Wir haben das Wassertaxi erst auf zwei Uhr Nachmittags bestellt, so haben wir noch ein bißchen Zeit, das Palmarium zu genießen. Dann heißt es leider Abschied nehmen und unser Wassertaxi brettert los, das GPS misst über 25 km/h und uns weht eine steife Brise um die Nase. Auf dem Canal des Pangalanes herrscht reger Verkehr und zum Anfang der Strecke, solange wir noch weit genug weg von Tamatave sind, bietet sich uns ein idyllisches Panorama:
Wir durchfahren auch öfter wieder diese breit angelegten Fischreusen:
Je näher wir der Hafenstadt Tamatave, heute
Toamasina genannt kommen, desto ungemütlicher wird es. Die Nähe zur Stadt kündigt sich zunächst durch große Brücken über den Fluss an, dann werden die Dörfer am Rand immer chaotischer und dreckiger, überall liegt Müll herum und die Leute machen einen deutlich weniger entspannten Eindruck. Irgendwann fahren wir an riesigen Treibstofftanks und einer Anlage vorbei, die vermutlich das Kraftwerk ist. Die schmutzigen Dörfer sind jetzt regelrechten Slums gewichen, die direkt ans Wasser gebaut sind. Den schmalen bewohnten Uferstreifen trennt eine hohe, mit Stacheldraht bewerte Mauer im bewährten Walter-Ulbricht-Design vom restlichen Land ab. Wir verstehen nicht, warum die Leute am Wasser hinter einer solchen Mauer eingesperrt sind. Schließlich weitet sich der Kanal langsam auf, und wird zum Hafengelände, wo alte Pötte zusammengeschweißt vor sich hin rosten. Aus Löchern in den alten Pötten starren uns Kinder an und halten uns den ausgestreckten Mittelfinger entgegen.
Am Ufer wartet Aina, unser Fahrer, auf uns und bringt uns zum Joffre Hotel im Stadtzentrum. Wir kriegen ein ordentliches, aber nicht besonders gemütliches und stockfinsteres Zimmer. Aus irgend einem Grund lassen sich die Fensterläden nicht öffnen, und so kommt praktisch kein Licht von außen herein. Die ratternde und scheppernde Klimaanlage kämpft nachts mit ihrem Lärm gegen das Straßenfest direkt vorm Hotel an, dessen Geräuschkulisse mich an die Open-Air-Festivals im Sommer in Norddeutschland erinnert. Madagassen und Techno? Zu gerne hätte ich mir dieses bizarre Panoptikum angeschaut, aber die Müdigkeit gewinnt. Hätten wir doch nur das Zimmer mit Blick zum Innenhof genommen. Bein Einschlafen sehnen wir uns nach den flauschigen Lemuren im Palmarium und dem Relaxen am Canal des Pangalanes. Naja, übermorgen geht es wieder in die Wildnis, diesmal richtig...