THEMA: Uganda, Ruanda, Kongo - Liebe auf den ersten Blick
04 Okt 2017 12:10 #491339
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16. Tag
Sonntag, 30. Juli 2017
Vulkantrekking Nyiragongo (DR Kongo)

Teil 4/4: Nyiragongo - Der Abstieg


In der Nacht hat es zwei Mal leicht geregnet. Regen können wir hier nicht gebrauchen, denn dann werden die Steine rutschig und wir müssen heute den Abstieg bewältigen.

Um 5:45 weckt uns Tresor wie abgemacht. Wir schauen uns mit ihm den Sonnenaufgang am Kraterrand an und verabschieden uns von unserem Lavasee. Um 6 Uhr gibt es Frühstück und auch diesmal ist Amani zu bewundern, was er an diesem Ort für leckere Sachen gezaubert hat! Spanish Omelette, warmes Toast, gegrillte Tomaten, Obst, Tee. Jemand sagte, wir hätten ein 5-Sterne Restaurant bestellt, haben aber ein 7-Sterne bekommen! Recht hat er!

Lavasee beim Sonnenaufgang:


Sonnenaufgang am Kraterrand:


Guten Morgen! Alle wach? :-)


Frühstück in der Kochhütte:


Kurz vor 7 Uhr startet der Abstieg. Zuerst geht es steil runter bis zu den alten Hütten, auf dem sehr steilen Lavafelsgestein, auf den nassen und rutschigen Steinen. Joseph, unser Porter, bleibt an meiner Seite und als ich seitlich ausrutsche, hat er sofort meinen Arm und ich bin schnell wieder auf den Beinen.

Der erste, steile Abschnitt:


Und weiter auf Lavageröll:


An den alten Hütten wird erstmal gewartet, bis alle ankommen und Jean Paul hetzt wieder "Two minutes!". Ich spreche ihn an und bitte ihn um ein langsames Tempo mit Pausen. Er grinst, sagt nichts, ändert nichts, wie gestern. Kann sein, dass Jean Paul nur Französisch spricht?

Wir reihen uns ein und setzen den Abstieg fort. Die meisten sind heute müde, haben Schwierigkeiten und kommen nur langsam voran. Besonders der Straßenschuhe-Mann kann kaum noch laufen, hat einen Sonnebrand und schmerzt bei jedem Schritt. Ich dagegen bin fit und platze vor Energie, was für ein Paradox! Dafür gehts Matthias nicht gut! Er hat Magenkrämpfe und ist blass im Gesicht, besteht aber darauf, seinen und meinen Rucksack zu tragen. Gegen seinen Willen schnappe ich mir meinen Rucksack und das ganze Wasser, hole seine Sachen in meinen Rucksack, dann bekommt er noch eine Banane und Traubenzucker.

An dem Tempo hat sich nichts geändert und die eine Pause auf dem Rastplatz soll sogar ganz ausfallen. Da ich so fit bin und es Matthias besser geht, eilen wir nach vorne, mal sehen wie es ist, in der kleinen, vorderen "Elitetruppe" mitzulaufen. Der vordere Ranger fragt irgendwann, ob wir ein paar Minuten Pause machen wollen, aber die eine Touristin, die auch gestern einen Stammplatz vorne hatte, meint, WIR brauchen keine Pause. Wie schön, dass sie für alle 23 Teilnehmer spricht. Ich habe aber keine Lust, mich darüber zu ärgern und sage nichts mehr, wir haben es bald geschafft.

Für mich und Matthias verläuft der Abstieg problemlos und kurz vor 11 Uhr, nach fast 4 Stunden, sind wir am Ranger Camp. Hier verteilen wir noch das gut verdiente Trinkgeld, bedanken uns bei allen, machen noch ein Foto mit Tresor und Joseph und werden dann von dem gleichen Auto mit dem gleichen Fahrer wie gestern abgeholt.

Wir haben es geschafft:


Auf dem Weg nach Goma erreichen wir wieder die Straßensperre mit der Schranke, Tresor gibt dem Fahrer Geld, der Fahrer gibt das Geld dem Soldaten und dieser schüttelt den Kopf und zeigt zu uns. Soll heißen, das Wegegeld ist höher, wenn Muzungu im Wagen sitzt. Tresor legt ein paar Scheine nach und wir dürfen passieren. Ich weiß einfach nicht, was das für eine Straßensperre ist.

