen auf der sehr schönen Campsite Nr. 1. Der große Schattenbaum steht mit seinen tief hängenden Ästen wie ein Baldachin über unseren Sitzplätzen. Ich liebe solche Plätze zum lesen.



Die Sanitäranlagen der Campsite lassen keine Wünsche offen und auch unserem Reifen wird hier wieder Luft eingehaucht. War der günstigste Reifenflicker unserer Tour und hat dicht gehalten.

An diesem Abend wird nicht selbst gekocht, sondern wir besuchen das Restaurant des Canyon Roadhouse. Dort müssen wir uns zwischen dem stickigen Innenraum und der windigen Terrasse entscheiden. Die Entscheidung fällt eindeutig zugunsten der Terrasse aus. Es gibt Buffet, welches nicht ganz billig, dafür aber sehr lecker ist. Ich glaube, so zarten Oryx habe ich noch nie im Leben gegessen.

Zwischenzeitig sorgt noch ein großer Skorpion für Unterhaltung, der an der Mauer entlang über die Terrasse läuft. So einen großen Skorpion habe ich noch niemals zuvor gesehen.

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17 Feb 2015 12:09 #373778
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7.Tag (Fr. 26.12.2014)
Fishriver Canyon – Tirasberge
444km


Das Frühstücks-Buffet im Canyon Roadhouse ist eine Enttäuschung. Brot gibt es nicht. Auch das Toastbrot ist anscheinend ausgegangen und so versucht man dem Engpass mit selbstgebackenen Brötchen zu begegnen. Die sind zwar sehr lecker, man kann bei den vielen Gästen aber bei weitem den Bedarf nicht decken, denn die Unterkunft ist mit Bus-Gruppen gut gefüllt. Auch bei den anderen Bestandteilen des Buffets kommt man mit dem Nachlegen nur sehr schleppend voran. So besteht dieses Frühstück in erster Linie aus Warten.

Nach dem eher kargen Frühstück – uns ist irgendwann die Geduld ausgegangen – wollen wir uns einen leckeren Lunch im Helmeringhhausen Hotel gönnen. Bevor es dazu kommt, müssen wir uns aber wieder einmal um einen Platten kümmern, den wir entdecken, als wir vor dem Hotel parken. Also erst die Arbeit und dann das Vergnügen. Der Reifen ist aber wieder schnell gewechselt. Glücklicherweise ist direkt gegenüber des Hotels eine Tankstelle mit Reifenservice, die sich um unseren Reifen kümmern, während wir essen. Irgendwie ist bei dieser Aktion unsere T4A-Papierkarte von Namibia verschwunden. Beim Aussteigen halte ich sie noch in der Hand und lege sie irgendwo hin, als ich den Platten entdecke. Nach dem Reifenwechsel ist sie verschwunden und taucht nie wieder auf. Ein Rätsel!

Das Hotel selbst wirkt mit seinen Strohrollenfiguren am Eingang wie eine Deutsche Landgaststätte. Dazu passt auch, dass man in einen sehr schönen „Biergarten“ im Schatten großer Bäume sitzt und auch die Speisekarte sehr Deutsch ist. Nur der zahme Springbock, der in den Blumenrabatten liegt passt da nicht so ganz ins Bild. Das Essen ist sehr lecker und wir können eine Rast im Helmeringhausen Hotel nur empfehlen.




Unser heutiges Ziel ist die Campsite der Gästefarm Koiimasis. Von Herlmeringhausen aus wollen wir die Ostzufahrt nehmen, welche von der C27 aus durch die Tirasberge zur Farm führt. Diese ist an der Abzweigung auch ausgeschildert und das Weidegatter ist offen. Nachdem wir einige Kilometer gefahren sind, kommen wir an das nächste Weidegatter, welches mit einem Zahlenschloss verschlossen ist. Sind das hier Auswanderer aus Schilda? Was für ein Blödsinn ist das bitte, die Leute erst auf die Strecke zu locken um sie dann vor verschlossener Tür wieder zur Umkehr zu zwingen. Aber was wundere ich mich eigentlich, nachdem unser Versuch einer vorherigen Reservierung auch im Chaos endete und ich darauf beschloss, dass wir versuchen ohne Reservierung hin zu fahren und unser Glück zu versuchen.
:S

Uns bleibt jetzt erst einmal keine andere Wahl, als einen Umweg von 80km in Kauf zu nehmen und von Norden via D707 Koiimasis anzusteuern. Landschaftlich ist das sicherlich kein Nachteil, denn die Strecke wird Ihrem Ruf als eine der schönsten Straßen Namibias durchaus gerecht.

