THEMA: Uganda, Ruanda, Kongo - Liebe auf den ersten Blick
05 Sep 2017 13:13 #488158
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6. Tag
Donnerstag, 20. Juli 2017
QENP Ishasha Section (Uganda) - Enjojo Lodge


Heute fahren wir zum südlichsten Teil des QENP, bekannt auch als Ishasha Section, ganz in der Nähe der Grenze zu Kongo. Dort soll es Löwen geben, die auf die Bäume klettern.

Im Reiseführer steht, dass diese Schotterpiste im guten Zustand gehalten wird, weil sie die Hauptstrecke für die Hilfsgüttertransporte nach Kongo ist. Wir finden aber, dass sie teilweise im sehr schlechten Zustand ist. Die Landschaft sieht steppenartig aus, mit akazienartigen Bäumen und ab und zu kreuzen diverse Antilopen den Weg. Wir nennen diese Strecke "die Straße der Schmetterlinge". Überall fliegen schöne, bunte Schmetterlinge, die Luft ist voll davon.

Als wir einen Wald durchfahren, springt plötzlich auf der linken Seite ein bewaffneter Uniformierter aus dem Schatten raus und hält uns an. Mein erster Gedanke ist "Ist das ein echter Polizist?". Es soll schon mal Fälle gegeben haben... Unter dem Baum, im Schatten sitzen auf der Erde noch ein paar Kollegen und eine ärmlich aussehende Frau mit Baby auf dem Arm. Er kommt auf meine Seite, grüßt, wir machen ein bißchen Smalltalk, die Atmosphäre ist entspannt, obwohl mir gar nicht gefällt, dass er durch das geöffnete Fenster den Kopf immer tiefer ins Auto steckt und neugierig guckt. Irgendwann fragt ihn Matthias "What do you need?", denn wir rechnen damit, dass er unsere Dokumente überprüfen will. Die Antwort läßt uns sprachlos: "Water, something to eat". Die Polizisten sitzen bei über 30 Grad unter spärlichem Schatten mitten in der Wildniss, bis zur nächsten "Zivilisation" ist es noch mindestens eine Stunde Autofahrt, sie haben aber nur ein kleines Motorrad. Wir geben ihnen die kleinen Flaschen mit Wasser, die ich jeden Morgen für die Fahrt nachfülle und ein großes Bund Bananen. Leider haben wir selbst auch nicht mehr. Sie bedanken sich und wünschen uns eine gute Fahrt.
Fahrt von QENP zu Ishasha Section:

viele, viel Schmetterlinge:
























Am frühen Nachmittag kommen wir bei unserer Unterkunft an, Enjojo Lodge. Sie wird von einem Belgier, Patrick, geführt und schon bei der Begrüßung merken wir, dass er viel Herzblut in dieser Lodge gesteckt hat. Von der Restaurantterrasse hat man eine herrliche Sicht auf die Tallandschaft, wo kleine Affen spielen, Schmetterlinge fangen und... sie essen! Bei einem kühlen Drink erklärt uns Patrick, wo das Gate zum National Park ist, wo man am besten Löwen sichten kann und leiht uns eine Map des Parks aus. Er sagt, die Löwen findet man am besten, wenn es warm ist und sie faul rumliegen, also jetzt. Dann schickt er Joseph mit uns, er soll uns zu unserem Cottage führen, ein Stück weiter entfernt, im Wald. Wir steigen ins Auto und... Überraschung! Das Auto startet nicht! Bisher brauchte der Motor so 10-15 Minuten, um abzukühlen, jetzt steht das Auto schon seit fast einer halben Stunde auf dem Parkplatz, es wird immer schlimmer! Wir gehen erstmal zu Fuß mit Joseph zu unserem Cottage, das Auto samt Gepäck müssen wir später abholen.
Einfahrt zu Enjojo Lodge:

Parkplatz:

Weg zum Restaurant:

Restaurant mit Terrasse:

Restaurant:

Restaurant:


Unser Bamboo Hut ist eine Art runde Hütte mit Reetdach, die Dusche und die Toilette sind open air und werden mit den anderen Gästen geteilt. Der Platz ist sehr groß, mitten im Wald und die Baboons toben sich aus. Insgesamt stehen 3 Bamboo Huts und 2 Safari Zelte auf dem Platz.
Bamboo Hut:

Bamboo Hut:


Wir machen uns kurz frisch und fahren zum Gate. Da fragen wir, ob heute schon Löwen gesichtet wurden. Ja, wurden sie, aber jetzt sind sie schon weg, sagt uns eine Angestellte, die mit ihrem Baby in dem kleinen Häußchen sitzt und die fast genauso unwissend ist wie wir. Draußen stehen noch ein paar Fahrer, die wir auch befragen. Sie meinen, die Löwen kann man am besten morgens und abends sehen, wenn noch nicht so warm ist. Hm, unterschiedliche Informationen... Wir entscheiden, heute nicht mehr in den Park zu fahren, denn die Eintrittsgebühren kosten insgesamt 89 USD für 24 Stunden, d.h. morgen Nachmittag müssten wir nochmal 89 USD zahlen. Wir fahren zurück zur Lodge, machen uns einen faulen Nachmittag und gehen abends auf die Restaurantterrasse, wo wir den Sundowner vor dem Lagerfeuer mit einem kühlen Bier und Popkorn verbringen, so schön!

Zum Dinner gibt es Fisch und es schmeckt hervorragend, Patrick kauft ihn immer frisch aus einem kleinen Fischerdorf in der Nähe. Plötzlich kommen auch andere Gäste zum Essen und die erzählen sich begeistert, wie toll heute die Löwensichtungen waren, und der Leopard, oh und die auf die Bäume kletternden Löwen, und dies und jenes! Und wir haben nichts gesehen! :-( Unsere Stimmung fällt rapide, vielleicht hätten wir doch in den Park fahren sollen? Wir muntern uns gegenseitig auf, wir fahren morgen früh in den Park, suchen die Löwen und finden sie! Ganz sicher finden wir sie! So machen wir es!



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07 Sep 2017 10:26 #488497
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7. Tag
Freitag, 21. Juli 2017
QENP Ishasha Section (Uganda) - Enjojo Lodge


Wir stehen früh auf, frühstücken auf der schönen Terrasse und erzählen Patrick, dass wir fest entschlossen sind, die Löwen zu finden. In den letzten Jahren waren wir jedes Jahr im südlichen Afrika und haben alle möglichen Wildtiere gesehen, nur die Löwen haben einen großen Bogen um uns gemacht. Ein einziges Mal haben wir in Namibia einen Löwen gesehen. Und genau wie gestern Abend haben wir die anderen Touristen gehört, wie sie begeistert von den Löwensichtungen erzählt haben. Patrick ermutigt uns, sagt aber auch, dass der National Park kein Zoo ist…

Wir sind kurz vor 8 am Gate und fragen nach den Löwen. Die selbe Angestellte von gestern antwortet wieder, dass sie keine Info hat. Wir haben gelesen und auch von Patrick gehört, dass man für 20 USD einen Ranger mitnehmen kann, der eine Stunde lang mit uns durch den Park fährt. Er kennt natürlich den Park besser als wir, hat Erfahrung und auch ein Auge dafür. Sie guckt um sich herum, in dem kleinen Kassenhäuschen, in dem sie alleine sitzt und informiert uns, dass kein Ranger da ist. Ok, wir fahren selbst.