Bald sind wir an der Border, wir verlassen Kongo und auch hier gibt es keine Probleme. Ich finde aber schon lustig, als der Beamte unsere Pässe in der Hand hält und uns noch fragt "nationality?".

Bei der Einreise nach Ruanda macht das annulierte Visum keine Schwierigkeiten. Wir bezahlen 30 USD pro Person und bekommen jetzt ein Single Entry Visum für 30 Tage. Und so haben sie unser teueres Multiply Entry für 3 Monate in ein noch teuereres Single Entry für 1 Monat umgewandelt. Mal sehen, ob wir nächste Woche überhaupt noch nach Uganda einreisen dürfen!

Gegen Mittag sind wir mit Tresor bei unserem Wagen, verabschieden uns schweren Herzens von ihm und fahren zu unserem Hotel "Paradise Malahide" in Gisenyi, direkt am Lake Kivu mit einer schönen Sicht auf den See. Wir sind froh, dass wir hier ein Cottage reserviert haben, um es uns in den nächsten Tagen richtig gut gehen zu lassen, um die überwältigenden Eindrücke dieses Trekkings zu verarbeiten. Aber mehr dazu im nächsten Beitrag.
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06 Okt 2017 13:00 #491559
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17. Tag
Montag, 31. Juli 2017
Gisenyi (Ruanda) - Paradis Malahide


Freitag Abend waren wir in "Paradise Malahide", ein paar Kilometer außerhalb von Gisenyi, Fisch essen. Am Lake Kivu gibt es immer frischen, leckeren Fisch. Die Anlage gefiel uns so gut, dass wir gleich eine Reservierung für 2 Tage machten. Als wir Sonntag Nachmittag erschöpft und verstaubt von dem Vulkan-Trekking kamen, waren wir sehr froh darüber.

Die Anlage ist ein grünes Paradis mit Palmen, Hibisken, Bougainvillea und verschiedenen Bäumen, liebevoll eingerichtet und direkt am Lake Kivu. Wir haben den Bungalow Nr. 5 und nur ein paar Meter entfernt ist der Strand. Hier erholen wir uns, lassen es uns gut gehen, schauen auf den See und hören nachts das Rauschen der Wellen. Das Essen ist exzellent und das Personal ist bemüht, jeden Wunsch zu erfüllen.

Gleich zum Frühstück geniessen wir ein bißchen Luxus: Toast mit Butter, Ananasmarmelade, Pfannkuchen, Spanish Omelette, dazu eine schöne Sicht auf Lake Kivu. In den großen Bäumen hat eine Greifvogel-Familie Nest und den Jungen wird gerade das Fliegen beigebracht. Von morgens bis abends singen sie so schön für uns: trrrüüüü! :-) Leider kennen ich mich nicht aus und weiß nicht den genauen Namen des Vogels.

Auf externe Aktivitäten verzichten wir ganz bewußt und geniessen am Nachmittag Kaffee und Tee im Garten, dabei beobachten wir den kleinen Hafen nebenan und die Kinder, die im Wasser baden und spielen.

Heute Abend geniessen wir den Sonnenuntergang am See und bleiben bis spät am Strand, es ist schön warm.

Morgen gehts weiter nach Kigali, in die Hauptstadt Ruandas und wir sind schon gespannt, wie eine große, saubere, afrikanische Stadt aussieht. Dabei ahnen wir nicht, was für eine schwere Prüfung uns morgen bevorsteht... :unsure:

Paradis Malahide:


Paradis Malahide unser Cottage:


Paradis Malahide unser Cottage:


Paradis Malahide Restaurant:


Paradis Malahide Strand:


Paradis Malahide Frühstück im Garten:


Paradis Malahide Blick auf Lake Kivu:


Paradis Malahide Blick auf Lake Kivu:


Paradis Malahide Blick auf Lake Kivu:


Paradis Malahide Blick auf Lake Kivu:


