Let the drama begin, Baby
wie schon gesagt, werden wir nun afrikanisch abgeschleppt. Wir sitzen gemütlich in der Bar der Nata-Lodge und trinken nochmals einen Sundowner, obwohl die Sun schon down ist. Aber Fleur ist es schließlich auch und verdrückt ein paar Tränchen.
Uns wird gesagt, der Fahrer wäre in der Nähe von Francistown und würde ca. 2 Stunden benötigen. Tja, dann müsste er gegen 18 Uhr da sein, sagt das Deutsche in uns. Aber wir sind ja schließlich in Afrika.
Ab 18 Uhr sitzen wir brav im Landy und warten und warten und warten.
Die Security schleicht um uns herum, die Gäste gehen langsam zum Dinner und wir warten.
Gegen 19:30 Uhr dann endlich die Erlösung. Ein langer schlaksiger Kerl steigt aus und beginnt, unseren Landy auf seinen Abschlepper zu ziehen. Dies geschieht mit einem lautstarken Getöse, was sämtlliche Angestellte und auch Gäste animiert, sich das Spektakel mal anzuschauen. Mitleidige Blicke und auch nette Kommentare später ist Landy hoffentlich fest und sicher verzurrt und wir können starten.
Während der kommenden Fahrt verstehen wir auch, warum Fahren in der Dunkelheit so gefährlich ist. Fleur flüstert mir zu: wie schnell fahren wir eigentlich? Keine Ahnung, der Tacho funzt nicht, steht immer auf Null und den Fahrer können wir nicht fragen, da er während der Fahrt ständig mit simsen beschäftigt ist.
Zielsicher schafft er es
nicht, den Potholes aus dem Weg zu gehen und die Rindviecher auf der Strasse machen es auch nicht leicht. Irgendwann hält er am Strassenrand, um mit einem Abschleppkumpel zu quatschen, der gerade einen ziemlich neuen aber demolierten Daimler aufliest. Da war wohl ein Rindvieh zu viel im Weg.
Aber wir haben ja Zeit, wir sind in Afrika
Der Blick auf den Tank sagt, zwischen viertel und Reserve, ob das noch bis Francistown reicht?
Ich (Chefe) frage: are you sure, we will reach Francistown with this empty tank?
Abschlepper: no problem, don´t worry.
Ah jetzt ja! Chefe lässt nicht locker, als Abschlepper an einer Tanke einfährt. Ein kurzes Schwätzle mit dem Tankwart und dann wird weitergefahren. Auf unsere Frage hin erwidert er nur kurz und knapp: no diesel. Ah jetzt ja! Abschlepper: but not problem, don´t worry.
Wir fahren weiter, unzählige Kilometer mit Potholes und Rindviechern. Fleur fallen immer wieder die Äuglein zu, aber ich ramme ihr dezent meinen Ellenbogen seitlich rein und verdonnere sie, wach zu bleiben. 3 paar Augen sehen mehr als zwei.
Irgendwann, nach unserer nächsten Nachfrage, eine weitere Tankstelle, allerdings ziemlich dunkel. Unser Abschlepper steht minutenlang auf der Hupe. Irgendwann kommt eine dicke Mama raus und gestikuliert wild und schimpft auf unseren Fahrer. Aber alles Hupen bringt nichts, no diesel – closed.
Also weiter mit den Potholes und Rindviechern.
Die Fahrt zieht sich, wir haben noch nichts Gescheites im Magen und die Laune ist am Tiefpunkt. Nicht jedoch die Laune unseres Abschleppers. Er simst und telefoniert (untermalt von seinen schrillen Schreien „jiha“....)....wir wollen nur heil ankommen und schnell ins Bett.
Vom Autovermieter wurde uns eine Campsite genannt, welche wir in Francistown ansteuern sollten. Diese liegt ca. 7 Km Rüttelpiste von der Hauptstrasse entfernt. Unsere Frage, ob der Diesel reicht, wird mal wieder bejaht...no problem.
