THEMA: Vom Rand des Höllenlochs ins Inselparadies
28 Nov 2016 20:34 #453941
  • Seven
  • Sevens Avatar
  • Beiträge: 232
  • Dank erhalten: 802
  • Seven am 28 Nov 2016 20:34
  • Sevens Avatar
03.09.16 – Ruaha
Hoppla, bevor es mit dem offiziellen Bericht weitergeht, muss ich noch was beichten. Mir ist da ein kleiner Fauxpas passiert. Dieses Bild…

Corpus delicti
…ist eigentlich nicht der Sonnenuntergang von gestern, sondern der Sonnenaufgang von heute Morgen. :ohmy: Ich hab mich im Datum versehen und dies erst jetzt bei der Bildbearbeitung bemerkt. :whistle: Mea culpa, sorry about it!

Kein Porridge heute Morgen zum Frühstück - schade. Dafür eine halbe Stunde früher Abfahrt, um den Sonnenaufgang zu erleben. Und zwar den vom Bild oben! :P Die Mission am Vormittag lautet: Operation Punktkatze Vol. II. Also fahren wir wieder zu den Hügeln, welche im Allgemeinen ziemlich tierarm, landschaftlich aber ganz reizvoll sind. Höhepunkt der ersten Stunde: zwei männliche Kudus, die sich aber schnell in die Büsche verziehen, als wir für ein Foto halten.


Gerade noch erwischt, bevor er in die Büsche flüchtet

Auf der Sandstrasse finden wir Pfotenabdrücke von Raubkatzen, also muss es hier schon welche geben.


Bin ja schlecht im Fährtenlesen, aber hier lief definitiv kein Esel vorbei...

Wir sind weiter optimistisch und schärfen unsere Augen. Aber der Leopard ist und bleibt unauffindbar an diesem Morgen. Wir kurven noch ein wenig in der Gegend herum. Oftmals halten wir kurz an um verschiedene Vogelarten zu fotografieren. Der Entscheid, zurück zum Fluss zu fahren, fällt allen leicht. Auf dem Weg dorthin nimmt die Tierdichte tatsächlich wieder zu. Plötzlich sehen wir die vermissten Giraffen, Elefanten, Impalas und Zebras. Welch Wohltat! Die Stars an diesem Morgen sind aber die Vögel, vor allem die bunten Gabelracken und Bienenfresser werden immer wieder fotografisch festgehalten. Es wird gebalzt, gezwitschert, umhergeflogen und wieder gebalzt. Auch eine Begegnung mit den südlichen Hornraben, welche nahe der und auf der Strasse entlanglaufen, ist ein tolles Ereignis. Wir versuchen jeweils, die Gabelracken im Flug zu erwischen um das prächtige Federkleid bildlich festzuhalten.


Hornrabe, versperrt uns den Weg...


Es liegt ein Flirt in der Luft...


... und er wird erwidert...


... bald findet man sich am Boden wieder...


"Hee Eisi, du störst. Mach mal Platz!"


Und schon kommt der/die Angebete...


... um sogleich wieder zu verduften...


Ach ja, Zwergspinte gibt es auch noch...

Auf dem Weg zurück zu unserem Mittagstisch stehen am Rand drei Fahrzeuge, alle Insassen gucken in eine Richtung. Am Flussufer in weiter Entfernung und kaum erkennbar haben sich Löwen unter einem Baum niedergelassen. Auf den ersten Blick handelt es sich um drei ausgewachsene Tiere. Wir bleiben nicht lange stehen und fahren weiter, jetzt näher dem Ufer entlang. Gestern haben wir hier einen Löwen alleine mit seinem Snack gefunden. Picco fragt an, ob wir kurz checken können, ob das tote Kudu noch da ist (er will sich wohl einen Happen zum Zmittag sichern…), doch nicht nur das nun aus weniger Fleisch bestehende Kudu, sondern auch der Löwe ist noch da. Wir sind nun alleine mit ihm, er beachtet uns nicht weiter und pflegt seinen Schönheitsschlaf unter dem Busch. Das war eigentlich schon das Highlight des Morgens.