Paradis Malahide Blick auf den kleinen Hafen:






Bunt und schön:




Letzte Änderung: 06 Okt 2017 13:09 von adriana.
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09 Okt 2017 22:16 #492003
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18. Tag
Dienstag, 01. August 2017
Kigali (Ruanda) - Chez Lando


Heute heißt es, Abschied nehmen vom "Paradise Malahide" und von Gisenyi. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Blick auf den Lake Kivu packen wir unsere Sachen. Wir bezahlen die Rechung mit Kreditkarte, dann gibt uns Emanuel, unser Lieblingskellner, noch 2 kleine, in Bananenblättern eingepackte Abschiedsgeschenke. Er sagt, wir sollen sie später aufmachen, auf der Fahrt. An der Ausfahrt steht er dann mit einem anderen Mitarbeiter und schmeißen Blumenblätter über und in unser Auto, während wir die Ausfahrt passieren. Freude mischt sich bei mir mit Traurigkeit, wir haben hier so liebe Menschen kennengelernt.

Bis zu unserem nächsten Ziel, Kigali, der Hauptstadt Ruandas, sind es circa 170 km. Diese werden wir durchweg auf Asphalt bewältigen. Ruanda wird auch das Land der 1000 Hügel bezeichnet und dies können wir auf unserer Strecke nach Kigali bestätigen. Immer wieder geht es serpentinenartig Hügel / Berge rauf und runter. Immer wieder fahren wir durch typische Dörfer, in denen am Straßenrand unzählige Leckereien verkauft werden. Es gibt Obst, Fleisch und typisches Gebäck. Gebäck!? Darauf hätte Matthias jetz Lust. Ganz spontan hält er nach circa 50 km an, setzt bis zum Stand zurück, wo eine Frau mit einem Eimer Gebäck steht und teilt mir seinen Entschluss mit, hier schnell etwas für unterwegs kaufen zu wollen. "Soll ich im Auto bleiben?" frage ich, aber er meint, ich soll mitkommen, schaltet den Motor aus, wartet bis ich ausgestiegen bin und schließt den Wagen ab, obwohl wir nur 2 Meter vom Stand entfernt sind. Matthias bleibt kurz stehen, guckt den Autoschlüssel an und sagt nur "Damit könnten wir noch Probleme bekommen". Er hat einen kleinen Widerstand beim Schliessen bemerkt und der alte, krumme Schlüssel hat tatsächlich eine kleine Bruchstelle. Eigentlich möchte ich mit damit gar nicht befassen, das Auto ist seine Baustelle und viel verstehe ich auch nicht davon. Ich frage nur, ob wir noch einen Reserveschlüssel haben. Nein, haben wir nicht.

Wir kaufen ein paar von den kleinen Teigbällchen, bezahlen und Matthias öffnet im Anschluß wieder das Auto. Wir sitzen kaum im Fahrzeug, die Türen sind gerade geschlossen, als er den Schlüssel ins Zündschloss steckt und den Schlüssel dreht. Anstatt dass der Motor angeht, hat er die obere Hälfte vom einzigen Fahrzeugschlüssel in der Hand, starrt ein paar Sekunden auf den abgebrochenen Schlüssel, guckt mich an, guckt das Zündschloss an und sagt dann:
"Jetzt ist er drin.".
Pause.
"Und abgebrochen.".
Noch mehr Pause.
Dabei hält er das obere Ende des Schlüssels fast wie eine Trophäe hoch und schaut mich an. "Nein! Nein!" - ich schüttle den Kopf und weigere mich, das zu akzeptieren!

Wir sitzen ein paar Minuten regungslos im Auto. Um unser Fahrzeug stehen noch immer die Einheimischen, vor allem Kinder, die uns zuvor beim Kauf des Gebäcks zugeschaut hatten. Wieso fahren die Muzungus nicht los???

Wir können es gar nicht fassen: Nach 2 kaputten Reifen, eines Motor-Problems, der Annullierung unseres Super-Multi-Entry-Visums kommen nun der abgebrochene Fahrzeugschlüssel und die damit verbundene Strandung im Nirgendwo!

