Ein ruhiger Tag im Okavango-Delta (Sonntag, 24.8.3014)
So, die erste Nacht im Zelt liegt hinter mir! Schööööön war’s –trotz leichtem Linksdrall
, weil ich natürlich nicht so wirklich auf einen ebenen Platz geachtet hatte beim Aufbau (Anfängerfehler - dabei habe ich immer noch einen Griechenlandurlaub im Kopf, bei dem ich mich jeden Morgen zur Hälfte außerhalb des zwangsweise in Hanglage aufgestellten Zeltes wiedergefunden hatte – einfach runtergerutscht in der Nacht!). Die Temperaturen waren moderat und ich hatte es kuschelig warm mit meinem Th..-Unterhemd unter dem Schlafanzug (nichts hasse ich mehr als wenn ich mich bis zum Hals zudecken muss....)
Nachts ist es strikt untersagt, das Zelt zu verlassen. Nachdem ich in meinem Übermut den äußersten Platz gewählt habe, neben dem es nur noch Schilf, Wasser und sonst nichts, bzw. ganz viel, aber Unsichtbares gibt, kommt mir das Verbot sehr entgegen. Zumal nachts einer meiner Spezialfreunde mampfend am Rand des Camps entlang schlurft
....
Wenigstens habe ich das Campfire im Blick – und sobald dieses brennt oder man die Guides hört, darf man raus (und hechtet dann natürlich sofort auf die Toilette). Danach schnell eine kleine Fotorunde – ich bin wie schon in Maun fasziniert von der liegenden Mondsichel.
D.T. röstet Brot auf dem Grill und wir bedienen uns im fahlen Morgenlicht am Mokoro-Büffet. Es gibt verschiedene Aufstriche, Kaffee (Pulver mit heißem Wasser), Tee, Cornflakes, Milch.
Die Poler sitzen etwas abseits – es sind übrigens zum Teil Cousins von D.T., alles ganz junge, nette Burschen (außer natürlich dem Headpoler Alco, der ist älter, aber irgendwie zeitlos – ich könnte sein Alter niemals schätzen). Der Plan für heute ist ein ganz unaufgeregter: morgens eine Mokorofahrt mit Ziel „andere Insel“. Dort ausgedehnter Bushwalk , dann „daheim“ Lunch und Mittagspause und nachmittags noch mal eine Sunset-Fahrt. Klingt sehr gut, denn uns ist alle danach, mal ein bisschen zu relaxen. Bisher hatten wir doch ein recht straffes Programm mit so viel Neuem – das will erst mal verarbeitet werden.
Zehn vor Sieben geht die Sonne auf
Bei wunderschönem Morgenlicht geht es kurz nach 7 Uhr los
Übrigens: Der junge Herr ganz links musste kurz nach der Abfahrt nochmal kurz an Land zum Umkleiden - er war doch tatsächlich in den Okavango gefallen bei einem etwas übermütigen Manöver
! Für seine Kollegen natürlich DAS Highlight und DER running gag des Tages!!!
Wieder genieße ich die Stille und das sanfte Dahingleiten, Ch. ist eifrig damit beschäftigt, Selfies zu schießen und Filme zu drehen, die sie sich dann sofort mit Ton anschaut (zum Glück gabs ja nicht so viele störende Geräusche aufzunehmen).
Durch das wechselnde Licht gibt es immer wieder neue Eindrücke
Nach einer halben Stunde sind wir an unserem Ziel
und schlagen uns unter Führung von Alco und Spencer in die Büsche.
Ich bin von der Ursprünglichkeit dieser Insel begeistert, vor allem die weiten offenen Flächen, übersät mit Elefantendung beeindrucken mich.
Wir bekommen einiges erklärt - woran man erkennen kann, ob ein Elefantenbulle oder eine Kuh seine Ausscheidungen hinterlassen hat (kommt auf die Distanz zwischen Pinkelsee und Elefantenknödel an – kurz=Kuh, lang=Bulle – eigentlich logisch), wer wohin gelaufen ist usw.....
