THEMA: Picco geht mit Schnorchelmaske zum Lavasee...
08 Nov 2016 20:15 #451301
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Tag 7: Über Dian Fossey nach Kigali!



Oben: Unsere heutige Strecke

02:20 Uhr zeigt das Handy!
Damit selbst hab ich ja keine Probleme, aber dass ich um die Zeit schon fertig sein soll mit schlafen find ich eine Frechheit!
Echt, das Sandmännchen ist auch nicht mehr das was es mal war! Grmpfl!!!
Natürlich bleib ich demonstrativ liegen bi 04:30 Uhr, denn dann muss ich aufstehen, da Jean um 05:00 Uhr kommt und wir losfahren.
Schnell noch alles Anstehende erledigt und den letzten Rest in die Tasche beziehungsweise den Rucksack gepackt und schon geh ich raus in die dunkle, kühle Nacht!
Kurzer Blick zu Sven's Appartement und schon weiss ich dass er Licht an hat, also offenbar auch wach ist.
Gut so, braver Sven! ;-)
Um so früh da zu sein hat Jean ja schon hier in Gisenyi, aber in einer anderen Lodge, übernachtet.
Vom Kongo her wärs kaum möglich und sicher nicht sinnvoll!
Ich schleppe also mein Zeugs am mir nicht helfenden Wachmann vorbei zum Parkplatz und treffe da schon Jean!
Nach kurzer Zeit kommt auch Sven daher und nachdem wir dem Wachmann erklärt haben dass die Schlüssel in den Zimmerschlössern stecken fahren wir schon los, es ist 05:10 Uhr!
Jean fährt auffallend gemütlich, aber das ist wohl auch besser so, denn viele Menschen sind schon auf der Strasse.
Die Meisten zu Fuss, viele mit dem Fahrrad und nur wenige mit dem Auto, aber offenbar alle auf dem Weg zur Arbeit!
Um die Zeit sieht man bei uns kaum jemanden auf den Strassen...
Kurz nachdem wir Gisenyi hinter uns haben sehen wir im Dunst links von uns den Nyiragongo mit kaum wahrnehmbarem roten Leuchten über dem Kraterrand...
...aber schon bald ist der Vulkan vom Dunst wieder vollkommen verhüllt und nicht mehr zu sehen...



Oben: Nach etwa 1,5 Stunden Fahrt ist auch ans Fotografieren zu denken, wenn auch von der Rückbank durch die Frontscheibe:
Frauen auf dem Weg zum Markt!




Oben: Halb Ruanda war schon kurz nach 05:00 auf den Beinen, die andere Hälfte ist es wohl jetzt um 06:45 Uhr...

