THEMA: comme les gagas - eine Reise mit KINDERN
13 Okt 2012 18:14 #257947
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27.0712 Ifaty: Pirogenfahrt zum 8 km entfernten Fischerdorf

Wie mit der Pünktlichkeit einer Schweizer Bahnhofsuhr läuft die Piroge von Florent und seinem Vorschoter am Strand vor unserem Häuschen in den Sand auf. Da auch unser Frühstück mit derselben zeitlichen Präzision auf dem Tisch bereitstand, sind wir alle bereit für unser nächstes Abenteuer.



Wir besuchen mit Florent ein Fischerdorf, circa acht Kilometer abseits, an der lang gezogenen Küste vor Ifaty. Wie "alte Hasen" besteigen wir unser Boot und die Crew setzt nach wenigen Paddelschlägen das farbige, viereckige Tischtuch-Segel, trimmt noch etwas den Mast und ab geht’s in die Wellenlandschaft, entlang dem Riff, durch die "Meeresstrasse von Mosambik". Die Mädchen singen ihre Schulliedchen und JO sinniert über grosse Segeljachten nach, und so legen wir nach einer Stunde Fahrt an unserem Zielort "Ambolomailaka" an.



Einmal mehr werden wir von der Dorfjugend stürmisch in Empfang genommen, und als PE die noch vorhandenen Animanca-Sammelsteine der Migros hervorholt, ist ihr der Kinderpulk auf sicher. Wir knöpfen die tierverzierten Steine an die in Warteschlange stehenden Handgelenke und geniessen das muntere und fröhliche Treiben der immer zahlreicher auftretenden Dorfkinder.



Weit draussen auf dem Meer, noch ausserhalb des Riffes, erkennen wir die vielen verschiedenen Segel der Fischerpirogen, die sich am Horizont tummeln. Je nach Volumen des Fangs kann es manchmal spät am Abend werden, bis die Fischer an ihren Stützpunkt zurückkehren. So folgen wir Florent und den Kindern über die Dünen zu den Holz-, Schilf- und Strohbauten des kleinen Ortes.



Die Hinterhöfe der Hintergassen sind fast menschenleer, das Leben spielt sich am Tage nicht zuhause ab, die Männer und Jungs sind bei den Fischen auf ihren Schiffen und die bunt bemalten Frauen verkaufen ihre Waren an der staubigen Landstrasse. Die Frauen bemalen ihr Gesicht mit einer gelben oder orangen Naturfarbe. Die Schminke wirkt nicht nur als Sonnenschutz, sie hält auch die Haut geschmeidig und lässt das Antlitz in Schönheit erstrahlen. Wir schlendern gemütlich der Überlandstrasse entlang und versuchen hie und da die frittierten, in allen farben leuchtenden Backwaren. Autos gibt es da keine, nur alte, schön bemalte Zebukarren mit riesengrossen Holzspeichenwagenräder. Sie und die handelnden Frauen gestalten das Strassenbild des Fischerortes.



Die spielenden Kinder begleiten uns zurück ans Meer, wo wir jetzt geduldig die ersten heimkehrenden Fischerboote erwarten. Ein kleines Mädchen angelte sich bereits an der Landstrasse die Hand von PE und liess diese die ganze Zeit über nicht mehr los. Die Kleine hat sich PE sozusagen adoptiert. Jetzt, wo wir am Strand sitzen und warten, gesellt sich ein älterer Mann zu uns. Er interessiert sich sehr für unsere Reise. Er möchte wissen, wie es sich beim Fliegen anfühlt, wie lange denn so ein Flug von Europa nach Madagaskar dauert und was so was denn auch kostet... Auf die letzte Frage kann und will ich ihm nicht antworten. Er würde die Verhältnisse wohl nicht verstehen und meine Antwort womöglich falsch interpretieren. Ich versuche ihm zu erklären, was denn eine Flasche Wasser bei uns im Handel kostet. Dieser Vergleich reicht ihm voll und ganz..... ich vermute, es träumt ihm jetzt noch davon. Zum Abschluss der kurzen Unterhaltung will der Mann uns noch eine Pyxi-Schildkröte, gefangen in einem Plastiksack verkaufen, da lehnen wir doch dankend aber bestimmt ab.



