THEMA: Uganda, Ruanda, Kongo - Liebe auf den ersten Blick
17 Sep 2017 16:09 #489659
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12. Tag
Mittwoch, 26. Juli 2017
Volcanoes National Park (Ruanda) - Kinigi Guesthouse


Heute verlassen wir Uganda und fahren nach Ruanda. In Ruanda sind Plastiktüten verboten, womöglich wird unser Auto an der Grenze kontrolliert und wir haben uns zu Hause entsprechend vorbereitet und nur Stoffbeutel für das Gepäck mitgenommen. Es ist ein bißchen unpraktisch, die nassen Badelatschen in einen Stoffbeutel einzupacken. Aber was ist mit Plastikflaschen? Im Auto haben wir immer noch den Monster-Kanister mit 18,7 Liter Wasser, dessen Deckel nicht wiederverschließbar ist. Der Plan ist, das Wasser auf die 3 leeren 5-Lister-Kanister und die kleinen leeren Flaschen zu verteilen. Da wir wieder Strom und Internet im Guesthouse haben, suche ich schnell nach einer Antwort im Forum. Picco's Reisebericht "Picco geht mit Schnorchelmaske zum Lavasee" ist da eine Goldgrube! Da, auf der ersten Seite: auf seinem Foto von dem Hotelzimmer in Kigali ist eine Plastikflasche neben dem Fernseher zu sehen! Wir brauchen noch ein Messer, um den großen Kanister zu öffnen. Wir gehen in die Küche und fragen einen Mitarbeiter. Er ist schon überrascht, sagt aber, dass er sich darum kümmert. Nach ein paar Minuten gehe ich wieder in die Küche und frage einen anderen Mitarbeiter. Der weiß aber schon Bescheid und gibt mir gleich ein großes Messer, die Klinge ist im Küchentuch eingepackt. Ich sage, ich bringe das Messer gleich zurück und er kontert schnell, ich soll mich nicht beeilen, alles gut. Ich gehe mit dem Messer zum Auto, wo Matthias schon unser Gepäck hingebracht hat und sehe, dass die ganze Mannschaft aus der Küche draußen steht und neugierig beobachtet, was wir mit dem großen Messer machen. Als sie sehen, wie Matthias den großen Kanister aufschneidet, sagen sie laut lachend und erleichtert "Aaach, you open the water!".

Nach 10 km erreichen wir den Grenzübergang Cyanika. Von den Formalitäten her sind afrikanische Grenzübergänge alle sehr ähnlich: zuerst die Ausreise aus dem einen Land, noch ein paar Schritte, dann die Einreise in das andere Land. Dabei jeweils Polizei-, Zoll- und Immigration Office Kontrolle. Andrew von Alpha Car hat mir erklärt, was ich für das Auto brauche: die Comesa, das Registration Book und noch ein Dokument, das von der ruandischen Behörde einbehalten wird. Da bekomme ich ein anderes Dokument, das bei der Ausreise aus Ruanda eingezogen wird.

Zuerst gehen wir zu einem Häußchen, wo die ugandische Polizeikontrolle stattfindet. Der Officer guckt sich unsere Pässe an, dann schickt er uns auf die andere Straßenseite, wo wir die Zollpapiere für den Wagen erledigen müssen. Matthias trägt wieder sein Bayern München Trikot. Gespräche über Fußball kommen immer gut an und lockern die Atmosphäre auf. Der Zollbeamte entpuppt sich aber als Arsenal-Fan und will von Matthias wissen, wie er Arsenal findet. Ähm... Matthias stottert ein bißchen und sagt ihm, die Frage beantwortet er erst, wenn unsere Papiere gestempelt sind. Das findet der Beamte lustig, plaudert noch ein bißchen mit uns und wir bekommen die gestempelten Papiere. Jetzt bekommt er auch seine Antwort: Arsenal ist die beste Mannschaft aus England. Damit kann er leben. :P

Weiter gehts zum ugandischen Immigration Office, die Pässe werden schnell abgestempelt, dann fahren wir weiter zur ruandischen Behörde. Hier steht eine Polizistin, die ihren Job mehr als ernst nimmt. Mit wenigen, dafür aber sehr ernsten Worten fordert sie mich auf, auszusteigen und gegenüber zum Imigration Office zu gehen. Matthias soll allein zu ihr kommen. Ach ja?? Da wird er unterrichtet, dass er ab jetzt rechts fahren muss, dann darf er auch zu mir zum Immigration Office. Hier sitzt ein sehr geduldiger Beamter, der unsere Pässe überprüft und gleichzeitig eine afrikanische Soap auf seinem Laptop guckt. Zwischendurch stellt er uns noch verschiedene Fragen, echt multitaskingfähig.

Insgesamt verlaufen die ganzen Formalitäten problemlos und dauern circa eine halbe Stunde.

Jetzt sind wir in Ruanda und Matthias muss sich konzentrieren, denn wir haben einen Wagen aus Uganda mit Steuerrad auf der rechten Seite (für Linksverkehr), müssen aber rechts fahren, in Ruanda herrscht Rechtsverkehr. Die Leute hier sprechen Kinyarwanda und Französisch, wir nicht.

Das Straßenbild in Ruanda ist irgendwie anders als in Uganda, hier spürt man mehr "Zivilisation", die Häuser sehen viel besser aus und vor allem sehen sie wie Häuser aus. Durch die geöffneten Türen kann man sehen, dass der Fußboden aus Beton ist, in Uganda war die nackte Erde. Die Motorradfahrer tragen Helme, es fahren nur jeweils 2 Personen auf einem Motorrad und wir sehen teilweise sogar Gehwege. Die Taxi-Fahrräder haben hinten eine Art gepolsterte Bank, wo der Taxi-Kunde bequem sitzt und dabei noch locker sein Handy checkt, der Fahrer trägt eine Art Taxi-Weste, um sich bemerkbar zu machen. Insgesamt wirkt das Land sehr, sehr sauber. Auch Uganda empfanden wir als sauber, aber das hier ist eine Steigerung.







In Ruhengeri holen wir bei der Bank of Kigali unsere ersten ruandischen Franks. Auch hier stehen am Eingang Polizisten, die die Bankkunden nach Waffen kontrollieren.

Die nächste Unterkunft "Kinigi Guesthouse" ist in Kinigi, am Rand des Volcanoes National Parks und ist schnell erreicht. Die nette Dame, die sich um alles kümmert, spricht Englisch genau so gut wie ich, das gefällt mir. :) Da wir inzwischen schon Hunger haben, bestellen wir uns auf der Restaurantterrasse eine Kleinigkeit, Hähnchen-Sandwich. Als wir das Essen bekommen, machen wir große Augen: große, gebackene Teigtaschen gefüllt mit Hähnchen, dazu ein Avocado-Salat und eine riesen große Portion Pommes, alles schmeckt köstlich.