Kaum in Ruhengeri angekommen kommt mir Jeans unsicheres Suchen des Kinigi Park Headquarters vor als wäre er erstmals hier...
Na ja, egal, er gehört nicht zu denen die so was verstecken und er fragt nach, was uns auch sehr schnell zum Ziel bringt!
Schon der zweite oder dritte Operator der auf einer meiner Reisen Neuland entdeckt, auch gut!
Kaum auf dem vollen Parkplatz ausgestiegen gehen wir dahin wo offensichtlich die meisten Touroperators hingehen, dort fragt sich Jean auch wieder durch.
Bald verlangt er unsere Pässe und geht damit ins Büro während wir der Tanzvorführung für uns Touristen zuschauen.
Ich hol mir einen Tee, der dort gratis bereitsteht und esse mein Lunchpaket, das wir gestern Abend in der Paradise Malahide Lodge bekommen haben.
Es ist recht kühl und beim Blick um uns herum frag ich mich schon bei einigen Leuten wie die ein Gorillatrecking hinter sich bringen wollen...zumal ich zwei Touristen mit Krücken und Rucksack sehe...
Es ist erstaunlich wie schlecht einige schon hier auf der kaum abfallenden Wiese zu Fuss sind...hoffentlich schaffen die's ohne jemand Anderem oder den Gorillas zur Last zu fallen!
Nach einiger Zeit ruft uns Jean zu sich, er steht mit einer kleinen Rangerin bei einem kleinen Schild auf einer Wiese.
Die Rangerin stellt sich uns als 'Odile' vor und erklärt uns dass sie unser Guide ist und wir zwei die Einzigen sind die zu Dian Fossey's
ehemaliger Forschungsstation rauf gehen werden.
Oha, übersichtliche Gruppe heute!
Odile beginnt mit dem Erzählen von Dian's Lebensgeschichte, und sie erzählt es wirklich sehr, sehr gewissenhaft und ausführlich!
Von Geburt bis zum Tod, inklusive diverser Schulen und Freunden usw...
Kenn ich so gar nicht vom letzten Mal!
Sie ist zwar nicht so einfach zu verstehen aber so im grossen Ganzen bekomm ich doch mit dass Dian nicht wirklich eine einfache und sympatische Person war...
Zumindest Menschen gegenüber hatte sie wohl so ihre Probleme...
Na ja, das hatten ja offenbar einige mit ihr auch, sonst wäre sie wohl kaum am 27. Dezember 1985 im Karisoke Research Center, wo wir nun hingehen, abgeschlachtet worden.
Bald gehts los, wir besteigen nun mit Odile Jean's Wagen und fahren zum Startpunkt des Treckings.
Ich hatte den letzten Teil der Piste in schlechter Erinnerung, aber dass mich die Erinnerung so täuschen kann hätt ich nicht erwartet!!!
Die Piste ist nicht schlecht, die ist grauenvoll!!!
Am Startpunkt angekommen gehen wir gleich los, das Tempo ist von Anfang an etwas hoch, vieleicht etwas zu hoch für den Anfang!
Auf dem Weg zwischen den Feldern hindurch treffen wir Soldaten, von denen uns drei begleiten werden.
Im Gegensatz zu meiner Tour im 2013 sind diese Soldaten freundlich und lächeln uns an, damals warens wirklich Typen denen man nicht nachts begegnen will...
Aber Kalaschnikovs haben auch die Drei hier dabei!
Odile erklärt uns dass wir eventuell auf dem Weg nicht nur Gorillas, andere Affen oder Antilopen sehen würden sondern unter Umständen auch mies gelaunte Büffel uns zertrampeln könnten, was sie nicht so gerne sehen würde.
;-)
Die Nähe zur DR Congo und die immer wieder vorkommenden Grenzüberschreitungen (meist von ruandischer Seite...) haben natürlich nichts damit zu tun...nur die Büffel...logo...
Mit den Soldaten zusammen gehts weiter, es wird steiler und steiler, das Tempo bleibt hoch, was meine Beine nicht wirklich freut!
Denn da steckt noch immer der Nyiragongo drin, ja, der ganze Vulkan!!!
Das macht meine Beine richtig schwer...und bringt meine Lunge dazu durch den Mund atmen zu müssen, was ein untrügliches Zeichen für mich ist langsamer gehen zu müssen!
Schon sind wir am Waldrand und Odile schlägt die erste Pause vor, was ich nutze um ein japsend geringeres Tempo zu fordern!
Sven hat offenbar keine Vulkane in seinen Beinen...
Nach kurzer Rast gehts nun über eine Mauer rein in den Wald, in dem die Gorillas leben!
Nach einem steilen Anstieg wirds bald flacher und ich seh einige hörnchenähnliche Tiere in den Bäumen rumtoben, aber krieg kein einziges brauchbares Foto davon hin...
...immer ist ein Ast oder ein Blatt im Weg...
Es geht weiter bis zu einer Weggabelung von wo man eine Bergtour zu einem Kratersee beginnen kann, und machen die nächste kurze Rast.
Mir fiel auch schon auf dass es jetzt im Gegensatz zu 2013 keine gefüllten Säcke mehr am Boden hat und man nun wie es ja zu erwarten wäre auf den nakten Boden geht.
Odile erklärt mir dazu dass diese Säcke jeweils da sind wenn's zu matschig wird, damit die Gegend überhaupt bewandert werden kann.
Macht Sinn...
Wir gehen weiter, Büffel- und Gorillakot liegt faul auf dem Weg rum, beides recht frisch, Odile meint dass beide Haufen keine Stunde alt wären...
...einige Minuten später bleiben wir stehen weil wir ein Blöken hören das wir nach dem ersten Wunschgedanken ‘Gorilla’ einer Antilope zuordnen.
Aber egal was es ist, irgendetwas ist hier im Busch!
Und das mein ich wortwörtlich!
Ich sehe eine Pflanze rechts von mir sich bewegen und schau genauer, da seh ich schwarze Haare...



Oben: Was sehen denn da meine scharf belinsten Äuglein?
Ein Busch mit schwarzem Fell?
Ab in die Knie, damit ich unter den Blättern der Büsche durchschauen kann und dann...tatataaaaaa...


