THEMA: Überlegung zu einem eigenen Auto in Afrika
30 Dez 2019 15:22 #576165
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  • Achdoch am 30 Dez 2019 15:22
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Hallo La Leona,
hier meine Antwort auf deine Fragen.
Vorweg möchte ich aber sagen, dass es sich hier um meine persönliche und individuelle Ansicht handelt und nicht als allgemeingültig zu sehen ist.
Auch möchte ich keine Diskussion entfachen weil ich Äpfel mit Birnen vergleiche.
Es handelt sich um keine betriebswirtschaftliche Auswertung und auch beinhaltet sie nicht die Frage, ja deine Kalkulation beinhaltet ein mittlerweile 12 Jahre altes Auto und ein Mietwagen ist nagelneu etc.
Nein, meine Überlegung ist einfach die Frage, wieviel Geld muss ich heute und in Zukunft in die Hand nehmen, um diese Reise nach XYZ mit einem Fahrzeug selbst zu unternehmen.
Seit 2015 steht mein „neues“ „Afrikaauto“ in Namibia, der hat meinen alten nach 15 Jahren ersetzt.
Es erfordert schon intensive Bemühungen, tatsächlich ein preiswertes Auto zu bekommen und man sollte etwas Aufwand nicht scheuen oder eben dann teuer.
Es handelte sich um einen siebensitzigen 4X4, damals 7 Jahre alt und 70.000 km auf dem Tacho. Zustand recht gut, aber doch etwas zu machen.

Das Auto hat mich vor der Verschiffung 12.800,- Euro gekostet. Ohne Dachzelt und Equipment, da das vom alten Fahrzeug wieder verwendet wurde.
Die Verschiffung, Hafengebühren, Unterstellungskosten, Carnetkosten belaufen sich von 02/2015 bis heute 4.613,-Euro.

Reparaturen die nach Verschiffung bis heute angefallen sind 3905,-Euro

Unterm Strich in fast 5 Jahren (02/15-02/20) wurden ca. 21.350,- Euro investiert.

Mit dem Auto war ich nun mittlerweile 385 Tage in Afrika unterwegs. Dies entspricht ca. 55,-Euro pro Reisetag.

Ich persönlich habe für mich als durchschnittlichen Mietpreis 90,- angesetzt (ja dafür bekomme ich ein neues Mietauto in Windhoek – ist aber nicht meine Überlegung)
Einbezogen high und low Season und dann der Durchschnitt.

Um diese Reisen mit einem Mietwagen machen zu können, hätte ich
385 Tage x 90,- Euro = 34.650,- Euro bezahlen müssen. Bei:
385 Tage x 80,- Euro = 30.800,- Euro
385 Tage x 70,- Euro = 26.950,- Euro
385 Tage x 60,- Euro = 23.100,- Euro
385 Tage x 50,- Euro = 19.250,- Euro
Der Break Even liegt also nun bei ca. 55,- Euro, also hätte ich über die ganzen Jahre durchschnittlich ein Fahrzeug für 55,- Miete finden müssen und es wäre ein Nullsummenspiel ohne eventuelle Versicherungsprämien der Vermieter und Schäden am Mietwagen.

Die laufenden Nebenkosten bei mir speziell betragen derzeit ca. 33% der Fahrzeuganschaffung.

Bei meiner nächsten geplanten Reise rutscht die Rentabilität auf 50,- Euro Mietpreisersparnis falls keine größere Reparatur erforderlich wird.
Die größten Istandhaltungskosten (bereits oben eingerechnet) waren 6 neue Reifen (ja die neuen aus Deutschland haben gar nichts getaugt) 1x neue Lichtmaschine und einmal eine aufwendige Klimareparatur.
Gefahrene Kilometer 52.000 km – Kilometerstand heute 122.000 km
Die 5000,- Kaution für das Carnet blieb unberücksichtigt, da das Geld nicht verbraucht wird und es lediglich hinterlegt ist.
Und da das Fahrzeug derzeit auch noch technisch und optisch einwandfrei vorhanden ist, wurde auch der jetzige Wert bzw. Verkaufswert nicht mit einberechnet.