Kinigi Guesthouse:

Kinigi Guesthouse:

Kinigi Guesthouse:


Am Headquartier des Parks, nur ein paar Meter weiter, buchen wir für 75 USD pro Person den Dian Fossey Trail für morgen, dann machen wir noch einen Spaziergang durch das Dorf. Ältere Leute grüßen uns nett auf Französisch und würden gern mit uns plaudern, die jüngeren sprechen auch Englisch. Wir gehen dann über eine Wiese, wo Jugendliche Fußball spielen. Ein Junge spricht uns nett an, fragt uns, woher wir kommen und zeigt uns in die Ferne die großen Virunga-Vulkane an der Grenze mit Uganda: Muhabura (4127 m), Gahinga (3474 m) und Sabinyo (3634 m) und an der Grenze mit Kongo: Karisimbi (4507 m) und Bisoke (3711 m). Er erklärt uns, was die Namen bedeuten und wie hoch die Vulkane sind. Er hat ein Fahrrad und bietet uns spontan an, mit seinem Rad eine Runde zu drehen. Wir lehnen ab, plaudern noch ein bißchen, dann sagt uns der Junge, dass es wahrscheinlich gleich Regen gibt und wir lieber zum Guesthouse gehen sollten.

Mount Gahinga 3474 m:

Mount Sabinyo 3634 m:




Inzwischen ist es richtig kühl geworden, wir sind hier in 2300 m Höhe. Wir gehen zurück zum Guesthouse und wärmen uns im großen Salon beim Kaminfeuer. Um 19 Uhr gibts Abendessen. Matthias hatte vorher mit dem Koch gesprochen und ihn gebeten, uns etwas Lokales zu kochen. Er sagte dem Koch, er soll uns bitte das kochen, was er auch zu Hause isst. Als wir unseren gedeckten Tisch sehen, sind wir überwältigt. In einer großen Schüssel dampfen Kochbananen, braune Bohnen, Kürbis, Kartoffeln. In einer anderen Schüssel sind Hähnchenstücke mit reichlich Soße. Das Essen schmeckt nicht gut, es schmeckt himmlisch! Dazu gibt es das lokale Bier Mützig. Spät gehen wir in unser Zimmer und bereiten unsere Rucksäcke für morgen früh vor, denn um 7 Uhr müssen wir beim Headquartier sein, dem Meetingpoint für den Dian Fossey Trail, auf den wir sehr, sehr gespannt sind. Es wird bestimmt sehr emotionell sein...
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20 Sep 2017 15:24 #489967
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13. Tag
Donnerstag, 27. Juli 2017
Volcanoes National Park (Ruanda) - Kinigi Guesthouse


Um 7 Uhr sind wir schon beim Headquartier des Volcanoes National Parks. Der Parkplatz ist voll, es wird Kaffee und Tee kostenlos angeboten, die Touristen werden auf ihre Trekking-Gruppen verteilt und in der Mitte finden lokale Tänze statt. Hier ist der Treffpunkt für alle, die ein Trekking gebucht haben, egal welcher Art. Wir werden zu Olile geführt, einer Rangerin, die heute unser Guide sein wird. Außer uns ist noch ein deutsches Paar bei dem Dian Fossey Trail dabei.

Auf diesem Trail werden wir zu der ehemaligen Forschungsstation Karisoke geführt, mitten im Dschungel, nahe der Grenze zur DR Kongo, wo Dian Fossey die Berggorillas studiert und vor Wilderern beschützt hat. Neben der Station liegt ein Affenfriedhof, auf dem auch sie beerdigt ist, neben ihren geliebten Gorillas. Die Station, oder was noch übrig geblieben ist, befindet sich zwischen den Mount Karisimbi und Mount Bisoke, daher auch der Name: KariSoke.

Wer war Dian Fossey und warum ist sie so wichtig? Ich werde hier nur die kurze Version erzählen. Dian Fossey war eine amerikanische Anthropologin, die im Jahr 1966 mitten im Dschungel die Forschungsstation Karisoke gegründet hat. An der Station sollten die Berggorillas beobachtet werden, die damals noch mehr als heute vorm Aussterben bedroht waren und von denen es nur noch sehr wenige gab. Ihre größten Feinde waren die Wilderer, die vor nichts zurückschreckten. Dian Fossey hat 18 Jahre auf dieser Forschungsstation verbracht und hart gegen die Wilderer gekämpft. 1985 wurde sie in ihrer Hütte ermordet aufgefunden, der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt. Gemäß ihrem Wunsch wurde sie auf dem Gorilla-Friedhof, neben ihrem Lieblings-Silberrücken Digit beerdigt. Es wurde nicht nur Gutes über sie geschrieben, aber es wird gesagt, dass es ohne ihr Engagement die Berggorillas heute nicht mehr geben würde. Ihre ganze Lebensgeschichte wurde im Film "Gorillas im Nebel" verfilmt.

Um 8 Uhr fahren wir los zum Startpunkt und nehmen die Rangerin bei uns im Auto mit. Zuerst fahren wir 15 Minuten auf guter Asphaltstraße, dann 15 Minuten auf Schotterpiste und nochmal 15 Minuten auf einer katastrophalen Straße, die voller Löcher und scharfkantigen Vulkansteine ist. Es ist mit Abstand die schlechteste Straße, die wir je gesehen haben. So muss der Weg zur Hölle sein!







Um 8:45 sind wir am Startpunkt und beginnen das Trekking. Mit uns kommen außer der Rangerin noch 3 bewaffnete Ranger und ein Porter (Gepäckträger) mit. Es beginnt gleich mit steilen Aufstiegen und ich bin schnell aus der Puste. Zum Glück ist die Rangerin heute sehr müde, sagt uns das gleich am Anfang und macht öfter kleine Pausen mit uns: "Break for the ladys?". So macht Trekking Spaß.