Sehen tun wir aber den ganzen Tag über keinen einzigen der Protagonisten – so viel sei schon mal verraten!!! Darüber sind wir höchst erstaunt. Ja – erstaunt, nicht enttäuscht, denn wir hatten sowieso nicht damit gerechnet. Aber es ist einfach unglaublich, wie gut sich die ganzen Verursacher der „droppings“ und „tracks“ verstecken!!! Sie müssen doch irgendwo sein – aber wo???
Dafür gibt es aber Bäääds und Landschaft!
Hadeda Ibis
Crested Barbet
Little Bee-Eater getarnt
Landschaft
Am Treffpunkt erwarten uns schon die Jungpoler (Daniel cool wie immer
!)
und es gibt den obligatorischen Fruitbreak.
Von den Schalen und Obstabfällen wird übrigens nichts liegengelassen – auch wenn wir Europäer sagen würden, das verrottet doch eh als Kompost – nein, das kommt nicht von hier und bleibt deshalb auch nicht hier! Danach schippern wir heim – dabei entdecke ich noch dieses herrliche Nest-Konstrukt!
Daheim auf unserer Insel (man kommt nicht umhin, sich ein bisschen wie Robinson und Freitag zu fühlen.....) werden wir von D.T. mit leckeren Spiegeleiern, Würstchen usw. – alles überm Campfire zubereitet, empfangen. Mhhhh, das schmeckt so was von gut!!! (
Achtung: das Tablet auf dem zweiten Foto wurde nicht zum Servieren verwendet.....
)
Die Mittagspause nutzen wir zum Duschen, In-den-Himmel-und-aus-dem-Zelt-Schauen, Jo nimmt am VHS-Kurs „Mokoro for beginners“ teil (erfolgreich – alle warten, dass er reinfällt, aber er tut uns den Gefallen nicht!).
Unser Sanitärbereich
(links Dusche, rechts Toilette):
Nach Kaffee und Keksen geht es nach 16 Uhr wieder los – geplant war eigentlich nur eine Fahrt ohne Walk, aber Alco und Spencer scheint es keine Ruhe zu lassen, dass wir keine Tiere gesehen haben. Also legen wir noch mal an einer anderen Insel an. Dumm nur, dass einige Sandalen anhaben, denn hier geht es durch dunkelgrauen, fiesen Matsch. Fotos hab ich keine gemacht.... Auch hier sehen wir viele Spuren, aber keine Tiere!
Stopp – das stimmt natürlich nicht ganz – Vogel geht immer:
White faced Duck (zum 1.Mal bewusst wahrgenommen – ich finde sie sehr hübsch!)
Wieder ein African Jacana auf Kollisionskurs
African Fish-Eagle (Pflicht – denn so heißt ja unsere Tour)
Wieder fahren wir mal auf weiten, offenen Wasserwegen, mal auf engen, vorbei an knorrigen Bäumen, Palmen, Papyrus......
Alco bastelt unterwegs noch die obligatorische Kette aus den Waterlilys,
den Hut dagegen kannte ich noch nicht.
Alco ist eine ganz besondere Art Mensch – sehr liebenswürdig und irgendwie haben wir den Eindruck, dass er trotz immer wieder bimmelnden Handys am Gürtel nicht so ganz in dieser Welt des Tourismus angekommen ist. Spencer unterstützt ihn immer wieder in seiner Rolle als Headpoler und dem, der hier im Delta für die Reisegruppe das Sagen hat, er schiebt ihn in den Vordergrund und lässt ihn vieles erklären – nur so richtig wohl scheint sich Alco dabei nicht zu fühlen. Das lässt sich an Körperhaltung, verlegenem Lächeln und Stimme ablesen – vermutlich wäre er zehnmal lieber alleine mit seinem Mokoro hier unterwegs....
Um 18 Uhr sind wir wieder daheim und werden von D.T. lecker bekocht (auch wenn ich nicht mehr weiß, was es war – gut geschmeckt hat es immer!).