Und tatsächlich seh ich zwei Gorillas als Erster!
Halleluja!!!



Oben: Hallo Frau Gorilla!!! Du bist entdeckt! :-D

Ich glaubs ja kaum!
Wir treffen auf dem Weg zu Dian Fossey's Camp eine Gorillatruppe!
Auch wenn wir nur zwei Tiere sehen ein absolutes Ausnameerlebniss!!!
plötzlich höre ich Stimmen anderer Menschen...
Hmmm...
Odile und einer der Militärs beginnen mit denen zu sprechen ohne etwas von meiner Entdeckung mitbekommen zu haben!
Noch hat nebst mir niemand die Gorillas bemerkt, so winke ich Sven leise zu mir ran und zeige ihm was ich gefunden habe!
Wir schauen und fotografieren nur kurz bis Odile auffällt was wir tun...und sie sofort 'No Fotos' ruft!
Denn das lässt sich Ruanda normalerweise fürstlich belohnen mit 750$ für eine Stunde Gorillas beobachten...
OK, wir hören sofort auf zu fotografieren, zumal die Gorillas im dichten Gebüsch auch kaum zu sehen geschweige denn zu fotografieren sind...
Odile schreibt sich währenddem den Namen der Gruppe in ihr Notizbuch: 'Ghiranesa-Group'!
Zumindest liest sie mir das später so vor...
Auch wenn ich beim nachträglichen Googeln weder bei den Touristengruppen noch bei den Forschungsgruppen eine mit so einem Namen
finden kann freu ich mich enorm über die Sichtung!
Und erst recht darüber dass ICH die Gorillas gesichtet habe!
Welcher Tourist kann schon von sich behaupten Berggorillas gespottet zu haben?
Stolz-Modus 'on'!!!
Pha, was ist schon eine Serval-Spottung...tststs...nun kann mich nichts mehr beeindrucken! ;-)
Ohne weitere Pausen gehts nun rauf zur ehemaligen Forschungsstation.



Oben: Grün, grüner, am grünsten!!! Halt Bergregenwald!



Oben: Übersichtsschild mit Aufzählung aller Gebäude der Station.



Oben: Überreste der 'Bottom Cabin', die auch nach Dian's Tod von etlichen Forschern als Kabine genutzt wurde.



Oben: Die Überreste von Dian Fossey's Kabine, die sie selbst offenbar scherzhaft als 'das Mausoleum' bezeichnete...
...was angesichts der Tatsache dass sie in dieser Kabine abgeschlachtet wurde doch etwas speziell ist...




Oben und unten: Das Grabfeld der Gorillas und Dian Fossey's Grab, direkt neben ihrem geliebten 'Digit'.
Es gibt Leute die sagen sie hätte den Silberrücken 'Digit' so geliebt wie andere Frauen ihren Lebenspartner lieben...


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09 Nov 2016 20:09 #451428
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Oben: Links das Grabstein von Digit, rechts der von Dian.
Dian wurde von den Einheimischen übrigens 'Nyiramachabelli' genannt, was sinngemäss etwa 'die Einsiedlerin im Wald' bedeutet.




Oben und Unten: Das Haus der Arbeiter, weit weg von Dian's eigenem Haus...und klein für die bis zu 30 Menschen die hier auf engstem Raum schliefen.





Oben, unten und doppelunten: Der Bergregenwald mit seinen Pflanzen ist einfach der Hammer!!! Ich könnt stundenlang hier rumlatschen!!!





Odile erklärt uns auch hier oben alles ganz genau und um ein mehrfaches ausführlicher als der Guide, den wir letztes Mal dabei hatten!
Wir sehen auch etliche Haus-Überreste die wir damals nicht gesehen haben!
Echt, ich kann diese Frau als Guide echt empfehlen!
Toll!
Und erst nachdem sie Sven und mich gefragt hat ob wir noch was wissen wollen und wir ihr versicherten dass wir vollends zufrieden sind gehts wieder auf den Weg runter!



Oben: Was sehen wir denn da auf dem Weg?
Jawohl, Gorilla-Kacke, frisch!




Oben: ...und Ameisen...die einem zum Tanzen bringen können!
Selbst mich Tanzmuffel!!! :-O


Plötzlich bleibt Odile und die zwei vorausgehenden Soldaten stehen und weisen uns an dasselbe zu tun...
Irgendwoher höre ich das Wort 'Buffalo'...ob wir nun auch noch Büffeln begegnen?