Die Landschaft ist sehr schön, hier ist der Regenwald anders als in Bwindi, nicht so dicht, mehr Licht, andere Pflanze, irgendwie wie in einem Märchenwald, gefällt mir sehr gut. Die großen Bäume und der Boden sind mit moosartigen Pflangen und Farn bedeckt. Und alles ist grün! Gorillas treffen wir unterwegs nicht, nur ihre Hinterlassenschaften, die Olile uns zeigt. Die 3 bewaffneten Ranger beobachten ständig die Umgebung sehr aufmerksam. Immer wenn wir stehen bleiben und Olile uns etwas erklärt, verteilen sich die Ranger im Dreieck um uns herum und achten sehr angestrengt auf die Umgebung. Ich vermute, die Nähe an der DR Kongo ist der Grund dafür. Auch die letzten Kämpfe mit den Rebellen sollen sich in der Nähe abgespielt haben.























Nach 2 Stunden Aufstieg erreichen wir die Ruinen der ehemaligen Forschungsstation und es ist ein sehr emotionaler Moment, die Rangerin erzählt immer mehr Einzelheiten von dem damaligen Kampf der Dian Fossey gegen die Wilderer. Es war eine harte Zeit gegen die Wilderer und Berggorillas wurden brutal ermordet. Digit, der Liebliengsgorilla und bester Freund von Dian wurde ohne Kopf und ohne Hände im Dschungel aufgefunden. Seine Gorillafamilie konnte damals den skrupellosen Wilderern entkommen, während er geblieben und gegen die Wilderer gekämpft hat. Auf dem Friedhof ist Dian gleich neben Digit beerdigt, ihr Wunsch. Wir sind alle sehr berührt. An ihrem Grab liegen frische Blumen und es ist alles so ruhig.

Hier stand die Hütte von Dian Fossey:

Der Friedhof, auf dem Dian Fossey und ihre Gorillas beerdigt sind:










Von der ehemaligen Forschungsstation ist nicht mehr viel übrig und da, wo die Hütte von Dian stand, steht jetzt nur noch ein Schild. Eine halbe Stunde bleiben wir an der Station und dem Friedhof, dann beginnt der Abstieg, der logischerweise besser und schneller zu bewältigen ist. Nach eineinhalb Stunde sind wir wieder bei unseren Autos. 4 Stunden hat das Trekking insgesamt gedauert und wir sind immer noch sehr berührt.

Die Reste der ehemaligen Forschungsstation Karisoke:

Die Reste der ehemaligen Forschungsstation Karisoke:


Auf dem Rückweg:
















Müde und verstaubt, aber beeindruckt von diesem Trekking fahren wir zurück zum Guesthouse. Wir haben gerade geduscht, als vor unserer geöffneten Tür eine Frauenstimme zu hören ist. Sie sagt nur hallo und wartet ganz schüchtern vor der Tür. Ich gehe raus und grüße sie, habe sie schon mal auf dem Hof gesehen. Ich glaube meinen Ohren nicht, als sie schüchtern sagt "Can I clean for you... this?" und zeigt auf unsere dreckigen Gamaschen, die draußen hängen. Ooooh, aber liebend gern, sie erspart uns eine Menge Arbeit! Ich gebe ihr noch unsere verschwitzten Oberteile, wir haben nachher mehr Freizeit und sie verdient sich ein bißchen Trinkgeld. Selbstverständlich ist auch diese Wäsche reine Handarbeit. Sie zeigt noch auf unsere Schuhe, sie will sie auch putzen. Nein, die Schuhe kriegt sie nicht! Wer weiß, nachher habe ich saubere, aber nasse Schuhe. Sie hakt nach: "The boots are dirty!". Ja, sie sind sogar sehr dirty, aber sie kriegt sie nicht. Um sicher zu sein, hole ich unsere Schuhe in das Zimmer, dann gehen wir auf die Terrasse. Wir geniessen die Sonne und schauen uns unsere Fotos an.

Abends zaubert der Koch wieder ein afrikanisches Essen für uns, das wunderbar schmeckt. Es gibt Beef in Sahnesoße, dazu typisch afrikanisches Gemüse und wir sind mal wieder die einzigen Gäste. Sehr spät kommen noch ein paar Leute. Wir verbringen den restlichen Abend im großen Aufenthaltsraum beim Kaminfeuer. In zwei Tagen haben wir das Vulkan-Trekking auf Nyiragongo und es wird kein Spaziergang sein. Seit dem Gorilla-Trekking mache ich mir Sorgen um meine Fähigkeit, ein solches Trekking zu bewältigen... Was ist, wenn der Pfad auch so steil ist, dass man sich an nichts mehr festhalten kann und ich in den Abgrund falle??
Letzte Änderung: 20 Sep 2017 15:36 von adriana.
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22 Sep 2017 16:21 #490151
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14. Tag
Freitag, 28. Juli 2017
Gisenyi (Ruanda) - Hotel Musanto


Wir verlassen heute den Volcanoes National Park und fahren zum Lake Kivu, nach Gisenyi. Unterwegs halten wir noch in Ruhengeri an und besuchen The Dian Fossey Gorilla Fund. Unzählige Fotos aus ihrer Zeit sind zu sehen, wir werden wieder sentimental und ich kann nicht oft genug sagen, wie sehr wir sie und ihre Leistung im Kampf zum Schutz der Tiere bewundern.

Dian Fossey Gorilla Fund:


Es ist zwar erst Freitag, aber am letzten Wochenende des Monats ist in Ruanda "Putztag". Alle gehen auf die Straße und machen sauber. Es wird gefegt, Laub und Müll (den es kaum gibt) eingesammelt, die Abwasserkanälle gereinigt, jeder leistet seinen Beitrag und das läßt sich sehen. Ruanda ist ein sehr, sehr sauberes Land.
Ich habe ein paar Tage später einen Einheimischen gefragt, was passiert, wenn ein Bürger bei diesem Putztag nicht mitmacht und überhaupt, wenn er keine Lust hat, die Straße vor seiner Wohnung sauber zu halten. Bekommt er eine Geldstrafe? Der Einheimische hat zuerst gelacht: nein, dafür bekommt keiner eine Geldstrafe. Aber, und er wurde sehr ernst, wer macht denn sowas? Was sollen die Nachbarn über mich denken, wenn ich nicht sauber mache?? Vorbildlich!

Auf dem Weg von Ruhengeri nach Gisenyi:

Auf dem Weg von Ruhengeri nach Gisenyi:

Auf dem Weg von Ruhengeri nach Gisenyi:

Auf dem Weg von Ruhengeri nach Gisenyi:

Auf dem Weg von Ruhengeri nach Gisenyi:

Auf dem Weg von Ruhengeri nach Gisenyi:

Auf dem Weg von Ruhengeri nach Gisenyi:


Plötzlich steht vor uns auf der Straße ein umgekipptes Fahrrad samt schweren Kartoffelsacks. Der junge Mann, dem das gehört, kann natürlich die schwere Ladung nicht wieder aufrichten. Wir halten an, Matthias steigt aus und bietet seine Hilfe an. Der junge Mann freut sich, sofort kommen noch ein paar junge Männer, die mithelfen. Die schwere Last wird wieder auf das Fahrrad aufgerichtet und wir fahren weiter unter jubelnden Zurufe "Muzungu! Muzungu!".

