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21.06.2025: Von Kibale nach Bwindi
Nach dem Swamp Walk heißt es wieder Strecke machen: Heute wartet die größte Entfernung auf uns und wegen des Regens können wir eine geplante Abkürzung auf einer unbefestigten Straße leider nicht nehmen. So geht es wieder über Asphalt durch die wunderbar grüne, hügelige Landschaft, vorbei an Dörfern, Städten und einer total verrückten Wahlkampf-Prozession: als Deutsche wundern wir uns über so viel Begeisterung für Politik, aber Peter erklärt uns, dass eine Gratismahlzeit und kostenlose Getränke am Veranstaltungsort auf die Teilnehmer warten. Gegen zwei machen wir am Queen Elisabeth NP Mittagspause und verspeisen mit Blick auf die Savannenlandschaft Sandwiches und Eier aus unseren Lunchboxen und leckere Ananas, die Peter uns ausgibt. Da wir ja nicht selber fahren und uns deshalb so gut wie gar nicht mit der Streckenführung befasst hatten, war uns vorher überhaupt nicht klar, dass wir direkt am QENP vorbeikommen. Nachdem wir satt sind, braucht auch das Auto eine neue Tankfüllung, aber an der einzigen Tankstelle weit und breit gibt es keinen Diesel mehr. Peter will für die verbleibende Strecke auf Nummer sicher gehen und kauft den Sprit bei einem Privatmann im Ort, der die durch einen Streik bedingte, aktuelle Mangellage als willkommene Geschäftsgrundlage nutzt und Peter den doppelten Preis abknöpft. Wenig später biegen wir auf eine unbefestigte Straße ein und erfahren völlig perplex, dass uns die von Peter geplante Streckenführung nicht nur am QENP vorbei, sondern für die nächsten ca. 80km sogar mitten durch den Nationalpark führt! Was für eine tolle Überraschung! So wird die vermeintliche Transfer-Fahrt zu einem Game Drive mit vielen tierischen Motiven und sogar drei Erstsichtungen. Neben den Vögeln und großen Wildtieren faszinieren uns auch die bunten Schmetterlinge, die sich zu Hunderten an den vielen wassergefüllten Schlaglöchern versammeln. Beim Passieren fliegen sie auf, sodass wir durch einen wunderbaren, lebendigen Schmetterlingstornado fahren. Als wir den Nationalpark wieder verlassen, verändert sich die Landschaft wieder und für uns sieht es wieder wie das typische Uganda aus. Die Menschen hier wirken allerdings ärmlicher und weniger offen und die „Straße“ verdient den Namen wirklich nicht! Endlich kommen wir - schon im Dunklen - in der Bwindi Community Lodge in Buhoma an und werden freundlich mit heißen Handtüchern und Saft begrüßt. Dann erhalten wir eine kurze Info zu der Lodge und werden schließlich zu unserem Zimmer „Mongoose“ geführt. Peter hatte uns vorher gesagt, dass die Zimmer der Lodge frisch renoviert sind. Den Eindruck vermittelt unser Zimmer auf uns ehrlicherweise nicht. Dass diese Unterkunft einen anderen Standard hat, als die vorherige, merkt man auch deutlich am Service: obwohl ich gerade eine Viertelstunde vorher erklärt hatte, dass ich keine Zwiebeln essen kann, bekomme ich zunächst die normale Tomatensuppe mit Zwiebel serviert. Das Essen ist leider auch sonst nicht besonders lecker. Dafür unterstützt man mit einer Buchung dieser Lodge aber direkt die Bwindi Community: alle Erträge kommen der Dorfgemeinschaft und somit dem Gorilla-Schutz zugute. |
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Letzte Änderung: 31 Aug 2025 15:30 von FotoGnu.