Kigali, wo es mit Sicherheit etliche, mehr oder weniger gut ausgestattete Werkstätten gibt, ist circa 120 km entfernt. Die nächste Stadt, Gisenyi, aus der wir ja heute Morgen abgefahren sind, circa 50 km wieder zurück. Der ADAC ist noch weiter entfernt!

Nach einer Weile, wohl weil wir einfach im Auto sitzen und nicht wegfahren, klopft es auf Matthias Seite. Inmitten der ganzen Kinderschar steht ein älterer Herr, besser gekleidet und fragt uns, ob alles ok ist. Matthias steigt aus und erklärt ihm unser Problem, zum Schluß zeigt er ihm den kümmerlichen Rest unseres Fahrzeugschlüssels. Er versteht das Dilemma: "Oooooh!". In circa 100 Meter Entfernung soll eine Werkstatt sein, er würde schnell den Dorfmechaniker holen und geht schon los. Soll das wirklich so einfach sein?

Nach ein paar Minuten kommt der ältere Herr tatsächlich in Begleitung zweier Männer in Monteurkleidung zurück. Die Beiden sprechen kein Englisch, aber der ältere Herr übersetzt, er ist der Dorflehrer. Einer der beiden macht sich gleich ans Werk mit Schraubendreher und schickt den zweiten Monteur etwas holen. Als dieser wieder kommt, trauen wir unseren Augen nicht. Der hat doch tatsächlich Sekundenkleber!! Während wir noch immer unseren Augen nicht trauen, schmiert der erste Monteur Kleber auf den Schlüsselrest und steckt diesen in das Zündschloss. Ist der irre, will der noch zusätzlich das ganze Schloss verkleben?? Er will tatsächlich das abgebrochene Stück im Zündschloss mit Kleber an den Rest vom Schlüssel ankleben! Inzwischen sind dutzende Kinder um unser Auto herum versammelt, sie kleben ihre Gesichter an den Autoscheiben, wollen rein gucken. Die Kleineren klettern auf das Auto, damit sie auch etwas sehen, das Auto wackelt schon. Ich habe alle Türen verschlossen und bleibe die ganze Zeit im Auto auf dem Beifahrersitz. Nicht dass ich den Kindern böse Absichten unterstellen würde, aber Kinder sind nun mal neugierig, wollen alles anfassen und studieren und ich möchte nicht, dass sie plötzlich mit unseren Pässen auf der Straße spielen.

Wir kommen hier nie weg, ich sollte lieber die Telefonnummer vom Autovermieter in Uganda raussuchen. Für alles, was mit dem Auto zu tun hat, sollen wir Patrick von Alpha Car anrufen, wurde uns gesagt. Die Nummer haben wir im Telefon gespeichert, jedoch stellen wir fest, dass unser Telefon mit einer ugandischen SIM-Karte in Ruanda nicht funktioniert, es ist nicht für Roaming freigeschaltet. Ich versuche alle Varianten: mit Null, ohne Null, mit mehreren Null, nichts geht, wir haben kein Roaming.