Auf der Map von Patrick sind ein Loop nach Norden und eins nach Süden zu sehen. Wir wählen den Norden, weil wir beim Abendessen gehört hatten, dass die Löwen da waren. Wir fahren langsam, langsam, halten die Augen auf, jeder guckt aufmerksam auf seiner Seite, ab und zu halten wir an und suchen die Umgebung mit dem Fernglas ab. Nach ca einer halben Stunde treffen wir auf einen Wagen mit einer Reisegruppe, samt Guide. Wir fragen, ob sie heute Löwen gesehen haben. Ja, haben sie, ein Stück weiter, gleich an der Piste, gut zu sehen. Wir haben Gänsehaut, fahren weiter, aber auch nicht zu schnell, um die Löwen nicht zu übersehen. Wir treffen auf einen anderen Wagen mit Guide, auch er erzählt das Gleiche. Ins Tal runter fahren, dann noch ca 100 Meter und schon kann man sie auf der rechten Seite sehen, nah an der Piste. Wir fahren noch ein Stück weiter, dann treffen wir einen Ranger mit Motorrad, der ins Tal guckt und auch die Löwen sucht. Nein, er hat sie noch nicht gesehen. Wir fahren ins Tal, dann im Schritttempo 100 Meter und noch weiter, nichts. Wir fahren zurück und überprüfen nochmal mit dem Fernglas die ganze Gegend bis zur Ausfahrt aus dem Tal. Nichts. Das machen wir 3 Mal! Inzwischen ist der Ranger auf dem Motorrad auch mehrmals an uns vorbei gefahren, er findet sie auch nicht. Langsam aber sicher fange ich an zu glauben, die anderen Touristen wollen uns ärgern! Wir sind so enttäuscht! Entweder sind die Löwen gerade weg gegangen, oder wir sind zu doof, um sie zu finden. Man sagt, dass morgens und abends am besten Tiere gesichtet werden. Wir sind sehr früh im Park gewesen, noch früher geht’s nicht, das Gate macht um 7:30 auf. Also: was machen wir jedes Jahr falsch?

Nach 2 Stunden vergeblicher Suche entscheiden wir, den südlichen Loop anzufahren. Da sind viele Fig Trees, Bäume, in denen die Löwen klettern. Unterwegs sehen wir viele Antilopen und auch die Landschaft ist sehr schön. Wir sehen auch viele Büffel, Warzenschweine und Wasserböcke.
Wir kommen im südlichen Teil an, wir finden auch die Fig Trees, aber es ist kein einziges Tier zu sehen, geschweige denn von Löwen! Wir sehen auch keine weiteren Touristen unterwegs, keine Autos, keine Ranger. Hier ist nichts zu sehen!

Wir entscheiden, durch das südliche Gate aus dem Park, dann weiter 15 km nach Kihihi, dem nächsten Ort zu fahren, um dort den Wagen zu tanken, denn bald ist der Tank leer. Kurz vor dem Gate treffen wir einen Wagen und der Guide sagt uns, dass ein paar hundert Meter außerhalb des Parks, in einem Fig Tree auf der rechten Seite, ein Leopard zu sehen ist. Oh, ist das Glück doch mit uns?! Wir haben noch nie einen Leoparden gesehen! Wir geben Gas, fahren aus dem Park, kommen auf die Main Road, fahren die paar Meter weiter und treffen einen Wagen. Wir fragen den Guide, in welchem Baum der Leopard ist. Oh ja, sagt er, da WAR ein Leopard, er ist gerade runter gegangen und ist weg. In was für einem Film sind wir hier?? Die Enttäuschung wird zur Wut! Wir fahren ein kleines Stück weiter, wo ein Wagen steht. Der Guide isst sein Mittagessen und sagt uns, dass der Leopard weg ist und er ihn auch nicht gesehen hat, in welcher Richtung er gelaufen ist. Ok, wir haben keine andere Wahl, als dieses Pech zu akzeptieren.














Ein Fig Tree:


Wir fahren nach Kihihi. Unterwegs treffen wir auf eine Herde Elefanten, die im Schatten stehen. In Kihihi finden wir eine Stanbic Bank, holen Geld ab und tanken. Beim Tanken schalten wir den Motor nicht aus, denn bei der Hitze würde es Stunden dauern, bis der Motor abkühlt und wir könnten den Wagen nicht mehr starten! An der Tankstelle will ich noch Wasser kaufen, denn unterwegs trinkt man viel und wir putzen uns auch die Zähne mit Mineralwasser. Der "Shop" an der Tankstelle ist sehr klein und in einem kleinen Kühlschrank stehen kleine Flaschen mit Wasser und Cola. Ich frage, ob sie auch größere Flaschen hat. Ja, hat sie und holt aus dem Kühlschrank eine 1 Liter Flasche. Nein, ich will große Flaschen, Kanister a 5 Liter. Ja, hat sie auch, holt sie gleich. Dann will ich 2 davon, bitte. Sie schickt ein Mädchen los und ich sehe, wie das Mädchen erst über die Straße, dann über eine Wiese, dann durch einen Hof läuft, und weiter läuft, und dann nicht mehr zu sehen ist. Soll das kleine Mädchen die 10 Liter Wasser tragen? Und wo bitte ist das Wasser? Zu einem anderen Kiosk hätte ich auch fahren können. Circa 10 Minuten später geht das Mädchen von der Tankstelle auch los, schimpfend, um das erste Mädchen zu suchen. Matthias und ich warten in der prallen Sonne, mit laufendem Motor, aber wir wissen auch nicht, ob wir woanders Wasser im Kanister finden würden. Uganda ist wirklich eine andere Welt und wir haben bisher in keinem Ort einen Laden gesehen, der den Namen Supermarkt verdient. Es sind mehr so eine Art Not-Verkaufsstellen, wo man mehr oder eher weniger etwas kaufen kann. Eine Ausnahme ist natürlich die Hauptstadt Kampala. Hier sei gesagt: falls einer nach Uganda reisen will, der soll sich alles Notwendige und Wichtige von zu Hause mitnehmen (Kosmetikartikel, Kleidung, Batterien, Medikamente, alles)!

Bald kommen die beiden Mädchen zurück, eine trägt auf dem Kopf einen großen Wasserkanister und ich meine, für einen 5 Liter Kanister ist er zu groß. Als sie ankommen, stellen wir fest, der Kanister enthält 18,7 Liter Wasser! Oh, davon kann ich lange trinken, und trinken, ich mache die Geste nach und die Mädchen lachen laut und herzlich. Aber halt, es ist kein gewöhnlicher Kanister, es ist so eine Art Wasserspender, der auf den Kopf gestellt wird und der keinen richtigen Deckel zum Zumachen hat, der Kopf wird einfach abgeschnitten. Wir kaufen immer mehrere Wasserkanister a 5 Liter, füllen davon morgens mehrere kleine Flaschen für unterwegs ab, machen wieder zu und das jeden Tag. Bei diesem Monster-Kanister haben wir keinen Deckel! Ich bringe es aber nicht übers Herz, die Mädchen mit dem schweren Kanister zurück zu schicken! Ich tue so, als wäre ich begeistert, die Mädchen freuen sich auch und klatschen mich ab, ich bezahle, gebe jedem Mädchen ein kleines Trinkgeld und dann verlassen wir Kihihi.
Elefanten am Straßenrand:

Auf dem Weg nach Kihihi:

Auf dem Weg nach Kihihi:

Kihihi:

Kihihi:

Die Elefanten sind immer noch am Straßenrand:


Inzwischen ist es Nachmittag geworden. Was machen wir mit dem restlichen Tag? Die Löwen gehen uns nicht aus dem Kopf, Hoffnung haben wir aber nicht mehr. Wir fahren zum nördlichen Gate, wo wir heute die Permits gekauft haben. Da steht jetzt ein Ranger, der unsere Permits überprüft und das Tor öffnet. Wir fahren zu dem nördlichen Loop bis zu dem Tal, aber nicht ins Tal. Hier wollen wir mit dem Fernglas jeden Busch auf diesen mehreren qkm absuchen und weil das lange dauern wird, schalten wir den Wagen ab. So, jetzt können wir je nicht mehr starten, also suchen! Im Tal sind die Antilopen gut sichtbar und da, wo sie ruhig stehen, werden auch keine Löwen sein. Wir finden mit dem Fernglas eine Gruppe von Antilopen, die sehr angestrengt in eine bestimmte Richtung gucken. Auf diese Region werden wir uns konzentrieren. Matthias nimmt das Fernglas und sucht und sucht, während ich eine Banane esse. Plötzlich höre ich Matthias "Ein Löwe!". Ha, ich glaube ihm kein Wort und bleibe ganz ruhig. Matthias ist ganz aufgeregt, er erklärt mir, wo ich hingucken soll: da, weit weg, hinter dem dritten Busch, der zwichen den beiden großen Büschen ist. Ich nehme das Fernglas und gucke ganz aufmerksam. Unglaublich, er hat die Löwen entdeckt! Sie sind aber so gut im Busch und Gras versteckt, dass Matthias Mühe hat, sie wieder zu finden, nachdem er das Fernglas abgesetzt hat. Wir beobachten sie fast eine Stunde lang, merken uns genau den Ort und fahren dann ins Tal. Von der Piste aus sind sie aber nicht zu sehen, weil das Gras zu hoch ist und die selbe Farbe wie die Löwen hat. Wir fahren zurück hoch aus dem Tal und beobachten sie weiterhin. Es sind 2 Löwinnen, die gemütlich liegen, sich ab und zu auf den Rücken drehen, sich verspielt wälzen, einfach die Sonne genießen. Nach circa 2 Stunden kommen noch weitere Wagen mit Touristen und Guides, sie sehen, wie wir etwas beobachten und halten an. Wir zeigen ihnen die Löwen und die Guides meinen, wir sollen alle ins Tal fahren. Dort kommt kurze Zeit später auch ein Ranger und wir dürfen alle ein bisschen von der Piste abweichen und uns mit den Autos den Löwen nähern. Die beiden Löwinnen sind so schön, die eine zeigt sich richtig, die andere versteckt sich. Wir machen schnell ein paar Fotos und fahren alle wieder weg, um die Tiere nicht zu stressen.


Wo sind die Löwen??
















An der Lodge angekommen fragt uns Patrick, wie der Tag so war. Als Antwort heben wir die Arme und machen die Siegerpose, yes! Patrick hat auch eine Überraschung für uns. Wir hatten ihm beim Frühstück gesagt, dass es in unserer Hütte etwas muffig riecht und er wollte uns eine andere geben. Jetzt fragt er uns, ob wir Lust hätten, die letzte Nacht in einem Safari Zelt auf Stelzen zu schlafen. Na klar! Das Zelt ist wunderschön, wir genießen den Sonnenuntergang von der Terrasse und schließen den Tag bei einen leckeren Dinner ab. Es gibt wieder Fisch, diesmal gegrillt und es schmeckt wieder köstlich. Hier möchte ich noch betonen, dass das Essen in dieser Lodge absolut Spitze ist!
Safari-Zelt auf Stelzen:

Safari-Zelt auf Stelzen:

Die Duschen:


Letzte Änderung: 07 Sep 2017 10:42 von adriana.
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8. Tag
Samstag, 22. Juli 2017
Bwindi Impenetrable National Park (Uganda) - Rushaga Gorilla Camp


Heute werden wir weiter nach Süden fahren, zum Bwindi Impenetrable National Park, wo wir morgen das Gorilla-Tracking machen. Wir haben eine lange Fahrt vor uns, also stehen wir früh auf. Ich bin mir auch nicht 100% sicher, wie wir fahren, aber dazu später.

Wir frühstücken auf der Terrasse und beobachten die kleinen Affen beim Spielen, was für ein schöner Morgen. Patrick erzählt uns, dass er ein britisches Paar als Gäste hat und deren Wagen einfach nicht startet. Wir stellen fest, dass wir den gleichen Autovermieter haben und ich sage den Briten, wo sie anrufen sollen. Ja, das hatten sie auch vor. Ich unterhalte mich noch mit Matthias darüber, denn wir hatten vor 3 Tagen auch ein ähnliches Problem und eigentlich haben wir dieses Problem immer noch, der Wagen startet nicht mehr, wenn der Motor heiß ist. Der Autovermieter hatte uns 2 Mechaniker geschickt, sie haben anscheinend nicht viel geholfen... Dieses Problem gehört jetzt zur Rubrik "bekannte und somit ungefährliche Macken des Wagens"... Wir fragen nach der Rechnung und Matthias geht schnell noch zum Auto, den Reiseführer holen. Als er zurück kommt, spricht sein Gesichtsausdruck Bände. Er sagt nur kurz "Kümmere dich um die Rechnung, wir haben einen Platten" und ist sofort weg. Wummm! Eben waren wir noch froh, nicht in der Haut der Briten zu stecken und jetzt sitzen wir selbst in … ähm… dem selben Boot! Der zweite Platten innerhalb von 5 Tagen, jetzt verstehe ich, warum im Mietvertrag extra steht, dass der Kunde sich selbst um die Reifen kümmern muss. Ich zahle und gehe dann zum Parkplatz, Matthias wechselt ganz allein den Reifen und ist überall mit Dreck verschmiert. Als er fertig ist, muss er natürlich nochmal duschen. Inzwischen ist es schon fast 9 Uhr! Wir fahren los, Richtung Süden, d.h. wieder nach Kihihi, wie gestern.
Reifen wechseln, ganz easy:


In der Nähe des südlichen Gate steht ein Auto mit Turisten auf der Hauptstraße, eine Rangerin ist ausgestiegen und guckt sehr konzentriert mit dem Fernglas. Na, dann halten wir auch an und holen unser Fernglas. Ich gucke in die selbe Richtung wie die Rangerin, zu einem großen Baum und sehe, oh, ich kann es nicht fassen, ich sehe im Baum einen Leoparden! Ganz aufgeregt gebe ich Matthias das Fernglas, er sieht ihn auch und wir stellen fest, dass wir in diesem Augenblick endlich die kompletten Big Five gesehen haben: Elefant, Löwe, Nashorn, Büffel, Leopard. Die Katzen lieben uns doch!! Jemand aus dem Auto sagt uns, dass ein paar Meter weiter auch noch Löwen zu sehen sind. Die haben wir nicht gesehen und wir fahren auch nicht mehr zurück.









Glücklich fahren wir weiter nach Kihihi und jetzt scheint das Problem mit dem Reifen auch nicht mehr so schlimm zu sein, wir sind in Afrika, alles easy.
Fahrt nach Kihihi:

Fahrt nach Kihihi - Wasserstelle:

Fahrt nach Kihihi:


In Kihihi fragen wir an der ersten Tankstelle, die Patrick uns empfohlen hat, ob man unseren kaputten Reifen flicken kann. Ja, machen sie, wird so ungefähr 45 Minuten dauern. In dieser Zeit laufen wir ein bisschen durch die Stadt und biegen auf eine Seitenstraße ab, zum Markt. Wir waren mehrmals im südlichen Afrika unterwegs, aber was wir hier in Uganda sehen, ist etwas ganz Anderes! Wir stellen fest, dass Armut erfinderisch macht. Wir sehen eine Fahrrad- und Motorrad-Werkstatt, wie man in Europa niemals sehen würde, eine Schlachterei wie aus dem Film, Fahrräder aus Holz voll mit allem Möglichen beladen, Straßenküchen, verschiedene Obstsorten in schön aufgeschichtet, Motorräder ohne Ende und ein Menschengewühl! Wir sind die einzigen Weißen weit und breit und anscheinend verirren sich nicht viele Touristen in diese Gegend. Schnell bildet sich eine große Schar von Kindern, die hinter uns laufen und rufen "Muzungu! Muzungu!", das bedeutet "der/die Weiße". Auch die anderen Menschen, an denen wir vorbei gehen, eng um uns herum, rufen "Muzungu, how are you!". Ich trage den gesicherten Rucksack mit Wertsachen und laufe etwas vorsichtig vor Matthias, damit er den Rucksack im Blick hat, er ist aber total entspannt. Hier sieht man definitiv nicht sehr oft Weiße. Die Menschen sind sehr neugierig auf uns, mindesten so wie wir auf sie, aber niemand versucht, uns mit seiner Ware zu belagern und zum Kauf zu animieren.

An einer Straßenküche auf dem Markt bestellen wir uns Chapati, das ist eine Art dünnes Fladenbrot und wird vor unseren Augen frisch gebacken. Wir sehen, wie ein Einheimischer das Chapati in eine Soße mit braunen Bohnen tunkt, aber wir brauchen sie nicht, das frische warme Brot schmeckt allein köstlich. Für unterwegs kaufen wir von den Frauen, die direkt auf der Erde sitzen und verschiedene Ware anbieten, Samosa, eine Art frittierte Teigtaschen gefüllt mit Reis oder mit Bohnen und Mais.