Dann geht es links weg zur Campsite. Die Piste ist so grottenschlecht, der Abschleppwagen ächzt, unser Landy springt auf und ab. Wir drücken verspannt die Daumen, dass der Sprit reicht.
Dort angekommenn begrüßen uns die zwei Securities. Wir fragen, ob noch Platz ist und dies wird bejaht. Wir wollen nur schnell ins Bett, also hurtig. Wir sind müde und es ist zudem A-kalt. Unser Abschlepper steigt in seinen Karren und will ihn anlassen....nix passiert.
Ich frage: do we have another break-down? No, no diesel any more. Ah jetzt ja.
Fleur fragt noch, und was heißt das für uns? Tja, ohne Sprit kein Anlassen des Abschleppers und somit kein Ablassen des Landys. Es war 23:00 Uhr *arggggghhhhhhh
Nun beginnt folgende spannende Konversation:
Fleur: what´s your plan?
Abschlepper: I will call a friend to bring some diesel
Fleur: do you know one?
Abschlepper: no, I have to phone
Abschlepper telefoniert, Fleur klappert vor Kälte mit den Zähnen. Inzwischen haben wir uns Decken umgeworfen, da es in den Crocs und in der Jogginhose doch kalt ist. Es vergehen Minuten, die Security steht daneben und lächelt uns mitleidig an. Einer der Kollegen drückt Fleur noch einen Avis-Prospekt in die Hand, während ich mir die dunkle Campsite anschaue.
Einige Zeit später:
Fleur: did you find a friend?
Abschlepper: Yes
Fleur: and is he on the way?
Abschlepper: he has to organize some diesel
Das kann ja heiter werden. Wieder vergeht einige Zeit, Fleur wird immer grätiger. Nix zu Essen und dann net mal ein Viertele schlotzen können.
Fleur: what´s your update?
Abschlepper: oh my friend is on the way.
Fleur: when will he be here?
Abschlepper: soon!
Fleur: how do you define soon?
Chefe: how many KM is Francistown away? 20?
Abschlepper: yes, not fahr, he will be here within short
Wir frieren immer mehr und nix passiert. Irgendwann dann:
Fleur: where is your friend?
Abschlepper telefoniert und sagt: he´s lost.
Jetzt hat sich der Depp auch noch verfahren.
Um es kurz zu machen: er kommt gegen 23:45 Uhr. Hat einen Kanister dabei *jubel der auch noch Diesel enthält *jubel aber moment: wie soll die Karre ohne Einfüllstutzen betankt werden?
Aber wir sind ja in Afrika. Unser Abschlepper schneidet kurzerhand eine PET-Flasche auseinander und unter Mithilfe des Diesel-Bringers und der zwei Securities wird unter munterem Geplapper und Gelächter die Karre betankt. Sch...egal, dass dabei der Diesel über die Hände der Jungs und auf den Boden fließt. Alle haben ihren Spaß, ausser unsereiner. Klar, für die Securities ist es mal eine unterhaltsame Nacht.
Als klar ist, dass der Landy doch noch abgelassen werden kann, bitten wir den Fahrer, uns im Eingangsbereich der Campsite runter zu lassen. Uns ist es wurscht, wo wir stehen, hauptsache schnell und ebenerdig. Die Jungs der Security haben nichts dagegen und so wird der Landy mit riesigem Krach runtergelassen. Zum Glück sind wir die einzigen Gäste.
Kaum ist der Landy abgelassen, wird das Auto des Diesel-Bringers aufgezogen (ebenfalls unter großem Lärm) und wir schlagen unser Dachzelt auf und sind sofort im Bett. Nicht ohne den Abschlepper auf ein pünktliches Erscheinen (der Blick von Fleur ließ keine Zweifel übrig) hinzuweisen. Die Jungs der Security wünschen uns eine gute Nacht und versprechen auf uns aufzupassen.
Noch nie haben wir so sehr gefroren wie in dieser Nacht....trotz dicker Bekleidung und diverser Decke. Fleur und ich kuscheln so eng wie schon lange nicht mehr zusammen und versuchen zu schlafen, doch wir werden nicht richtig warm.....gute Nacht!