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THEMA: Unterwegs in ZIM / BOT im letzten Frühjahr
16 Nov 2010 16:02 #162733
  • leofant
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  • leofant am 16 Nov 2010 16:02
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Liebe Fomis,

hier ist nun der 1. Teil meines Reiseberichtes vom Frühjahr 2010.
Wir waren unterwegs im Hwange, am Chobe, in Savute, am Kwando und
im Delta.
Die nächsten Teile folgen noch. Ich hoffe der eine oder andere hat
Spaß beim lesen :)
Ich habe auch versucht ein paar Fotos einzubinden, ich bin gespannt
ob es klappt.

Gruß Walter

Die Anreise

Wenn ich eine Reise nach Afrika plane, dann ergeben sich einige Ziele durch meine eigenen Recherchen, einige durch Tipps von erfahrenen Afrika Besuchern (z.B. in diesem Forum) oder sogar durch TV Sendungen, andere ergeben sich durch Zufall. So war es auch mit unserem Besuch des Hwange Nationalparks. Im Oktober 2009 lernte ich bei einer Veranstaltung Beks Ndlovu kennen. Er ist in Zimbabwe in der Nähe des Hwange Nationalparks geboren und aufgewachsen. Während er in seiner Kindheit noch damit beschäftigt war die Elefanten von den Feldern zu vertreiben, hat er sich inzwischen seinen Traum erfüllt, ein Zeltcamp für Touristen im Hwange Nationalpark aufzubauen. Inzwischen ist er Teilhaber an weiteren Camps in Zimbabwe / Botswana, und bereist Europa um seine Unterkünfte zu vermarkten.
Da der Hwange Park nicht all zu weit von den Victoriafällen entfernt liegt und diese sich wiederum nur eine Autostunde von der Lodge unserer Freunde Gabi und Phil befinden, war mein Interesse geweckt. Die kurze Fotoshow von Beks hatte mich in ihren Bann gezogen, und spätestens als er ein Bild vom Pool des Somalisa Camps zeigte, das die dort lebenden Elefanten inzwischen zur Tränke umfunktioniert hatten, wurde aus meinem Interesse schlagartig der feste Wunsch diesen Platz zu besuchen. Damit war die erste Station unserer nächsten Reise eigentlich schon klar. Außerdem wollte ich noch einmal in eine Region, in der die Chancen für die Sichtung von Wildhunden gut sind. Diese vom Aussterben bedrohten Tiere hatte ich letztes Jahr im Kwara Gebiet leider um drei Tage verpasst.
Nachdem die Reise in meinem Kopf allmählich konkrete Formen angenommen hatte, ging es an die Planung der Details. Nach längerem Grübeln und viele E-Mails später wurde meine liebe Frau offiziell in die Pläne ihres „Forschers und Entdeckers“ eingeweiht. Es ist nicht so, dass sie nicht mitreden dürfte, aber glücklicherweise hat sie vollstes Vertrauen in die Planungen ihres Mannes und möchte immer erst das Endprodukt meiner Ideen kennen lernen. In diesem Fall war die Tour wie folgt geplant:

Flug von Frankfurt nach Johannesburg, Weiterflug nach Victoria Falls
Besuch des Hwange Parks (Zimbabwe)
Transfer nach Kasane (Botswana) und Aufenthalt in der Garden Lodge
Weiterfahrt zum Three Baobabs Camp und Besuch der Savute Sektion Transfer mit dem Buschflugzeug vom Savute Air Strip zum Kwando Lagoon Camp (hier hoffte ich die Wildhunde aufzuspüren)
Weiterflug ins Okavango-Delta zur Sandibe Lodge
Transfer nach Maun und Flug nach Johannesburg
Übernachtung und eine Stadtführung in Johannesburg am nächsten Vormittag
Rückflug nach Frankfurt

Der Vorschlag wurde von meiner Frau ohne einen Kritikpunkt akzeptiert. Vor Allem da ich einen Aufenthalt bei Freundin Gabi eingeplant hatte, war Ruth sofort mit den restlichen Zielen einverstanden.
Nach einigen weiteren Tagen waren die letzten Details geklärt und wir konnten uns Gedanken darüber machen, was wir so alles mitnehmen wollten und was wir noch organisieren mussten. Dabei geht es weniger um die Kleidung als um die Ausstattung der Reiseapotheke, die benötigten Impfungen oder um die Anzahl der Speicherkarten für die Fotoapparate.
So rückte der Tag unserer Abreise immer näher, meine Vorfreude wurde immer größer, und dann brach auf Island ein Vulkan mit dem schönen Namen Eyjafjallajökull aus. Zunächst war das nichts problematisches, aber plötzlich breitete sich die Aschewolke über halb Europa aus und legte den Flugverkehr lahm.
Es war Freitag und der Frankfurter Flughafen wurde geschlossen. Am folgenden Dienstag sollte eigentlich unser Flug ins Abenteuer starten, aber jetzt hatten wir den Nervenkitzel schon früher als erwartet. Fliegen wir – oder fliegen wir nicht? Es wurde Samstag, Sonntag, die Diskussionen um die Sperrung des Luftraums gingen weiter, am Montag war klar, dass unser Flug nicht starten würde, das war eine herbe Enttäuschung! Irgendwie gelang es uns, eine gewisse afrikanische Gelassenheit an den Tag zu legen, denn obwohl unser Reiseablauf gerade äußerst ungewiss wurde, sahen wir ein, dass wir keinerlei Einfluss auf das Geschehen in den nächsten Tagen haben würden. Petra versuchte alles, was in ihrer Macht stand, aber wir standen jetzt auf der Warteliste und die nächste sichere Möglichkeit für uns nach Afrika zu fliegen war erst fünf Tage später. Allerdings nur, wenn der Vulkan sich bis dahin gnädig zeigen würde.