Mittlerweile hat der erste Monteur die Verkleidung vom Armaturenbrett entfernt und probiert mit einem Schlitzschraubendreher, das abgebrochene Teil aus dem Zündschloss herauszuhebeln. Immer mehr Dorfbewohner drängeln sich um unser Auto und man hat kaum Platz zum Atmen. Die Kinder um und auf dem Auto werden immer mutiger und man hört kaum noch etwas außer Geschrei. Der Dorflehrer verteilt ab und zu ein paar Ohrfeigen und befreit unser Auto. Wir fragen ihn, ob wir sein Telefon benutzen dürfen, natürlich gegen Bezahlung. Ja, klar! Doch wir haben uns zu früh gefreut, denn als er hört, dass wir in Uganda anrufen wollen, gibt er an, nicht genug Guthaben zu haben. Wir schicken ihn mit Geld los, Guthaben aufladen und kurz darauf kommt er zurück und gibt sogar das Wechselgeld ab, 2000 RWF von den 4000 RWF. Wir sind über diese Ehrlichkeit ein wenig peinlich berührt. Dann ruft Matthias Patrick von Alpha Car in Uganda an, aber auch da haben wir kein Glück: kein Anruf unter dieser Nummer. Dorflehrer und mehrere junge Männer rätseln jetzt darüber, wie wir die Nummer am besten wählen: mit Null, ohne Null, rückwärts... Nichts. Ich weiß aus anderen Ländern, dass manchmal die Prepaid-Karten auch für den Empfang von Auslandgesprächen freigeschaltet sein müssen. Wahrscheinlich ist hier so ein Fall, denn wir kommen nicht durch. Jetzt hole ich unseren Auto-Mietvertrag raus und sage Matthias, er soll ALLE, wirklich alle Nummern durchprobieren, die er dort findet. Da stehen die Nummern von ein paar anderen Mechaniker, nichts. Dann versucht er mit der Nummer aus der Geschäftsstelle. Bingo! Der jenige, der antwortet, sagt nicht, wer er ist, aber ja, wir sind tatsächlich mit Alpha Car verbunden und er weiß, dass Matthias und Adriana zurzeit mit einem Auto unterwegs sind. Als er von dem abgebrochenen Autoschlüssel hört, kommt nur ein "Ooooh!". Wo sind wir denn? fragt er. In Ruanda, zwischen den Orten Gisenyi und Ruhengeri, in dem kleinen Dorf Jenda (hatte uns der Dorflehrer gesagt). Die GPS-Koordinaten habe ich auch aufgeschrieben, die könnten wir durchgeben. Er unterbricht uns: wir sind zu weit, sie können uns nicht helfen, wir müssen das Problem alleine lösen, sie werden uns die Kosten dafür erstaten. Gespräch beendet.

Matthias steht wortlos mitten auf der Straße und sagt nichts. Nach ein paar Sekunden der Resignation erklärt er dem Dorflehrer unsere Situation und das Ergebnis des Telefonates. Darauf fängt eine Diskussion zwischen den Mechanikern und dem Dorflehrer an. Die beiden Dorfmechaniker geben zu, dass sie das Problem nicht lösen können, aber sie können versuchen, einen anderen Mechaniker zu holen. Nach ein paar Telefonaten gibt es endlich eine positive Nachricht. Der Mechaniker hat einen anderen Mechaniker aus Gisenyi erreicht, der kommen würde. Er möchte aber 30.000 RWF (circa 37 US Dollar) von uns haben. Sofort willigen wir ein, eine andere Lösung gibt es ja sowieso nicht zurzeit. Es sind inzwischen fast 2 Stunden vergangen und während wir auf den Super-Mechaniker warten, verteilt Matthias unser erworbenes Gebäck und etwas Wasser. Genüsslich wird das Gebäck gegessen. Wegen dem Gebäck stehen wir jetzt hier, sagt Matthias und macht sich Vorwürfe. Quatsch, der Schlüssel war alt und verbogen, er wäre sowieso irgendwann demnächst abgebrochen. Als ich in das Gebäck beiße, erwische ich einen Sandkorn. Oh je, ich möchte nicht auch noch den Dorfzahnarzt kennenlernen. Wahrscheinlich macht der Mechaniker diesen Job.