Auf dem Weg von Ruhengeri nach Gisenyi:


Der Plan für die nächsten Tage ist wie folgt: Wir checken in Gisenyi im Hotel "Discover Rwanda Gisenyi Beach", das von Kasitu Tours empfohlen wurde, ein. Hier parken wir den Wagen auf dem sicheren Parkplatz für die nächsten 2 Tage. Am nächsten Tag, am Samstag, kommt jemand vom Kasitu Tours und bringt uns über die Grenze in die DR Kongo zum Vulkan Trekking auf Nyiragongo. Die Nacht verbringen wir am Kraterrand in einfachen Hütten. Am Sonntag steigen wir ab und werden zurück zum Hotel in Gisenyi gebracht, wo wir 2 Tage am Lake Kivu entspannen wollen. Das ist der Plan!! Überhaupt ist der Plan sehr grob abgesprochen und es gab nur wenige Emails, in denen eher so was wie "wir kümmern uns darum" stand, ohne Bestätigungen, Uhrzeiten und so ein europäischen Kram.

Sämtliche Unterkünfte in Ruanda sind zwar reserviert, aber nicht bezahlt, weil wir keine Lust hatten, für jede Unterkunft eine teuere Banküberweisung zu tätigen. Wir sind noch vor Mittag in Gisenyi und wollen in unserem Hotel "Discover Rwanda Gisenyi Beach" einchecken. Benett, der junge Mann von der Rezeption, findet keine Reservierung auf unseren Namen und er hat leider auch keine Zimmer frei. Wir erklären ihm unsere Situation: der Autovermieter Alpha Car aus Uganda hat uns einen Kontakt mit der Agentur Kasitu Tours aus DR Kongo vermittelt und diese Agentur hat dieses Hotel als Treffpunkt für ein Vulkantrekking im Kongo und als sicheren Parkplatz für unser Auto empfohlen. Wir sollen hier die heutige Nacht verbringen, morgen für den Übergang nach Kongo abgeholt werden und das Auto für 2 Tage hier lassen. Klingt das kompliziert? Benett hört sehr aufmerksam zu und sagt, er kennt die Agentur Kasitu Tours, aber er kennt Alpha Car aus Uganda nicht und er hat auch keine Reservierung auf unsere Namen. Er fragt, ob wir irgendwelche Unterlagen haben. Ich hole meinen Ordner mit den Reiseunterlagen aus dem Rucksack und zeige ihm ein paar Emails. Da steht leider nur ein kurzer Schriftverkehr zwischen Alpha Car und Kasitu Tours, dass wir dies und jenes für das Vulkantrekking brauchen und dass das Hotel "Discover Rwanda Gisenyi Beach" als Unterkunft und sicheren Parkplatz empfohlen wird. Hm, Benett ist wirklich sehr geduldig und versucht uns zu helfen. In meinen Unterlagen hat er Forumlare für die Kongo-Visa gesehen. Er fragt mich, ob er die Formulare sehen darf und ich zeige sie ihm. Benett kennt sich gut damit aus und schüttelt den Kopf "Oh no, no... I’m afraid...". Es fehlt die Registrierungsnummer auf den Formularen, die sind somit wertlos und wir haben kein Visum für den Kongo! Dann sagt er uns, wir sollen uns erstmal auf das Sofa hinsetzen, er gibt uns das Passwort für Wifi und in dieser Zeit wird er in Kongo bei Kasitu Tours anrufen, denn er kennt die Jungs dort. Während er die Telefonnummer sucht, sind ich und Matthias enttäuscht, deprimiert. Anscheinend gab es Kommunikationsprobleme zwischen dem Autovermieter Alpha Car aus Uganda und dem Trekking-Agent Kasitu Tours aus Kongo. Nun sitzen wir in Ruanda und haben keine Bleibe für die nächsten Tage und das Vulkan Trekking können wir auch vergessen und und..., der schwarze Freitag...

Benett erwischt endlich jemanden im Kongo am Telefon und klärt für uns die Sache ab: aber natürlich wissen die Leute von Kasitu Tours, dass Adriana und Matthias morgen das Trekking auf dem Nyiragongo Vulkan machen, die Visa sind schon erledigt, ein Mitarbeiter kommt heute Nachmittag vorbei und bespricht alles mit uns. Ooooh! Freude! In Afrika laufen die Uhren anders, aber sie laufen!

Jetzt brauchen wir noch eine Unterkunft für heute Nacht. Benett sagt, er kommt gleich mit uns und wir suchen zusammen ein Hotel, denn wenn wir zwei Muzungu in Hotelnot allein suchen, verlangen alle astronomische Preise. Wir fahren los, fragen in mehreren Hotels nach und finden letztendlich ein Zimmer im Musanto Hotel, welches gegenüber vom Strand liegt. Als ich bezahlen will, stelle ich fest, dass 1-USD Scheine nicht akzeptiert werden, so wie ich auch von anderen Touristen unterwegs gehört habe. Es liegt wohl daran, dass die Bank sie nicht akzeptiert.

Am Nachmittag gehen wir in den Garten. Kurze Zeit später kommt Tresor von Kasitu Tours. Bei einem kühlen Getränk im Schatten besprechen wir die Details des morgigen Trekkings. Als erstes möchte Tresor unsere Impfpässe sehen, denn er hat schon so einige Überraschungen mit Touristen erlebt. Bei uns scheint aber alles in Ordnung zu sein. Dann erzählt er uns ein paar Infos über den Vulkan Nyiragongo, über den Ostafrikanischer Graben, er hat sogar Fotomaterial und Karten mitgebracht. Tresor, ein Koch und ein Porter (Gepäckträger) werden uns morgen auf dem Trekking begleiten und sich um uns beide inklusive um Essen und Getränke kümmern. Als ich ihn vorsichtig frage, ob das Trakking wirklich sehr schwierig ist, antwortet er lachend: "Ich bin hier, um dir zu sagen, dass das Trekking nicht schwer ist!". Das kann ja jeder sagen, aber dieser Satz und die Nachricht, dass er uns morgen begleiten wird, machen mir sehr viel Mut. Dann bezahlen wir noch für das Trekking und verabreden uns für den nächsten Tag um 7:45 Uhr bei dem Hotel "Discover Rwanda Gisenyi Beach", wo wir unseren Wagen für 2 Tage abstellen werden.