Jetzt ist es Mittwoch, ein Tag nach unserem verhinderten Aufbruch, wir sind ganz normal zur Arbeit gegangen und harren der Dinge, die da kommen. Um 11:00 Uhr klingelt das Telefon im Büro, Petra ist am Apparat. „Fahr sofort nach Hause, packt eure Sachen und macht euch startbereit, ihr müsst um 13:00 Uhr am Flughafen sein und euer Gepäck aufgeben!“ Mein Herz macht einen Sprung. „Wie hast Du das denn geschafft?“ „Tja, ich kann halt zaubern.“ Ich stelle keine weiteren Fragen, informiere meine Kollegen, schreibe noch E-Mails an alle, die in Botswana auf unsere Ankunft warten, schalte den PC aus und ab geht es zur S-Bahn. Ruth ist bereits informiert und wir treffen uns zuhause. Dann werden die letzten Kleinigkeiten in die Seesäcke gepackt und bald darauf fahren wir zum Flughafen. Hier herrscht noch nicht viel Betrieb, denn das Flugverbot wird erst um 14:00 Uhr aufgehoben und natürlich dauert es seine Zeit, bis sich am Airport alles wieder normalisieren wird. Wir warten nicht lange, dann erscheint eine etwas übernächtigt wirkende, aber sehr freundliche Mitarbeiterin der SAA, nimmt unsere Seesäcke in Empfang und druckt uns die Bordkarten aus. Hurra, wir haben es geschafft!
Mit nur einem Tag Verspätung können wir unsere Reise nach Afrika doch noch antreten. Völlig entspannt fahren wir wieder nach hause, werden später von Petra abgeholt und dann geht es endgültig durch die Pass- und Sicherheitskontrollen. Mit wenigen Minuten Verspätung werden wir an Bord gelassen und bald darauf heben wir auch schon ab. Wir bestellen einen Rotwein, lehnen uns zufrieden zurück und sind einfach nur glücklich im Flugzeug nach Johannesburg zu sitzen. Mag der Vulkan jetzt ausbrechen wie er will, zumindest sind wir bis dahin weit weg. Und falls unser Rückflug nicht durchgeführt werden kann, dann bleiben wir halt bei Gabi und Phil in Botswana und warten ab was passiert.
Nach dem Abendessen gelingt es uns, zeitweise zu schlafen, und zehn Stunden später befinden wir uns im Anflug auf Johannesburg, Südafrika. Bleigrau hängen die Wolken über dem Land und wir landen bei dichtem Regen und rollen zum zugewiesenen Stellplatz. Dann steigen wir aus dem Flugzeug und sind froh, dass wir uns wieder etwas bewegen können. Während die meisten Fluggäste zur Passkontrolle gehen, laufen wir weiter im Transitbereich, denn wir haben noch einen Anschlussflug nach Victoria Falls. Wir kommen an einen Schalter und ich frage nach den Bordkarten für unseren Flug. Die Dame prüft meine Tickets und fragt, ob unser Gepäck direkt umgeladen wird. Dabei stellen wir fest, dass die Quittungsaufkleber für das in Frankfurt aufgegebene Gepäck fehlen. Wenn es jetzt verloren geht, haben wir keine Quittung, auf der die Codenummern vom Gepäck vermerkt sind. Dumm, dass mir das nicht schon beim Abflug aufgefallen ist! Na, jetzt ist es zu spät und ich bin zumindest froh darüber, dass wir immer eine Grundausstattung an Kleidung im Handgepäck haben. Wir erhalten die Bordkarten, kommen in den Abflugbereich und bestellen uns erst einmal ein Frühstück, denn wir haben noch Zeit bis zum Start. Wir schauen durch die riesigen Glasscheiben auf regennasse Flugzeuge und tief hängende Wolken, Südafrika hat uns in der Vergangenheit schon freundlicher empfangen! Allerdings ist Johannesburg nicht unbedingt ein Maßstab für die Regionen, in denen wir uns in den nächsten Tagen aufhalten werden. Schauen wir mal, was uns in Zimbabwe erwartet. Gemächlich laufen wir zu unserem Flugsteig, werden pünktlich aufgerufen und fahren mit dem Bus auf das Vorfeld zu unserem Flugzeug. Beim Aussteigen merken wir, wie kühl es hier ist. Man darf aber auch nicht vergessen,dass Johannesburg auf ca. 1.800 Meter Höhe liegt und dass die Jahreszeiten auf der Südhalbkugel genau entgegengesetzt den unseren sind. Statt Frühling wie bei uns in Deutschland hat hier schon längst der Herbst begonnen. Bald darauf schweben wir über den dicken Wolken bei Sonnenschein nach Norden und ich freue mich auf unsere erste Station in Zimbabwe.