In der momentanen Regenzeit scheint hier im Süden aber noch kein Regen gefallen zu sein. Die Landschaft sieht jedenfalls ganz anders als auf den meisten Fotos aus. Von den wogenden goldgelben Grasflächen ist nichts geblieben. Man sieht nur unendliche Sandflächen.





Auf der Zufahrt von Westen sind dann glücklicherweise alle Farmtore unverschlossen und es gibt auch noch freie Campsites. Die sind dann auch ein echter Traum. Allein schon die Lage in einem Talschluss der Tirasberge, umgeben von roten Felsen sucht ihres Gleichen. Aber auch von der Ausstattung her ist Koiimasis in der Top-Liga anzusiedeln. Die Sanitäreinrichtungen sind besser als auf vielen Lodges. Toiletten-Fotos o.ä. wird es bei mir aber nicht geben, da müsst Ihr meinen Aussagen vertrauen.
;)




Unsere Campsite Nr. 1 ist ein kleines zwischen Felsen gelegenes Paradies. Ein Schattenbaum schützt uns vor der Sonne. Hier lässt es sich gut aushalten und so genießen wir faul die letzten Stunden des Tages. Zu einer Wanderung können wir und bei Temperaturen von 30°C im Schatten nicht aufraffen.



In den Felsen bei unserer Campsite leben auch viele Dassies und bieten zusammen mit einem guten Buch die perfekte Unterhaltung.



Auf einen Sonnenuntergang müssen wir auch heute wieder verzichten, denn die Sonne verschwindet schon lange vor Einbruch der Dunkelheit hinter den hohen Bergen, die Koiimasis umgeben. Es kommt dann auch ein recht kräftiger und kühler Wind auf, so dass ich erstmals auf dieser Reise mir lange Hose und Windstopper überziehe. Insgesamt habe ich Afrika noch nie so windig erlebt, wie auf dieser Tour.

Wie fast jeden Abend grillen wir. Heute ist wieder Rind dran und dazu gibt es Gemsquash mit gesalzener Butter.
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19 Feb 2015 11:41 #374086
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8.Tag (Sa. 27.12.2015)
Tirasberge – Aus
199km


Der breite Ersatzreifen unter unserem Auto reduziert unsere Bodenfreiheit schon ganz erheblich. In schwerem Gelände hatte der Reifen schon einigen Bodenkontakt. Da ich bei der Tour durch die Namib keinen Sandanker unter dem Wagen haben will, beschließe ich, auch den zweiten Reservereifen auf den Dachgepäckträger zu schnallen. Da die heutige Etappe recht kurz ist, wir Zeit haben und ich vor der Wüstentour wissen will, ob die Verlagerung des zweiten Reifens das Fahrverhalten verändert, mache ich das gleich heute nach dem Frühstück. Um es gleich zu sagen, ich merke keinen Unterschied.

Auf dem Weg zurück zur D707 hat Kathrin dann ein wenig Frühsport, denn es sind etliche Weidegatter zu öffnen.



Auch die restliche Strecke auf dieser Traumstraße gefällt uns sehr gut. Hier müssen wir noch mal vorbei schauen und auch die anderen Farm-Campsites antesten. Da soll es ja noch das Eine oder Andere Kleinod geben. Die Landschaft besticht vor allem durch ihre Weite. Das läst sich nur schwer auf Fotos abbilden.



Rund 30km vor Aus bemerken wir auf der C13 ein Tier, welches sich vor uns schnell in die Büsche am Straßenrand verzieht, als wir uns nähern. Wir halten an der Stelle an und versuchen es wieder zu finden, haben aber keinen Erfolg. Nix zu sehen. Wir wollen schon weiter fahren, da flitzt plötzlich eine African Wildcat unter einem Busch hervor und verschwindet schnell in Richtung Horizont. Hätte die kleine Katze nicht die Nerven verloren, hätten wir sie nie entdeckt. Für ein Foto ging das aber alles viel zu schnell.