Inzwischen ist es schon spät Nachmittag und wir haben Hunger. Im Reiseführer sind ein paar Empfehlungen für Fisch und als ich von "Paradis Malahide" lese, erinnere ich mich an Picco's Reisebericht. Da sind Fotos und wir suchen eine Unterkunft für die 2 Tage nach dem Trekking, also fahren wir hin. Wir essen gegrillten Fisch an einem Tisch im Garten direkt am Wasser und es schmeckt ausgezeichnet, das ganze Ressort macht einen guten Eindruck, alles grün und bunt, viele Pflanzen und Blüten. Wir reserviern gleich ein Cottage für die 2 Tage nach dem Trekking, hier kann man bestimmt gut entspannen.

Paradis Malahide:

Paradis Malahide:

Paradis Malahide:

Paradis Malahide:


Am späten Abend fahren wir zurück in unser Stadthotel und ich versuche vergeblich einzuschlafen. Ich freue mich auf den Vulkan, aber der Weg bis dahin... :(
Unseren Lieben zu Hause schreiben wir noch "Drückt uns die Daumen, wir fahren in die DR Kongo und klettern auf einen aktiven Vulkan!". :woohoo:
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28 Sep 2017 12:27 #490802
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15. Tag
Samstag, 29. Juli 2017
Vulkantrekking Nyiragongo (DR Kongo)

Teil 1/4: Die Stadt Goma (DR Kongo)


Ich habe die ganze Nacht kaum geschlafen, zu groß ist die Aufregung. Heute werden wir in die DR Kongo fahren und das anspruchsvolle Trekking auf dem aktiven Vulkan Nyiragongo machen. Wir werden hoch klettern, dort am Kraterrand in einfachen Hütten übernachten und morgen zurück kommen. Die Tour haben wir bei Kasitu Eco Tours gebucht, inklusive eigenen Guide und eigenen Koch. Sogar um Wasser und Lebensmitteln werden sie sich kümmern.

Um 7 Uhr sitzen wir schon im Garten beim Frühstück. Die nette Mitarbeiterin von dem Hotel fragt mich, was ich essen möchte. Ein Spiegelei und einen Tee, bitte. Sie guckt mich ungläubig an. Toast, Fruit? No, thank you. No fruit? No. Sie schüttelt den Kopf und geht. Als sie mit dem Essen kommt, bringt sie für mich 2 Spiegeleier, Toast, einen Teller mit Obst und sagt mit Mitgefühl "Please, try to eat, please!". Mir ist heute Morgen schon aufgefallen, dass meine Hose nicht mehr sitzt, sie fällt runter und ich muss sie immer wieder hochziehen, aber anscheinend sind mir die letzten Trekkings auch im Gesicht anzusehen. Innerhalb einer Woche ist dieses das vierte Trekking, dazu auch noch das anspruchsvollste von allen. Ich esse nur ein Ei und ein kleines Stück Ananas, mehr kriege ich nicht runter. Matthias ißt mit Appetit und das ist gut so, einer muss mich ja hochtragen. :-)

Um 7:45 sind wir am Treffpunkt im Hotel "Discover Rwanda Gisenyi Beach", wo wir auch unseren Wagen bis morgen lassen werden. Unser Guide Tresor, von Kasitu Tours, wartet schon auf uns. Wir nehmen ein Taxi und fahren zur Border "Grand Barriere" zur DR Kongo. Wir werden mit Tresor zu Fuß über die Grenze gehen.

Zuerst bekommen wir in einem großen, hallenartigen Raum den Stempel für die Ausreise aus Ruanda. Wir gehen jetzt alle drei zu Fuß in Richtung Kongo. Ein Beamter überprüft an der Schranke noch unsere Pässe. Er fragt, wohin wir wollen. In die DR Kongo, oder wohin kann man an dieser Border noch gehen?? No, no, Madame, sagt er, so einfach ist es nicht. Wir müssen zuerst unser Visum annullieren lassen. Ich muss mich verhört haben, oder mein Englisch ist noch schlechter geworden, oder der Beamte macht einen Witz, oder oder oder... Wir haben aus Deutschland ein teures "East Africa Tourist Visa", welches uns erlaubt, innerhalb von 3 Monaten in Uganda, Ruanda und Kenia so oft wir wollen ein- und auszureisen, soll heißen ein Multiple Entry Visa für jedes der 3 Länder, gültig 3 Monate. Der Beamte sagt, wir verlassen jetzt den Raum dieser 3 Länder und deswegen muss das Visum annulliert werden. Das steht aber nirgendwo und ich verstehe auch nicht die Logik. Ich verlasse Ruanda, ja, aber es ist doch egal, wohin ich reise. Ich erkläre dem Beamten, dass dies ein Multiple Entry Visa ist, aber er bleibt stur: wenn wir in die DR Kongo wollen, müssen wir unsere Visa für Ruanda und Uganda annulieren lassen, punkt! Und wie kommen wir morgen nach dem Trekking zurück nach Ruanda?? Er sagt, wir müssen morgen einen Antrag stellen und 30 USD pro Person zahlen. Wir müssen aber in ein paar Tagen nach Uganda, dafür haben wir auch kein Visum mehr, wenn dieses annulliert wird. Oh, kein Problem, nach Uganda dürfen wir auch wieder, wir müssen nur erneut einen Antrag stellen und 30 USD pro Person zahlen. Also praktisch alles so, als hätten wir kein Visum aus Deutschland. Wir schauen erschrocken zu Tresor, er nickt, aber die Entscheidung müssen wir treffen. Zur Beruhigung flüstert er noch, dass er uns später mehr dazu sagen wird, aber nicht jetzt und nicht hier. Und später erklärt er uns, dass das Ganze nur eine Geldmacherei ist. Die Geldmacherei geschieht aber auf unsere Kosten.

Wir haben keine andere Wahl, kehren zurück in die große Halle und, ich kann es selbst nicht glauben, lassen unsere Visa für Ruanda und Uganda annullieren. Der Beamte klatscht auf unsere Visa ein großes "USED". Nun stehen wir im Niemandsland zwischen Ruanda und Kongo und haben gar kein Visum mehr, für gar kein Land. Hoffen wir, dass wir morgen zurück nach Ruanda kommen dürfen.

