THEMA: AFRIKA - Der Aufstieg eines Kontinents
17 Aug 2015 02:57 #396171
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  • Rajang am 17 Aug 2015 02:57
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Hinweis: Es handelt sich um eine Publikation einer schweizer Grossbank, die periodisch erscheint. Das aktuelle Thema diesmal ist AFRIKA - Der Aufstieg eines Kontinents.

Ich habe nicht viel übrig, für Grossbanken. Aber diese Publikation, die periodisch erscheint, und sich in jeder Ausgabe vollständig einem bestimmten Themabereich widmet, ist hochinteressant. Speziell in unserer Zeit von Twitter und Fratzenbuch, wo ja nur noch Themenfetzen hin und her fliegen.

Ich finde, jeder der nach Afrika geht, sollte diese Unterlagen lesen.

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Bulletin 3/15 - Afrika

Ich zitiere aus dem Editorial:
'Das Titelblatt, in Schwarz gehalten, zeigte die Umrisse des afrikanischen Kontinents. Darin sah man einen jungen Soldaten
im zerschlissenen, ärmellosen Hemd. Er hatte eine Panzerfaust geschultert. Darüber die Schlagzeile:
The hopeless continent.
Es ist erst 15 Jahre her, dass der «Economist», Taktgeber der globalen Opinion Leaders, keine Zukunft für Afrika mehr sah. Der Kontinent versinke in Konflikten und staatlicher Willkür, konstatierte das britische Magazin resigniert, und verliere so den Kampf gegen die Armut: «Die kommende Generation wird ärmer, weniger gebildet und noch hoffnungsloser sein.

Es war eine kolossale Fehleinschätzung.
Heute beeindruckt Afrika viel mehr durch robuste Wachstumsraten. In der ersten Dekade unseres Jahrhunderts lagen sieben der zehn am schnellsten wachsenden Länder südlich der Sahara. Ein Drittel der Bewohner Afrikas zählt inzwischen zur Mittelschicht. 650 Millionen Mobiltelefone sind in Afrika angemeldet – mehr als in Europa oder den USA. In Nigeria werden mehr Filme produziert als in den USA. Davon berichten die Medien in den Industriestaaten wenig.

Es hat darin einige Zusammenstellungen, die mich massiv Erstaunen. Zum Beispiel, dass Namibia (36% der Bevölkerung) unterernährter ist als Simbabwe!!!
Ueberhaupt Namibia: Bisher hatte ich dieses Land eher mit Südafrika verglichen - offensichtlich weit daneben.

(Ich denke dabei auch an die aktuell wieder aufflammende Diskussion wegen Air Nambia hier im Forum - unter diesem Gesichtspunkt eine Absurdität, die im Jahre 2015 seinesgleichen sucht)



Ich war mir auch nicht bewusst, dass z.B. in Madagaskar 75% der Bevölkerung INTERNET Anschluss haben, versus 16 % in NAMIBIA.



Weitere Ueberraschung: Botswana hat doppelt soviele Touristen, wie Namibia. Selbst 'Mugabeland' hat beinahe doppelt soviele Touristen wie Nambia ......

Und wenn ich das Handy-Zahlungssystem von Kenia - M-Pesa (ab Seite 50) lese, dann muss ich eigentlich lachen wenn ich an die aktuellen Diskussionen in Europa denke über Zahlungssysteme mit dem Handy - Afrika ist uns hier um Jahre voraus!!!!

Ich freue mich über diese positiven Nachrichten, die von unserer Presse eigentlich vergessen werden.

Ich wünsche Euch viel Vergnügen beim Lesen und ich bin überzeugt, dass viele mit Erstaunen einige Informationen erstmals so präsentiert sehen.

Gruss Rajang
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17 Aug 2015 07:23 #396174
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  • Botswanadreams am 17 Aug 2015 07:23
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Danke Rajang für den Tipp. Schon bestellt.

Schöne Woche
Christa
www.botswanadreams.de

"Alles, was ich jetzt wollte, war nach Afrika zurückzukommen. Ich hatte es noch nicht einmal verlassen, aber wenn ich nachts aufwachte, lag ich lauschend da, bereits voller Heimweh danach."
Ernest Hemingway
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17 Aug 2015 11:16 #396199
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  • leser am 17 Aug 2015 11:16
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Danke Rajang für den Lesetipp, hier noch einer zum Thema

Christian Hiller von Gaetringer
Afrika ist das neue Asien
Ein Kontinent im Aufschwung
Hoffmann und Campe
ISBN 978-3-455-50323-4

Es geht in diesem Buch aber mehr um den „mittelstandsgetragenen“ Aufschwung und damit zusammenhängende Investmentmöglichkeiten, in diesem Sinn wird das exzessive Bevölkerungswachstum auch als asset gesehen, na ja. Mir hat das Buch nicht so gut gefallen, aber informativ ist es sicher.