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22.06.2025: Gorilla-Trekking in Bwindi, Teil I
Um drei Uhr liege ich wieder wach, aber mit Meditation und positiven Affirmationen zum heutigen Trekking schlafe ich zum Glück noch mal für zwei Stunden wieder ein. Als um sechs der Wecker geht, bin ich trotzdem hundemüde und gleichzeitig total aufgeregt. Meine Erkältung klingt ganz langsam ab, dafür hat Lars heute Nacht Halsschmerzen bekommen - schöner Mist! Weil ich nicht nur große Angst davor habe, der Anstrengung nicht gewachsen zu sein, sondern auch weiß, dass ich beim Bergab-Laufen schnell Probleme mit den Knien bekomme, ziehe ich heute orthopädische Kniebandagen an. Dann kommen noch die Socken über die Hose und darüber noch die Gamaschen, dazu nehmen wir wieder die Gartenhandschuhe und Wanderstöcke mit - an der optimalen Vorbereitung soll unser heutiges Abenteuer jedenfalls nicht scheitern. Unsere Rucksäcke haben wir zum Glück gestern schon gepackt, sodass wir hoffentlich auch sonst nichts Wichtiges vergessen haben. Ein Blick aus der Tür zeigt, dass zumindest das Wetter schon mal mitspielt: Das Frühstück hingegen ist leider nicht so toll, aber ich will unbedingt was in den Magen bekommen, um genug Energie für das Trekking zu tanken. Plötzlich steht Peter schon neben uns und gemeinsam gehen wir die paar Meter zu Fuß zur Ranger Station. Dabei jammere ich den armen Peter - nicht zum ersten Mal auf unserer Reise - wieder voll, wie groß meine Angst ist, dass ich das Trekking nicht schaffe. Er versucht mich zu beruhigen, was ihm aber nur mäßig gelingt. Lars und ich nehmen für das Briefing in der ersten Reihe Platz und warten gespannt auf alles Weitere. Nach und nach füllen sich die Reihen mit anderen Touris und es ist interessant zu beobachten, wie unterschiedlich sich die Leute für den heutigen Tag ausstaffiert haben. Von „sorglos“ bis „übertrieben“ ist aus unserer persönlichen Sicht alles dabei. Bevor wir zu den Gorillas und dem Trekking aufgeklärt werden, dürfen wir erstmal eine längere Tanz- und Gesangseinlage der hiesigen Batwa-Community miterleben. Es ist eine überwiegend weibliche Gruppe, die zu lautem Getrommel richtig loslegt und voll abgeht! Besonders eine junge Frau sprüht nur so vor Lebensfreude und Energie, was besonders bemerkenswert ist, weil die Reaktionen im Publikum - freundlich gesagt - eher verhalten sind. Zwischendurch erzählt uns der Sprecher der Gruppe einiges zur Stammeshistorie, was, wie so häufig, etwas bedrückend ist. Ranger Sahin erklärt anschließend die Spielregeln zum Trekking und das weitere Prozedere. Wir werden der Rangerin Joy zugeordnet. Insgesamt besteht unsere Gruppe aus vier Amerikanerinnen, einem anscheinend spanischen Paar und natürlich uns. Wir werden gefragt, ob wir Porter möchten und Lars und ich melden uns gleich für zwei. Zum einen, weil ich glaube, dass wir die Hilfe wirklich brauchen können, aber zum anderen auch, um die Community zu unterstützen. Die Akzeptanz der Gorillas und damit ihr Überleben hängt ganz wesentlich davon ab, dass die lokalen Dorfgemeinschaften vom Gorilla-Tourismus profitieren. Joy erklärt, dass unsere Gorilla-Gruppe aus 17 Tieren besteht und Rushegura genannt wird. Das Familienoberhaupt ist der dominante Silberrücken Kabukojo. Kurz bevor wir uns auf den Weg machen, steckt Peter uns, dass er mit dem Chief Ranger gesprochen hat, um uns eine „gute“ Gruppe zuzuschanzen. In mir keimt die leise Hoffnung, dass es heute vielleicht nicht soo hart wird, zumal auch diese Gruppe rein optisch nicht wie Fitness-Freaks erscheinen. Dann fahren wir, zusammen mit Joy auf dem Beifahrersitz, schon los. Komischerweise fahren wir nur ein paar Minuten und zwar an den Rand des Dorfes Buhoma. Dort geben wir unsere Rucksäcke an unsere beiden Porter Kevin und Bran. Dabei höre ich eine der Amerikanerinnen sagen, dass sie einen Gorilla gesehen habe und schüttele innerlich belustigt mit dem Kopf: Ja, ist klar, als wenn das so einfach wäre! Aber - was soll ich sagen - Joy bestätigt, dass die Gorillas hier sind und dass wir großes Glück hätten, sie