Wir reisen zu Fuß in die DR Kongo und jetzt werden unsere Impfpässe und unsere Temperatur von einer sehr ernsten, kräftigen Dame geprüft. Tresor zeigt noch irgendwelche Dokumente und wir bekommen für die DR Kongo ein Visum von 14 Tagen. Immmerhin, wir haben jetzt irgendein Visum.

Auf der kongolesischen Seite wartet ein Auto samt Fahrer auf uns, das uns zum Virunga National Park bringen wird. Wir sind hier in Goma, einer Stadt von circa 1 Mio Einwohner, die 2002 durch den gewaltigen Ausbruch des Vulkans Nyiragongo teilweise zerstört wurde. Damals floss heiße Lava durch die Stadt und über den Flughafen, viele Menschen verloren ihre Häuser und ihr Leben, andere mussten nach Ruanda flüchten. Tresor erzählt, dass auch seine Eltern damals ihr Haus verloren haben, sie haben alles verloren und mussten nach Ruanda fliehen. Einen Tag davor haben die Nachbarländer eine Warnung rausgegeben, die aber von der kongolesischen Behörde ignoriert wurde. Einen Tag davor war Tresor sogar oben, am Vulkanrand, niemand ahnte etwas. Und am 17. Januar 2002 hörten die Menschen einen großen Knall, den Ausbruch.

Wir sehen viele dieser afrikanischen Holz-Fahrräder, die hier Tshukudu heißen, nach dem Geräusch, das das Fahrrad auf der Straße macht. Bei einer kleinen Stadtrundfahrt zeigt uns Tresor das Tshukudu-Denkmal, denn dieses Gefährt ist hier Kult! Wir fahren durch diese lebendige Stadt und wir merken, wir sind nicht mehr in Ruanda, die Armut ist überall präsent. Die Geschäfte sind klein und bescheiden, die Straßen sind voll. Am Stadtrand sind viele Unterkünfte aus Vulkansteinen gebaut, man sieht an manchen Stellen noch die Lavareste.

Das Tshukudu-Denkmal in Goma:

Die Stadt Goma:






















Wir verlassen die Stadt und die asphaltierte Straße und treffen auf eine Straßensperre mit Schranke, die von bewaffneten Soldaten kontrolliert wird. Tresor gibt dem Fahrer ein paar Scheine, die dem einen Soldaten diskret durch das geöffnete Fenster weitergereicht werden. Die Schranke öffnet sich und wir fahren weiter. Wir fragen nicht nach Details, aber diese Sperre kommt uns schon etwas merkwürdig vor. Ein paar Kilometer weiter fahren wir an einem UN-Stützpunkt vorbei und kurz vor 10 Uhr sind wir beim Kibati Ranger Camp, unserem Startpunkt für das Vulkan-Trekking. Die letzten 10-20 Meter sind steil und voller Geröll, so dass wir aussteigen und zu Fuß gehen müssen. Wir sind am Startpunkt!
Das letzte Stück:
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29 Sep 2017 15:27 #490909
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Fortsetzung
15. Tag
Samstag, 29. Juli 2017
Vulkantrekking Nyiragongo (DR Kongo)

Teil 2/4: Nyiragongo – der Aufstieg


Kurz vor 10 Uhr sind wir beim Kibati Ranger Camp des Virunga National Parks. Es ist Wochenende und fast ausgebucht, von möglichen 24 Plätzen für das Vulkan Trekking sind 23 besetzt. Hier treffen wir auch Amani, unseren privaten Koch, der für unsere Mahlzeiten während des Trekkings sorgen wird. Sowohl Tresor, unser privater Guide, als auch Amani, unser Koch, sind uns sehr sympathisch. Auf dem Trekking werden uns 3 bewaffnete Ranger begleiten, von denen Jean Paul der Chef der ganzen Expedition sein wird. Er wird ganz vorne laufen, er bestimmt das Tempo und die Pausen, er verteilt die Hütten, er trifft alle Entscheidungen. Es stehen auch noch etliche Jungs da, die das Gepäck tragen sollen, sogenannte Porter. Für 24 USD kann man einen Porter engagieren, der ein Gepäckstück von maximal 15 kg trägt. Wir können unseren Augen nicht trauen, als wir sehen, was für Gepäckstücke manche Touristen abgeben wollen. Ein Mitarbeiter von der Parkverwaltung läuft herum und spricht die Leute an. Eine Frau holt aus ihrem riesigen Rucksack 3 Wasserkanister a 5 Liter raus. Allein das wäre schon das maximale Gewicht! In den seitlichen Taschen sind Bücher zu sehen. Einige Teilnehmer tragen Sachen, die für ein Trekking nicht geeignet sind, Jeans und Straßenschuhe. Das wird noch weh tun...

Ich und Matthias haben jeweils einen leichten Rucksack mit Sachen, die auf dem Weg nach oben sofort greifbar sein müssen (Regenjacke, Regenhülle, Fleece-Jacke) und noch einen großen Rucksack mit Gepäck für die Übernachtung, der aber keine 6 kg wiegt und den wir einem Porter geben werden. Tresor entscheidet, dass er unseren Rucksack trägt, während der Porter den Rucksack mit Wasser, Lebensmitteln und unseren 2 Schlafsäcken bekommt. Dieser Rucksack ist schwerer, aber noch in Grenzen. Uns wird Joseph als Porter zugeteilt, ein sehr junger Mann, schüchtern, der uns sofort ebenfalls sympathisch ist.

Ein Mitarbeiter von der Parkverwaltung erklärt uns ein paar wichtige Sachen, unser Guide Tresor übersetzt auf Englisch, denn hier scheinen die meisten nur Französisch zu sprechen.
Das Trekking soll wie folgt verlaufen:
Der Startpunkt ist in circa 2000, der Endpunkt in circa 3500 Meter Höhe, insgesamt werden wir 1500 Meter Höhenunterschied auf einer Länge von 8 km durchlaufen.
In der ersten Etappe werden wir in 1 1/2 Stunden 200 Höhenmeter durch den Wald laufen.
In der zweiten Etappe steigen wir weitere 500 Höhenmeter auf einem Pfad mit Lava-Geröll.
In der dritten Etappe sind 400 Höhenmeter durch Wald und wieder über Lavageröll zu bewältigen.
Die letzten 400 Höhenmeter werden über Lavafelsgestein erklommen.
Zwischen den Etappen machen wir eine Viertel Stunde Pause.
Geschätzte Laufzeit 5-6 Stunden.