Bei vielen der in Medien herumgeisternden Statistiken, Ratings und Rankings ist m. E. auch immer Vorsicht angebracht. Die Rohdaten sind oft nicht vergleichbar oder von Haus aus unzuverlässig*), Journalisten und Sachbearbeiter in Europa durchschauen das nicht und schon hat man völlig überraschendende Ergebnisse und Rankings. Nur zwei Beispiel, die mir aus letzter Zeit in Erinnerung sind, aus sogenannten Qualitätsmedien:

Botswana ist laut „Rule of Law Index 2015” auf Platz 31, damit 1. In Afrika (gerade noch irgendwie realistisch) aber nur ein Platz hinter Italien und zwei Plätze vor Griechenland und dem Rest der Welt.

oder

Die DR Kongo ist Afrikas Vorzeigestaat bei erneuerbarer Energie, deren Anteil dort 96 % beträgt! so so!


*) betreffend z. B. „Zimbabwe mehr Touristen als Namibia“ bin ich schon gespannt auf die Meinung der Branchenexperten im Forum. Frage: Welcher Anteil von diesen Zahlen ist echter Tourismus?
Grüße
Letzte Änderung: 17 Aug 2015 11:22 von leser.
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17 Aug 2015 12:30 #396210
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  • Butterblume am 17 Aug 2015 12:30
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Hallo Rajang,

du hast Recht, viele positive Nachrichten erreichen uns in Europa nicht. Aus der Not heraus geboren entwickeln Afrikaner äußerst kreative Ideen, die mit den zur Verfügung stehen Mitteln und Ressourcen umgesetzt werden können.

Ich wage aber auch zu behaupten, dass sie meistens für die globale Wirtschaft nicht relevant sind. Mit einem MPESA-Bezahlsystem lockt man keine Online-Händler aus den Industriestaaten in afrikanische Länder. Und auch afrikanische Händler, die im großen Stil den eigenen Markt bedienen, sind mir nicht bekannt.

Und ja, es stimmt. Die Mittelschicht in afrikanischen Ländern wächst. Allerdings m. E. nicht so schnell, wie sie wachsen könnte. Einige asiatische und südamerikanische Staaten haben sich viel früher und erfolgreicher auf den Weg gemacht (Beispiel u.a. Vietnam). Nach wie vor verlassen viele hoch qualifizierte Afrikaner ihre Heimatländer und suchen ihr Glück im Ausland.
Es war eine kolossale Fehleinschätzung.
Heute beeindruckt Afrika viel mehr durch robuste Wachstumsraten. In der ersten Dekade unseres Jahrhunderts lagen sieben der zehn am schnellsten wachsenden Länder südlich der Sahara. Ein Drittel der Bewohner Afrikas zählt inzwischen zur Mittelschicht. 650 Millionen Mobiltelefone sind in Afrika angemeldet – mehr als in Europa oder den USA. In Nigeria werden mehr Filme produziert als in den USA. Davon berichten die Medien in den Industriestaaten wenig.

Wenn man durchschnittlich betrachtet ganz unten mit dem Wirtschaftswachstum ist, kann es m. E. nur nach oben gehen. Die boomende Filmindustrie in Nigeria hat neben der Ölproduktion eines von 54 afrikanischen Staaten auf Platz 1 der Volkswirtschaften in Afrika katapultiert. Aber schau dir viele andere Staaten an.
Viele der von dir angesprochenen Handys werden nicht in Afrika produziert, sondern als Wohlstandsmüll aus den Industriestaaten nach Afrika verschoben. Nach wie vor kann der afrikanische Kontinent seine Bevölkerung nicht selbst ernähren.

Leider macht das rasante Bevölkerungswachstum, bedingt durch schlechtes Bildungswesen, mangelnde Gesundheitsvorsorge (siehe u.a. Zahlen zur Säuglingssterblichkeit), Korruption, schlechte Infrastruktur, ungesicherte Energieversorgung und damit fehlendes produzierendes Gewerbe viele gute Ansätze wieder zunichte. Rohstoffe werden selten im eigenen Land verarbeitet, sondern unverarbeitet exportiert.

Bedenklich stimmt mich auch der zunehmende Terrorismus (und damit einhergehend die Drangsalierung der Bevölkerung und das Desinteresse bei dieser unsicheren Lage Investitionen zu tätigen), der sich ausgehend von Nordafrika immer weiter in den Süden verlagert.
Es hat darin einige Zusammenstellungen, die mich massiv Erstaunen. Zum Beispiel, dass Namibia (36% der Bevölkerung) unterernährter ist als Simbabwe!!!
Sind darin auch die über 4 Millionen simbabwischen Flüchtlinge erfasst, die ihrem Land aufgrund der schlechten Ernährungssituation den Rücken gekehrt haben? Die bereichern unter Umständen nun die Statistik in Südafrika und Namibia.
Ich war mir auch nicht bewusst, dass z.B. in Madagaskar 75% der Bevölkerung INTERNET Anschluss haben, versus 16 % in NAMIBIA.
Was nichts daran ändert, dass ein Großteil der madagassischen Bevölkerung Analphabeten sind.