Der Kudu mit seinem Bezwinger

Lunchtime, ab in die Futterkiste! Prosper erwartet uns bereits mit einem feinem Mahl. Und natürlich darf der Fernseher auch seinen Senf dazu geben.
Heute Morgen früh haben wir unser Gepäck vom Guesthouse mitgenommen, da es hiess, wir können wenigstens die letzte Nacht in den Bandas verbringen (weil gemäss Parkverwaltung das Guesthouse belegt ist). Haaa, April April, plötzlich heisst es nun, alle Bandas belegt, zurück auf Feld 1 – ins Guesthouse. War ich beim ersten Zusammentreffen mit Sikoyo gegenüber ihm skeptisch, was die Buchung der Übernachtung betrifft, so denke ich, dass die Parkverwaltung wohl nicht alles im Griff hat mit den Buchungen, bzw. uns wie Schachfiguren «missbraucht». Immer wurde uns mitgeteilt, die Bandas seien ausgebucht. Das kann ich mir aber nicht so richtig vorstellen, dazu war zu wenig Betrieb um die Bandas herum. Auch waren wir meist alleine im Essraum während dem Mittag- oder Nachtessen, was nicht unbedingt für „Ausgebucht!“ spricht. Während unseres Aufenthaltes waren zwei grössere Gruppe für eine Nacht zugegen. Da wird sich die Verwaltung gesagt haben: geben wir den Gruppen die Bandas und verteilen die restlichen Einzelpersonen irgendwo anders um. Ging für die Verwaltung wahrscheinlich einfacher zur Handhabung als die Gruppe aufzuteilen, wenn einzelne Bandas belegt sind. Also lautet mein Fazit: wir und Sikoyo haben wahrscheinlich früh genug gebucht, aber als die Gruppenanfragen kamen, hat man uns wahrscheinlich einfach rausgeschmissen und den Status auf "ausgebucht" gestellt. Und jetzt bringen wir das Gepäck halt wieder zurück ins Guesthouse, dass ja eigentlich auch ausgebucht sein sollte, es aber nicht ist…

Warum erzähle ich das alles? Weil der nachmittägliche Gamedrive praktisch keiner Rede wert ist. Das liegt aber weder am Fahrer/Guide noch an der Landschaft. Sondern wir wollten es nochmals wissen, Operation Leopard 3.0. Leider erfolglos. Aber hätten wir ihn gefunden, ich glaube wir wären uns in den Armen gelegen und hätten von einem erfolgreichen Gamedrive gesprochen. Hätte, wäre, würde… war jetzt halt nicht so. Danach haben wir noch einige Stellen am Fluss besucht und den Sonnenuntergang fotografiert.


Yep, diesmal WIRKLICH ein Sonnenuntergang. Hab extra nochmals das Datum und die Uhrzeit gecheckt... ;)

Höhepunkt am Nachmittag sind zwei Schakale, die in weiter Entfernung eine Gruppe Manguste aufmischt. Irgendwie war ich am Nachmittag aber auch schlapp drauf. Das viele (leckere) Essen, die hohen Temperaturen, dazu teilweise Rebellion meines Magens, all das drückte irgendwie auf mein Gemüt. Und jetzt, vor dem Nachtessen, sitze ich draussen vor dem Essraum im Dunkeln und sehe im Lichtbogen der Gebäudebeleuchtung zwei Schakale vorbeilaufen, ca. 10 Meter weg von mir. Yo, kann man auch als Höhepunkt des heutigen Tages bezeichnen. In diesem Sinne: optimistisch vorwärtsschauen, freuen wir uns auf morgendlichen Gamedrive und den bevorstehenden Aufenthalt auf Sansibar.
Letzte Änderung: 28 Nov 2016 20:36 von Seven.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: tina76, Topobär, speed66, picco, Papa Kenia, Clamat, Daxiang, Applegreen, sphinx, HerbyW und weitere 1
29 Nov 2016 09:00 #453981
  • tina76
  • tina76s Avatar
  • Beiträge: 463
  • Dank erhalten: 1105
  • tina76 am 29 Nov 2016 09:00
  • tina76s Avatar
Hallo Sven,

ob Sonnenauf- oder untergang...mir gefallen beide Bilder ! :cheer: Die drücken mit den großen Baobabs als Motiv so richtig schön die Stimmung im Ruaha aus (so wie ich sie auch erlebt habe). Ach, ich möchte wieder zurück! Besonders da es hier gerade so eklig kalt geworden ist. :S

Liebe Grüße
Kristina
Uganda 2022 - Ohne Gorillas aber mit Chamäleons
www.namibia-forum.ch...mit-chamaeleons.html