Keine zwei Stunden später, der Pilot hat bereits den Sinkflug eingeleitet, haben sich die grauen Wolken unter uns weiß verfärbt und sehen lange nicht mehr so bedrohlich aus wie in Johannesburg. Unter uns gleitet eine grün-braune, sanft gewellte Landschaft vorbei. Die Maschine setzt auf und rollt zum Flughafengebäude, dann können wir aussteigen. Einige Fluggäste stellen sich in die Nähe des Jets und machen Erinnerungsfotos, einer inneren Eingebung folgend laufen Ruth und ich mit schnellem Schritt Richtung Eingang. So können wir uns in der Schlange vor der Passkontrolle ungefähr auf Position zwanzig einreihen. Mit uns ist eine japanische Reisegruppe geflogen, die werden jetzt von einer einheimischen Beamtin und der japanischen Reisebegleiterin in eine separate Spur eingewiesen. Unsere Reihe staut sich vor dem Schalter, dort sitzen zwei Uniformierte nebeneinander und schauen uns mit wichtiger Miene an. Die Menschen vor uns teilen sich auf, plötzlich wird am Schalter heftig diskutiert und alle Mann müssen sich ausschließlich auf der linken Seite einordnen. Wir sind erst einmal irritiert, dann wird das Bild klarer. Vor uns sitzen zwar zwei Beamte der Einwanderungsbehörde, aber jeder der beiden ist für eine andere Aufgabe zuständig. Während Nummer eins auf der linken Seite die Visagebühr entgegennimmt und eine Quittung ausschreibt, kontrolliert Nummer zwei auf der rechten Seite anschließend ob der Pass in Ordnung ist und fragt die Einreisenden, wie lange sie im Land bleiben wollen. Fallen die Antworten zu seiner Zufriedenheit aus, dann erhält man einen Einreisestempel. Im Gegensatz zu Johannesburg, wo man inzwischen mit den modernsten Geräten, wird hier alles per Hand erledigt und geht nur quälend langsam voran. Inzwischen brennt die Sonne durch immer größere Wolkenlücken vom Himmel und wir leiden in der Halle unter schwüler Hitze. Und trotzdem heißt es: gelassen bleiben, freundlich lächeln und keinesfalls den Unmut der Beamten auf sich ziehen, sonst dauert alles noch viel länger!
Etwa eine Stunde später sind wir tatsächlich am Schalter angekommen. Ich atme auf und lege das Geld für die Gebühren auf den Tisch. Der Beamte nimmt das Geld und will mir eine Quittung ausstellen, da merkt er, dass der Quittungsblock leer ist. Fassungslos schaue ich den Mann an, er hat keinen Ersatzblock hier, also steht er erst einmal auf und verschwindet in einem Büro. Damit kommt die ganze Einwanderungsprozedur zum Erliegen und ich erkläre den Leidensgenossen hinter uns, was gerade passiert ist. Kopfschüttelnd nehmen sie das Problem zur Kenntnis. Ich schaue ganz nach rechts, da steht immer noch die komplette Reihe der Japaner und sie haben sich – aus welchem Grund auch immer – noch keinen Millimeter nach vorne bewegt. Wo sind wir hier nur rein geraten? Ich weiß, dass es auch anders möglich ist. Vor drei Jahren sind wir auf dem gleichen Flughafen schon einmal eingereist. Wir kamen aus Namibia, unsere kleine Maschine hatte Verspätung und es war kurz vor 17:00 Uhr an einem Freitag. Damals hatten wir binnen fünf Minuten alle Formalitäten erledigt, vermutlich weil die Beamten schnell nach hause wollten. Endlich taucht der Beamte wieder auf, leider ist er aber im Büro nicht fündig geworden. Was nun? Müssen wir jetzt alle wieder zurück fliegen? Dürfen wir auf dem Rollfeld übernachten? Während ich mir so meine Gedanken mache, bewegt sich der Beamte gemächlich zum zweiten Schalter, vor dem die Japaner stehen. Nach einem längeren Gespräch bekommt er von seinem Kollegen einen neuen Quittungsblock. Wow! Unser Aufenthalt in Zimbabwe ist wieder in greifbare Nähe gerückt! Darf ich den Mann, der gerade den genialen Einfall hatte sich bei einem Kollegen einen neuen Block zu besorgen, jetzt an mich drücken und loben? Ich lächele ihn ermunternd an und tatsächlich bekommen wir nun die Quittung und dürfen zu seinem Schreibtisch-Nachbarn, der das ganze Drama ungerührt beobachtet hat. Er fragt uns nach der Dauer unseres Aufenthaltes, kontrolliert die Quittung seines Kollegen, der ja direkt neben ihm sitzt, und dann ist es soweit, wir erhalten einen Einreisestempel. Endlich können wir den Schalter passieren und unsere Seesäcke holen.
Toll, es hat also auch ohne den Gepäckschein geklappt, die Sachen sind in Victoria Falls angekommen und ich muss mir keine Gedanken mehr machen. Ein Helfer packt unser Gepäck auf einen Transportwagen und führt uns hinaus zum Parkplatz. Vor dem Eingang tanzen ein paar Einheimische mit umgehängten (künstlichen?) Leopardenfellen. Wir haben aber jetzt keine Lust auf Touristen-Folklore und gehen weiter zu unserem Minibus. Dort werden wir vom Fahrer begrüßt, alles wird im Wagen verstaut und wir fahren Richtung Hwange Park. Während der zweistündigen Fahrt auf einer recht guten Teerstraße komme ich mit dem Fahrer ins Gespräch, wir unterhalten uns über Land und Leute, die spezielle politische Situation in Zimbabwe erwähnen wir nur am Rand.
Es hat schwere Regenfälle gegeben in den letzten Tagen, links und rechts der Straße präsentiert sich der Bewuchs in sattem Grün. Eigentlich hätte die Regenzeit schon zu Ende sein sollen, aber in den letzten zwei Jahren hat sie sich anscheinend etwas nach hinten verschoben. Viele Einheimische meinen, man könnte auch im südlichen Afrika bereits die Auswirkungen des Klimawandels erkennen. Diese Aussage habe ich übrigens im Laufe unserer Rundreise an verschiedenen Orten gehört.