Oben: Hmmm...was lässt und da nicht passieren???

Und plötzlich winkt mich einer der Soldaten zu sich und zeigt nach vorne...
und was seh ich da?
Na was wohl:



Oben: Gorillas!!! Mitten auf dem Weg!!!



Oben: Und ich hab nur das 7-14mm-Objektiv griffbereit!!! Zum Glück sind wir so nahe!!!
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10 Nov 2016 18:20 #451535
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Oben: Von Sven (mit seiner Einwilligung) geklautes Foto das mich beim Filmen zeigt...


Falls das Video nicht erscheint klick mich um es in Youtube anzuschauen!

Oben: Ja, Video! Mit dem 7-14mm-Objektiv...dafür ohne Bildstabilisator, da ich nur die kleine Kamera vorne hatte...

Es sind ein Weibchen und ein halbstarkes Männchen, und ich hab keine Zeit die gute Kamera und das geeignete Objektiv aus dem Rucksack zu nehmen!!!
Nach kurzer Zeit kommt das Männchen noch etwas näher, setzt sich etwa einen Meter vor mich hin...
Nicht nur Odile hatte Befürchtungen dass er Ärger sucht, nein, auch die Gorilladame hält ihn kurz zurück...
Na ja, ich bin es ja so langsam gewohnt dass mir Gorilla-Männer zu nahe kommen...schluck...
Nach einigen Minuten, in denen klar wird dass sie uns keinen Platz machen, gehen wir durchs Gebüsch...
...und natürlich muss hier das Gebüsch in erster Linie aus Brennnesseln bestehen...danke Gorillas, nett von Euch!!!
Was tut man nicht alles damit es diesen Tieren gut geht...
Von der anderen Seite filme ich noch etwas weiter, dabei versuche ich auch die anderen Gorillas dieser Gruppe (es ist die Umubano-Gruppe) zu filmen, was mit dem 7-14mm- Objektiv auch dann unmöglich wäre wenn man mehr sehen würde als sich bewegende Büsche und Pflanzen!
Aber es ist schon faszinierend: Wir sind wieder umzingelt von einer Gorillagruppe, der dritten innerhalb von fünf Tagen!
Und dabei fällt mir auf dass ich in allen Ländern, in denen Berggorillas leben, welche in der freien Natur gesehen habe!!! :-D
Aber wir werden gedrängt weiter zu gehen...verständlich!
Kurz hinter den Gorillas verlassen wir den bekannten Weg und gehen auf neuen Pfaden runter bis wir wieder den Eingang zum Wald antreffen, durch den wir gekommen sind.
Danach gibts wieder eine kleine Pause, in der Odile eine Ansprache betreffend Gorillas, der Menschen hier um den Nationalpark herum und die Arbeit der Ranger und des Militärs sowie der Besonderheit Gorillas auf dem Weg zu entdecken hält während wir die Aussicht geniessen.



Oben: Aussicht direkt unterhalb des Waldeinganges

Nach ihrer Ansprache gehen wir wieder zwischen den Feldern durch weiter runter, bald schon verabschieden sich die drei Soldaten, natürlich mit einem Trinkgeld in der Hand!
Weiter gehts an Schafen vorbei zum Auto, während Odile uns bestätigt dass sie auch kaum mal Gorillas zu sehen bekommt und heute wirklich ein Sonderfall war, da wir zwei unterschiedliche Gruppen zu sehen bekamen.
So etwas habe sie selbst noch nicht erlebt!
Schon bald sind wir beim Auto wo Jean schon auf uns wartet...
...natürlich nicht nur er sondern auch Souvenierverkäufer, die wir erst mal abwimmeln müssen...
Kaum sind wir im Auto gehts wieder über die Holperstrecke, wenn auch dank einer Einbahnregelung nicht über die welche wir auf dem Herweg befahren haben.
Um die Strassenqualität mal aufzuzeigen hab ich versucht zu filmen...


Falls das Video nicht erscheint klick mich um es in Youtube anzuschauen!

Oben: Schüttel-Schüttel...
Wohlgemerkt: Das ist die offizielle Strasse vom bedeutensten Touristenort in Ruanda zurück in die Zivilisation und keine Offroad-Strecke!