So und nun viel Spaß beim Grübeln 

Achso…. ich habe damals bei der Entscheidung für mich berechnet, dass man ungefähr 7 normale Reisen a 23 Tage benötigt, damit das Auto ca. bei null raus kommt - danach ist "gratis" naj nicht auch wirklich, Kosten fallen immer an. Nur grob überlegt, was wäre bei einem Unfall, Diebstahl, Totalschaden etc. Also nach 6 Reisen tut es nicht mehr so weh, zumindest finanziell nicht mehr.
Letzte Änderung: 30 Dez 2019 15:39 von Achdoch.
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30 Dez 2019 16:30 #576170
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Hallo La Leona,
ich kann Achdoch in fast allem bestätigen, möchte aber die "weichen" Faktoren noch hinzufügen. Ich habe 2018 eine ähnliche Kalkulation durchgeführt allerdings mit südafrikanischem Auto (also Zulassung in Südafrika).
Die Kalkulation hat bei 18 Monaten teilweise funktioniert. Was sich bei mir herausgestellt hat: Die Kalkulation ist stark abhängig wieviel KM man pro Jahr(Aufenthalt fährt) und in welchem Gelände fährt. Macht man mal eine Reise mit vielen Straßenkilometer(Teer) hinkt die Kalkulation sehr. Der Mietwagen wäre billiger, da man keinen Geländewagen gemietet hätte. Wir sind OKT/Nov 14000 KM gefahren, das wäre mit Mietwagen natürlich billiger gewesen.
Weiche Faktoren:
mit eigenem Auto investiert man mehr Zeit im Zielland, Kundendienst muss geplant werden. Wir rechnen 4 Tage/pro Jahr fürs Auto, da wir ca. 4 Monate im Süden unterwegs sind.
Man hat viel weniger Gepäck beim Flug und kann vieles im Auto lassen. Außerdem hat man Sachen im Auto die es dort nicht zu kaufen gibt (um z.B.: Kässpatzen in Nossob zu geniesen). Fernglas, Stativ bleibt im Auto. Musste mir Stativ dann in Norwegen allerdings eins ausleihen, da es im Auto in SA war.
Ja man bleibt länger im südlichen Afrika, aber ausschließlich nein. Steht das Auto nur unten kostet es nicht viel, Wertverlust(je nachdem wie alt es ist) Parkplatz und Versicherung.
Mit entscheidend für mich: ich habe das Auto das ich will,, nicht das eines Vermieters. Wir haben in all den Jahren davor fast immer bei Bushlore gemietet und die Autos waren immer schlechter motorisiert.

Für und wider gibt es bestimmt noch viel mehr. Rein finanziell kann man es nicht bewerten.
Viele Grüße
Wolfgang
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30 Dez 2019 19:15 #576178
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Achdoch schrieb:
So und nun viel Spaß beim Grübeln

Hallo Achdoch,

interessante Rechnung, die durchaus überlegenswert und nachvollziehbar ist, sofern ausschließliches Ziel Afrika ist. Das Ganze in 385 Tage binnen 5 Jahren, das dürften auch nur die wenigsten schaffen. ;-)

Nur noch eine Verständnisfrage: Du sagst, Dachzelt und Equipment hast Du von Deinem alten Auto übernommen. Bei der Frage der "Erstanschaffung" müssten diese beiden Posten dann aber noch mit einbezogen werden. Was schätzt Du dafür in etwa als preislichen Zusatzaufwand?

LG Mogambo :-)
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30 Dez 2019 20:18 #576186
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Hallo Mongambo,
ja bei der Erstausrüstung ist das zu berücksichtigen - meine lag aber schon im Jahr 1999 somit für mich Wert 0,-.
Trotzdem bin ich recht aktuell was die heutigen Preise angeht. Wie gesagt, es geht immer billiger und teurer, aber ich kalkuliere immer im mittelpreisigen Segment.
Also:
Dachzelt klassisch: ca. 1.400,- Euro (Maggiolina ca.3.700,- Euro)
Stuhle: 50,- Euro/St. Tisch ca.100,- Euro
Schlafsäcke für Afrika ausreichend und in Afrika gekauft 50,- Euro/Stück
Kissen? 10,-/Stück?????
Küchenuntensilien ca. 60,-Euro (meine Stammen von IKEA)
Wasserkessel 30,-
Gasflasche mit Kocheraufsatz nach Südafrika Art ca 90,-Euro je nach Flaschengröße
Kisten für Alles zum Verstauen - bei mir recht viele und bei Plastic World in WDH gekauft ca. 150,- Euro
Kompressor 50,- Euro
Reservekanister (ich 3x10 Liter Metall) 15,-Euro /St.????????
Navi + Karten 200,- Euro
Kompressorkühlschrank (meiner) 600,- Euro)
Dann rechne noch für Kleinkrempel 200,- Euro (Feuerlöscher, Campingzeugs, Warnwesten, Warndreiecke, Bergegurt und 1000 unnütze Dinge)
Damit bist du fürs erste gut gerüstet, um einen Urlaub ohne großartige Missstände durchzuführen

Bist du bei rund 3300,- gesamt.