Jetzt müsste auch unser Reifen fertig sein und wir kehren zurück zur Tankstelle. Die Jungs haben 3 Stellen gefunden und so gut wie möglich repariert. Jetzt frage ich, was sie dafür haben wollen. 35.000 Uganda Shillings sagt mir der Junge. An der Lodge hatte mir Patrick gesagt, dass das 15.000 kostet und dass sie von uns wahrscheinlich 30.000 verlangen werden. Ich sage dem Jungen, dass er 20.000 kriegt und basta, aber er guckt enttäuscht und wiederholt seinen Preis. Nein, ich habe keine Lust zu feilschen, auch wenn ich das kann, die Jungs haben ihre Arbeit getan, also gebe ich ihm das Geld und er freut sich. Muzungu zu sein, hat eben auch Nachteile.

An der Tankstelle in Kihihi:

Kihihi - Fahrradwerkstatt:

Kihihi - Autowerkstatt:

Kihihi - Markt:

Kihihi - Markt:

Kihihi - Markt:

Kihihi - Markt:

Kihihi - Chapati:

Kihihi - Tradition vs. Modern:

Kihihi - Kleidungsmarkt:


Inzwischen ist es nach 10 Uhr und wir machen uns endlich auf den Weg nach Bwindi NP. Wir müssen nach Rushaga, das ist der südlichste Teil des Parks. Natürlich habe ich mir vorher Gedanken darüber gemacht, wie wir dahin fahren und ich bin auch der Meinung, dass ich gute Offroad Maps auf meinem iPad habe (so gut eine gratis App mit gratis Maps eben sein kann *ggg* ), aber im südlichen Teil finde ich irgendwie die Verbindung zwischen den Pisten nicht. Hinzu kommt noch, dass ich im Auto kein GPS Signal habe, also müssen wir immer wieder, wenn wir uns nicht mehr sicher sind, anhalten, dann gehe ich mit dem iPad raus und warte ein paar Sekunden, bis ich GPS habe. Im Wagen haben wir ein tolles Garmin-Navi, mit dem ich mich noch nicht so beschäftigt habe, weil es immer wieder aus geht. (Das gehört auch zu den "bekannten und somit ungefährlichen Macken des Wagens") . Wir entscheiden uns, so zu fahren, wie mein Plan grob ist: erst bis zum Ort Butogota, an der Grenze zur DR Kongo, dann durch den Bwindi NP, über Ruhija und dann werden wir die Verbindungsstraße suchen.

Der Plan funktioniert ganz gut und die Schotterpiste ist erstaunlich gut. Wir fahren durch kleine Dörfer, die nur 3-5 Häuser haben, die Leute winken uns immer wieder zu, sind sehr freundlich. Besonders die Kinder sind neugierig und laufen manchmal hinter unserem Auto her. Immer wieder sehen wir Tee- und Bananen-Plantagen, die Landschaft ist wunderschön. Aber als wir durch den Bwindi NP fahren, sind wir überwältigt. Der Dschungel ist mitten in den Bergen, wir fahren über Serpentinen und steigen immer mehr, bis auf 2600 Meter, die Wolken umgeben uns und man sieht überall den Dampf aufsteigen. Selbst die Fotos können diese Schönheit nicht wiedergeben.

Wir verlassen den Park über die östliche Seite und fahren jetzt zu der südlichen Seite, um nach Rushaga zu kommen. Ab Muko haben wir sogar ein paar km Asphalt, sowas haben wir seit fast einer Woche nicht mehr gesehen! Dann kommt wieder die Schotterpiste und die wird immer schlimmer und schlimmer. Große, scharfkantige Steine, große Löcher, hoffentlich halten unsere Reifen, die anscheinend nicht die besten sind. Ich muss mehrmals die Position per GPS prüfen, denn Matthias ist der Meinung, dass man hier unmöglich mit Touristen fahren kann. Doch, kann man…
Auf der Fahrt nach Bwindi NP:

Auf der Fahrt nach Bwindi NP - Teeplantage:

Auf der Fahrt nach Bwindi NP:

Auf der Fahrt nach Bwindi NP:

Auf der Fahrt nach Bwindi NP:

Bwindi NP:

Bwindi NP:

Bwindi NP:

Bwindi NP:

Bwindi NP:

Bwindi NP:

Bwindi NP - Mittagspause:

Auf der Fahrt nach Rushaga:


Nach 6 Stunden Fahrt kommen wir endlich in Rushaga an, wir sind jedoch nicht müde, denn bis auf die letzten 25 km hatten wir nur gute Piste und wir wurden durch die schöne Landschaft mehr als entschädigt. Unsere Lodge "Rushaga Gorilla Camp" ist nah an dem Headquartier des National Parks und wir sind total begeistert von dem Zimmer, von der Terrasse und von der Lage. Von der Restaurant-Terrasse hat man eine schöne Sicht auf den Urwald. Als wir zum Restaurant gehen, kriegt Matthias einen Schock: ein netter Angestellter hat unser Auto gewaschen und zeigt uns stolz sein Werk, das Auto sieht wie neu aus! Das jedoch gefällt Matthias gar nicht, er meint, ein Offroad Wagen muss staubig und schmutzig sein!

Bei einem kleinen, akzeptablen Dinner und einem Nile-Bier versuchen wir, uns zu entspannen, denn morgen ist der große Tag, der Tag des Gorilla-Trackings und wir sind soooo aufgeregt!
Rushaga Gorilla Camp:

Rushaga Gorilla Camp:

Rushaga Gorilla Camp:
Anhang:
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9. Tag
Sonntag, 23. Juli 2017
Bwindi Impenetrable National Park (Uganda) - Rushaga Gorilla Camp


Unsere begehrten Gorilla-Permits:


Der große, der ganz große Tag ist gekommen! Ich habe kaum geschlafen, bin aufgeregt und freue mich auf die Begegnung mit den Berggorillas. Sie sind der Hauptgrund für diese Reise. Um 6:15 Uhr klingelt der Wecker, um 7 Uhr wird gefrühstückt. Wir sind gut ausgestattet, jeder hat in seinem Rucksack eine Regenjacke, eine Regenhülle für den Rucksack, 1.5 Liter Trinkwasser, dazu Gamaschen und Handschuhe.

Um 7:30 Uhr fahren wir los zum Headquartier, es dauert nur 10 Minuten und wir sind da. Wir gehen noch 5-10 Minuten auf einem schlechten Weg zur Anmeldung. Ich lege unsere Permits vor, will uns auf die Liste eintragen und erfahre, dass wir unsere Reisepässe brauchen. Die sind aber im Auto! Matthias muss zurück und holt die Pässe. Um 8 Uhr beginnt das Briefing. Ein Ranger gibt uns verschiedene Infos über den Park und erklärt uns die Regel: immer beim Guide bleiben, bei den Gorillas nichts trinken, nichts essen, keinen Müll im Dschungel hinterlassen usw. Nach circa einer halben Stunde werden wir draußen in Gruppen aufgeteilt. Wir sind insgesamt circa 80 Teilnehmer, so grob geschätzt und werden in Gruppen a 8 Personen aufgeteilt. Ein Ranger kommt zu uns und wählt uns für die Gorillafamilie Busingye aus. Dabei sind noch ein holländisches Paar und eine Familie mit 2 erwachsenen Kindern aus Großbritannien. Die britische Familie kennen wir, sie wohnt in der gleichen Lodge wie wir. Der Ranger stellt sich vor, er heißt Obid und wird unser Guide sein. Wir werden noch von einem bewaffneten Ranger und einem bewaffneten Polizisten begleitet. Ein Porter (Gepäckträger) kommt auch mit, er wurde von den Briten für den Sohn engagiert. Unser Guide Obid erklärt uns noch ein paar Regel und sagt uns, dass für unsere Gruppe noch zwei Tracker (Spurensucher) vorausgeschickt wurden, sie sollen die Gorilla-Familie finden.