Nach gut 45 Minuten hält ein Motorrad hinter uns. Der Mechaniker aus Gisenyi ist da. Nachdem ihm das Problem geschildert wurde, guckt er ins Auto und erhöht den Preis auf 60 US Dollar! Dies ist natürlich ein Muzungu-Spezial-Preis. Matthias ärgert sich: erst 30 USD, dann 60 und wenn er fertig wieviel?? Wir sind aber nicht in der Position, zu verhandeln, also willigen wir ein. Ich rufe den Mechaniker zu mir, denn ich bewache immer noch meinen Platz als Wagen-Glucke und mache ihm klar: 60 USD für eine gute Arbeit! Löst er das Problem nicht, gibt es gar kein Geld! Er hört mir sehr ernst zu, sagt nichts und macht sich sofort an die Arbeit. Aus seiner Werkzeugtasche holt er eine Bohrmaschine, die er an unsere Autobatterie anschliesst. Dann kommt er in den Wagen und bohrt von unten das Zündschloss an. Was macht er da?? Er bohrt sehr großzügig, in Rotation links und rechts, anscheinend bohrt er ein sehr breites Loch. Ich sehe schon Douglas Gesicht: "Was habt ihr mit meinem Auto gemacht???". Aber der Mechaniker weiß ganz genau, was er tut. Nach ein paar Minuten hat er das Zündschloss in der Hand, schüttelt es und holt den abgebrochenen Autoschlüsselteil raus. Wir machen große Augen. Jetzt holt er aus der Tasche noch einen Blanko-Schlüssel und eine große Feile. Er steckt den Blanko-Schlüssel in das Zündschloss, kritzelt ein paar Zeichen, dann feilt er den Schlüssel zurecht, wiederholt das Prozedere ein paar Mal, fertig der Schlüssel! Dann baut er die Verkleidung vom Armaturenbrett zusammen, steckt das Werkzeug in die Tasche, kommt zu mir und sagt nur "Ready". Das war das einzige Wort, das er gesagt hat. Er bekommt sein Geld und fährt wieder weg. Genau 20 Minuten hat er insgesamt gebraucht! Die beiden Dorfmechaniker wollen nur 10 USD, auch sie werden von uns bezahlt. Dann sammelt Matthias noch unser Warndreieck ein, wir nehmen den Dorflehrer mit ins Auto und fahren ihn nach Hause.





Das Zündschloss wird angebohrt:




Hier möchte ich schon erwähnen, dass wir die insgesamt 70 USD problemlos von dem Autovermieter zurück bekommen haben.

Ohne weitere Störungen und mit einem neuen Schlüssel fahren wir nach Kigali. Wer hätte das vor einer Stunde gedacht? Ich malte mir schon aus, wie wir im Auto oder im besten Fall bei den Einheimischen auf einer Schlafstelle aus Stroh übernachten.

In Kigali erleben wir den afrikanischen Verkehr einer Großstadt und lassen uns bis zu unserem Hotel einfach mittreiben. Hier ist zwar weniger Chaos als in Kampala, dafür aber mehr Tempo. Hast du eine Ausfahrt verpasst, bist du verloren.

Unser Hotel "Chez Lando" liegt in der Nähe des Flughafens. Im Innenhof können wir unseren Wagen sicher parken, dann müssen wir durch eine Kontrolle mit Metalldetektor und schon stehen wir an der Rezeption. Wir sind froh zu hören, dass es eine Reservierung für uns gibt. Wir füllen alle Formulare aus, die Frau macht noch Fotokopien von unseren Pässen, dann bekommen wir den Zimmerschlüssel. Da scheint aber noch etwas zu sein, die Frau zögert aber. Sie beugt sich etwas über den Tresen und fragt uns mit leiser Stimme: "Do you need 2 rooms?". Tja, so sehen wir nach diesem ereignisvollen Tag aus...

Das Zimmer ist groß genug, der Balkon hat eine schöne Sicht auf den Garten, das Bad ist sauber, es gibt Warmwasser - wir sind absolut zufrieden. Heute geben wir Wäsche in der Laundry ab, inklusive Unterwäsche! Mir ist es mittlerweile egal, ob die Wäsche per Hand oder in der Maschine gemacht wir, wir brauchen dringend saubere Wäsche!

Die kleinen Geschenke aus dem Hotel haben wir komplett vergessen. Jetzt machen wir sie auf und... es sind kleine Teigbällchen, genau wie die, wegen denen Matthias auf der Straße angehalten hat. :-)

Land der tausend Hügel:


Kigali:


Hotel Chez Lando:


Hotel Chez Lando:


Inzwischen ist es schon fast dunkel und wir haben Hunger. Wir machen uns frisch und gehen runter zur Rezeption. Da hat man für uns eine gute Empfehlung für afrikanische Küche: das Restaurant "Repub Lounge" mit ruandischen Spezialitäten. Wir nehmen ein Taxi für circa 4 Euro und fahren hin. Das Restaurant ist fast leer, Touristen kommen auch später nicht, nur ein paar Einheimische. Der Kellner macht uns gern eine Platte mit verschiedenen Leckereien und bei einem leckeren Dinner auf der Terrasse mit Blick über Kigali reden wir über unsere heutige Fahrt und sind uns einig: ein Urlaub ohne Abenteuer wäre doch langweilig!