Somalisa

Gegen 16:00 Uhr erreichen wir das Main Gate also den Haupteingang zum Park. Der Hwange ist mit ca. 13.500 km² Fläche der größte Nationalpark Zimbabwes und bekannt für seinen Tierreichtum. Besonders Elefanten und Büffel kommen hier in großer Zahl vor, aber auch Giraffen, Zebras und viele Antilopenarten sind im Park zuhause. Natürlich findet man auch Löwen, Leoparden, Geparden, Hyänen und sogar Wildhunde, um nur die größten Jäger zu nennen.
Auf dem Parkplatz vor den Hütten der Ranger wartet bereits ein offener Jeep auf uns. Alfred, unser Begleiter für die nächsten zwei Tage begrüßt uns herzlich, der Minibusfahrer verabschiedet sich. Ihn werden wir schon übermorgen wieder treffen, denn unser Aufenthalt im Hwange Park ist durch den verspäteten Start in Frankfurt um einen Tag kürzer als geplant. Alfred will den Wagen starten, doch nichts passiert. Er probiert es ein paar Mal – erfolglos. Zu guter Letzt kommen uns zwei Parkangestellte zu Hilfe und wir schieben zusammen das Fahrzeug an. Ich finde es witzig, denn das gehört doch eigentlich zu einem richtigen Abenteuer dazu. Sofort fällt mir mein Lieblingsspruch ein, den ich bereits in früheren Berichten ausgiebig benutzt habe: „That´s Africa!“
Die Schranke des Parks wird geöffnet und wir fahren los. Laut Alfred werden wir – bedingt durch schlammige Pisten – ca. zweieinhalb Stunden bis zum Camp benötigen. Wir kommen also auf jeden Fall erst in der Dunkelheit an. Na dann wollen wir hoffen, dass Alfred auch bei Nacht den Weg nach Somalisa findet. Wir folgen der Sandpiste, mal kommen wir gut voran, mal schaukeln wir durch ausgewaschene Fahrspuren. Zwischendurch halten wir auch an, denn ein paar Motive finde ich immer.
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Im goldenen Licht steht ein abgestorbener Baum, in den Ästen hängen zahlreiche Nester der Webervögel. An einer anderen Stelle treffen wir auf eine Zebraherde, die Mähnen der Tiere werden von der tief stehenden Sonne angeleuchtet, es sieht aus als würden sie glühen. Einige Giraffen stehen am Wegesrand und betrachten uns von oben herab mit einem scheinbar fürchterlich gelangweilten Gesichtsausdruck. Ein Glanzstar sitzt auf einem Zweig und sein metallisch-blaues Gefieder leuchtet zu uns herüber, während am Himmel ein golden angestrahlter Raubvogel seine Kreise zieht.
Natürlich unterhalten wir uns auch mit Alfred, er ist uns sehr sympathisch und – wie viele Afrikaner die wir kennen gelernt haben – ein humorvoller Mensch und wir haben viel Spaß miteinander. Es wird langsam dämmerig, dunkle Wolken zeigen sich am Himmel, aber immer wieder blitzen die goldenen Strahlen der untergehenden Sonne durch. Die Landschaft um uns herum ist in ein stimmungsvolles Licht getaucht. Obwohl wir jetzt knapp 24 Stunden unterwegs sind, können wir diese zauberhafte Abendstimmung und das wunderbare Licht in uns aufnehmen. Wir haben einen harten Tag hinter uns, aber Afrika hat uns schon wieder mit Haut und Haaren aufgesogen!
Plötzlich ist die Sonne verschwunden und die Wolken haben Mond und Sterne verschluckt. Vor uns gabelt sich die Piste und verliert sich im hohen Gras, aber Alfred fährt ohne zu zögern weiter. Als Ruth ihn fragt, ob er wirklich weiß, wo er sich befindet, dreht er sich um, lächelt uns beruhigend an und sagt: „Nur noch eine Viertelstunde“.
Wir sind etwas skeptisch, denn eine afrikanische Viertelstunde kann richtig lang werden, aber ein paar Minuten später greift er zum Funkgerät und spricht mit jemandem. Dann fragt er uns: „Wollt ihr vor oder nach dem Abendessen duschen?“ Das klingt wie Musik in unseren Ohren. Wir antworten fast im Chor: „Erst duschen, dann essen!“ Er grinst und gibt unsere Antwort weiter. Wir fahren in der Grassavanne auf einen kleinen Akazienwald zu, plötzlich sehen wir Lichter am Rand des Wäldchens. Es scheint so, als hätten wir es gleich geschafft. Tatsächlich stoppen wir kurz darauf beim Camp und werden bereits von zwei Mitarbeitern mit einem Getränk erwartet. Wir springen aus dem Jeep und sind heilfroh, dass wir uns bewegen können. Kaum haben wir ausgetrunken, nimmt man unser Gepäck und wir werden zu unserer Unterkunft für die nächsten zwei Nächte geführt. Während das Hauptzelt mit Petroleumlampen beleuchtet ist, umgibt uns auf dem Trampelpfad zu unserer Unterkunft völlige Dunkelheit. Deshalb bleiben wir nah bei unseren Begleitern mit der Taschenlampe, denn immerhin befinden wir uns mitten in der Wildnis und man kann nie wissen auf wen man trifft.
Dann erreichen wir unser Zelt. Alles wurde bereits für unsere Ankunft vorbereitet.
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Wir betreten einen etwa 30 qm großen Raum, der mit einem Holzboden ausgestattet ist. Darin befindet sich ein großes Doppelbett mit Nachttischen auf beiden Seiten. Darauf stehen interessant geformte große Lampen, die mit Batterie betrieben werden, und tauchen alles in ein romantisches Licht. Auf dem Bett liegen Handtücher, die zu kunstvollen Formen drapiert wurden. Davor sehen wir einen alten Überseekoffer, wie er wohl zur Zeit der europäischen Entdecker benutzt wurde. Auf der anderen Seite des Zeltes steht ein aus Holz gefertigter Schreibtisch mit zwei Sesseln, daneben gibt es ein Regal aus Leinenstoff, hier liegen große Badetücher und weiße Bademäntel bereit. Wir sind absolut zufrieden mit dem, was wir hier vorfinden, verabreden mit unseren Begleitern, dass wir in einer halben Stunde wieder abgeholt werden, und dann sind wir allein in unserem Zelt.
Schnell packen wir ein paar Sachen aus und gehen erst einmal duschen. Wir öffnen die Rückwand des Zeltes und stehen in einem „Open-air Badezimmer“. Rundherum sind etwa zwei Meter hohe Äste als Sichtschutz in den Boden gerammt, über uns sehen wir die ausladenden Äste eines Mopanebaums. Auf der rechten Seite befindet sich die Toilette (mit Wasserspülung), daneben ein aus Metall gefertigtes Waschbecken, darüber ein Spiegel. Auf der linken Seite hat man eine Art Regentonne aufgehängt. Am Boden der Tonne befindet sich ein Brausekopf, also muss das unsere Dusche sein. Wir ziehen uns aus, das Wasser ist zwar angenehm warm, aber die Luft ist schon merklich abgekühlt und ab und zu trifft uns ein kalter Windhauch, deshalb sind wir in minutenschnelle fertig und kuscheln uns in die Bademäntel. Zurück im Zelt ziehen wir uns an und packen noch ein paar Sachen aus. Dann werden wir auch schon zum Abendessen abgeholt. Wir treffen auf eine vierköpfige Familie, die mit uns am Tisch sitzt. Sie stammen aus Zimbabwe und machen eine Rundreise durch das eigene Land. Dazu gesellen sich noch unsere Fahrer und ein Tracker (Spurenleser); so verbringen insgesamt neun Personen einen netten Abend mit gutem Essen und interessanten Gesprächen. Nach dem Abendessen setzen wir uns alle noch an die Feuerstelle, die nur ein paar Meter vom Pool entfernt ist. Nach gut zehn Minuten höre ich hinter meinem Rücken ein lautes Gluckern, wir drehen uns herum und da steht ein großer Elefantenbulle am Pool und stillt seinen Durst. Lautlos hat er sich „angeschlichen“ und zeigt sich nicht im Mindesten beunruhigt, als wir uns alle umdrehen um ihn zu bestaunen. Nach ein paar Minuten hat er genug getrunken und verschwindet geräuschlos in der Dunkelheit. Toll, es ist tatsächlich so, wie ich es bei Beks Präsentation gesehen hatte; wir sitzen hier direkt neben einer Elefantentränke und den Elis scheint unsere Anwesenheit absolut egal zu sein! Ich verzichte jedoch auf ein Foto, denn ich will den grauen Riesen nicht durch ein Blitzlicht irritieren. Man weiß ja nie wie er dann reagieren würde. Nach diesem Erlebnis überkommt uns die Müdigkeit und Alfred bringt uns zurück zum Zelt. Innerhalb von Minuten schlafen wir fest ein.
Mitten in der Nacht werden wir durch ein lautes Geräusch geweckt. Es ist nicht zu überhören, dass ein Elefant direkt neben unserem Zelt steht und Äste von einem Baum reißt um sie zu fressen. Ich schätze den Abstand zur Zeltwand auf maximal drei Meter, denn wir können auch die Kaugeräusche deutlich hören. Allerdings scheint er Verdauungsprobleme zu haben, in seinem Bauch rumort es laut und wenig später werden wir mit einer intensiven Duftwolke beglückt. Ich verzichte darauf unsere Zelttür zu öffnen um den Dickhäuter zu bitten, sich ein Stück zu entfernen. Lieber stecken wir den Kopf tief ins Kissen und benutzen das Laken als Geruchsfilter. Der ganze Auftritt dauert ungefähr eine halbe Stunde, dann können wir ungestört weiter schlafen. Wir beklagen uns nicht, schließlich haben wir die unmittelbare Nähe zur Natur gesucht und durften sie jetzt auch mit Ohren und Nase aufnehmen.