Wir müssen noch ein paar km bis zum Startpunkt mit den Autos fahren und nach dem obligatorischen "Where is your driver??" steigt Obid ein und fährt bei mir und Matthias mit. Die Piste ist in ziemlich schlechten Zustand und unterwegs überholen wir mehrere Teilnehmergruppen, die bereits an ihre Startpunkte angekommen sind. Anscheinend werden wir den längsten Weg haben und ich befürchte schon, dass wir die Arschkarte gezogen haben. Nach einer halben Stunde dürfen wir endlich stoppen, wir steigen aus und es geht los!

Willkommen in Bwindi NP:

Wir sind der Busingye-Gruppe zugeteilt:

Unsere Gruppe:

Es geht los:


Ich werde dieses Tracking so beschreiben, wie ICH es erlebt und empfunden habe.

Das Wetter ist schön, die Stimmung ist gut, um 9:30 Uhr geht es los! Zuerst gehen wir auf einem schmalen Pfad, bergauf, aber gut zu bewältigen. Nach einer halben Stunde erreichen wir den dichten Dschungel. Jetzt wird es schwierig. Der Untergrund ist uneben, man muss schon genau darauf achten, wo man hintritt. Der Weg wird steiler und steiler, ich bin aus der Puste und an bestimmten Stellen muss ich mich an Matthias festhalten, um nicht runter zu rutschen. Nach circa einer Stunde erreichen wir auch die Tracker, jetzt ist der Weg so steil, dass man sich an allen möglichen Pflanzen und Würzeln festhalten muss, die teilweise aber lose sind, von den Rangern durchgeschnitten. Wir gehen zu der steilen Wand horizontal parallel und es ist überhaupt kein Weg mehr, wir setzen unsere Füße auf Äste, um überhaupt Halt zu finden. Zwei Mal knickt mein rechter Fuß nach außen, aber die guten, hohen Schuhe schützen den Knöchel ganz gut. Vorne sind die Tracker, die mit Macheten den Weg ein bißchen frei machen, dann der Guide Obid, dann folgen die beiden Holländer, dann der Sohn der Briten, Matthias und ich, hinter mir läuft Priti, die Britin, hinter ihr ist der Porter, der kein Wort Englisch spricht und überhaupt nicht spricht, dann Dil, der Brite und seine Tochter. Der "Weg" ist so schwer, dass ich zweifle, überhaupt weiter gehen zu können, aber zurück geht es auch nicht mehr, also weiter! Es kommt eine Stelle, an der eine Art Erdloch zu bewältigen ist. Ich rutsche aus und Matthias schafft in der letzten Sekunde, mich aufzufangen. Ich wäre sonst in den Abgrund gefallen. Zwar würde man beim Fallen von den Pflanzen und Büschen der steilen Wand abgefangen, aber wer weiß wann, und wie würde man dann zurück klettern?? Der Porter hilft Matthias, mich wieder hoch zu ziehen und es geht weiter. Meine Schnürsenkel und die Schnüre der Gamaschen verheddern sich ständig in Ästen und Wurzeln und es ist der Porter, der mir immer wieder die Füße befreien muss. Dann rutsche ich wieder runter, Matthias will mich festhalten, rutscht aber auch und schafft nur noch, meine rechte Hand leicht zu fassen. Ich habe diesmal aber gar keinen Halt mehr und merke, wie ich weiter in den Abgrund rutsche. Ich schreie "Ich falle runter!". Priti ist direkt hinter mir, kann mich aber schon nicht mehr erreichen, die Ranger vorne können nichts machen. Da springt der Porter, der 2 Meter hinter mir ist, direkt in den Abgrund unterhalb meiner Höhe und stoppt mit seinem Körper meinen Fall nach unten. Ich habe keine Ahnung, an was und wie er sich fest hält, aber er schafft es, mich nach oben zu schieben, wo Matthias jetzt besseren Halt gefunden hat und mich hoch zieht. Vorne ist der Guide stehen geblieben und er möchte, dass ich zu ihm komme und direkt hinter ihm gehe, damit er mir besser helfen kann. Es ist aber unmöglich, an den anderen vorbei bis zu ihm zu gehen. Es sind schon 2 Stunden vergangen und ich weiß jetzt ganz sicher, wir haben die Arschkarte gezogen und eine der schwierigsten Gruppen erwischt.

Jetzt müssen wir die steile Wand direkt nach oben klettern. Ich krieche auf allen Vieren, meine Kleidung und meine Schuhe sind mir egal. Als ich im Reiseführer gelesen habe, dass man eventuell kriechen und rutschen muss, habe ich gelacht. Jetzt habe ich Angst, dass mir im dichten Gestrüpp die Ohrringe abgerissen werden. Wir erreichen den Kamm und Obid sagt, dass die Gorillas auf einer Wand des Tals sind und wir jetzt auf der anderen Seite nach unten gehen müssen. Von "gehen" kann keine Rede sein! Ich krieche / robbe jetzt langsam auf dem Hintern und bremse mit den Fersen an den Ästen. Es ist zwar anstrengend, aber so kann ich sicher nicht runter fallen. Ich schwitze so doll, dass mir der Schweiß in die Augen kommt und mit den groben Handschuhen, die ich trage, kann ich mir den Schweiß nicht weg wischen. Es ist mir ein bißchen peinlich, dass ich so auf den Hintern rutschen muss und frage mich, wie die Anderen das Ganze bewältigen. Ich bin so konzentriert, dass ich die Anderen nicht sehe, nur Matthias, der mir immer wieder hilft. Jetzt gucke ich hinter mir und sehe, dass Priti genau so auf dem Hintern vorwärts robbt, also kein Grund, mich zu schämen!

Über mehr oder weniger gut gebaute Brücken:

Nichts kann uns aufhalten:

Hallo? Gorillas? Wo seid ihr?

Ich halte durch:

Nur noch ein bißchen:


Obid, unser Guide, sagt, dass wir ab jetzt auf die beiden Tracker hören und immer hinter ihnen bleiben werden. Er sagt noch, dass wir alle auf uns stolz sein sollen, weil wir es bis hierhin geschafft haben. Und jetzt sollen wir die Momente genießen! Edi und Andrew, die beiden Tracker, stellen sich vorne hin und machen langsam und leise Platz mit den Macheten. Wir sind alle nebeneinander in einer Linie hinter ihnen. Die Tracker geben von sich Geräusche wie "hrrrr", die den Tieren signalisieren sollen, dass alles ok ist. Sie knicken noch ein paar Äste runter und... da ist ER! Der Silberrücken Usindge, der Chef der Gorillafamilie Busingye. Er sitzt gemütlich im Gestrüpp, bricht kleine Äste ab und isst sie. Wir sind alle sehr berührt, machen Fotos und bleiben ganz ruhig, bewegen uns nur langsam. Usindge scheint aber, keine Lust auf uns zu haben, er steht langsam auf und bewegt sich ein paar Meter weiter, setzt sich wieder hin und isst, hinter den Blättern. Die Ranger gehen ein paar Schritte weiter, knicken ein paar Äste langsam ab und geben die Sicht für uns frei. Das gefällt Usindge nicht, er bewegt sich weiter weg von uns. Schon wieder versuchen die Ranger, die Sicht zu ihm frei zu machen. Jetzt hat der Silberrücken die Schnauze voll, er steht langsam auf und entfernt sich genau so langsam, das war’s. Die Ranger gehen hinter ihm her, wir aber bleiben stehen, da direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Tals, ein kleines Gorilla-Baby zu sehen ist. Der Kleine versucht in einem kleinen Baum, das Klettern zu erlernen, die Mama ist unten, gut von Blättern getarnt. Ich bin inzwischen so erschöpft, dass ich mich zu dem Guide und Priti hinsetze und das Ganze beobachte. Matthias macht fleißig Fotos.

Mister Gorilla, bitte ein Interview!

Klopf klopf, dürfen wir?

Da ist der Boss!

Was wollt ihr hier?

Hmm...

Gehört auch zur Familie:

...und ist neugierig auf die Touristen:

Bis dann!

