THEMA: Malaria Tropica, Achtung bei Arztbesuch in Germany
25 Feb 2014 21:32 #328350
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  • Guido. am 25 Feb 2014 21:32
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Hallo Wolfgang,
BikeAfrica schrieb:
Dazu kommt sicherlich eine ziemliche Ungleichbehandlung von Privat- und Kassenpatienten. Wenn ich beim Reisemediziner sage, ich möchte einen Malariatest oder einen Test auf z.B. Schistosomiasis, dann wird der gemacht (und ich muss ihn auch erst einmal bezahlen). Macht der Arzt das bei einem Kassenpatienten, wird er sich möglicherweise gegenüber der Krankenkasse rechtfertigen müssen. Da läuft es dann schon auseinander.


Ein paar Beispielkosten vom letzten Jahr im Bernhard-Nocht-Institut:
- Test auf Malaria (Blutausstrich, Giemsafärbung, Parasitennachweis) : 41,56 EUR
- Test Dengue-Fieber: 55,62 EUR
- Test auf Rickettsien (durch Zecken übertragene Parasiten): 34,19 EUR
- Untersuchung, Blutabnahme, Beratung, Befundbericht: 43,06 EUR

Dann kommen häufig noch 50-100 Euro für ein Standard-Blutbild, Standard-Urinuntersuchung usw. dazu.
Viele Privatpatienten zahlen das letztlich auch selbst, weil sie einen Tarif mit Selbstbeteiligung haben ;) Wer tausende EUR für einen Afrikaurlaub ausgeben kann, wird bei so etwas hoffentlich nicht geizen.

Beste Grüße

Guido
Letzte Änderung: 25 Feb 2014 21:32 von Guido..
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26 Feb 2014 06:11 #328368
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  • jaw am 26 Feb 2014 06:11
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Hallo Sabine,
ich bin dir sehr dankbar für deinen Bericht.
Es ist tatsächlich so, dass ein großes Risiko besteht, dass eine Malaria-erkrankung in Deutschland nicht sofort erkannt wird, weil die Ärzte die Krankheit fast alle noch nie gesehen haben, sie also gar nicht kennen und schon gar nicht daran denken. Dazu kommt, dass die einfache aber wirksame Diagnostik im „dicken Tropfen“ zwar eine typische Examensprüfungsfrage ist, aber praktisch das keiner je gemacht hat geschweige denn die Labore in der Praxis dafür ausgelegt sind. Meist werden dort Schnelltests selbst gemacht, wobei keine Normalpraxis einen Malariatest machen kann. Die Proben werden eingeschickt und das Ergebnis kommt dann 1-2 Tage später. Aber dazu muss der Arzt erstmal an Malaria denken.
Das ist überhaupt kein Vorwurf an irgendeinen Arzt und auch in deinem bedauerlichen Fall kann ich nicht so ohne weiteres ein Fehlverhalten erkennen, weil vermutlich ein Verdacht in eine andere Richtung bestand. Die von der Politik immer so niedlich geredete Budget- und Pauschalsysteme führen eben auch dazu, dass nur das unbedingt notwendige gemacht werden kann. Die Rationierung im Gesundheitswesen ist alltäglich, nur oft für die Patienten wenig sichtbar.
Aber: Das eigentliche Problem steht bereits zu Beginn des Berichtes: Immer wieder poltern hier Besserwisser ihre eigenen Erfahrungen, ohne ausreichende Prophylaxe in Malariagebiet zu reisen. Das kann auch mehrmals gut gehen –muss aber nicht. Ich bin froh, dass es bei Euch noch mal gut ausgegangen ist. Aber es ist ein Hochrisikospiel mit der eigenen Gesundheit. Ich würde mir sehr wünschen, dass Euer Erlebnis dazu beiträgt, dass dieses Risiko vielen Fomis etwas bewusster wird.

Viele Grüße
jaw
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26 Feb 2014 07:51 #328375
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jaw schrieb:
, Das eigentliche Problem steht bereits zu Beginn des Berichtes: Immer wieder poltern hier Besserwisser ihre eigenen Erfahrungen, ohne ausreichende Prophylaxe in Malariagebiet zu reisen. Das kann auch mehrmals gut gehen –muss aber nicht. Ich bin froh, dass es bei Euch noch mal gut ausgegangen ist. Aber es ist ein Hochrisikospiel mit der eigenen Gesundheit. Ich würde mir sehr wünschen, dass Euer Erlebnis dazu beiträgt, dass dieses Risiko vielen Fomis etwas bewusster wird.


jaw

Exakt so sehe ich das auch. Diese Stand by Geschichte gaukelt einem die Sicherheit vor und keiner ist tatsächlich in der Lage den Zeitpunkt für eine erforderliche Medikation durch eine auftretende Beschwerdesymptomatik zu bestimmen. Schmeisst man das Zeug bei ersten Fieberanzeichen ein? Wartet man evtl. noch einen Tag? Ist es evtl. "nur" Zeckenfieber, etc.etc. Aber jeder ist ja Fachmann. Das Zeug hab ich ja dabei und bin sicher. M.E. totaler Blödsinn. Zum Spielen sollte man in die Spielbank gehen. Da gehts um Geld und nicht um Leben.