Am nächsten Morgen um kurz vor 06:00 Uhr wache ich auf und kann die ersten Vögel singen hören. Ich ziehe mich an, nehme den Fotoapparat und schleiche mich aus dem Zelt. Die Sonne ist noch nicht zu sehen, aber der Horizont erglüht bereits in einem faszinierenden gelb-orangen Licht, davor zeichnen sich Bäume und Zelte als schwarze Scherenschnitte ab; einige Wolken hängen am Himmel, manche schwarz, manche violett. Wie immer bietet die Natur ein perfektes Farbenspiel, das ich mir gern einige Minuten betrachte. Ich muss nur drei Schritte laufen und stoße auf frischen Elefantendung. Aha, hier stand der nächtliche Besucher. Meine Schätzung war richtig, noch nicht mal drei Meter sind es vom Zelt bis zu seiner Hinterlassenschaft. Ich streife noch einige Zeit durch den Busch, entferne mich aber nicht zu weit, im Morgengrauen sind vielleicht die Raubkatzen noch aktiv und denen möchte ich nicht unbedingt zu Fuß begegnen. Ich zähle sechs Zelte, also können maximal zwölf Gäste hier untergebracht werden. Alle Zelte sind am Rand des Wäldchens aufgebaut, so hat man überall einen schönen Blick auf die Savanne. In der Mitte stehen das Haupt- und das Küchenzelt, hier parken auch die Safarifahrzeuge. An der Rückseite der Gästezelte sind Solarzellen angebracht, die werden wohl für die Beleuchtung im Zelt gebraucht. Wenn man sich umschaut, braucht man nicht viel Fantasie um sich als echter Abenteurer zu fühlen, der irgendwo im afrikanischen Busch sein Lager aufgeschlagen hat. Und trotzdem muss man nicht auf Annehmlichkeiten, wie eine warme Dusche oder eine richtige Toilette mit Wasserspülung, verzichten.
Als ich zum Zelt zurückkehre, ist meine Frau bereits wach. Wir waschen uns und laufen dann gemächlich zum Hauptzelt. Hier herrscht schon Betriebsamkeit, denn das Frühstück wird vorbereitet. In der Nähe des Küchenzeltes sitzen einige Gelbschnabeltokos, von den Einheimischen „Fliegende Banane“ genannt, und warten auf ihren Anteil. Den gibt es bald in Form von einer Art Zwieback. Während wir uns Cornflakes bzw. Müsli und Kaffee genehmigen, hüpfen die Vögel ohne große Scheu um uns herum und versuchen sich gegenseitig die größten Stücke abzujagen.
[2010_09]
Dann geht es endlich hinaus in die Wildnis. Leider ziehen immer mehr Wolken auf und ich habe kein gutes Licht um zu Fotografieren, aber natürlich besteht eine Pirsch nicht nur aus Fotos, sondern hauptsächlich aus Tierbeobachtungen, und die kann man auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen machen. Hoch oben in einer Akazie sehen wir einen Sekretär. Dieser langbeinige Vogel bewegt sich normalerweise auf der Erde, sein Nest baut er allerdings in Bäumen; es ist gerade Paarungszeit und tatsächlich entdecken wir kurz darauf einen zweiten Vogel.
[2010_04]
[2010_05]
Wir halten in der Nähe eines abgestorbenen Baums. Darauf sitzt eine Gruppe Paviane. Während sich das größte Männchen auf dem obersten Ast befindet, wird es von anderen kleineren Artgenossen langsam eingekreist und belagert. Die Tiere scheinen sehr erregt zu sein, aber es ist kein Feind in der Nähe. Alfred glaubt, das große Männchen sei vielleicht kein Mitglied der Gruppe. Es wird jetzt umzingelt und die anderen versuchen es zu verjagen. Wir beobachten die Szene noch einen Moment, der Belagerungsring um den Affenmann wird immer dichter. Plötzlich verliert er die Nerven und jagt den Stamm hinunter, die restliche Horde mit wildem Geschnatter hinterher.
Ein Stück weiter kommen wir an eine Salzpfanne, in deren Mitte sich Wasser gesammelt hat. Überall sieht man Spuren der verschiedensten Tiere, sie kommen an diesen Platz um Mineralien aufzunehmen. Am Rand liegen große Knochen und die Reste eines Elefantenschädels; einer der grauen Riesen hat demnach genau hier sein Leben beendet.
Um uns herum hören wir schnaubende Impalas. Aufmerksam suchen wir die Gegend ab, aber es ist kein Warnruf, sondern sie sind in der Brunft und verjagen Konkurrenten von ihrem Territorium. Da beide Rufe sehr ähnlich klingen, fällt uns die Unterscheidung schwer und wir verlassen uns auf Alfreds Erfahrung. Einer der Böcke hat geschätzte dreißig Mädels um sich versammelt, die muss er jetzt zusammen halten und immer wieder gegen zahlreiche umherstreifende Konkurrenten verteidigen. Ein harter Job, und sobald ihm die Kräfte ausgehen ist er seinen Harem los.
[2010_06]
[2010_07]
Alfred folgt dem Verlauf der Sandpiste, plötzlich stoppt er unvermittelt. Wir schauen uns um, können aber kein Tier entdecken. „Was ist los?“, frage ich ihn. Er lacht und deutet auf die Piste vor uns. „Ich habe gerade etwas Ungewöhnliches entdeckt und will ein Foto machen.“ Ich schaue genauer hin und kann eine kleine Schlange entdecken, die zusammen gerollt vor dem Jeep liegt. Ich schnappe mir meine Kamera und springe ebenfalls aus dem Wagen. „Das ist ein Puffotter-Baby“, erklärt Alfred, geht in die Knie und nähert sich dem Reptil auf allen Vieren. Ich tue es ihm gleich.
Die kleine Schlange hebt den Kopf, züngelt in unsere Richtung und zischt hörbar. Ich rücke noch ein Stück näher heran um ein schönes Portraitfoto zu machen. Die Puffotter ist zwar giftig, aber dieses Baby ist ja noch so klein… „Pass bloß auf“, warnt mich Alfred. „Die Schlange ist zwar noch jung, aber sie ist trotzdem schon ganz schön giftig und wenn du sie zu sehr in die Enge treibst, wird sie dich angreifen und dir in die Nase beißen!“. Ich schaue ihn kurz an und merke, das war kein Scherz, er meint das völlig ernst. Also mache ich noch zwei Bilder und ziehe mich etwas zurück. Die Schlange zischt noch einmal bedrohlich, dann wendet sie sich um und verschwindet blitzartig im Gras.
Wir steigen ein, Alfred lauscht kurz, dann verlassen wir die Piste und fahren ins Grasland. Was auch immer ihm aufgefallen ist, ich höre nur die Vögel zwitschern. Dann kommen wir an den Rand einer Senke. Etwas weiter vorne befindet sich ein Wasserloch. Am Rand stehen zwei Elefantenbullen und trinken, die beiden hat Alfred also schon von weitem gehört. Langsam fahren wir auf sie zu, sie fühlen sich augenscheinlich von uns gestört. Sie schütteln ihre Köpfe und prusten, dann drehen sie uns das Hinterteil zu und marschieren in den dichten Busch.
[2010_08]