Baby-Gorilla:

Bitte nicht stören, ich spiele:

Klettern kann ich auch:

Bitte noch einen Moment:

Man kann nicht mal in Ruhe essen:



Immer diese Touristen:

Ein schöner (Silber) Rücken kann auch entzücken:

Und Tschüss!

Erwischt! Schnell weg:


Usindge ist inzwischen weg, aber genau gegenüber von uns, auf der andere Talseite, sind 5 Gorillas zu sehen, der eine ist noch ein Kind. Sie bewegen sich zusammen. Die Ranger sind auch schon dort angekommen. Wir sehen, wie die 5 Gorillas zuerst nach links laufen, kurze Zeit später aber zurück nach rechts, dann laufen sie wieder nach links, schreien laut und versuchen, sich in einem Gestrüpp zu verstecken. Jetzt sehen wir auch die Ranger, sie stehen ganz hinten und es sieht so aus, als würden sie die Tiere verscheuchen, um sie in die Lichtung zu treiben. Nein, das machen wir nicht mit! Ich und Matthias sagen das sofort, die beiden Holländer stimmen uns zu, Priti ruft sofort ihren Sohn zurück. Der Ranger Edi, der in unserer Nähe ist, macht sich auf den Weg zu den umzingelten Gorillas und ruft uns zu sich "for a good view". Wir sind alle einer Meinung, dass wir diese Hetze auf die Tiere stoppen müssen und rufen Edi, sie sollen aufhören und zurück kommen, wir wollen das nicht. Jetzt ist der Guide auch da, hat alles gehört und er ruft die Ranger zurück. Die eine Stunde, die wir bei den Tieren verbringen dürfen, ist fast vorbei, also wollen wir zurück gehen, doch Priti geht’s nicht gut, durch die Anstrengung ist ihr extrem schwindelig, sie setzt sich hin und übergibt sich, ist ganz blass. Ich staune nicht schlecht, als der Guide aus seinem Rucksack eine Tüte voller Medikamente holt und Priti etwas gibt. Sie bekommt noch Wasser und eine Banane, dann gehen wir los.

Wir laufen durch den dichten Dschungel circa 15 Minuten, dann kommen wir an eine Lichtung, wo wir eine kurze Pause machen. Wir essen etwas und wollen uns auf den Rückweg machen, als plötzlich der Himmel dunkel wird. Was fehlt nach diesen anstrengenden Stunden? Der Regen mitten im Dschungel! Und der Regen kommt! Wir holen unsere Regensachen raus und machen uns auf den Rückweg. Jetzt ist die Erde aber nass und rutschig, die Holländerin legt sich ein paar Mal in den Matsch. Mit dem Wanderstock kann ich mich gut stützen und mir bleibt das erspart.

Als wir eine halbe Stunde später um 14:30, d.h. nach 5 Stunden Tracking, bei dem Wagen ankommen, erkennen wir uns nicht wieder. Die Hosen und die Schuhe sind nass und voller Matsch, der Rucksack ist auch nass, vom Schweiß wahrscheinlich. Der Inhalt auch! Zum Glück habe ich die Wertsachen in Plastkbeutel eingepackt. An dem Parkplatz gibt es noch ein kleines Büro. Dort bekommen wir unsere Diplome für die Teilnahme an dem Tracking! Hm, dann kann ich vielleicht diese Reise als Bildungsurlaub anerkennen lassen! :-)

Der Rückweg:

Alles matschig, rutschig:

Der Regen hat nachgelassen:

Stolz und glücklich:

War das schön!


Dann steigen wir alle in unsere Autos, wir nehmen den Guide noch mit, bringen ihn zum Headquartier und fahren dann zu unserer Lodge. Die nächste Überraschung wartet schon. Da es in der Lodge ein paar Bauarbeiten gibt, müssen wir kalt duschen. Die ruinierte Kleidung geben wir in der Wäscherei ab, dann ist Feierabend.

Wir sind erschöpft, aber glücklich. Matthias zeigt mir ein paar Videos, die er im Dschungel gedreht hat. Auf den Videos ist zu sehen, wie erschöpft ich bin, habe aber ständig ein glückliches Lächeln im Gesicht.

Beim Dinner sitzen wir mit der britischen Familie am Tisch und reden auch über den Vorfall bei dem Tracking. Wir alle finden absolut richtig, dass wir die Ranger zurück gerufen haben, um den Tieren den Stress zu ersparen. Es ist ein Teufelskreis: ohne gute Fotos kommen die Touristen nicht mehr und ohne Touristen hat man nicht mehr genug Geld für das teure Program zum Schutz der Tiere. Wir können nur hoffen, dass noch mehr Touristen den Schutz der Tiere vor ihre Urlaubsfotos stellen.

Mein Fazit zu diesem Gorilla-Tracking? Es war (für mich) sehr anstrengend und wir haben keine so gute Sicht auf die Tiere gehabt, wie man von anderen Touristen hört. Das wäre vielleicht noch ein Grund, wieder zu kommen... Es war aber ein unvergessliches Erlebnis, das ich nicht missen möchte und ich würde es wieder tun!
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10. Tag
Montag, 24. Juli 2017
Kisoro (Uganda) - Travellers Rest Hotel


So schön auch Bwindi ist, heute müssen wir weiter nach Süden fahren, nach Kisoro. Es wird eine kurze Fahrt sein.

Draußen, auf dem Weg zum Frühstück, fragen wir den einen Angestellten, ob unsere Wäsche schon fertig ist. Wir hatten gestern die Hosen, die T-Shirts und die Fleece-Jacken abgegeben, nach dem wilden Gorilla-Tracking. Er sagt ja, klar sind sie fertig, hat er doch so versprochen. Gut, dann hätte ich gern die Wäsche gleich, denn ich habe nichts mit langen Ärmeln und in Bwindi ist es morgens richtig kalt. Der Junge guckt mich verdutzt an, wie ich mir die Arme frierend reibe und wiederholt "yes, it's cold". Er geht rechts auf die kleine Wiese, bückt sich und sammelt etwas. Wir gehen näher und trauen unseren Augen nicht! Unsere nasse Wäsche liegt verstreut auf der Wiese. Uns ist in den letzten 2 Tagen schon aufgefallen, dass auf der Wiese ständig Lappen und Kleidungsstücke rum liegen, es hat uns aber nicht weiter interessiert. Jetzt weiß ich auch, was der eine Junge immer gebückt über der großen Schüssel neben der Wiese macht, er wäscht die Wäsche, die er dann auf der Wiese zum Trocknen verstreut. Soll heißen echte Handarbeit! Gut, dass wir keine Unterwäsche abgegeben haben, würde komisch auf der Wiese aussehen...

Nach dem Frühstück fahren wir los, bewältigen erst die 25 km offroad bis zur Asphaltstraße, fahren nachdenklich an einem UNICEF Camp für Kinder-Flüchtlinge vorbei und kommen in Kisoro gegen Mittag an. Zuerst müssen wir zur Bank, Geld holen und wir machen den Motor aus. Oh nein, schon wieder vergessen! Das mag unser Auto gar nicht und mit heißem Motor startet es nicht, also müssen wir erstmal 15 Minuten warten, bis der Motor abgekühlt ist.

Auf der Fahrt nach Kisoro:


Keine 10 Minuten weiter erreichen wir das "Travellers Rest Hotel". Unsere Unterkunft ist ein kleines, schönes Guesthouse mit Garten und Sushi, die Haushündin, empfängt uns wedelnd, schmusend und Flöhe kratzend.

Unser Unterkunft:

Sushi, die Haushündin:

Aufenthaltsraum:

Der Garten:

Das Zimmer:


Nach dem Einchecken hängen wir unsere nasse Wäsche in der Sonne auf und gehen zu Fuß ins "Stadtzentrum". Bei der Posta Uganda fragen wir, ob sie Briefmarken haben. Die junge Frau ist überfordert, sie muss ihren Chef anrufen. Während wir warten, bemerken wir eine merkwürdige Konstruktion gleich neben dem Postamt. Der "Kasten" ist circa 1,5 Meter hoch und auf allen Seiten mit... ja womit? mit einer Art Stromanschlüßen ausgestattet. In den Anschlüßen stecken verschiedenförmige... ja was? irgendwelche Geräte, sag ich mal so allgemein. Eine Frau "bedient" eifrig die Geräte, steckt manche raus und andere rein. Wir beobachten das sehr aufmerksam und haben eine einzige Erklärung: es ist eine Art Ladestation für Handys! Die Leute haben zwar größtenteils Handys, aber keinen Strom zu Hause. Solche Stationen haben wir später öfter unter dem Namen "Phone Charging" gesehen.