Es kommt so, wie es Florent zum Voraus prognostiziert hat: Die Fischerboote kehren nicht vor dem Abend ans Ufer zurück. Bloss eine einzige Piroge findet ein Herz für uns und strandet noch vor unserem Abgang. Alle eilen schnell zu den Fischern hin und begutachten deren Fang. Der Beutezug war aber nur spärlich, zwei drei kleinere Fischchen liegen in der Pilge, und so wie die aussehen, sind sie kaum zum essen. Aufwendig bergen die Fischer die Netze aus dem Boot und transportieren sie auf langen Holzstangen an Land. Dort werden sie ausgelegt und mit der groben Nadel wieder geflickt.



Wieder zurück in Ifaty, geniessen wir den sonnigen Nachmittag vor unserm Häuschen. Unsere Kinder fangen sich Einsiedlerkrebse und bauen ihnen einen kleinen Zoo im Sand. Das Salzwasser wird mühsam aus dem Meer in die "Aquarien" und "Terrarien" transportiert und zu essen kriegen die Tiere irgendwelche Algen aufgetischt. Alles geschieht selbstverständlich immer innerhalb der geltenden madagassischen Tierschutzgesetzte.
Letzte Änderung: 14 Okt 2012 03:44 von lope.
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13 Okt 2012 18:30 #257948
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Weil's so farbig war:











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14 Okt 2012 18:27 #258043
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28.07.12 Ein Tag auf offener See

Das Wasser vor dem Bug und unter unserem Kiel schlägt hart wie Stein an unser Boot. "Endlich tut sich mal was unter unserem Hintern!" finden unsere Kinder. Ja, heute fahren wir mit einem richtigen "Flitzer", einem starken Motorboot raus, hinter das Riff auf's offene Meer. Die Haare der Frauen fliegen durch den Wind und ich halte mein Cap mit der einen Hand fest. Die andere brauche ich für den Fotoapparat und irgendwie müsste ich mich doch auch noch an die Sitzbank klammern. Die rasante Motorbootsfahrt haben wir an einem der Vortage gebucht, sie soll uns zum Horizont bringen, hinaus zu den grössten Meeresbewohner: den Walen.



Jetzt im Juli und August tummeln sich die Meeressäuger in der Strasse von Mosambik und in den tropischen Gewässer rund um die madagassische Insel. Hier kalben sie und ziehen während des antarktischen Winters ihre Jungen auf, bevor sie wieder die lange Wanderung gegen den Südpol antreten. Naja... ich schaue der Sache noch etwas skeptisch entgegen, denn noch nie hatte ich auf meinen Touren das Vergnügen einen lebenden Wal zu beobachten. Entweder war ich zum falschen Zeitpunkt zugegen oder aber, die Tiere hatten grad keinen Bock drauf, mich kennen zu lernen. Diesmal soll aber alles ganz anders werden, versicherte uns der Geschäftsführer des Walwatching-Anbieters, sonst würden uns allenfalls die Kosten zurückerstattet.

Das offene Motorboot nimmt Fahrt weg und gleitet nur noch leise und sachte durch die Wellen, wir sind am "Horizont", am Ort des angekündigten Spektakels. Doch ringsum ist es vorderhand noch ruhig und es tut sich nichts. Angespannt schauen wir alle in jede nur mögliche Himmelsrichtung, wo bläst wohl der erste ab? ...Da plötzlich, das Wasser unter unserem Boot wird ganz glatt und ruhig, ein zusammengetriebener, riesiger Fischschwarm aus kleinen und kleinsten Fischen umgibt das Boot.... wenn da bloss jetzt nur kein Riese auftaucht! Irgendwie ist mir "Moby Dick", der alte Kinostreifen mit Gregory Peck allgegenwärtig... "bitte bloss nicht jetzt und hier!" .... Phuuu, Fehlalarm... da springt kein Wal.... war das nun Glück, ...oder doch eher Pech?

