Also ich bin mit Moose 3 Wochen im Discoverer unterwegs gewesen. Wir hatten eines der beiden ersten Fahrzeuge, die ASCO als Nachfolge für den Bushcamper eingeführt hat. Im Prinzip waren wir so etwas wie Beta-Tester, denn ein paar kleine Macken hatte das Ding auch...
- Fahrzeugtechnisch alles tiptop in Ordnung. Fahre sonst Smart in Berlin, aber wir hatten gleich am ersten Tag ein langes Stück von WDH bis weit hinter Gobabis, funktionierte alles prima, Eingewöhnung ging schnell.
- Die Reifendruck-Angabe vom Vermieter war Unsinn. Das Fahrzeug ist ein LKW (Nissan Patrol), und KEIN SUV, insofern sind 2,2 Bar für Asphalt völlig daneben. Als ich das erste Mal für Schotterstraße Luft ablassen wollte, zeigte der Druckmesser 3,7 bar, was aber auch etwas zuviel des Guten war. Hier die Erfahrungswerte:
Asphalt: 3,0 / Schotter 2,5 / Sand 2,0 (hat im Sossusvlei prima funktioniert)
Mit den \"vorgeschriebenen\" 2,2 bar fuhr ich schon fast auf der Felge.
- Mit den Freilaufnaben gab es Verwirrung. Als wir das Auto in Empfang nahmen, hieß es, man solle den Freilauf auf Asphalt auf jeden Fall entriegeln. Ich verstand das so, dass das Fahrzeug vorne kein Differentialgetriebe hat, man also mit verriegelten Freilaufnaben quasi gleich eine Differentialsperre hat. Bei der Rückgabe erklärte dann der etwas besser informierte Mitarbeiter, dass vorne sehr wohl ein Differentialgetriebe vorhanden sei und das Entriegeln der Freilaufnaben lediglich den Spritverbrauch senkt.
- Geschwindigkeitsrekord auf Asphalt war kurze Zeit 110 km/h, meistens bin ich aber 90 und auf Schotter so max. ca. 70 gefahren. Etwas langsamer als mit einem typischen SUV-Fahrgestell, der Schwerpunkt ist deutlich höher, folglich ist das Fahrzeug auch instabiler.
- Allradantrieb haben wir vereinzelt gebraucht, auf beschädigten Straßen, an der Spitzkoppe und bei Mirabib wurde auch mal kurzzeitig der 4L in Anspruch genommen. Differentialsperre gibt es nicht.
- Der hinter dem Beifahrersitz eingebaute Kompressor für die Reifen ist ausreichend dimensioniert und hat hervorragend funktioniert. Sonstiges Werkzeug mussten wir nie in Anspruch nehmen.
- Strecken wie den van Zyl's Pass würde ich mit so etwas lieber nicht fahren. Allerdings bin ich auch ein eher ängstlicher Mensch und würde mich höchstens mit so einem Fahrzeug
de.wikipedia.org/wiki/Bandvagn_206
dorthin auf den Weg machen.
- Die Tischplatte würde ich gleich beim Vermieter lassen, die fliegt sonst nur bei dem Geschüttel herum und kriegt Kratzer. Gleiches gilt für das Standbein von dem Tisch, welches, sofern eingebaut, beim Aussteigen aus dem Bett ein erhebliches Verletzungsrisiko für die Kronjuwelen birgt.
- Das Chemieklo muss auch nicht sein, bevor ich mir so etwas antue, gehe ich lieber in den Busch. Mir graust es schon bei dem Gedanken, dass bei dem Geschaukel den ganzen Tag lang die Suppe da drin herumschwappt.
- Der Campingtisch für draußen ist Schrott, versuch lieber, noch einen besseren Campingtisch mitzunehmen.
- Die seltsame \"Scherenausleger\"-Konstruktion vom Bett hat überraschenderweise meinen 90+kg und dem Gewicht meiner besseren Hälfte Stand gehalten. Allerdings hatte das Brett am vorderen Ende, welches die Matratzen am abrutschen hindert, unter den vielen Ein- und Ausstiegen gelitten.
- Gaskocher und Küchenspüle sind sehr sinnvoll und haben einwandfrei funktioniert.
- Der Kühlschrank ist große Klasse, er wird über eine separate Batterie betrieben und läuft auch dann, wenn der Motor aus ist! Wir hatten immer eiskalte Getränke und konnte Fleisch auch ein paar Tage lagern. Die längste Zeit ohne Fahrt waren 3 Tage in Swakopmund und die Batterie war höchstens zu 1/3 entladen.
- Der WoMo-Aufbau hat sich nie groß aufgeheizt, selbst in der Mittagshitze hatten wir hinten drin angenehmes Klima.
- In Fahrtrichtung VOR dem Kühlschrank befindet sich ein großes Schrankfach, das durch eine Klappe von oben zugänglich ist. Dies ist der ideale Aufbewahrungsort für den Teil der Fotoausrüstung, den man vorne nicht dabei hat. Unbedingt mit Kissen oder Schlafsäcken abpuffern, das Gerüttel kann deutlich mehr Schaden anrichten als Sand und Staub.
- Eine Außendusche hat das Ding auch, sogar mit warmem Wasser. So einen Schnickschnack haben wir aber nie ausprobiert.
- Noch ein letzer Tipp: falls Du durch Gobabis fahren solltest: dort gibt es eine kaputte Verkehrsampel, die bei hellem Tageslicht kaum zu erkennen ist. Dahinter steht gut versteckt ein Polizeifahrzeug und wartet auf den nächstbesten Touristen, der das irgendwo zwischen Telegrafenmasten und Gebüsch versteckte rote Licht übersieht und über die Kreuzung fährt. Hat mich 300 N$ gekostet.
Insgesamt hat der Discoverer viel Spaß gemacht und einen erheblichen Anteil am Gelingen unserer Reise gehabt!