so leicht zu finden. Ich bin total perplex und gleichzeitig fallen mir tonnenweise Steine vom Herzen! Wir gehen die paar Meter zu den Gorillas und können einen Silberrücken und einen Schwarzrücken ausmachen, die sich über Baumrinde und Eukalyptus hermachen. Ich kann die Situation noch gar nicht richtig glauben! Wir fotografieren die zwei was das Zeug hält und sind im siebten Fotografen-Himmel. Gleichzeitig kann ich unser Glück kaum fassen, den wunderbaren Tieren so nah sein zu dürfen. Dabei sind unsere eindrucksvollen Verwandten völlig entspannt und friedlich. Nachdem wir uns eine ganze Weile fotografisch ausgetobt und die Anwesenheit der sanften Riesen einfach nur staunend und dankbar genossen haben, drängt sich mir der unwillkommene Gedanke auf, dass wir unser leichtes Trekking wohl damit „bezahlen“ müssen, dass wir keine Gorilla-Familie und somit keine Gorilla-Babys zu sehen bekommen. Doch unsere heutige Mega-Glückssträhne hat noch kein Ende... |
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Letzte Änderung: 02 Sep 2025 22:05 von FotoGnu.
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22.06.2025: Gorilla-Trekking in Bwindi, Teil II
Unter den wachsamen Schutz des dominanten Silberrückens Kabukojo zieht die komplette Gorilla-Familie den Berg herunter und kommt direkt auf uns zu. Gänsehaut! Wow, der Hammer! Die Gorillas ziehen direkt an uns vorbei; wir stehen regelrecht Spalier! Ich werd verrückt. Sogar die Mütter mit ihren kleinen Babys sind dabei und anscheinend auch völlig entspannt. Ich habe völlig das Zeitgefühl verloren, deshalb gehe ich davon aus, dass wir, als die Gruppe in einem Feld verschwindet, die Gorillas nun schon verlassen müssen, aber wir dürfen ihnen weiter folgen und können ein paar weitere Szenen einfangen. Dann wird es leider wirklich Zeit die Gorillas sich selbst zu überlassen. Wir sind total beseelt und geflasht. Anstatt nun einfach zurück zu den Autos zu gehen, sollen wir uns unsere Gorilla Trekking Urkunde offenbar wenigstens noch ein bisschen verdienen: wir wandern am Fluss entlang bis wir schließlich zu Fuß wieder an der Rangerstation ankommen. Das offizielle Ende des Trekkings besteht aus der Übergabe des Zertifikats an uns und des Trinkgelds an Joy und die beiden Guards. Dann ist natürlich ein dickes Dankeschön und eine herzliche Umarmung für Peter fällig, dem wir es zu verdanken haben, dass uns dieses unfassbar schöne Erlebnis so mühelos zugefallen ist! Erfreulich früh sind wir zurück in der Lodge. Lars sichtet sofort seine Fotos, während ich erstmal eine Dusche genieße. Nachdem sich Lars auch frischgemacht hat, setzen wir uns gemütlich auf unsere Terrasse, verspeisen unsere Lunchpakete, sichten Fotos, freuen uns über Vögel und Affen in der Umgebung und schreiben Journi. Zwischendurch öffnet der Himmel seine Schleusen und ich denke sehr mitleidig an die armen Gruppen, die jetzt immer noch auf der Suche nach ihren Gorilla-Familien sind und bin gleichzeitig sehr, sehr dankbar, dass es uns heute so leicht gemacht wurde. Da wir für WLAN sowieso ins Restaurant müssen, trinken wir dort auch noch einen Tee und essen dazu Kuchen aus der Lunchbox. Plötzlich kommt ein L’Hoest Affe rein und somit sogar eine Art, die wir hier noch gar nicht richtig gesehen haben. Schnell hinterher! Mit diesem Handy-Foto geben wir uns natürlich nicht zufrieden und holen schnell unsere Kameras. Danach gehen wir wieder ins Restaurant, wo wir mit einem belgischen Biologen und Guide ins Gespräch kommen, der in Kanada lebt und sich auf Birding-Touren spezialisiert hat. Seine Klientel scheint ziemlich schwierig zu sein und innerhalb der Gruppe gibt es Zoff. Wie gut, dass wir nur zu zweit bzw. dritt unterwegs sind! Dann gibt es auch schon Abendessen, das wir heute zusammen mit Peter einnehmen. Mit Peter als Guide haben wir wirklich einen sehr guten Griff getan: wir erfahren wieder sehr viel über Land, Leute und Natur, dabei ist er immer freundlich und super angenehm als Mensch. |
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Letzte Änderung: 03 Sep 2025 19:09 von FotoGnu.