Restaurant "Repub Lounge":
Letzte Änderung: 09 Okt 2017 22:46 von adriana.
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19. Tag
Mittwoch, 02. August 2017
Kigali (Ruanda) - Chez Lando


Der heutige Tag ist Kigali, der Hauptstadt Ruandas gewidmet. Am Vormittag besichtigen wir die Genozid Gedenkstätte Ntarama, circa 25 km südlich von Kigali. Hier wurden 1994 während des Völkermordes über 5000 Tutsi auf brutalster Weise ermordet. Die meisten von ihnen waren Frauen und Kinder, die in der Kirche Zuflucht vor den Hutu-Milizen gesucht haben. Ein Ort des Grauens!

Am Nachmittag fahren wir in die Stadt und trinken im Hotel "Mille Collines" einen Kaffee. Wir sitzen im Garten am Pool nachdenklich. In diesem Hotel haben 1994 während des Völkermordes über 1500 Menschen Zuflucht gefunden. Dem damaligen Hotel-Manager gelang es, sie mit Trinkwasser aus dem Schwimmpool zu versorgen und zu retten. Die Geschichte wird in dem Film "Hotel Ruanda" erzählt.

Bei einem Spaziergang durch die Innenstadt schauen wir einfach diese lebendige Stadt an, während der Wagen sicher auf dem Parkplatz vom Hotel "Mille Collines" steht. Der Straßenverkehr kann für uns Europäer schon ein kleiner Kulturschock sein. Die Motorradfahrer wimmeln überall und in allen Richtungen, Autos kämpfen um jeden Straßenzentimeter, es wird gehupt. Als wir das Postamt suchen, stellen wir fest, dass die Post in Ruanda den niedlichen Namen Iposita trägt.

Wie in ganz Ruanda ist auch in der Hauptstadt Kigali alles sehr, sehr sauber. Im Nakumatt-Supermarkt, wo wir ein paar Einkäufe machen, werden unsere Sachen in Papiertüten eingepackt.

Am Abend gehen wir in Lalibela äthiopisch essen. Als wir nach Besteck fragen, erklärt uns der Kellner geduldig, wie man die Speisen mit der Hand isst. Bei einem leckeren Dinner mit einem kühlen Bier entspannen wir uns und machen die Pläne für die nächsten Tage.

Kigali:


Gedenkstätte Ntarama:


Hotel "Mille Collines"


Hotel "Mille Collines"


Hotel "Mille Collines"


Hotel "Mille Collines"


Kigali Innenstadt:


Kigali und sein Straßenverkehr:


Links ist die Post Iposita zu sehen:


Äthiopisches Restaurant Lalibela:


Äthiopisches Restaurant Lalibela:


Äthiopisches Restaurant Lalibela:
Letzte Änderung: 13 Okt 2017 09:47 von adriana.
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21. Tag
Freitag, 04. August 2017
Lake Bunyonyi (Uganda) - Birdnest Bunyonyi Resort


Der heutige Tag ist völlig der Entspannung gewidmet. Nach einem leckeren Frühstück gehen wir auf die Hotelterrasse mit fantastischem Blick auf den See und suchen uns einen schönen Platz in der Sonne. Zwischendurch gehe ich noch auf die Hängematte oder wir wechseln einfach in den Schatten.

Wir haben schon gestern einen neuen Freund gefunden, Pacino, den Hund des Hotels. Er kommt immer wieder zu uns und lässt sich streicheln. Vor Chaka, der Hotelkatze, hält er sich fern!

Ich schreibe noch etwas für den Blog, wir lesen ein paar Sachen im Reiseführer, essen zu Mittag leckeren Avocado-Salat, trinken Tee und Kaffee, genießen den Blick auf Lake Bunyonyi, also alles was man macht, wenn man Zeit hat und relaxt. Im Birdnest Bunyonyi Resort kann man das sehr gut.

Am Nachmittag nimmt Matthias noch ein Bad im Swimmungpool. Und am Abend, nach einem leckeren Dinner, nehmen wir einen Drink am Lagerfeuer, wie wir das in Afrika so lieben. Habe ich schon gesagt, dass Afrika schön ist?