Schon mittags erreichen wir unser heutiges Ziel, die zu Klein Aus Vista gehörende Dead Horse Campsite. Diese ist bestens ausgestattet, sehr sauber und liegt in einem schönen Seitental, ca. 3km von der Lodge entfernt. Allerdings sind die einzelnen Stellplätze etwas näher beieinander. Das wichtigste ist in dieser Jahreszeit aber der große Schattenbaum über den fast jeder Stellplatz verfügt. In der Lodge kaufen wir Feuerholz und ordern ein Braai-Paket für den Abend.



Heute ist es relativ kühl. In der Sonne hält man es zwar nach wie vor kaum aus, unter dem Schattenbaum, bei kühlem Wind brauche ich aber selbst tagsüber etwas langärmeliges.

Da unser Wagen hier auf der Campsite direkt neben einem anderen Fortuner steht, bemerke ich, dass die geringe Bodenfreiheit im Heck daher kommt, dass unser Wagen dort wesentlich tiefer liegt. Wenn ich mir jetzt das zum Teil sehr schwammige Fahrverhalte unseres Wagens in Erinnerung rufe, gehe ich davon aus, dass Stoßdämpfer und Federn im Heck ziemlich durch sind. Jetzt mache ich mir ernsthaft Sorgen, ob man uns mit unserem tiefer gelegten Auto überhaupt mit auf die Wüstentour nimmt. Da morgen Sonntag ist, haben wir auch keine Chance, den Wagen noch reparieren zu lassen.

Gegen Abend fahren wir zum Garub Wasserloch. Als leidenschaftliche Reiterin will Kathrin natürlich unbedingt die wilden Artgenossen ihrer Lieblinge treffen. Wir haben großes Glück. Am Wasserloch und in der Umgebung halten sich jede Menge Wildpferde auf. Unter anderem auch ein ganz junges Fohlen mit plüschigem Fell und staksigen Beinen. Man sieht den Pferden das entbehrungsreiche Leben in der Wüste an. Bei allen kann man die Rippen zählen und die Hengste sind gezeichnet von vielen Biss- und Trittspuren, die von den Machtkämpfen innerhalb der Herden zeugen. Das Fell glänzt jedoch und die Tiere machen einen gesunden Eindruck. Wahrscheinlich sind die Reitpferde in Deutschland alle übergewichtig. Kathrin ist happy und als sich eines der Pferde kurz von Ihr streicheln lässt ist Ihr Glück vollkommen.





Auf der Rückfahrt zur Campsite halten wir am Straßenrand an und genießen den ersten richtigen Sundowner dieser Reise; mit weitem Blick über die Wüste und den im letzten Sonnenlicht leuchtenden Bergen im Süden.




Das Braai-Paket ist super. Fleisch, Beilagen, Dessert, Geschirr und Besteck – alles dabei. So hat man außer dem Grillen keinerlei Arbeit und ein perfektes Dinner. Man kann sich übrigens aussuchen, ob man Lamm, Rind oder Wild möchte.
Letzte Änderung: 19 Feb 2015 11:51 von Topobär.
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24 Feb 2015 11:03 #374730
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9.Tag (So. 28.12.2014)
Aus – Lüderitz
192km


Heute lassen wir uns Zeit, denn wir wollen erst um 10:00Uhr in Kolmannskuppe sein und bis dorthin ist man auf Asphalt schnell gefahren. Die Nächte sind hier im Südsommer für afrikanische Verhältnisse sehr kurz und so ist es auch mal ganz angenehm etwas länger zu schlafen und nicht jeden Tag mit der Dämmerung um 5:30Uhr aufzustehen.

Über Kolmannskuppe habe ich schon viel gelesen, so dass ich sehr gespannt bin, diesen Ort endlich in Natura zu erleben. Als wir ankommen ist schon ein Riesentrubel. Auf dem Parkplatz stehen jede Menge Autos und es sind mehr Touristen unterwegs, als wir in den vergangenen Tagen insgesamt gesehen haben. Da wir die Geschichte der Stadt schon selbst vorbeten können verzichten wir auf die geführte Tour und stromern selbstständig durch die Ruinen der Stadt. Schön, dass das möglich ist, denn so haben wir die Häuser meist ganz für uns allein und vom Rummel der geführten Tour bekommen wir nichts mit.