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23.06.2025: von Bwindi nach Mgahinga
Nun hat es Lars richtig erwischt: Halsschmerzen, Ohrenschmerzen und Schnupfen. Die Nacht war entsprechend unruhig und wieder sehr kurz. Beim Duschen entdecke ich dann noch einen heftigen Ausschlag auf meinem Rücken - ein Blick auf den Beipackzettel zeigt, dass es sich wohl um Nebenwirkungen von Malarone handelt, genau wie übrigens auch Schlafstörungen! Ich beschließe, die Einnahme abzubrechen, denn der Schlafmangel macht mich wirklich mürbe und der Ausschlag ist jetzt der berühmte Tropfen… Zum Frühstück haben wir heute gekochte Eier bestellt, die uns in großen Zwiebelringen serviert werden! Diese Lodge liegt wirklich traumhaft und die Angestellten sind super nett, aber die Küche werden wir nicht vermissen. Gegen viertel nach acht brechen wir mal wieder auf: heute soll die Fahrt ungefähr vier Stunden dauern, obwohl es im Vorfeld auf der Karte nur nach einem Katzensprung aussah. Unser Weg führt uns wieder über miese Straßen und durch wunderschöne Landschaften, die sich einfach nicht richtig einfangen lassen - und schon mal gar nicht mit dem Handy. Heute verstehen wir einmal mehr, wie viel Glück wir gestern hatten: nach knapp anderthalb Stunden Fahrt erreichen wir einen anderen Teil von Bwindi, in dem auch Gorilla-Trekkings von Buhoma aus durchgeführt werden. Tatsächlich kommen wir genau zu dem Zeitpunkt vorbei, an dem sich eine Gruppe an einem Einstiegspunkt direkt an der Straße sammelt. Witzigerweise treffen wir dort auf Joy, die Peter und uns freundlich begrüßt. Bei einem kurzen Fotostopp nutzt Lars die Gelegenheit und pflückt frischen Eukalyptus zur Selbstmedikation. Wenig später kommen wir an einem weiteren Startpunkt eines Gorillatrekkings vorbei, dieses Mal aber im Sektor Ruhiga. An der Ruhiga Ranger Station machen wir eine kurze Pipipause. Die Berge sind hier so steil - ich kann mir absolut nicht vorstellen, wie man hier ein Trekking machen soll! Tatsächlich sehen wir aber eine Gruppe an der Straße, deren Mitglieder erwartungsgemäß völlig fertig aussehen. Die nächste Pipipause machen wir am Lake Buyoni. Ein unglaublich schöner Ort mit vielen Vögeln und Ottern. Auch hier in der Nähe kann man Gorillas sehen, im Rushaga Sektor. Gegen zwei kommen wir in Kisoro an, tanken und ziehen noch mal eine halbe Millionen Shilling aus dem Geld-Automaten, denn das Trinkgeld für Ranger, Tracker, Guards und Porter läppert sich mehr, als wir vorher dachten. Dabei fängt es mal wieder an zu regnen. Peter fährt anschließend zum Hauptquartier für unser morgiges Gorilla-Trekking, um mit den Rangern abzustimmen, wo sich die Gorillas befinden und zu welchem Startpunkt er uns entsprechend hinbringen muss. Als er zurückkommt, hat er keine guten Nachrichten für uns: Leider werden wir uns morgen wohl deutlich mehr als gestern anstrengen müssen… Um viertel vor drei kommen wir endlich bei der Lake Wir wählen noch schnell unseren Lunch aus und werden anschließend zu unserem Zimmer „Golden Monkey“ gebracht. Zum Lunch bekommen wir Suppe, Pasta und Früchte und alles ist sehr lecker. Danach machen wir noch einen fotografischen Verdauungsspaziergang über die Anlage und fallen anschließend todmüde ins Bett. Als der Wecker um halb sieben klingelt, überlegen wir kurz, einfach liegen zu bleiben, aber wir müssen ja auch noch unsere Sachen für morgen packen. Also machen wir das und gehen anschließend zum Abendessen, das hier wieder sehr gut ist. Dann gibt es kurz Konfusion, weil unser Kellner meint, wir müssten definitiv um halb sieben losfahren, wenn wir pünktlich beim Gorilla-Trekking sein wollen. Mit Peter hatten wir aber sieben abgemacht. Ich schreibe ihm eine Whatsapp, aber Peter bleibt dabei, dass sieben Uhr ausreichend ist. Wir bestellen also Frühstück für halb sieben. Um halb neun liegen wir schon wieder im Bett, hören noch kurz Hörbuch und schlafen schnell wieder ein. |
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Letzte Änderung: 07 Sep 2025 20:50 von FotoGnu.
