THEMA: Kurzreise Äthiopien und Djibouti
09 Mär 2019 09:34 #550642
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Erta Ale:
Da ich in den letzten 3 Tagen in Äthiopien einfach keine Lust zum Fotografieren habe, kann ich Euch leider kaum Bilder von der lavageprägten Landschaft zeigen. Um ein wenig Eindruck von dem dortigen Ablauf zu geben, gibt es dafür ziemlich viel Text.

Fahrzeit Aba Ala - Basiscamp Erta Ale 5h (inklusive Pause), am nächsten Tag Erta Ale - Afderasee 3h, Weiterfahrt nach Semera ca 3h.

Zur Mittagszeit erreichen wir das Dorf des für den Erta Ale „zuständigen Clanchefs“. Als wir die Gemeindehütte betreten, wird gerade eine Versammlung abgehalten. Alle wuseln um den Chef herum. Nach der Sitzung zieht sich der Boss bequemere Kleidung an und beginnt Khat zu kauen, nicht ohne vorher die Qualität zu überprüfen und neues zu bestellen. Mit ihm zusammen darf der Älteste Khat konsumieren. Während unseres Lunch erzählt Nati einige Geschichten. Einmal war er mit einer japanischen Gruppe unterwegs, da zu der Zeit wenig Touristen kamen, wurde neu eine Videokameragebühr erhoben und zwar 5.000Birr für eine Kamera (zu unserer Zeit wären das 150€ gewesen) Der Tourist meinte, dann würde er die Videokamera nicht benutzen. Ganz falscher Ansatz, jetzt sollte die Mitnahme 5.000 Birr kosten. Auf das Argument, die Kamera würde im Auto bleiben, hieß es „dann müsse man jemanden bezahlen, der das Auto bewacht“ für, ja Ihr wisst es, 5.000 Birr. 2 Stunden später waren sie noch immer nicht weiter gekommen. Es war klar, für was auch immer, keiner würde weiterfahren ohne die Zahlung der zusätzlichen Gebühr. Nati brannte die Zeit unter den Nägeln. Der Clanchef hatte alle Zeit der Welt! Nati erzählte weiter, mit diesem Afar lege sich nicht einmal mehr die Regierung an. Wo sind wir hier gelandet?
Wir erleben weder größere noch kleinere Räubergeschichten dort. Als wir ins Auto steigen, zeigt unser kleines Thermometer 48C im Schatten an. Ich beschließe es ist defekt….. Die Autotemperaturanzeige sagt 45 Grad-ist doch schon viel besser. Off-road (die Chinesen bauen munter parallel eine Asphaltstraße) erst über viel Sand, dann über Vulkangestein mit viel Holterdiepolter gelangen wir zum „Basiscamp“.
Wie üblich sieht es auf Fotos immer völlig harmlos aus. (Foto wurde auf dem Rückweg aufgenommen)



Da wollen wir hinauf.



Gegen halb sechs laufen wir los. Eine Stunde können wir ohne Taschenlampe den Weg erkennen, dann bin ich froh über unsere Taschenlampe, denn unser Afar und unser Kamelführer haben zusammen nur eine einzige Funzel. Vor uns ist ein italienisches Pärchen aufgebrochen. Ihr Guide erzählt uns später, sie hätten zwei Stunden am Kraterrand ausgeharrt, aber leider den Lavasee nicht gesehen. Die meisten werden lang nach uns starten und eine japanische Reisegruppe, die in Dallol neben uns gecampt hat, wird erst um 4 Uhr morgens den Kraterrand erreichen.
Seit Anfang 2018 verbirgt sich der Lavasee leider meistens bis häufig unter dichten Dampfschwaden. Trotzdem bereuen wir den Ausflug nicht. Bei Dämmerung loszulaufen und bei Dunkelheit nach 3:15h oben am Kraterrand anzukommen ist mal etwas anderes. Der Sternenhimmel war grandios.
Etwa eine Stunde laufen wir am Kraterrand entlang. Wir sehen leider nichts außer rotem Qualm. Ab und zu hören wir die Lava. Wir übernachten in einer zugigen Steinhütte am Vulkankrater. Den Pfirsichnektar, den uns Samri in letzter Minuten gegeben hat, schmeckt uns da oben köstlich. Obwohl wir viel getrunken haben, fühlen wir uns ausgetrocknet. In der Nacht kühlt es stark ab und es windet. So ziehen wir alles an, was wir an Kleidung dabei haben, zum Glück auch winddichte Jacken. Ich wache mehrfach auf und jedes Mal sehe ich nach, ob der Vulkan vielleicht doch weniger raucht. Leider nicht und auch am Morgen haben wir nicht das Glück. Im wunderschönen Morgenlicht können wir die tolle Vulkanlandschaft sehen und haben es im Gegensatz zum Afar gar nicht eilig hinunter zu kommen.