Ich liebe es, solch verlassene Orte zu erkunden und hinter jede Ecke zu schauen, was sich da verbirgt. Kolmannskuppe ist in dieser Beziehung ein ganz besonderer Ort. Manche Gebäude sind schon arg in Mitleidenschaft gezogen, aber in anderen hat man den Eindruck, man müsste nur mal durchfegen und könne dann erneut einziehen.

Obwohl ich schon massenhaft Fotos der Geisterstadt gesehen habe, ist es doch etwas ganz anderes, live hier zu sein. Trotzdem macht gerade das Fotografieren unheimlich viel Spaß, denn es gibt hier ungewöhnliche Motive, wie man sie nur ganz selten zu Gesicht bekommt. Kolmannskuppe war für mich ganz klar eines der großen Highlights dieser Reise.




Bei einigen Gebäuden ist das Betreten wegen Einsturzgefahr verboten, aber ansonsten gibt es keinerlei Restriktionen.







Im Verhältnis zur Größe des Ortes war das Krankenhaus riesig. Das lässt auf die harten Lebensbedingungen an diesem unwirtlichen Ort, zu Beginn des letzten Jahrhunderts schließen.

Mittags verlassen wir Kolmannskuppe, da wir noch letzte Einkäufe für unsere Wüstentour machen müssen, bevor die Läden schließen. Der Spar ist dann allerdings schon sehr geplündert. Ist das hier immer so, oder liegt das an der Zeit zwischen Weihnachten und Sylvester? Mit ein wenig Improvisation bekommen wir aber alles, was wir benötigen.

Unseren Plan auf Shark Island zu zelten stampfen wir umgehend ein, als wir dort ankommen. Es stürmt und in den felsigen Boden kann man keinerlei Heringe einschlagen. Hier würde uns unser Zelt mit Sicherheit davon fliegen. So machen wir uns auf die Suche nach einem B&B für diese Nacht. Nach einiger Rumfahrerei, da die Stadt ziemlich ausgebucht zu sein schein, finden wir im „Zur Waterkant“ noch ein freies Zimmer. Ein nettes kleines Haus mit nur 4 Zimmern. Rundherum ein blühender Garten und vom Balkon ein schöner Blick auf das Meer und den Hafen.

Den Nachmittag verbringen wir an der Küste südlich von Lüderitz. Am Diaz-Point kann man auch ohne die zerstörte Brücke problemlos zum Kreuz gelangen; da behindert einen der starke Sturm viel mehr. Auf der vorgelagerten Insel liegen zahlreiche Seelöwen.

In dem kleinen Cafe am Diaz-Point finden wir ein windgeschütztes Plätzchen in der Sonne und lassen uns einen leichten Lunch schmecken.

Bei der Weiterfahrt können wir mit dem Fernglas die Pinguine auf Halifax Island beobachten. Kathrin mag eigentlich keine Ferngläser, aber um Ihre Lieblingsvögel zu sehen nimmt Sie es doch in die Hand.

Wir fahren weiter an der Küste entlang bis zur großen Bucht. Zwischendurch steigen wir immer mal wieder aus, um kleine Spaziergange zu unternehmen, aber der Wind treibt uns immer wieder schnell zurück ins Auto. Einen großen Teil des Nachmittags verbringen wir dann lesend im Auto mit Blick auf das Sturm umtoste Meer.




Zurück in unserem B&B wechsele ich noch die Reifen, so dass wir jetzt die 4 Besten montiert haben. Ich habe keinerlei Verlangen nach einem Platten in den Dünen.

Um 19:00Uhr treffen wir uns mit unserer Gruppe im Obelix Village zum Braai und vor allem zum Briefing und ersten kennenlernen. Wir sind eine sehr große Gruppe. Von URI Adventures sind Len als Guide im Führungsfahrzeug und Luciano & Percy im Besenwagen dabei. Außer uns kommen alle anderen Teilnehmer aus Südafrika und sind mit ihren eigenen Fahrzeugen unterwegs. Insgesamt 12 Teilnehmerfahrzeuge mit insgesamt 30 Personen, davon 7 Kinder. In der Beziehung sind die Südafrikaner echt schmerzfrei. Was für uns eine aufregende Expedition ist, ist für die ein Familienausflug. Da muss ich schon schmunzeln, wenn ich an die Diskussionen hier im Forum zu Afrikareisen mit Kindern denke.

Außer uns sind noch zwei englischsprachige Familien dabei, so dass Englisch zur offiziellen Toursprache erklärt wird. Das ist für uns sehr angenehm. Auf Afrikaans hätten wir ziemlich im Abseits gestanden.