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24.06.2025: Gorilla-Trekking in Mgahinga
Heute habe ich endlich einmal durchgeschlafen und wache gut ausgeruht auf. Ich denke, allein deshalb war es schon eine gute Entscheidung, die Malarone abzusetzen. Der Ausschlag geht auch schon etwas zurück, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Auch Lars fühlt sich besser. Wir sind also startklar für unser 2. Trekking! Wir frühstücken noch in Ruhe mit Blick auf den See, dann geht es pünktlich los. Wir sind auch dieses Mal etwas aufgeregt, aber deutlich weniger als beim ersten Mal: alles, was heute noch kommt, betrachten wir als Bonus! Selbst wenn ich das Trekking heute nicht schaffen sollte, kann uns das Erlebnis in Buhoma keiner mehr nehmen. Peter hatte schon angekündigt, dass die Fahrt etwas rau werden könnte. Tatsächlich hoppeln wir über eine der schlechtesten Straßen, die wir in Afrika je befahren haben. Peter erzählt uns, dass die Straße bald erneuert werden soll, und dass dazu viele Häuser abgerissen werden müssen. Die betroffenen Häuser sind auch bereits mit einem weißen X markiert. Wie so oft sind Vor- und Nachteile mit dieser Infrastruktur-Maßnahme verbunden, aber nach Peters Einschätzung wird diese Straße wenigstens auch einen Nutzen für die lokale Bevölkerung haben, die ihre Feldfrüchte künftig einfacher vermarkten kann. Für die Häuser gibt es Entschädigungen und der Staat hilft sogar bei der Suche nach einer neuen Bleibe - für die Betroffenen sicher trotzdem nur ein schwacher Trost. Wir machen einen kurzen Stopp, um den Vulkan Muhavura zu fotografieren, an dessen Fuß wir gleich die Gorillas suchen wollen. Entlang der Straße sind ja immer viele Menschen unterwegs, aber als die „Muzungu“ mit der Kamera aussteigt, scheint das noch mehr Menschen anzulocken. Während ich versuche, die eindrucksvolle Landschaft auf Chip zu bannen, unterhält Lars sich mit einem der staunenden Schuljungen. Wenig später erreichen wir einen Parkplatz, wo die beiden Porter Ben und Wilson schon auf uns warten. Sie nehmen unsere Rucksäcke und unser Lunchpaket und geben uns im Gegenzug je einen Wanderstab aus Bambus, die wir auf Peters Empfehlung hin gegen die mitgebrachten Wanderstöcke tauschen. Dann beginnt der Aufstieg zum Startpunkt des Trekkings. Ben erweist sich als absoluter Glücksgriff: er ist super aufmerksam und reicht mir bei jeder auch nur etwas anspruchsvolleren Stelle seine Hand. Und es kommen viele für mich anspruchsvolle Stellen! Auch Lars ist froh, dass er den Fotorucksack, der immerhin 14kg wiegt, nicht selber schleppen muss. Unser Weg verläuft erst durch ein sehr felsiges, aber trockenes Flussbett und anschließend quer durch die Felder der hiesigen Community. Oben am offiziellen Startpunkt angekommen, erwarten uns schon unsere Mitstreiter, die wir gestern schon beim Abendessen gesehen hatten und die eine halbe Stunde vor uns aufgebrochen waren: eine siebenköpfige asiatisch-amerikanische Familie aus San Diego, die zum Glück wenigstens eine ältere Dame dabei hat. Kaum angekommen, tritt wieder eine lokale Tanzgruppe auf. Anschließend folgt ein Briefing durch den Ranger und noch ein letzter Gang zur Toilette, bevor wir mit unserem zweiten Trekking starten. Nun geht es über unwegsame Dschungelpfade stetig bergauf. Mit der älteren Dame in der Gruppe habe ich richtig Glück: immer wenn ich denke, ich könnte