Wieder am Basiscamp bekommen wir ein letztes von Samri zubereitetes Frühstück. Ich liebe Ihre Pfannkuchen, die wir mit einer äthiopischen Nutella verputzen. Sehr lecker.
Letzte Änderung: 09 Mär 2019 09:39 von sphinx.
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10 Mär 2019 18:27 #550769
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Fahrt nach Semera:
Bis zum Afderasee



mit vielen Schmutzgeiern



fahren wir gemeinsam, dann verabschiedet sich die Campingcrew von uns. In der Dorfkneipe/-restaurant mit Fernseher bekommen wir die Reisüberreste der letzten Tage und da es in Äthiopien üblich ist zu teilen, dürfen wir auch bei den Injeras, die Nati bestellt hat, mitessen. Es ist leider das letzte Mal, das wir Injeras in diesem Urlaub essen. Ein wenig mussten wir uns an den sauren Teig gewöhnen, aber die Saucen sind lecker und man isst mit den Fingern, was ich liebe, weil das Essen viel besser schmeckt.
Auf der Fahrt nach Semera gibt es Strecken mit goldenen Sand und schwarzen bizarren Lavasteinen dazwischen und km lange Regionen mit „Pflastersteinen“ aus vermutlich Dolorit mit Wüstenlack. Die Gegend ist stark geprägt durch junge vulkanische Aktivität. Von Semera sehen wir nur das Hotel, dass Zimmer ist o.k. Aus dem Wasserhahn am Waschbecken kommt gerade mal ein Rinnsal, aber die Dusche funktioniert. Die Klimaanlage tropft und spritzt, was wir glücklicherweise rechtszeitig merken und in der Lobby mit WLAN, gibt es unzählige Mücken, die sich sofort auf mich stürzen. So vergeht es mir im Restaurant zu Abend zu essen und wenn ich das Frühstück am nächsten Tag bedenke, was es wohl die richtige Entscheidung. Zum Glück haben wir für solche Fälle immer etwas Essbares dabei.
Das war unser Ausflug nach Äthiopien. Ich habe nicht viel von diesem Land verstanden, vermutlich ist es das war mich so anzieht.

Auf geht’s nach Djibouti
Unser ursprünglich geplanter Guide ist erkrank und wir werden nun mit Plan B unterwegs sein. Plan B gehört zur Kategorie „ wir haben uns etwas Besseren gewünscht“, aber „ manchmal hat man Glück, manchmal hat man halt Pech“.
Auf dem Weg zur Grenze (Galafi) sehen wir Mantelpaviane.



Nati erreicht unseren neuen Guide und den Fahrer nicht per Handy. Wir müssen fast 2 Stunden warten. Da die Zwei an diesem Tag jede Menge frisches Khat an diverse Polizisten, Dorfangehörige etc verkauften, will ich gar nicht wissen, wo sie sich an diesem Morgen herumgetrieben haben.
Wir bekommen einen gehörigen Schrecken, als sich bei der Ausreise die laminierte Seite in Christians Pass selbstständig macht. Bei Einreise nach Djibouti ist diese noch an einer Ecke verbunden, dann allerdings ist sie komplett lose. (Unsere eVisa für Äthiopien werden bei der Ausreise kontrolliert.)
Da die Straße auf der Seite von Djibouti hauptsächlich aus Löchern besteht, fahren wir die meiste Zeit off-road. So können wir für sehr große Warzenschweine, Adler und Geier halten.







Schließlich biegen wir von der Hauptstraße ab, entdecken sehr scheue Gerenuks und Dorka-Gazellen,



sehen ein 1 Tag altes Kamelbaby



und nach weiteren 2 Stunden von weitem, die Kamine des Lake Abbes.















Mein Wunsch zum Sonnenuntergang zu den Kaminen zu fahren, die ein Stückchen von der Unterkunft entfernt liegen, löst beim Fahrer keine Begeisterung aus, um ehrlich zu sein, sieht er sehr schlecht gelaunt aus. Der Guide versucht uns zu überreden im Camp zu bleiben, aber ich setze mich zum Glück durch.
Es ist bereits spät und so fehlt die Zeit eine schöne Stelle zu finden, ans Aufstellen des Stativs ist überhaupt nicht zu denken. Wildes knipsen und die blaue Stunde fällt aus, da sich zuviel Staub in der Luft befindet.













Vor dem Abendessen, geniessen wir den Luxus einer Dusche und es gibt hier Toiletten mit Wasserspülung. Die Jurten mit zwei Bettgestellen sind einfach. Alles ist sauber.
Letzte Änderung: 24 Mai 2019 09:19 von sphinx.
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12 Mär 2019 19:00 #551024
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In der Nacht kommen die Mücken und da die Mosquitonetze bzw. die Betten viel zu klein für uns sind, werden wir ziemlich oft gestochen. Irgendein Körperteil berührt immer das Netz. Erst als es abkühlt und wir uns Jacken und Hosen anziehen, sind die Mücken nicht mehr erfolgreich. In den letzten Wochen vorher hat es hier Malariafälle gegeben.
Verspätet starten wir unsere Tour zu den Kalkkaminen.