Madagaskars Telekommunikationsnetz ist rückständig. Pro 100 Einwohner existieren 1,09 Festnetztelefonanschlüsse und 0,85 Breitband-Internetzugänge. Fortschritte in der Mobilfunktechnologie haben dazu geführt, dass es 2012 39,38 Mobiltelefonanschlüsse pro 100 Einwohner gab.
Durchschnittlich besitzt etwa jeder 25. Madagasse einen Fernseher, während ungefähr 12 Radios pro 100 Einwohner in Gebrauch sind.
Die Wirtschaft Madagaskars trägt typische Züge eines Entwicklungslandes. Laut dem Internationalen Währungsfonds betrug das Bruttoinlandsprodukt unter Berücksichtigung der Kaufkraftparität 2012 21,26 Milliarden US-Dollar, das entspricht 949 US-Dollar pro Einwohner. Madagaskar zählt damit nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt: Noch 2003 belief sich der Anteil der Bevölkerung mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag auf 49 %. Der Gini-Koeffizient lag 2004 bei 0,48, was eine relativ hohe Einkommensungleichverteilung reflektiert.
Quelle: Wikipedia
Weitere Ueberraschung: Botswana hat doppelt soviele Touristen, wie Namibia. Selbst 'Mugabeland' hat beinahe doppelt soviele Touristen wie Nambia ......
Hmmh, wo übernachten all diese Touristen? In diesem Zahlen sind doch wohl nicht die ganzen chinesischen Strafgefangenen enthalten, die in Simbabwe die Infrastruktur aufbauen. In Namibia, welches m. E. eine ungleich höhere Hotelkapazität aufweist wie Simbabwe, muss man mitunter lange im Voraus buchen, um ein Bett in seiner Wunschunterkunft zu erhalten. Den Eindruck hatten wir auf unseren beiden Simbabwebesuchen in 2011 und 2013 nicht. Allerdings haben wir auch nur einen kleinen Teil der touristischen Gebiete besucht. Entsprechende Reiseberichte von Fomis bestätigen mich aber in meiner Meinung. Möglicherweise boomt ja der Tourismus in Harare…

Es handelt sich um eine Publikation einer schweizer Grossbank
Welche Interessen verfolgt eine Bank mit dieser Publikation?

Vermutlich bin ich einfach zu ungeduldig mit Afrika.

Herzlichen Dank und skeptische Grüße
Marina

P.S.: Über viele der gelungenen, kreativen Geschäftsideen wird regelmäßig in Deutsch auf africalive.de, afrika.info und bei der Deutschen Welle berichtet.
Das Morgen gehört demjenigen, der sich heute darauf vorbereitet. Afrikanische Weisheit

www.butterblume-in-afrika.de
Letzte Änderung: 17 Aug 2015 14:31 von Butterblume. Begründung: Ergänzung
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17 Aug 2015 14:06 #396219
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  • buma am 17 Aug 2015 14:06
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Heute steht in der Süddeutschen, dass das Bildungsministerium in Südafrika erwägt, in den Schulen ab der vierten Klasse Mandarin (Chinesisch) einzuführen, neben Sprachen wie Deutsch, Latein, Tamilisch und Urdu, gegen die niemand etwas einzuwenden hat, wie der Generalsekretär der dortigen Lehrergewerkschaft, Mr. Mugwena Malukele, berichtet. Seiner Meinung nach die "schlimmste Form des Imperialismus in Afrika".

Gruß Marga
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17 Aug 2015 14:17 #396220
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  • leser am 17 Aug 2015 11:16
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Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich bei den „Touristenankünften“ laut Credit Suisse einfach um Ankunftszahlen handelt und nicht um das, was wir hier unter Tourismus verstehen. Ich bin aber echt zu faul das jetzt für mehrere Länder durchzuackern, dafür nur ein Beispiel aus BW, Tourism Report 2013, www.cso.gov.bw/images/tourism_report.pdf
Arrivals by nationality
Aus Afrika: 2.144.904
Aus Europa 184.717
Aus Amerika 175.668
Aus Asien 46.860
Rest 35.656
Davon waren 18,3 % “for holiday”.
Und wer wundert sich da noch darüber, dass Banken Finanzkrisen verursachen können ….andererseits, wenn man Busse verkaufen möchte, hat das schon auch seinen Wert, man muss nur wissen was man sucht und kriegt….Grüße
Letzte Änderung: 17 Aug 2015 14:20 von leser.
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