Einfahrt zu Virunga NP, früher Albert NP:

Am Startpunkt mit Tresor und Amani:

Am Startpunkt:

Am Startpunkt:

Bereit für den Start:


Um 10:30 Uhr ist es so weit und wir gehen los auf dem schmalen Pfad, einen nach dem anderen hinter unserem Anführer Jean Paul.

Nach kurzer Zeit bin ich aus der Puste, das Steigen kostet mich viel Energie. Ich versuche, das Tempo mitzuhalten, was dazu führt, dass ich kaum noch atmen kann. Eigentlich brauche ich nur öfter kurze Pausen, so circa 10 Sekunden, aber die Leute rennen an mir vorbei und ich möchte nicht zu weit zurückfallen. Wurde uns heute beim Briefing nicht gesagt, "This is not a competition!" ?? Außerdem wurde gesagt, dass die Stärksten hinten und die weniger Starken vorne laufen sollen, damit alle das Tempo mithalten. Davon ist hier nichts zu sehen! Vorne hat sich ein starker Kern gebildet, der das Tempo bestimmt. Fallen die letzteren zu weit zurück, wartet Jean Paul mit seiner vorderen Elitentruppe, bis wir sie eingeholt haben, dann starten sie sofort wieder, sodass wir aus dem hinteren Teil nie zu einer Pause kommen. Ich sage unserem Guide, dass ich eine kurze Pause brauche. Er ruft und pfeift, bis er Jean Paul erreicht und ich kriege meine Pause. Die reicht aber nicht mal, um einen Schluck Wasser zu trinken, wir werden zum Weitermarsch verdonnert! Nach eineinhalb Stunde sollten wir den ersten Pausenplatz erreichen, wir sind aber schon nach einer Stunde da. Das zeigt doch ganz deutlich, dass das Tempo zu schnell ist.

Der Koch und der Guide kommen zu mir und versuchen mit Obst und Keksen, mich zum Essen zu animieren. Mir ist aber übel und ich bin so aus der Puste, dass ich nicht mal antworten kann. Matthias übernimmt meinen Rucksack, jetzt muss er 2 Rucksäcke tragen, aber das hilft auch nicht viel, denn eigentlich wiegt mein Rucksack keine 3 kg. Ich kann mit diesem Höhenunterschied, mit dieser Steigung nicht umgehen. Zu Hause jogge ich regelmäßig 10-12 km und habe keine Probleme, als Vorbereitung bin ich sogar noch öfter joggen gewesen, hier gehts aber nur nach oben. Schwer, für Flachlandmenschen wie mich. Später hat mir Matthias gesagt, dass ich kreidenweiss im Gesicht war und schon blaue Lippen hatte.

Erster Pausenplatz, Amani macht gute Stimmung:

Und weiter auf dem Lavageröll:

Langsam, langsam:


Auf der zweiten Etappe hilft mir Matthias immer öfter, er zieht mich hoch und entweder Tresor oder Amani, einer ist immer hinter mir, um zu helfen. Ich will nicht zum Problemfall werden, vor allem weil ich weiß, dass kurze Pausen eine Lösung sind. So hat die Rangerin auf dem Dian Fossey Trail gemacht und es hat sehr gut funktioniert. Bei der nächsten Pause spreche ich Jean Paul direkt an, ich sage ihm, dass wir zu schnell sind und wir öfter eine kurze Pause brauchen. Jean Paul grinst ganz doof, sagt nichts und bei der nächsten Etappe ändert sich nichts. Inzwischen sind auch andere am Ende ihrer Kräfte. Der eine Mann, der Straßenschuhe trägt, kann kaum noch laufen. Ein anderer hat seinen großen Rucksack seinem Porter gegeben, der schon einen Monster-Rucksack trägt. Auch Joseph, unser Porter hat sich angeboten, meinen Rucksack zu übernehmen, aber das können wir nicht machen, denn, wie ich sehe, trägt er außer dem Rucksack mit Lebensmitteln, Wasser und Schlafsäcken auch noch eine rote Kiste um die Schulter, wo unser Koch Essen für unterwegs hat.

Der zweite Pausenplatz:

Da, ganz oben...

Kurze Pause:

Jetzt wird es besser:


Nach der nächsten Pause wird es etwas besser, denn ich warte nicht mehr, bis ich nicht mehr atmen kann und mache immer Pausen von 6-7 Sekunde, das hilft, ich finde langsam aber sicher mein Tempo. Außerdem habe ich eine Banane und Traubenzucker gegessen und Matthias hilft mir ständig.

Sehr, sehr ernst:

Ich bin so weit zurück gefallen, dass wir jetzt zusammen mit den Portern laufen:

Und noch eine kurze Pause:

Ein erloschener Krater - die Landschaft ist wirklich schön:


Irgendwann erreichen wir die alten Hütten und Tresor sagt, dass wir sehr schnell waren, wir werden schon um 16 Uhr das Ziel erreichen. Normalerweise sind sie erst gegen 17 Uhr da. "This is not a competition" wurde beim Briefing gesagt...

Jetzt ist es nur noch ein relativ kurzes Stück bis zu den Hütten, wir sehen sie schon, aber das ist der schlimmste Teil, es wird 45 – 60 Minuten dauern. Es geht nur noch steil, ganz steil nach oben über große, scharfkantige Lavasteine und einen Pfad gibt es nicht mehr, jeder klettert, wie er kann. Tresor und Amani gehen schon vor, sie müssen sich um die Hütte und die Kochstelle kümmern und jetzt ist es unser Porter Joseph, der uns von der Seite nicht mehr weicht und die Arme bereit hält, um uns zu helfen. Auf diesem Stück hält Matthias die ganze Zeit meine Hand fest und nach insgesamt 5 1/2 Stunden sind wir angekommen! Ohne seine Hilfe hätte ich es nie geschafft! Zurück wäre ich aber auch nicht gegangen! :-)

Man sieht schon die Hütten:

Bereit für das letzte Stück - Pause an den alten Hütten:
Letzte Änderung: 29 Sep 2017 15:51 von adriana.
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Fortsetzung
15. Tag
Samstag, 29. Juli 2017
Vulkantrekking Nyiragongo (DR Kongo)