eine Pause gebrauchen, wird ihr zuliebe tatsächlich eine eingelegt und das ganz ohne, dass ich darum bitten muss. Das schont mein Ego! Ben ist weiterhin ein Goldschatz und hilft, bevor ich überhaupt nur denken kann, dass ich Hilfe bräuchte. So geht es über eineinviertel Stunden. Der Ranger hatte sich schon vor einigen Minuten per Rufen mit den Trackern verständigt, sodass wir wissen, dass wir der Nyakagezi-Familie schon näher kommen. Dann heißt es aber tatsächlich „Masken auf“ und unsere Stunde bei den Gorillas beginnt! Anders als in Buhoma dürfen die Porter bei uns bleiben, denn das Gelände ist so unwegsam und steil abfallend, dass ich mich ohne Bens Hilfe gar nicht fortbewegen kann. Aus diesem Grund muss die Gruppe auch immer zusammenbleiben und es ist schwierig, einen guten Platz zu finden. Bei diesem Kerlchen habe ich Glück mit meinem Platz! Als der Kleine den Hang absteigt und im Dickicht verschwindet, konzentriert sich die Gruppe auf einen Silberrücken in der Nähe. Als auch der Silverback den steilen Hang hinab wandert, sollen wir der Gruppe folgen. Ben nimmt nun auch noch meine Kamera und los geht’s. Wir halten an einigen Bäumen, auf die die Tiere geklettert sind. Lars und ich gehen hinten und können von unserer Position aus nicht wirklich etwas sehen, nur einmal können wir einen kurzen Blick auf das Jungtier erhaschen und ein Foto schießen. Aber dafür hören wir viele laute Gorilla-Fürze. Nach einer Weile kommt direkt neben uns ein Gorilla aus dem Gebüsch. Leider ist er so schnell unterwegs und das Gelände so rutschig, dass wir diesen Moment nicht einfangen können. Trotzdem haben wir Fotografenglück, denn das Tier setzt sich in unmittelbarer Nähe hin und beobachtet seine in den Bäumen sitzenden Familienmitglieder. Nach einer knappen Stunde macht sich unsere Gruppe auf den Weg zurück, den wir gekommen waren. Dabei treffen wir noch mal auf einen Silberrücken, der entspannt, aber wenig fotogen im Gras liegt. Zum Glück richtet er sich wenig später auf und wir sind in guter Fotoposition. Als er es sich dann wieder gemütlich macht, dürfen wir noch ein paar letzte Bilder machen, bevor unsere Stunde ganz abgelaufen ist und wir die Gorillas verlassen müssen. Nun kommt, wovor mir schon beim Aufstieg gegraut hat: der Abstieg. Die Gruppe legt ein ordentliches Tempo vor und die ältere Dame benötigt anscheinend keine Pausen mehr! Ich merke, dass ich, wahrscheinlich durch das wirklich anstrengende Stehen im Hang, total unsicher und schlapp auf den Beinen bin. Ben hat gut zu tun mit mir. Ich frage nach, wann wir eigentlich unsere Lunchboxen essen, aber das ist offenbar erst zurück an der Station geplant. Ich sage Ben, dass ich schlapp bin und Energie brauche und er organisiert in Absprache mit dem Ranger eine Pause, bei der wir uns alle ins Gras setzen, essen und trinken. Zum Schluss werfe ich mir schnell noch zwei Ibus ein, damit meine Knie auf dem steilen Weg nach unten nicht schlapp machen. Die Pause hat gut getan, ich habe neue Energie. An den ganz heiklen Stellen hilft mir nun nicht nur Ben, sondern auch der Ranger. Zum Glück wird der Pfad irgendwann auch wieder leichter und ich bin guter Dinge, dass ich den restlichen Rückweg doch noch ohne richtig große Probleme schaffen werde. Für Lars ist der Abstieg sowieso kein Problem, er freut sich über eine wunderbare Wanderung durch die ugandische Natur. Endlich