Serengeti
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26 Feb 2014 08:35 #328380
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jaw schrieb:
Dazu kommt, dass die einfache aber wirksame Diagnostik im „dicken Tropfen“ zwar eine typische Examensprüfungsfrage ist, aber praktisch das keiner je gemacht hat geschweige denn die Labore in der Praxis dafür ausgelegt sind.

Jedes Labor ist auf die Untersuchung vom "dicken Tropfen" ausgelegt - da reicht ein Mikroskop mit entsprechender Vergrößerung aus. Die Beurteilung eines Blutausstriches und/oder dicken Tropfens erfordert aber sehr viel Erfahrung. Weiterhin ist zu beachten, daß auch ein negatives Untersuchungsergebnis möglich ist, was aber eine Malariaerkrankung nicht ausschließt. Zu Beginn können die Parasiten so spärlich sein, daß sie im dicken Tropfen noch nicht nachgewiesen werden können.
Ich sprech da aus eigener Erfahrung. Trotz Prophylaxe mit Malarone hatte ich mir Malaria tropicana eingefangen. Im ersten Blutabstrich (und das obwohl ich schon den zweiten Fieberschub hatte - also ca. 6 Tage nach den ersten Symptomen) konnte sie nicht nachgewiesen werden. Erst beim zweiten Abstrich war sie nachweisbar. Ich habe die Blutbilder zu Hause - ist wirklich nicht so einfach. Ich konnte dann im ersten Blutbild auch einen Parasiten finden, aber da habe ich schon eine Weile gesucht.
BikeAfrica schrieb:
Dazu kommt sicherlich eine ziemliche Ungleichbehandlung von Privat- und Kassenpatienten.

Da kann ich nicht uneingeschränkt zustimmen. Das Problem ist eigentlich, wirklich gute Ärzte zu finden. Es gibt viele Ärzte die wirklich mehr darauf getrimmt sind, möglichst viel Geld mit dem Patienten zu machen, aber es gibt auch Ärzte, welche ihren Beruf als Berufung sehen und die unterscheiden nicht zwischen Privat- und Kassenpatient. Solche Ärzte muß man aber erst einmal finden. Ich habe das selber beim Zahnarzt erlebt. 2 Mal im Jahr immer beim Zahnarzt gewesen und der hat immer gesagt alles i. O.. Irgendwann kam es mir doch etwas spanisch vor. Zu einem anderen Zahnarzt gegangen und seine Aussage war: "Sie waren schon jahrelang nicht beim Zahnarzt". Es wurde dann viel Pfusch aufgedeckt. Egal, lange Geschichte.
Und Tropeninstitut bedeutet nicht unbedingt, daß die Ärzte gut sind (siehe vorherigen Abschnitt). Meine Freundin war beim Münchner Tropeninstitut wegen Gelbfieberimpfung und um sich Doxycyclin als Prophylaxe verschreiben zu lassen. Aussage der Tropenärztin: "Doxycyclin ist totaler Quatsch und wirkt überhaupt nicht als Prohpylaxe, das ist ja ein Antibiotika (das mit dem Antibiotika stimmt, aber die erste Aussage ist komplett falsch).

Prophylaxe ja oder nein - das sollte jeder selber entscheiden. Nochmals, trotz Prophylaxe kann man Malaria bekommen. Ich habe das am eigenen Leib erfahren (siehe oben). Bei mir wurde es dann auch in der Richtung schwierig, daß man Malarone nicht mehr als Gegenmittel einsetzen konnte (da ich es ja als Prophylaxe verwendet hatte - was Anfang der 90'er Jahre üblich war). Nun war guter Rat teuer. Man griff auf das alte Mittel Chinin zurück. Hier hatte aber selbst das Tropeninstitut in München keine Erfahrung über die Nebenwirkung von Chinin. Man wird während der Einnahme richtig schwerhörig und die Denkleistung wird extrem verringert (ich konnte eine Seite in einem Buch lesen und wusste danach nicht mehr, was ich gelesen hatte). Da kam dann schon die Angst hoch, daß ich celebrale malaria habe. bei meinen späteren Reisen durch Afrika wurden mir die Nebenwirkungen von dortigen Ärzten bestätigt.