Durch eine Umleitung fahren wir wieder in Richtung Hauptstrasse, Odile fährt solange mit bis wir sie in ihrem Heimatdorf abladen können. Auf dem Weg sagt sie mir nochmals die Namen unserer Gorillagruppen, die sie sich extra notiert hat und gibt ihr Walkie-Talkie an einem Rangerposten am Strassenrand ab.
Nachdem wir uns von dieser als Guide echt empfehlenswerten und sympatischen Frau verabschiedet haben gehts los in Richtung Kigali!
Auf dem Weg kauft uns Jean noch je eine grosse Flasche Wasser, dann gehts weiter durch hügelige und grüne Landschaften, vorbei an Tälern, Flüssen, Dörfern, LKW-Unfällen usw über Top-Strassen in Richtung Hauptstadt!



Oben: So sehen die Strassen Ruandas in den meisten Fällen aus...

Jean fragt uns wo wir in Kigali genau hin müssen, was wir mit 'Hotel Okapi' (klick mich) beantworten können.
Und zum Glück kennt er das Hotel!
Aber er warnt uns schon mal wegen einem Nachtclub, denn er hat früher seine Gäste ebenfalls da untergebracht, da das Hotel sehr gut zwischen dem Banken- und Hotelviertel sowie dem Genocid-Center liegt. Als dann jedoch in unmittelbarer Nähe ein Nachtclub eröffnete wars vorbei mit der Nachtruhe...
Seither bringt er seine Kunden im Gloria-Hotel unter, wo wir ja auch die erste Nacht verbracht haben.
Kurz nach 16:00 Uhr seh ich das Hotel erstmals...
...aber das mit dem parkieren und ausladen gestaltet sich etwas schwirig, da alle Parkplätze besetzt sind und auch der fliessende Verkehr keinerlei Rücksicht nimmt sondern sich lieber durchquetscht wo's nur möglich ist.
Irgendwann haben wir aber auch das hinter uns und schon gehts rein in die gute Stube!
Ziemlich gespannt ob die Buchung mit booking.com auch geklappt hat stehen wir da und...
...werden schon erwartet!
Top!
OK, die Konversation ist nicht ganz so einfach, da die beiden Damen von der Rezeption zwar gut französisch aber nur eine davon so halbwegs englisch sprechen.
Aber mit viel Hand und Gestikeinsatz schaffen wir auch das. ;-)
Während Jean sich mal in den Warteraum setzt checken wir ein, Sven bekommt Zimmer 21, ich gleich daneben Zimmer 22.
Ein Sicherheitsmann packt unsere Taschen und versucht erst beide, danach nur Sven's Tasche hochzustemmen...
...und obwohl er offensichtlich Hilfe gebrauchen könnte will er die nicht...
So führt er uns laut schnaubend rauf in den zweiten Stock, öffnet Svens Zimmer und lädt die Tasche dort ab.
Danach gibt er mir den Schlüssel zu Zimmer 22 und geht wieder runter um meine Tasche zu holen.
Ich nehm den Schlüssel, schieb ihn ins Schloss, öffne die Türe und staune!
Haben die mir nun Socken auf den Boden gelegt und eine Wechselunterhose an den Schrankknauf gehängt?
Im Ernst jetzt???
Boa!
Meine Meinung vom Hotel weiss im Moment nicht was sie meinen soll...
Völlig verdattert geh ich rüber zu Sven und frag ob er auch Unterhose und Socken im Zimmer gefunden habe, was mir nur einen ungläubigen Blick beschert...
Also gehen wir zu zweit ins andere Zimmer und schauen uns das an...
Sven und ich staunen ruhig ins Zimmer rein, wortlos und mit grossen Augen!
Denn offenbar ist das Zimmer besetzt!
Kaum schliessen wir die Türe wieder kommt auch schon der Mann mit meiner Tasche rauf und will damit ins Zimmer.
Ich erkläre es ihm und bemerke dass er nicht gut englisch spricht, also öffne ich die Türe und zeige es ihm...
Auch seine Augen kullern beinahe aus den dafür vorgesehenen Höhlen und er stammelt was von 'wait here'...
Kurz darauf erscheint er wieder mit dem Schlüssel des gegenüberliegenden Zimmers 207, das offensichtlich nicht schon besetzt ist.
Gut so!
Schnell alles im Zimmer abgeladen und dann so gut die vermuskelkaterten Beine mich tragen runter zu Jean, denn dem wollen wir noch ein Trinkgeld geben und uns von dem liebenswürdigen tollen Kerl verabschieden.
Zumal er heute noch in den Kongo zurück muss.
Die Verabschiedung ist recht herzlich, die Entschuldigung der Dame an der Rezeption für die Herausgabe des falschen Schlüssels ist dem Gesichtsausdruck zu folge auch ernst gemeint, die sah ziemlich schockiert aus!
Und das liegt nicht an meinem Äusseren...hoff ich mal!
Anschliessend geht rauf ins Zimmer, duschen, relaxen, Fotos sichern usw...