Zwischenzeitlich hatte ich mir auch mal die Fahrzeuge der anderen Teilnehmer angesehen. Abgesehen von einem Landrover überwiegend hochbeinige PS-Monster. Wenn ich die so sehe habe ich schon ordentlich Muffensausen. Beim Briefing dann noch eine kurze Schrecksekunde, als Len verkündet, jedes Dieselfahrzeug müsse min. 200l Sprit an Bord haben (die Benziner sogar 280l). Bei der Anmeldung war nur von 160l die Rede und genau die haben wir auch dabei: 120l im Tank und 2 Kanister auf dem Dach. Len fragt daraufhin gleich, ob wir den weißen Fortuner fahren würden, da bei diesem Wagen tatsächlich 160l ausreichen würden, weil der Motor sehr sparsam ist. Demnach hat auch Len schon die Fahrzeuge inspiziert und keinerlei Einwände gegen unseren tiefergelegten Fortuner. Das beruhigt zwar, aber das Lampenfieber bleibt.
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26 Feb 2015 14:55 #375010
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10.Tag (Mo. 29.12.2014)
Lüderitz – Namib Desert
172km


Um 8:00Uhr ist Treffpunkt auf der Tankstelle am Ortsausgang von Lüderitz. Hier quetscht jeder noch die letzten Tropfen Sprit in den Tank und alle Fahrzeuge werden mit Funkgeräten ausgestattet. Es handelt sich um leistungsstarke Geräte, die direkt an die Batterie angeschlossen werden und eine Reichweite von rund 100km haben. Sie sind so geschaltet, dass jeder jederzeit sprechen kann und dann von allen gehört wird.

Es geht los. Wir nehmen die letzten Kilometer Asphalt für lange Zeit unter die Räder. Rund 40km fahren zurück in Richtung Aus. Dann biegen wir nach Norden in Gravelroad zur Koichab Depression ab, der wir für weitere 40km folgen bevor für die nächsten 6 Tage nur noch reines Offroad fahren ansteht.

Bevor es weitergeht wird aber zunächst der Luftdruck auf 0,7bar reduziert. Mit so platten Reifen war ich selbst auf den berüchtigten Tiefsandstrecken Botswanas noch nie unterwegs.




Als Eingangsprüfung zur Tour kommt sofort eine größere Düne. Ich komme gut hoch und ohne Probleme über den Dünenkamm. Dann setzt aber mein Vordermann zurück und ich muss direkt am tiefsten Punkt einer Senke anhalten. Der Sand ist hier so weich, dass ich mich sofort eingrabe. Damit bin ich der erste, der auf dieser Tour freigeschleppt werden muss. Im Laufe der nächsten Tage wird es jeden etliche Male erwischen. Das Rausziehen wird zur Routine.

Nachdem die erste größere Düne geschafft ist, kommen wir in sehr kleinteiliges Gelände, mit niedrigen Dünen. Dieses Jahr wächst viel Gras und so ist die Fahrt sehr unruhig und hubbelig, da man permanent Slalom um die Grasbuckel fährt.

Mittags machen wir einen ausgiebigen Lunchbreak. Die Crew bereitet ein leckeres kaltes Buffet. Da kann man sich herrlich frische Sandwiches belegen. Der erste Eindruck von der Tourverpflegung ist ein sehr guter. Damit hatte ich allerdings auch fest gerechnet, denn Len, unser Tourguide und Chefkoch hat die stattliche Figur eines Sumo-Ringers.

An dieser Stelle bietet es sich dann auch an, ein paar Worte zu unserer Crew zu verlieren. Len ist der perfekte Tourguide: Souverän, ruhig, gelassen, motivierend, umsichtig – alles wichtige Attribute, die auf ihn zutreffen. Gute Kenntnisse der Natur und Geschichte der Namib-Desert. Er kann die Dünen lesen, wie ein Buch und findet immer die ideale Linie durch dieses Labyrinth aus Sand. Darüber hinaus ist er natürlich auch ein exzellenter Autofahrer. Luciano & Pearcy, die beiden Helfer, die den Besenwagen steuern sehen noch so jung aus, dass wir uns zu Anfang gefragt haben, ob die überhaupt schon einen Führerschein besitzen. Sie haben Ihren Wagen aber ebenfalls perfekt beherrscht und die meisten Bergungen der Tour gehen auf Ihr Konto. Die beiden versprühten ständig gute Laune und hatten sichtlich Spaß an ihrem Job und wir mit ihnen.