Circa 15 Minuten später kommt der Post-Chef. Er schließt einen Safe auf und holt ein paar Briefmarken für uns. Wir kleben sie auf die Postkarten und geben sie dem Chef, der verspricht, sie "directly to Germany" zu schicken. (Sie sind tatsächlich angekommen!)

Posta Uganda:

Ladestation für Handys:


Die Stadt ist für unser Empfinden ziemlich klein, wir laufen überall rum und nach kurzer Zeit hat man schon das andere Stadtende erreicht. Auf der großen Wiese ist heute Markt und wir gehen auch hin. Frauen, die direkt auf der Erde sitzen, bieten verschiedene Obst- und Gemüsesorten an. An einer andere Stelle stehen Berge von Schuhen, eine Art Römersandalen, die, wie wir feststellen, alle in der Stadt tragen. An einer langen Stange hängen bunte, nicht mehr ganz neue Kleidungsstücke, überall wimmelt es von Motorrädern und mitten drin sind wir! "Muzungu! Muzungu!" rufen die Leute von allen Seiten. Ein Junge zeigt Matthias ganz stolz sein Motorrad, heiße Maschine und ich muss gestehen, die sieht ein bißchen besser als die anderen aus.

Kisoro:

Kisoro - Polizeiauto:

Kisoro - links ein Polizeiauto:

Kisoro:

Kisoro:

Kisoro:

Kisoro:

Kisoro:

Kisoro - Car Wash:


Wir gehen zurück zu der staubigen Hauptstraße und bleiben bei einer Straßenküche stehen und bestellen uns 2 Rolex. Nein, wir kaufen keine teueren Uhren in Uganda, Rolex ist ein Gericht. Zuerst wird ein dünnes Fladenbrot gebacken, dann wird in einer Schüssel Ei und fein gehackter Weißkohl gerührt. Diese Masse wird auf einem heißen Blech über dem Feuer ohne Fett gebraten, dann kommt dieses Omlet mit ein bißchen frischen Tomaten über das Fladenbrot und es wird gerollt. Voila das leckere Rolex! Weil wir Muzungu sind, packt er die Rolex noch in Plastikfolie und wir essen sie warm unterwegs. Mmmmmh, so lecker! Hinter dem Rolex-Stand kocht eine Frau verschiedene Gerichte, die sie dann auf große Teller anrichtet und verkauft. Sie hollt diverse Beilagen aus 2 großen Eimer, dazu Fleisch von dem Grill und noch andere Gerichte aus den Töpfen. Matthias will unbedingt probieren, der große Hunger ist ausgebrochen, aber ich kann ihn überreden, weiter zu gehen, denn wir haben für heute Abend noch Dinner im Guesthouse bestellt.

Straßenküche:

Straßenküche:


Auf dem Rückweg gehen wir noch zum Office des Uganda Wildlife Authority und buchen für 80 USD pro Person den Batwa Trail für morgen. Es soll dabei das Volk der Batwa Pygmäen kennengelernt werden, was mich sehr interessiert. Das Problem ist, dass der Start- und Endpunkt nicht gleich sind und wir unseren Wagen beim Startpunkt lassen werden. Man startet beim Muhabura Camp und endet beim Headquarter. Die Angestellte schlägt vor, vom End- zurück zum Startpunkt mit Boder-Boder zu fahren, das sind diese kleinen Motorräder-Taxen, die überall und immer rumqualmen und auf denen ganze Familien samt Gepäck sitzen. Nein, das kommt für uns nicht in Frage! Sie insistiert, "It's not expensive!". Nein, es geht uns nicht um das Geld, wir steigen nicht darauf, weil sie wild über die holprige Piste fahren, keinen Schutzhelm haben, und und! Sie macht einen anderen Vorschlag: wir kommen mit dem Ranger zurück zum Startpunkt zu Fuß. Ok, akzeptabel. Jetzt fragen wir, wie wir zum Startpunkt kommen, zum Muhabura Camp. Auch hier hat sie einen guten Vorschlag: morgen um 8 Uhr sollen wir mit unserem Auto hier vor dem Office stehen, da kommen andere Guides. Wir nehmen einen mit, der uns zu dem Startpunkt führt, wo der Batwa Trail um 9 Uhr beginnt. Hier stehen morgens früh Guides und einer wird mit uns zum Muhabura Camp fahren??? "Yes!" sagt sie bestimmt und sehr überzeugend. Wir sind einverstanden.



Wir kehren zurück zu unserem Guesthouse, wo es am Abend ein wirklich gutes Dinner gibt. Wir sind gespannt auf die Pygmäen morgen.
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11. Tag
Dienstag, 25. Juli 2017
Kisoro (Uganda) - Travellers Rest Hotel


Gestern haben wir den Batwa Trail für heute gebucht. Ich bin recht neugierig auf die Pygmäen und stelle mir den Trail so vor, dass wir auf einer schönen Wanderung durch den Mgahinga National Park zu einem geheimnisvollen Pygmäen-Dorf kommen werden. Allein schon das Wort "Pygmäen" - mysteriös! Dort wird man uns zeigen, wie sie leben, was sie essen, wie sie im Wald zurecht kommen, wir werden halt eine uns unbekannte Lebensweise und Kultur kennenlernen. Der Batwa Trail ist der einzige Grund, warum wir 2 Tage und überhaupt in Kisoro sind.

Um 8 Uhr früh sollen wir in Kisoro vor dem Office stehen, um mit einem Guide zum Meetingpoint zu fahren, wo um 9 Uhr der Batwa Trail beginnt. Wir sind viel früher da und treffen 2 Wachleute. Die wissen aber von nichts, sie haben mit dem Batwa Trail nichts zu tun, das sind nicht unsere Leute. Wir warten noch bis 8 Uhr, aber es kommt keiner. Dann entscheiden wir, selbst zum Startpunkt, dem Muhabura Camp, zu fahren. Den Weg habe ich mir auf der Map so ungefähr angeschaut, aber nicht sehr genau, denn ich dachte, wir fahren mit einem Guide dahin, wie man uns versprochen hat. Von unserem Guesthouse müssen wir gleich auf der Seitenstraße nach Süden, es sind circa 10 km bis dahin, aber wir brauchen dafür wirklich eine Stunde. Die Straße ist die reine Katastrophe und jetzt verstehen wir vollkommen, warum kein Autovermieter die Reifen versichern will.

Wir kommen an, die Straße geht nicht weiter, also muss das der Startpunkt sein. Ein Junge, vielleicht 16 Jahre alt, spricht uns an, wir sollen mit ihm hoch zum Office kommen. Aha, dann sind wir hier doch richtig, sehr gut. Das Office scheint am Ende der Welt, ja fast im Himmel zu sein! Auf einem sehr schmallen Pfad, rechts und links durch Gärten, Zäune und weiß nicht was abgegrenzt, klettern wir steil nach oben, und klettern und klettern. Das ist aber erst der Weg zum Office! Zwei Mal verliert Matthias den Glauben, dass wir hier richtig sind und fragt den Jungen, wo das Office ist. Da oben, zeigt er immer wieder. Nach einer Ewigkeit kommen wir endlich an, es ist tatsächlich ein Office von UWA und jetzt heißt es warten. Kurze Zeit später erscheind ein Ranger. Er stellt sich als Lucky vor und wird unser Guide auf dieser Tour sein. Wo sind die anderen Touristen, wollen wir wissen. Wir sind die Einzigen. Und wie geht es jetzt weiter? Wir müssen auf die Führer warten, das sind Batwa-Pygmäen, die uns auf dieser Tour führen werden und die nur ihre Ursprache sprechen, so dass Lucky auch als Übersetzer fungieren wird.