Ich sage auch gleich dazu, dass ich am Anfang viel mehr gekauft und mit hatte. Heute habe ich die Hälfte ausgemistet. Damals gut gedacht, in der Praxis nicht zu gebrauchen, überflüssig, zu selten benutzt etc.
Sicher gibt es Reisende die besser und anspruchsvoller ausgrüstet sind. Aber sicher ist das eine persönliche
Entscheidung, welche sich während des Reisens entwickelt. Z.B. der eine braucht ne Espressomaschine, der andere einen Plunscher, der Dritte (ich) Kaffee + Tasse+Wasser=fertig. Oder der eine (ich) hat Zeit beim Luftpumpen, dann reicht mein Kompressor für 50,-, der Andere will in 10 Minuten fertig sein, der braucht den für 600,- Euro usw. usf.

Es kann sein das ich jetzt auf die schnelle noch etwas vergessen habe.....
Letzte Änderung: 30 Dez 2019 20:27 von Achdoch.
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@achdoch
Allerbesten Dank für deine ausführliche Antwort und die Mühe die du dir mit meiner Frage gemacht hast. Viel zum grübeln gab es aber nicht, es ist eher ein interessanter Austausch.

Anhand deiner genauen Angaben bestätigt sich eine über den Daumen gemachte Rechnung, die wir damals machten, als wir noch mit der Anschaffung eines Fahrzeugs für Reisen im südlichen Afrika liebäugelten. Nämlich, dass uns ein Fahrzeug etwa 10 dreiwöchige Automieten kosten würde. (deine Anschaffungskosten 21350/100 Eur Tagesmiete = 213 Tage = 10 Reisen à 21 Tage).

Selbstverständlich, wie dies auch Hippie richtig darstellt, geht es nicht nur ums Geld, sondern es kommen auch nicht-monetarische Aspekte ins Spiel. Ein sehr wichtiger Faktor ist bestimmt das Bestreben das exakte Wunschfahrzeug zu kaufen, sei es wegen der Grösse und dem Platz, dem Motor, dem Getriebe, dem Chassis, der Zulassungsnummer, etc. etc. etc. es sind ganz individuelle Argumente, welche die Waage so oder so ausrichten.

Es ist dann aber auch so dass wenn man jeweils nicht viel länger als einen Monat am Stück reisen kann, etliche Tage für das Auto reserviert werden müssen, ausser man habe einen Unterstand gemietet wo auch zugleich Wartung angeboten wird, ohne dass man selbst anwesend sein muss. Denn wenn es irgendwelche Verzögerungen mit Ersatzteilen etc. gibt schrumpft die reine Reisezeit leider sehr schnell.

Ein klein wenig beneide ich euch darum, dass ihr so lange an einem Stück "abtauchen" könnt, und man gewinnt sein Fahrzeug bestimmt mit den Jahren auch sehr lieb, vor allem wenn es wenig Kopfzerbrechen bereitet und einen an abgelegene Orte bringt und wieder zurück. Aber ich geniesse je länger je mehr die Unabhängigkeit dorthin zu fliegen wo es für die Reise optimal ist und dort einen Wagen anzumieten, sei dies Johannesburg, Kapstadt, Windhoek, Arusha oder Lusaka, oder wo immer, ohne langweilige Teerkilometer fahren zu müssen. Ich bin umgekehrt auch sicher, dass, wenn wir uns ein Auto angeschafft hätten, wir es bestimmt in vollen Zügen genossen hätten.

weiterhin gute pad
Gruss Leona
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30 Dez 2019 20:44 #576189
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Du hast vollkommen recht La Leona. Es ist wirklich so, das sich die Vor- und Nachteile ungefähr in Waage halten.
Man muss schon das Fahrzeug und das drumherum eher als Hobby sehen. Wo schon mal ein Tag in der Werkstatt eher interessant ist als belastend. Die längere Anfahrt (z.B. Malawi) eher Lust als Last ist. Das Kribbeln ob am Auto alles hält Spaß macht, auch wenn kein Backup zur Verfügung steht und viele andere Dinge.
Ich persönlich würde heute niemanden zu einem eigenen Auto raten, aber auch nicht abraten.
Dazu raten würde ich wenn jemand für die nächsten 7-10 Jahre Afrika als Hauptziel hat (als Normalurlauber)
Etwas Leidenschaft für Auto und Offroad hat und mit unplanbaren Gegebenheiten zurecht kommt und sich zu helfen weiß - organisatorisch.

Sorgenfrei bin ich natürlich mit Mietwagen.
Denn bei aller Rechnerei muss man beachten, der Mietpreis ist nach dem Urlaub weg. Wenn ich sorgsam mit meinem Auto umgehe (ohne Unfall o.ä.) dann ist das Auto noch nach Jahren da und hat immer noch einen Wert und wenn es der Nutzwert ist. Naja, wie mit allem wo Eigentum drauf steht.
VG
Letzte Änderung: 30 Dez 2019 20:46 von Achdoch.
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