Bald nach der Mittagspause folgt die größte Herausforderung des ersten Tages. Es geht steil und kurvig in ein Loch hinunter, so dass es schwierig ist Schwung zu holen, um auf der anderen Seite wieder hinaus zu kommen. Der Landrover von Okkie hängt dann auch gleich fest und braucht mindestens ein Dutzend Anläufe, um heraus zu kommen. Len gibt dabei über Funk Anweisungen, so dass die Tour auch immer ein Offroad-Fahrkurs ist. Ich frage Len, ob wir das Loch nicht auch links herum umfahren können, denn da führt ein breiter Dünenrücken zu der Stelle, wo er auf uns wartet. Das wäre wesentlich einfacher, aber Len will, dass wir alle diese Prüfung absolvieren. Insgesamt hängen 4 Fahrzeuge in dem Loch für einige Zeit fest und zu meiner Überraschung sind wir nicht dabei.



Weiter geht es durch niedrige Dünenfelder mit jeder Menge Bushmangras. Das Automatikgetriebe ist permanent am schalten und bei Temperaturen von 43°C wundert es mich nicht, als die Kontrolleuchte für die Getriebeöltemperatur aufleuchtet. Zum Glück fährt sich bald darauf wieder jemand fest und das Getriebe kann ein wenig abkühlen.

Wenn die Strecke zwischendurch mal leichter wird, gibt Len über Funk auch immer wieder Informationen zur Umgebung und zur Natur. Darüber hinaus dient der Funk zur Warnung vor gefährlichen Passagen und um mitzuteilen, ob nicht einsehbare Passagen frei oder besetzt sind.

Die Wüste ist nicht so tot, wie man denkt. Immer mal wieder sieht man Vögel und wir entdecken auch Strauße und Oryx.

Rund zwei Stunden vor Sonnenuntergang schlagen wir unser Lager auf. Ein traumhafter Platz. Eine große ebene Sandfläche zwischen den grasbewachsenen Dünen. Hier ist ausreichend Platz, dass jeder ein bisschen Privatsphäre hat. Die Crew errichtet sofort das zentrale Camp, zu dem der Esspavillon mit Windschutz, ein Duschzelt, ein Toilettenzelt und das Lagerfeuer gehören. Das Wasser für’s Duschen muss jeder selbst mitbringen, kann es aber gegen am Lagerfeuer erhitztes Warmwasser eintauschen. Die Toilette ist nur für die Frauen. Wir Männer müssen mit der Schaufel auf Wanderschaft gehen; das Toilettenpapier muss eingesammelt oder verbrannt werden.




Es ist angenehm, dass wir so frühzeitig im Camp sind. So kann man nach der aufregenden Fahrerei ein wenig entspannen. Die Kids nutzen die Gelegenheit zum spielen.



Zum Unterhalt der Küche müssen alle Teilnehmer beitragen. Das heißt, jedes Fahrzeug muss im Laufe der Tour zwei Säcke Feuerholz und 20l Wasser bei der Küche abliefern. Da wir unser Feuerholz auf dem Dach transportieren müssen und ich unseren Schwerpunkt so schnell wie möglich verringern will, gebe ich unser Feuerholz gleich heute ab. Die Idee hatten noch Mehrere, aber ich war glücklicherweise schneller.

Wir haben uns ein schönes Plätzchen am Rande der Sandfläche, am Übergang zu den Dünen gesucht. Zum Sundowner steigen wir auf einen nahe gelegenen Dünenrücken und genießen den ersten richtig schönen Sonnenuntergang in der Natur auf dieser Reise.




Der Fortuner hat sich deutlich besser geschlagen, als ich je vermutet hätte. Ich bin jetzt wesentlich entspannter, was die nächsten Tage angeht.

Das Dinner ist dann genauso lecker wie der Lunch. Gegrillte Hähnchenkeilen und Schaschlik mit griechischem Salat und Gemsquash. Danach genießen wir an diesem lauen Abend noch ein paar GinTonic bzw. Savanna, bevor wir müde ins Zelt krabbeln.
Letzte Änderung: 26 Feb 2015 16:52 von Topobär.
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