Oben: Mein Zimmer



Oben: Immer noch mein Zimmer...



Oben: Auch das und...



Oben: ...das gehört zu meinem Zimmer...schaut hier dreckiger aus als es war, denn auch wenn die Fugen verfärbt waren wars sauber!



Oben: Aussicht vom Zimmer bei Tag

Um 18:00 Uhr treffen sich Sven und ich (wer sonst?) an der Rezeption und versuchen zusammen mit der gar nicht englisch sprechenden Rezeptionistin unsere Geräte mit dem Internet zu verbinden.
Aber irgendwas klappt da nicht, die verbinden sich zwar mit dem W-Lan, aber wir kommen trotzdem nicht ins Internet obwohl sie selbst über dasselbe W-Lan zugriff aufs Internet hat!
Aber, wie schon vorher aufgefallen ist, die Angestellten tun alles was in ihrer Macht steht um dem Gästen was zu bieten!
Und so bietet sie uns Tethering über ihr privates Smartphone an, was wir gerne annehmen!
Schon toll dass die Smartphones in Afrika nicht nur verbreitet sind sondern die Leute damit auch wirklich umzugehen wissen!
Anschliessend gehts ins hoteleigene Restaurant und wir setzen uns hin.
Dummerweise genau unter den Fernseher, der kurz darauf seine Stille unterbricht und in einer afrikatypischen Lautstärke vor sich hindröhnt.
Schnell suchen wir das Weite beziehungsweise einen anderen Platz!!!
Die armen Trommelfelle mussten mal wieder was erleben... :-O
Zum Essen bestellen wir Poulet Stroganov mit Reis, wobei das Fleisch wohl von einem 100jährigen Huhn stammt...
Ernährung ist's, aber 'gut' ist anders...
Um etwa 21:00 Uhr gehts rauf ins Zimmer und schon bald ins Bett.
Gute Nacht!



Oben: Aussicht vom Zimmer bei Nacht!
Letzte Änderung: 10 Nov 2016 21:37 von picco.
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  • Daxiang am 11 Nov 2016 06:46
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Aber es ist schon faszinierend: Wir sind wieder umzingelt von einer Gorillagruppe, der dritten innerhalb von fünf Tagen!
Und dabei fällt mir auf dass ich in allen Ländern, in denen Berggorillas leben, welche in der freien Natur gesehen habe!!! :-D

Hi Picco,
was für ein tolles (einmaliges kann man ja bei dir nicht sagen) Erlebnis. Danke das du es mit uns teilst!

LG Konni
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Hoi Konni
Daxiang schrieb:
was für ein tolles (einmaliges kann man ja bei dir nicht sagen) Erlebnis.
Ja, wir hatten schon extrem Glück!
Ich hätte vorher nie geglaubt dass man auf diesem Weg wirklich Gorillas sehen kann!
Auch die Rangerin hat davor auf diesem Weg wenn ich mich recht erinnere erst zweimal Gorillas gesehen, aber noch nie zwei Gruppen auf einer Tour wie diesmal!
War schon was Besonderes, vor allem da ich die erste kurze Begegnung selbst entdeckt habe! :-D
Daxiang schrieb:
Danke das du es mit uns teilst!
Gerne, danke dass Du mitliest!

Und hier mal ein Danke für alle Komentareschreiber und Dankedrücker! Schön dass Ihr dabei seid! :-)
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Tag 8: Am 'Umuganda Day' ins 'Hotel Ruanda'