an der Station angekommen, bekommen wir feierlich unsere Zertifikate überreicht. Anschließend kauft Lars noch ein T-Shirt und Ranger, Guards und Tracker erhalten ihr wohlverdientes Trinkgeld. Leider müssen wir nun aber noch durch die Community zum Parkplatz zurückwandern. Dabei stoßen wir auf die Chefin der Tanzgruppe, die hier ihre Felder bestellt. Lars bedankt sich noch einmal herzlich für die Tanzeinlage, worüber sich die alte Dame sichtlich freut. Dank Ben schaffe ich schließlich auch noch das letzte Stück und wir sind um halb eins wieder bei Peter am Auto. Wir bedanken uns herzlich bei Ben und Wilson und geben ihnen gerne ein zusätzliches Trinkgeld. Dabei ärgere ich mich etwas über mich selbst, weil ich mich von Lars überzeugen lasse, dass beide Porter den gleichen Betrag erhalten: Lars ist es sehr wichtig gerecht zu sein, aber eigentlich hat Ben sehr viel mehr geleistet bzw. leisten müssen als Wilson und hätte daher eigentlich mehr Tip verdient. Wir brauchen eine Stunde, bevor wir wieder an der Lodge sind. Jetzt aber erstmal duschen und den Rest der Lunchbox essen! Anschließend gehen wir ins Restaurant und verbringen den verregneten Nachmittag damit, Bilder zu sichten, Journi zu schreiben und uns einen Amarula zu gönnen. Unsere frisch geputzten Schuhe stehen dort schon bereit - was für ein Service! Um sechs gibt es ein leckeres Abendessen, das wir heute ganz besonders genießen. |
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25.06.2025: von Mgahinga nach Lake Mburo, Teil I
Heute ist Lars schon vor dem Wecker wach, während ich wieder wunderbar durchgeschlafen habe. Da wir gestern Abend beim Hörbuch gegen 21:00 Uhr eingeschlafen sein müssen, haben wir etwas Schlaf gut gemacht und können der heutigen Fahrt, die wohl auch sechs Stunden dauern wird, etwas entspannter entgegen blicken. Erstmal frühstücken wir aber in Ruhe und bekommen dabei Besuch von einem Schildraben. Dann heißt es wieder aufbrechen, zu unserer nunmehr schon letzten Station. Als wir für ein Foto der drei Vulkane des Mgahinga Nationalparks stoppen, treffen dort wieder einmal auf den Südafrikaner vom Beginn unserer Reise. Wir schnacken ein bisschen und es stellt sich schnell heraus, dass wir uns in der nächsten Lodge wiedersehen werden. Der kurze Stopp lockt viele Kinder an und wir erleben das erste Mal, dass die Kinder betteln. Sie fangen sogar demonstrativ an zu husten. Peter bittet uns, ihnen nichts zu geben, denn damit würde man sie nur zum Betteln erziehen und das wird in der ugandischen Gesellschaft absolut nicht gerne gesehen. Wie auf jeder Fahrt mit Peter erfahren wir wieder sehr viel über Land und Leute. Kurz hinter Kabale stoppt Peter an der Straße, um Karotten zu kaufen. Je nach Region hat er unterwegs schon verschiedenste Feldfrüchte gekauft und im Kofferraum eingelagert. Sofort wird das Auto von Gemüseverkäufern umlagert und auch wir sollen Gemüse kaufen, aber wir lehnen natürlich ab. Als Peter mit den Verkäufern kurz verschwindet, kommt eine Frau ans Auto und bettelt extrem aufdringlich. Einerseits tut sie mir sehr leid, andererseits ist sie so penetrant und fast schon theatralisch, dass ich bockig statt weich werde. Auf jeden Fall empfinde ich die Situation als sehr unangenehm. Nach ungefähr vier Stunden Fahrt kommen wir in eine Kulturlandschaft, die nicht mehr von Ackerbau, sondern von Viehzucht geprägt ist. Peter