Am Campfire lege ich mich dann zum ersten Mal mit Jo. an. Dazu muss man sagen, dass Jo. und Je. ja beide aus der Reisebranche kommen – wobei Je. ihr recht großes Wissen vor allem über Süd- und Ostafrika sehr sympathisch und kompetent rüberbringt, Jo. dagegen eher der Typ „Verkäufer“ (böse Zungen sagen auch „Schwätzer“) ist und uns damit doch ein bisschen on the cookie goes (zumindest wir drei Süddeutschen empfinden das einhellig so). Ich denke oft: Mensch, ist doch nicht schlimm, wenn du das nicht weißt, aber dann halt lieber die Klappe. Wobei ich es auf der einen Seite ja toll finde, wie freundlich, nett, engagiert und begeistert er bei der Sache ist – bereits nach 2 Wochen ist er im „Wir-Modus“ (er spricht also ständig im Namen von Bush Ways) , auf der anderen Seite aber doch öfters an den Spruch „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ denken muss (ohne dabei zu vergessen, dass dieser auch manchmal für mich gilt......).
Also, es geht darum, dass Ch. überlegt, ob sie doch noch weiter mit uns fährt nach dem Delta und sie ihre Wunschziele auflistet. Da sie vor allem in die Nxai-Pan und in den Makgadikgadi will, passt unsere Route aber nicht (und im Chobe war sie eh schon). So kommen wir auf die Bush Ways Routen im Allgemeinen zu sprechen und Jo. will mir doch tatsächlich verkaufen, dass diese auch in den Makgadikgadi NP führen. Da hat er sich aber die falsche Gesprächspartnerin ausgesucht!! Erstens habe ich die Touren ziemlich genau im Kopf und zweitens hatte ich mich eh schon irgendwo mal drüber gewundert/geärgert, dass man damit wirbt, dass man durch den Makgadikgadi NP kommt, obwohl man nur die Transitstrecke fährt (im Zusammenhang des Besuchs der Nxai-Pan, wo tatsächlich auch übernachtet wird). Ich glaube, dieser Satz ist inzwischen gelöscht, zumindest hab ich ihn nicht mehr gefunden in den diversen Portalen. Egal, ich schweife ab: Jo. behauptet steif und fest: „Wir (damit ist natürlich nicht unsere Gruppe gemeint) übernachten auch im M.“. Ich bleibe dickköpfig bei meiner Meinung NEIN.... Ich höre, wie er leise zu Je. sagt: Ich hab die Tourpläne doch alle dabei, die hol ich jetzt mal!“. Nach einiger Zeit kommt er aus seinem Zelt zurück, setzt sich auf sein Campingstühlchen und das Thema M. hat sich stillschweigend erledigt.
Ich war von Anfang an nicht 100%ig begeistert darüber, dass wir Mitarbeiter an Bord haben werden, denn solche Sonderrollen sind für eine Reisegruppe oft ein Problem (verstehen tu ich es natürlich, dass sie in unsere Tour gesteckt wurden, weil einfach noch viel Platz frei war). Leider gab es deshalb zwischendurch auch tatsächlich immer mal wieder ein paar kleine Missstimmungen (die wir aber mit einem doofen Touristen an Bord auch und vielleicht sogar viel mehr gehabt hätten, also Schwamm drüber) und am Ende dann noch einen etwas größeren Ärger (ich werde berichten!).
Trotzdem haben wir noch einen netten Abend (ich spendiere meine in Maun erworbene Flasche Rosé) und sind alle der Meinung, dass der heutige Tag perfekt war, um zu entspannen und gefühlsmäßig tief in das Naturwunder und 1000.Unesco-Welterbe Okavango-Delta einzutauchen.
Ich schlafe wieder selig auf meinem schiefen Matratzenlager ein und nutze in der Nacht zum ersten Mal (unfallfrei) mein privates Mini-Pissoir
Uriwell (Casimodo, das ist der Sanitärtrakt für Arme
) . Sehr empfehlenswert für alle, die auch mit dem Campinggedanken liebäugeln und sich dabei über das nächtliche Ausgangsverbot Sorgen machen!