Fahrt von Kasane/Botswana nach Vicotoria Falls Town/Simbabwe mit dem Taxi oder
Im Rausch des Regenbogens
Da wir uns am Fluss befinden und es hier so grün und dicht bepflanzt ist, gibt es viele Vögel, die uns im Morgengrauen wecken und mit zunehmender Helligkeit immer munterer und lauter werden.
Die Autoübergabe, die statt 10 Uhr schon 8 Uhr stattfindet, gestaltet sich problemlos. Es gibt eine kleine Irritation wegen unseres sechsten Rades auf unserem Dach, die durch eine kurze Erklärung behoben wird. Wir finden uns nicht gleich damit ab, jetzt so ohne fahrbaren Untersatz zu sein.
Statt 11 Uhr werden wir 10 Uhr von einem Taxi abgeholt, das uns über die Grenze nach Victoria Falls Town bringen soll. Nun ist unser Zeitplan völlig durcheinander geraten. Hektisch packen wir unsere restlichen Sachen zusammen. Ich verliere den Überblick, weil zwischendurch die fertig gepackten Koffer, Beutel und Tüten ins Taxi gebracht werden. Mit bleibt nur noch übrig zu schauen, ob wir nichts vergessen haben, in der Hoffnung, die anderen Sachen im Taxi vorzufinden. Hannes hat das Finanzielle zwischenzeitlich erledigt und einige Minuten später sitzen wir in einem Großraum-Taxi mit unserem ganzen Hab und Gut und sehen unserem nächsten Abenteuer mit Spannung entgegen. …das schneller kommt als wir denken…
…denn in der Zwischenzone zwischen Aus- und Einreise bekommen wir von unserer Fahrerin mitgeteilt, dass wir das Auto wechseln müssen. Wir bekommen große Augen. Aber es hilft nichts. Nach den Grenzformalitäten räumen wir das Auto wieder aus. Uns hilft ein Mann namens Adolf, der uns wiederum an einen Simbabwer übergibt, der gerade damit beschäftigt ist, das Gepäck zwei weiterer Fahrgäste in den Kofferraum eines Mittelklassewagens zu verstauen. Hannes macht dem Fahrer klar, dass zumindest unsere Koffer noch in den Kofferraum müssen. Also werden einige Sachen wieder ausgeladen und unsere Koffer sind bald verstaut. Die Restsachen werden überall im Auto verteilt, so dass wir eingequetscht hinten zu dritt mit Gepäck zwischen und auf unseren Beinen die Fahrt verbringen müssen. Endlich sind wir fahrbereit und die Fahrt kann beginnen. Diese dauert nicht lange, da uns bald mitten in der Prärie ein Grenzpolizist anhält. Wir sind misstrauisch. Der Fahrer steigt aus und beide gehen hinters Auto. Unsere Gepäcklage lässt zumindest mir die Bewegungsfreiheit zu, ich umzudrehen. Ich kann gerade noch sehen, wie ein Geldschein von einer in die andere Hand wechselt. Korruption! Wir sind in Simbabwe, dem Land der Korruption, welches gerade von seinem vergreisten und halbverrückten Diktator Robert Mugabe gewaltsam zugrunde gerichtet wird.
Also, unser Geld ist durch folgende Hände gegangen: Wir haben 55 € p. P. an die Taxifahrerin in Botswana gezahlt. Diese hat beim Autowechsel an der Grenze einen Betrag an „Adolf“ weiter gegeben, der wiederum einen fraglichen Betrag an unseren jetzigen Fahrer bezahlt hat. Dieser musste nun von dem Restbetrag den Grenzer schmieren. Aha.
Victoria Falls Town liegt etwa 60 km entfernt von der Grenze. Dank des wenigen Grenzverkehrs, der relativ gut erhaltenen Asphaltstraße und der umsichtigen Fahrweise unseres Taxifahrers steigen wir nach eineinhalb Stunden Fahrt bei der Ilala Lodge aus, unserem letzten Ziel unserer Reise.
Wir beschließen heute Nachmittag die Victoriafälle anzuschauen, die 1853 als erster Europäer von Dr. David Livingstone entdeckt wurden, benannt nach seiner damaligen Königin Victoria.
Vor uns liegt ein Fußmarsch von zehn Minuten in glühend heißer Mittagshitze. Bald kommen uns die ersten Händler entgegen mit geschnitztem Holzwerk, andere verkaufen Regencapes – dabei steht kaum eine Wolke am Himmel. Nichts ist zu hören. Und hier soll ein riesiger Wasserfall sein? Wenig lässt auf die 108 Meter tiefe Schlucht schließen, in die sich der Sambesi über eine Breite von 1700 Metern hinabstürzt. Nur ein leichtes Rauschen ist zu hören. Wir biegen einmal ab, dann ein zweites Mal und dann geben die Bäume plötzlich den Blick auf die Victoriafälle frei. Hier kommt das Auge mit dem Verarbeiten der Bilder nicht mehr hinterher: Der Fluss schießt direkt hinter der Absperrung über die Bruchkante. Die Hänge der Kluft fallen senkrecht ab und sind doch dicht bewachsen mit üppiger Vegetation. Die tosende Gischt am Grund steigt wieder nach oben, bis zu den wenigen Wolkenkissen am Himmel.
Beide Seiten der Schlucht werden obendrein durch die Spektralfarben eines Regenbogens verbunden. Je nachdem, wie das Licht einfällt, liegen gleich zwei übereinander. Der Anblick verschlägt uns den Atem!
Wir wollen die Victoriafälle von jedem Blickwinkel anschauen und gehen alle 15 View Points ab. Die immerfeuchte Luft der Fälle lässt hier sogar tropischen Regenwald gedeihen. Lianen hängen herab und Affen springen durch die Bäume. Ein Warnschild weist auf die schlüpfrigen Steine an manchen Aussichtspunkten hin. Dann geht eine Gischtwolke auf dem Weg nieder, heftiger als jede Dusche. Die Aussicht von hier macht nass bis auf die Haut. Da helfen auch unsere gemieteten Capes nicht mehr. Der letzte View Point lässt einen Blick auf die 128 Meter hohe Victoria Falls Bridge zu, ein markantes Denkmal britischer Kolonialarchitektur, die Simbabwe mit Sambia verbindet.
Unsere Füße und Beine beginnen zu schmerzen. Wir sind darüber etwas verwundert. Stimmt! Wir haben ja die letzten drei Wochen nur im Auto gesessen und die 5 km Fußmarsch haben unsere Muskeln und Sehnen überfordert.