Plötzlich klatschen große Wassertropfen auf das Blech unseres Fahrzeugs, der Himmel öffnet seine Schleusen. Es rauscht gewaltig und wir können nur noch ein paar Meter weit sehen. Sofort holen wir die Regenumhänge heraus um uns vor den Wassermassen zu schützen, denn unser Jeep ist ja an den Seiten offen und der Wind drückt das Wasser ins Fahrzeug. Außerdem ist es plötzlich empfindlich kühl geworden. Alfred fährt langsam weiter. Wir machen uns so klein wie möglich aber trocken bleiben wir trotzdem nicht. Ich bin heilfroh, dass ich meine Kamera in einer Plastiktüte verstauen kann. Zwanzig Minuten später haben wir unser Camp erreicht. Die Familie im zweiten Wagen ist schon längst zurück, denn deren Fahrzeug hat noch nicht einmal ein Dach und eine Fahrt bei diesem Regen wäre noch um einiges ungemütlicher gewesen als es bei uns war.
Wir versammeln uns im Hauptzelt, bekommen ein zweites, reichhaltiges Frühstück und vertreiben uns die Zeit mit Lesen und Gesprächen. Eine halbe Stunde später hört der Regen auf, die dichten Wolken am Himmel scheinen aufzulockern. Inzwischen belagern uns wieder Gelbschnabeltokos, die ganz begeistert von den kleinen Brotstücken sind, die wir ihnen hinwerfen. Das gibt mir die Möglichkeit ein paar Portraitfotos von den Vögeln zu machen.
Kurze Zeit später sehen wir auch schon die ersten blauen Stellen am Himmel und hier und da reflektiert das nasse Grass ein paar Sonnenstrahlen. Etwa zehn Minuten später wird es merklich wärmer. Um uns herum verdampft das Wasser und bildet kleine Nebelwolken, die sich aber rasch auflösen.
Wir gehen zum Zelt, ziehen uns etwas luftiger an und besuchen den Pool. Dort sind die Liegen bereits vorbereitet und auch der Sonnenschirm wird gerade aufgespannt. Ein Bad im Pool zu nehmen ist allerdings ein Ding der Unmöglichkeit. Wie bereits angemerkt dient er eigentlich als Elefantentränke, dementsprechend sieht das Wasser auch aus. Aber ich bin sowieso nicht an einem Bad im Pool interessiert, ich fände es viel besser, wenn jetzt ein paar Elis kommen würden, aber den Gefallen tun sie mir leider nicht.
[2010_10]
[2010_14]
Während Ruth sich auf einer Liege ausstreckt, schnappe ich meinen Foto und erkunde die Gegend um den Pool. Man hat einen kleinen Begrenzungswall aus Steinen aufgeschichtet und darauf einen Baumstamm gelegt. Das soll verhindern, dass Elefantenbabies in den Pool fallen, denn an eine Rettung der Kleinen im Beisein einer wütenden, verzweifelten Elefantenkuh oder gar einer ganzen Herde wäre absolut nicht zu denken. Vor dem Wall liegen viele Haufen aus Elefantendung, auf denen tummeln sich weiße, gelbe und orangefarbene Schmetterlinge. Die Luft ist erfüllt vom Surren zahlreicher metallisch schimmernder Fliegen. Ich mache ein paar Fotos, inspiziere das Areal, kann aber nichts Aufregendes entdecken. Also kehre ich zu meiner Frau zurück und lege mich auf die Sonnenliege. Es dauert nicht lange, da landen die ersten Schmetterlinge auf unseren nackten Füßen. Was heißt das jetzt? Schmetterlinge lieben Elefantendung, verschmähen aber auch unsere Füße nicht – sollten wir öfter duschen?
Inzwischen ist es Nachmittag geworden, wir gehen zum Hauptzelt, dort gibt es Kaffee bzw. Tee und leckeren Kuchen. Es ist Zeit für den Gamedrive am Abend, deshalb ziehen wir uns um und raus geht es in den Busch.
[2010_15] [2010_16] [2010_17]
Wir müssen nicht weit fahren, da entdecken wir einen Trupp Zwergmangusten. Zwei der possierlichen Tierchen haben sich aus ihrem Bau gewagt, sitzen auf einem umgefallenen Baumstamm und schauen immer wieder angestrengt in unsere Richtung. Anscheinend wissen sie nicht, was sie von uns halten sollen. Alfred hat schon längst den Motor ausgemacht und nach zwei Minuten Stille kommt die ganze Familie einschließlich zweier Babies ans Tageslicht. Die Tiere sind sehr vorsichtig. Immer wieder unterbrechen sie die Fellpflege um uns zu beobachten, vermutlich hören sie unser Flüstern und das Geräusch des Auslösers, wenn ich Bilder mache. Irgendwann verschwinden dann doch alle wieder in ihrer Höhle. Auf der sandigen Erde bewegen sich zahlreiche Tausendfüßler vorwärts. Sie sind schwarz, mit dunkelbraunen Ringen um den Körper und ich schätze ihre Länge auf ungefähr 20 cm.
Ein Witwenvogel sitzt im Busch, er hat schwarze Federn mit weißem Muster; seine Schwanzfedern sind ungefähr doppelt so lang wie der Vogelkörper. Später erreichen wir eine Wiese, die von dunkelgrünen Buschen umsäumt wird. Drei Elefantenbullen mit schön geschwungenen Stoßzähnen haben sich versammelt. Ihre rotbraune Farbe zeugt davon, dass sie erst vor kurzem ein Staubbad genommen haben. Einer der Jumbos setzt sich in Bewegung und kommt gemächlichen Schrittes auf uns zu. Kurz bevor er den Jeep erreicht, bleibt er stehen, schaut uns mit durchdringendem Blick an und wedelt mit den Ohren, vermutlich um noch eindrucksvoller zu wirken. Er wirkt nicht verärgert, aber es scheint als wolle er uns herausfordern. Als wir nicht reagieren, schnaubt er kurz und geht ganz dicht an unserem Auto vorbei. Dann trifft er auf den dritten Eli, stellt sich direkt hinter ihn, senkt seinen massigen Kopf und schiebt seinen „Kumpel“ vorwärts. Der hat aber keine Lust auf Auseinandersetzungen und verlässt die Stelle, an der er eben noch genüsslich die Blätter von einem Busch gerupft hat. Na da können wir ja froh sein, dass nicht wir dort gestanden haben und jetzt weg geschoben werden.
[2010_18]
Es dämmert bereits und die Wolken haben sich prachtvoll verfärbt. Von Gelb über Orange bis Blutrot sind sämtliche Farben am Himmel zu sehen. Unser letzter Sonnenuntergang in Zimbabwe hat es noch mal richtig in sich! Ich kann nur wenige Fotos machen, weil ich immer wieder das Farbenspiel beobachte. Alfred fährt ein Stück weiter und wir stoppen am Ufer eines größeren Teichs und steigen aus. Schnell hat er – wie wir es schon so oft erlebt haben – einen Tisch aufgebaut, kleine Häppchen und Wein aus der Kühlbox gezaubert, und wir genießen unseren Sundowner unter einem knallroten Himmel, der sich zusätzlich im Wasser spiegelt. In solchen Momenten kann ich mir gar nicht vorstellen, dass es irgendwo anders auf dieser Welt schöner sein könnte. Afrika hat mich wieder mal „aufgefressen“.