Costa Rica 23: Von Regenwaldfieber bis Tapir-Suche
www.namibia-forum.ch...bis-tapir-suche.html
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Seven
08 Dez 2016 20:36 #455208
  • Seven
  • Sevens Avatar
  • Beiträge: 232
  • Dank erhalten: 802
  • Seven am 28 Nov 2016 20:34
  • Sevens Avatar
04.09.16 – Ruaha – Dar Es Salaam – Stone Town
Heute verabschieden wir uns vom Ruaha, ebenso wie von Superkoch Prosper und Guide Sikoyo. Bevor es soweit ist, geniessen wir noch ein Frühstück (mit leckerem Porridge) und starten zu unserem letztem, gut 2-stündigen Gamedrive. Da wir Tiere sehen wollen, steuern wir direkt dem Fluss zu.


Bevor der Sonnenuntergang fotografiert wird, posiert ein Gockel für uns auf einem Stein


Der letzte Sonnenuntergang im Ruaha (jedenfalls für uns...)

Spannendes bleibt zu Beginn Mangelware. Oje, werden wir uns so vom Ruaha verabschieden? Aber dann hat der Reisegott Erbarmen mit uns, denn es wird interessant: ein Kamerateam (welche wir schon mal getroffen haben) hat sich in Stellung gebracht und deutet auf Löwen, die sich im Gras aufhalten. Es handelt sich um ausgewachsene Tiere, 5 Weibchen und 2 Männchen, wobei eines davon mit dominanter Mähne. In Sichtweite befindet sich eine grosse Büffelherde. Ein Weibchen hinkt ziemlich stark, offenbar wurde sie bei einem Angriff (auf Büffel und durch einen Büffel?) verletzt. Nun scheint aber die Löwentruppe einen weiteren Angriff zu planen. Sie steuern langsam, aber direkt auf die Büffel zu.


Die Löwinnen machen sich auf dem Weg Richtung Büffel, ausser das verletzte Tier im Vordergrund


Immer wieder wird der Blickkontakt zu den Genossinnen gesucht


Der Gentleman schaut sich das Ganze hinter der Frontlinie an

Die Weibchen haben sich im Grasfeld verteilt, das Männchen läuft ihnen ein paar Meter weiter hinten nach. Die Raubkatzen gehen aber nicht in gebückter Haltung, sondern aufrecht auf die Büffel zu. Jene haben aber die Löwen bereits entdeckt und zwei kräftige Tiere laufen sogar zu den Löwen hin.


Der Büffel rechts, der Löwe (hier das Männchen) links neben dem kleinen Baum in der Mitte. Das Weibchen ganz links bläst zum Rückzug

Die Katzen brechen hiervon den Angriff ab und laufen zurück, wobei einige Büffel sie noch ein kurzes Stück verfolgen. Für diesen Tag scheint die Herde sicher zu sein. Die Löwen ziehen sich ganz zurück und laufen der Strasse entlang. Wir folgen ihnen mit Abstand. In den Büschen legen sie sich in den Schatten und beginnen mit dem Nickerchen.


Kein Futter, dann wird halt geschmust (habe erst auf dem Bild gesehen, dass diese eine Löwin auf einem Auge blind ist)

Ein Zeichen für uns, dass unser Ganmedrive somit beendet ist. Danke Ruaha, nach dem gestrigen enttäuschten Tag war’s heute noch ein kurzer, freudiger Abschluss.
Wir fahren zum Flugfeld. Unser Flugzeug taucht bald am Himmel auf und landet sicher auf der Schotterpiste. Sikoyo lässt es sich nicht nehmen, von sich mit Flugzeug ein paar Fotos zu schiessen. Schliesslich kommen nicht viele seiner Gäste mit dem Propellerdampfer zu ihm. Wir verabschieden uns, steigen ein und fliegen via Irigna zurück nach Dar-Es-Salaam. Danke Sikoyo, nach einem doch harzigen Start am ersten Abend hast du mich eines Besseren belehrt. Sehr sympathisch und ein angenehmer Zeitgenosse, mit dem man sich über Gott und die Welt unterhalten kann. Gerne wieder einmal...


Tschüss Ruaha, vielleicht auf ein anderes Mal...