Ringsum nichts als Wasser und unter uns, irgendwo da unten die Wale. Da kommst du dir so richtig munzigklein vor. "Daaa! da drüben!" Bestimmt fast einen halben Kilometer entfernt erblicken wir die Fontäne eines ausblasenden Wals. Jetzt gibt unser Seemann aber Gas. Schnell reisst er das Steuer rum und ab geht's in die angegebene Richtung. Tatsächlich, da atmet, schwimmt und taucht ein Buckelwal. Unser erster Buckelwal! Imposant steigt sein Rückgrat aus dem Wasser, er schnaubt die Atemluft aus den Blaslöcher hoch, zeigt einen "Buckel" und taucht wieder ab, um gleich wieder aufzusteigen und einzuatmen. Wir dürfen höchstens bis an einen Umkreis von 100 Meter an das Tier heran, vorne und hinten muss sein Weg frei bleiben. Der Buckelwal ist ein relativ "kleiner" Bartenwal, er erreicht höchstens eine Länge von 18 Meter und wird zwischen 25 und 35 Tonnen schwer. Reicht wohl allemal aus, unser kleines Boot zu versenken. So schnell wir den Wal gesichtet haben, so schnell verschwindet er auch wieder in den Tiefen der See. Unsere Nussschale schaukelt einsam und verlassen vor sich hin.





Doch jetzt geht's Schlag auf Schlag: "Dort drüben, ein Wal", "hier bläst er", "da springt einer", und jedes mal fliegen die Arme und Hände in die Richtung der entdeckten "Objekte unserer Begierde". Ganze Walgruppen tauchen auf, spielen, drehen und tummeln sich im Wasser. Und wenn die Zeit gekommen ist, zeigen sie uns ihre Schwanzflossen und tauchen weg. Unsere kleinen "Smart-digi-cams" laufen heiss, meist mit Serienbildaufnahmen. Es ist einfach ein grossartiges Schauspiel.







Nach gut vier Stunden See- und "Walfahrt" wendet unser Bootsmann das Schiff und wir rauschen wieder dem schmalen, kaum sichtbaren Küstenstreifen entgegen. Ich habe mittlerweilen meine Meinung revidiert und gebe zu: Es gibt doch Wale im Meer, und man kann sie sogar besuchen.

Noch den ganzen Nachmittag verbringen wir am Meer, schlendern dem Strand entlang und sammeln eifrig Muscheln. Und als sich die Sonne dem Horizont nähert, steht sie unmittelbar über unseren Walen. Sie wird zu ihnen abtauchen und bei den sanften und friedlichen Giganten zum rechten sehen.

Letzte Änderung: 14 Okt 2012 19:14 von lope.
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14 Okt 2012 18:55 #258045
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Wie erwähnt hatten wir nur Poketkameras,........... hier vielleicht zum Glück, denn ab und an waren die Riesen so nah an unserem Boot, dass wir sie mit Mega-Teleskopen gar nicht mehr hätten einfangen können............:)


Unsere Nussschale unweit eines Trozo misy trafo





PE
Letzte Änderung: 14 Okt 2012 19:11 von lope.
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lope schrieb:
Toller Bericht - tolle Fotos! Und dieses hat es mir besonders angetan!

Habe mir die letzten Seiten deines Berichts inklusive der Wale zum Frühstück gegönnt, um froh gelaunt in die neue Woche zu starten!

Danke dafür - und liebe Grüße von Bele
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15 Okt 2012 07:18 #258064
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liebe champagner

vielen herzlichen dank für dein "verweilen" auf unserem bericht. Freut mich natürlich besonders, wenn's dir gefällt!

gehen jetzt zwei tage ausspannen mit den kindern..... :unsure:
liebe gruess: lo
Letzte Änderung: 15 Okt 2012 07:21 von lope.
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