Wir unterhalten uns mit Alfred über seine Familie und seine Zukunft, dabei macht er mich richtig neidisch. Er erzählt nämlich, dass er demnächst für ein Vierteljahr nach Tansania fliegen und in der Serengeti arbeiten wird – der Glückliche! Die Leser meines ersten allerersten Berichts wissen, dass die Serengeti immerhin der Auslöser meiner Sucht nach Afrika war.
Dann ist die Sonne hinter dem Horizont verschwunden und es wird Zeit, zurück zum Camp zu fahren. Wir packen alles zusammen, ziehen unsere Jacken an, fahren los und eine halbe Stunde später sind wir auch schon wieder in Somalisa. Nach einem schmackhaften Abendessen setzen wir uns an die Feuerstelle neben dem Pool und bekommen auch tatsächlich noch einmal Besuch; ein Eli steht prustend und gluckernd am Pool und trinkt, was das Zeug hält, bevor er wieder genauso lautlos verschwindet, wie er gekommen ist.

Nach einer ruhigen Nacht wachen wir mit dem ersten Morgenlicht auf und packen unsere Sachen. Nach dem Frühstück ist es an der Zeit, sich vom netten Personal zu verabschieden und wieder Richtung Main Gate zu fahren. Unser Aufenthalt in Somalisa war sehr kurz und ich nehme das Camp gerne in die Liste der Plätze auf, die ich noch einmal besuchen würde. Wir besteigen den Jeep, der Himmel ist frei von Wolken und die Sonne wärmt uns bereits auf. Es wird wohl eine angenehme Fahrt werden.
Am Rand einer Wasserstelle entdecken wir ein einzelnes grasendes Hippo. Als es uns bemerkt geht es augenblicklich ins Wasser zurück. Es ist immer wieder überraschend, an welchen Stellen wir auf diese Tiere treffen. In nächster Nähe gibt es keinen Fluss und keinen See und trotzdem hat dieses Hippo seinen Weg hierher gefunden und die Wasserstelle zu seinem Revier gemacht. Bei fortgeschrittener Trockenzeit wird es aber gezwungen sein den Platz zu verlassen, denn diese Stelle wird mit Sicherheit austrocknen. Alfred erzählt uns, dass ein Flusspferd durchaus in der Lage ist Distanzen von bis zu 30 km in einer Nacht zu überbrücken. Wir fahren weiter und hören plötzlich ungewöhnliche Laute. Alfred deutet in einen Baum und wir können ein Paar Goldbugpapageien erspähen. Die hübschen grau-grün-gelb gefärbten Vögel fliegen ganz dicht an den Rand der Piste; bevor wir allerdings nahe genug sind und ich mit meiner Kamera in guter „Schussposition“ bin, fliegen sie davon und landen auf dem nächsten Baum; ich habe das Nachsehen.
[2010_19}
Da sind Portraitfotos des Straußenhahns, der uns als nächstes über den Weg läuft, schon viel einfacher. Er hat einen knallroten Schnabel, ist also gerade in Balzstimmung. Wir rollen langsam weiter und schrecken einen Elefanten im Buschwerk auf.
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Er wendet sich kurz ab, dann dreht er sich wieder um, schaut uns an, schüttelt den Kopf und prustet laut. Nun beeilt er sich vor unserem Jeep die Piste zu überqueren. Genau in der Mitte des Weges wird er langsamer, wendet sich mit einer Drohgebärde gegen uns und schnaubt erneut, bevor er die Piste für uns freigibt. Ich muss lachen, denn noch eindeutiger konnte er uns nicht zeigen, wer hier der Chef in der Savanne ist. Wir fahren durch eine weite, mit weißen Termitenhügeln gespickte Savannenlandschaft, dann tauchen größere Akazienwälder auf; mal passieren wir kleine Hügel, mal ist die Fläche topfeben. Etwas später halten wir an.
[2010_21]
Nicht weit von uns steht ein prachtvoller Giraffenbulle und starrt unverwandt auf ein paar Büsche, eigentlich ein Zeichen, dass sich dort Raubtiere aufhalten. Alfred sucht die Buschreihe mit dem Fernglas ab, kann aber nichts entdecken. Die Giraffe setzt sich zögernd in Bewegung und beobachtet immer wieder die Büsche, aber kein Räuber zeigt sich. Wir haben leider keine Zeit das Geschehen weiter zu beobachten, denn wir sind ja am Main Gate verabredet. Wir passieren kleine Teiche, an deren Ufer sich ägyptische Gänse, Reiher und Kronenkraniche aufhalten, ab und zu liegt ein Krokodil regungslos im Gras und wartet auf unvorsichtige Vögel oder Antilopen.
Plötzlich hält Alfred an und ich kann kurz aussteigen. Am Wegrand bietet sich mir ein schönes Motiv.
[2010_22] Ein Chamäleon bewegt sich langsam vorwärts. Es ist hellgrün, mit dunklen Mustern auf dem Rücken und an der Seite. Es hat mich natürlich schon längst entdeckt, flüchtet aber nicht, sondern läuft langsam weiter. Dabei hebt es das Vorderbein mit zuckenden Bewegungen in die Luft, bevor es wieder auf der Erde aufsetzt. Dann folgt das gleiche Spiel mit den Hinterbeinen. Es erinnert mich an einen Zweig, der sich im Wind bewegt, und ich denke genau das ist auch der Grund für diese interessante Art der Fortbewegung. Ich kann mich hinknien und eine Großaufnahme des Kopfes machen. Ich bedanke mich bei dem Tier und steige wieder in den Jeep. Das Chamäleon ist wahrscheinlich heilfroh, dass die ganze Prozedur vorüber ist und setzt seinen Weg fort.
Kurz vor dem Main Gate werden wir noch von einer Giraffenfamilie begrüßt. Völlig entspannt überqueren die Tiere vor uns die Straße und wir können noch einmal Väter, Mütter und Kinder beobachten, dann erreichen wir die Unterkünfte der Parkangestellten. Unser Minibus wartet schon, also verabschieden wir uns von Alfred, steigen um in den Bus und verlassen den Hwange Park.
Es hat uns hier sehr gut gefallen und wenn die politische Situation in Zimbabwe stabil bleibt, können wir uns einen weiteren Besuch in diesem Land sehr gut vorstellen. Wir strecken uns in den bequemen Sitzen des Busses aus und lassen die Landschaft an uns vorüberziehen. Die Hauptstraße führt uns zurück nach Victoria Falls, dann biegen wir ab und wenden uns in Richtung Botswana.
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16 Nov 2010 16:07 #162737
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  • leofant am 16 Nov 2010 16:02
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MIST !
Natürlich hat das einbinden der Bilder nicht geklappt obwohl
ich vorher eine Gallerie eröffnet habe.
Ich werde es weiter versuchen.. :S