erklärt uns, dass die Menschen hier wohlhabender sind und das kann man auch an den Häusern erkennen. Es wird auch deutlich flacher und wärmer. Nach weiteren anderthalb Stunden ändert sich die Landschaft wieder: wir sehen überwiegend die klassische Savannenlandschaft mit Akazien, aber anstelle von Wildtieren grasen dort schwarzbunte Kühe. Um viertel vor zwei kommen wir endlich in der Mihingo Lodge an. Wie üblich werden wir mit feuchten Handtüchern und Fruchtsaft begrüßt. Wir genießen unseren Lunch, der nicht nur vorzüglich schmeckt, sondern uns auch mit einem phantastischen Blick auf den Pool und die weite Savannenlandschaft begeistert. Am Camp-eigenen Wasserloch tummeln sich Impalas, Zebras, Büffel, Paviane und Warzenschweine. Ronna bringt uns anschließend zu unserer Unterkunft für die nächsten zwei Tage: „Buffalo“. Es geht viele, viele Stufen runter und Ronna meint, wir könnten ab morgen eine Unterkunft haben, die weiter oben liegt. Sie meint aber gleichzeitig, dass sie nicht glaubt, dass wir das wollen, wenn wir erstmal die Aussicht gesehen hätten - da soll sie recht behalten! Wow!!! Mir war gar nicht klar, dass wir so eine schicke Unterkunft gebucht haben! Entgegen meiner Gewohnheiten hatte ich mir die Mihingo Lodge vorher nämlich gar nicht online angeschaut, sondern mich einfach auf Bettis begeisterte Beschreibung verlassen. Ich glaube, das ist die schönste Unterkunft, in der wir jemals untergekommen sind. Sogar das Klo hat eine phantastische Aussicht. Lars und ich sind völlig hin und weg. Nun müssen wir uns nur noch überlegen, ob wir auf unserer Terrasse oder lieber am Pool chillen wollen! Aufgrund der Temperaturen entscheiden wir uns für den Pool und packen auch gleich alles für unseren anschließenden Game Drive und das Dinner zusammen, denn wir wollen die knapp 200 Stufen nicht mehrfach laufen. Dann ist erstmal Chillen, Baden und Ausblick angesagt - herrlich! Die Bade-Freude ist allerdings nur von kurzer Dauer, denn es steht ja noch ein Gamedrive an. Dafür verlassen wir natürlich gerne unsere Liegen! Wenig später rumpeln wir wieder mit offenem Dach durch die Savanne! Leider ist der Lake Mburo NP nur 300 qkm groß und es gibt weder Elefanten noch Löwen, aber allein das Gefühl, wieder auf Safari zu sein, ist großartig! Wir sagen Peter, dass er bitte für alles halten möge, das in gutem Licht steht oder sitzt. Daher sehen wir zwar viele Zebras, Wasserböcke und einen Buschbock im Gegenlicht, fahren aber erstmal weiter. Dann sagt Peter plötzlich, er würde einen Leoparden sehen, was tagsüber in dieser Gegend so dermaßen unwahrscheinlich ist, dass ich erstmal glaube, dass er uns auf den Arm nimmt - zumal ich in der angegebenen Richtung rein gar nichts sehen kann. Doch Lars entdeckt den Leo auch schnell, nur ich kann mal wieder nicht das sehen, was für die anderen beiden völlig offensichtlich scheint. Schließlich sehe ich aber doch ein paar Flecken im hohen Gras. Der Leopard ist noch nicht ausgewachsen und sehr scheu und so gelingen im hohen Gras keine Bilder. Schon nach kurzer Zeit verschwindet er auch im Gebüsch, wohin wir ihm nicht folgen können. Wir können auch danach noch einige Tiere entdecken und fotografieren, genießen es aber vor allem, wieder durch den Busch zu rumpeln und uns den warmen Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen. |
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