Nochmals, Prophylaxe schützt nicht 100% vor Malaria. Wichtiger ist meiner Meinung nach den eigenen Körper zu beobachten und ein Fieberthermometer. Sobald man sich nicht gut fühlt immer Fieber messen. Sobald man über 39 liegt, sollte man sein Blut untersuchen lassen (und in Afrika hat man mehr Erfahrung die Blutbilder zu interpretieren, weil Malaria dort alltäglich ist). egal ob Prophylaxe oder nicht.
Ich nehme keine Prophylaxe mehr, wegen meiner obigen Erfahrung. Aber das ist meine persönliche Entscheidung. Standby habe ich dabei - aber auch deswegen, weil ich meist mit dem Rad unterwegs bin und da ist nicht immer sofort ein Arzt verfügbar - das dürfte aber für die Wenigsten hier zutreffen.

Wie gesagt, Prophylaxe ist auch eine persönliche Entscheidung. Manchmal habe ich aber das Gefühl, daß wirklich viele denken, ich habe nehme Prophylaxe, also kann mir nichts passieren - das ist definitiv falsch!!!

toumtoum
Letzte Änderung: 26 Feb 2014 09:08 von toumtoum.
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26 Feb 2014 08:37 #328381
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Serengeti schrieb:

Exakt so sehe ich das auch. Diese Stand by Geschichte gaukelt einem die Sicherheit vor und keiner ist tatsächlich in der Lage den Zeitpunkt für eine erforderliche Medikation durch eine auftretende Beschwerdesymptomatik zu bestimmen. Schmeisst man das Zeug bei ersten Fieberanzeichen ein? Wartet man evtl. noch einen Tag? Ist es evtl. "nur" Zeckenfieber, etc.etc. Aber jeder ist ja Fachmann. Das Zeug hab ich ja dabei und bin sicher. M.E. totaler Blödsinn. Zum Spielen sollte man in die Spielbank gehen. Da gehts um Geld und nicht um Leben.

Serengeti

Hallo Serengeti

… ich bin einer dieser „Stand by“ Typen… seit 20 Jahren. Ich bin jedes Jahr mindestens 2 Monate in Malariagebieten. Ich kann nicht die ganze Zeit Prophylaxe nehmen.

Falls ich Symptome hätte, würde ich das Stand By Medikament (nach Anleitung und Rezept..) nehmen und im entsprechenden Land sofort in die nächste Klinik fahren. Die wissen dann ganz genau welche Bluttests sie machen müssen um auf Malaria zu testen. Die sind darauf spezialisiert!

Mir ist es einigermassen unverständliche, dass ein Arzt solche Fehler macht wie in diesem Falle. Gerade auch wenn er auf Malaria hingewiesen wird und die Symptome ganz klar auf Malaria schliessen lassen. Es ist dann seine Kompetenz das richtige Labor zu finden und einen vernünftigen Bluttest durchführen zu lassen. Das ist keine Kunst, Sorry.

Und wie schon geschrieben wurde. Du kannst dir auch mit Prophylaxe eine Malaria holen. Nur können die Symptome dann unter diesen Umständen sehr unterdrückt und nicht so klar sein. Wie das in diesem Fall hier herausgekommen wäre weiss ich nicht…?

Ich werde weiterhin meine Strategie fahren. So wenige Stiche wie möglich und Stand by…

Gruss, Tom
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26 Feb 2014 08:52 #328384
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  • Jambotessy am 26 Feb 2014 08:52
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Hallo Sabine,

Gott sei Dank, dass es noch gut ausgegangen ist!

Unser Hausarzt (stammt von Geburt aus einem Malaria-Land) hat zu dem Thema einmal gesagt: Ich muss Ihnen anraten, eine Malariaprophylaxe zu machen. Jetzt ziehe ich meinen Kittel aus und sage ihnen als Privatmann, dass ich persönlich nur ein Standby-Mittel mitnehmen würde. Wenn sie sich eine Malaria einfangen, kann nämlich jeder Idiot diese diagnostizieren, haben sie Malariamittel genommen, wird es schwieriger. Besser ist, sie lassen sich gar nicht erst stechen und achten deshalb darauf, dass sie sich immer mit irgendeinem Mittelgut einsprühen, abends lange Hosen tragen usw. . Urlauber, die Malariaprophylaxe betreiben, wiegen sich öfter in Sicherheit und vergessen dies leicht. Nicht zu verachten sind auch die Nebenwirkungen, die die Medikamente haben können.

Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie und ob er Vorsorge betreibt, aber man muss sich vor Augen halten, dass man trotz Malariaprophylaxe an Malaria erkranken kann.

Grüße
Jambotessy
Nur im Vorwärtsgehen gelangt man ans Ende der Reise.
(Sprichwort der Ovambo)

1x Togo + Benin (mit TUI), 1x Ruanda + Zaire ( mit Explorer Reisen), 3x Kenia (in Eigenregie mit dem Bodenzelt), 19 x südl. Afrika (in Eigenregie Namibia, Botswana, Zimbabwe, Sambia, Südafrika/ 17x mit dem Dachzelt und 2x ohne Dachzelt)
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