Gruß Walter
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16 Nov 2010 16:16 #162738
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  • engelstrompete am 16 Nov 2010 16:16
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Hi Walter,
lieben Dank für den schönen Reisebericht, ich habe so richtig mitgefühlt bei der Aschewolke Geschichte.Wir waren am 20.04.2010 ab München die erste Maschiene die an dem Tag abgeflogen ist. nachdem wir es ziemlich weit haben zum Flughafen sind wir einfach losgefahren von Zuhause, da stand noch immer nicht fest ob wir fliegen.
Das mit den Bildern klappt schon, versuche mal die 2 e Möglichkeit die der Silberadler reingestellt hat, vom PC reinstellen. falls ich helfen soll , schicke mir per pm Deine Telefonnummer, das hat mit andere Fomis schon so geklappt.
Lieben Gruß
Cécile
"I never knew of a morning in africa when I woke up and was not happy". Ernest Hemingway
Reisebericht:2010 "Nach 4 Anläufen als Selbstfahrer in Namibia"
namibia-forum.ch/for...hrer-in-namibia.html
Reisebericht 2011 Eine neue Erfahrung....
www.namibia-forum.ch...eiseberichte/187663- eine-neue-erfahrung.html[/size]
2007 ,2008 ,2009 2mal ,2010,2011 Namibia Botswana.
2011 Shanghai, 2012 Florida Virgin islands Karibik.
2012 Namibia und KTP
2013 Das erste Mal Südafrika Kruger NP
2014 Kapstadt und Kruger NP
2015 Kruger National Park
2016 kruger National Park
2017 Kruger National Park
[/url]
2 KLICKS auf die "SONNE" und man liest den Reisebericht OHNE Kommentare !!!!!
Letzte Änderung: 16 Nov 2010 17:02 von engelstrompete.
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16 Nov 2010 16:53 #162746
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  • leofant am 16 Nov 2010 16:02
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Hallo Cécile,

vielen Dank für Deine Hilfestellung :)
Ich dachte ich hätte Silberadlers Anweisung richtig interpretiert,
das Ergebnis sagt etwas anderes.
Gerne nehme ich Deine Hilfe in Anspruch und schicke Dir
morgen, wenn ich wieder am PC bin, meine Nummer.
liebe Grüße
Walter
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16 Nov 2010 18:34 #162756
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  • Botswanadreams am 16 Nov 2010 18:34
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Lieber leofant,

es macht riesigen Spaß Deinen Bericht zu lesen, schöner als viele Bücher über Afrika. Du solltest Schriftsteller werden. Vielen, vielen Dank. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung.

Liebe Grüße
Botswanadreams

P.S. Wo findet man denn den ersten Bericht über Tansania? Und die dazwischen?
www.botswanadreams.de

"Alles, was ich jetzt wollte, war nach Afrika zurückzukommen. Ich hatte es noch nicht einmal verlassen, aber wenn ich nachts aufwachte, lag ich lauschend da, bereits voller Heimweh danach."
Ernest Hemingway
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16 Nov 2010 20:24 #162762
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  • Butterblume am 16 Nov 2010 20:24
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Lieber Leofant,

ich kann mich Botswanadreams nur anschließen. Ein wunderbar zu lesender Reisebericht. Gratulation!!!!

Bin ganz gespannt auf die Fortsetzung, da wir nächstes Jahr etwas ähnliches vorhaben.

Herzliche Grüße
Marina
Das Morgen gehört demjenigen, der sich heute darauf vorbereitet. Afrikanische Weisheit

www.butterblume-in-afrika.de
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