Teil 3/4: Nyiragongo – on the top


Gegen 16 Uhr, nach circa 5 1/2 Stunden Trekking, erreichen wir die Hütten. Hinter uns klettern noch die letzten Touristen und ihre Porter hoch, aber an eine Pause wollen ich und Matthias gar nicht denken! Wir klettern mit den letzten Kräften weiter hoch bis zum Kraterrand, wir wollen es sehen! Wir schauen nach unten in den Krater und... wooow! Wow, wow, ich kann nicht mehr aufhören zu wow-en! :-) Die ganze Anstrengung ist sofort vergessen und mir kommen fast die Tränen, so grandios ist die Sicht! Ganz unten in dem terrassenförmigen Krater sieht man die Lava, schwarz beim Tageslicht und mit einigen roten, glühenden Stellen, aus denen Dampf aufsteigt. Wenn man den Kopf leicht über den Rand beugt, fühlt man die große Hitze im Gesicht. Man kann sogar das Geblubber der Lava hören. Tresor ist auch bei uns und sagt, dass er heute zum 96-sten Mal hier steht, aber so eine klare Sicht hat man nur selten. Rechts von dem großen Krater ist ein anderer, sehr kleiner und spitzer Krater zu sehen, der im Abstand von ein paar Minute mit einem "wummm!" kleine Lavafunken hoch spuckt, wie eine Fontaine. Von ihm fließt ein schmaler Lavafluß zum großen Krater. Wir kommen nicht mehr aus dem Staunen heraus, haben uns gemütlich auf die Erde gesetzt und schauen uns den Spektakel an. Der große Krater hat einen Durchschnitt von circa 1 km und wir sind ungefähr 500 Meter vom Vulkanzentrum entfernt. Was wir hier sehen und empfinden, ist mit Worten nicht zu beschreiben, schaut euch einfach die Bilder an.







Der kleine Vulkan:


Unsere Hütte ist die gleich neben der Koch-Hütte und ist lediglich mit 2 Matrazen ausgestattet, mehr würde auch nicht rein passen. Für die Touristen gibt es 12 Hütten mit Platz für jeweils 2 Personen, deswegen die maximale Teilnehmerzahl von 24. Die Ranger haben eine ältere Hütte, in der zweiten älteren Hütte ist die Kochstelle, wo Amani für uns kocht. Die Porter schlafen ein Stück weiter, an der letzten Pausenstation in den alten, ehemaligen Touristenhütten. Und es gibt auch ein Toilettenhäußchen mit 2 Plätzen! Dafür muss man circa 5 Minuten auf dem Lavageröll runter klettern, man kann sich an einem Seil festhalten. Die Toiletten haben keine Türen, dafür aber eine grandiose Sicht auf den erloschenen Nebenkrater.







Das Toilettenhäußchen:


Blick von dem Toilettenhäußchen:


Unsere Hütte:


Ich und Matthias sind die einzigen, die einen Koch und einen Guide haben. Wir sehen gerade, wie Amani sich an die Arbeit macht und frisches Gemüse schält. Hier, so weit weg von der Zivilisation, kocht er alles frisch!

Wir ziehen uns um, denn die Kleidung ist durchgeschwitzt, kommen wieder raus und gehen für eine längere Zeit gucken, wir können uns nicht satt sehen. Tresor kommt mit uns und erzählt, dass wir großes Glück mit dieser klaren Sicht haben. Manchmal kommen sie hier an und man kann so gut wie gar nichts sehen, sehr zum Ärger von Touristen, die dann fragen, wo die Sicht ist, die sie bei youtube gesehen haben. Wir lachen und sind schon ein bißchen schadenfroh.









Nach einer Stunde gehen wir in die Kochhütte. Amani hat eine leckere Suppe mit viel Gemüse und Würstchen gekocht, die ist jetzt mehr als willkommen! Nach diesem Starter holen wir unsere Stirnlampen und Jacken, denn es ist schon etwas kühler geworden. Wir gehen mit Tresor etwas abseits und genießen die Sicht auf den Lavasee im Dunkel. Jetzt ist es noch imposanter! Das Bild ändert sich von Minute zu Minute. Der kleine, spitze Minivulkan rechts errinert mich an Stromboli. Wir machen Fotos und plaudern lange mit Tresor. Er sagt dabei etwas, was uns sehr berührt. Die Menschen in DRC (wie man zu DR Kongo sagt) freuen sich sehr, wenn sie westliche Touristen sehen. Das ist für sie ein Zeichen, dass der Frieden ein Stück näher gerückt ist. Menschen, die sich nichts mehr als Frieden wünschen.

Tresor und Amani:


Leckere Suppe in der warmen Kochhütte:


3500 Meter hoch: die Frisur sitzt... bei Matthias! Bei mir steht!


Ein bißchen Werbung für die Schuhe :-) :


















Um 19 Uhr ruft Amani zum Tisch und es gibt ein fürstliches Dinner serviert auf echten Porzellantellern, mit Besteck und Servietten. Wir sitzen in der kleinen, warmen Kochhütte um das Feuer und fühlen uns wie in einer liebevollen Familie. In einem Topf dampft ein sehr leckerer Gemüseeintopf mit Soße, in einem anderen sind große Stücke Rindfleisch mit Sahnesoße, dazu gibt es noch Spaghetti mit einer anderen Soße. Unglaublich, was der Koch hier oben gezaubert hat. Es kommen auch andere Touristen, die sich wärmen und an unserer Kochstelle einen Kaffee oder Tee kochen.

Abendessen:


Sehr lecker:


Nach dem Essen gehen wir nochmal zum Krater und am liebsten würden wir die ganze Nacht draußen bleiben, aber die Müdigkeit macht sich fühlbar und gegen 21 Uhr gehen wir mit unseren Schlafsäcken in die Hütte schlafen. Wir schlüpfen gerade in unsere Schlafsäcke, als Matthias Magen sich meldet! Ähm, gerade hier... Ein paar Mal muss er mit der Stirnlampe raus, dann ist es wirklich Ruhe. Zumindest für ihn. Nachdem sein Magen sich beruhigt hat, schläft er sofort ein, was an einem gut hörbaren "hrrrr-gggrrrr" zu erkennen ist. Bei mir ist aber nicht so. Die warme Kochstelle ist weit weg, die Matraze sehr dünn, der Schlafsack auch nicht der Hit, kurz: ich friere! Eine halbe Stunde versuche ich vergeblich, die Kälte zu ignorieren, dann habe ich Eisbeine. Ich überlege mir, zu Matthias in den Schlafsack zu krabbeln, aber das ist doch Quatsch, zu zweit passen wir nicht rein. Ich stehe wieder auf, Stirnlampe an, alles anziehen, was man anziehen kann, Füsse in eine Decke einwickeln, die wir mitgenommen haben, wieder in den Schlafsack rein und warten. Ja, es wird besser, ich kann irgendwann einschlafen. Gute Nacht, Nyiragongo.

Gute Nacht, Nyiragongo:


Letzte Änderung: 02 Okt 2017 19:51 von adriana.
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