Unser Guide hat nicht nur verschlafen, sondern erklärt uns bereits nach einer Stunde, es wäre so weit zum Assalsee, dass wir keine Zeit mehr hätten herumzulaufen. Was soll´s, wir mussten es ihm glauben. Natürlich stimmt es nicht und spätestens als wir bereits um halb drei am Salzsee sind, ist dies auch nicht mehr weg zu diskutieren. Ich werde so stinksauer, dass unser Fahrer fragt, was geschehen ist und als er von unserem morgendlichen Desaster erfährt, hat er eine heftige Unterredung mit dem Guide. Allerdings hilft uns das auch nicht mehr. Wir stehen am tiefsten Punkt Afrikas und irgendwie passend dazu an einem emotionalen Tiefpunkt. Danach kann es ja nur noch aufwärts gehen. Da unser Guide keine Ahnung von guten Fotospots hat, versuche ich mein Glück entlang der Straße,









bevor wir zum Ghoubet-el-Kharab



zurückfahren, um dort in einfachen Jurten zu übernachten.





Nicht ohne vorher in eine Polizeikontrolle zu geraten. Erst einmal helle Aufregung, weil die Zwei ja in Äthiopien waren, jetzt irgendwelche Papiere fehlen und zudem angenommen wird, dass wir zu Viert über die Grenze gekommen sind und deshalb Zollgebühren für das Auto zu bezahlen hätten. Christian darf sein Schulfranzösisch auspacken und nach längerer Diskussion können wir weiter. Wir verlieren fast noch Christians laminierte Passseite. Abends klebe ich diese mit dem Klebestreifen von der Verpackung unserer Desinfektionstücher in den Pass. Vielseitig verwendbar so ein Teil. Es ist übrigens unsere allererste Reise, in der wir Desinfektionstücher ausgiebig verwendeten.
Das Camp ist sehr einfach. Aber irgendwann hat man sich daran gewöhnt, sich irgendwo zum Schlafen hinzuringeln und denkt nicht mehr darüber nach. Die Duschen funktionieren hier schon lange nicht mehr oder haben noch nie funktioniert. Und die Toiletten? Vier Wände geben Sicht- und Windschutz. Was braucht es mehr?

Alfred Wegener lässt grüßen
Am Morgen laufen wir zum Ardoukôba Vulkan



und blicken noch einmal auf den Assalsee.



In diesem Gebiet driften drei Kontinentalplatten auseinander.



Vielleicht nicht jedermanns Sache, aber hier herumzulaufen ist für mich großartig.

Je näher wir Djibouti City kommen, desto mehr Militärfahrzeuge, Amerikaner, Italiener, Japaner. Wir fahren vorbei am französischen Basiscamp und der, von Chinesen erbauten Freihandelszone. Die chinesische Marinebasis ist eine eigene Stadt für sich. Mich beschleicht ein komisches Gefühl. Es ist doch etwas ganz anderes so etwas in der Zeitung zu lesen oder diese Militärpräsenz in diesem Miniland mit eigenen Augen zu sehen. Die eigene Bevölkerung muss sich erdrückt fühlen.
Als wir in das Hotel kommen, stürzen wir uns zuerst unter die Dusche. Danach erkunden wir noch die Straßen rund um das Hotel. Es gibt eine Straße mit Khat-Verkäufern, in der nächsten sitzen die Geldwechseldamen mit dicken Bündeln, dann gibt es noch die Straße zum Schminke kaufen.
Am nächsten Tag gehen wir noch einmal mit der Kamera los und wir erleben, dass sich die Einheimischen nicht einmal von der Ferne fotografieren lassen wollen. Ein Polizist, der gerade an einem Khat-Stand steht, erklärt Christian, man bräuchte fürs Fotografieren ein Permit. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Wir fragen im Hotel nach, natürlich stimmt das nicht. Da immer einer aufs Gepäck aufpasst, mache ich mich nochmal alleine mit der Kamera auf. Ich darf nicht einmal einen Marktstand ohne Leute aufnehmen. Ich verstehe ja, wenn Menschen sich nicht ständig fotografieren lassen wollen, aber das selbst Gegenstände wie Kleidung und Schminke ein Problem sind, finde ich seltsam und schade. Eine von einem Einheimischen geführte Touristengruppe kann allerdings von allem und jeden Fotos aufnehmen. Ich muss gestehen, ich mische mich für kurze Zeit unter diese Gruppe.
Kurz vor Abreise entdecke ich noch ein Geschäft mit Andenken und ich bin ganz happy hier etwas für unsere Souvenirwand erstehen zu können. Dann heißt es Abschied nehmen.

Danke für Eure Begleitung, Eure Kommentare und Euer Drücken des Dankebuttons.
Ich würde mich freuen, wenn jemand von Euch Lust auf eine Reise in diese Länder bekommen hat. Ich kann mich nur wiederholen, trotz einiger Widrigkeiten, waren Christian und ich sehr begeistert. Ich hoffe, dies kam im Bericht auch rüber.

Mit dieser Senegalracke, für uns eine Erstsichtung,



wünsche ich Euch freudiges Planen, sorgenloses Reisen und wundervolle Urlaubstage.
Elisabeth
Letzte Änderung: 17 Mär 2019 10:20 von sphinx.
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