Oben: Unsere heutige Etappe

Singende Männer!
Wie in einem amerikanischen Soldatenfilm wenn die zum Training in Formation rumrennen und 'singen'...
Genau so!
Und es wird immer lauter!
Wo bin ich hier gelandet?
Ich grabsche nach Brille und Handy und sehe dass es 05:30 Uhr ist, draussen beginnt der Morgen die Nacht zu vertreiben...
Ich geh auf den Balkon, eine frische Brise weht mir entgegen und direkt vor mir seh ich die singenden und dabei in Reih und Glied rennenden Männer mitten auf der Hauptstrasse raufrennen...
...und sonst seh ich niemanden auf der Strasse!
Oha!
Bin ich wirklich in Afrika?
Na ja, ich geh wieder rein, sichere meine Fotos, dusche und mach mich mittels Kamm, Rasierer, Deo, Zahnpaste und -Bürste wieder zu einem Menschen...
Um 08:00 wollen sich Sven und ich zum Frühstück treffen.
Und genau darum geh ich um 08:00 Uhr ins Restaurant!
Schlau, gelle? ;-)
Aber seh ich einen Sven?
Nein, nicht mal einen Klizekleinen!
Ja pennt der denn noch?
Na ja, ich setz mich mal hin und versuch mich zu orientieren als meine Ohren den Satz 'Du sitzt am falschen Tisch’ wahrnehmen...
...und das noch mit Sven's Stimme!
Und Tatsächlich: Sven sitzt einen Tisch neben mir, aber, zu meiner Ehrrettung, er war am Buffet!
Das Buffet ist nicht riesig, aber es bietet genug, natürlich auch frische Früchte!
Wer mag kann auch Fischsuppe haben... :-O
Na ja, am Morgen ist das zumindest für meinen Geschmack nicht das Richtige! ;-)
Da bleib ich lieber bei Kaffee, Passionsfruchtsaft, weissen Bohnen, Ananas und Bananen...
Brot hätte es auch, aber das vertrag ich aktuell nicht, weshalb auch immer!
Sven bestellt uns noch je ein spanish Omelette, was das Frühstück perfekt abrundet!
Nach dem Frühstück lade ich mir vom nun wieder auch ohne Tethering funktionierenden Internet die Offline-Karten für Ruanda und Tansania aufs Handy und wir bemerken auch jetzt wieder dass wir niemanden auf der Strasse sehen...
Um 10:00 Uhr machen wir uns auf den Weg, raus aus dem Hotel und rauf auf die völlig leere Strasse!
Denn heute ist der letzte Samstag im Monat und an eben diesem letzten Samstag im Monat ist in Ruanda 'Umuganda Day'!
Da ja jeder ganz genau weiss was 'Umuganda Day' bedeutet schreib ich hier nicht dass an diesem Tag die ruandische Bevölkerung von der Regierung dazu angehalten ist das Land zu säubern. ;-)



Oben: Das Okapi-Hotel von aussen

Schon sehr speziell...
Ohne grossartig links oder rechts zu schauen treten wir aus dem Hotel und überleben das ohne umgefahren zu werden...
Und das in einer afrikanischen Hauptstadt!
Die Strasse vor dem Hotel, die dem armen Sven mit ihrem Lärm den Schlaf geraubt hat (er hat sein Zimmer auf diese Seite, ich mein Neues zur anderen Seite hin...), ist menschenleer!
Und noch besser: Sie ist auch Fahrzeugleer!
Nur Stehzeuge stehen rum, aber nix was fährt, nix!
Da unsere Portemonaies lautstark einen Geldautomaten verlangen gehen wir mal los und schon bald finden wir einen!
Und gleich auch die ersten Menschen, nämlich Wachpersonal!
Sonst ist nirgends jemand zu sehen, nur Wachpersonal und vereinzelte Touristen.
Selbst die Geschäfte sind alle geschlossen!



Oben: Geschäftskomplex unweit unseres Hotels, mitsammt funktionierendem Geldautomaten, Tageslimit 400'000RWF.



Oben: Es wird geputzt bis die Strassen blitzen!



Oben: ...oder die Besen aufgeben...



Oben: Es ist beinahe unheimlich, man kommt sich vor wie in einer Geisterstadt!!!



Oben: Wohin man schaut, keine Autos, nichts!



Oben:%20Wir%20gehen%20mitten%20auf%20der%20Strasse!%20Normalerweise%20wäre%20das%20absolut%20unmöglich!



Oben: Es ist unglaublich: Ich steh mitten auf einer Kreuzung und fotografiere gemütlich in alle Richtungen und nirgends ist ein fahrendes Fahrzeug zu sehen, höchstens stehende Stehzeuge!



Oben: Sven auf der (ansonsten) vielbefahrenen Hauptstrasse!



Oben: Hier an einem anderen Tag stehend wäre meine Lebenserwartung wohl in Minuten zu berechnen...
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