Blick von Birdnest Bunyonyi Resort auf Lake Bunyonyi:


Eingang zu unserer Honeymoon Suite:


Unsere Terrasse:


Blick aus dem Bett:


Birdnest Bunyonyi Resort:


Birdnest Bunyonyi Resort:


Die Restaurant-Terrasse von Birdnest Bunyonyi Resort:


Schwimmpool von Birdnest Bunyonyi Resort:


Restaurant Birdnest Bunyonyi Resort:


Ist das so?? :-)


Lake Bunyonyi:


Lake Bunyonyi:


Lake Bunyonyi:


Und ein paar Blümchen und Vögel:













Birdnest Bunyonyi Resort:


Pacino:


Abends bei einem Gin&Tonic:
Letzte Änderung: 24 Okt 2017 15:19 von adriana.
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22. Tag
Samstag, 05. August 2017
Lake Mburo (Uganda) - Eagles Nest


Heute verlassen wir die Entspannungsoase Birdnest Bunyonyi und fahren zum Lake Mburo National Park. Bis auf die letzten 12 km ist die asphaltierte Straße in einem sehr guten Zustand.

Unterwegs zum Lake Mburo:


Ankole Rinder:


Ankole Rinder:


Unsere Unterkunft Eagles Nest Camp befindet sich auf einem hohen Hügel und für das letzte Stück müssen wir steil nach oben fahren. Aus Neugier frage ich einen Mitarbeiter, ob der Hügel in der Regenzeit befahrbar ist, denn die Steigung ist ziemlich groß. Zu meiner Verwunderung sagt er, dass man in der Regenzeit sogar besser fahren kann, weil der Regen die Staubschicht weg spült und die Räder mehr Haftung haben.

Oben angekommen genießen wir den schönen Blick über den Park. Unsere Unterkunft ist genau so schön. Wir haben ein Safarizelt mit eigenem Badbereich und mit Terrasse, die zum Entpannen ruft. Und zu einem kühlen Bier! :-)

Unser Zelt im Eagles Nest am Lake Mburo:


Schlafbereich in unserem Zelt:


Das Bad von unserem Zelt:


Die Terrasse von unserem Zelt:


Wir überlegen es uns, ob wir noch in den Park fahren sollen, aber wir entscheiden, dass es sich nicht wirklich lohnt. Wir bleiben leider nur eine Nacht hier und für die paar Stunden müsste wir wieder 89 USD Eintritt zahlen. Und welche Tiere könnten wir jetzt sehen, die wir in diesem Urlaub noch nicht gesehen haben? Also verbringen wir den Nachmittag auf unserer Terrasse und beobachten diverse Tiere, die durch den Park und auf den Hügeln laufen: Warzenschweine, Antilopen, Zebras und verschiedene Vogelarten. Besonders die kleinen, bunten Vögel gefallen mir sehr, sehr gut. Das Camp ist ziemlich ruhig und die Kleinen kommen sehr nah, lassen sich beobachten und fotografieren.

Blick auf Lake Mburo NP:


Blick auf Lake Mburo NP:


Vogel 1 - Palmtaube:


Vogel 2 - Schweifglanzstar (Rueppell's Starling):


Vogel 3 - Gabelracke:


Vogel 4 - Weißbrauenrötel:


(Ich würde mich sehr, sehr freuen, wenn einer der Leser unsere Vogel 1- 4 identifizieren würde. ;-) Dankeschön! )
Nachtrag: Danke an Pingo!


Am Abend gehen wir in das Camp-Restaurant. Es gibt Buffet und es schmeckt ziemlich gut. Wir stellen fest, dass noch 2 andere deutsche Paare als Selbstfahrer im Camp sind, das ist schon Rekord! Die restlichen Gäste haben Driver und Guides.

Wie schade, dass wir nur eine Nacht hier bleiben, aber für mehr hat es zeitlich nicht mehr gereicht. Ein Grund mehr, um nach Uganda wieder zu kommen.
Letzte Änderung: 15 Nov 2017 23:14 von adriana.
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