jaw schrieb:
Dazu kommt, dass die einfache aber wirksame Diagnostik im „dicken Tropfen“ zwar eine typische Examensprüfungsfrage ist, aber praktisch das keiner je gemacht hat geschweige denn die Labore in der Praxis dafür ausgelegt sind.
Jedes Labor ist auf die Untersuchung vom "dicken Tropfen" ausgelegt - da reicht ein Mikroskop mit entsprechender Vergrößerung aus. Die Beurteilung eines Blutausstriches und/oder dicken Tropfens erfordert aber sehr viel Erfahrung. Weiterhin ist zu beachten, daß auch ein negatives Untersuchungsergebnis möglich ist, was aber eine Malariaerkrankung nicht ausschließt. Zu Beginn können die Parasiten so spärlich sein, daß sie im dicken Tropfen noch nicht nachgewiesen werden können.
Ich sprech da aus eigener Erfahrung. Trotz Prophylaxe mit Malarone hatte ich mir Malaria tropicana eingefangen. Im ersten Blutabstrich (und das obwohl ich schon den zweiten Fieberschub hatte - also ca. 6 Tage nach den ersten Symptomen) konnte sie nicht nachgewiesen werden. Erst beim zweiten Abstrich war sie nachweisbar. Ich habe die Blutbilder zu Hause - ist wirklich nicht so einfach. Ich konnte dann im ersten Blutbild auch einen Parasiten finden, aber da habe ich schon eine Weile gesucht.
BikeAfrica schrieb:
Dazu kommt sicherlich eine ziemliche Ungleichbehandlung von Privat- und Kassenpatienten.
Da kann ich nicht uneingeschränkt zustimmen. Das Problem ist eigentlich, wirklich gute Ärzte zu finden. Es gibt viele Ärzte die wirklich mehr darauf getrimmt sind, möglichst viel Geld mit dem Patienten zu machen, aber es gibt auch Ärzte, welche ihren Beruf als Berufung sehen und die unterscheiden nicht zwischen Privat- und Kassenpatient. Solche Ärzte muß man aber erst einmal finden. Ich habe das selber beim Zahnarzt erlebt. 2 Mal im Jahr immer beim Zahnarzt gewesen und der hat immer gesagt alles i. O.. Irgendwann kam es mir doch etwas spanisch vor. Zu einem anderen Zahnarzt gegangen und seine Aussage war: "Sie waren schon jahrelang nicht beim Zahnarzt". Es wurde dann viel Pfusch aufgedeckt. Egal, lange Geschichte.
Und Tropeninstitut bedeutet nicht unbedingt, daß die Ärzte gut sind (siehe vorherigen Abschnitt). Meine Freundin war beim Münchner Tropeninstitut wegen Gelbfieberimpfung und um sich Doxycyclin als Prophylaxe verschreiben zu lassen. Aussage der Tropenärztin: "Doxycyclin ist totaler Quatsch und wirkt überhaupt nicht als Prohpylaxe, das ist ja ein Antibiotika (das mit dem Antibiotika stimmt, aber die erste Aussage ist komplett falsch).
Prophylaxe ja oder nein - das sollte jeder selber entscheiden. Nochmals, trotz Prophylaxe kann man Malaria bekommen. Ich habe das am eigenen Leib erfahren (siehe oben). Bei mir wurde es dann auch in der Richtung schwierig, daß man Malarone nicht mehr als Gegenmittel einsetzen konnte (da ich es ja als Prophylaxe verwendet hatte - was Anfang der 90'er Jahre üblich war). Nun war guter Rat teuer. Man griff auf das alte Mittel Chinin zurück. Hier hatte aber selbst das Tropeninstitut in München keine Erfahrung über die Nebenwirkung von Chinin. Man wird während der Einnahme richtig schwerhörig und die Denkleistung wird extrem verringert (ich konnte eine Seite in einem Buch lesen und wusste danach nicht mehr, was ich gelesen hatte). Da kam dann schon die Angst hoch, daß ich celebrale malaria habe. bei meinen späteren Reisen durch Afrika wurden mir die Nebenwirkungen von dortigen Ärzten bestätigt.
Nochmals, Prophylaxe schützt nicht 100% vor Malaria. Wichtiger ist meiner Meinung nach den eigenen Körper zu beobachten und ein Fieberthermometer. Sobald man sich nicht gut fühlt immer Fieber messen. Sobald man über 39 liegt, sollte man sein Blut untersuchen lassen (und in Afrika hat man mehr Erfahrung die Blutbilder zu interpretieren, weil Malaria dort alltäglich ist). egal ob Prophylaxe oder nicht.
Ich nehme keine Prophylaxe mehr, wegen meiner obigen Erfahrung. Aber das ist meine persönliche Entscheidung. Standby habe ich dabei - aber auch deswegen, weil ich meist mit dem Rad unterwegs bin und da ist nicht immer sofort ein Arzt verfügbar - das dürfte aber für die Wenigsten hier zutreffen.
Wie gesagt, Prophylaxe ist auch eine persönliche Entscheidung. Manchmal habe ich aber das Gefühl, daß wirklich viele denken, ich habe nehme Prophylaxe, also kann mir nichts passieren - das ist definitiv falsch!!!
toumtoum