Während wir warten, frage ich Lucky, ob das üblich ist, dass wir die Einzigen sind. Er sagt, das ist immer unterschiedlich und zeigt mir das Buch, in das wir uns mit Adresse und Reisepassnummer eintragen müssen. Ich schaue zwei Mal hin: die letzten Touristen, die den Batwa-Trail gemacht haben, waren gestern da, 4 Leute. Davor noch 2 Personen im April 2017, dann im Oktober 2016. Was hat das zu bedeuten?? :unsure:

Das Warten zieht sich in die Länge und Matthias schildert Lucky unser Problem, wir müssen nach dem Trekking zurück zu unserem Wagen. Lucky sagt, dass wir zu Fuß (2 Stunden) oder schnell mit Boder-Boder zurück kommen können. "I think, we take the boder-boder". Ich muss mich verhört haben!!! Diese Wörter sind wirklich aus Matthias Mund gekommen!!?? Gestern noch hat er betont, dass wir viele verrückte Sachen machen, aber dass es Grenzen gibt und wir auf keinen Fall mit so einem Motorrad-Taxi auf Schotterpisten und überhaupt fahren werden, viel zu gefährlich. Und jetzt? Jetzt sagt er, dass 2 Stunden zu Fuß nach den 4 Stunden Trekking zu viel sind und "besser schlecht gefahren als gut gelaufen". Ja, aber was ist, wenn dannach ein Arm oder ein Bein fehlt?? Wir überlegen uns noch ein bisschen und schlagen dem Guide vor, die Tour so abzukürzen, dass wir den Endpunkt an einem Ort näher an unserem Wagen verlegen und wir nach insgesamt 4 Stunden wieder am Auto sind. Wir verzichten auf den Besuch der Garama Cave, wir wollen nur etwas über die Lebensweise erfahren, das Dorf sehen. In meiner Vorstellung leben die Pygmäen alle in einem schönen, abgelegenen Dorf mitten im Dschungel... Der Guide ist einverstanden. Jetzt warten wir noch auf die Pygmäen-Führer.

Gegen 10:15, mit über einer Stunde Verspätung, tauchen endlich 4 kleine Gestalten auf. Sie haben ihre Hosenbeine hochgekrempelt und unter den Tierfällen, mit denen sie verkleidet sind, versteckt. Sie sind barfuß und tragen klassische Waffen: Pfeil, Bogen und Speer. Der Anführer trägt lediglich eine Alkoholfahne und ist sehr müde. :-( Wir sind verwirrt. :unsure:

Die Vier stellen sich mit Namen und großen Gesten vor, dann erklärt der Anführer den bevorstehenden Trail, auf dem das ursprüngliche Leben der Pygmäen im Wald dargestellt werden soll, der Guide übersetzt. Dann werden wir gebeten, uns auch selbst vorzustellen. Zu uns gesellt sich noch Bosko, ein bewaffneter Ranger und schon geht’s los. Lucky, Bosko, 4 Pygmäen und wir zwei Muzungu.

Zwei Stunden lang laufen wir auf Pfaden, die eigentlich gut sind, jedoch stetig bergauf führen. Wir haben noch Muskelkater von dem Gorilla-Tracking, es kann nur besser werden. An bestimmten Stellen bleiben wir stehen und die Pygmäen zeigen uns mal Bienen, mal Heilpflanzen, eine Hütte, eine Tierfalle und erklären uns, wie ihr Volk Nahrung besorgt, wie es lebt, welche Traditionen es hat. Dabei machen sie die Gesten mit viel Schauspieltalent nach, wie sie Tiere jagen, wie sie essen, wie sie Kranke heilen usw. An einer kleinen Hütte, die anscheinend extra für diesen Trail da steht, wollen sie uns zeigen, wie sie mit der Familie leben. Es wird nur zusammen gegessen, wenn die 4 Ehefrauen sich miteinander verstehen, was doch selten ist. Der eine Pygmäe schmeißt sich auf die Erde und stopft sich hastig trockene Blätter in den Mund. Was ist das jetzt??? Er macht einfach nach, wie man die Speisen zu sich nimmt, wenn die eine Ehefrau gut gekocht hat. Lucky übersetzt immer und muss sich zusammenreißen, um nicht zu lachen. Bosko ist da freier. Und wir können nicht glauben, was für eine Tour wir gebucht haben.

Eine interessante Sache habe ich mir doch gemerkt, weil sie im krassen Widerstand zu unserer Kultur als Europäer steht. Wenn bei den Pygmäen jemand stirbt, wird nicht darüber geredet, keiner fragt nach dem Verstorbenen, er ist einfach weg. Eine richtige Beerdigung gibt es auch nicht, sondern seine Hütte wird auf ihn niedergerißen, das ist halt sein Grab und die Familie bekommt von dem Dorfvorstehen ein Stück Land, wo sie sich eine andere Hütte bauen. Sie haben keine Friedhöfe!

Als letzte Vorstellung wollen sie uns zeigen, wie man Feuer durch das Reiben von zwei Holzstücken macht. Der Anführer rollt seine Hosenbeine runter, deckt sich mit einer Jacke zu und gönnt sich in dieser Zeit ein Nickerchen ein paar Meter weiter, während die anderen vergeblich versuchen, Feuer zu machen. Sogar Lucky kommt zur Hilfe, sie reiben und reiben fast 40 (!!) Minuten, aber nichts passiert. Ich und Matthias müssen uns anstrengen, um nicht zu lachen.














Zum Schluß führen sie uns noch zu ein paar kleinen Hütten, in denen die Pygmäen leben sollen. Ich weiß nicht, ob das wirklich so ist, es sieht alles sehr, sehr ärmlich aus. Lucky fragt, ob wir Woman Dancing sehen wollen und als Matthias nein sagt, ist er mehr als enttäuscht. Ok, sage ich, wir wollen den Tanz sehen. Die Frauen tanzen und singen, was uns fast ein bißchen peinlich ist. Jezt soll Matthias auch mitmachen! Er tut mir richtig Leid, denn er will nicht und eigentlich war die Tanzvorstellung nicht sein Wunsch. Es gibt auch ein Foto davon, aber es wurde mir verboten, das Foto zu zeigen. :woohoo: Gegen 13:15 ist endlich Feierabend und Bosko führt uns über Vulkangeröll zu unserem Auto. Der letzte Marsch dauert eine 3 Viertel Stunde, wir müssen noch über ein paar Zäune aus Lavasteinen klettern und um 14 Uhr sitzen wir in unserem Auto.







Fazit: Diesen Batwa Trail könnte man in den Kasper Trail umbenennen und er ist nicht zu empfehlen. Von den 80 USD pro Person kommt ein Teil der Comunity der Pygmäen zu Gute, das ist ein kleiner Trost.

Auf dem Rückweg machen wir ein paar Fotos von dem Straßenbild und für den Rest des Tages genießen wir die Ruhe im Garten.







Abends haben wir wieder einen Stromausfall und essen beim Kerzenlicht, was eigentlich schön und romantisch ist. Das Dinner ist wieder 1A! Um circa 20 Uhr wollen wir nochmal raus, aber es ist schon dunkel. Wir fragen den Hotelmanager, ob man um diese Zeit noch auf der Straße laufen kann/darf und er sagt, es ist in Ordnung, wir sollen aber bis 22 Uhr zurück sein. Wir machen einen kleinen Spaziergang durch den Ort und alles ist dunkel, sogar das Cafe um die Ecke ist dunkel, es gibt halt keinen Strom in der ganzen Stadt. Wir sind schnell zurück und genießen im Salon, wo im Kamin Feuer gemacht wurde, ein Gin&Tonic.

Morgen werden wir in Richtung Ruanda aufbrechen und wir sind sehr neugierig. Wie wird der Grenzübergang sein? Dürfen wir unsere Plastikflaschen mit Wasser mitnehmen? Und wie wird Ruanda, das Land der tausend Hügel, sein?
Letzte Änderung: 15 Sep 2017 15:18 von adriana.
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