Beim Terminal One – für Inalndflüge – landen wir pünktlich und begeben uns von einem Ende des Gebäudes (Arrivals) zum anderen Ende (Departures). Der Flug nach Sansibar dauert rund 20 Minuten. Höflich werden wir bei Ankunft von einem Zollbeamten begrüsst, füllen das Formular aus und fahren mit dem bestellten Taxi nach Stonetown. Unsere Unterkunft, Kipundo B+B, liegt im Randgebiet der historischen Altstadt, mit Nähe zum Meer. Die Altstadt ist fast komplett autofrei, auch die Gasse in der unser B+B liegt. Ich juble innerlich schon über eine ruhige Nacht.


Das Hotel ist klein und ziemlich verwinkelt, ...


... aber mit sehr viel Charme und liebevollen Details eingerichtet


Ein vorsichtiger Picco prüft, ob er nicht gleich überfahren wird - ich stehe praktisch auf der anderen Seite der Gasse, somit kann kann sich jeder die Breite vorstellen.

Nach Bezug der Zimmer begeben wir uns auf eine kleine Wanderung rund und in der Altstadt. Beim „Haus der Wunder“ treffen wir einen Guide und vereinbaren mit ihm eine morgige Stadtbesichtigung.


Stützpfeiler à la africane...


Kolonialbau in der Altstadt


Und nochmals einer


Ausblick auf den Sonnenuntergang.

Zum Apero geht’s zurück ans Meer, in der Mercury Lounge gönnen wir uns einen Drink. Nach dem Sonnenuntergang laufen wir weiter dem Strand entlang. Ein Essmarkt ist eingerichtet worden, hier trifft sich jung und alt, Einheimische wie Touris. Natürlich werden auch wir von Köchen angesprochen, aber wir haben mehr Appetit auf frischen Fisch im Restaurant. So genehmigen wir uns in einem Strandrestaurant den „Catch of the day“.
Retour im Zimmer nehme ich meinen innerlichen Jubel zurück. Die Gasse auf Seite meiner Fenster ist zwar autofrei, dafür knattern die Vespas umso mehr. Und das tönt abartig laut in dieser schmalen und hohen Gasse. Dazu kann jedes Gespräch von aussen mitverfolgt werden. Na dann, gute Nacht!
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: tina76, Topobär, speed66, picco, Papa Kenia, Clamat, Daxiang, Applegreen, sphinx, HerbyW und weitere 1
08 Dez 2016 22:21 #455220
  • picco
  • piccos Avatar
  • Online
  • Beiträge: 5755
  • Dank erhalten: 10869
  • picco am 08 Dez 2016 22:21
  • piccos Avatar
Hoi Sven

Du lebst noch???
;) :P :laugh:
Seven schrieb:
Höflich werden wir bei Ankunft von einem Zollbeamten begrüsst, füllen das Formular aus und fahren mit dem bestellten Taxi nach Stonetown.
Die Abhandlung kommt mir aber doch etwas sehr kurz vor! :woohoo: ;) B)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Seven
09 Dez 2016 06:49 #455237
  • Seven
  • Sevens Avatar
  • Beiträge: 232
  • Dank erhalten: 802
  • Seven am 28 Nov 2016 20:34
  • Sevens Avatar
picco schrieb:
Hoi Sven

Du lebst noch???
;) :P :laugh:

Hoi Picco
Ja, mich gibt's noch... welche Wunder! :laugh: :P

picco schrieb:
Die Abhandlung kommt mir aber doch etwas sehr kurz vor! :woohoo: ;) B)
Ach ja, stimmt, da war ja noch was... :) Du meinst das, was wir ab und zu erlebt haben... à la "wie bestellt und nicht abgeholt" :lol:
Aber das darfst/kannst du dann erwähnen. B)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: picco
11 Dez 2016 11:17 #455398
  • sphinx
  • sphinxs Avatar
  • Beiträge: 1496
  • Dank erhalten: 3992
  • sphinx am 11 Dez 2016 11:17
  • sphinxs Avatar
Seven schrieb:


Kein Futter, dann wird halt geschmust

Dieses Bild würde ich gegen jeden Büffelkill tauschen. Ich bin, fürchte ich, heute aber auch echt im Mädchenmodus unterwegs.
Schönen dritten Advent.
Elisabeth
Letzte Änderung: 11 Dez 2016 11:18 von sphinx.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Seven